„Südossetien“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
ChrisM (Diskussion | Beiträge) K →Konflikt nach Machtwechsel in Adscharien: Orthografie |
→Konflikt nach Machtwechsel in Adscharien: Nordossetien |
||
Zeile 25: | Zeile 25: | ||
Südossetiens Regierung wandte sich scharf gegen die Errichtung des Polizeikontrollpunkts. Tiflis verlegte georgische Spezialeinheiten und Truppen des Innenministeriums an den Kontrollpunkt. Als Gegenmaßnahme blockierte Südossetiens Regierung georgischen Regierungsmitgliedern die Einfahrt in die Hauptstadt Zchinwali. Im Juli 2004 gab die südossetische Regierung Waffen an die einheimische Bevölkerung aus, führte Manöver durch. 50 georgische Soldaten der Friedenstruppe wurden von südossetischen Milizen entführt und auf dem Marktplatz von Zchinwali dem Fernsehen vorgeführt. Es kam zu Schußwechseln zwischen georgischen Soldaten und südossetischen Verbänden. |
Südossetiens Regierung wandte sich scharf gegen die Errichtung des Polizeikontrollpunkts. Tiflis verlegte georgische Spezialeinheiten und Truppen des Innenministeriums an den Kontrollpunkt. Als Gegenmaßnahme blockierte Südossetiens Regierung georgischen Regierungsmitgliedern die Einfahrt in die Hauptstadt Zchinwali. Im Juli 2004 gab die südossetische Regierung Waffen an die einheimische Bevölkerung aus, führte Manöver durch. 50 georgische Soldaten der Friedenstruppe wurden von südossetischen Milizen entführt und auf dem Marktplatz von Zchinwali dem Fernsehen vorgeführt. Es kam zu Schußwechseln zwischen georgischen Soldaten und südossetischen Verbänden. |
||
Am [[11. Juli]] [[2004]] verständigten sich Georgien und Südossetien auf einen Waffenstillstand. Am [[15. Juli]] [[2004]] unterzeichneten Südossetien, Georgien und Russland in [[Moskau]] ein Protokoll, das eine Entmilitarisierung Südossetiens vorsieht. Georgien sollte außer 500 Friedenssoldaten alle Einheiten abziehen, Südossetien abchasische und |
Am [[11. Juli]] [[2004]] verständigten sich Georgien und Südossetien auf einen Waffenstillstand. Am [[15. Juli]] [[2004]] unterzeichneten Südossetien, Georgien, Nordossetien und Russland in [[Moskau]] ein Protokoll, das eine Entmilitarisierung Südossetiens vorsieht. Georgien sollte außer 500 Friedenssoldaten alle Einheiten abziehen, Südossetien abchasische und nordossetische Freischärler aus dem Land weisen. |
||
== Literatur == |
== Literatur == |
Version vom 19. Juli 2004, 22:48 Uhr
Datei:Ge-so.jpg |
Das im Kaukasus gelegene unabhängige Gebiet Südossetien (georgisch Zchinwali, ossetisch Республикæ Хуссар Ирыстон, Xyssar Iryston, russisch Республика Южная Осетия, Yuzhnaya Osetiya) gehört zu Georgien, hat sich jedoch für unabhängig erklärt. Hauptstadt ist Zchinwali. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 3.885 Quadratkilometern. Das südlich des Kaukasushauptkamms gelegene gebirgige Land liegt auf einer Höhe von 1.000 bis 4.000 Metern über dem Meeresspiegel. Von den 1989 hier lebenden 164.000 Osseten wurden nach Krieg und Abwanderung 2002 nur noch 38.000 gezählt. Die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren sind Getreide, Obst und Wein sowie der Gütertransport nach Russland.
Die Osseten wanderten im Mittelalter aus Gebieten südlich des Don in den Kaukasus ein. Nordossetien trat 1774 dem Russischen Reich bei. Südossetien gehörte zu Georgien, das 1801 ebenfalls Russland eingegliedert wurde. 1921 war das Gebiet Teil der von Russland unabhängigen Demokratischen Republik Georgien. 1922 wurde es als Südossetischer Autonomer Oblast Georgiens Teil der Sowjetunion.
Am 10. November 1989 beschloss der Oberste Sowjet des Oblast die Gründung einer Südossetischen Autonomen Sowjetrepublik, die von der Sowjetunion wieder abgeschafft wurde. Es kam zum ersten Südossetienkonflikt, der bis Januar 1990 dauerte. Georgische Nationalisten belagerten Zchinwali. Truppen des sowjetischen Innenministeriums versuchten, die verfeindeten Seiten zu trennen.
Am 20. September 1990 erklärte sich Südossetien als Demokratische Sowjetrepublik erneut unabhängig. Georgische Milizen marschierten in das Gebiet ein. In Zchinwali wurden Häuser von Georgiern angezündet. 37.000 Osseten flohen nach Russland, 30.000 Georgier flohen nach Georgien und strandeten zumeist in Tiflis. Russland entsandte Truppen, die zumeist auf Seiten der Südosseten eingriffen. Am 1. September 1991 benannte sich das Gebiet in Republik Südossetien um. Im Juni 1992 unterzeichneten der russische Präsident Boris Jelzin und Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse in Sotschi ein Waffenstillstandsabkommen. Seither sichert eine etwa 1.500-köpfige Friedenstruppe von Russen, Osseten und Georgiern den Frieden. Sie wird von einer gemischten Kontrollkommission, in der Georgien, Russland, Süd- und Nordossetien vertreten sind, beaufsichtigt.
Die Abspaltung von Georgien hat die Wirtschaft der Region stark geschwächt. Offiziell sind 40%, inoffiziell 60% der Einwohner arbeitslos. Südossetien ist ein wichtiger Marktplatz für den Transit von Gütern von Georgien nach Russland geworden. Am Roki-Tunnel, der die Grenze zu Russland bildet, werden lediglich 3% Zoll erhoben, während es sonst an der georgisch-russischen Grenze 25% sind. Zugleich ist die Transkaukasische Autobahn durch Südossetien eine Hauptroute für Schmuggel, Drogen- und Waffenhandel. Nach Schätzungen des russischen Zolls betrug der Wert der geschmuggelten Güter im Jahr 1996 fast eine halbe Milliarde US-Dollar. Die Wirtschaft des Gebiets liegt weitgehend in der Hand organisierter Kriminalität.
Staatschef Südossetiens von 1993 bis 2001 war Ludwig Tschibirow, ein Geschichtsprofessor. 2002 wurde Eduard Kokoity zum Präsidenten gewählt. Er strebt eine Vereinigung Süd- und Nordossetiens innerhalb Russlands an. Im August 2003 unterzeichnete er mit der russischen Republik Kabardino-Balkarija einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag. Am 24. November 2003 bezeichnete Kokoity Südossetien bereits als russisches Territorium.
Obgleich Südossetien eine eigene Sprache hat, ist die Amtssprache russisch. Währung ist der russische Rubel. Die Einwohner Südossetiens sind von der Visumregelung Russlands ausgenommen, die für Georgier gilt. 56% der Einwohner haben die russische Staatsbürgerschaft angenommen.
Konflikt nach Machtwechsel in Adscharien
Die Regierung in Tiflis beabsichtigt, Südossetien nach dem Modell des Machtwechsels in Adscharien wieder in Georgien einzugliedern. Außenministerin Salome Surabischwili sagte im Mai 2004, das bedeute am Anfang Dialog und dann eine friedliche Regelung der Probleme. Südossetiens Parlamentssprecher, Teimuras Mamsurow, warnte vor einem negativen Effekt.
Seit Ende Mai nimmt die Zentralregierung in Tiflis wieder verstärkt ihre Rechte in Südossetien wahr. Sie errichtete 10 Kilometer von Zchinwali entfernt an der von Russland kommenden Militärstraße einen Polizeikontrollpunkt gegen Schmuggler. Präsident Saakaschwili kündigte an, Georgien beabsichtige, in Zchinwali Zentren zu eröffnen, um Pensionen an die Bevölkerung zu zahlten. Zugleich werde die Regierung Südossetiens Hauptstadt mit einem Ambulanzdienst ausrüsten, Gratis-Dünger an die Bauern abgegeben und Fernsehprogramme in ossetischer Sprache ausstrahlen.
Südossetiens Regierung wandte sich scharf gegen die Errichtung des Polizeikontrollpunkts. Tiflis verlegte georgische Spezialeinheiten und Truppen des Innenministeriums an den Kontrollpunkt. Als Gegenmaßnahme blockierte Südossetiens Regierung georgischen Regierungsmitgliedern die Einfahrt in die Hauptstadt Zchinwali. Im Juli 2004 gab die südossetische Regierung Waffen an die einheimische Bevölkerung aus, führte Manöver durch. 50 georgische Soldaten der Friedenstruppe wurden von südossetischen Milizen entführt und auf dem Marktplatz von Zchinwali dem Fernsehen vorgeführt. Es kam zu Schußwechseln zwischen georgischen Soldaten und südossetischen Verbänden.
Am 11. Juli 2004 verständigten sich Georgien und Südossetien auf einen Waffenstillstand. Am 15. Juli 2004 unterzeichneten Südossetien, Georgien, Nordossetien und Russland in Moskau ein Protokoll, das eine Entmilitarisierung Südossetiens vorsieht. Georgien sollte außer 500 Friedenssoldaten alle Einheiten abziehen, Südossetien abchasische und nordossetische Freischärler aus dem Land weisen.
Literatur
- L. A. Karbelasvili: Jugo-Osetija. Izd. Akad. Nauk. Gruzin. SSR, Tbilisi 1962
- Helsinki Watch (Hrsg.): Bloodshed in the Caucasus: violations of humanitarian law and human rights in the Georgia-South Ossetia conflict. Human Rights Watch, New York, NY 1992, ISBN 1-56432-058-8
- Avtandil M. Mentesasvili: Trouble in the Caucasus. Nova Science Publ., Commack, New York 1995, ISBN 1-56072-177-4
- Dennis Sammut, Nikola Cvetkovski: The Georgia-South Ossetia conflict. Verification Technology Information Centre, London 1996, ISSN ISBN 1899548068
- Tim Potier: Conflict in Nagorno-Karabakh, Abkhazia and South Ossetia: a legal appraisal. Kluwer Law International, The Hague 2001, ISBN 90-411-1477-7