Zum Inhalt springen

„Österreichische Unabhängigkeitserklärung“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von Benutzer:62.99.228.178 rückgängig gemacht und letzte Version von Benutzer:ErikDunsing wiederhergestellt
Chrisfrenzel (Diskussion | Beiträge)
Zeile 210: Zeile 210:
Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren stark von den Folgen des österreichischen Bürgerkrieges geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen der [[ÖVP]] und der [[SPÖ]] geachtet. Als es 1966 zur Alleinregierung der ÖVP kam, löste dies dementsprechende Befürchtungen aus.
Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren stark von den Folgen des österreichischen Bürgerkrieges geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen der [[ÖVP]] und der [[SPÖ]] geachtet. Als es 1966 zur Alleinregierung der ÖVP kam, löste dies dementsprechende Befürchtungen aus.


1970 - 1983 wurden einige wesentliche Änderungen durchgeführt. Bruno Kreisky errichtete einen modernen Sozialstaat und bekämpfte die Arbeitslosigkeit oft durch die Aufstockung des öffentlichen Dienstes bzw. der Staatsbetriebe. Er führte jedoch horrende Steiern wie z.B. die 12 % Luxussteuer (sie wurden zur 20 %igen Umsatzsteuer hinzugerechnet) oder eine 60 %ige Besitzsteuer ein, die von seinen Nachfolgern wieder abgeschafft wurden. Desweiteren vertrat Kreisky eine äußerst liberale Einwanderungspolitik. Die Einwanderungsgesetze waren zu dieser Zeit eine der liberalsten in Europa. 1976 kahm es zur Bindung des Schillings an die D-Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war. Dies war auch die Blütezeit der SPÖ. Sie hielt zu dieser Zeit meist mehr als 40 % der Abgeordneten. In den frühen 1980er-Jahren sorgten vor allem die Volksabstimmung über das AKW [[Zwentendorf]] und die Proteste in [[Hainburg]] an der Donau gegen eine Staustufe ([[1984]]) für Schlagzeilen. Die Proteste in Hainburg an der Donau gelten auch als die Geburtsstunde der der Grünen in Österreich. Diese Skandale sorgten u. a. dafür, daß Bruno Kreisky 1983 abdankte und seine Regierungsgeschäfte an Fred Sinowaz übergab. Zu dieser Zeit kam es zur rot-blauen Koalition (SPÖ/FPÖ), die 1986 durch die Ernennung von Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende fand. In den folgenden Jahren sollte die FPÖ einen Rechtsruck erfahren, der sie in die Nähe anderer rechtspopulistischer Bewegungen in europa bringen sollte. Dies hatte neben einem enormen Stimmengewinn (ca. 7 % 1986 auf 28 % 2000) und 1995 einen Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei zur Folge. Es entstand somit das liberale Forum ([[Liberales Forum|LIF]]). In den Folgejahren wurden einige Sozialleistungen bzw. Steuern wieder abgeschafft und die Einwanderungsgesetze schrittweise deutlich verschärft.
1970 - 1983 wurden einige wesentliche Änderungen durchgeführt. Bruno Kreisky errichtete einen modernen Sozialstaat und bekämpfte die Arbeitslosigkeit oft durch die Aufstockung des öffentlichen Dienstes bzw. der Staatsbetriebe. Er führte jedoch horrende Steiern wie z.B. die 12 % Luxussteuer (sie wurden zur 20 %igen Umsatzsteuer hinzugerechnet) oder eine 60 %ige Besitzsteuer ein, die von seinen Nachfolgern wieder abgeschafft wurden. Des weiteren vertrat Kreisky eine äußerst liberale Einwanderungspolitik. Die Einwanderungsgesetze waren zu dieser Zeit eine der liberalsten in Europa. 1976 kahm es zur Bindung des Schillings an die D-Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war. Dies war auch die Blütezeit der SPÖ. Sie hielt zu dieser Zeit meist mehr als 40 % der Abgeordneten. In den frühen 1980er-Jahren sorgten vor allem die Volksabstimmung über das AKW [[Zwentendorf]] und die Proteste in [[Hainburg]] an der Donau gegen eine Staustufe ([[1984]]) für Schlagzeilen. Die Proteste in Hainburg an der Donau gelten auch als die Geburtsstunde der der Grünen in Österreich. Diese Skandale sorgten u. a. dafür, daß Bruno Kreisky 1983 abdankte und seine Regierungsgeschäfte an Fred Sinowaz übergab. Zu dieser Zeit kam es zur rot-blauen Koalition (SPÖ/FPÖ), die 1986 durch die Ernennung von Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende fand. In den folgenden Jahren sollte die FPÖ einen Rechtsruck erfahren, der sie in die Nähe anderer rechtspopulistischer Bewegungen in europa bringen sollte. Dies hatte neben einem enormen Stimmengewinn (ca. 7 % 1986 auf 28 % 2000) und 1995 einen Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei zur Folge. Es entstand somit das liberale Forum ([[Liberales Forum|LIF]]). In den Folgejahren wurden einige Sozialleistungen bzw. Steuern wieder abgeschafft und die Einwanderungsgesetze schrittweise deutlich verschärft.


Nach den Jahren der großen Koalition (1986 - 2000) kam es zu einem Regierungswechsel. Es begann die schwarz-blaue Koalition ([[ÖVP]]/[[FPÖ]]), auf die die übrigen EU-Staaten mit so genannten "Sanktionen" (einem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen) reagierten. Insbesondere Frankreich und Belgien fürchteten, dass der europäische Rechtspopulismus auf diesem Weg salonfähig werden könnte. Diese "Sanktionen" wurden bald wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass von einer befürchteten Einschränkung der Bürgerrechte keine Rede sein konnte. Der Versuch eines Drucks aus dem Ausland hatte die Regierung allerdings wesentlich gestärkt, da sie so die patriotische Karte spielen konnte. Nach einem Bruch in der FPÖ kam es 2002 erneut zu Wahlen, bei denen die ÖVP 43 % der Stimmen bekam und somit erstmals seit 1966 wieder stärkste Partei war. Erneut kam es zur Bildung einer schwarz-blauen Koalition, allerdings mit einer weitaus schwächeren FPÖ als Partner. Unter dieser Koalition wurde und wird der Liberalisierungs- und Sparkurs, der von der SPÖ/ÖVP-Koalition begonnen wurde fortgeführt.
Nach den Jahren der großen Koalition (1986 - 2000) kam es zu einem Regierungswechsel. Es begann die schwarz-blaue Koalition ([[ÖVP]]/[[FPÖ]]), auf die die übrigen EU-Staaten mit so genannten "Sanktionen" (einem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen) reagierten. Insbesondere Frankreich und Belgien fürchteten, dass der europäische Rechtspopulismus auf diesem Weg salonfähig werden könnte. Diese "Sanktionen" wurden bald wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass von einer befürchteten Einschränkung der Bürgerrechte keine Rede sein konnte. Der Versuch eines Drucks aus dem Ausland hatte die Regierung allerdings wesentlich gestärkt, da sie so die patriotische Karte spielen konnte. Nach einem Bruch in der FPÖ kam es 2002 erneut zu Wahlen, bei denen die ÖVP 43 % der Stimmen bekam und somit erstmals seit 1966 wieder stärkste Partei war. Erneut kam es zur Bildung einer schwarz-blauen Koalition, allerdings mit einer weitaus schwächeren FPÖ als Partner. Unter dieser Koalition wurde und wird der Liberalisierungs- und Sparkurs, der von der SPÖ/ÖVP-Koalition begonnen wurde fortgeführt.

Version vom 26. Februar 2005, 01:07 Uhr

Vorgeschichte

Das Land im Donau- und Alpenraum war schon seit dem Paläolithikum besiedelt. Siehe hierzu Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet.

Frühgeschichte

Das erste staatliche Gebilde im Donau- und Alpenraum war ein Königreich der Kelten, genannt Norikum, das durch den Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme unter der Führung der Noriker entstand.

Viele Mythen und Legenden ranken sich um Norikum, darunter der Mythos von Noreia, der Hauptstadt, deren Lage bis heute nicht eindeutig bestimmbar ist. Bekannt war Norikum vor allem durch sein wichtigstes Exportprodukt, dem norischen Eisen, dessen Härte angeblich mit der des Stahls konkurrieren könnte.

Die meisten Informationen über Norikum stammen von römischen Geschichtsschreibern, von denen die Noriker als ungewöhnlich friedliches und politisch geschicktes Volk beschrieben wurden, das lange in friedlicher Nachbarschaft mit den Römern lebte und durch den Handel mit diesen sehr reich wurde. Letztendlich wurde Norikum friedlich in das Römische Reich integriert, lediglich die Hauptstadt ergab sich, wie Plinius der Ältere berichtete, nicht kampflos und wurde 16 v. Chr. erobert (siehe auch Weblinks).

Die Mark im Osten des Heiligen römischen Reiches

Zur Zeit Karl des Großen existierte im Frankenreich eine Grenzmark gegen die Awaren – diese wurde durch die Ungarneinfälle vernichtet. Nach den drei Schlachten von Pressburg im Sommer 907 wurde die Grenze des Ostfrankenreiches bis an die Enns zurückgenommen.

Otto I. bannte 955 in der Schlacht am Lechfeld bei Augsburg für immer die Bedrohung des Reiches durch die Ungarn, die danach sesshaft wurden. Damit wurde aber auch der kaum noch besiedelte Raum zwischen Enns und Leitha frei für weitere Siedlungen.

In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstand erneut eine dem Herzog von Bayern unterstellte Markgrafschaft östlich der Enns, die marchia orientalis (Mark im Osten) genannt wurde. 976 wird Liutpold aus dem Geschlecht der Babenberger mit dieser Mark belehnt und 996 taucht bereits die urkundliche Ersterwähnung von Ostarrichi auf, aus dem sich später die Bezeichnung Österreich entwickeln sollte. Daneben ist auch noch sehr lange die Form Osterland gebräuchlich – die Einwohner dieses Landes sind der Ostermann und die Osterfrau.

Die Babenberger trieben eine zielbewusste Rodungs- und Kolonisierungspolitik und errichten (in Zusammenarbeit mit anderen Geschlechtern, etwa den Kuenringern) eine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand sich anfangs in Pöchlarn, später in Melk. Markgraf Leopold III. gelang es, sich ins Kaiserhaus einzusippen und wurde wegen seiner Klostergründungen – vor allem Klosterneuburg – heilig gesprochen.

Herzogtum Österreich

Im Zuge des Konfliktes zwischen den Staufern und den Welfen kam 1139 das Herzogtum Bayern an die Babenberger. Als Friedrich I. diesen Streit beenden wollte, gab er den Welfen das Herzogtum Bayern zurück - als „Trostpreis“ wurde mit dem Privilegium Minus 1156 eine eigene Herzogswürde für Österreich kreiert. Erster Herzog war Heinrich Jasomirgott, der auch 1146 Wien zur Residenzstadt erhob. Mit der Georgenberger Handfeste 1186 fiel der Besitz der Traungauer Grafen von Steyr an die Babenberger, wodurch die Steiermark, die auch den zentralen Teil des heutigen Oberösterreichs umfasste, in dieser Form entstand.

Datei:Rudolf von habsburg kl.png
Rudolf von Habsburg

Mit Leopold VI. erreichte das hochmittelalterliche Österreich einen kulturellen Höhepunkt - unter ihm wurde auch die revolutionäre Kunst der Gotik eingeführt. Mit seinem Sohn Friedrich II. starb 1246 die männliche Linie der Babenberger aus; unter den vielen Nachfolgekandidaten konnte sich der König von Böhmen, Ottokar Přemysl durchsetzen, der 1256 von den Ständen ins Land gerufen worden war, um die Wirren zu beenden. Seine Politik war aber dennoch darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische Bürgertum zu fördern, weswegen er den Wienern bis tief in die Habsburger-Zeit in guter Erinnerung blieb. Sein Griff nach der Kaisermacht wurde von Rudolf von Habsburg begegnet, der ihn 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld besiegte. Die Habsburger konnten sich daraufhin als Herzöge von Österreich und der Steiermark etablieren.

1335 konnten die Habsburger die Grafen von Görz in Kärnten und Krain beerben und 1363 fiel auch Tirol von Margarete Maultasch an Herzog Rudolf IV.. Dieser Rudolf IV. war der umtriebigste Herrscher des Spätmittelalters: Er setzte vielerlei Maßnamen, die vor allem die Bedeutung der Stadt Wien heben sollten. Er ließ das Privilegium Maius fälschen, das Österreich zum Erzherzogtum erhob und ihm innerhalb des Reiches eine Anzahl von Privilegien sicherte. Anerkannt wurde dies erst von dem Habsburger Friedrich III..

1379 wurde in Neuberg an der Mürz die habsburgische Herrschaft geteilt; fast das gesamte 15. Jahrhundert ist eine Phase wirrer Erbteilungen und Familienstreitigkeiten, die die politische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes natürlich völlig untergruben. Dies wurde durch Friedrich V. († 1493) mit einem sehr einfachen Rezept beendet: er überlebt alle seine Gegner. Schon Albrecht II. war als Erbe der Luxemburger zum Römisch-Deutschen König gewählt worden. Diese Position ging in der Folge an Friedrich über, der 1452 sogar zum Kaiser gekrönt wurde und sich fortan Friedrich III. nannte.

Der Aufstieg der Habsburger zur Großmacht

Die Hausmacht des Kaisers im Reich war nicht besonders groß. Die vielen adligen Herrscherhäuser strebten im und außerhalb des Reiches nach eigener politischer Macht. So hinterließ die glanzlose aber zähe Politik Friedrichs III. eine gefestigte Herrschaft, deren Bedeutung durch einen überraschenden Coup schlagartig erhöht wurde, nämlich der Heirat (1477) seines Sohnes Maximilian mit Maria, der Erbin des burgundischen Länderkomplexes zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich. In dieser Zeit entstand der berühmte Spruch: Bella gerant alii - tu felix austria nube (Kriege mögen andere führen - Du glückliches Österreich heirate). Da dessen Sohn Philipp der Schöne gleichfalls durch eine Heirat überraschend zum König von Spanien (mit seinen frisch eroberten Kolonien) werden konnte, standen die Habsburger kurz davor, nach der Weltmacht zu greifen. Dieses Ziel wurde von Karl V. knapp aber spektakulär verfehlt.

Schon 1520 wurden die österreichischen Länder vom Kaiser an seinen Bruder Ferdinand I. übergeben, der die ersten Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. 1526 nach der unglücklich verlaufenen Schlacht von Mohács erbte Ferdinand nicht nur die Königreiche Ungarn und Böhmen (mit den Nebenländern Mähren, Schlesien und Lausitz), sondern auch die Bedrohung durch das Osmanische Reich, gegen das Ungarn vorher ein Schutzschild gewesen war.

Nachdem es schon seit dem späten 15. Jahrhundert zu Einfällen von türkischen Marodeuren gekommen war, wurde Wien 1529 von der regulären Streitmacht der Osmanen belagert. Nur die Tatsache, dass sie zu spät im Jahr auftauchten, konnte die Stadt damals retten. In der Folge kam es zu einem fast 200-jährigen permanenten Kleinkrieg zwischen kaiserlichen und türkischen Truppen, der nur durch Phasen regulären Krieges unterbrochen wurde.

Auch die Religionsspaltung wurde damals zum Thema. In den damaligen österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die Re-Katholisierung setzte erst gegen 1600 ein, dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit. In diesem Prozess taten sich die Jesuiten und der Kardinal Melchior Khlesl, der Kanzler von Kaiser Matthias hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik war vor allem aber Ferdinand II., von dem der Ausspruch stammt, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer.

Durch diese Politik wurden die österreichischen Länder auch in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, bei dem es eine Zeit lang so aussah, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in eine absolutistische Monarchie umwandeln; am Ende dieses Krieges sahen sie sich jedoch auf die österreichischen und böhmischen Länder zurückgeworfen, so dass sie gezwungen waren, aus ihnen ein sinnvolles Staatsgebilde zu machen. Schon in den 1680er Jahren gab es ökonomische Theoretiker wie Philipp von Hörnigk oder Johann von Justi, die in diese Richtung drängten.

Nachdem die Osmanen 1683 Wien ein zweites Mal erfolglos belagert hatten, gelang in den Jahren darauf endlich der Befreiungsschlag. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen konnten die Osmanen in den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718) bis hinter Belgrad zurückgeworfen werden.

Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der Barockkultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und das Land zutiefst prägte.

18. und frühes 19. Jahrhundert

Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Habsburger 1699 kämpften die österreichischen Habsburger mit Ludwig XIV. um das Spanische Erbe. Er wurde vor allem von Joseph I. mit Verve und Erfolg geführt - nach seinem Tod brach jedoch alles zusammen. Sein Bruder Karl war der letzte lebende Habsburger; er hätte ein Weltreich geerbt, was die anderen Mächte natürlich verhindern wollten. Immerhin kamen mit dem Frieden von Utrecht 1713 aus der Erbmasse alle europäischen Nebenlande Spaniens (Spanische Niederlande, Neapel, die Lombardei) an die Habsburger, deren Gebiet auf diese Weise seine größte territoriale Ausdehnung erreichte.

Im selben Jahr wurde auch die Pragmatische Sanktion erlassen, das erste Gesetz, das für alle Länder der Habsburgermonarchie gleichermaßen galt. Unter anderem sah es auch die weibliche Erbfolge vor, was sich als voraussichtig herausstellte, da der 1740 verstorbene Karl VI. nur eine Tochter, die 1719 geborene Maria Theresia, hinterließ. Da die Habsburger nun im Mannesstamm ausgestorben waren, wurde sie mit ihrem Ehemann Franz Stephan von Lothringen die Begründerin einer neuen Dynastie in dem Haus Habsburg-Lothringen.

Dieses Erbe konnte sie im Österreichischen Erbfolgekrieg im überwiegend verteidigen; nur Schlesien fiel an Preußen und konnte trotz vieler verbissener Bemühungen und zweier weiterer Kriege nicht wiedergewonnen werden.

Maria Theresia

Die Regierung Maria Theresias (1740-1780), vor allem aber die ihres Sohnes Joseph II. (1780-1790) war geprägt von einer Reformpolitik, die Recht und Verwaltung auf eine modernere Grundlage stellen sollte. Den Reformen Josephs II. haftete allerdings ein überstürzter und gelegentlich auch schrullig-despotischer Charakter an, so dass vieles nach seinem Tod wieder zurückgenommen wurde. Trotzdem gilt er als wichtiger Aufklärer und entscheidender Wegbereiter der bürgerlichen Gesellschaft.

Diese aufklärerischen Ansätze wurden jedoch nach dem Schock der Französischen Revolution schnell eingefroren: Josephs Neffe Franz II. trieb eine geradezu starrköpfige Reaktionspolitik, die auch vor allem mit dem Namen des Staatskanzlers Metternich verbunden ist. Diese politische Stagnation sollte die gesamte erste Hälfte des 19. Jahrhunderts andauern.

Datei:Metternich 2 nach r blicken.jpg
Fürst von Metternich

Nach der Französischen Revolution wurde Österreich auch in die Napoleonischen Kriege verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons 1804 wurde von Franz II. mit der Ausrufung des Kaisertums Österreich beantwortet; Kaiser Franz II. (HRR) war nun als Franz I. auch Kaiser von Österreich. Auf Drängen des französischen Napoleon mußte er allerdings 1806 die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niederlegen, das damit aufhörte zu existieren. Die napoleonischen Kriege konnten trotzdem erst 1815 mit dem Wiener Kongress beendet werden.

1815 trat das Kaisertum Österreich mit seinen vorher im HRR gelegenen Gebieten dem neu gegründeten Deutschen Bund bei.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die ersten Ansätze des Nationalismus, wobei die Nationalismen der verschiedenen Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich vehement gegeneinander arbeiteten und so vom Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden konnten. Diese Uneinigkeit der Nationalitäten rettete auch in der Revolution von 1848 das Kaisertum vor dem Auseinanderfallen.

Die demokratischen Errungenschaften wurden schnell wieder revidiert, doch kam auch der Neoabsolutismus des neuen Kaisers Franz Joseph nach den Niederlagen in Italien 1859 an sein Ende. Die italienische Einigungsbewegung bildete einen Nationalstaat aus disparaten Länderteilen und übte auf die Nationalitäten der Monarchie daher eine starke Anziehungskraft aus. Gelegentlich wird gesagt, Giuseppe Garibaldi habe an die österreichische Monarchie eine Lunte gelegt.

Unmittelbare Ergebnisse der Niederlagen in Italien waren Verfassungsexperimente, nämlich das Oktoberdiplom 1859 und das Februarpatent 1861. Die Niederlage von Königgrätz im deutsch-deutschen Krieg (Österreich gegen Preußen) führte zur Auflösung des Deutschen Bundes. Nachdem Preußen den Norddeutschen Bund unter Ausschluss Österreichs gegründet hatte, führte eine weitere Verfassungsreform zur Gründung der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie.

Österreich-Ungarn (K.u.K.-Monarchie, Donaumonarchie)

Wappen der Österr.-Ungar. Monarchie

Am 8. Juni 1867 wurde Kaiser Franz Josephs I. von Österreich in Budapest zusätzlich zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt. In diesem 19. Jahrhundert, in Zeiten wachsender Bevölkerungen, begann der – bisher von den Herrscherhäusern unterdrückte – Nationalismus seinen Siegeszug durch die Länder Europas und insbesondere der Habsburger Monarchie. Zur Abschwächung des ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte der Ausgleich von 1867 die Spannungen mehr als er sie kalmierte. Dieser Ausgleich schuf nun die Situation, dass die Ungarn in der Doppelmonarchie als zweites „Herrenvolk“ neben die Deutschen traten. Die Polen in Galizien waren noch einigermaßen privilegiert, ansonsten fühlten sich jedoch die slawischen Nationalitäten (insbesondere die Tschechen) um ihre Gleichberechtigung geprellt. Vor allem in Böhmen und Mähren nahmen die Differenzen zu - der Mährische Ausgleich 1911 nahm dem Konflikt zwar einiges an Schärfe, konnte aber keine Wirkung mehr entfalten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Differenzen zwischen den einzelnen Volksgruppen der Donaumonarchie bereits so stark, dass das Parlament (der Reichsrat) nicht mehr arbeitsfähig war. Aufgrund der dadurch hervorgerufenen faktischen Lähmung des Staates ging diese Periode als die Zeit des „Fortfrettens und Fortwurschtelns“ (wienerische Ausdrücke: „mühsam weiterkommen“) in die österreichische Geschichtsschreibung ein.

In dieser Zeit, vor allem um 1900 erlebte Österreich aber eine kulturelle Blütezeit, die unter anderem mit dem Namen Sigmund Freud verbunden war, dessen Psychoanalyse auf Wissenschaft und Kunst befruchtend wirkte.

Am 26. Juni 1914 entluden sich die aufgestauten nationalen Gefühle in dem Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand durch den serbischen Nationalisten Gavrilo Princip. Das daraufhin von Österreich-Ungarn an Serbien gestellte Ultimatum bewirkte die Erfüllung der sich aus den europaweit bestehenden Bündnissystemen und Beistandspaktender bestehenden Beistandspflichten und führte so zum Ersten Weltkrieg.

Die Erste Republik

Vorlage:Neuere Österreichische Verfassungsgeschichte

Noch in der Endphase des Weltkrieges 1918 und den damals zutage tretenden Auflösungstendenzen, versuchte Kaiser Karl durch sein Manifest vom 17.Oktober 1918 den Ententemächte Friedensbereitschaft zu signalisieren : "Österreich soll, dem Willen seiner Völker gemäß zu einem Bundesstaat werden, in dem jeder Volksstamm auf seinem Siedlungsgebiet sein eigenes Gemeinwesen bildet". Nachdem sich am 21. Oktober die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates inm Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse zu einer Provisorischen Nationalversammlung getroffen haben, gab Karl (auch unter dem Eindruck der Ereignisse in Berlin) am 11. November 1918 seine Rücktrittserklärung ab - die Regentschaft der Habsburger wurde so nach 6 Jahrhunderten beendet, die durch das Herrscherhaus zusammengehaltene Donaumonarchie zerfiel in eine Vielzahl kleiner Nachfolgestaaten. Am 12. November 1918 wurde auf der Rampe des Parlamentsgebäudes am Ring der neue Staat „Deutsch-Österreich“ ausgerufen. Erster Staatskanzler war der Sozialdemokrat Dr. Karl Renner (der auch noch einmal am Beginn der Zweiten Republik stehen sollte).

Sowohl in weiten Teilen der Bevölkerung, wie auch unter den neuen politischen Eliten der meisten Parteien mit Ausnahme der Monarchisten und der Kommunisten, war die Ansicht vorherrschend, Deutsch-Österreich als ein Teil einer gesamtdeutschen Nation anzusehen. Quer durch die politischen Lager wurde die Auffassung vertreten, dass dieser „Rest-“ bzw. „Rumpfstaat“ - beraubt der ungarischen Agrar- und der böhmischen Industriegebiete - alleine nicht lebensfähig sein könne. Der „Anschluss“ an die deutschen Republik wurde in der Folge allerdings von den Siegermächten durch den Vertrag von St. Germain verboten, hätte er doch eine Stärkung Deutschlands bedeutet. Auch der Name „Deutsch-Österreich“ wurde von den Alliierten abgelehnt. Am 21. Oktober 1919, mit Ratifizierung des Vertrages von St. Germain, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert. Festgeschrieben wurde das ein weiteres mal in der von Bundeskanzler Prälat Dr. Ignaz Seipel mit dem Völkerbund ausgehandelten „Genfer Sanierung“ zur Stützung des inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes. Noch 1931 wurden Pläne einer deutsch-österreichischen Zollunion mit Hinweisen auf die Bestimmungen des Friedensvertrages von den Siegermächten verboten.

Die vom Staatsrechtler Univ. Prof. Dr. Hans Kelsen ausgearbeitete Verfassung vom September 1920 markiert den Beginn der ersten Republik Österreich. Kelsen versuchte darin Grundsätze des Föderalismus und des Zentralismus zu verbinden. Bedingt durch die zerstrittene Situation im Parteienspektrum, erfolgte eine wichtige Novelle, die durch eine direkte Volkswahl die Stellung des Bundespräsidenten 1929 stärkte. Sie wurde in dieser Form auch 1945 in der Zweiten Republik Österreich wieder eingeführt.

Ursprünglich hatte der neue Staat alle deutschsprachigen Gebiete der Monarchie beansprucht, doch wurde das Staatsgebiet von den Siegermächten vorgegeben. Immerhin konnte das deutschsprachige Westungarn, das spätere Burgenland gewonnen werden: Da die Siegermächte vorerst unsicher waren, wem dieses Gebiet zugeteilt werden sollte und der Vorschlag einer Aufteilung zwischen der Tschechoslowakei und Jugoslawien nicht einmal von diesen Staaten selbst ernsthaft verfolgt wurde, gab man es an Österreich – in der Hoffnung, einen Keil zwischen zwei Staaten zu treiben, die an einer Revision der Friedensverträge potentiell interessiert waren. Für die Einwohner der Stadt Ödenburg (Sopron) kam es zu einer Volksabstimmung über ihre künftige Staatszugehörigkeit, die für Ungarn ausging. Ohne Abstimmung behielt die Tschechoslowakei Südmähren mit der Stadt Znaim (Znojmo). Die Volksabstimmungen in Südkärnten, das vom SHS-Königreich beansprucht wurde, ging am 10. Oktober 1920 dagegen eindeutig für eine Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich der Drau zur Republik Österreich aus. Dieser Abstimmung waren heftige Kämpfe von Kärntner Heimwehrverbänden gegen SHS-Einheiten vorausgegangen. Da die Masse der SHS-Truppen in Ungarn gebunden waren und Italien als Siegermacht Österreichs Position unterstützte, hatten die Siegermächte sich für diese Abstimmung entschieden. Keine Chance hatte die Republik, das seit Kriegsende (Waffenstillstand 3. und 4. November 1918) von den Italienern besetzte Südtirol wieder zurückzuerlangen. (Erst 1969 konnte mit dem „Südtirol-Paket“ eine befriedigende zwischenstaatliche Lösung - als Autonomie - gefunden werden)

Die Wirtschaft des jungen Staates lag nach Kriegsende den Umständen (Kriegsfolgen, Reparationen, Gebietsverluste) entsprechend darnieder. Die damit zusammenhängende Hyperinflation konnte erst Anfang 1924 durch eine Währungsreform mit Einführung des im November 1924 beschlossenen Schillings ab 1. März statt der Krone beendet werden; Voraussetzung war eine Anleihe des Völkerbundes. Erst danach begann ein zaghafter wirtschaftlicher Aufschwung, der jedoch lediglich ein Zwischenhoch Mitte der 1920er Jahre darstellte und mit der Weltwirtschaftskrise 1929 ein jähes Ende fand. Zur latenten Strukturkrise war die große Konjunkturkrise gekommen. 1933 waren etwa ein Drittel der Arbeitskräfte ohne Arbeit.

Mit den Unruhen der unmittelbaren Nachkriegszeit und den wirtschaftlichen Problemen ging eine immer schärfere politische Polarisierung einher: Hauptgegner waren einerseits der regierende Christlichsoziale Bund und die in der Stadt Wien regierenden Sozialdemokraten. Gegner dieser beiden waren wiederum die österreichischen Nationalsozialisten, die die Vereinigung der „Ostmark“ mit dem „Reich“ anstrebten und vor allem außerhalb Wiens (etwa in der Steiermark) eine große Anhängerschaft hatten. Darüber hinaus spielten paramilitärische Einheiten, wie die Heimwehr auf rechten Seite des politischen Spektrums (ohne klare Parteibindung) und der Republikanische Schutzbund der Sozialdemokratischen Partei auf der linken Seite, eine verhängnisvolle Rolle. Die politischen Gegensätze in Österreich waren groß und eskalierten schließlich 1927: Im Burgenland, in Schattendorf wurden bei einem Heimwehraufmarsch Mitglieder des Schutzbundes erschossen. Mit dem Schattendorfer Urteil wurden die mutmaßlichen Täter danach von einem Geschworenengericht aber freigesprochen. Die danach folgenden Demonstrationen einer empörten Menge konnte die Sozialdemokratische Parteiführung nicht mehr kontrollieren. Der Justizpalast - neben dem Parlament - wurde vom Mob gestürmt, Feuer wurde gelegt. Nachdem auch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, bekam die Polizei von ihrem Präsidenten Johann Schober den Befehl die Demonstration mit Waffengewalt aufzulösen. Die Bilanz: 89 Tote, 1.057 Verwundete, fast 1.000 Neubeitritte zu den rechtsgerichteten Heimwehren unter ihrem Führer Graf Starhemberg, und - wegen der unnachgiebigen Haltung des christlichsozialen Bundeskanzlers Prälat Dr. Ignaz Seipel - bis Jahresende 28.000 Kirchenaustritte. Die endgültige Polarisierung war vollzogen. Durch diese Ereignisse wurde die Sozialdemokratie entscheidend geschwächt.

Anfang der 30er Jahre begannen sich einer Reihe von Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. Auch Österreich blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Vor allem die Heimwehr vertrat faschistische Ideen nach dem Vorbild Italiens. Mussolini wurde auch von der im Ausland isolierten Regierung als wichtigste Unterstützung gesehen.

Im März 1933 schaltete der christlichsoziale Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß das Parlament aus. Eine patt auszugehenden Abstimmung über die Eisenbahnergehälter und die taktisch bedingten Rücktritten der drei Parlamentspräsidenten nützte Dollfuß, um das Parlament als handlungsunfähig zu erklären. Eine Notverordnung aus 1917 wurde (wie auch in der deutschen Innenpolitik dieser Jahre) dazu verwendet, ohne die parlamentarische Volksvertretung regieren zu können. Ein neuerliches Zusammentreten des Nationalrats wurde für illegal erklärt und mit Polizeigewalt unterbunden. Zusätzlich legte der Bundeskanzler durch den Rückzug der christlichsozialen Mitglieder den Verfassungsgerichtshof lahm. Der Weg in einen autoritären Ständestaats nach dem Vorbild des faschistischen Italien war damit beschritten. Er verbot alle Parteien, bis auf die Vaterländische Front (einer Vereinigung der Christlichsozialen mit einigen Wehrverbänden) und ließ politische Gegner verhaften. Auch die österreichischen Nationalsozialisten wurden verboten, wodurch die Selbständigkeit Österreichs noch einmal bekräftigt werden sollte.

In Folge einer Hausdurchsuchung nach Waffen in einem Parteiheim der Sozialdemokraten in Linz kam es am 12. Februar 1934 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten, der Heimwehr bzw. dem Bundesheer, die sich zum Generalstreik und zu einem Bürgerkrieg ausweiteten. Insbesondere in Wien und den verstreuten Industriezentren (Steyr, Obersteiermark, Linz) wurde einige Tage lang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer und die sie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten den damals schon desorientierten, verzweifelt kämpfenden Schutzbund relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung unter Dr. Otto Bauer, Julius Deutsch u.a. flüchtete in die Tschechoslowakei. Am Ende waren die Sozialdemokraten als Partei besiegt. Am 1. Mai 1934 trat eine neue, ständische Verfassung in Kraft. Eine wichtige Rolle hatte dabei der Einfluß Mussolinis gespielt, den die auch gegen die steigende NS-Agitation kämpfende Bundesregierung als Rückendeckung suchte.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen Putschversuch, den so genannte Juliputsch. 154 als Soldaten und Polizisten verkleidete österreichische SS-Leute stürmten das Bundeskanzleramt, Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wurde angeschossen und verblutete kurze Zeit später an den Folgen der Schußverletzungen. Eine zweite Gruppe der Putschisten besetzte die Rundfunkstudios der RAVAG und verbreiten die Falschnachricht, dass Dollfuß die Regierungsgeschäfte Anton Rintelen übergeben habe. Dies war das vereinbarte Zeichen für einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich, insbesondere in der Steiermark, der allerdings nach wenigen Tagen von Polizei und Bundesheer niedergeschlagen werden konnte. Der Unterrichtsminister in der Regierung Dollfuß, Kurt Schuschnigg übernahm die Regierungsmacht.

Unterstützung bekam Schuschnigg von Mussolinis Italien, das Österreich wie auch Ungarn an sich binden wollte und so gegen das Deutsche Reich auszuspielen versuchte. Drohend marschierten italienische Truppen am Brenner auf, worauf Adolf Hitler, der Diktator des Deutschen Reichs, jeden Einfluss auf die Vorgänge in Österreich (seinem Geburtsland) energisch bestritt.

Schuschniggs Diktatur orientierte sich zwar an der Selbstständigkeit eines „freien und deutschen Österreichs”, bekam aber immer mehr Gegner, zumal der italienische Diktator Benito Mussolini zunehmend in Abhängigkeit zum Deutschen Reich geriet und daher immer weniger in der Lage war, seine auf die Selbständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. 1937 wurde die Achse Rom-Berlin geschmiedet. Die Machthaber in Österreich konnten dem inneren und äußeren politischen und wirtschaftlichen Druck immer weniger entgegensetzten. Die alten großdeutschen Ideen bekamen zusehends mehr an Gewicht. Viele Menschen erhofften sich eine wirtschaftlich bessere Zukunft, da das Land weiterhin unter hoher Arbeitslosigkeit in einer Wirtschaftskrise litt. So bekamen die – freilich weiterhin illegalen – österreichischen Nationalsozialisten Zulauf und einen größeren Rückhalt bei den Bürgern.

„Anschluss“ an das Deutsche Reich

Der Anschluss Deutschösterreichs, bzw. ab 1919 der Republik Österreich, an das »Deutsche Reich« (1918–1919: Deutsche Republik, 1919–1933: Weimarer Republik) war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der k.u.k.-Monarchie sowohl das erklärte Ziel einer Mehrheit der (deutsch-)österreichischen Politiker und wohl auch der Bewohner des Landes, wie auch von Politikern der Deutschen Republik. Am 19. Januar 1919 gründeten Auslandsösterreicher und Deutsche in Berlin den »Österreichisch-Deutschen Volksbund«. Diese Organisation wurde vom deutschen Auswärtigen Amt und fast allen österreichischen Parteien (mit Ausnhame der Monarchisten und der Kommunisten) unterstützt. Sprachorgan dieser Arbeitsgemeinschaft war die Zeitschrift »Deutsche Einheit«. 1923 wurde sie durch die Zeitschrift »Österreich-Deutschland« ersetzt.

Im Frühjahr 1919 begannen Gespräche zwischen der Deutschen Republik und Deutschösterreich, deren Ziel die Vereinigung der beiden Staaten war. Die Regierungsvertreter versuchten damit den Verhandlungen zu den Friedensverträgen in St. Germain zuvorzukommen, da absehbar war, dass die Alliierten einem Zusammenschluss (Deutsch-)Österreichs und des Deutschen Reiches nicht zustimmen würden. Bereits nach Ende des Krieges hatten Vertreter der Siegermächte verkündet, daß sich nur eine »verschwindend kleine Minderheit« der Deutschösterreicher für den Anschluß ans Reich aussprechen würde.

Der deutsche Reichsaußenminister Graf Brockdorff-Rantzau und der deutschösterreichische Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, der Sozialdemokrat Otto Bauer, verhandelten in Berlin ein Geheimabkommen zur Regelung des Beitritts, das folgende Punkte enthielt:

  • § 1. Die deutsche Reichsregierung und die deutschösterreichische Regierung sind überein gekommen, mit tunlichster Beschleunigung über den Zusammenschluß des Deutschen Reiches und Deutsch-Österreich einen Staatsvertrag abzuschließen, der den beiderseitigen Parlamenten zur Genehmigung vorgelegt und sodann ratifiziert werden soll.
  • §2. Nach Ratifizierung des Vertrages soll die Durchführung des Zusammenschlusses durch Reichsgesetze erfolgen, bei deren Beratung und Verabschiedung deutsch-österreichische Vertreter in den gesetzgebenden Körperschaften des Deutschen Reiches bereits mitwirken werden.
  • "§3. Der Zusammenschluß soll auf der Grundlage erfolgen, daß Deutsch-Österreich als selbständiger Gliedstaat in das Reich eintritt. Die Beziehungen Deutsch-Österreichs zu den anderen Gliedstaaten und zum Reich regeln sich nach den Bestimmungen der Reichsverfassung, soweit nicht der Vertrag Sonderbestimmungen vorsieht.

In den Verhandlungen kam man überein, dass Wien zur zweiten Reichshauptstadt ernannt würde, in der der Deutsche Reichstag alljährlich eine Sitzung abhalten müsse.

Durch die Unterzeichnung des Vertrages von Saint Germain am 25. Oktober 1919 hatten diese Bestrebungen keine Aussicht auf Realisierung mehr. Zwar blieb ein Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, die Deutsche Republik, weiterhin ein Fernziel der Mehrzahl der politischen Parteien, wurde aber in den folgenden Jahren von keiner der großen Parteien aktiv verfolgt.

Initiativen gingen hingegen weiterhin von deutschnationalen Organisationen in Österreich und der Weimarer Republik aus. Am 15. Juni 1925 wurde in Wien von Hermann Neubacher (ab 1933 Mitglied der in Österreich verbotenen NSDAP) der österreichische Landesverband des »Österreichisch-Deutschen Volksbundes« gebildet. Am 29. April folgte die Gründung der »Österreichisch-Deutschen Arbeitsgemeinschaft«, deren Sprachrohr ab dem 15. Januar 1927 die Zeitung »Der Anschluß« wurde. Unter den weiteren Arbeitsgemeinschaften, die von Vertretern aus Politik und Wirtschaft gebildet wurden, war eine der wichtigsten die »Delegation für den österreichisch-deutschen Wirtschaftszusammenschluß«.

Als »Volksbundfarben« wurden von deutschnationalen Verbänden die Farben »Schwarz-Rot-Gold« bestimmt. Am 20./21. Juni 1928 fand in Wien das »10. Sängerbundfest« des Deutschen Sängerbundes zum 100. Todestag Franz Schuberts statt (künstl. Leitung: Wilfert, Mitglied der NSDAP ab 1938, und Geyling). Für die Anwesenden wurde die Veranstaltung zu einem Bekenntnis zum Anschluss. Anhänger des deutschnationalen Gedanken sahen darin die Gründung der so genannten »deutschen Schicksalsgemeinschaft« und sahen ihr Ziel, »eine allgemeine deutsche Volksverbundenheit ohne Rücksicht auf politische Grenzen« verwirklicht. Ehrengast des Sängerfestes waren unter anderem der deutsche Reichstagspräsident Paul Löbe, Sozialdemokrat, Leiter des »Österreichisch-Deutschen Volksbundes« und Vertreter der großdeutschen Politik.

Anfang 1930 wies der österreichische Ableger des »Österreichisch-Deutschen Volksbundes« 1,3 Millionen Mitglieder (Gesamtbevölkerung: 6,2 Millionen) auf. Die Mitgliedschaft konnten Einzelpersonen und Körperschaften erwerben. Er umfaßte damit doppelt soviel Mitglieder als der Deutsche Schulverein und alle Schutz- und Trutzbünde der Monarchie. 1930 waren zahlreiche politische Organisationen und Berufsstände in 320 Körperschaften vertreten. Nachfolgend einige der bedeutendsten:

  • 114 Gewerkschaften und 130 Fach- und Kulturverbände, wie
  1. der Niederösterreichische Bauernbund (christlich-sozial, 120.000 Mitglieder),
  2. der Österreichische Metallarbeiterverband (sozialdemokratisch, 120.000 Mitglieder),
  3. der Oberösterreichische Bauernbund (christlich-sozial, 80.000 Mitglieder),
  4. die Eisenbahnergewerkschaft (sozialdemokratisch, 94.000 Mitglieder),
  5. die Österreichische Baugewerkschaft (63.000 Mitglieder),
  6. die Zentralkommission der christlichen Gewerkschaften (107.000 Mitglieder),
  7. der Freie Gewerkschaftbund (45.000 Mitglieder),
  8. der Deutsche Beamtenbund (8.000 Mitglieder) sowie
  9. alle Lehrerverbände

Hatte die sozialdemokratische Partei (SDAPÖ) noch 1926, im grundsätzlich marxistisch ausgerichteten »Linzer Programm«, den Zusammenschluss mit der Deutschen Republik befürwortet, wurde der entsprechende Passus am Parteitag 1933 »angesichts der durch den Faschismus im Deutschen Reich veränderten Lage« gestrichen. Auch die aus der Christlichsozialen Partei (CS) hervorgegangene, 1933 von Engelbert Dollfuß »als Sammelbewegung aller vaterlandstreuen Österreicher und Österreicherinnen« gegründete, Vaterländische Front (VL), die nach dem Verbot aller anderen Parteien als einzige erlaubte politische Organisation des Ständestaates verblieb, trat gegen einen Anschluss und für die Selbständigkeit Österreichs ein.

Datei:Stimzettel-Anschluss.jpg
Stimmzettel zum Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich

Am 12. Februar 1938 zitierte Adolf Hitler Kurt Schuschnigg zu einem Treffen auf den Obersalzberg in Bayern. Hitler drohte ihm mit dem Einmarsch der reichsdeutschen Truppen, sollte er das Parteiverbot für die österreichischen Nationalsozialisten nicht wieder aufheben und ihnen die volle Agitationsfreiheit gewähren, sie an der Regierung beteiligen und ihnen das Innenministerium und damit die Kontrolle über die Polizei geben. Schuschnigg beugte sich der Drohung und glaubte, so die Selbstständigkeit Österreichs gesichert zu haben.

Als Schuschnigg jedoch erkannte, dass seine neuen Mitregenten ihm innerhalb weniger Wochen den Boden unter den Füßen wegzogen und dabei waren, die Macht zu übernehmen, setzte Schuschnigg für den 13. März 1938 eine Volksabstimmung an: Die Frage lautete, ob das Volk ein „freies, unabhängiges, deutsches und christliches Österreich“ wolle, oder nicht.

Um zu verhindern, dass Kanzler Schuschnigg die Eigenstaatlichkeit des Landes durch eine Volksbefragung zementiert, richtet Innenminister Seyß-Inquart ein Telegramm an Hitler, in dem er um die Entsendung reichsdeutscher Truppen bittet; am 12. März marschieren Soldaten der deutschen Wehrmacht unter dem Jubel großer Teile der Bevölkerung in Österreich ein. Seyß-Inquart bildet eine nationalsozialistische Regierung und vollzieht den Anschluss an das Deutsche Reich. Hitler lässt sich die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten nachträglich durch Volksabstimmungen in Österreich und im Deutschen Reich absegnen. Die nachträgliche Volksabstimmung am 10. April über den Anschluss ergab eine Zustimmung mit 99,73 Prozent.

Hitler ließ seinen Unterdrückungsapparat jetzt auch in seiner Heimat wüten. In den ersten Tagen nach der Machtübernahme ließ er durch seine Schergen etwa 72.000 Menschen verhaften, insbesondere in Wien, darunter viele Politiker und Intellektuelle der Ersten Republik. Die Polizei, die jetzt Heinrich Himmler unterstellt war, unterband jeden nachhaltigen Widerstand. Am Brenner trafen sich schließlich deutsche und italienische Truppeneinheiten zu freundschaftlichen Zeremonien.

Die Westmächte England und Frankreich, die 1919 den Beitritt Deutschösterreichs zu einem föderalistischen Deutschen Reich und 1931 sogar die Zollunion verboten hatten, übersandten jetzt lediglich diplomatische Protestnoten. Die London Times schrieb dazu, schließlich habe sich Schottland vor 200 Jahren auch England angeschlossen. Nun, da sich die Nazimacht auch über Österreich ergoß und im Zeichen von Morden und Selbstmorden und dem Ruin vieler Tausender geschah, was sonst friedlich und würdig geschehen wäre, wandten sie sich gleichmütig ab (aus Golo Mann: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, S. 875).

Am folgenden Tag wurden die Gesetze für den „Anschluss“ an das damit zum „Großdeutschen Reich“ gewordene Deutsche Reich auf dem Heldenplatz in Wien verkündet. Der Name Österreich wurde durch „Ostmark“, später durch „Donau- und Alpenreichsgaue“ ersetzt.

Damit war das Gebiet der ehemaligen souveränen Republik Österreich zu einem in Reichgaue geteilten Land im Großdeutschen Reich geworden, das dessen nationalsozialistische Geschichte bis zum Zusammenbruch 1945 teilte.

Nachkriegszeit

Als die Deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapitulierte und der Zweite Weltkrieg in Europa damit zu Ende war, waren alliierte Truppen bereits weit in die so genannten „Donau- und Alpenreichsgaue“ vorgedrungen. Am 13. April 1945 hatten die sowjetischen Truppen den Kampf um Wien, der rund 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten das Leben gekostet hatte, für sich entschieden. Im späten April und Anfang Mai drangen die Westalliierten in die westlichen Bundesländer vor.

Bereits am 1. April hatte Karl Renner, Staatskanzler der 1. Republik, Kontakt mit den sowjetischen Truppen aufgenommen, die in die Steiermark vorgedrungen waren. Schon seit 1941 gab es sowjetische Pläne, nach Kriegsende den souveränen Staat Österreich wieder herzustellen. 1943 stellten die Alliierten (USA, Großbritannien, Sowjetunion, wenig später auch das französischeKomitee der Nationalen Befreiung“) in der Moskauer Deklaration fest, dass sie die Besetzung Österreichs durch Deutschland am 15. Mai 1938 als null und nichtig betrachteten und Österreich von der deutschen Herrschaft zu befreien eines der Kriegsziele war. Zuvor hatte es, vor allem in Großbritannien auch andere Denkmodelle gegeben, die neben einem eigenen Staat auch einen föderalistischen Staat mit Bayern oder eine Donaukonföderation, ähnlich der ehemaligen Donaumonarchie beinhalteten [1].

Renner wurde von den Sowjets mit der Bildung einer provisorischen Staatsregierung beauftragt. In der Folge kam es am 14. April zur Gründung der SPÖ (aus Sozialdemokraten und „Revolutionäre Sozialisten“) sowie am 17. April der ÖVP (Christlichsoziale und Landbund) und der KPÖ. Am 27. April 1945 wurde die Unabhängigkeitserklärung Österreichs proklamiert und die provisorische Staatsregierung trat zusammen (zehn Vertreter der SPÖ, neun ÖVP, sieben KPÖ und drei unabhängige). Anfangs war sie nur von der Sowjetunion anerkannt, die USA, Großbritannien und Frankreich folgten im Verlauf des Jahres. Ziel war die Wiederherstellung der Republik auf Basis der Verfassung von 1920. Am 25. November 1945 fanden die ersten Nationalratswahlen statt.

Österreich war - wie auch Deutschland - in vier Besatzungszonen aufgeteilt: Vorarlberg und Tirol lagen in der französischen Zone, Kärnten, die Steiermark und Osttirol in der britischen, Salzburg und der südlich der Donau gelegene Teil Oberösterreichs in der US-amerikanischen und Oberösterreich nördlich der Donau, Niederösterreich und das Burgenland in der sowjetischen. Wien war ebenfalls in vier Zonen unterteilt, wobei der Erste Bezirk („Innere Stadt“) gemeinsam verwaltet wurde.

Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe und vieles, was als „Deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen USIA beschlagnahmt. In den westlichen Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der Marshall-Plan aufgelegt. Nicht zuletzt deswegen kam es im Westen des Landes erstmals zu einer eigenständigen Industrieentwicklung.

Mit dem Niedergang und Auflösung des Deutschen Reiches verbunden war auch die Vertreibung von Deutschen aus ihren Siedlungsgebieten in Osteuropa und deren Zuzug auch nach Österreich.

Die Zweite Republik

Datei:Wappen von oesterreich.jpg
Österreichisches Wappen der 2. Republik mit Mauerkrone (Bürger), Sichel (Bauern), Hammer (Arbeiter) und gesprengten Ketten (Befreiung)
Unterzeichnung des Staatsvertrags von Wien 1955 im Oberen Belvedere
Datei:EU-Flagge.png
EU-Beitritt 1995 gemeinsam mit Finnland und Schweden

1955 erlebte die Republik Österreich ihre zweite Geburtsstunde. Durch den Staatsvertrag mit allen Besatzungsmächten bekam das Land seine volle Souveränität zurück. Als Gegenleistung dafür musste die Zweite Republik ihre „immerwährende Neutralität“ erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben. In weiterer Folge nahm Österreich eine parallele Entwicklung zu den anderen westeuropäischen Ländern ein.

Durch seine neutrale Position wurde Österreich ein wichtiger Zufluchtsort für beteiligte des Aufstandes in Ungarn im Jahre 1956 und für viele mitwirkende des Prager Frühlings im Jahre 1968. Österreich spielte vor allem in den 70er Jahren in den Israel-Friedensverhandlungen eine große Rolle und trug im wesentlichen zu einer größeren Akzeptanz von Jasir Arafat ein, was unter anderem zur folge hatte, daß Österreich noch heute keine israelische Botschaft hat. Wien wurde auch zur Heimat vieler weltweiter Organisationen wie der OPEC und der UNO.


Eine Folge der jüngeren Geschichte, der Erfahrung durch den „Anschluss“ an Deutschland und den Zweitem Weltkrieg, war auch, dass sich das Selbstverständnis der Österreicher gewandelt hatte. War das Verhältnis zum Staat Österreich in der Ersten Republik noch ein zwiespältiges und der deutschnationale Gedanke weit verbreitet gewesen, betrachtete sich die überwiegende Mehrheit nun nicht mehr als „österreichische Deutsche“ oder als „deutsche Österreicher“, sondern schlicht als Österreicher. Dieses neue österreichische Nationalbewusstsein, das sich auch mit einer Abgrenzung zur neuen Bundesrepublik Deutschland verband, hatte allerdings auch zur Folge, dass sich viele Österreicher, Bürger wie Politiker, jetzt als erstes Opfer der Nationalsozialisten sehen wollten, obwohl Hitler unter dem Jubel und mit Zustimmung vieler Österreicher den Anschluss herbeigeführt hatte. Die Beteiligungen an den Verbrechen des Dritten Reiches wurde deshalb lange Zeit kaum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck” im Geschichtsbewusstsein fand im Bundespräsidentschaftswahlkampf 1986 besonderen Ausdruck, als Kurt Waldheim seine Rolle in der deutschen Wehrmacht verschwieg. Trotz weltweiter Empörung gewann er die Präsidentenwahl im zweiten Wahlgang. Erst unter Bundeskanzler Franz Vranitzky gab es ein Bekenntnis zur Mitverantwortung der damaligen (zwischen 1938 und 1945) österreicherischen Reichsdeutschen an den Verbrechen des Nationalsozialismus.

Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in den Ostblockländern, dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Öffnung der Grenzen zu Westeuropa im Jahr 1989 verlor das Land seinen Charakter als westlicher demokratischer Vorposten. Konsequenterweise trat Österreich daher 1995 der Europäischen Union bei, was lange Zeit aufgrund des Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt, und unterzeichnete in der Folge auch das Schengener Abkommen zur Grenzöffnung. Seitdem hat Österreich offene Grenzen zur Bundesrepublik Deutschland (Bayern) und zu Italien.

Datei:Euro-1 neu2.jpg
Design der Euro-Banknoten vom Österreicher Robert Kalina

Die Regierungskoalition der bürgerlich-konservativen ÖVP mit der rechtspopulistischen FPÖ im Februar 2000 führte zum „Einfrieren der Beziehungen”, den so genannten „Sanktionen“, der anderen EU-Länder zur österreichischen Bundesregierung. Diese Politik hatte allerdings kaum realpolitische Auswirkungen auf europäischer Ebene und führte vielmehr zu einer Stärkung der ÖVP-FPÖ-Koalition und zu einer größeren Ablehnung der EU in Österreich. Aufgrund der Empfehlung des von den EU-Ländern letztlich eingesetzten „Rat der Weisen“ hoben die 14 EU-Länder im September 2000 diese „Sanktion” wieder auf.

Am 1. Jänner 2002 wurde auch in Österreich die neue EU-Währung Euro € eingeführt und löste die alte Währung (Schilling) ab.

Die Folgenden Jahre wurden vor allem durch die Beitrittsverhandlungen der 10 meist osteuropäischen Länder zur EU, dem Transitvertrag und u. a. den Protesten gegen das tschechische AKW Temelin geprägt. Letzteres führte zeitweise zu einem schlechten Klima zwischen Prag und Wien. Die Neuverhandlungen für den Transitvertrag scheiterten im Jahre 2003. Gründe dafür sind unter anderem die für Österreich schlecht ausgehandelten Bedingungen vor dem EU-Beitritt.


Innenpolitik

Die Innenpolitik war vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren stark von den Folgen des österreichischen Bürgerkrieges geprägt. So wurde auf eine gleichmäßige Machtverteilung zwischen der ÖVP und der SPÖ geachtet. Als es 1966 zur Alleinregierung der ÖVP kam, löste dies dementsprechende Befürchtungen aus.

1970 - 1983 wurden einige wesentliche Änderungen durchgeführt. Bruno Kreisky errichtete einen modernen Sozialstaat und bekämpfte die Arbeitslosigkeit oft durch die Aufstockung des öffentlichen Dienstes bzw. der Staatsbetriebe. Er führte jedoch horrende Steiern wie z.B. die 12 % Luxussteuer (sie wurden zur 20 %igen Umsatzsteuer hinzugerechnet) oder eine 60 %ige Besitzsteuer ein, die von seinen Nachfolgern wieder abgeschafft wurden. Des weiteren vertrat Kreisky eine äußerst liberale Einwanderungspolitik. Die Einwanderungsgesetze waren zu dieser Zeit eine der liberalsten in Europa. 1976 kahm es zur Bindung des Schillings an die D-Mark, nachdem der Dollarkurs eingebrochen war. Dies war auch die Blütezeit der SPÖ. Sie hielt zu dieser Zeit meist mehr als 40 % der Abgeordneten. In den frühen 1980er-Jahren sorgten vor allem die Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf und die Proteste in Hainburg an der Donau gegen eine Staustufe (1984) für Schlagzeilen. Die Proteste in Hainburg an der Donau gelten auch als die Geburtsstunde der der Grünen in Österreich. Diese Skandale sorgten u. a. dafür, daß Bruno Kreisky 1983 abdankte und seine Regierungsgeschäfte an Fred Sinowaz übergab. Zu dieser Zeit kam es zur rot-blauen Koalition (SPÖ/FPÖ), die 1986 durch die Ernennung von Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ ein jähes Ende fand. In den folgenden Jahren sollte die FPÖ einen Rechtsruck erfahren, der sie in die Nähe anderer rechtspopulistischer Bewegungen in europa bringen sollte. Dies hatte neben einem enormen Stimmengewinn (ca. 7 % 1986 auf 28 % 2000) und 1995 einen Bruch mit dem liberalen Flügel der Partei zur Folge. Es entstand somit das liberale Forum (LIF). In den Folgejahren wurden einige Sozialleistungen bzw. Steuern wieder abgeschafft und die Einwanderungsgesetze schrittweise deutlich verschärft.

Nach den Jahren der großen Koalition (1986 - 2000) kam es zu einem Regierungswechsel. Es begann die schwarz-blaue Koalition (ÖVP/FPÖ), auf die die übrigen EU-Staaten mit so genannten "Sanktionen" (einem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen) reagierten. Insbesondere Frankreich und Belgien fürchteten, dass der europäische Rechtspopulismus auf diesem Weg salonfähig werden könnte. Diese "Sanktionen" wurden bald wieder aufgehoben, da schnell klar war, dass von einer befürchteten Einschränkung der Bürgerrechte keine Rede sein konnte. Der Versuch eines Drucks aus dem Ausland hatte die Regierung allerdings wesentlich gestärkt, da sie so die patriotische Karte spielen konnte. Nach einem Bruch in der FPÖ kam es 2002 erneut zu Wahlen, bei denen die ÖVP 43 % der Stimmen bekam und somit erstmals seit 1966 wieder stärkste Partei war. Erneut kam es zur Bildung einer schwarz-blauen Koalition, allerdings mit einer weitaus schwächeren FPÖ als Partner. Unter dieser Koalition wurde und wird der Liberalisierungs- und Sparkurs, der von der SPÖ/ÖVP-Koalition begonnen wurde fortgeführt.

2005 ist für Österreich ein Jubiläumsjahr: 60 Jahre Kriegsende und 2. Republik, 50 Jahre Staatsvertrag und Neutralität und 10 Jahre EU-Mitgliedschaft.


Siehe auch: Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter, Habsburg, Liste der römisch-deutschen Herrscher, Liste der Kaiser von Österreich-Ungarn, Österreichische Kaiserhymnen, Bundeskanzler (Österreich)


Siehe auch: Portal Österreich, Geschichte Deutschlands, Geschichte Tschechiens, Geschichte Ungarns, Geschichte Sloweniens