Zum Inhalt springen

„Brennnesseln“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 52: Zeile 52:
===Verbreitung===
===Verbreitung===


Brennnesseln sind nahezu weltweit verbreitet, sie fehlen nur in [[Permafrost]]gebieten. Einzelne Arten sind nicht überall zu finden, die Grosse Brennessel z.B. fehlt noch in den Tropen, in [[Südafrika]], den [[Balearen]] und auf [[Kreta]].
Brennnesseln sind nahezu weltweit verbreitet, sie fehlen nur in [[Permafrost]]gebieten. Einzelne Arten sind nicht überall zu finden, die Grosse Brennessel z.B. fehlt in den Tropen, in [[Südafrika]], den [[Balearen]] und auf [[Kreta]].


Die Brennnessel kommt schwerpunktmäßig in Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren vor, aber auch in Bruch- und Auenwäldern. Sie ist eine [[Zeigerpflanze]] für hohe [[Stickstoff]]-Vorkommen im Boden.
Die Brennnessel kommt schwerpunktmäßig in Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren vor, aber auch in Bruch- und Auenwäldern. Sie ist eine [[Zeigerpflanze]] für hohe [[Stickstoff]]-Vorkommen im Boden.

Version vom 13. Juni 2004, 19:42 Uhr

Brennnesseln
Große Brennnessel (Urtica dioica)
Systematik
Unterklasse: Dillenienähnliche (Dilleniidae)
Überordnung: Urticanae
Ordnung: Brennnesselartige (Urticales)
Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Tribus: Urticeae
Gattung: Brennnessel (Urtica)
Arten (Auswahl)


Die Gattung der Brennnesseln (Urtica) gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae).

Botanische Merkmale

Beschreibung

Brennnesseln werden je nach Standort und Nährstoffsituation 30 - 250 cm hoch. Ihre Stängel sind zumeist unverzweigt und mit Brenn- wie Borstenhaaren besetzt. Die auf der Oberseite ebenfalls behaarten, länglichen Blätter sind bis zu 8 cm lang und von tiefgrüner Farbe, nach vorne zugespitzt, am Ansatz herzförmig und am Rande grob gesägt. Die länglichen Blütenrispen sind von weißer, gelegentlich blass-violetter Farbe.

Brennhaare

Bekannt und unbeliebt ist die Brennnessel wegen der schmerzhaften Quaddeln, die bei der Berührung der Brennhaare entstehen. Diese sitzen am Stiel und unter den Blättern.

Sie besitzen an ihrer Spitze ein Köpfchen, das verkieselt ist und ganz oben einen kleinen Widerhaken besitzt. Wird dieses Köpfchen abgerissen, reißt es Teile des Brennhaares mit und funktioniert es zu einer Art Splitter um. Dieser bohrt sich in die Haut und entleert den in ihm enthaltenen Cocktail aus Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Methansäure und einer weiteren Substanz, die noch nicht identifiziert wurde, aber vermutlich sowohl Hauptwirkstoff als auch für die Quaddelbildung verantwortlich ist.

Verbreitung

Brennnesseln sind nahezu weltweit verbreitet, sie fehlen nur in Permafrostgebieten. Einzelne Arten sind nicht überall zu finden, die Grosse Brennessel z.B. fehlt in den Tropen, in Südafrika, den Balearen und auf Kreta.

Die Brennnessel kommt schwerpunktmäßig in Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren vor, aber auch in Bruch- und Auenwäldern. Sie ist eine Zeigerpflanze für hohe Stickstoff-Vorkommen im Boden.

Vermehrung

Die Blüten der Brennnessel sind unauffällig und locken keine Insekten als Bestäuber an. Wenn sich die männlichen Hüllblätter öffnen, schnellen die Staubblätter hervor; explosionsartig wird dabei eine Wolke von Blütenstaub in die Luft geschleudert. Der Wind überträgt anschließend den Pollen auf die weiblichen Blüten.

Schmetterlingsweide

Für rund 50 Schmetterlingsarten ist die Brennnessel eine Raupen-Futterpflanze. Die Schmetterlingsarten Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Silbergraue Nessel-Höckereule, Dunkelgraue Nessel-Höckereule, Brennnessel-Zünslereule und das Landkärtchen sind dafür sogar auf die Brennnessel angewiesen, andere Pflanzen kommen für diese Arten nicht in Betracht. Trotzdem scheinen sich diese Schmetterlingsarten auf dieser Pflanze kaum gegenseitig Konkurrenz zu machen, denn sie bevorzugen jeweils andere Wuchsorte der Brennnessel oder sind relativ selten.

  • Die Raupen des Kleinen Fuchses sind an trockenen und sonnigen Stellen zu finden.
  • Das Tagpfauenauge mag es zwar gleichfalls sonnig, aber dennoch luftfeucht und bevorzugt daher Plätze an Gewässern.

Beide Arten benötigen überdies größere Brennnesselbestände.

  • Der Admiral dagegen gibt sich schon mit Ansammlungen einiger weniger Pflanzen zufrieden und bevorzugt eher "kümmerliche" Brennnesseln.
  • Das Landkärtchen sucht sich die schattigsten Wuchsorte der Brennnessel aus, die oft großen und dichten Bestände in den fluss- und bachbegleitenden Auwäldern.

Verwendung

Die Brennnessel in der Küche

Junge Brennnesseltriebe können wie Spinat zubereitet werden und – sofern sie ganz jung sind – sogar im Salat verwendet werden. Am bestem schmecken die ersten, etwa 20 cm langen Triebe im Frühjahr.

Früher wurde gelegentlich Butter, Fisch und Fleisch in Brennnesselblätter gepackt, um sie länger frisch zu halten. Tatsächlich verhindern die Wirkstoffe der Brennnessel die Vermehrung von bestimmter Bakterien. Diese Praxis ist sogar gerichtsnotorisch: 1902 wurde eine Berliner Milchhändlerin wegen der Brennnesselblätter in ihrer Milch wegen Lebensmittelverfälschung angeklagt. Mit der Begründung, dass dies ein „allgemein geübtes Verfahren“ sei, wurde die Händlerin jedoch freigesprochen.

In Russland gab man Brennnesseltriebe in das Futter von Küken und Kälbern, damit sie schneller wuchsen.

Den Brennnesselhärchen kann man begegnen, indem man die Triebe kurz in ein heißes Wasserbad taucht oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht.

Die Brennnessel in der Pflanzenheilkunde

Die mehrjährige Große Brennnessel (Urtica dioica) ist eines der ältesten Heilkräuter mit einem breiten Wirkungsspektrum und gilt heute längst nicht mehr nur als Unkraut, sondern auch unter Wissenschaftlern wieder als eine "Königin unter den Heilpflanzen".

Die Brennnessel enthält als wirksame Bestandteile viel Vitamin C und Provitamin A, Caffeoyl-Chinasäuren, z.B. Caffeoyläpfelsäure, Mineralsalz, besonders Kalzium- und Kaliumsalze, Gerbstoffe wie Kiesel- und Ameisensäure, Magnesium, Eisen, Chlorophyll, Schleim, Acetylcholin, Wachs und ätherische Öle sowie biogene Amine wie Histamin und Serotonin als Bestandteil des Nesselgiftes. Sie wirkt blutreinigend, blutbildend und harntreibend.

Die Caffeoyl-Chinasäuren wirken schmerzlindernd, zusammenziehend (adstringierend) und entzündungshemmend, was die Medizin vor allem zur Linderung von Arthroseschmerzen und Gelenkrheumatismus nutzt, außerdem werden Brennnesseln therapeutisch eingesetzt bei Erkrankungen der Atmungsorgane und Magendarmkatarrh mit Kolikschmerzen.

Für die harntreibende Wirkung sind vor allem die Kaliumsalze verantwortlich. Besonders die Wurzel gilt als wichtiges Mittel bei Prostatabeschwerden, da sie die Prostata entstaut, wodurch das Urinieren leichter fällt. Auch andere Erkrankungen der Harnorgane werden mit Brennnesselpräparaten behandelt. Bei Blutarmut soll die kurmäßige Einnahme von Brennnesselsaft helfen.

Daneben setzt die Volksmedizin die Brennnessel zur Anregung des Milchflusses bei Stillenden, bei Haarausfall, Hautausschlägen, Allergien, Osteoporose und Wechseljahrsbeschwerden sowie bei Blutarmut und Erschöpfung ein. In Milch gekochte Wurzeln werden gegen Ruhr und Durchfall empfohlen. Früher kam die Brennnessel auch zur Bekämpfung und Vorbeugung von Skorbut zum Einsatz.

Noch im Zweiten Weltkrieg sollen Brennnesseln zum Verbinden infizierter Wunden verwendet worden sein, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Die Heilpflanze wird in Form von Kapseln, Drageés, Presssäften und Tees angeboten.

Warnhinweis: Bei eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit sollte eine Durchspülungstherapie nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen!




Die Brennnessel in der Ethnobotanik

  • Wer am Gründonnerstag Gemüse aus Nesseln ist, ist das Jahr über vor Geldnot geschützt.
  • Wer fünf Nesselblätter in der Hand hält, den befällt keine Furcht und er bleibt bei kühlem Verstand.
  • Am Johannistag gibt es Brennnesselpfannkuchen, weil die Brennnessel ein uraltes Mittel gegen Nixen- und Elfenzauber ist.
  • Wer Brennnesselkuchen schon am 1. Januar isst, der wird ein gutes Jahr haben.

Die Brennnessel in Kunst und Literatur

Albrecht Dürer betrachtete die Brennnessel als eine von Gott geschenkte Pflanze, was in manchen seiner Bilder zum Ausdruck kommt. Bekannt ist die Darstellung eines Engels, der mit einer Brennnesselpflanze in der Hand zum Thron des Allmächtigen emporsteigt.

In der Literatur tritt die Brennnessel in Zusammenhang mit der "Brennenden Liebe" auf.

Die Brennnessel in der Fasergewinnung und als Färbepflanze

Die Fasern der Pflanzenstängel eignen sich zur Herstellung von Fasern und Stoffen wie zum Beispiel dem Nesseltuch, das fester noch als Leinen ist, aber auch Netzen und Stricken.

Lange Zeit gehörte die Brennnessel zu den Färbekräutern. Wolle konnte man mit ihr, nach Vorbeizen mit Alaun, wachsgelb färben. Eine Zinnvorbeize, Kupfer-Nachbeize und ein Ammoniak-Entwicklungsbad erzielt ein kräftiges Graugrün. Man benötigt etwa 600 g Brennnessel pro 100 g Wolle; besonders bei der Brennnessel kann der Farbton vom Zeitpunkt des Pflückens und Färbens abhängen.

Die mit den Brennnesseln nicht verwandten Taubnesseln und die Goldnessel sehen den Brennnesseln in Wuchs und Blattform sehr ähnlich, besitzen aber keine Brennhaare und sehr viel größere Blüten.

Die Brennnessel im Gartenbau

Brennesseln finden insbesondere im biologischen Gartenbau vielfältige Verwendung. Ein scharfer Kaltwasserauszug (nur 24 Stunden angesetzt) ist ein hervorragendes Pflanzenstärkungsmittel, da die enthaltene Kieselsäure die Zellwände der damit gegossenen Pflanzen festigt und sie so gegen den Befall beissende wie saugende Insekten stärkt. Eine Jauche löst zusätzlich noch den Stickstoff der Brennessel sowie Spurenelemente heraus und hat dadurch hervorragende Düngewirkung. Die anfallenden Reste können im Kompost optimal verwertet werden.

Systematik

Die Gattung der Brennnesseln unterteilt sich in zahlreiche Arten, von denen in Mitteleuropa vier vorkommen. Die bekanntesten sind die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens); außerdem existieren hier noch die Sumpfbrennnessel (Urtica kioviénsis) und die aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Pillenbrennnessel (Urtica pilulifera), deren gelegentliche mitteleuropäische Vorkommen auf die Kulturflucht aus Kräutergärten zurückzuführen ist, in denen sie wegen ihrer schleimigen Samen kultiviert wurde.

Gattung Brennnesseln (Urtica)