„Elfriede Balzar-Kopp“ – Versionsunterschied
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Von 1924 bis 1926 studierte Elfriede Balzar-Kopp im Zentrum des [[Kannenbäckerland]]es an der [[Hochschule Koblenz|Staatlichen Ingenieur- und Werkschule für Keramik]] in Höhr-Grenzhausen. Es waren nicht nur ihre bedeutenden Lehrer Dr. Hermann Bollenbach als Oberstudiendirektor der Meisterschule des deutschen Handwerks oder Professor Alfred Kamp bei denen sie eifrig studierte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Rudolf Vierhaus |Titel=Deutsche Biographische Enziklpädie |
Von 1924 bis 1926 studierte Elfriede Balzar-Kopp im Zentrum des [[Kannenbäckerland]]es an der [[Hochschule Koblenz|Staatlichen Ingenieur- und Werkschule für Keramik]] in Höhr-Grenzhausen. Es waren nicht nur ihre bedeutenden Lehrer Dr. Hermann Bollenbach als Oberstudiendirektor der Meisterschule des deutschen Handwerks oder Professor Alfred Kamp bei denen sie eifrig studierte.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Rudolf Vierhaus |Titel=Deutsche Biographische Enziklpädie |Sammelwerk=Aachen-Braniß |Band=2 |Verlag=Saur-München |Datum=2011 |Seiten=355}}</ref> Bei alteingesessenen [[Euler (Beruf)|Eulern]] war sie gern zu Gast, um sich in die Feinheiten dieses Handwerks einführen zu lassen, zum Beispiel in die damalige [[Redtechnik]] <ref>Wäller Heimat, Heimatjahrbuch des Westerwaldkreises 2012, Biografie Keramik, S.100-104 , Autor: Rolf P. Schwickert</ref>Danach gründete sie ihre eigene [[Töpferei|Töpferwerkstatt]] in [[Höhr-Grenzhausen]].1937 absolvierte Elfriede als erste deutsche Töpferin die Meisterprüfung.<ref name="Keramos">''Keramos'', Heft 66 (Dezember 1974), S. 41.</ref> 1943 war sie selbst [[Dozent|Dozentin]] an der Fachschule für Keramik. Sie referierte über [[Glasur (Keramik)|Glasuren]], Red- und Knibistechnik im Zusammenhang mit salzglasiertem Steinzeug.<ref name=":0" /> |
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=== Wirken bis 1945 === |
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[[Datei:Vase mit Red-Dekor.jpg|mini|Vase mit Knibis-Dekor|alternativtext=]]Sie machte sich die handwerklichen Erfahrungen der [[Euler (Beruf)|Euler]] zunutze und schätzte diese Eulerware in ihrer Bedeutung als [[Volkskunst]]. In einer [[Epoche]], in der die Frau die [[Frauenbewegung|Emanzipation]] ernst nahm, eröffnete sie 1927 eine eigene [[Töpferei|Töpferwerkstatt]] und fertigte fortan handwerklich Krüge, Kannen, Teller und Gefäße die unabhängig von der Industrieware einen eigenen Stil, ja eigene Techniken aufwiesen. Diese Keramiken gaben dem ganzen Ort Höhr-Grenzhausen jene künstlerischen Impulse, die das Töpferhandwerk wieder zu Ehren brachten, sodass gerade die Kleinbetriebe ihre Produktion bis heute mit Stolz im künstlerischen Wetteifer als qualitätsvolle Einzelstücke fertigen. Freilich standen am Anfang ihres Schaffens vor allem benutzbares keramisches [[Geschirr]] von einfacher, handlicher und unempfindlicher Form. Ihre Teekannen, Teller, Tassen, Krüge und Becher fanden gerade bei den Menschen guten Absatz, die nach den schweren Jahren der Inflation dauerhafte Anschaffungen machen wollten.<ref>Keramik in Deutschland 1955-1990, |
[[Datei:Vase mit Red-Dekor.jpg|mini|Vase mit Knibis-Dekor|alternativtext=]]Sie machte sich die handwerklichen Erfahrungen der [[Euler (Beruf)|Euler]] zunutze und schätzte diese Eulerware in ihrer Bedeutung als [[Volkskunst]]. In einer [[Ära|Epoche]], in der die Frau die [[Frauenbewegung|Emanzipation]] ernst nahm, eröffnete sie 1927 eine eigene [[Töpferei|Töpferwerkstatt]] und fertigte fortan handwerklich Krüge, Kannen, Teller und Gefäße die unabhängig von der Industrieware einen eigenen Stil, ja eigene Techniken aufwiesen. Diese Keramiken gaben dem ganzen Ort Höhr-Grenzhausen jene künstlerischen Impulse, die das Töpferhandwerk wieder zu Ehren brachten, sodass gerade die Kleinbetriebe ihre Produktion bis heute mit Stolz im künstlerischen Wetteifer als qualitätsvolle Einzelstücke fertigen. Freilich standen am Anfang ihres Schaffens vor allem benutzbares keramisches [[Essgeschirr|Geschirr]] von einfacher, handlicher und unempfindlicher Form. Ihre Teekannen, Teller, Tassen, Krüge und Becher fanden gerade bei den Menschen guten Absatz, die nach den schweren Jahren der Inflation dauerhafte Anschaffungen machen wollten.<ref name="keramik_in_D">Ingrid Vetter, Keramik in Deutschland, 1955-1990, Die Sammlung Hinder/Reimers des Landes Rheinland-Pfalz. Stuttgart, 197, S. 134</ref> |
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=== Kunsthandwerk nach 1945 === |
=== Kunsthandwerk nach 1945 === |
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Als sich die wirtschaftliche Lage verbessert, suchen [[Keramiker]] zunehmend nach experimentellen und individuellen Ausdrucksformen. Das keramische Gefäß löst sich aus seiner traditionellen Funktion und entwickelt sich zum autonomen Kunstobjekt. Die Form wird nach bildhauerischen Maßstäben bewertet und die [[Glasur (Keramik)|Glasur]] als malerisches Gestaltungsmittel gesehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Keramikmuseum Westerwald |url=https://www.keramikmuseum.de/die-sammlung |titel=Von der Angewandten zur Freien Kunst |
Als sich die wirtschaftliche Lage verbessert, suchen [[Keramiker]] zunehmend nach experimentellen und individuellen Ausdrucksformen. Das keramische Gefäß löst sich aus seiner traditionellen Funktion und entwickelt sich zum autonomen Kunstobjekt. Die Form wird nach bildhauerischen Maßstäben bewertet und die [[Glasur (Keramik)|Glasur]] als malerisches Gestaltungsmittel gesehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Keramikmuseum Westerwald |url=https://www.keramikmuseum.de/die-sammlung |titel=Von der Angewandten zur Freien Kunst |abruf=2021-01-18}}</ref> So auch Elfriede Balzar-Kopp. Sie griff bei ihrer Arbeit nicht auf die industriell und oft im [[Renaissance|Renaissancestil]] verfertigten Formen und Techniken des 19. Jahrhunderts zurück, sondern sie orientierte sich zunächst vielmehr an einheimischen Gefäßen des Barock. Die [[Redtechnik]] wurde von ihr mit frischem Leben erfüllt und als schwungvolle Ritzzeichnung in die Gefäßwandungen eingegraben. Dabei pflegte sie kein reines Nachahmen, keinen “formalen [[Historismus]]", sondern sie belebte die wiederentdeckte Technik mit neuen Figuren und [[Ornament|Ornamenten]], die die Menschen ihrer Zeit gezielt ansprachen. Ihre Ideen brachte sie mit schwungvollen Strich, großzügigen Bögen und kraftvollen Temperament an Figuren, Tellern und Kannen an. Manchmal verträumt, oft auch kokettierend sind dagegen ihre gedrehten [[Plastik (Kunst)|Plastiken]], die sie aus mehreren Grundformen zusammensetzten. Das „kölnische Braun" übernahm sie von der Industriekeramik und verwendete es kreativ neben dem Kobaltblau und dem Manganviolett. Ihre Kunst des Glasierens wurde bereits in einem in den 40er Jahren dargestellt als ,,eine Bereicherung des Althergebrachten”. Auch das [[Knibistechnik|Knibis-Dekor]] erlebte in ihrer Werkstatt für kunsthandwerkliches [[Steinzeug]] eine neue Renaissance. |
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Sie legte mit zunehmender Konsequenz und Wucht eine langen Weg zurück vom herkömmlich - Gegenständlichen hin zu einer ständig vereinfachenden neuen Sachlichkeit. Dabei reduzierte sie ihre Formen mehr und mehr. Sie führte sie auf wesentliche Gestaltungselemente zurück. Dies ist ein Übergang vom [[Realismus (Kunst)|Realismus]] zur [[Abstraktion]], der für viele Künstler des 20. Jahrhunderts kennzeichnend war. Ihre Tierplastiken aus Steinzeug wie Eulen, Elefanten, Bären usw. treffen das Typische. Allerdings nicht ohne [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|anatomischer Studien]], sondern vielmehr beim genauen Beobachten der Tiere im nahen Bauernhof. Sie baut Tierplastiken frei auf die alle durch eine vereinfachte, großflächige, oft ornamental dekorierte Form ausgezeichnet sind.<ref>{{Literatur |Autor=Gisela Reineking von Bock und Carl-Wolfgang Schümann |Titel=Keramik: vom Historismus bis z. Gegenwart |Hrsg=Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln |
Sie legte mit zunehmender Konsequenz und Wucht eine langen Weg zurück vom herkömmlich - Gegenständlichen hin zu einer ständig vereinfachenden neuen Sachlichkeit. Dabei reduzierte sie ihre Formen mehr und mehr. Sie führte sie auf wesentliche Gestaltungselemente zurück. Dies ist ein Übergang vom [[Realismus (Kunst)|Realismus]] zur [[Abstraktion]], der für viele Künstler des 20. Jahrhunderts kennzeichnend war. Ihre Tierplastiken aus Steinzeug wie Eulen, Elefanten, Bären usw. treffen das Typische. Allerdings nicht ohne [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|anatomischer Studien]], sondern vielmehr beim genauen Beobachten der Tiere im nahen Bauernhof. Sie baut Tierplastiken frei auf die alle durch eine vereinfachte, großflächige, oft ornamental dekorierte Form ausgezeichnet sind.<ref>{{Literatur |Autor=Gisela Reineking von Bock und Carl-Wolfgang Schümann |Titel=Keramik: vom Historismus bis z. Gegenwart |Hrsg=Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln |Datum=1975 |Seiten=73, 74}}</ref>In dieser Zeit für neue Ausdrucksformen in der Keramik machte in ihrer Töpferei [[Fritz Vehring]] von 1964 bis 1967 eine Töpferlehre. Heute ist [[Fritz Vehring|Prof. Vehring]] ein international bekannter Künstler.<ref name="keramik_in_D" /> |
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* 1937 [[Weltfachausstellung Paris 1937|Weltausstellung Paris]], Ehrenurkunde der ''Exposition Internationale'' |
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* 1938 Goldmedaille der Handwerksausstellung in Berlin |
* 1938 Goldmedaille der Handwerksausstellung in Berlin |
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* 1961 Bayerischer Staatspreis mit Goldmedaille. München |
* 1961 Bayerischer Staatspreis mit Goldmedaille. München |
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* 1962 Silbermedaille der Ausstellung Ceramique Internationale in Prag |
* 1962 Silbermedaille der Ausstellung Ceramique Internationale in Prag |
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* 1965 Ehrenpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft |
* 1965 Ehrenpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft „Deutsche Keramik der Gegenwart“ im Gewerbemuseum, Nürnberg |
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* 1973 Ehrenpreis für salzglasiertes Steinzeug, Westerwaldpreis für Keramik |
* 1973 Ehrenpreis für salzglasiertes Steinzeug, Westerwaldpreis für Keramik |
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*1974 Ausstellung "Objekte 74" in Wiesbaden |
* 1974 Ausstellung "Objekte 74" in Wiesbaden |
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* 1974 Bundesverdienstkreuz am Bande<ref name="Keramos" /> |
* 1974 Bundesverdienstkreuz am Bande<ref name="Keramos" /> |
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== Öffentliche Sammlungen == |
== Öffentliche Sammlungen == |
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Das [[Keramikmuseum Westerwald]] ist im Besitz bedeutender Objekte |
Das [[Keramikmuseum Westerwald]] ist im Besitz bedeutender Objekte von Elfriede Balzar-Kopp, die wechselnd in der Ausstellung zu sehen sind. Das Keramikmuseum schreibt bei "Objekt des Monats" : Das Werkschaffen von Elfriede Balzar-Kopp ist geprägt von den Einflüssen dieser “Neuen Sachlichkeit”. Seit Gründung ihrer Werkstatt im Jahre 1927 in Höhr-Grenzhausen hat sich die Keramikerin ununterbrochen mit der Reduktion von Formen und ihrer Rückführung auf wesentliche Gestaltungselemente auseinandergesetzt. Gleichzeitig trat sie vehement dafür ein, dass die Herstellung von salzglasiertem Steinzeug wieder als eine handwerklich hochstehende Töpferkunst anerkannt wird. Heute hat diese Technik selbst im Ausland, besonders in den USA, wieder begeisterte Nachahmer gefunden. Neben Elfriede Balzar-Kopp ist in diesem Zusammenhang auch [[Wim Mühlendyck]] zu nennen. Als beide ihre Werkstätten in Höhr Grenzhausen gründeten, war das heimische Töpfergewerbe nicht völlig ausgestorben. Aus alten Werkstätten hatten sich in der Gründerzeit Manufakturen entwickelt, die industriell große Mengen von Steinzeug herstellten und in viele Länder Europas exportierten. Das echte und gewachsene Töpferhandwerk aber war durch die Industrie zum Erliegen gekommen. Durch die Verdienste der beiden jungen Töpfer konnte es wieder aufleben.<ref>Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen, ]www.keramikmuseum.de/sammlung/objekt/dez/index.htm "Eine Westerwälder Powerfrau"], Website abgerufen 21.12.2000</ref> |
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In der [[Villa Ludwigshöhe|"Villa Ludwigshöhe]]" oberhalb von [[Edenkoben]] befindet sich seit dem Jahr 2005 das Schaudepot der international bedeutenden Sammlung des ehemaligen "Museums für Moderne Keramik", Deidesheim. In sieben Vitrinen wird ein interessantes Spektrum aus den Beständen der Sammlung Hinder gezeigt. Das Museum wurde von [[Jakob Wilhelm Hinder]] (1901-1976) begründet und nach seinem Tod von seiner langjährigen Mitarbeiterin, der Keramikerin [[Lotte Reimers]] weitergeführt. Das Land [[Rheinland-Pfalz]] übernahm die Sammlung 1993. Die 1.587 Objekte dokumentieren die Entwicklung der Keramik im Zeitraum von 1950 - 1990 in der Bundesrepublik Deutschland, ergänzt durch Werke bedeutender internationaler Keramiker.<ref>{{Internetquelle |
In der [[Villa Ludwigshöhe|"Villa Ludwigshöhe]]" oberhalb von [[Edenkoben]] befindet sich seit dem Jahr 2005 das Schaudepot der international bedeutenden Sammlung des ehemaligen "Museums für Moderne Keramik", Deidesheim. In sieben Vitrinen wird ein interessantes Spektrum aus den Beständen der Sammlung Hinder gezeigt. Das Museum wurde von [[Jakob Wilhelm Hinder]] (1901-1976) begründet und nach seinem Tod von seiner langjährigen Mitarbeiterin, der Keramikerin [[Lotte Reimers]] weitergeführt. Das Land [[Rheinland-Pfalz]] übernahm die Sammlung 1993. Die 1.587 Objekte dokumentieren die Entwicklung der Keramik im Zeitraum von 1950 - 1990 in der Bundesrepublik Deutschland, ergänzt durch Werke bedeutender internationaler Keramiker.<ref>{{Internetquelle |url=https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=48 |titel=Moderne Keramik |hrsg=Landessammlung RLP |abruf=2020-12-02}}</ref> Hinder reiste durch Deutschland – anfangs mit dem Ochsenkarren, später mit dem gemieteten Lastkraftwagen – und machte ihre Waren bekannt. Bald erweitert er sein Angebot um blaugraue Westerwälder [[Steinzeug|Steinzeugwaren]] aus den Werkstätten Balzar-Kopp und [[Wim Mühlendyck|Mühlendyck]] aus Höhr-Grenzhausen und um Arbeiten der Keramiker, die Neues wagten.<ref>Begleitheft zur Ausstellung, Verein Museum für moderne Keramik Deidesheim, 1. Vorsitzende Dr. Ingrid Vetter, 67480 Edenkoben</ref> In dieser Dauerausstellung werden u.a Exponate von Elfriede Balzar-Kopp und von ihrem Sohn Heiner Balzar ausgestellt.<ref>Ingrid Vetter (2007): Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts - Bestandskatalog der Sammlung Hinder/Reimers des Landes Rheinland-Pfalz. Stuttgart, S. 22; 74; 132; 271. (KVK)</ref> |
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== Weblinks == |
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* Landessammlung RLP, [[Villa Ludwigshöhe|Schloss Villa Ludwigshöhe]], [https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=listen&gesusa=226&instnr=48&cachesLoaded=true Moderne Keramik des 20. Jh.] |
* Landessammlung RLP, [[Villa Ludwigshöhe|Schloss Villa Ludwigshöhe]], [https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=listen&gesusa=226&instnr=48&cachesLoaded=true Moderne Keramik des 20. Jh.] |
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* Sammlung [https://www.keramikmuseum.de/ Keramikmuseum Westerwald] |
* Sammlung [https://www.keramikmuseum.de/ Keramikmuseum Westerwald] |
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Version vom 16. Februar 2021, 23:28 Uhr

Elfriede Balzar-Kopp (* 1. Juni 1904 in Bendorf; † 6. Januar 1983 in Höhr-Grenzhausen) war eine deutsche Keramikerin und Kunsthandwerkerin.
Leben und Wirken
Familie
Elfriede Balzar-Kopp, geb. Kopp, wurde am 1. Juni 1904 in Bendorf geboren und wuchs dort mit ihren beiden Schwestern auf. Im Jahr 1929 heiratete sie den Kaufmann Gustav-Adolf Balzar, mit dem sie die vier Kinder hatte.
Ausbildung:
Von 1924 bis 1926 studierte Elfriede Balzar-Kopp im Zentrum des Kannenbäckerlandes an der Staatlichen Ingenieur- und Werkschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen. Es waren nicht nur ihre bedeutenden Lehrer Dr. Hermann Bollenbach als Oberstudiendirektor der Meisterschule des deutschen Handwerks oder Professor Alfred Kamp bei denen sie eifrig studierte.[1] Bei alteingesessenen Eulern war sie gern zu Gast, um sich in die Feinheiten dieses Handwerks einführen zu lassen, zum Beispiel in die damalige Redtechnik [2]Danach gründete sie ihre eigene Töpferwerkstatt in Höhr-Grenzhausen.1937 absolvierte Elfriede als erste deutsche Töpferin die Meisterprüfung.[3] 1943 war sie selbst Dozentin an der Fachschule für Keramik. Sie referierte über Glasuren, Red- und Knibistechnik im Zusammenhang mit salzglasiertem Steinzeug.[1]
Wirken bis 1945
Sie machte sich die handwerklichen Erfahrungen der Euler zunutze und schätzte diese Eulerware in ihrer Bedeutung als Volkskunst. In einer Epoche, in der die Frau die Emanzipation ernst nahm, eröffnete sie 1927 eine eigene Töpferwerkstatt und fertigte fortan handwerklich Krüge, Kannen, Teller und Gefäße die unabhängig von der Industrieware einen eigenen Stil, ja eigene Techniken aufwiesen. Diese Keramiken gaben dem ganzen Ort Höhr-Grenzhausen jene künstlerischen Impulse, die das Töpferhandwerk wieder zu Ehren brachten, sodass gerade die Kleinbetriebe ihre Produktion bis heute mit Stolz im künstlerischen Wetteifer als qualitätsvolle Einzelstücke fertigen. Freilich standen am Anfang ihres Schaffens vor allem benutzbares keramisches Geschirr von einfacher, handlicher und unempfindlicher Form. Ihre Teekannen, Teller, Tassen, Krüge und Becher fanden gerade bei den Menschen guten Absatz, die nach den schweren Jahren der Inflation dauerhafte Anschaffungen machen wollten.[4]
Kunsthandwerk nach 1945

Als sich die wirtschaftliche Lage verbessert, suchen Keramiker zunehmend nach experimentellen und individuellen Ausdrucksformen. Das keramische Gefäß löst sich aus seiner traditionellen Funktion und entwickelt sich zum autonomen Kunstobjekt. Die Form wird nach bildhauerischen Maßstäben bewertet und die Glasur als malerisches Gestaltungsmittel gesehen.[5] So auch Elfriede Balzar-Kopp. Sie griff bei ihrer Arbeit nicht auf die industriell und oft im Renaissancestil verfertigten Formen und Techniken des 19. Jahrhunderts zurück, sondern sie orientierte sich zunächst vielmehr an einheimischen Gefäßen des Barock. Die Redtechnik wurde von ihr mit frischem Leben erfüllt und als schwungvolle Ritzzeichnung in die Gefäßwandungen eingegraben. Dabei pflegte sie kein reines Nachahmen, keinen “formalen Historismus", sondern sie belebte die wiederentdeckte Technik mit neuen Figuren und Ornamenten, die die Menschen ihrer Zeit gezielt ansprachen. Ihre Ideen brachte sie mit schwungvollen Strich, großzügigen Bögen und kraftvollen Temperament an Figuren, Tellern und Kannen an. Manchmal verträumt, oft auch kokettierend sind dagegen ihre gedrehten Plastiken, die sie aus mehreren Grundformen zusammensetzten. Das „kölnische Braun" übernahm sie von der Industriekeramik und verwendete es kreativ neben dem Kobaltblau und dem Manganviolett. Ihre Kunst des Glasierens wurde bereits in einem in den 40er Jahren dargestellt als ,,eine Bereicherung des Althergebrachten”. Auch das Knibis-Dekor erlebte in ihrer Werkstatt für kunsthandwerkliches Steinzeug eine neue Renaissance.
Sie legte mit zunehmender Konsequenz und Wucht eine langen Weg zurück vom herkömmlich - Gegenständlichen hin zu einer ständig vereinfachenden neuen Sachlichkeit. Dabei reduzierte sie ihre Formen mehr und mehr. Sie führte sie auf wesentliche Gestaltungselemente zurück. Dies ist ein Übergang vom Realismus zur Abstraktion, der für viele Künstler des 20. Jahrhunderts kennzeichnend war. Ihre Tierplastiken aus Steinzeug wie Eulen, Elefanten, Bären usw. treffen das Typische. Allerdings nicht ohne anatomischer Studien, sondern vielmehr beim genauen Beobachten der Tiere im nahen Bauernhof. Sie baut Tierplastiken frei auf die alle durch eine vereinfachte, großflächige, oft ornamental dekorierte Form ausgezeichnet sind.[6]In dieser Zeit für neue Ausdrucksformen in der Keramik machte in ihrer Töpferei Fritz Vehring von 1964 bis 1967 eine Töpferlehre. Heute ist Prof. Vehring ein international bekannter Künstler.[4]
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Gedrehte Gruppen
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Giraffe, Großplastik, salzglasiertes Steinzeug, 92 cm hoch
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"Die Flucht" ,salzglasiertes Steinzeug, 28 cm, Mitte der 50er- bis Anfang der 60er-Jahre
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Wildschwein, salzglasiertes Steinzeug, 13 cm, 1950
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Wandteller, salzglasiertes Steinzeug, Vogel-Red-Dekor, 30 cm, um 1972
Auszeichnungen und Ausstellungen
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Urkunde, 1937 Internationale Weltausstellung in Paris
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Plakat, 1965 Ausstellung Steinzeug Kunstgewerbeverein der Stadt Köln
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Plakat, 1966 Ausstellung, Kunstverein Frechen in Zusammenarbeit des Kunstgewerbemuseum Köln.
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Teil der Mustermappe von 1948
- 1937 Weltausstellung Paris, Ehrenurkunde der Exposition Internationale
- 1938 Goldmedaille der Handwerksausstellung in Berlin
- 1954 Diplom der Triennale Mailand
- 1958 EXPO 58 Weltausstellung Brüssel, Honorable Mention der Ceramic
- 1961 Bayerischer Staatspreis mit Goldmedaille. München
- 1962 Silbermedaille der Ausstellung Ceramique Internationale in Prag
- 1965 Ehrenpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft „Deutsche Keramik der Gegenwart“ im Gewerbemuseum, Nürnberg
- 1973 Ehrenpreis für salzglasiertes Steinzeug, Westerwaldpreis für Keramik
- 1974 Ausstellung "Objekte 74" in Wiesbaden
- 1974 Bundesverdienstkreuz am Bande[3]
Öffentliche Sammlungen
Das Keramikmuseum Westerwald ist im Besitz bedeutender Objekte von Elfriede Balzar-Kopp, die wechselnd in der Ausstellung zu sehen sind. Das Keramikmuseum schreibt bei "Objekt des Monats" : Das Werkschaffen von Elfriede Balzar-Kopp ist geprägt von den Einflüssen dieser “Neuen Sachlichkeit”. Seit Gründung ihrer Werkstatt im Jahre 1927 in Höhr-Grenzhausen hat sich die Keramikerin ununterbrochen mit der Reduktion von Formen und ihrer Rückführung auf wesentliche Gestaltungselemente auseinandergesetzt. Gleichzeitig trat sie vehement dafür ein, dass die Herstellung von salzglasiertem Steinzeug wieder als eine handwerklich hochstehende Töpferkunst anerkannt wird. Heute hat diese Technik selbst im Ausland, besonders in den USA, wieder begeisterte Nachahmer gefunden. Neben Elfriede Balzar-Kopp ist in diesem Zusammenhang auch Wim Mühlendyck zu nennen. Als beide ihre Werkstätten in Höhr Grenzhausen gründeten, war das heimische Töpfergewerbe nicht völlig ausgestorben. Aus alten Werkstätten hatten sich in der Gründerzeit Manufakturen entwickelt, die industriell große Mengen von Steinzeug herstellten und in viele Länder Europas exportierten. Das echte und gewachsene Töpferhandwerk aber war durch die Industrie zum Erliegen gekommen. Durch die Verdienste der beiden jungen Töpfer konnte es wieder aufleben.[7]
In der "Villa Ludwigshöhe" oberhalb von Edenkoben befindet sich seit dem Jahr 2005 das Schaudepot der international bedeutenden Sammlung des ehemaligen "Museums für Moderne Keramik", Deidesheim. In sieben Vitrinen wird ein interessantes Spektrum aus den Beständen der Sammlung Hinder gezeigt. Das Museum wurde von Jakob Wilhelm Hinder (1901-1976) begründet und nach seinem Tod von seiner langjährigen Mitarbeiterin, der Keramikerin Lotte Reimers weitergeführt. Das Land Rheinland-Pfalz übernahm die Sammlung 1993. Die 1.587 Objekte dokumentieren die Entwicklung der Keramik im Zeitraum von 1950 - 1990 in der Bundesrepublik Deutschland, ergänzt durch Werke bedeutender internationaler Keramiker.[8] Hinder reiste durch Deutschland – anfangs mit dem Ochsenkarren, später mit dem gemieteten Lastkraftwagen – und machte ihre Waren bekannt. Bald erweitert er sein Angebot um blaugraue Westerwälder Steinzeugwaren aus den Werkstätten Balzar-Kopp und Mühlendyck aus Höhr-Grenzhausen und um Arbeiten der Keramiker, die Neues wagten.[9] In dieser Dauerausstellung werden u.a Exponate von Elfriede Balzar-Kopp und von ihrem Sohn Heiner Balzar ausgestellt.[10]
Weblinks
- Landessammlung RLP, Schloss Villa Ludwigshöhe, Moderne Keramik des 20. Jh.
- Sammlung Keramikmuseum Westerwald
Einzelnachweis
- ↑ a b Rudolf Vierhaus: Deutsche Biographische Enziklpädie. In: Aachen-Braniß. Band 2. Saur-München, 2011, S. 355.
- ↑ Wäller Heimat, Heimatjahrbuch des Westerwaldkreises 2012, Biografie Keramik, S.100-104 , Autor: Rolf P. Schwickert
- ↑ a b Keramos, Heft 66 (Dezember 1974), S. 41.
- ↑ a b Ingrid Vetter, Keramik in Deutschland, 1955-1990, Die Sammlung Hinder/Reimers des Landes Rheinland-Pfalz. Stuttgart, 197, S. 134
- ↑ Keramikmuseum Westerwald: Von der Angewandten zur Freien Kunst. Abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Gisela Reineking von Bock und Carl-Wolfgang Schümann: Keramik: vom Historismus bis z. Gegenwart. Hrsg.: Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln. 1975, S. 73, 74.
- ↑ Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen, ]www.keramikmuseum.de/sammlung/objekt/dez/index.htm "Eine Westerwälder Powerfrau"], Website abgerufen 21.12.2000
- ↑ Moderne Keramik. Landessammlung RLP, abgerufen am 2. Dezember 2020.
- ↑ Begleitheft zur Ausstellung, Verein Museum für moderne Keramik Deidesheim, 1. Vorsitzende Dr. Ingrid Vetter, 67480 Edenkoben
- ↑ Ingrid Vetter (2007): Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts - Bestandskatalog der Sammlung Hinder/Reimers des Landes Rheinland-Pfalz. Stuttgart, S. 22; 74; 132; 271. (KVK)
Personendaten | |
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NAME | Balzar-Kopp, Elfriede |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Keramikerin und Kunsthandwerkerin |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1904 |
GEBURTSORT | Bendorf |
STERBEDATUM | 6. Januar 1983 |
STERBEORT | Höhr-Grenzhausen |