„Fahrrad“ – Versionsunterschied
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Ein '''Fahrrad''', kurz auch '''Rad''', [[Schweizerdeutsch]] '''Velo''' (v. [[Französische Sprache|frz.]]: ''vélocipède'' = „Schnellfuß“, [[Latein|lat.]]: ''velox'' = schnell), ist ein in der Regel zweirädriges, [[einspurig]]es [[Landfahrzeug]], das mit [[Muskulatur|Muskelkraft]] durch das Treten der [[Pedal (Fahrrad)|Pedale]] angetrieben wird. Es wird durch stabilisierende Kreiselkräfte der Räder sowie Gewichtsverlagerung und Lenkbewegungen des Fahrers im Gleichgewicht gehalten (''siehe auch'' [[Fahrradfahren]]). Im [[Münsterland]] wird das Fahrrad „Leeze“ genannt. |
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Der Begriff „Fahrrad“ wurde durch Übereinkunft deutscher Radfahrervereine [[1885]] für „Bicycle“ (v. frz.: ''bicyclette'' = „Zweirad“) eingeführt, ebenso „Radfahrer“ für „Bicyclist“ und „radfahren“ (heute „Rad fahren“) für „bicyceln“. |
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Version vom 7. April 2006, 22:27 Uhr
Ein Fahrrad, kurz auch Rad, Schweizerdeutsch Velo (v. frz.: vélocipède = „Schnellfuß“, lat.: velox = schnell), ist ein in der Regel zweirädriges, einspuriges Landfahrzeug, das mit Muskelkraft durch das Treten der Pedale angetrieben wird. Es wird durch stabilisierende Kreiselkräfte der Räder sowie Gewichtsverlagerung und Lenkbewegungen des Fahrers im Gleichgewicht gehalten (siehe auch Fahrradfahren). Im Münsterland wird das Fahrrad „Leeze“ genannt.
Der Begriff „Fahrrad“ wurde durch Übereinkunft deutscher Radfahrervereine 1885 für „Bicycle“ (v. frz.: bicyclette = „Zweirad“) eingeführt, ebenso „Radfahrer“ für „Bicyclist“ und „radfahren“ (heute „Rad fahren“) für „bicyceln“.
Das Fahrrad war das erste mechanische Massenverkehrsmittel. Nach der Nähmaschine war das Fahrrad der zweite technische Massenkonsumartikel.

Siehe auch: Geschichte des Fahrrads in Bildern
Fälschungen und Legenden
Behauptungen, das Fahrrad sei schon in der Antike oder im Mittelalter erfunden worden, sind nicht überzeugend belegt. Das „Fahrrad“ auf einem Kirchenfenster in Stoke Poges hat nur auf einer von E. O. Duncan in seinem Privatdruck verbreiteten Zeichnung zwei Räder sowie Fahrer in Cromwellscher Tracht. Auf dem Original ist hingegen ein einrädriger Wegmesser zu sehen.
Die fahrradähnliche Zeichnung im Codex Atlanticus (133v), die einem Schüler von Leonardo da Vinci zugeschrieben wird, ist eine Fälschung aus den frühen 1970er Jahren.
Bei dem angeblich vom Comte de Sivrac 1791 erfundenen velocifère oder célèrifère, einem starren Zweirad, handelt es sich um eine Falschmeldung, die hundert Jahre später von Baudry de Saunier in Umlauf gebracht wurde.
Das Fahrrad von Artamonov, welches auf 1801 datiert war, gilt ebenfalls als Fälschung, weil es einfach zu viele Entwicklungsschritte übersprungen hat.
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele für Fälschungen, wie ein Fahrrad aus Themar (Thüringen), das auf 1844 datiert war. Ebenso ein italienisches Fahrrad dato 1855. Es steht heute im Museo Nationale della Scienza e della tecnica da vinci.
Sie alle wiesen zu starke Ähnlichkeit mit den Michaulinen auf. Es könnte sein, dass eines der Fahrräder durchaus vor der Michauline (von Pierre Michaux) unabhängig entstanden ist. Der kommerzielle Erfolg erreichte jedoch nur die Michauline von Michaux.
Muskelkraft
Im 17. Jahrhundert scheint es erste von Menschen betriebene Fuhrwerke gegeben zu haben, die aber nur für Repräsentationszwecke (Triumphwagen) benutzt wurden. Der querschnittsgelähmte Uhrmacher Stephan Farfler hat sich zu dieser Zeit ein dreirädriges Gefährt mit Handkurbelantrieb und Zahnradübersetzung gebaut.
Im 18. Jahrhundert fanden vierrädrige, durch Muskelkraft betriebene Wagen in herrschaftlichen Parks Verwendung – sie wurden über Fußtrommeln oder Pedale vom Personal angetrieben.
Jedoch benötigten Muskelkraftwagen wegen der immensen Masse viel Kraft, so dass eine relativ schnelle Ermüdung die Folge war.
Heute trifft man bei Fahrrädern schon ausgeklügelte Technik an. Im Vergleich zu Autos oder Flugzeugen scheint sich das Fahrrad allerdings geradezu primitiver Technik zu bedienen. Die physikalische Theorie ist jedoch so komplex, dass sie wohl nie vollständig erforscht sein wird, da mechanische und Muskelkraft Hand in Hand arbeiten.
Diese Sonderstellung verdankt das Gefährt seinem einmalig hohen Wirkungsgrad. Die erforderliche Bewegungsenergie (Joule pro Gramm und Kilometer) ist relativ zur Masse bei keiner Fortbewegungsart so niedrig wie beim Fahrrad. Daher ist das Fahrrad eines der ökologischsten Verkehrsmittel überhaupt. Die Fahrradschaltung hat einen Wirkungsgrad von 95 Prozent (einfache Nabenschaltung) bis 99 Prozent (hochwertige Kettenschaltung). Der Gesamtwirkungsgrad eines Fahrrades beträgt je nach Pflegezustand, Fahrweise und verwendeter Technik unter 70 bis über 90 Prozent. Der Mensch wird oft unterbewertet, die technischen Merkmale des Fahrrades zu hoch. Der Mensch besitzt einen technischen Wirkungsgrad von etwa 25 Prozent.
Zweiradprinzip
Tatsächlich erfunden hat das einspurige Zweirad Karl Drais von Sauerbronn 1817 in Mannheim. Der Fahrer saß zwischen den Rädern und stieß sich mit den Füßen am Boden ab. Diese hölzerne, von ihm selbst so genannte „Laufmaschine“ hieß nach ihm bald „Draisine“. Häufig wird unter diesem Begriff auch die 1837 in Wien als Zweirad erfundene Eisenbahn-Draisine verstanden. Drais selbst erprobte dann 1843 eine vierrädrige Eisenbahn-Draisine mit Fußtrommel-Antrieb.
Anlass für die Zweirad-Erfindung könnte auch der „Schneesommer“ infolge des Tambora-Vulkanausbruches, der 1816/17 zu Hungersnot und Pferdesterben führte, gewesen sein. Ein Pferdeersatz erschien damals extrem sinnvoll.
Die Drais’sche Laufmaschine war von vornherein mit dem Vorderrad lenkbar. Dies ermöglichte, das fahrende Zweirad auch ohne Kontakt der Füße zum Boden im Gleichgewicht zu halten. Damit war die grundlegende Erfindung gemacht, durch Verringerung der Räderzahl den Fahrwiderstand zu vermindern und durch Ausnutzung der Massenträgheit das Zweirad im Gleichgewicht zu halten.
Schon kurz darauf wurden in England die ersten, teilweise eisernen Laufmaschinen oder Velozipede gebaut, die sich den Spitznamen hobby horse (Steckenpferd) erwarben. 1819 gab es in Ipswich erste Rennen; hierzulande wurde erst 1828 aus München davon berichtet.
Eine neue Drais-Biografie ist zugleich auch frühe Fahrradgeschichte und Faksimile-Quellenedition aller frühen Belege: H. E. Lessing: Automobilität - Karl Drais und die unglaublichen Anfänge (Leipzig 2003).
Die Gebrüder Ljungström waren sehr kreative und typische Erfinderpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sie erfanden nicht nur den nach ihnen benannten Turbinentyp, sondern auch eine frühe Form des Fahrrades. Dieses Fahrrad besaß bereits die heute bekannte Rahmenform, der Antrieb des Rades funktionierte jedoch nach einem völlig anderen Prinzip. Die Gebrüder verwendeten Klavierdraht und Exzenter statt Fahrradkette und Hinterradritzel. Ihr Svea-Fahrrad mit Freilauf wurde ab 1892 in Serie hergestellt und konnte sich für etwa zehn Jahre am Markt behaupten, bis die technologischen Probleme bei der Herstellung von Fahrradketten überwunden waren.
Pedalantrieb

Pionier in Sachen Pedalenantrieb war Philipp Moritz Fischer, Erfinder eines frühen Tretkurbelantriebs. Der Antrieb funktioniert über eine starr an der Vorderradachse angebrachte Pedale. Dabei war konstruktionsbedingt eine Drehung der Pedale gleich dem Umfang des Vorderrads. Das Modell blieb jedoch weitgehend unbekannt und die Maschine wurde nicht Kommerzialisiert.
Erster Hinterradantrieb
Der erste Hinterradantrieb wurde von dem schottischen Schmied Kirkpatrick Macmillan erstellt. Sein Antrieb funktionierte mit Stangenantrieb ähnlich wie bei einer alten Lokomotive.
Kettenradantrieb
Die Anwendung des Kettenantriebs im Fahrradbau, der durch verschieden große Zahnräder an den Kurbeln und der Radachse eine Übersetzung ermöglicht (eine Kurbelumdrehung dreht das Rad mehr als einmal), führte zum „Kangaroo“, einem gemäßigten Hochrad mit beidseitigem Kettenantrieb am Vorderrad. Doch erst der 1878 eingeführte einseitige Kettenantrieb des Hinterrades konnte sich wirklich durchsetzen – die Konstruktion war einfacher und stabiler, das Rad wegen der Entkoppelung von Antrieb und Lenkung leichter zu fahren, und die Sitzposition zwischen Vorder- und Hinterrad gewährleistete ein wesentlich sichereres Fahrverhalten.
Das Hochrad
Um mit dem Tretkurbelrad höhere Geschwindigkeiten fahren zu können, vergrößerte man das Vorderrad. Das Übersetzungsprinzip war bis anhin unbekannt. So entwickelte sich 1870 das Hochrad. In vielen Städten wurde das Hochradfahren sogleich verboten, in Köln noch bis 1894.
Pionier in Sachen Fahrrad mit Vorderradantrieb war Pierre Michaux. Er stellte 1863 sein Tretkurbelrad in Paris auf dem Boulevard Saint-Martin vor. Michaux war es, der das Tretkurbelrad kommerziell vermarktete.
Eine wichtige Voraussetzung für das Hochrad war die Erfindung gespannter, nur zugbelasteter Stahlspeichen durch Eugène Meyer (1869).
Das Hochradfahren verlangte deutlich mehr Geschick, besonders beim Auf- und Absteigen. Durch den hohen Schwerpunkt (der Sattel befand sich rund 1,5 Meter über dem Boden nur wenig hinter der Vorderachse) drohte Hochradfahrern bei Bremsmanövern oder Straßenunebenheiten die Gefahr, sich zu überschlagen. Dennoch wurden mit Hochrädern auch Radrennen gefahren, wobei Geschwindigkeiten von deutlich mehr als 40 km/h üblich waren.
Trotz seiner Schwächen hielt das Hochradfahren lange das Monopol auf dem Markt der Zweiräder. Dies auch, weil sich der Hochradfahrer vom normalen Bürger abhob. Er überragte ihn geradezu im doppelten Sinne.
Das Safety

Bekanntester Vertreter dieser Bauform war das von John Kemp Starley seit 1884 angebotene „Rover Safety Bicycle“. Der Name Safety rührt daher, dass das Safety aufgrund der niedrigeren Sitzposition des Fahrers sicherer war als das Hochrad. Zudem war das Safety schneller und auch bequemer als das bis dahin etablierte Hochrad.
Seit 1884 waren hierzulande auch die ersten brauchbaren Kugellager der von Friedrich Fischer gegründeten „Velociped-Gußstahlkugelfabrik“ erhältlich, die den Reibungswiderstand in Naben und Tretlager drastisch verringerten.
In der Geschichte des Fahrrades wurden immer wieder Alternativen zum Kettenantrieb erfunden und erprobt – von Kardanwellen über Riemenantrieben bis zu hochkomplizierten Hebelmechanismen. Doch keine dieser Entwicklungen konnte bisher langfristig mit der Kette konkurrieren
Diamantrahmen und Stahlrohr




Um 1880 kam der Diamantrahmen auf, eine Fachwerkkonstruktion aus zwei Dreiecken und einem Trapez (bei aktuellen Alu- und Carbonrahmen verschmelzen jedoch Ober- und Unterrohr manchmal zu einem Dreieck am Steuerkopf) für den Hauptrahmen und einem doppelten für den Hinterbau („Diamant“ ist eine falsche Übersetzung von diamond, was auch Raute bedeutet und die Rahmenform beschreibt).
Bis dahin waren bei Niederrädern sog. Kreuzrahmen üblich, die im wesentlichen aus einer Strebe von der Vordergabel zur Hinterachse und einer zweiten, sie kreuzenden Strebe vom Sattel zum Tretlager bestanden. Beim Diamantrahmen werden die Streben fast nur durch Zug und Druck belastet und kaum noch durch Verwindung oder Verbiegung – deshalb ist er wesentlich stabiler als ein Kreuzrahmen.
„Das nahtlos gezogene Stahlrohr“
Die Rahmen früher Fahrräder waren aus massivem Eisen oder Hohlstahl gefertigt und entsprechend schwer. 1885 ließen sich die Brüder Mannesmann ein Verfahren zur Erzeugung nahtloser Stahlrohre patentieren. Mit diesem seit 1890 erhältlichen Stahlrohr war schließlich das Rahmenmaterial gefunden, das bis vor kurzem im Fahrradbau dominierte und inzwischen teilweise durch Aluminium und im Radrennsport auch durch kohlenstoffaserverstärktem Kunststoff (umgangssprachlich Carbon) verdrängt wird.
Das aus Stahlrohr gefertigte „Rover“ mit Diamantrahmen wurde zum Prototyp des modernen Fahrrads.
Die qualitativ hochwertigsten gezogenen Stahlrohre für Fahrradrahmen wurden bis in die 1990er Jahre von den Herstellern Columbus und Reynolds hergestellt.
„Damenräder“
Eine etwas andere Rahmengeometrie war bis in die 1980er Jahre bei sog. Damenrädern üblich. Statt vom Sitzrohr zum Steuerrohr waagrecht verlief hier das Oberrohr von einer am Sitzrohr etwa 20 cm oberhalb des Tretlagers angesetzten Muffe zunächst waagrecht, dann mehr oder weniger parallel zum Unterrohr. In moderneren Versionen verlief es von der Mitte des Sitzrohres zum Steuerrohr.
Sattel
Fahrräder haben einen Sattel, der dem Körper während der Fahrt Halt gibt. Für weitergehende Informationen siehe Fahrradsattel.
Luftreifen
1888 erfand der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop den Luftreifen, der erstmals eine praktikable Dämpfung und zuverlässigere Bodenhaftung ermöglichte. Bis dahin waren Fahrräder mit Eisen- oder seit 1865 mit Vollgummireifen ausgestattet. Den ersten abnehmbaren Luftreifen erfanden die Brüder Michelin 1890 in Frankreich. Der Luftreifen stieß anfangs auf große Skepsis; den Durchbruch brachten erst Erfolge im Rennsport (siehe auch: Fahrradventil).
Freilauf und Schaltung
Der von A. P. Morrow 1889 in den Vereinigten Staaten patentierte Freilauf war unter Radfahrern zunächst sehr umstritten. Die Freilaufgegner hatten ebenso gewichtige Argumente gegen seine Anerkennung im Radsport wie die Befürworter dafür. Der in den USA schon früher entschiedene Streit wurde in Deutschland erst nach 1900 durch die erfolgreiche Markteinführung der Torpedo-Freilaufnabe von Fichtel & Sachs mit integrierter Rücktrittbremse beendet.
1907 wurde die erste 2-Gang-Nabenschaltung nach einem Patent der Wanderer-Werke von Fichtel & Sachs auf den deutschen Markt gebracht. Sie besaß ein Planetengetriebe und ebenfalls eine Rücktrittbremse.
Im Gegensatz zu einer Kettenschaltung zeichnet sich die Nabenschaltung durch den geringen Wartungsaufwand und damit hohe Alltagstauglichkeit aus. Nachteilig ist das höhere Gewicht und der im Vergleich zu einer Kettenschaltung etwas geringere Wirkungsgrad mit Ausnahme des direkten Ganges, bei dem die Kraftübertragung direkt erfolgt.
Die Nabenschaltungen wurden kontinuierlich weiterentwickelt. Neuere Entwicklungen gibt es u. a. von den Firmen Shimano mit der 8-Gang-Nabenschaltung Nexus oder der etwas länger übersetzten 7-Gang-Nabenschaltung von SRAM, sowie der Firma Rohloff mit der hochentwickelten 14-Gang-Nabenschaltung Speedhub 500/14, in der sich drei Planetengetriebe in einer Nabe befinden. Die von SRAM immer noch produzierten 3- und 5-Gang-Naben erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit, besonders bei Hollandrädern. Die flache Topographie der Niederlande macht hohe Übersetzungen verzichtbar.
Als Exot sollte hier auch noch die Tretlager-2-Gang-Schaltung der Schweizer Firma Schlumpf genannt werden. Diese lässt sich bespielsweise mit der Nexus-Nabenschaltung kombinieren und erweitert so die Entfaltung in den Bereich der Rohloff-Nabe.
Weitere Entwicklung
Die weitere Entwicklung des Fahrrads orientierte sich am Konzept des Niederrads – lediglich mit Varianten bei Konstruktion und Materialien. Größere Fortschritte wurden nur noch bei Gangschaltung und Bremsen gemacht. Entsprechende Impulse gingen von der Entwicklung des Mountain Bikes (MTB) in den USA aus. Seit den 90er Jahren werden Fahrräder zunehmend mit Federung ausgestattet.
Besonders in den 80ern und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde viel mit alternativen Bauformen experimentiert, die sich aber nicht durchgesetzt haben. Dies wiederholt sich momentan teilweise im Bereich der Mountainbikes, immer wieder kommen abenteuerliche Rahmenkonstruktionen heraus, im Leistungssport bleibt der Diamantrahmen Standard.
Die im Zusammenhang mit dem Fahrrad gemachten Erfindungen waren wegbereitend für die Entwicklung des Motorrads und des Automobils um 1900, ebenso wie der Kampf gegen Fahrverbote der Obrigkeit.
Mit der Umweltbewegung sind seit den 80er Jahren Sonderformen wie Dreiräder und Liegeräder wiederentdeckt und weiterentwickelt worden, werden aber vom Fahrradhandel nicht so unterstützt wie die im Radrennsport gebräuchlichen Formen. Für diesen Sport, der i. d. R. mit größeren Feldern im Massenstart durchgeführt wird, sind solche Räder nicht wendig genug, und sie bieten daher zu wenig Sicherheit im Verhältnis zu den hohen möglichen Geschwindigkeiten.
Heute werden Fahrradrahmen zum Großteil aus Stahl und Aluminium hergestellt, häufig in größerem Rohrdurchmesser. Im Radsport finden auch Rahmen aus Carbon ihren Einsatz.
Radgeschichtliche Organisationen und Literatur
Organisationen, die sich mit der Erforschung der Geschichte des Fahrrads sowie mit der sachgerechten Erhaltung aller damit in Verbindung stehenden Artefakte beschäftigen, sind der britische Veteran-Cycle Club, der deutsche Historische Fahrräder e. V., die US-amerikanischen Wheelmen sowie andere nationale und auch kleinere Clubs, die meist über Internet-Suchmaschinen erreichbar sind. Dort auch Information über Foren und Mailing Lists.
Seit 1990 tagt die International Cycling-History Conference (ICHC) jedes Jahr in einem anderen Land (www.cycling-history.org). Ihre Tagungsberichte „Cycle History“, z. Zt. Band 14 – auch in deutschen Bibliotheken vorhanden –, bieten die Möglichkeit, sich in den aktuellen Erkenntnisstand einzuklinken. Die ICHC hat mit verbreiteten patriotischen Fälschungen, Wandersagen und Mutmaßungen aufgeräumt und schreibt die Fahrradgeschichte praktisch neu.
Periodisch erscheinende Publikationen stehen im Zusammenhang mit den Vereinen, außer dem in den USA erscheinenden „Vintage Bicycle Quarterly“ ([1]).
Die Standardmonographie zur Sozialgeschichte des Fahrrads ist Rüdiger Rabensteins Radsport und Gesellschaft. Hier auch ein riesiger bibliographischer Anhang zu finden.
Technik
Die Fahrradtechnik ist heute kompliziert und vielfältig. Einige Komponenten können nur noch mit Spezialwerkzeugen montiert oder repariert werden.
Zu einem ausführlichen Artikel siehe Fahrradtechnik.
Fahrradtypen
Die Unterscheidungen sind nicht standardisiert, die Bezeichnungen unterliegen Moden und sind nicht immer scharf zu trennen. Der Artikel Fahrradtypen versucht, sie dennoch zu ordnen.
Bedeutung als Verkehrsmittel
Das Fahrrad ist das erste und bis heute preiswerteste Individualverkehrsmittel. In Europa erlangte es seine größte Verbreitung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, denn es war auch für Arbeiter erschwinglich, die infolge der Industrialisierung immer längere Wege zurücklegen mussten.

Durch den wachsenden Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg und das zunehmende Angebot an vergleichsweise preiswerten motorisierten Fahrzeugen wurde das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel durch Motorräder und schließlich Autos zurückgedrängt. Erst mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein seit den 1970er Jahren erlangte das Fahrrad in wohlhabenden Nationen Europas wieder eine etwas größere Bedeutung im städtischen Nahverkehr. Für viele Kinder und Jugendliche hat das Fahrrad aber dennoch eine wichtige Bedeutung, erhöht es doch enorm den Bewegungsradius.
In den ärmeren Regionen der Welt spielt das Fahrrad noch immer eine ähnlich bedeutende Rolle wie in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es wird aber auch dort, soweit es die wirtschaftliche Entwicklung erlaubt, immer mehr durch das Auto ersetzt (zum Beispiel in China). Da Autos zu den Hauptverursachern von Umweltverschmutzung und Klimaveränderung gezählt werden, handelt es sich dabei um eine besorgniserregende Entwicklung.
Die in einer Stadt zurückgelegten Wege sind zu 50 Prozent drei bis fünf Kilometer lang, also mit einem Fahrrad gut zu bewältigen. Es besteht auch die Möglichkeit, Fahrräder in Nahverkehrsmitteln mitzunehmen (besonders in U- und S- bzw. Stadtbahnen, aber auch Bussen). Dadurch ergibt sich eine Kombination aus Individualverkehr (per Bike) und öffentlichem Verkehr. Daneben bietet "Bike and Ride" die Möglichkeit, über längere als Fußwege zur Haltestelle zu gelangen. An großen Bahnhöfen sind dafür Fahrradparkhäuser mit Serviceeinrichtungen entstanden. Das Fahrrad eignet sich also auch für größere Entfernungen in der Stadt und auf dem Land.
Als umweltfreundliches und als das energiesparendste Fortbewegungsmittel kann auch das Fahrrad dazu beitragen, die im Kyoto-Protokoll vereinbarte CO2-Reduktion zu erreichen.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Bücher über Radreisen veröffentlicht. Spielten in den darauffolgenden Jahrzehnten Radreisen beim sich entwickelnden Tourismus aber eine eher geringe Rolle, so wächst besonders in Europa in den letzten Jahren die Bedeutung des Radtourismus. Durch die Anlage von Radfernwegen und regionaler Radroutennetze gelingt es in vielen Regionen, Touristen für diese ökologische Variante des Urlaubes zu gewinnen.
Gesetzliche Bestimmungen
Fahrräder, die am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen sollen, müssen gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen. Häufig werden bei Fahrradhändlern allerdings auch Räder verkauft, die diesen Standards nicht entsprechen. Diese müssen nachgerüstet werden, bevor sie auf Straßen oder Radwegen bewegt werden. Für die Einhaltung der Vorschriften ist generell der Fahrer zuständig. Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit geahndet.
In den deutschsprachigen Ländern gelten unterschiedliche Regelungen.
Deutschland
In Deutschland regelt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) die Betriebsvorschriften für Fahrräder.
- Fahrräder müssen zwei voneinander unabhängige Bremsen haben.
- Fahrräder müssen mit mindestens einer helltönenden Glocke ausgerüstet sein. Andere Einrichtungen für Schallzeichen, wie Radlaufglocken, sind nicht zulässig.
- Als Beleuchtung sind ein weißer Scheinwerfer und eine rote Schlussleuchte vorgeschrieben, die ständig betriebsbereit sein müssen. Beide Einrichtungen benötigen eine Typenzulassung. Für den Betrieb der lichttechnischen Einrichtungen ist ein 6-V-Dynamo vorgeschrieben. Batteriegestützte Systeme dürfen nur zusätzlich angebracht werden. Scheinwerfer und Schlussleuchte dürfen nur zusammen einschaltbar sein. Von der Vorschrift ausgenommen sind Rennräder bis 11 kg (neuerdings auch Mountainbikes unter 13 kg). Diese dürfen auch mit ansteckbaren, batteriebetriebenen Leuchten betrieben werden, die stets mitzuführen sind.
- Zur passiven Beleuchtung muss am Heck ein roter, mit „Z“ markierter Großflächenrückstrahler befestigt sein. Weiterhin sind gelbe Reflektoren an den Pedalen und seitlich an den Speichen anzubringen. Statt letzteren sind auch ringförmig zusammenhängende weiße Streifen zulässig.
Österreich
In Österreich existiert eine spezielle „Fahrradverordnung“ zur Regelung der Betriebsvorschriften.
- Fahrräder müssen zwei voneinander unabhängige Bremsen haben, mit denen auf trockener Fahrbahn eine mittlere Bremsverzögerung von 4 m/s² aus einer Ausgangsgeschwindigkeit von 20 km/h erreicht wird.
- Fahrräder müssen mit einer Vorrichtung zur Abgabe von akustischen Warnzeichen ausgerüstet sein. Von der Vorschrift ausgenommen sind Rennräder bis 12 kg.
- Als Beleuchtung sind ein weißer oder hellgelber Scheinwerfer mit mindestens 100 cd und eine rote Schlussleuchte mit mindestens 1 cd vorgeschrieben. Bei Tageslicht und guter Sicht dürfen Fahrräder ohne diese Ausrüstung verwendet werden.
- Zur passiven Beleuchtung muss vorne ein weißer, hinten ein roter Rückstrahler mit je 20 cm² Leuchtfläche befestigt sein. Weiterhin sind gelbe Reflektoren an den Pedalen und seitlich an den Speichen anzubringen. Statt letzteren sind auch ringförmig zusammenhängende weiße oder gelbe Streifen zulässig. Von der Vorschrift ausgenommen sind Rennräder bis 12 kg.
Schweiz
In der Schweiz finden sich die Betriebsvorschriften für Fahrräder in der „Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge“ (VTS).
- Am Rahmen des Fahrrads muss eine leicht feststellbare, individuelle Nummer eingeschlagen und der Name des Herstellers/der Herstellerin oder eine Marke unverwischbar aufgetragen sein. Fahrräder müssen eine gut sichtbare Versicherungsvignette tragen.
- Fahrräder müssen zwei kräftige Bremsen haben, von denen eine auf das Vorder- und eine auf das Hinterrad wirkt.
- Fahrräder müssen mit einer gut hörbaren Glocke ausgerüstet sein. Andere Warnvorrichtungen sind untersagt. Von der Vorschrift ausgenommen sind Fahrräder unter 11 kg.
- Fahrräder sind mit einer Diebstahlsicherung zu versehen.
- Als Beleuchtung sind ein weißer Scheinwerfer und eine rote Schlussleuchte vorgeschrieben, die auf mindestens 100 m sichtbar sind. Die Ausrüstung kann fest angebracht oder abnehmbar sein.
- Zur passiven Beleuchtung muss vorne ein weißer, hinten ein roter Rückstrahler mit je 10 cm² Leuchtfläche befestigt sein. Darüber hinaus sind gelbe Reflektoren an den Pedalen anzubringen.
Organisationen
Einige Organisationen, die sich für das Fahrrad als Verkehrsmittel engagieren, sind:
- European Cyclists' Federation
- ADFC (Deutschland)
- RKB (Deutschland)
- ARGUS (Österreich)
Siehe auch
- Allgemein: Fahrradfahren | Wikipedia:WikiReader/Fahrräder | Wikipedia:WikiReader/Radrennen
- Verwandte: Einrad | Muskelkraftbetriebenes Fahrzeug | Tandem | Velomobil | Ergometer | Elektrofahrrad | Hydrobike | Schienenfahrrad | Moped | Mofa
- Unterarten: Bonanzarad | BMX | Liegerad | Mountainbike | Rennrad | Speedbiker
- Teile: Kategorie:Fahrradtechnik | Fahrradschloss | Schalthebel | Fahrradbereifung | Fahrradventil | Fahrradklingel
- Fahren: Fahrradwege auf stillgelegten Bahntrassen | Radfernweg | Radweg | Fahrradstraße
- Sonstiges: Gratisrad | Fahrraddiebstahl | Fahrradpumpe | Waffenrad | Radfahrtruppen | Fahrradhelm
- Urlaub: Radreisen | Fahrradtour | Kategorie:Radweg
- Recht: Straßenverkehrsordnung | Straßenverkehrszulassungsordnung | Fahrrad-Ausrüstungs-Verordnung
Literatur
- Michael Gressmann: Fahrradphysik und Biomechanik. ISBN 3-89595-023-8
- Winkler/Rauch: Fahrradtechnik. ISBN 3-87073-131-1
- Pryor Dodge: Faszination Fahrrad. ISBN 3-89595-118-8
- Gunnar Fehlau: 1000 Tipps für Biker. ISBN 3-89595-156-0
- Ballantine/Grant: Bike Reparaturhandbuch. ISBN 3-7688-0867-X
- Béatrice Couzereau: Fachwörterbuch der Zweiradtechnik (deutsch-englisch-französisch). ISBN 3-87073-054-4
- Max J. B. Rauck/Gerd Volke/Felix Paturi: Mit dem Rad durch zwei Jahrhunderte. Das Fahrrad und seine Geschichte. AT-Verlag, Aarau/Stuttgart 1979. ISBN 3-85502-038-8
- OKW: Vorschrift H.Dv. 293 - Das Truppenfahrrad - 1935
Weblinks
- Über die Geschichte des Fahrrads
- Spezialfahrräder-Wiki
- Fahrradlexikon
- fahrradlinks.de
- European Cyclists' Federation (engl.)
- Fahrradwerkzeug