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„Leuchtturm“ – Versionsunterschied

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== Feuerhöhen und Turmhöhen ==
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===Feuerhöhen===
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Als Feuerhöhe bezeichnet man den Abstand zwischen Wasserspiegel und [[Befeuerung (Seefahrt)|Befeuerung]]. Die weltweit größte Feuerhöhe besitzt derzeit mit 140 Metern der Leuchtturm von [[Dschidda]] in [[Saudi-Arabien]]. Die höchste deutsche Befeuerung sitzt auf dem Hotel „Maritim“ in [[Lübeck-Travemünde]], 114&nbsp;m über der Mittelwasserhöhe der Ostsee.<ref>[http://www.leuchtturm-atlas.de/HTML/TraveST.html Daten zum Orientierungsfeuer Travemünde, abgerufen am 2. November 2010]</ref>
Als Feuerhöhe bezeichnet man den Abstand zwischen Wasserspiegel und [[Befeuerung (Seefahrt)|Befeuerung]]. Die weltweit größte Feuerhöhe besitzt derzeit mit 140 Metern der Leuchtturm von [[Dschidda]] in [[Saudi-Arabien]]. Die höchste deutsche Befeuerung sitzt auf dem Hotel „Maritim“ in [[Lübeck-Travemünde]], 114&nbsp;m über der Mittelwasserhöhe der Ostsee.<ref>[http://www.leuchtturm-atlas.de/HTML/TraveST.html Daten zum Orientierungsfeuer Travemünde, abgerufen am 2. November 2010]</ref>

Version vom 24. Mai 2015, 12:52 Uhr

Roter Sand – in Deutschland der Inbegriff von Leuchtturm

Als Leuchtturm wird ein Turm bezeichnet, der ein Befeuerung trägt. Leuchttürme sind insbesondere nachts weithin sichtbare Schifffahrtszeichen und dienen der Positionsbestimmung, der Warnung vor Untiefen oder der Fahrwassermarkierung.

Technik

Optik

Fresnel-Linsen

Als Leuchtfeueroptik werden seit etwa 1820 Fresnel-Linsen verwendet, die eine kompakte Bauform, ein relativ geringes Gewicht und eine hohe Lichtausbeute haben. Das Linsensystem hat bis zu 20 ringförmige Sektoren, eine Brennweite von maximal 70 Zentimetern und ist drehbar gelagert. Aufgrund der Umdrehungszeit besitzt jeder Turm eine spezifische Wiederkehr und Kennung, die im Leuchtfeuerverzeichnis und in Seekarten publiziert werden. Die Kennung wird gegebenenfalls durch zum Fahrwasser ausgerichtete Farbfilter erweitert. Durch die Rotation der Linse erzeugt dies ein rhythmisches farbiges Blinken.

Bauweise

Der Leuchtturm Neuwerk von 1310 ist das älteste Profanbauwerk an der deutschen Küste, das aufgesetzte Lampenhaus stammt aus dem Jahr 1814.

Die Bauweise der Leuchttürme ist sehr vielfältig. Neben Metall, Holz, Beton- und Steintürmen gibt es auch Rohr- und mastartige Konstruktionen. Lichtanlage und Optik sind bei größeren Bauten zumeist aufgesetzt, sie werden als Lampenhaus oder Laterne bezeichnet. In historischen Turmkonstruktionen befanden sich mitunter Wohn- und Arbeitsräume für das Bedienpersonal, die oft durch Nebengebäude ergänzt wurden. Da der Beruf des Leuchtfeuerwärters durch die Automatisierung nicht mehr ausgeübt wird, dienen die ehemaligen Arbeitsräume heute weitgehend dem Tourismus.

Bis in das späte 20. Jahrhundert waren in der Nordsee und der Ostsee, wo die Errichtung von Leuchttürmen nicht möglich war, zahlreiche Feuerschiffe positioniert, mit Leuchtfeuern in bis zu 45 Metern Höhe. Heute werden von der Deutschen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nur noch zwei Feuerschiffspositionen unterhalten.

Bei engen Fahrrinnen werden auch Richtfeuer verwendet.

Reichweite

Die Reichweite der meisten Leuchtfeuer liegt – je nach Bauart und Umständen – zwischen 5 und 20 Seemeilen. Sie hängt von fünf Faktoren ab. Zum ersten spielt die „Höhe des Feuers“ über dem Meeresspiegel eine Rolle, zum zweiten die Höhe des Navigators über dem Wasserspiegel, drittens die Leuchtkraft und Farbe der Lichtquelle, zum vierten die Qualität der Optik. Fünftens kann das Wetter und die daraus resultierenden Sichtbedingungen die Reichweite begrenzen. Den Wettereinfluss berücksichtigt man durch eine sogenannte Sichtweitenskala, denn bei schlechten Bedingungen kann die Lichtstärke von mehreren Millionen Candela stark gemindert werden. Letztlich stellt die Reichweite einen Kompromiss zwischen dem technisch Möglichen und dem Aufwand für Stromversorgung und Wartungskosten dar.

Wegen der Erdkrümmung nimmt die theoretische Reichweite mit der Wurzel der Turmhöhe und der Wurzel der Augeshöhe des Navigators zu. Aus Kostengründen ist es sinnvoll, den Leuchtturm auf einer küstennahen Anhöhe zu errichten, weil der Turm selber dadurch niedriger ausfallen kann.

In Extremfällen kann es jedoch sinnvoller sein, einen Leuchtturm an einer tiefer gelegenen Stelle zu errichten, wenn er dadurch in klareren Luftschichten steht. So wurde der alte, 238 m hoch gelegene Leuchtturm am Cape Point in Südafrika 1911 durch einen niedriger gelegenen Leuchtturm ersetzt, da der alte Turm sich zu oft im Hochnebel befand und sein Licht somit nicht so weit sichtbar war, wie ursprünglich angenommen.

Wenn ein Leuchtfeuer gerade am nautischen Horizont („in der Kimm“) auftaucht beziehungsweise verschwindet, kann seine Entfernung einfach berechnet und damit der Standort des Schiffes bestimmt werden. Die Formel kann mittels des Satzes von Pythagoras hergeleitet werden. In der vereinfachten Näherung, wenn die Höhen von Leuchtfeuer und Navigator verglichen mit dem Erdradius gering sind, lautet sie:

Zeitgemäße Navigationsmethoden und Touristik

Moderne digitale Navigationshilfen schmälern die heutige Bedeutung von Leuchttürmen, können aber visuelle Schifffahrtszeichen nicht vollständig ersetzen. Insbesondere beim Ausfall des GPS, der Elektronik oder der Stromversorgung stellen Leuchttürme eine unverzichtbare Rückfallebene dar.

In vielen Leuchttürmen werden die ehemaligen Personalräume und die Aussichtsplattform heute für touristische Zwecke genutzt, vereinzelt dienen Türme auch als Unterkunft oder können für Trauungen gemietet werden.

Geschichte des Leuchtturms

Wie die Geschichte der Leuchttürme begann, ist heute nicht mehr genau bekannt. Im östlichen Mittelmeer gab es schon Jahrhunderte vor Christi Geburt regen Seehandel – und wohl auch Leuchtfeuer, um auch bei widrigen Verhältnissen den Heimathafen zu finden.

Datei:PHAROS2006.jpg
Rekonstruktion des Pharos von Alexandria

Mindestens zwei antike Feuer sind überliefert, die um 300 v. Chr. entstanden: Der Koloss von Rhodos und Pharos von Alexandria. Allerdings ist unsicher, ob der Koloss wirklich als Leuchtfeuer diente. Er soll nur wenige Jahrzehnte gestanden haben, bis er 224 v. Chr. einstürzte. Der ägyptische Turm ging hingegen erst 1303 bei einem Erdbeben verloren, er ist Namensgeber der Leuchtturmkunde, die heute als Pharologie bezeichnet wird.[1]

Die Seefahrt suchte schon zu Beginn nach einfachen Wegen, den Seefahrern „heimzuleuchten“. Fackeln und kleine Feuer wiesen den Fischern nachts ihren Weg. Mönche empfahlen deren Betrieb als gottgefällige Aufgabe.

In Westeuropa war wohl der „Herkulesturm“ (span. Torre de Hércules) im galizischen A Coruña, Spanien einer der ersten. Der noch heute genutzte Turm wurde im Jahr 110 von Caius Sevius Lupus fertiggestellt und war ursprünglich 36 m hoch und maß 18 m × 18 m am Fuß. Seit einer Renovierung und Erweiterung im Jahr 1791 beträgt seine Höhe 50 m. Die Maße am Fuß betragen 20 m × 19,5 m. Auch der Leuchtturm Hook Head in Irland wird zu den ersten gezählt. Er wurde angeblich 1172 über den Klippen des südirischen Ortes in der Grafschaft Wexford bei Waterford erbaut. Heute trägt der Turm sein Feuer in 35 m Höhe.

Nachgestellte Beleuchtungssituation durch eine Petroleumlampe

Im 13. Jahrhundert errichteten die Hansestädte Lübeck und Wismar Kerzenlaternen auf vorgelagerten Inseln. Das bestehende Hafenzeichen in Travemünde wurde 1226 kaiserlich privilegiert. 1299 erhielt Hamburg die Nordseeinsel Neuwerk, um dort eine Feuerblüse zu errichten. Sie wurde 1310 fertiggestellt und steht noch heute. Um 1625 folgte ein ständiges Leuchtfeuer auf Wangerooge; die Benutzung des Kirchturms bewährte sich aber nicht.

Deutlich verbessert wurden die Leuchtfeuer 1782 durch den Genfer Physiker Aimé Argand (1750-1803) mit der Hohldochtlampe, einem Vorläufer der späteren Petroleumlampe. Erst später setzten sich Gasglühlichter durch. Schließlich entwickelte Augustin Jean Fresnel (1788–1827) im Auftrag der französischen Regierung eine Lichtbündelung durch spezielle Linsen. Durch die Fresnel-Linsen steigerte sich die Reichweite der Leuchtfeuer erheblich.

Feuerhöhen und Turmhöhen

Feuerhöhen

Datei:Jeddah Light at evening.jpg
Höchstes Leuchtfeuer der Welt in Dschidda

Als Feuerhöhe bezeichnet man den Abstand zwischen Wasserspiegel und Befeuerung. Die weltweit größte Feuerhöhe besitzt derzeit mit 140 Metern der Leuchtturm von Dschidda in Saudi-Arabien. Die höchste deutsche Befeuerung sitzt auf dem Hotel „Maritim“ in Lübeck-Travemünde, 114 m über der Mittelwasserhöhe der Ostsee.[2]

Turmhöhen

Auf einer Anhöhe reichen sehr niedrige Leuchttürme wie das Leuchtfeuer Bunthaus aus

Der derzeit höchste Leuchtturm Deutschlands ist der Leuchtturm Campen an der Emsmündung. Der dreibeinige Gitterturm misst 65 Meter.[3] Zurzeit plant man an der Elbe neue Richtfeuerlinien, deren Türme Höhen bis zu fast 100 Metern erreichen sollen. Erforderlich wurde ihr Bau wegen der geplanten Elbvertiefung, die eine Verbreiterung des Fahrwassers und eine Veränderung der Fahrlinien der Schiffe zur Folge haben wird.

Einer der kleinsten Leuchttürme dürfte das ehemalige Leuchtfeuer Bunthaus (1914–1977) auf der Bunthäuser Spitze (Unterelbe bei Hamburg) mit 6,95 Metern Turmhöhe sein.

Metaphern

Im übertragenen Sinn werden Vorhaben, von denen eine Signalwirkung oder Vorbildfunktion ausgeht, als Leuchtturmprojekt bezeichnet. In der englischsprachigen Welt ist die Moderne Sage vom Leuchtturm und Kriegsschiff eine beliebte Metapher für gelegentliche Unflexibilität großer Mächte.

Literatur

  • Monika Bergmann: Lexikon der Leuchttürme. Komet, Köln 2008, ISBN 978-3-89836-827-8.
  • Gerhard Wiedemann (Hg.), Johannes Braun, Hans Joachim Haase: Das deutsche Seezeichenwesen. 1850–1990, zwischen Segel- und Container-Schiffsverkehr [In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven]. DSV-Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-88412-275-4.
  • Jean Guichard (Fotos), Vincent Guigueno (Text): Leuchttürme. (Originaltitel: Phares übersetzt von Christiane Hauert). DK Edition Maritim, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89225-575-8.
  • Ian Penberthy: Die 75 beeindruckendsten Leuchttürme der Welt (Originaltitel: Lighthouses - Man-made Wonders, übersetzt von Annerose Sieck). Tosa, Wien 2009, ISBN 978-3-85003-388-6.
  • Jürgen Voss: Lichter am Horizont – Leuchttürme zwischen Tag und Nacht. DK Edition Maritim, Hamburg 2003, ISBN 978-3-89225-482-9.

Siehe auch

Briefmarkenserien
Leuchttürme seit 2004 in Deutschland
Leuchttürme, Leit- Leucht- und Molenfeuer, 1974 und 1975 in der DDR
Veranstaltungen
Wiktionary: Leuchtturm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Leuchttürme – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Nordsee: eine Natur- und Kulturgeschichte, Richard Pott, C.H.Beck, 2003 – „Der Pharos vor Alexandria (...) war wohl der älteste bekannte Leuchtturm der Erde, (...) er hat aber nicht nur der «Leuchtturmkunde», der «Pharologie», den Namen gegeben(...)“
  2. Daten zum Orientierungsfeuer Travemünde, abgerufen am 2. November 2010
  3. Leuchtturm Campen auf der Seite des Wasser- und Schifffahrtsamtes Emden.