„Burgus Tahitótfalu-Balhavár“ – Versionsunterschied
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Der Brückenkopf entstand am Westufer der Donauinsel St. Andrä. Von hier aus konnte nicht nur das nahe, nordwestlich auf der Landseite gelegene Kohortenkastell Dunabogdány eingesehen werden, sondern auch etliche Wachtürme und weitere militärische Stationen, die sich an den Ufern der Donau aufreihten. Die flache Insel sowie das gut einzusehende Ostufer der Donau mit seiner teils sumpfigen, weitläufigen Niederung waren für diesen Standort von Vorteil. Die ungarische Forschung vermutet schon lange, daß es auf der dem Kastell Tahitótfalu-Balhavár gegenüberliegenden Flußseite, bei der heutigen Stadt [[Vác]], einen weiteren Brückenkopf gegeben haben müßte, so wie diese beispielsweise im Süden der Insel zwischen den Kastellen [[Kastell Szentendre|Castra Constania]] und [[Contra Constantiam]] nachgewiesen wurden. |
Der Brückenkopf entstand am Westufer der Donauinsel St. Andrä. Von hier aus konnte nicht nur das nahe, nordwestlich auf der Landseite gelegene Kohortenkastell Dunabogdány eingesehen werden, sondern auch etliche Wachtürme und weitere militärische Stationen, die sich an den Ufern der Donau aufreihten. Die flache Insel sowie das gut einzusehende Ostufer der Donau mit seiner teils sumpfigen, weitläufigen Niederung waren für diesen Standort von Vorteil. Die ungarische Forschung vermutet schon lange, daß es auf der dem Kastell Tahitótfalu-Balhavár gegenüberliegenden Flußseite, bei der heutigen Stadt [[Vác]], einen weiteren Brückenkopf gegeben haben müßte, so wie diese beispielsweise im Süden der Insel zwischen den Kastellen [[Kastell Szentendre|Castra Constania]] und [[Contra Constantiam]] nachgewiesen wurden. |
Version vom 14. Juli 2010, 14:34 Uhr
Kastell Tahitótfalu-Balhavár | |
---|---|
Limes | Pannonischer Limes |
Abschnitt | 2 |
Datierung (Belegung) | valentinianisch bis Ende 4./Anfang 5. Jahrhundert |
Typ | Brückenkopfkastell |
Größe | 16,12 × 16,25 m |
Bauweise | Stein |
Erhaltungszustand | Grundmauern restauriert |
Ort | Tahitótfalu |
Geographische Lage | |
Vorhergehend | Kastell Dunabogdány – Cirpi (nordwestlich) |
Anschließend | Kleinkastell Leányfalu (südwestlich) |
Das Kastell Tahitótfalu-Balhavár, ist ein teilweise bekanntes ehemaliges römisches Militärlager, das als spätantiker Brückenkopf die Überwachung eines Donauübergangs am pannonischen Limes sicherte. Die Anlage lag auf der ungarischen Donauinsel Szentendrei (St. Andrä) in der zur Gemeinde Tahitótfalu gehörenden Flur Balhavár (Flohburg) im Komitat Pest.
Lage und Forschungsgeschichte

Der Brückenkopf entstand am Westufer der Donauinsel St. Andrä. Von hier aus konnte nicht nur das nahe, nordwestlich auf der Landseite gelegene Kohortenkastell Dunabogdány eingesehen werden, sondern auch etliche Wachtürme und weitere militärische Stationen, die sich an den Ufern der Donau aufreihten. Die flache Insel sowie das gut einzusehende Ostufer der Donau mit seiner teils sumpfigen, weitläufigen Niederung waren für diesen Standort von Vorteil. Die ungarische Forschung vermutet schon lange, daß es auf der dem Kastell Tahitótfalu-Balhavár gegenüberliegenden Flußseite, bei der heutigen Stadt Vác, einen weiteren Brückenkopf gegeben haben müßte, so wie diese beispielsweise im Süden der Insel zwischen den Kastellen Castra Constania und Contra Constantiam nachgewiesen wurden.
Das Wissen um die unmittelbar am Flußufer liegende und durch die Donau teilweise zerstörte Anlage[1] ging aufgrund des Flurnamens „Flohburg“ offenbar nie vollständig verloren. Auch der Forschung ist sie seit dem 19. Jahrhundert bekannt. So besuchte 1913 Valentin Kuzsinszky (1864–1938), der erste Ausgräber von Aquincum, die noch sichtbaren Reste der Anlage.[2] Da bisher keine Ausgrabungen stattgefunden haben, ist die Forschung auf Oberflächenfunde angewiesen.[3]
Baugeschichte

Die Anlage wurde im Zuge des spätantiken Ausbaus der Limesanlagen errichtet und steht offensichtlich in Verbindung mit der Errichtung des großen Wallsystems. Dieses aus mehreren, teils hintereinander gestaffelten Erdwällen bestehende, weit vorgelagerte Sicherungssystem für die Ostflanke der pannonischen Provinzen schützte nicht nur die dort lebenden römischen Bündnispartner, dem sarmatischen Stamm der Jazygen, sondern bildete auch eine Pufferzone gegen mögliche Angreifer. Der ungarische Archäologe Sándor Soproni (1926–1995) hat diesen Wall auch als Limes Sarmatiae bezeichnet.[4] Die am Ostufer der Szentendrei und nördlich von Budapest beginnenden und unruhig verlaufenden Wallanlagen ziehen weit nach Osten in die ungarischen Tiefebene hinein und knicken dort, genau der Nord-Süd-Richtung folgend, nach Süden hin ab, um bei Viminatium am Eisernen Tor zu münden. Die Spekulationen um den Baubeginn des Systems reichen von der Zeit Kaiser Diokletians (284–305) bis in die Regierungszeit Konstantins (307–337). Das Ende des Limes Sarmatiae wird mit der großen römischen Niederlage bei Hadrianopolis im Jahr 378 in Verbindung gebracht.[5]
Denkmalschutz
Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Das Kastell Dunabogdány sowie alle anderen Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[6]
Siehe auch
Literatur
- Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.
- Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072.
- Jenö Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
- Valentin (Bálint) Kuzsinszky: A római határvédelem és a Balhavári erőd. (Der römische Grenzschutz und die Festung von Balhavár.) In: A Magyar Régészeti Társulat. Évkönyve 1. 1920. S. 19–29. (in ungarischer Sprache)
Einzelnachweise
- ↑ Jenö Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976, S. 73.
- ↑ Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 40. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1926. S. 288.
- ↑ Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: A. Gaál (Hrsg.: Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999. S. 53–68.
- ↑ Sándor Soproni: Limes Sarmatiae. In: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve 2/1969. Szeged, 1969. S. 117–133
- ↑ Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 23–25.
- ↑ Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal