„Stiftung ICP München“ – Versionsunterschied
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| ⚫ | Die gemeinnützige '''Stiftung ICP München''' ('''Integrationszentrum für Cerebralparesen''', ehemals '''Spastikerzentrum München''') ist eine Rehabilitationseinrichtung für Behinderte. Sie richtet sich vor allem an einen Personenkreis mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen, wie z. B. der [[Infantile Cerebralparese|Infantilen Cerebralparese]]. Das Ziel dieser Einrichtungen ist es, mit Hilfe einer individuellen Förderung eine berufliche und soziale Integration zu ermöglichen. Dabei wirken schulische, medizinische, pflegerische, therapeutische und pädagogische Maßnahmen interdisziplinär zusammen. |
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{{QS-Antrag|28. August 2018|2=straffen. Zu viele Allgemeinbetrachtungen, Gliederung falsch --[[Benutzer:Schnabeltassentier|Schnabeltassentier]] ([[Benutzer Diskussion:Schnabeltassentier|Diskussion]]) 03:26, 28. Aug. 2018 (CEST)}} |
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| ⚫ | Die gemeinnützige '''Stiftung ICP München''' (Integrationszentrum für Cerebralparesen, ehemals Spastikerzentrum München) ist eine Rehabilitationseinrichtung für Behinderte. Sie richtet sich vor allem an einen Personenkreis mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen, wie z. |
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Dazu kommen [[Soziale Inklusion|inklusive]] und [[Integration (Soziologie)|integrative]] Angebote. |
Dazu kommen [[Soziale Inklusion|inklusive]] und [[Integration (Soziologie)|integrative]] Angebote. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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1957 gründete sich der „Verein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder“ auf Initiative von Albert Göb. Der Verein richtete das Münchener „Spastiker-Zentrum“ ein, in dem Kinder mit einer Cerebralparese behandelt werden konnten. Dies war die erste Spezialeinrichtung dieser Art in der Bundesrepublik. <ref>[https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/sendling/60-jahre-ist-ein-stueck-zeitgeschichte,107043.html |
1957 gründete sich der „Verein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder“ auf Initiative von Albert Göb. Der Verein richtete das Münchener „Spastiker-Zentrum“ ein, in dem Kinder mit einer Cerebralparese behandelt werden konnten. Dies war die erste Spezialeinrichtung dieser Art in der Bundesrepublik. <ref>[https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/sendling/60-jahre-ist-ein-stueck-zeitgeschichte,107043.html 60 Jahre ist ein Stück Zeitgeschichte – Münchner Wochenanzeiger, 9. Juli 2018]</ref> Göb war damals leitender Oberarzt der Orthopädischen Universitäts-Poliklinik in der Pettenkoferstraße in München sowie stellvertretender Landesarzt für Körperbehinderte. Bis 1990 war Göb ärztlicher Leiter und Vorsitzender des Vereins. <ref>[http://www.aekbv.de/images/stories/maea/MaeA_03_2011.pdf#page=14 Münchner Ärztliche Anzeigen, Nr. 3/2011]</ref> Nach einer anfänglichen provisorischen Unterbringung in einem Raum der Orthopädischen Klinik zog das „Spastiker-Zentrum“ 1960 in ein umgebautes Waschhaus auf dem Gelände eines Altenheims in der Garmischer Straße 241. |
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Nach einer anfänglichen provisorischen Unterbringung in einem Raum der Orthopädischen Klinik zog das „Spastiker-Zentrum“ 1960 in ein umgebautes Waschhaus auf dem Gelände eines Altenheims in der Garmischer Straße 241. |
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Das Spektrum der Fördermaßnahmen erweiterte sich in den Folgejahren: |
Das Spektrum der Fördermaßnahmen erweiterte sich in den Folgejahren: |
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1974 erfolgte die Einrichtung des [[Berufsbildungswerk|Berufsbildungswerks]] (BBW) im ICP <ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/ausbildung Berufsbildungswerk (BBW) im ICP]</ref>. Als eines der ersten BBW in Deutschland ermöglichte |
1974 erfolgte die Einrichtung des [[Berufsbildungswerk|Berufsbildungswerks]] (BBW) im ICP <ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/ausbildung Berufsbildungswerk (BBW) im ICP]</ref>. Als eines der ersten BBW in Deutschland ermöglichte Menschen mit Cerebralparese über den Weg einer qualifizierten Berufsausbildung den Einstieg in den Arbeitsmarkt. |
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1997 eröffnete der Verein das MFZ (Münchner Förderzentrum) im Münchner Stadtteil [[Giesing]], 2008 folgte das MFZ im Stadtteil [[Freimann]]. Diese Einrichtung bieten Wohnung, Ausbildung, Therapie und Beschäftigung für Erwachsene mit einer Körperbehinderung.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/Muenchner-Foerderzentrum/muenchner-foerderzentrum.htm MFZ (Münchner Förderzentrum)]</ref> |
1997 eröffnete der Verein das MFZ (Münchner Förderzentrum) im Münchner Stadtteil [[Giesing]], 2008 folgte das MFZ im Stadtteil [[Freimann]]. Diese Einrichtung bieten Wohnung, Ausbildung, Therapie und Beschäftigung für Erwachsene mit einer Körperbehinderung.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/Muenchner-Foerderzentrum/muenchner-foerderzentrum.htm MFZ (Münchner Förderzentrum)]</ref> |
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2002 wurde das „Spastiker-Zentrum“ abgerissen und der Grundstein für einen Neubau gelegt, der 2004 fertiggestellt wurde. In dem neuen Gebäude sind alle Angebote für Kinder und Jugendliche, sowie das Berufsbildungswerk untergebracht. Das Spastiker-Zentrum wurde in „ICP – Integrationszentrum für Cerebralparesen“ umbenannt. |
2002 wurde das „Spastiker-Zentrum“ abgerissen und der Grundstein für einen Neubau gelegt, der 2004 fertiggestellt wurde. In dem neuen Gebäude sind alle Angebote für Kinder und Jugendliche, sowie das Berufsbildungswerk untergebracht. Das Spastiker-Zentrum wurde in „ICP – Integrationszentrum für Cerebralparesen“ umbenannt. |
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== Tätigkeitsfelder == |
== Tätigkeitsfelder == |
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Die Angebote der ICP reichen von der medizinisch-therapeutischen Betreuung, der schulischen und heilpädagogischen Förderung über die Ausbildung, Beschäftigung und Pflege bis zu verschiedenen Wohnformen. |
Die Angebote der ICP reichen von der medizinisch-therapeutischen Betreuung, der schulischen und heilpädagogischen Förderung über die Ausbildung, Beschäftigung und Pflege bis zu verschiedenen Wohnformen. |
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Das Ziel ist dabei eine große Selbstständigkeit für die Betroffenen zu erreichen. |
Das Ziel ist dabei eine große Selbstständigkeit für die Betroffenen zu erreichen. |
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In allen Einrichtungen der Stiftung ICP sind vier Fachärzte tätig. Sie verantworten die medizinische Behandlung und kooperieren mit Kliniken und niedergelassenen Praxen. Sie sind mit den Therapeuten vernetzt. Interdisziplinäre Teams aus allen Bereichen erarbeiten gemeinsam Ziele für jeden Einzelnen und erstellen einen individuellen Förderplan für die Behandlung. |
In allen Einrichtungen der Stiftung ICP sind vier Fachärzte tätig. Sie verantworten die medizinische Behandlung und kooperieren mit Kliniken und niedergelassenen Praxen. Sie sind mit den Therapeuten vernetzt. Interdisziplinäre Teams aus allen Bereichen erarbeiten gemeinsam Ziele für jeden Einzelnen und erstellen einen individuellen Förderplan für die Behandlung. |
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=== Postoperative Rehabilitation |
=== Postoperative Rehabilitation === |
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Kinder und Jugendliche, die eine Einrichtung der Stiftung besuchen, können nach einer Operation im ICP München eine stationäre Nachbehandlung mit allen notwendigen Maßnahmen erhalten. |
Kinder und Jugendliche, die eine Einrichtung der Stiftung besuchen, können nach einer Operation im ICP München eine stationäre Nachbehandlung mit allen notwendigen Maßnahmen erhalten. |
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In dieser Rehabilitation können die jungen Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus der Klinik aktiv werden. Dabei können die vertraute Umgebung sowie die baldige Rückkehr in Schule und heilpädagogische Tagesstätte die Genesung fördern. |
In dieser Rehabilitation können die jungen Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus der Klinik aktiv werden. Dabei können die vertraute Umgebung sowie die baldige Rückkehr in Schule und heilpädagogische Tagesstätte die Genesung fördern.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/medizin-und-therapie/postoperative-rehabilitation Postoperative Rehabilitation]</ref> |
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=== Angebote für Kinder und Jugendliche im ICP München === |
=== Angebote für Kinder und Jugendliche im ICP München === |
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Die heilpädagogische Tagesstätte des ICP besteht aus 16 Gruppen mit insgesamt 168 Plätzen. Der Schwerpunkt liegt in der heilpädagogischen Förderung der individuellen Fähigkeiten sowie der Sozialkompetenz. |
Die heilpädagogische Tagesstätte des ICP besteht aus 16 Gruppen mit insgesamt 168 Plätzen. Der Schwerpunkt liegt in der heilpädagogischen Förderung der individuellen Fähigkeiten sowie der Sozialkompetenz. |
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==== Luise-Kiesselbach-Schule: Private Förderschule des ICP |
==== Luise-Kiesselbach-Schule: Private Förderschule des ICP ==== |
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Die Luise-Kiesselbach-Förderschule gliedert sich in die schulvorbereitende Einrichtung (ab dem vierten Lebensjahr bis zum Schuleintritt), die Grund- (Jahrgangsstufen 1-4), Mittel- (Jahrgangsstufen 5-9) und Berufsschulstufe (Jahrgangsstufen 10–12). |
Die Luise-Kiesselbach-Förderschule gliedert sich in die schulvorbereitende Einrichtung (ab dem vierten Lebensjahr bis zum Schuleintritt), die Grund- (Jahrgangsstufen 1-4), Mittel- (Jahrgangsstufen 5-9) und Berufsschulstufe (Jahrgangsstufen 10–12). |
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Die Klassenzusammensetzung erfolgt in erster Linie nach dem Alter der Schüler. Je nach Bedarf werden sie entweder nach dem Lehrplan für den Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ oder nach dem Förderschwerpunkt „Lernen“ unterrichtet. |
Die Klassenzusammensetzung erfolgt in erster Linie nach dem Alter der Schüler. Je nach Bedarf werden sie entweder nach dem Lehrplan für den Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ oder nach dem Förderschwerpunkt „Lernen“ unterrichtet. |
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Unterrichtsphasen in der Klasse (Sachunterricht, Exkursionen, Schulfeste) wechseln sich ab mit dem Lernen in leistungshomogenen Lernschienen (Deutsch, Mathematik) und der Arbeit in Kleingruppen (Hauswirtschaft, Werken). |
Unterrichtsphasen in der Klasse (Sachunterricht, Exkursionen, Schulfeste) wechseln sich ab mit dem Lernen in leistungshomogenen Lernschienen (Deutsch, Mathematik) und der Arbeit in Kleingruppen (Hauswirtschaft, Werken).<ref>[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sendling-westpark-ein-grosser-schritt-1.2674723 Luise-Kiesselbach-Schule: „Ein großer Schritt“, SZ, 1. Oktober 2015]</ref> |
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==== Luise-Kiesselbach-Schule: Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des ICP |
==== Luise-Kiesselbach-Schule: Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des ICP ==== |
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| ⚫ | Die Luise-Kiesselbach-Berufsschule besuchen sowohl Auszubildende des Berufsbildungswerk des ICP als auch externe Auszubildende. Die Schule gliedert sich in Klassen zur Berufsvorbereitung und in Fachklassen für die Berufsfelder Büro, Metall, Hauswirtschaft und IT. Die Schüler können zusätzlich zum beruflichen Abschluss auch den Mittelschulabschluss oder den Mittleren Schulabschluss sowie das KMK-Englisch-Zertifikat erwerben.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/ausbildung/foerderberufsschule Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des ICP]</ref> |
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| ⚫ | Die Luise-Kiesselbach-Berufsschule besuchen sowohl Auszubildende des Berufsbildungswerk des ICP als auch externe Auszubildende. Die Schule gliedert sich in Klassen zur Berufsvorbereitung und in Fachklassen für die Berufsfelder Büro, Metall, Hauswirtschaft und IT. Die Schüler können zusätzlich zum beruflichen Abschluss auch den Mittelschulabschluss oder den Mittleren Schulabschluss sowie das KMK-Englisch-Zertifikat erwerben. |
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==== Das Berufsbildungswerk (BBW) im ICP |
==== Das Berufsbildungswerk (BBW) im ICP ==== |
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Im Berufsbildungswerk (BBW) des ICP München können junge Menschen mit einer Körperbehinderung eine überbetriebliche Ausbildung in fünf Berufsfeldern (Büro und Verwaltung, Hauswirtschaft, Metall, Druck, Orthopädietechnik) absolvieren. Ziel des BBW ist es, die Auszubildenden durch geeignete Berufe und in enger Zusammenarbeit mit Kooperationsbetrieben individuell und praxisgerecht zu qualifizieren und ihnen damit den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. 2017 haben alle 40 Auszubildenden des BBW ihre IHK-Abschlussprüfung erfolgreich absolviert. <ref> [https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/mc3bcnchen/wir-brauchen-sie,94044.html |
Im Berufsbildungswerk (BBW) des ICP München können junge Menschen mit einer Körperbehinderung eine überbetriebliche Ausbildung in fünf Berufsfeldern (Büro und Verwaltung, Hauswirtschaft, Metall, Druck, Orthopädietechnik) absolvieren. Ziel des BBW ist es, die Auszubildenden durch geeignete Berufe und in enger Zusammenarbeit mit Kooperationsbetrieben individuell und praxisgerecht zu qualifizieren und ihnen damit den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. 2017 haben alle 40 Auszubildenden des BBW ihre IHK-Abschlussprüfung erfolgreich absolviert.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/ausbildung Berufsbildungswerk (BBW) im ICP]</ref><ref> [https://www.wochenanzeiger-muenchen.de/mc3bcnchen/wir-brauchen-sie,94044.html „Wir brauchen Sie!“ Münchner Wochenanzeiger, 23.07.2017]</ref> |
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Zusätzlich hierzu wurde ab 2018 ein eigenständiger Berufsbildungsbereich als „anderer Anbieter“ betrieben. Dabei begleiten Ausbilder, Sozialpädagogen und nach Bedarf Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Psychologen die Ausbildung und den Übergang ins Berufsleben. Wohnmöglichkeiten sowie Berufsvorbereitung ergänzen das Programm. |
Zusätzlich hierzu wurde ab 2018 ein eigenständiger Berufsbildungsbereich als „anderer Anbieter“ betrieben. Dabei begleiten Ausbilder, Sozialpädagogen und nach Bedarf Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Psychologen die Ausbildung und den Übergang ins Berufsleben. Wohnmöglichkeiten sowie Berufsvorbereitung ergänzen das Programm. |
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Die Stiftung ICP München bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen, die aufgrund ihrer Körperbehinderung geringe Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. |
Die Stiftung ICP München bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen, die aufgrund ihrer Körperbehinderung geringe Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. |
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==== Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) |
==== Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) ==== |
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| ⚫ | Die ICP-Werkstatt ist eine Spezialwerkstatt für Menschen mit einer Cerebralparese oder anderen neuroorthopädischen Erkrankungen, die keine Berufsausbildung absolvieren können, deren Behinderung aber eine Berufstätigkeit zulässt. Neben der Werkstatt wird ein eigenständiger Berufsbildungsbereich (BBB) angeboten.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/arbeit-und-beschaeftigung/werkstatt-fu-r-behinderte-menschen Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM)]</ref> |
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| ⚫ | Die ICP-Werkstatt ist eine Spezialwerkstatt für Menschen mit einer Cerebralparese oder anderen neuroorthopädischen Erkrankungen, die keine Berufsausbildung absolvieren können, deren Behinderung aber eine Berufstätigkeit zulässt. Neben der Werkstatt wird ein eigenständiger Berufsbildungsbereich (BBB) angeboten. |
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Die Arbeitsangebote passen sich der individuellen Leistungsfähigkeit der Beschäftigten an. Berufsbildende und arbeitspädagogische Angebote sollen die Leistungsfähigkeit erhalten und weiterentwickeln. Im Idealfall können die Teilnehmer die volle Erwerbsfähigkeit und eine Vermittlung auf dem ersten Arbeitsmarkt erreichen. |
Die Arbeitsangebote passen sich der individuellen Leistungsfähigkeit der Beschäftigten an. Berufsbildende und arbeitspädagogische Angebote sollen die Leistungsfähigkeit erhalten und weiterentwickeln. Im Idealfall können die Teilnehmer die volle Erwerbsfähigkeit und eine Vermittlung auf dem ersten Arbeitsmarkt erreichen. |
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==== Förderstätte ==== |
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==== Förderstätte<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/arbeit-und-beschaeftigung/foerderstaette Förderstätte]</ref> ==== |
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In der Förderstätte arbeiten Behinderte nach Abschluss der Schulpflicht, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht in einer WfbM arbeiten können. Eine ganzheitliche Förderung soll sie auf die Tätigkeit in einer WfbM vorbereiten oder bestehende Fähigkeiten entwickeln und erhalten, ihre Selbstständigkeit sowie ihre gesundheitliche Situation verbessern. |
In der Förderstätte arbeiten Behinderte nach Abschluss der Schulpflicht, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht in einer WfbM arbeiten können. Eine ganzheitliche Förderung soll sie auf die Tätigkeit in einer WfbM vorbereiten oder bestehende Fähigkeiten entwickeln und erhalten, ihre Selbstständigkeit sowie ihre gesundheitliche Situation verbessern.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/arbeit-und-beschaeftigung/foerderstaette Förderstätte]</ref> |
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=== Wohnen === |
=== Wohnen === |
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Die Stiftung ICP München bietet differenzierte Wohnmöglichkeiten für verschiedene Lebenssituationen. Diese sollen eine möglichst umfassende Eigenständigkeit bei gleichzeitiger angemessener Betreuung gewährleisten. |
Die Stiftung ICP München bietet differenzierte Wohnmöglichkeiten für verschiedene Lebenssituationen. Diese sollen eine möglichst umfassende Eigenständigkeit bei gleichzeitiger angemessener Betreuung gewährleisten. |
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==== Wohnen im Schülerwohnheim |
==== Wohnen im Schülerwohnheim ==== |
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Das Schülerwohnheim bietet den Schülern der ICP-Förderschulen und -Förderberufsschulen, deren Wohnort zu weit entfernt liegt oder deren familiäre Situation eine Heimfahrt nicht zulässt, ganzjährig ein Zuhause. Sie leben in familienähnlichen Wohngruppen, die ihnen emotionalen Halt geben sollen und werden professionell betreut. |
Das Schülerwohnheim bietet den Schülern der ICP-Förderschulen und -Förderberufsschulen, deren Wohnort zu weit entfernt liegt oder deren familiäre Situation eine Heimfahrt nicht zulässt, ganzjährig ein Zuhause. Sie leben in familienähnlichen Wohngruppen, die ihnen emotionalen Halt geben sollen und werden professionell betreut.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/wohnen-und-leben/schueler Schülerwohnheim]</ref> |
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==== Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen während der Berufsausbildung im BBW<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/wohnen-und-leben/auszubildende Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen]</ref> |
==== Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen während der Berufsausbildung im BBW ==== |
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Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im BBW des ICP eine Ausbildung absolvieren, können unter verschiedenen Wohnmodellen wählen:<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/wohnen-und-leben/auszubildende Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen]</ref> |
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Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im BBW des ICP eine Ausbildung absolvieren, können unter verschiedenen Wohnmodellen wählen: |
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* Permanent betreute Wohngruppe im Internat (Einzel- oder Doppelzimmer) |
* Permanent betreute Wohngruppe im Internat (Einzel- oder Doppelzimmer) |
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* Teilweise betreute Trainingswohngruppe des Internats (Einzelzimmer) |
* Teilweise betreute Trainingswohngruppe des Internats (Einzelzimmer) |
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Sieben bis neun Bewohner, die jeweils in einem Einzelzimmer leben, bilden eine Wohngruppe. |
Sieben bis neun Bewohner, die jeweils in einem Einzelzimmer leben, bilden eine Wohngruppe. |
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==== Wohnen mit integrierter Tagesstruktur (nach Beendigung des Berufslebens) |
==== Wohnen mit integrierter Tagesstruktur (nach Beendigung des Berufslebens) ==== |
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Das MFZ bietet ein individuelles Wohnkonzept mit Tagesstruktur für Menschen, die altersbedingt oder auch aufgrund der Schwere ihrer Behinderung aus der Förderstätte oder der Werkstätte (WfbM) ausscheiden. Diese Vollzeitwohnmöglichkeit bis zum Lebensende ist auf die Bedürfnisse von älteren behinderten Menschen ausgerichtet. |
Das MFZ bietet ein individuelles Wohnkonzept mit Tagesstruktur für Menschen, die altersbedingt oder auch aufgrund der Schwere ihrer Behinderung aus der Förderstätte oder der Werkstätte (WfbM) ausscheiden. Diese Vollzeitwohnmöglichkeit bis zum Lebensende ist auf die Bedürfnisse von älteren behinderten Menschen ausgerichtet.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/wohnen-und-leben/erwachsene Wohnen mit integrierter Tagesstruktur]</ref> |
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==== Wohnen für Menschen mit Behinderung im Alter |
==== Wohnen für Menschen mit Behinderung im Alter ==== |
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Menschen mit einer körperlichen Mehrfachbehinderung benötigen im Alter eine auf sie abgestimmte medizinische Betreuung. |
Menschen mit einer körperlichen Mehrfachbehinderung benötigen im Alter eine auf sie abgestimmte medizinische Betreuung. |
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| ⚫ | Hier setzt das MFZ Münchner Förderzentrum mit seinem Modellprojekt eines integrierten Wohnbereiches an, bei dem die Pflegeleistungen aus SGB XI mit der Teilhabe aus SGB XII kombiniert werden. Die Bewohner erhalten eine ganzheitliche Betreuung von der Pflege bis zur heilpädagogischen Behandlung. Sie wohnen in geräumigen Einzelzimmern mit eigenem Bad. |
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| ⚫ | Hier setzt das MFZ Münchner Förderzentrum mit seinem Modellprojekt eines integrierten Wohnbereiches an, bei dem die Pflegeleistungen aus SGB XI mit der Teilhabe aus SGB XII kombiniert werden. Die Bewohner erhalten eine ganzheitliche Betreuung von der Pflege bis zur heilpädagogischen Behandlung. Sie wohnen in geräumigen Einzelzimmern mit eigenem Bad.<ref>[https://www.icpmuenchen.de/de/wohnen-und-leben/menschen-mit-behinderung-im-alter Wohnen für Menschen mit Behinderung im Alter]</ref> |
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Erwachsene mit Behinderung, die weitgehend eigenständig leben können und wollen, können einen Pflegedienst nach Bedarf in Anspruch nehmen. Andere Leistungen wie Reinigung oder Essen können sie hinzubuchen. |
Erwachsene mit Behinderung, die weitgehend eigenständig leben können und wollen, können einen Pflegedienst nach Bedarf in Anspruch nehmen. Andere Leistungen wie Reinigung oder Essen können sie hinzubuchen. |
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=== Integrative und inklusive Angebote === |
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Integration und Inklusion ist ein erklärtes Anliegen der Stiftung ICP München. |
Integration und Inklusion ist ein erklärtes Anliegen der Stiftung ICP München. Im Jahr 2004 eröffnete die ICP eine erste integrative Einrichtung, eine Kinderkrippe. 2008 folgte ein integrativer Kindergarten und 2010 eine inklusive Grundschule mit integrativem Hort. |
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| ⚫ | Die Eltern können so zwischen den integrativen und den Spezialangeboten wählen. Das System ist durchlässig, das heißt, ein Wechsel zwischen dem Spezialbereich und dem inklusiven Bereich ist möglich.<ref>[https://www.merkur.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/erste-inklusive-grundschule-muenchens-mutigstes-schulprojekt-757900.html „Erste inklusive Grundschule: Münchens mutigstes Schulprojekt“ Münchner Merkur, 11. Mai 2010]</ref> |
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2004, hat die ICP eine erste integrative Einrichtung, eine Kinderkrippe, eröffnet. 2008 folgte ein integrativer Kindergarten und 2010 dann eine inklusive Grundschule mit integrativem Hort. |
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Die Eltern können so zwischen den integrativen und den Spezialangeboten wählen. Das System ist durchlässig, das heißt, ein Wechsel zwischen dem Spezialbereich und dem inklusiven Bereich ist möglich. |
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=== Klavierprojekt === |
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=== Klavierprojekt<ref>[https://www.sueddeutsche.de/kultur/therapie-mit-instrumenten-mozart-motorik-1.3098610 „Mozart-Motorik“ SZ, 28.7.2016]</ref> === |
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Nach einem Pilotprojekt 2010 initiierte die Münchner Ärztin [[Renée Lampe]] im ICP ein außergewöhnliches Forschungsprojekt. Sie studierte 2016 mit Kindern mit Cerebralparese ein klassisches Klavierkonzert ein. Untersucht wurden hier nicht nur die positiven Auswirkungen auf die Motorik der Kinder, sondern das Projekt ermöglicht den Teilnehmern, sich auf musikalische Weise auszudrücken und erweitert dadurch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gefördert wird das Projekt von der [[Friede Springer| Friede-Springer-Stiftung]]. |
Nach einem Pilotprojekt 2010 initiierte die Münchner Ärztin [[Renée Lampe]] im ICP ein außergewöhnliches Forschungsprojekt. Sie studierte 2016 mit Kindern mit Cerebralparese ein klassisches Klavierkonzert ein. Untersucht wurden hier nicht nur die positiven Auswirkungen auf die Motorik der Kinder, sondern das Projekt ermöglicht den Teilnehmern, sich auf musikalische Weise auszudrücken, und erweitert dadurch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gefördert wird das Projekt von der [[Friede Springer| Friede-Springer-Stiftung]].<ref>[https://www.sueddeutsche.de/kultur/therapie-mit-instrumenten-mozart-motorik-1.3098610 „Mozart-Motorik“ SZ, 28. Juli 2016]</ref> |
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== Auszeichnungen == |
== Auszeichnungen == |
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* 1.565 belegte Plätze |
* 1.565 belegte Plätze |
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* 730 Mitarbeiter |
* 730 Mitarbeiter |
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* 41.938 |
* 41.938.300 EUR Gesamterlöse |
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* 109.617 |
* 109.617.000 EUR Aktiva |
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* 93,6 % Eigenkapitalquote |
* 93,6 % Eigenkapitalquote |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [https://www.icpmuenchen.de/de/ Website] |
* [https://www.icpmuenchen.de/de/ Website der Stiftung ICP München] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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Version vom 27. Oktober 2018, 11:22 Uhr
Die gemeinnützige Stiftung ICP München (Integrationszentrum für Cerebralparesen, ehemals Spastikerzentrum München) ist eine Rehabilitationseinrichtung für Behinderte. Sie richtet sich vor allem an einen Personenkreis mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen, wie z. B. der Infantilen Cerebralparese. Das Ziel dieser Einrichtungen ist es, mit Hilfe einer individuellen Förderung eine berufliche und soziale Integration zu ermöglichen. Dabei wirken schulische, medizinische, pflegerische, therapeutische und pädagogische Maßnahmen interdisziplinär zusammen. Dazu kommen inklusive und integrative Angebote.
Geschichte
1957 gründete sich der „Verein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder“ auf Initiative von Albert Göb. Der Verein richtete das Münchener „Spastiker-Zentrum“ ein, in dem Kinder mit einer Cerebralparese behandelt werden konnten. Dies war die erste Spezialeinrichtung dieser Art in der Bundesrepublik. [1] Göb war damals leitender Oberarzt der Orthopädischen Universitäts-Poliklinik in der Pettenkoferstraße in München sowie stellvertretender Landesarzt für Körperbehinderte. Bis 1990 war Göb ärztlicher Leiter und Vorsitzender des Vereins. [2] Nach einer anfänglichen provisorischen Unterbringung in einem Raum der Orthopädischen Klinik zog das „Spastiker-Zentrum“ 1960 in ein umgebautes Waschhaus auf dem Gelände eines Altenheims in der Garmischer Straße 241.
Das Spektrum der Fördermaßnahmen erweiterte sich in den Folgejahren: 1974 erfolgte die Einrichtung des Berufsbildungswerks (BBW) im ICP [3]. Als eines der ersten BBW in Deutschland ermöglichte Menschen mit Cerebralparese über den Weg einer qualifizierten Berufsausbildung den Einstieg in den Arbeitsmarkt.
1997 eröffnete der Verein das MFZ (Münchner Förderzentrum) im Münchner Stadtteil Giesing, 2008 folgte das MFZ im Stadtteil Freimann. Diese Einrichtung bieten Wohnung, Ausbildung, Therapie und Beschäftigung für Erwachsene mit einer Körperbehinderung.[4]
2002 wurde das „Spastiker-Zentrum“ abgerissen und der Grundstein für einen Neubau gelegt, der 2004 fertiggestellt wurde. In dem neuen Gebäude sind alle Angebote für Kinder und Jugendliche, sowie das Berufsbildungswerk untergebracht. Das Spastiker-Zentrum wurde in „ICP – Integrationszentrum für Cerebralparesen“ umbenannt.
2005 wurde die IKF Integrative Kinderförderung GmbH als Tochtergesellschaft gegründet. Die Gesellschaft betreibt vier Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet München mit überwiegend integrativen Angeboten. 2010 eröffnete sie eine private integrative Grundschule mit Hort 2010. Die Schule erhielt 2015 die staatliche Anerkennung und zog 2017 in ein neues Gebäude, ebenfalls in der Garmischer Straße 241. [5] Der Verein übergab 2014 seine betrieblichen Tätigkeiten und sein Vermögen in die neu gegründete Stiftung ICP München.
2018 richtete die Stiftung in München das „Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderung“ (MZEB) ein. In dieser ambulanten Einrichtung erhalten erwachsene Menschen mit schwerer körperlicher Behinderung umfängliche ärztliche und therapeutische Behandlung. [6]
Struktur der Stiftung
Ein Vorstand aus drei Personen leitet die Stiftung: Thomas Pape (Vorsitzender), Alfons Forstpointner (Wirtschaft und Finanzen) und Bernhard Heimkes (Medizin). Ein sechsköpfiger Stiftungsrat dient als Aufsichtsgremium. Er wird von Erwin Dürr geleitet und besteht aus Persönlichkeiten aus dem Sozial-, Finanz- und Justizwesen. Ein Kuratorium als Beratungsgremium für die fachliche Entwicklung setzt sich aus Vertretern des öffentlichen Lebens unter dem Vorsitz von Theo Waigel zusammen
Tätigkeitsfelder
Die Angebote der ICP reichen von der medizinisch-therapeutischen Betreuung, der schulischen und heilpädagogischen Förderung über die Ausbildung, Beschäftigung und Pflege bis zu verschiedenen Wohnformen.
Das Ziel ist dabei eine große Selbstständigkeit für die Betroffenen zu erreichen. In allen Einrichtungen der Stiftung ICP sind vier Fachärzte tätig. Sie verantworten die medizinische Behandlung und kooperieren mit Kliniken und niedergelassenen Praxen. Sie sind mit den Therapeuten vernetzt. Interdisziplinäre Teams aus allen Bereichen erarbeiten gemeinsam Ziele für jeden Einzelnen und erstellen einen individuellen Förderplan für die Behandlung.
Postoperative Rehabilitation
Kinder und Jugendliche, die eine Einrichtung der Stiftung besuchen, können nach einer Operation im ICP München eine stationäre Nachbehandlung mit allen notwendigen Maßnahmen erhalten. In dieser Rehabilitation können die jungen Patienten unmittelbar nach der Entlassung aus der Klinik aktiv werden. Dabei können die vertraute Umgebung sowie die baldige Rückkehr in Schule und heilpädagogische Tagesstätte die Genesung fördern.[7]
Angebote für Kinder und Jugendliche im ICP München
Die Einschränkungen, die mit der Cerebralparese einhergehen, sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Kinder und Jugendlichen, die die Förderschule oder Förderberufsschule im ICP München besuchen, haben daher sehr heterogene Lernvoraussetzungen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Bereiche Medizin und Therapie mit den Bereichen Tagesstätte und Heim ist deshalb wesentlicher Bestandteil der schulischen Förderarbeit. Diese ganzheitliche Betreuung ist als „Münchner Tageskonzept“ von Siegfried Stotz entwickelt und veröffentlicht worden. Schule und Tagesstätte arbeiten dabei in einem eng abgestimmten System, ergänzt durch Ärzte und Therapie. [8]
Münchner Tageskonzept
- Ganztägige Förderung
- Strukturierter Tages- und Wochenablauf, bei dem Unterricht, Ergo-, Sprach- und Physiotherapie und Tagesstättenzeit kindgerecht in einen Tages- und Wochenablauf eingebunden werden.
- Räumliche „Inseln“ bestehend aus Klassenzimmer, Tagesstättenraum, Ruheraum und Therapieraum
- Sonderschullehrer, Erzieher, Therapeuten und weitere Fachkräfte arbeiten interdisziplinär im Team der Insel
Heilpädagogische Tagesstätte
Die heilpädagogische Tagesstätte des ICP besteht aus 16 Gruppen mit insgesamt 168 Plätzen. Der Schwerpunkt liegt in der heilpädagogischen Förderung der individuellen Fähigkeiten sowie der Sozialkompetenz.
Luise-Kiesselbach-Schule: Private Förderschule des ICP
Die Luise-Kiesselbach-Förderschule gliedert sich in die schulvorbereitende Einrichtung (ab dem vierten Lebensjahr bis zum Schuleintritt), die Grund- (Jahrgangsstufen 1-4), Mittel- (Jahrgangsstufen 5-9) und Berufsschulstufe (Jahrgangsstufen 10–12). Die Klassenzusammensetzung erfolgt in erster Linie nach dem Alter der Schüler. Je nach Bedarf werden sie entweder nach dem Lehrplan für den Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ oder nach dem Förderschwerpunkt „Lernen“ unterrichtet. Unterrichtsphasen in der Klasse (Sachunterricht, Exkursionen, Schulfeste) wechseln sich ab mit dem Lernen in leistungshomogenen Lernschienen (Deutsch, Mathematik) und der Arbeit in Kleingruppen (Hauswirtschaft, Werken).[9]
Luise-Kiesselbach-Schule: Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des ICP
Die Luise-Kiesselbach-Berufsschule besuchen sowohl Auszubildende des Berufsbildungswerk des ICP als auch externe Auszubildende. Die Schule gliedert sich in Klassen zur Berufsvorbereitung und in Fachklassen für die Berufsfelder Büro, Metall, Hauswirtschaft und IT. Die Schüler können zusätzlich zum beruflichen Abschluss auch den Mittelschulabschluss oder den Mittleren Schulabschluss sowie das KMK-Englisch-Zertifikat erwerben.[10]
Das Berufsbildungswerk (BBW) im ICP
Im Berufsbildungswerk (BBW) des ICP München können junge Menschen mit einer Körperbehinderung eine überbetriebliche Ausbildung in fünf Berufsfeldern (Büro und Verwaltung, Hauswirtschaft, Metall, Druck, Orthopädietechnik) absolvieren. Ziel des BBW ist es, die Auszubildenden durch geeignete Berufe und in enger Zusammenarbeit mit Kooperationsbetrieben individuell und praxisgerecht zu qualifizieren und ihnen damit den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. 2017 haben alle 40 Auszubildenden des BBW ihre IHK-Abschlussprüfung erfolgreich absolviert.[11][12]
Zusätzlich hierzu wurde ab 2018 ein eigenständiger Berufsbildungsbereich als „anderer Anbieter“ betrieben. Dabei begleiten Ausbilder, Sozialpädagogen und nach Bedarf Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Psychologen die Ausbildung und den Übergang ins Berufsleben. Wohnmöglichkeiten sowie Berufsvorbereitung ergänzen das Programm.
Angebote für Erwachsene im MFZ Münchner Förderzentrum
Die Stiftung ICP München bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen, die aufgrund ihrer Körperbehinderung geringe Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben.
Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM)
Die ICP-Werkstatt ist eine Spezialwerkstatt für Menschen mit einer Cerebralparese oder anderen neuroorthopädischen Erkrankungen, die keine Berufsausbildung absolvieren können, deren Behinderung aber eine Berufstätigkeit zulässt. Neben der Werkstatt wird ein eigenständiger Berufsbildungsbereich (BBB) angeboten.[13]
Die Arbeitsangebote passen sich der individuellen Leistungsfähigkeit der Beschäftigten an. Berufsbildende und arbeitspädagogische Angebote sollen die Leistungsfähigkeit erhalten und weiterentwickeln. Im Idealfall können die Teilnehmer die volle Erwerbsfähigkeit und eine Vermittlung auf dem ersten Arbeitsmarkt erreichen.
Förderstätte
In der Förderstätte arbeiten Behinderte nach Abschluss der Schulpflicht, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht in einer WfbM arbeiten können. Eine ganzheitliche Förderung soll sie auf die Tätigkeit in einer WfbM vorbereiten oder bestehende Fähigkeiten entwickeln und erhalten, ihre Selbstständigkeit sowie ihre gesundheitliche Situation verbessern.[14]
Wohnen
Die Stiftung ICP München bietet differenzierte Wohnmöglichkeiten für verschiedene Lebenssituationen. Diese sollen eine möglichst umfassende Eigenständigkeit bei gleichzeitiger angemessener Betreuung gewährleisten.
Wohnen im Schülerwohnheim
Das Schülerwohnheim bietet den Schülern der ICP-Förderschulen und -Förderberufsschulen, deren Wohnort zu weit entfernt liegt oder deren familiäre Situation eine Heimfahrt nicht zulässt, ganzjährig ein Zuhause. Sie leben in familienähnlichen Wohngruppen, die ihnen emotionalen Halt geben sollen und werden professionell betreut.[15]
Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen während der Berufsausbildung im BBW
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im BBW des ICP eine Ausbildung absolvieren, können unter verschiedenen Wohnmodellen wählen:[16]
- Permanent betreute Wohngruppe im Internat (Einzel- oder Doppelzimmer)
- Teilweise betreute Trainingswohngruppe des Internats (Einzelzimmer)
- Außenwohngruppe mit sporadischer Unterstützung (größtenteils Einzelappartements)
Dabei erhalten sie pflegerische Hilfe und werden auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt.
Wohnen im MFZ Münchner Förderzentrum mit Besuch einer Förderstätte/Werkstätte
Die Menschen, die in Förderstätten oder Werkstätten arbeiten, können in den MFZ-Wohnheimen in Giesing oder Freimann wohnen. Sieben bis neun Bewohner, die jeweils in einem Einzelzimmer leben, bilden eine Wohngruppe.
Wohnen mit integrierter Tagesstruktur (nach Beendigung des Berufslebens)
Das MFZ bietet ein individuelles Wohnkonzept mit Tagesstruktur für Menschen, die altersbedingt oder auch aufgrund der Schwere ihrer Behinderung aus der Förderstätte oder der Werkstätte (WfbM) ausscheiden. Diese Vollzeitwohnmöglichkeit bis zum Lebensende ist auf die Bedürfnisse von älteren behinderten Menschen ausgerichtet.[17]
Wohnen für Menschen mit Behinderung im Alter
Menschen mit einer körperlichen Mehrfachbehinderung benötigen im Alter eine auf sie abgestimmte medizinische Betreuung.
Hier setzt das MFZ Münchner Förderzentrum mit seinem Modellprojekt eines integrierten Wohnbereiches an, bei dem die Pflegeleistungen aus SGB XI mit der Teilhabe aus SGB XII kombiniert werden. Die Bewohner erhalten eine ganzheitliche Betreuung von der Pflege bis zur heilpädagogischen Behandlung. Sie wohnen in geräumigen Einzelzimmern mit eigenem Bad.[18]
Betreutes Wohnen mit Appartements (ambulanter Pflegedienst nach Wahl)
Erwachsene mit Behinderung, die weitgehend eigenständig leben können und wollen, können einen Pflegedienst nach Bedarf in Anspruch nehmen. Andere Leistungen wie Reinigung oder Essen können sie hinzubuchen.
Integrative und inklusive Angebote
Integration und Inklusion ist ein erklärtes Anliegen der Stiftung ICP München. Im Jahr 2004 eröffnete die ICP eine erste integrative Einrichtung, eine Kinderkrippe. 2008 folgte ein integrativer Kindergarten und 2010 eine inklusive Grundschule mit integrativem Hort. Die Eltern können so zwischen den integrativen und den Spezialangeboten wählen. Das System ist durchlässig, das heißt, ein Wechsel zwischen dem Spezialbereich und dem inklusiven Bereich ist möglich.[19]
Klavierprojekt
Nach einem Pilotprojekt 2010 initiierte die Münchner Ärztin Renée Lampe im ICP ein außergewöhnliches Forschungsprojekt. Sie studierte 2016 mit Kindern mit Cerebralparese ein klassisches Klavierkonzert ein. Untersucht wurden hier nicht nur die positiven Auswirkungen auf die Motorik der Kinder, sondern das Projekt ermöglicht den Teilnehmern, sich auf musikalische Weise auszudrücken, und erweitert dadurch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gefördert wird das Projekt von der Friede-Springer-Stiftung.[20]
Auszeichnungen
2000 erhielt Siegfried Stotz das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik in Anerkennung seines Engagements im Trägerverein zur Förderung spastisch gelähmter Kinder. [21]
2009 erhielt Christoph Hölzel das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Unter anderem wurde damit sein Engagement für Behinderte gewürdigt, für die er sich als damaliger Stiftungsratsvorsitzender der ICP einsetzte.[22]
2012 erhielt Renée Lampe das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens. Lampe setzte sich unter anderem als ärztliche Leiterin des ICP (1999– 2012) für Menschen mit Cerebralparese ein. [23]
2018 wurde das Gebäude des ICP in der Garmischer Straße 241 für den „Preis für Baukultur der Metropolregion München – Wachstum mit Qualität“ durch den Verein Europäische Metropolregion München (EMM e.V.) nominiert. [24]
Zahlen (2016)
- 1.565 belegte Plätze
- 730 Mitarbeiter
- 41.938.300 EUR Gesamterlöse
- 109.617.000 EUR Aktiva
- 93,6 % Eigenkapitalquote
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 60 Jahre ist ein Stück Zeitgeschichte – Münchner Wochenanzeiger, 9. Juli 2018
- ↑ Münchner Ärztliche Anzeigen, Nr. 3/2011
- ↑ Berufsbildungswerk (BBW) im ICP
- ↑ MFZ (Münchner Förderzentrum)
- ↑ IKF Integrative Kinderförderung GmbH
- ↑ „Interdisziplinäre Praxis“ SZ, 26.01.2018
- ↑ Postoperative Rehabilitation
- ↑ Münchner Tageskonzept, Siegfried Stotz (Hrsg.), Therapie der infantilen Cerebralparese. Das Münchner Tageskonzept. Pflaum-Verlag München 2000.
- ↑ Luise-Kiesselbach-Schule: „Ein großer Schritt“, SZ, 1. Oktober 2015
- ↑ Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des ICP
- ↑ Berufsbildungswerk (BBW) im ICP
- ↑ „Wir brauchen Sie!“ Münchner Wochenanzeiger, 23.07.2017
- ↑ Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM)
- ↑ Förderstätte
- ↑ Schülerwohnheim
- ↑ Wohnen im Internat, in Trainings- oder Außenwohngruppen
- ↑ Wohnen mit integrierter Tagesstruktur
- ↑ Wohnen für Menschen mit Behinderung im Alter
- ↑ „Erste inklusive Grundschule: Münchens mutigstes Schulprojekt“ Münchner Merkur, 11. Mai 2010
- ↑ „Mozart-Motorik“ SZ, 28. Juli 2016
- ↑ Deutsches Ärzteblatt 7/2000
- ↑ „Trauer um Christoph Hölzel“ SZ, 28.12.2015
- ↑ Bundesverdienstkreuz und Staatspreis für Unterricht und Kultus: Verdienste für Gemeinwohl ausgezeichnet
- ↑ Preis für Baukultur der Metropolregion München