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„Planschneider“ – Versionsunterschied

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Ein '''Planschneider''' ist eine Maschine in der [[Buchbinder]]ei oder Endfertigungsabteilung einer [[Druckerei]]. Er dient zum Schneiden von blättrigen Werkstoffen wie Papieren, Kartons, Pappen oder Kunststofffolien.

Ein '''Planschneider''' ist eine Maschine in der [[Buchbinder]]ei oder Endfertigungsabteilung einer [[Druckerei]].


==Name==
==Name==

Durch die unterschiedliche Nutzung des Planschneiders sind unterschiedliche Namen geprägt worden.
Durch die unterschiedliche Nutzung des Planschneiders sind unterschiedliche Namen geprägt worden.
*'''Papierschneidemaschine'''

:Der Begriff Papierschneidemaschine rührt von der ursprünglichen Nutzung her. Früher wurden Planschneider ausschließlich zum Schneiden von Büchern, Papier und Pappe eingesetzt (siehe auch DIN 6730 "Papier / Pappe - Begriffe").
'''Papierschneidemaschine'''
*'''Planschneider'''

:Der Begriff Planschneider bezieht sich auf Planobogen (plano, also flach, liegende Papierbogen) und unterscheidet diese Maschine damit von Rollenschneide-Einrichtungen für Papierbahnen, wie sie in [[Rotationsdruck]]maschinen verwendet werden. Mit dem Schneiden von Plänen hat der Begriff nichts gemein.
Der Begriff Papierschneidemaschine rührt von der ursprünglichen Nutzung her. Früher wurden Planschneider ausschließlich zum Schneiden von Büchern, Papier und Pappe eingesetzt (siehe auch DIN 6730 "Papier / Pappe - Begriffe").
*'''Schnellschneider'''

:Der Begriff Schnellschneider wurde wohl durch Ferdinand Heim geprägt. Er baute um 1878 eine Schneidemaschine bei der die Pressung zusammen mit dem Schnitt und ohne große Einstellarbeiten und damit schnell ausgeführt wurde.
'''Planschneider'''

Der Begriff Planschneider bezieht sich auf Planobogen (plano, also flach, liegende Papierbogen) und unterscheidet diese Maschine damit von Rollenschneide-Einrichtungen für Papierbahnen, wie sie in [[Rotationsdruck]]maschinen verwendet werden. Mit dem Schneiden von Plänen hat der Begriff nichts gemein.

'''Schnellschneider'''

Der Begriff Schnellschneider wurde wohl durch Ferdinand Heim geprägt. Er baute um 1878 eine Schneidemaschine bei der die Pressung zusammen mit dem Schnitt und ohne große Einstellarbeiten und damit schnell ausgeführt wurde.


==Geschichte==
==Geschichte==
===Vorläufer des Planschneiders===

[[Datei:AbrahamS.Clara.Buchbinder.jpg|miniatur|''Der Buchbinder'' (Kupferstich, 17. Jh.); aus: [[]]: ''Etwas für alle''. Würzburg, 1699]]
[[Datei:AbrahamS.Clara.Buchbinder.jpg|miniatur|''Der Buchbinder'' (Kupferstich, 17. Jh.); aus: [[]]: ''Etwas für alle''. Würzburg, 1699]]




'''Vorläufer des Planschneiders'''


Lange bevor man Planschneider kannte wurde Papier geschnitten. Einzelne Bogen wurden mit Messern oder auch Scheren geschnitten. Die Buchbinder suchten aber mehr und mehr mechanisierte Geräte um ihre Arbeit zu erleichtern.
Lange bevor man Planschneider kannte wurde Papier geschnitten. Einzelne Bogen wurden mit Messern oder auch Scheren geschnitten. Die Buchbinder suchten aber mehr und mehr mechanisierte Geräte um ihre Arbeit zu erleichtern.


===Beschneidehobel mit scheibenförmiger Klinge===

[[Datei:Buchbinder-1568.png|miniatur|Die Arbeit in der Buchbinderwerkstatt (Holzschnitt, 1568); zu sehen ist, wie ein Buchbinder das in einer Presse eingeklemmte Buch auf seinen Knien liegend mit einem Beschneidehobel bearbeitet]]


[[Datei:Buchbinder-1568.png|miniatur|Die Arbeit in der Buchbinderwerkstatt (Holzschnitt, 1568)]]
'''Beschneidehobel mit scheibenförmiger Klinge'''


Das erste mechanische Gerät zum Beschneiden von Büchern war der Beschneidehobel. Die Erfindung des Beschneidehobels erleichtert die Arbeit nicht nur, es war nun auch möglich ein Buch mit einem glatten und einheitlichen [[Buchschnitt]] zu versehen. Dies erleichterte das Blättern im Buch wesentlich. Außerdem schaffte der glatte Beschnitt eine bessere Voraussetzung für eine mögliche Verzierung der Beschnittflächen.
Das erste mechanische Gerät zum Beschneiden von Büchern war der Beschneidehobel. Die Erfindung des Beschneidehobels erleichtert die Arbeit nicht nur, es war nun auch möglich ein Buch mit einem glatten und einheitlichen [[Buchschnitt]] zu versehen. Dies erleichterte das Blättern im Buch wesentlich. Außerdem schaffte der glatte Beschnitt eine bessere Voraussetzung für eine mögliche Verzierung der Beschnittflächen.


Zum Beschneiden wurde das Buch in einer hölzernen Presse fixiert. Dann wurde mit einem scheibenförmigen Messer Span für Span abgetrennt. So wurde praktisch Seite für Seite nacheinander beschnitten. Im Bild „Der Buchbinder“ aus Abraham a Santa Clara sieht man vorne rechts einen Beschneidehobel von unten. Deutlich zu sehen ist die runde Scheibe, die als Klinge des Hobels fungiert.
Zum Beschneiden wurde das Buch in einer hölzernen Presse fixiert. Dann wurde mit einem scheibenförmigen Messer Span für Span abgetrennt. So wurde praktisch Seite für Seite nacheinander beschnitten. Im Bild „Der Buchbinder“ aus Abraham a Santa Clara sieht man vorne rechts einen Beschneidehobel von unten. Deutlich zu sehen ist die runde Scheibe, die als Klinge des Hobels fungiert.


===Zungenhobel===



Im Bild „Die Arbeit in der Buchbinderwerkstatt“ kann sehen wie ein Buchbinder das in einer Presse eingeklemmte Buch auf seinen Knien liegend mit einem Beschneidehobel bearbeitet.




[[Datei:1820s paper cutter, woodcut engraving by George Baxter.jpg|miniatur|Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca 1820]]
[[Datei:1820s paper cutter, woodcut engraving by George Baxter.jpg|miniatur|Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca 1820]]
'''Zungenhobel'''


Als Ersatz für den Scheibenhobel kamen später Zungenhobel, auch französischer Hobel genannt, auf. Die Zunge konnte leichter und viel schneller als die Scheibe im bisher benutzten Beschneidehobel geschliffen werden. Im Bild „Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca. 1820“ ist eine Maschine mit Zungenhobel zusehen. Dieses Gerät stellt in Bezug auf die Weiterentwicklung den nächsten Schritt der Benutzung des Beschneidehobels dar. Wie in diesem Bild zu sehen ist wurde den Zungenhobel in die Gesamtkonstruktion aufgenommen. Hierdurch wurden die Buchpresse und das eigentliche Schneidewerkzeug zu einem Gerät zusammengeführt. Bemerkenswert ist auch der bewegliche Tisch. Der Tisch wirkt wie ein Teil einer Buchpresse und dient zur Aufnahme des beweglichen Anschlags (später Sattel genannt) zur Formateinstellung.
Als Ersatz für den Scheibenhobel kamen später Zungenhobel, auch französischer Hobel genannt, auf. Die Zunge konnte leichter und viel schneller als die Scheibe im bisher benutzten Beschneidehobel geschliffen werden. Im Bild „Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca. 1820“ ist eine Maschine mit Zungenhobel zusehen. Dieses Gerät stellt in Bezug auf die Weiterentwicklung den nächsten Schritt der Benutzung des Beschneidehobels dar. Wie in diesem Bild zu sehen ist wurde den Zungenhobel in die Gesamtkonstruktion aufgenommen. Hierdurch wurden die Buchpresse und das eigentliche Schneidewerkzeug zu einem Gerät zusammengeführt. Bemerkenswert ist auch der bewegliche Tisch. Der Tisch wirkt wie ein Teil einer Buchpresse und dient zur Aufnahme des beweglichen Anschlags (später Sattel genannt) zur Formateinstellung.


===Planschneider mit vertikal wirkendem Messer===



''' Planschneider mit vertikal wirkendem Messer: '''


Mitte des 18. Jhs. wird endgültig der Schritt weg von Zugenhobel hin zur Schneidemaschine vollzogen. Die ersten Maschinen besaßen nicht nur Metallgehäuse. Auch Holzkonstruktionen waren üblich. Mit der Weiterentwicklung der Gießereitechniken verschwanden die Holzkonstruktionen jedoch sehr schnell.
Mitte des 18. Jhs. wird endgültig der Schritt weg von Zugenhobel hin zur Schneidemaschine vollzogen. Die ersten Maschinen besaßen nicht nur Metallgehäuse. Auch Holzkonstruktionen waren üblich. Mit der Weiterentwicklung der Gießereitechniken verschwanden die Holzkonstruktionen jedoch sehr schnell.
1837 baute Thirault wohl die erste Maschine mit festem Messer. Hierbei handelte es sich um eine Maschine mit einem Messer größer als die maximale Schnittbreite der Maschine. Eine vergleichbare Maschine steht im Museum bei Polar-Mohr in Hofheim. 1844 erhielt Guillaume Massiquot (1797-1870) ein Patent für eine mit den heutigen Planschneidern vergleichbare Schneidemaschine. Das Besondere an dieser Maschine war eine schräge Messerab- und aufwärtsbewegung. Das in einen Messerbalken eingeschraubte Messer wurde zwischen zwei senkrecht angeordneten Gussplatten geführt. Zwei Gleitsteine führten den Messerbalken seitlich diagonal. Durch den diagonal verlaufenden Schnitt waren die für den Schnitt und die Rückführung des Messers aufzubringenden Kräfte sehr gering. Diese Anordnung der mechanischen Bauteile für den Schnitt hat sich bis heute nicht wesentlich geändert. Den eigentlichen Beginn der industriellen Herstellung von Planschneidern wird der Firma Krause in Leipzig zugeschrieben.
1837 baute Thirault wohl die erste Maschine mit festem Messer. Hierbei handelte es sich um eine Maschine mit einem Messer größer als die maximale Schnittbreite der Maschine. Eine vergleichbare Maschine steht im Museum bei Polar-Mohr in Hofheim. 1844 erhielt Guillaume Massiquot (1797-1870) ein Patent für eine mit den heutigen Planschneidern vergleichbare Schneidemaschine. Das Besondere an dieser Maschine war eine schräge Messerab- und aufwärtsbewegung. Das in einen Messerbalken eingeschraubte Messer wurde zwischen zwei senkrecht angeordneten Gussplatten geführt. Zwei Gleitsteine führten den Messerbalken seitlich diagonal. Durch den diagonal verlaufenden Schnitt waren die für den Schnitt und die Rückführung des Messers aufzubringenden Kräfte sehr gering. Diese Anordnung der mechanischen Bauteile für den Schnitt hat sich bis heute nicht wesentlich geändert. Den eigentlichen Beginn der industriellen Herstellung von Planschneidern wird der Firma Krause in Leipzig zugeschrieben.


'''Hebelschneidemaschine: '''
===Hebelschneidemaschine===
Als Antrieb für den Schnitt dienten bei sehr kleinen Maschinen oft Handhebel.
Als Antrieb für den Schnitt dienten bei sehr kleinen Maschinen oft Handhebel.


'''Radschneidemaschine: '''
===Radschneidemaschine===
Bei mittleren bis großen Maschinen wurden gerade verzahnte Getriebe eingesetzt. Die Radschneidemaschinen wurden mit einer großen radförmigen Kurbel oder über Transmissionswellen und Riemen angetrieben. Zu Schnittbeginn wurde durch den Bediener eine mechanische Kupplung eingerückt. Durch eine Zwangskurve wurde die mechanische Kupplung bei Schnittende wieder ausgerückt,
Bei mittleren bis großen Maschinen wurden gerade verzahnte Getriebe eingesetzt. Die Radschneidemaschinen wurden mit einer großen radförmigen Kurbel oder über Transmissionswellen und Riemen angetrieben. Zu Schnittbeginn wurde durch den Bediener eine mechanische Kupplung eingerückt. Durch eine Zwangskurve wurde die mechanische Kupplung bei Schnittende wieder ausgerückt,


'''Geschichtliche Entwicklung der Messerbewegung: '''
===Geschichtliche Entwicklung der Messerbewegung===
Bei den unterschiedlichen Konstruktionen der Messerbewegung wurden entsprechend der jeweiligen epochalen technischen Möglichkeiten immer wieder neue Funktionsweisen entwickelt.
Bei den unterschiedlichen Konstruktionen der Messerbewegung wurden entsprechend der jeweiligen epochalen technischen Möglichkeiten immer wieder neue Funktionsweisen entwickelt.


''' Geschichtliche Entwicklung der Pressung: '''
==Geschichtliche Entwicklung der Pressung===
Dadurch, dass die früher geschnittenen Papiere und Pappen einen höheren Faseranteil hatten lag die benötigte Presskraft wesentlich niedriger als heute.
Dadurch, dass die früher geschnittenen Papiere und Pappen einen höheren Faseranteil hatten lag die benötigte Presskraft wesentlich niedriger als heute.
Die Schneidemaschinen die Pressung und Schnitt als zwei getrennte Arbeitsgänge aufwiesen besaßen in erster Linie eine Spindelpressung. Eine im Maschinengehäuse senkrecht angeordnete Spindel drückte von oben auf den Pressbalken. Durch unterschiedlich starkes anziehen der Spindel konnte die Pressung zumindest grob geregelt werden.
Die Schneidemaschinen die Pressung und Schnitt als zwei getrennte Arbeitsgänge aufwiesen besaßen in erster Linie eine Spindelpressung. Eine im Maschinengehäuse senkrecht angeordnete Spindel drückte von oben auf den Pressbalken. Durch unterschiedlich starkes anziehen der Spindel konnte die Pressung zumindest grob geregelt werden.
In Schneidemaschinen bei denen die Pressung und der Schnitt in einen Arbeitsgang zusammengefasst wurden, war die Federpressung bis Mitte des 20. Jhs. üblich. Bei der Messerabwärtsbewegung wurde die voreingestellte Federkraft durch eine Zwangskurve auf den Pressbalken übergeben. Bei der Messeraufwärtsbewegung wurde die Feder durch die Zwangskurve wieder gespannt. Mitte des 20. Jhs. brachte die Firma Schneider die erste hydraulisch gesteuerte Pressung auf den Markt. Seit den 80er Jahren gibt es von Polar automatisch regulierende und programmierbare Pressungen. Hierdurch übernimmt der Planschneider automatisch die Voreinstellung des Pressdruckes vor jedem Schnitt.
In Schneidemaschinen bei denen die Pressung und der Schnitt in einen Arbeitsgang zusammengefasst wurden, war die Federpressung bis Mitte des 20. Jhs. üblich. Bei der Messerabwärtsbewegung wurde die voreingestellte Federkraft durch eine Zwangskurve auf den Pressbalken übergeben. Bei der Messeraufwärtsbewegung wurde die Feder durch die Zwangskurve wieder gespannt. Mitte des 20. Jhs. brachte die Firma Schneider die erste hydraulisch gesteuerte Pressung auf den Markt. Seit den 80er Jahren gibt es von Polar automatisch regulierende und programmierbare Pressungen. Hierdurch übernimmt der Planschneider automatisch die Voreinstellung des Pressdruckes vor jedem Schnitt.


''' Geschichtliche Entwicklung des Sattels: '''
===Geschichtliche Entwicklung des Sattels===
Die geschichtliche Entwicklung des Sattels als hinteren Anschlag im Planschneider muss in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Der Sattelantrieb wurde bis Mitte des 20. Jh. manuell durchgeführt. Hierzu wurde eine Spindel mittels einer Kurbel oder einem horizontal unter dem Vordertisch angeordneten Handrad gedreht. Die Spindel führte den Sattel vor- und rückwärts. Daneben gab es bei kleineren bis mittleren Maschinen Antriebe mit einem rastenden Kurbelarm anstelle des Handrades und einem Stahlband anstelle der Spindel. Nach der Einführung des elektromotorischen Sattelantriebes durch Polar begann man sehr schnell automatische Sattelbewegungen zu konstruieren. Zuerst war es nur möglich wiederkehrend Sattelpositionen anzufahren. Dann wurden Korrektur- und Repetierfunktionen hinzugefügt. Heute besitzen Planschneider freiprogrammierbare computergesteuerte Programmabläufe für die Sattelbewegung.
Die geschichtliche Entwicklung des Sattels als hinteren Anschlag im Planschneider muss in zwei Gruppen aufgeteilt werden.

Der Sattelantrieb wurde bis Mitte des 20. Jh. manuell durchgeführt. Hierzu wurde eine Spindel mittels einer Kurbel oder einem horizontal unter dem Vordertisch angeordneten Handrad gedreht. Die Spindel führte den Sattel vor- und rückwärts. Daneben gab es bei kleineren bis mittleren Maschinen Antriebe mit einem rastenden Kurbelarm anstelle des Handrades und einem Stahlband anstelle der Spindel. Nach der Einführung des elektromotorischen Sattelantriebes durch Polar begann man sehr schnell automatische Sattelbewegungen zu konstruieren. Zuerst war es nur möglich wiederkehrend Sattelpositionen anzufahren. Dann wurden Korrektur- und Repetierfunktionen hinzugefügt. Heute besitzen Planschneider freiprogrammierbare computergesteuerte Programmabläufe für die Sattelbewegung.

Bei der Gestaltung des Sattels gab es im Wesentlichen drei wichtige Entwicklungen.

Nachdem die ersten Sattel nur reine Anschläge waren ging man mehr und mehr zu beweglichen Sattelrechen oder beweglichen Gleitern über.
Bevor die computergesteuerten Sattelbewegungen modern wurden, half man sich zum Beispiel zum Beschneiden von Büchern mit einem sogenannten dreiteiligen Sattel. Hierbei wurde der Sattel auf das Maß des Vorderschnittes eingestellt. Die beiden äußeren einstellbaren Sattelrechen wurden auf die Maße des Fuß- und des Kopfbeschnittes eingestellt. Somit entstand ein Sattel mit drei verschiedenen Positionen ohne den Sattel dafür bewegen zu müssen.
Mitte des 19 Jhs. kamen Funktionen wie Drehsattel, Neigesattel, Anlegemarken und Niederhalter vor dem Sattel auf.


Bei der Gestaltung des Sattels gab es im Wesentlichen drei wichtige Entwicklungen. Nachdem die ersten Sattel nur reine Anschläge waren ging man mehr und mehr zu beweglichen Sattelrechen oder beweglichen Gleitern über. Bevor die computergesteuerten Sattelbewegungen modern wurden, half man sich zum Beispiel zum Beschneiden von Büchern mit einem sogenannten dreiteiligen Sattel. Hierbei wurde der Sattel auf das Maß des Vorderschnittes eingestellt. Die beiden äußeren einstellbaren Sattelrechen wurden auf die Maße des Fuß- und des Kopfbeschnittes eingestellt. Somit entstand ein Sattel mit drei verschiedenen Positionen ohne den Sattel dafür bewegen zu müssen. Mitte des 19 Jhs. kamen Funktionen wie Drehsattel, Neigesattel, Anlegemarken und Niederhalter vor dem Sattel auf.


==Funktionsvielfalt==
==Funktionsvielfalt==
{{Nur Liste|1= Außerdem sollte stark ausgedünnt werden. -- [[Benutzer:Lord_van_Tasm|Lord van Tasm]] [[BD:Lord_van_Tasm|«₪»]] <small>[[Portal:Maschinenbau|‣P:MB]]</small> 11:33, 27. Aug. 2012 (CEST)}}
Aus den ehemals drei Funktionen, verstellbarer Anschlag, Pressung und Schnitt endstanden in den letzten 150 Jahren immer mehr Hilfen für den Bediener. Der Funktionsumfang aktueller Planschneider variiert sehr stark und ist abhängig vom Hersteller und Modell. Es werden weiterhin einfache Maschinen für manuelle Bedienung bis hin zu vollautomatischen Schneidsystemen angeboten. Der Funktionsumfang kann sehr groß sein. Hier nur die wichtigsten Funktionen:
Aus den ehemals drei Funktionen, verstellbarer Anschlag, Pressung und Schnitt endstanden in den letzten 150 Jahren immer mehr Hilfen für den Bediener. Der Funktionsumfang aktueller Planschneider variiert sehr stark und ist abhängig vom Hersteller und Modell. Es werden weiterhin einfache Maschinen für manuelle Bedienung bis hin zu vollautomatischen Schneidsystemen angeboten. Der Funktionsumfang kann sehr groß sein. Hier nur die wichtigsten Funktionen:


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* Zentralsfunktionskontrolle zur Überwachung anderer Maschine durch den Planschneider
* Zentralsfunktionskontrolle zur Überwachung anderer Maschine durch den Planschneider
* Zentralschmierung
* Zentralschmierung



==Automatisierungsgrad==
==Automatisierungsgrad==
{{Lückenhaft|keine Informationen. -- [[Benutzer:Lord_van_Tasm|Lord van Tasm]] [[BD:Lord_van_Tasm|«₪»]] <small>[[Portal:Maschinenbau|‣P:MB]]</small> 11:33, 27. Aug. 2012 (CEST)}}


==Bestimmungsgemäße Verwendung==
Der Planschneider dient zum Schneiden von blättrigen Werkstoffen wie Papieren, Kartons, Pappen oder Kunststofffolien.


==wesentliche Baugruppen==
==wesentliche Baugruppen==
'''Ständer: '''
*'''Ständer: '''
Der Ständer ist das eigentliche Maschinengehäuse. Er nimmt den Messerbalken, den Pressbalken, sowie deren Führungselemente, den Tisch und in den modernen Maschinen auch die elektrische Steuerung auf.
:Der Ständer ist das eigentliche Maschinengehäuse. Er nimmt den Messerbalken, den Pressbalken, sowie deren Führungselemente, den Tisch und in den modernen Maschinen auch die elektrische Steuerung auf.
*'''Tisch: '''

:Der Tisch dient dem Bediener als Arbeitsfläche und nimmt den Sattel, die Sattelführung die Spindel und die Seitenlineale auf.
'''Tisch: '''
Der Tisch dient dem Bediener als Arbeitsfläche und nimmt den Sattel, die Sattelführung die Spindel und die Seitenlineale auf.


==Planschneider heute==
==Planschneider heute==
===Funktion===

[[Datei:DBP 1987 1318 Jugend Buchbinder.jpg|miniatur|Buchbinder damals und heute: [[Briefmarken-Jahrgang 1987 der Deutschen Bundespost|deutsche Briefmarke von 1987]]]]
[[Datei:DBP 1987 1318 Jugend Buchbinder.jpg|miniatur|Buchbinder damals und heute: [[Briefmarken-Jahrgang 1987 der Deutschen Bundespost|deutsche Briefmarke von 1987]]]]
Das Funktionsprinzip entspricht der Fertigungstechnik [[Keilschneiden]] nach DIN 8588. Während des Schnittes wird das Schneidgut durch ein sich vertikal bewegendes keilförmiges Messer zerteilt. Hierbei wird das Schneidgut von unten durch den Maschinentisch mit der Schneidleiste gestützt.
Zur Erlangung einer guten Schnittqualität wird das Schneidgut vor dem Schnitt durch die Pressung gegen den Maschinentisch fixiert. Hierdurch kann das Schneidgut beim Schnitt nicht verrutschen. Neben der Pressung und dem Schnitt besitzt der Planschneider den beweglichen Sattel, der als rückwertiger Materialanschlag zur Positionierung des Schneidgutes dient. Für einen Arbeitsablauf wird das Schneidgut zuerst gegen den Sattel angelegt. Dann wird der Schnitt mit der vorauseilenden Pressung aktiviert.


===Handhabung===
In den Planschneider werden Papierstapel eingelegt, die vor der Durchführung des Schnittes mittels eines von oben nach unten drückenden Pressbalkens festgehalten werden. Anschließend wird der Schnitt mittels eines Messers von oben nach unten durchgeführt und dann der Pressbalken wieder gelöst.<ref>http://www.polar-mohr.com/anwendungen/demo_ps/home/index,id,265,selid,235,type,VAL_MEMO.html</ref> Frühere Planschneider wurden manuell mittels Schwungrad angetrieben. Heute verfügen sie über Elektromotoren und elektronische Steuerungseinrichtungen. Das Anfahren der Schneidepositionen erfolgt bei den neuesten Modellen nach Programmierung der Schnittfolgen automatisch.


==Funktion==
Das Funktionsprinzip entspricht der Fertigungstechnik [[Keilschneiden]] nach DIN 8588.
Während des Schnittes wird das Schneidgut durch ein sich vertikal bewegendes keilförmiges Messer zerteilt. Hierbei wird das Schneidgut von unten durch den Maschinentisch mit der Schneidleiste gestützt.
Zur Erlangung einer guten Schnittqualität wird das Schneidgut vor dem Schnitt durch die Pressung gegen den Maschinentisch fixiert. Hierdurch kann das Schneidgut beim Schnitt nicht verrutschen.
Neben der Pressung und dem Schnitt besitzt der Planschneider den beweglichen Sattel, der als rückwertiger Materialanschlag zur Positionierung des Schneidgutes dient.
Für einen Arbeitsablauf wird das Schneidgut zuerst gegen den Sattel angelegt. Dann wird der Schnitt mit der vorauseilenden Pressung aktiviert.

==Handhabung==

In den Planschneider werden Papierstapel eingelegt, die vor der Durchführung des Schnittes mittels eines von oben nach unten drückenden Pressbalkens festgehalten werden. Anschließend wird der Schnitt mittels eines Messers von oben nach unten durchgeführt und dann der Pressbalken wieder gelöst.<ref>http://www.polar-mohr.com/anwendungen/demo_ps/home/index,id,265,selid,235,type,VAL_MEMO.html</ref>
Frühere Planschneider wurden manuell mittels Schwungrad angetrieben. Heute verfügen sie über Elektromotoren und elektronische Steuerungseinrichtungen. Das Anfahren der Schneidepositionen erfolgt bei den neuesten Modellen nach Programmierung der Schnittfolgen automatisch.


==Liste aktueller europäischer Hersteller==


==aktuelle europäische Hersteller==
* Busch, Deutschland, Marke: Schneider-Senator
* Busch, Deutschland, Marke: Schneider-Senator
* Krug & Priester, Deutschland, Marken: Ideal, EBA
* Krug & Priester, Deutschland, Marken: Ideal, EBA
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* Schneider-Engineering, Schweiz, Marke: Schneider-Eingineerung
* Schneider-Engineering, Schweiz, Marke: Schneider-Eingineerung


==ehemalige europäische Hersteller==

==Liste ehemalige europäischer Hersteller==

* Bautzener Kartonagefabrik, Deutschland
* Bautzener Kartonagefabrik, Deutschland
* Como, Schweden
* Como, Schweden
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* Romenskij zavod, Ukraine
* Romenskij zavod, Ukraine
* RPM, Deutschland * Schneider-Senator, Deutschland
* RPM, Deutschland * Schneider-Senator, Deutschland
* VEB Polygraphische Maschinen Bautzen, Deutschland * Wohlenberg, Deutschland
* VEB Polygraphische Maschinen Bautzen, Deutschland
* Wohlenberg, Deutschland


==Literatur==
==Literatur==
{{Überarbeiten|grund=Zu umfangreich, bitte auf das wesentliche Beschränken..|2=Die Literaturliste}}

* Bernhard W. Panek: ''Bedruckstoffe – Druck – Endfertigung und alternative Vervielfältigungsmethoden. Herstellung und Auswahl von Papier, Karton und Pappe. Klassische Druckverfahren, Endfertigung, Fotokopie und Vollfarbkopie. Meß- und Prüftechnik. Sicherheit, Brandschutz.'' 2. veränderte Neuauflage. facultas wuv universitätsverlag, Wien 2004, ISBN 3-7089-0154-1.
* Bernhard W. Panek: ''Bedruckstoffe – Druck – Endfertigung und alternative Vervielfältigungsmethoden. Herstellung und Auswahl von Papier, Karton und Pappe. Klassische Druckverfahren, Endfertigung, Fotokopie und Vollfarbkopie. Meß- und Prüftechnik. Sicherheit, Brandschutz.'' 2. veränderte Neuauflage. facultas wuv universitätsverlag, Wien 2004, ISBN 3-7089-0154-1.
* Buchbindereimaschinen, Mordowin, Prof. B. M., VEB Verlag Technik Berlin 1962
* Buchbindereimaschinen, Mordowin, Prof. B. M., VEB Verlag Technik Berlin 1962
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==Weblinks==
==Weblinks==

*[http://www3.canon.de/canon/bdown.nsf/_/2BFDDBFAAB125F98C12572AD004AAF27/$File/Druckweitervearbeitung_lowres.pdf Beschreibung]
*[http://www3.canon.de/canon/bdown.nsf/_/2BFDDBFAAB125F98C12572AD004AAF27/$File/Druckweitervearbeitung_lowres.pdf Beschreibung]



Version vom 27. August 2012, 11:33 Uhr

Ein Planschneider ist eine Maschine in der Buchbinderei oder Endfertigungsabteilung einer Druckerei. Er dient zum Schneiden von blättrigen Werkstoffen wie Papieren, Kartons, Pappen oder Kunststofffolien.

Name

Durch die unterschiedliche Nutzung des Planschneiders sind unterschiedliche Namen geprägt worden.

  • Papierschneidemaschine
Der Begriff Papierschneidemaschine rührt von der ursprünglichen Nutzung her. Früher wurden Planschneider ausschließlich zum Schneiden von Büchern, Papier und Pappe eingesetzt (siehe auch DIN 6730 "Papier / Pappe - Begriffe").
  • Planschneider
Der Begriff Planschneider bezieht sich auf Planobogen (plano, also flach, liegende Papierbogen) und unterscheidet diese Maschine damit von Rollenschneide-Einrichtungen für Papierbahnen, wie sie in Rotationsdruckmaschinen verwendet werden. Mit dem Schneiden von Plänen hat der Begriff nichts gemein.
  • Schnellschneider
Der Begriff Schnellschneider wurde wohl durch Ferdinand Heim geprägt. Er baute um 1878 eine Schneidemaschine bei der die Pressung zusammen mit dem Schnitt und ohne große Einstellarbeiten und damit schnell ausgeführt wurde.

Geschichte

Vorläufer des Planschneiders

Der Buchbinder (Kupferstich, 17. Jh.); aus: [[]]: Etwas für alle. Würzburg, 1699

Lange bevor man Planschneider kannte wurde Papier geschnitten. Einzelne Bogen wurden mit Messern oder auch Scheren geschnitten. Die Buchbinder suchten aber mehr und mehr mechanisierte Geräte um ihre Arbeit zu erleichtern.

Beschneidehobel mit scheibenförmiger Klinge

Die Arbeit in der Buchbinderwerkstatt (Holzschnitt, 1568); zu sehen ist, wie ein Buchbinder das in einer Presse eingeklemmte Buch auf seinen Knien liegend mit einem Beschneidehobel bearbeitet

Das erste mechanische Gerät zum Beschneiden von Büchern war der Beschneidehobel. Die Erfindung des Beschneidehobels erleichtert die Arbeit nicht nur, es war nun auch möglich ein Buch mit einem glatten und einheitlichen Buchschnitt zu versehen. Dies erleichterte das Blättern im Buch wesentlich. Außerdem schaffte der glatte Beschnitt eine bessere Voraussetzung für eine mögliche Verzierung der Beschnittflächen.

Zum Beschneiden wurde das Buch in einer hölzernen Presse fixiert. Dann wurde mit einem scheibenförmigen Messer Span für Span abgetrennt. So wurde praktisch Seite für Seite nacheinander beschnitten. Im Bild „Der Buchbinder“ aus Abraham a Santa Clara sieht man vorne rechts einen Beschneidehobel von unten. Deutlich zu sehen ist die runde Scheibe, die als Klinge des Hobels fungiert.

Zungenhobel

Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca 1820

Als Ersatz für den Scheibenhobel kamen später Zungenhobel, auch französischer Hobel genannt, auf. Die Zunge konnte leichter und viel schneller als die Scheibe im bisher benutzten Beschneidehobel geschliffen werden. Im Bild „Maschine mit integriertem Zungenhobel, ca. 1820“ ist eine Maschine mit Zungenhobel zusehen. Dieses Gerät stellt in Bezug auf die Weiterentwicklung den nächsten Schritt der Benutzung des Beschneidehobels dar. Wie in diesem Bild zu sehen ist wurde den Zungenhobel in die Gesamtkonstruktion aufgenommen. Hierdurch wurden die Buchpresse und das eigentliche Schneidewerkzeug zu einem Gerät zusammengeführt. Bemerkenswert ist auch der bewegliche Tisch. Der Tisch wirkt wie ein Teil einer Buchpresse und dient zur Aufnahme des beweglichen Anschlags (später Sattel genannt) zur Formateinstellung.

Planschneider mit vertikal wirkendem Messer

Mitte des 18. Jhs. wird endgültig der Schritt weg von Zugenhobel hin zur Schneidemaschine vollzogen. Die ersten Maschinen besaßen nicht nur Metallgehäuse. Auch Holzkonstruktionen waren üblich. Mit der Weiterentwicklung der Gießereitechniken verschwanden die Holzkonstruktionen jedoch sehr schnell. 1837 baute Thirault wohl die erste Maschine mit festem Messer. Hierbei handelte es sich um eine Maschine mit einem Messer größer als die maximale Schnittbreite der Maschine. Eine vergleichbare Maschine steht im Museum bei Polar-Mohr in Hofheim. 1844 erhielt Guillaume Massiquot (1797-1870) ein Patent für eine mit den heutigen Planschneidern vergleichbare Schneidemaschine. Das Besondere an dieser Maschine war eine schräge Messerab- und aufwärtsbewegung. Das in einen Messerbalken eingeschraubte Messer wurde zwischen zwei senkrecht angeordneten Gussplatten geführt. Zwei Gleitsteine führten den Messerbalken seitlich diagonal. Durch den diagonal verlaufenden Schnitt waren die für den Schnitt und die Rückführung des Messers aufzubringenden Kräfte sehr gering. Diese Anordnung der mechanischen Bauteile für den Schnitt hat sich bis heute nicht wesentlich geändert. Den eigentlichen Beginn der industriellen Herstellung von Planschneidern wird der Firma Krause in Leipzig zugeschrieben.

Hebelschneidemaschine

Als Antrieb für den Schnitt dienten bei sehr kleinen Maschinen oft Handhebel.

Radschneidemaschine

Bei mittleren bis großen Maschinen wurden gerade verzahnte Getriebe eingesetzt. Die Radschneidemaschinen wurden mit einer großen radförmigen Kurbel oder über Transmissionswellen und Riemen angetrieben. Zu Schnittbeginn wurde durch den Bediener eine mechanische Kupplung eingerückt. Durch eine Zwangskurve wurde die mechanische Kupplung bei Schnittende wieder ausgerückt,

Geschichtliche Entwicklung der Messerbewegung

Bei den unterschiedlichen Konstruktionen der Messerbewegung wurden entsprechend der jeweiligen epochalen technischen Möglichkeiten immer wieder neue Funktionsweisen entwickelt.

Geschichtliche Entwicklung der Pressung=

Dadurch, dass die früher geschnittenen Papiere und Pappen einen höheren Faseranteil hatten lag die benötigte Presskraft wesentlich niedriger als heute. Die Schneidemaschinen die Pressung und Schnitt als zwei getrennte Arbeitsgänge aufwiesen besaßen in erster Linie eine Spindelpressung. Eine im Maschinengehäuse senkrecht angeordnete Spindel drückte von oben auf den Pressbalken. Durch unterschiedlich starkes anziehen der Spindel konnte die Pressung zumindest grob geregelt werden. In Schneidemaschinen bei denen die Pressung und der Schnitt in einen Arbeitsgang zusammengefasst wurden, war die Federpressung bis Mitte des 20. Jhs. üblich. Bei der Messerabwärtsbewegung wurde die voreingestellte Federkraft durch eine Zwangskurve auf den Pressbalken übergeben. Bei der Messeraufwärtsbewegung wurde die Feder durch die Zwangskurve wieder gespannt. Mitte des 20. Jhs. brachte die Firma Schneider die erste hydraulisch gesteuerte Pressung auf den Markt. Seit den 80er Jahren gibt es von Polar automatisch regulierende und programmierbare Pressungen. Hierdurch übernimmt der Planschneider automatisch die Voreinstellung des Pressdruckes vor jedem Schnitt.

Geschichtliche Entwicklung des Sattels

Die geschichtliche Entwicklung des Sattels als hinteren Anschlag im Planschneider muss in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Der Sattelantrieb wurde bis Mitte des 20. Jh. manuell durchgeführt. Hierzu wurde eine Spindel mittels einer Kurbel oder einem horizontal unter dem Vordertisch angeordneten Handrad gedreht. Die Spindel führte den Sattel vor- und rückwärts. Daneben gab es bei kleineren bis mittleren Maschinen Antriebe mit einem rastenden Kurbelarm anstelle des Handrades und einem Stahlband anstelle der Spindel. Nach der Einführung des elektromotorischen Sattelantriebes durch Polar begann man sehr schnell automatische Sattelbewegungen zu konstruieren. Zuerst war es nur möglich wiederkehrend Sattelpositionen anzufahren. Dann wurden Korrektur- und Repetierfunktionen hinzugefügt. Heute besitzen Planschneider freiprogrammierbare computergesteuerte Programmabläufe für die Sattelbewegung.

Bei der Gestaltung des Sattels gab es im Wesentlichen drei wichtige Entwicklungen. Nachdem die ersten Sattel nur reine Anschläge waren ging man mehr und mehr zu beweglichen Sattelrechen oder beweglichen Gleitern über. Bevor die computergesteuerten Sattelbewegungen modern wurden, half man sich zum Beispiel zum Beschneiden von Büchern mit einem sogenannten dreiteiligen Sattel. Hierbei wurde der Sattel auf das Maß des Vorderschnittes eingestellt. Die beiden äußeren einstellbaren Sattelrechen wurden auf die Maße des Fuß- und des Kopfbeschnittes eingestellt. Somit entstand ein Sattel mit drei verschiedenen Positionen ohne den Sattel dafür bewegen zu müssen. Mitte des 19 Jhs. kamen Funktionen wie Drehsattel, Neigesattel, Anlegemarken und Niederhalter vor dem Sattel auf.

Funktionsvielfalt

Aus den ehemals drei Funktionen, verstellbarer Anschlag, Pressung und Schnitt endstanden in den letzten 150 Jahren immer mehr Hilfen für den Bediener. Der Funktionsumfang aktueller Planschneider variiert sehr stark und ist abhängig vom Hersteller und Modell. Es werden weiterhin einfache Maschinen für manuelle Bedienung bis hin zu vollautomatischen Schneidsystemen angeboten. Der Funktionsumfang kann sehr groß sein. Hier nur die wichtigsten Funktionen:

  • Anlage-Korrektur in zwei Richtungen [1]
  • Anlegemarken-Fixomat[2]
  • Antistickmesser[3]
  • Auswerfer unterdrücken
  • Automatische Pressdruckregelung
  • Automatkorrektur oder Sollmass-Korrektur
  • Autotrim
  • Bedienerführung
  • Beweglicher Seitenanschlag vor dem Messer rechts
  • Blasluft im Hintertisch
  • Blasluft im Niederhalter vor dem Messer
  • Blasluft in der Autotrim-Klappe
  • Blasmesser
  • Differenz - Bildung
  • Drehgreifer
  • Drehsattel
  • Einlegemaß oder Sattelposition ohne Schnitt
  • Externe Programmierung
  • Externe Schneiprogrammverwaltung
  • Formatprogramm mit Prozessvisualisierung
  • Freiprogrammierbare Repetierfunktion-Eltrotakt
  • Funktionskommentare
  • Gesamttischluft
  • Greifer zur Hintertischbeladung
  • Hintertischendladung für Großformate
  • Hintertischluft
  • Intelligente Kommunikation zwischen dem Planschneider und nachfolgenden Maschinen
  • Klappbarer Hintertischschutz
  • Konturenabdeckblech
  • Lufttastenkonfiguration
  • Manuelle Kommentareingabe
  • Maschinenparameter
  • Material richten nach Autotrimtisch auf
  • Material richten nach Nutzenschnitt
  • Materialzählung über Lagenzählung
  • Materialzählung über Lagendickenmessung
  • Materialauswurf bis über die Schnittlinie hinaus
  • Materialentladung auf dem Vordertisch
  • Materialkorrektur
  • Mechanischer Schnittandeuter
  • Mehr als 30 Sprachen
  • Messerautomat
  • Messerdickenkorrektur
  • Messerstumpfheitsanzeige
  • Neigesattel
  • Niederhalter vor dem Messer
  • Niederhalter vor dem Rechen
  • Nutzenkorrektur
  • Nutzen überschieben vor Endladung
  • Optischer Schnittandeuter
  • Preßbalkenoptimierung
  • Pressen ohne Schnitt
  • Produktionsbeleg
  • Produktionsüberwachung
  • Programmierbare Pressdruckregelung
  • Programmierbare Steuersignale an andere Maschine
  • Programmierbarer Auswerfer
  • Programmieren beim Schnitt
  • Programmparameter
  • Programmschleife
  • Programmschutz
  • Remote diagnose
  • Repitieren
  • Richtstation zum Materialrichten vor der Vordertischendleerung
  • Sanftpressung
  • Satzparameter
  • Schnittfolge - Simulation
  • Schnittfolgewarnung
  • Schnittoptimierung durch Materialhöhenabtastung
  • Schnittoptimierung durch Schnittzyklusoptimierung
  • Seitlicher Anleger am Sattel
  • Seitlicher Anleger am Ständer
  • Senkanschlag
  • Soll – Istmass-Funktion
  • Sonderabdeckbleche
  • Sprungmarken für Sammelbogenfertigung
  • Stapellift
  • TwinClamp
  • Versenkbares Seitenlineal
  • Verzugsausgleich
  • Vordertischabsenkung für das Schneiden auf Unterlage
  • Vordertischluft
  • Vordertischsaugluft
  • Voreinstellbare Anwender Zusatzfunktionen
  • Voreinstellbare Standardkommentare
  • Voreinstellung der Bedienoberfläche
  • Vorpreßzeit oder Preßzeitverlängerung
  • Zentralsfunktionskontrolle zur Überwachung anderer Maschine durch den Planschneider
  • Zentralschmierung

Automatisierungsgrad

wesentliche Baugruppen

  • Ständer:
Der Ständer ist das eigentliche Maschinengehäuse. Er nimmt den Messerbalken, den Pressbalken, sowie deren Führungselemente, den Tisch und in den modernen Maschinen auch die elektrische Steuerung auf.
  • Tisch:
Der Tisch dient dem Bediener als Arbeitsfläche und nimmt den Sattel, die Sattelführung die Spindel und die Seitenlineale auf.

Planschneider heute

Funktion

Datei:DBP 1987 1318 Jugend Buchbinder.jpg
Buchbinder damals und heute: deutsche Briefmarke von 1987

Das Funktionsprinzip entspricht der Fertigungstechnik Keilschneiden nach DIN 8588. Während des Schnittes wird das Schneidgut durch ein sich vertikal bewegendes keilförmiges Messer zerteilt. Hierbei wird das Schneidgut von unten durch den Maschinentisch mit der Schneidleiste gestützt. Zur Erlangung einer guten Schnittqualität wird das Schneidgut vor dem Schnitt durch die Pressung gegen den Maschinentisch fixiert. Hierdurch kann das Schneidgut beim Schnitt nicht verrutschen. Neben der Pressung und dem Schnitt besitzt der Planschneider den beweglichen Sattel, der als rückwertiger Materialanschlag zur Positionierung des Schneidgutes dient. Für einen Arbeitsablauf wird das Schneidgut zuerst gegen den Sattel angelegt. Dann wird der Schnitt mit der vorauseilenden Pressung aktiviert.

Handhabung

In den Planschneider werden Papierstapel eingelegt, die vor der Durchführung des Schnittes mittels eines von oben nach unten drückenden Pressbalkens festgehalten werden. Anschließend wird der Schnitt mittels eines Messers von oben nach unten durchgeführt und dann der Pressbalken wieder gelöst.[4] Frühere Planschneider wurden manuell mittels Schwungrad angetrieben. Heute verfügen sie über Elektromotoren und elektronische Steuerungseinrichtungen. Das Anfahren der Schneidepositionen erfolgt bei den neuesten Modellen nach Programmierung der Schnittfolgen automatisch.


aktuelle europäische Hersteller

  • Busch, Deutschland, Marke: Schneider-Senator
  • Krug & Priester, Deutschland, Marken: Ideal, EBA
  • Perfecta; Deutschland, Marken: Perfecta, Wohlenberg
  • Polar-Mohr, Deutschland, Marken: Polar, Baum, Mohr
  • Schneider-Engineering, Schweiz, Marke: Schneider-Eingineerung

ehemalige europäische Hersteller

  • Bautzener Kartonagefabrik, Deutschland
  • Como, Schweden
  • EBA, Deutschland
  • FL, Frankreich
  • Goetjes & Schulze, Deutschland
  • Herold, Deutschland * Johne, Deutschland
  • JUD, Frankreich
  • Krause, Deutschland
  • Krause Biagosch, Deutschland
  • Mannsfield, Deutschland
  • Romenskij zavod, Ukraine
  • RPM, Deutschland * Schneider-Senator, Deutschland
  • VEB Polygraphische Maschinen Bautzen, Deutschland
  • Wohlenberg, Deutschland

Literatur

  • Bernhard W. Panek: Bedruckstoffe – Druck – Endfertigung und alternative Vervielfältigungsmethoden. Herstellung und Auswahl von Papier, Karton und Pappe. Klassische Druckverfahren, Endfertigung, Fotokopie und Vollfarbkopie. Meß- und Prüftechnik. Sicherheit, Brandschutz. 2. veränderte Neuauflage. facultas wuv universitätsverlag, Wien 2004, ISBN 3-7089-0154-1.
  • Buchbindereimaschinen, Mordowin, Prof. B. M., VEB Verlag Technik Berlin 1962
  • Can the time books are at the bindery be cut?, Library Journal 74. 1949 pages 389-391
  • Checkliste Auswahlkriterien für Schneidarbeitsplätze, Dammköhler, R., Bundesverband Druck e. V. 1993 Reihe Technik und Forschung
  • Das Beschneiden von Büchern, Heften und Papierstapeln, Deutscher Buch- und Steindrucker 27. 1920, Seite 23-24
  • Das Fachwissen des Buchbinders, Luers, Heinrich, Buchbinder Verlag Stuttgart 1950
  • Das Papier, Herstellung und Formate, Klenz, W., Düsseldorf 1968
  • Der Buchbeschnitt, Collin, Ernst, Archiv für Buchgewerbe 49. 1912 Seite 249-251
  • Deutsche Normen, Papier und Pappe , Beuth-Vertrieb Berlin und Köln
  • Die Papierverarbeitung, Schubert, Max, Berlin 1900
  • Die Praxis der Papierverarbeitung, Hess, Walter, Berlin 1960
  • Die Regeln des Buchbeschnitts, Allg. Anzeiger für Buchb. 50. 1935
  • Die Werkstoffe des Buchbinders, Krickler, Günter, Schlütersche Verlagsanstalt Hannover 1982
  • Die Werkstoffe des Buchbinders, Thuma, M, Max Hettler Stuttgart 1960
  • DIN 6730 Papier / Pappe - Begriffe, Beuth-Vertrieb Berlin und Köln
  • DIN 8869 Papierverarbeitungsmaschinen, Langmesser für Papierschneidemaschinen, Beuth-Vertrieb Berlin und Köln
  • Dreiseitenbeschnitt ohne Beschneider, Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien 61. 1948, Seite 116-117
  • Drucker und die Schneidarbeiten des Buchbinders, Der graphische Betrieb 8. 1933, Seite 88
  • Erfassung des Schneidkantenversatzes mit Berührungsmessung an Dreischneidern bei laufender Produktion - Forschungsbericht, Beckert, F., Technische Hochschule Leipzig, Fachbereich Polygrafische Technik 1990
  • Ergonomie in Druckereien und der Papierverarbeitenden Industrie, Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung
  • Ermittlung von Kenngrößen für die Abstumpfung von Messern bei Schnellschneidern - Diplomarbeit, Hahnefeld, M., Technische Hochschule Chemnitz 1962
  • Gibt es Regeln für die Beschnittgröße eines Buches?, Papier Zeitung 63 1938, Seite 241
  • Grundlagen der Papierverarbeitung, Hesse, R.; Tenzer, H. J., VEB Verlag für Buch und Bibliothekswesen Leipzig 1963
  • Gustav Moessner: Was Setzer, Drucker und Verlagshersteller von der Buchbinderarbeit wissen sollten. Kurzer Leitfaden zur Bestimmung der Bucheinbandarten und der Techniken und Werkstoffe des Buchbinders. 2. Auflage. Verlag Max Hettler, Stuttgart 1960.
  • Illustriertes Buchbinderbuch, Brade´s, L., Verlag Wilhelm Knapp - Halle, 1921
  • Lehr- und Handbuch der Buchbinderei Adam, Paul, Löwenstein´sche Verlagshandlung, Dresden 1886/91
  • Leitfaden der Papierverarbeitungstechnik, Tenzer, H. J., VEB Fachbuchverlag Leipzig
  • Maschinenmesser für Planschneider, Dreimessermaschinen und Trimmer. Reihe Technik und Forschung, Dammköhler, R., Bundesverband Druck e. V. Wiesbaden, 1991
  • Meßinstrument für die Bestimmung des Messerverschleißes, Petriaschwili, Polygrafia 11/1984 Moskau
  • Moderne Schneidemaschinen, Esters, L., Form und Technik Stuttgart 1959
  • New Book Trimming Guilotines, Caxton MAG. 13. 1911, page 21
  • Polygrafische Technik Wissensspeicher für Technologen, Polygraph Fachlexikon der Druckindustrie und Kommunikationstechnik, Liebau, D.; Weschke, Polygraph Verlag Frankfurt a. M., 1995
  • Praktische Papierkunde, Buchgewerbliches Wissen Leipzig 1919
  • Schneidemaschinen und Anlagen Polar, J. I. Jwedtschin (Резальлные машины и комплексы Polar, Ю. И. Хведчин), Heidelberg-Ukraina, Kiew, 2004
  • Schneidemaschinen, Dittrich, H., Institut für Polygrafische Maschinen Leipzig 1965
  • Schneiden in der Praxis, Polar-Mohr, Hofheim
  • Theoretische und experimentelle Untersuchungen zur Optimierung des Schneidprozesses von Papierstapeln Dissertation, Rösner, W.; Schulz, W., Technische Hochschule Chemnitz 1974
  • Über das Beschneiden der Ober- und Unterkanten rundgeklopften Buchblocks, Der Polygraph 3. 1950 Nr. 11 Beilage.
  • Schneiden von Papier und anderen Materialien, Klaus Meiselbach, Polar-Mohr, Hofheim, 1999
  • Untersuchungen des Schneidprozesses an Einmesserschneidemaschinen Dissertation, Ginsburg, W. S., Moskau, 1958
  • Wege zur Erhöhung der Verschleißfestigkelt der Messer an Papierschneidemaschinen, Nitzkin, L. A., Polygrafitscheskoe Proiswodstwo 1/1957 Moskau
  • Zu Fragen des Schneidens von Materialien der buchbinderischen Weiterverarbeitung, Rösner, W.; Schulz, W., Papier und Druck 27 (1978) 2 Leipzig
  • Zukunft für die Weiterverarbeiter, Druckweft 5/1995 Heusenstamm

Einzelnachweise

  1. http://www.polar-mohr.com
  2. http://www.meiselbach.eu
  3. http://www.heidelberg.de
  4. http://www.polar-mohr.com/anwendungen/demo_ps/home/index,id,265,selid,235,type,VAL_MEMO.html