„Berndeutsch“ – Versionsunterschied
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* Die ältere Schreibweise versucht sich möglichst an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen. Dieser Ansatz, wie ihn [[Werner Marti (Schriftsteller)|Werner Marti]] in seinem Buch ''Bärndütschi Schrybwys'' vertritt, wird von den meisten Berner Mundartschriftstellern wie [[Rudolf von Tavel]], [[Simon Gfeller]], [[Otto von Greyerz]], [[Carl Albert Loosli]] und [[Kurt Marti]] gewählt und ist auch in der neueren Berner Mundartliteratur üblich. |
* Die ältere Schreibweise versucht sich möglichst an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen. Dieser Ansatz, wie ihn [[Werner Marti (Schriftsteller)|Werner Marti]] in seinem Buch ''Bärndütschi Schrybwys'' vertritt, wird von den meisten Berner Mundartschriftstellern wie [[Rudolf von Tavel]], [[Simon Gfeller]], [[Otto von Greyerz]], [[Carl Albert Loosli]] und [[Kurt Marti]] gewählt und ist auch in der neueren Berner Mundartliteratur üblich. |
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* Die neuere Schreibweise versucht dagegen die mundartlichen Laute möglichst genau phonetisch wiederzugeben, unabhängig vom gewohnten Schriftbild. Diese als Dieth-Schrift – nach [[Eugen Dieth]], dem Verfasser des 1938 |
* Die neuere Schreibweise versucht dagegen die mundartlichen Laute möglichst genau phonetisch wiederzugeben, unabhängig vom gewohnten Schriftbild. Diese als Dieth-Schrift – nach [[Eugen Dieth]], dem Verfasser des 1938 erschienenen Buches ''Schwyzertütschi Dialäktschrift'' – bekannte Orthographie findet in Bern weniger Anklang als in den andern Gegenden der Deutschschweiz. |
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Wie alle Dialekte der Deutschschweiz ist Berndeutsch als geschriebene Sprache gegenwärtig in Bereichen im Vormarsch, wo eine «quasi-mündliche» Ausdrucksweise verwendet wird, d. h. in [[Short Message Service|SMS]], [[Chat]] und persönlichen Briefen und [[E-Mail]]s. Dabei wird meist «nach Gefühl» und mehr oder weniger phonetisch geschrieben. Damit lassen sich die Schreibungen nicht in die zwei oben genannten Ansätze einordnen, was einerseits daran liegen mag, dass die jungen Schreiber kaum Kenntnis von der Mundartliteratur haben, und andererseits daran, dass sie sich nicht an etablierte Regeln halten wollen oder können. Dabei können Konventionen entstehen, die in der traditionellen Dialektschreibung nicht zu finden sind, beispielsweise die Wiedergabe des [[Schwa]] durch ‹ä› wie in ‹ä Taschälampä› oder ‹machä›. Die Funktion dieses ‹ä› könnte darin bestehen, den Text als Dialekttext zu markieren.<ref>Kapitel ''6 Endungsvokal im Infinitiv''. In: Beat Siebenhaar: ''[http://www.linguistik-online.com/15_03/siebenhaar.html Sprachgeographische Aspekte der Morphologie und Verschriftung in schweizerdeutschen Chats].'' Linguistik online 15, 3/03 (2003).</ref> |
Wie alle Dialekte der Deutschschweiz ist Berndeutsch als geschriebene Sprache gegenwärtig in Bereichen im Vormarsch, wo eine «quasi-mündliche» Ausdrucksweise verwendet wird, d. h. in [[Short Message Service|SMS]], [[Chat]] und persönlichen Briefen und [[E-Mail]]s. Dabei wird meist «nach Gefühl» und mehr oder weniger phonetisch geschrieben. Damit lassen sich die Schreibungen nicht in die zwei oben genannten Ansätze einordnen, was einerseits daran liegen mag, dass die jungen Schreiber kaum Kenntnis von der Mundartliteratur haben, und andererseits daran, dass sie sich nicht an etablierte Regeln halten wollen oder können. Dabei können Konventionen entstehen, die in der traditionellen Dialektschreibung nicht zu finden sind, beispielsweise die Wiedergabe des [[Schwa]] durch ‹ä› wie in ‹ä Taschälampä› oder ‹machä›. Die Funktion dieses ‹ä› könnte darin bestehen, den Text als Dialekttext zu markieren.<ref>Kapitel ''6 Endungsvokal im Infinitiv''. In: Beat Siebenhaar: ''[http://www.linguistik-online.com/15_03/siebenhaar.html Sprachgeographische Aspekte der Morphologie und Verschriftung in schweizerdeutschen Chats].'' Linguistik online 15, 3/03 (2003).</ref> |
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Version vom 25. Mai 2013, 09:14 Uhr
| Berndeutsch | ||
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|
Gesprochen in |
Schweiz (Kanton Bern) | |
| Linguistische Klassifikation |
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| Offizieller Status | ||
| Amtssprache in | — | |
| Sprachcodes | ||
| ISO 639-1 | — | |
| ISO 639-2 | gsw (Schweizerdeutsch) | |
| ISO 639-3 | gsw (Schweizerdeutsch) | |
Berndeutsch (Eigenbezeichnung Bärndütsch) sind die schweizerdeutschen Dialekte, die im Berner Mittelland gesprochen werden. Sie zählen zum Hochalemannischen.
Verbreitung
Es gibt keinen einheitlichen, klar abgegrenzten berndeutschen Sprachraum. Üblicherweise werden die innerhalb der Grenzen des Kantons Bern gesprochenen Dialekte Berndeutsch genannt, doch die tatsächlichen Dialektgrenzen verlaufen nur teilweise entlang der Kantonsgrenzen. Im Nordosten des Kantons Freiburg (Seebezirk) und im Süden des Kantons Solothurn (Bucheggberg) wird ebenfalls berndeutsch gesprochen, und im Südwesten des Kantons Aargau und im Südwesten des Kantons Luzern (Entlebuch) finden sich Dialekte, die dem Berndeutschen sehr ähnlich sind. In den Tälern des Berner Oberlandes wird hingegen das Berner Oberländische gesprochen, das sich deutlich vom Berndeutschen des Mittellandes unterscheidet. Im Berner Jura wird französisch gesprochen, in Biel hingegen sowohl Berndeutsch als auch Französisch.
Binnengliederung
Im Gebiet des Kantons Bern existieren zahlreiche Dialektvarianten, deren Ausprägung und Anzahl allerdings im Abnehmen begriffen sind.
Stadt Bern
Innerhalb der Stadt Bern gab es noch Mitte des 20. Jahrhunderts eine Anzahl von Soziolekten, die kaum noch anzutreffen sind: Die Patrizier sprachen das dem Standarddeutschen nähere archaisierende Patrizier-Berndeutsch (keine l-Vokalisierung, keine nd-Velarisierung, Beibehalten der Endung -ung, Rachen-r wie im Französischen); die alteingesessenen Berner der Mittel- und Oberschicht sprachen das gehobene Stadt-Berndeutsch, das sich von demjenigen der unteren Mittelschicht und Unterschicht unterschied; die Unterschicht im Mattequartier sprach zum Teil das sogenannte Mattenenglisch; die aus dem Umland Zugewanderten sprachen Landdialekte.
Der moderne Stadtdialekt beruht zu grossen Teilen auf den Landdialekten, weist aber auch einige Wörter des Mattenenglischen auf, nebst vielen neuen Lehnwörtern vornehmlich aus dem Standarddeutschen und dem Englischen. Der Stadtdialekt strahlt seinerseits wieder auf das Land aus, wodurch im Einzugsgebiet der Agglomeration Bern eine zunehmende Nivellierung der Dialektunterschiede entsteht.
Nördliches Berndeutsch
Die auffälligste Variante, die heute noch ausgeprägt ist, ist der a/o-Unterschied. Im nördlichen Kantonsteil, d. h. im Seeland, im Oberaargau und in Teilen des Unteremmentals wird in vielen Wörtern zu verdumpft (ja/jo, Jahr/Johr). Das o-Gebiet ist allerdings auf dem Rückzug.
Südliches Berndeutsch
Immer weiter ins Alpengebiet zurück weicht der ursprünglich im ganzen Berner Mittelland verbreitete Schwund von // vor folgendem // (ch) und //, beispielsweise treiche ‹trinken›, däiche ‹denken› sowie das immer noch übliche Scheiche ‹Bein› (etymologisch verwandt mit Schinken).
Typisch für die Gegend südlich von Bern ist die Monophthongierung von zu . Beispiele sind Gììss statt Geiss ‹Geiss›, zwǜǜ statt zwöi ‹zwei› und glùùbe statt gloube ‹glauben›. Diese Variante ist jedoch ebenfalls im Rückzug begriffen; war sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in weiten Teilen des mittleren und südlichen Mittellandes (ohne die Stadt Bern) verbreitet, so findet man sie heute fast nur noch in ländlichen Gegenden der Voralpen und des Oberlandes.
Berner Oberland
Im Berner Oberland trifft man auf eine grössere Dialektvielfalt als im Mittelland. Die Oberländer Dialekte, die in dialektologischer Hinsicht auch diejenigen des früheren Amtsbezirks Schwarzenburg mit einschliessen, gehören zum Höchstalemannischen; erkennbar unter anderem am Vokalsystem, das die mittelhochdeutschen Monophthonge auch im Hiatus bewahrt hat (schneie/schnye, boue/buue). Auch fehlen im Oberland die für das Berndeutsch typische l-Vokalisierung (Milch/Miuch) und die nd-Velarisierung (Hund/Hung). Oft werden nur die Dialekte des Mittellands als Berndeutsch bezeichnet, während die Oberländer Dialekte Berner Oberländisch und Brienzer/Haslitaler Dialekt genannt werden.
Aussprache (Phonologie)
Ein Merkmal, welches das Berndeutsche von den meisten hochalemannischen Dialekten unterscheidet, ist die sehr verbreitete, nicht allein – wie in andern hochalemannischen Dialekten – auf die Position vor /t/ beschränkte Kürzung der historischen langen und folglich geschlossenen Hochzungenvokale.
| Berndeutsch | Andere alemannische Dialekte | Hochdeutsch |
|---|---|---|
| wit | wiit | weit |
| schribe | schriibe | schreiben |
| suge | suuge | saugen |
| Hüser | Hüüser | Häuser |
| Zile | Ziile | Zeile |
Wie in anderen hochalemannischen Dialekten hat keine Vokaldehnung in offenen Tonsilben stattgefunden. Ähnlich wie im Mittelhochdeutschen, aber im Unterschied zum Hochdeutschen, werden also Wörter wie Lade ‹Laden›, Fride ‹Friede› mit kurzem Vokal als , ausgesprochen.
Als besonders typisch für das Berndeutsche gelten die folgenden beiden Merkmale, obwohl sie im traditionellen Patrizier-Berndeutsch nicht gelten und auch in der Gegenwart nicht durchgehend auftreten:
- l-Vokalisierung: // vor einem Konsonanten oder am Ende der Silbe wird als ausgesprochen, beispielsweise Miuch [] ‹Milch›, Faue/Fauue/Fauwe [] ‹Falle›, Esu [] ‹Esel›;
- nd-Velarisierung: // wird meist [] ausgesprochen, zum Beispiel angers ‹anders›, Ching ‹Kind›. In gewissen Wörtern unterbleibt die nd-Velarisierung, beispielsweise in Fründ ‹Freund›.
Von Dialekten östlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie wie dem Zürichdeutschen unterscheidet sich das Berndeutsche durch die Aussprache der Diphthonge, die auf mittelhochdeutsches EI und OU zurückgehen. Sie werden als und ausgesprochen, und nicht als und , beispielsweise Fleisch ‹Fleisch› oder Frou ‹Frau›. Damit fallen im Berndeutschen, anders als in den meisten andern deutschen Dialekten, die mittelhochdeutschen Diphthonge mit den Diphthongierungsprodukten von mhd. Ī, Ū und ǖ in Hiat und Auslaut zusammen, vgl. – ausgehend von mhd. ein frîez bein – berndeutsch es freis Bei gegenüber zürichdeutsch e freis Bäi .
Wortschatz (Lexik)
Viele berndeutsch-spezifischen Wörter sind in den letzten Jahrzehnten verlorengegangen; der berndeutsche Wortschatz entspricht heute nicht zuletzt deshalb zu grossen Teilen dem allgemeinen Schweizerdeutschen Wortschatz. Es existieren jedoch Besonderheiten, zum Beispiel gäng/geng/ging ‹immer›, Schaft ‹Schrank› (in den meisten anderen Schweizer Dialekten Chaschte ), oder Mütschli ‹Brötchen› statt beispielsweise Semmeli.
Als berndeutsche Schibbolethe gelten die Wörter äuwä/äuä Englisch ‹allweg/wohl› und die ursprünglich mattenenglischen Wörter ieu/iu ‹ja›, Gieu ‹Knabe› und Modi ‹Mädchen›. Teilweise sind auch starke Einflüsse aus dem Französischen erkennbar, heute natürlich auch zahlreiche englische Entlehnungen.
Grammatik
Die berndeutsche Grammatik unterscheidet sich in vielen Bereichen von der standarddeutschen, ist aber weitgehend identisch mit der Grammatik anderer alemannischen Dialekte.
Satzbau (Syntax)
Verbsequenzen weisen öfter von der Standardsprache ab als in Dialekten der mehr östlichen Deutschschweiz:
- Berndeutsch: „Wiu i’s ha bhouptet“
- Zürichdeutsch: „Wil ich’s bhauptet han“
- Standardsprache: „Weil ich es behauptet habe“
Wie in anderen alemannischen Dialekten werden Relativsätze mit der Relativpartikel wo gebildet: „Ds Ross, wo mer gfueret hei“ ‹Das Pferd, das wir gefüttert haben›.
Beugung (Morphologie)
Typisch Berndeutsch (und Südwestschweizerdeutsch) ist die Pluralendung -e auch bei den (einsilbigen) starken Maskulina, wo die meisten anderen hochalemannischen Dialekte Nullendung kennen:
- Berndeutsch: e Wääg, e Tisch, e Stei, Plural zwe Wääge, zwe Tische, zwe Steine
- Zürichdeutsch: en Wääg, en Tisch, en Stäi, Plural zwee Wääg, zwee Tisch, zwee Stäi
- Standarddeutsch: ein Weg, ein Tisch, ein Stein, Plural zwei Wege, zwei Tische, zwei Steine
Dieses -e tendiert allerdings in jüngster Zeit, sich auch in der übrigen Deutschschweiz auszubreiten.[1]
Typisch Berndeutsch ist, dass das schwache Neutrum des Adjektivs in Nominativ und Akkusativ auf -e ausgeht, auch hier haben die meisten andern hochalemannischen Dialekte zumindest herkömmlich Nullendung:
- Berndeutsch: s groosse Ching
- Zürichdeutsch: s grooss Chind
- Standarddeutsch: das grosse Kind
Dieses -e hat sich allerdings in jüngster Zeit auch in der übrigen Deutschschweiz ausgebreitet.[1]
Wie in den anderen Dialekten westlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie (und im Standarddeutsch) weist auch im Berndeutsch die Verbkonjugation keinen Einheitsplural auf, sondern unterscheidet zwei verschiedene Formen:
- Berndeutsch: mir/si hei – dihr heit
- Zürichdeutsch: mir/ihr/si händ
- Standarddeutsch: wir/sie haben – ihr habt
Die Markierung des grammatisches Geschlechts an den Zahlwörtern – die auch sonst im Schweizerdeutschen bekannt ist – zwei und drei ist relativ verbreitet:
- zwe Manne ‹zwei Männer›
- zwo Froue ‹zwei Frauen›
- zwöi Ching ‹zwei Kinder›
- drei Manne ‹drei Männer›
- drei Froue ‹drei Frauen›
- drü Ching ‹drei Kinder›
Wie andere oberdeutsche Dialekte kennt auch das Berndeutsch kein Präteritum. Dem hochdeutschen wir schauten entspricht die Perfektform mir hei gluegt. Zum Ausdruck der Vorvergangenheit wird das Doppelperfekt verwendet:
- Berndeutsch: Won i bi inecho, hei si scho ggässe gha.
- Standarddeutsch: Als ich hereinkam, hatten sie bereits gegessen.
Die Bezeichnung eines zukünftigen Geschehens mit dem Hilfsverb werden ist nicht üblich. Stattdessen werden, falls nötig, Temporalpartikel verwendet: Mir gseh’s de ‹wir sehen es dann/wir werden sehen›.
Sprechverhalten (Pragmatik)
Ein auffälliges Merkmal betrifft die Höflichkeitsform: Im Berndeutsch wird wie in anderen westlichen und einigen östlichen Dialekten der Deutschschweiz die Höflichkeitsform nicht wie im Standarddeutsch mit der dritten Person Plural Sie gebildet, sondern wie im Französischen mit der zweiten Person plural Dihr ‹Ihr›. Die Frage Was wollen Sie trinken? heisst auf Berndeutsch Was weit’er trinke? (wörtlich: Was wollt Ihr trinken?), die höfliche Begrüssung lautet Grüessech (wörtlich: [Gott] grüsse Euch zur Verbreitung und Verwendung dieser Grussformel siehe Grüezi).
Rechtschreibung
Berndeutsch ist hauptsächlich eine gesprochene Sprache, auch wenn eine vergleichsweise umfangreiche berndeutsche Literatur existiert. Eine einheitliche Rechtschreibung gibt es im Berndeutschen nicht, es können jedoch zwei Hauptrichtungen, eine ältere und eine jüngere, unterschieden werden:
- Die ältere Schreibweise versucht sich möglichst an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen. Dieser Ansatz, wie ihn Werner Marti in seinem Buch Bärndütschi Schrybwys vertritt, wird von den meisten Berner Mundartschriftstellern wie Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli und Kurt Marti gewählt und ist auch in der neueren Berner Mundartliteratur üblich.
- Die neuere Schreibweise versucht dagegen die mundartlichen Laute möglichst genau phonetisch wiederzugeben, unabhängig vom gewohnten Schriftbild. Diese als Dieth-Schrift – nach Eugen Dieth, dem Verfasser des 1938 erschienenen Buches Schwyzertütschi Dialäktschrift – bekannte Orthographie findet in Bern weniger Anklang als in den andern Gegenden der Deutschschweiz.
Wie alle Dialekte der Deutschschweiz ist Berndeutsch als geschriebene Sprache gegenwärtig in Bereichen im Vormarsch, wo eine «quasi-mündliche» Ausdrucksweise verwendet wird, d. h. in SMS, Chat und persönlichen Briefen und E-Mails. Dabei wird meist «nach Gefühl» und mehr oder weniger phonetisch geschrieben. Damit lassen sich die Schreibungen nicht in die zwei oben genannten Ansätze einordnen, was einerseits daran liegen mag, dass die jungen Schreiber kaum Kenntnis von der Mundartliteratur haben, und andererseits daran, dass sie sich nicht an etablierte Regeln halten wollen oder können. Dabei können Konventionen entstehen, die in der traditionellen Dialektschreibung nicht zu finden sind, beispielsweise die Wiedergabe des Schwa durch ‹ä› wie in ‹ä Taschälampä› oder ‹machä›. Die Funktion dieses ‹ä› könnte darin bestehen, den Text als Dialekttext zu markieren.[2]
Literatur
- Heinrich Baumgartner: Die Mundarten des Berner Seelandes. Huber, Frauenfeld 1922 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik XIV).
- Otto von Greyerz, Ruth Bietenhard: Berndeutsches Wörterbuch für die heutige Mundart zwischen Burgdorf, Lyss und Thun. Francke, Bern 2008, 9. Aufl., ISBN 3-305-00255-7
- Werner Hodler: Berndeutsche Syntax. Francke, Bern 1969.
- Rudolf Hotzenköcherle u. a.: Sprachatlas der deutschen Schweiz. Bände I–VIII Francke, Bern und Basel 1962–1997.
- Werner Marti: Bärndütschi Schrybwys. Ein Wegweiser zum Aufschreiben in berndeutscher Sprache. Francke, Bern 1985, 2. Aufl., ISBN 3-305-00074-0
- Werner Marti: Berndeutsch-Grammatik für die heutige Mundart zwischen Thun und Jura. Francke, Bern 1985, ISBN 3-305-00073-2
- Roland Ris: Bibliographie der berndeutschen Mundartliteratur. Selbständig erschienene, rein oder mehrheitlich berndeutsche Publikationen von den Anfängen bis und mit Erscheinungsjahr 1987. Emmentaler Druck, Langnau 1989, ISBN 3-85654-901-3
Weblinks
- my bärndütschi syte – Private Homepage mit zahlreichen Artikeln in Berndeutsch und über das Berndeutsche
- Baernduetsch Verein – Verein zum Erhalt der Berndeutschen Sprache
- Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern – mit Hörbeispielen
- Dialekt.ch-Seite zum Bernbiet – mit Hörbeispielen
- berndeutsch.ch – mit einem umfangreichen Berndeutsch-Lexikon (mehrere Tausend Wörter)
- Dialektlieder Umfangreiche Homepage mit über 100 Lieder und div. Hörspielreihen in Berndeutscher Sprache.
Einzelnachweise
- ↑ a b Vgl. Christoph Landolt: Dialektale Morphologie und Morphonologie im Wandel – Beispiel Zürichdeutsch. (PDF; 449 kB) In: Helen Christen, Sibylle Germann, Walter Haas, Nadia Montefiori, Hans Ruef (Hrsg.): Alemannische Dialektologie: Wege in die Zukunft. Beiträge zur 16. Tagung für alemannische Dialektologie in Freiburg/Fribourg vom 07.–10.09.2008. Stuttgart 2010, S. 97–113 (ZDL-Beiheft 141).
- ↑ Kapitel 6 Endungsvokal im Infinitiv. In: Beat Siebenhaar: Sprachgeographische Aspekte der Morphologie und Verschriftung in schweizerdeutschen Chats. Linguistik online 15, 3/03 (2003).