„Münif Pascha“ – Versionsunterschied
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Nach seiner Rückkehr nach Istanbul wurde er durch seine Zeitungsartikel in der {{ArF|جريده حوادث|w=Cerīde-yi Ḥevādi<u>s</u>}} bekannt. In der Folge wurde er 1862 zum Vorsitzenden des Übersetzungsbüros ernannt.<ref name="mango" /> |
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1859 veröffentlichte er die [[Anthologie]] {{ArF|محاوراتِ حكميه|w=Muḥāverāt-ı Ḥikemiyye}} (Philosophische Reden), worin er Zitate von [[Voltaire]], [[François Fénelon]] und [[Bernard le Bovier de Fontenelle]] übersetzte. 1860 gründete er die [[Osmanische wissenschaftliche Gesellschaft]] und brachte ihre Zeitschrift {{ArF|مجموعأ فنون|w=Mecmūʿa-yi Fünūn}} (Zeitschrift der [säkularen] Wissenschaften) heraus.<ref name="mango" /> |
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Ab 1877 war Münif drei mal der Bildungsminister des Osmanischen Reichs. Während seiner zweiten Amtsperiode (1878-1880) wurde [[Abdülhamid II.]] zum Sultan. Münif Pascha [[Dozent|dozierte]] Sultan Abdülhamid in „politischer Wirtschaft“. Abdülhamid war sehr daran interessiert, moderne Bildung auf sein ganzes Reich auszuweiten. Dennoch misstraute er Münif aufgrund seines Eifers und blockierte einige Male seine Karriere. Als Münif zum [[Wesir]] aufstieg und von nun an zum Münif Pascha wurde, wurde er vom Sultan dem Gesundheitsrat (Meclis-i Sıhhiye) zugewiesen. Von 1885-1891 war er ein letztes Mal Bildungsminister. Bis 1895 wurde er für keinen Posten ernannt, ihm wurde aber weiterhin Lohn gezahlt. 1895 wurde er als Sonderbeauftragter des Osmanischen Reichs zur Jubelfeier des Schah [[Nāser al-Dīn Schah|Nāser al-Dīn]] nach Teheran geschickt, wo er nach dem Attentat auf Naser al-Din eine kurze Weile als Botschafter blieb. 1896 trat Münif Pascha in den Ruhestand und verbrachte seine Jahre bis zu seinem Tod 1910 in seinem Landhaus in Erenköy, Istanbul. Sein Landhaus wurde zum bekannten Treffpunkt osmanischer und ausländischer Forscher.<ref name="mango" /> |
Ab 1877 war Münif drei mal der Bildungsminister des Osmanischen Reichs. Während seiner zweiten Amtsperiode (1878-1880) wurde [[Abdülhamid II.]] zum Sultan. Münif Pascha [[Dozent|dozierte]] Sultan Abdülhamid in „politischer Wirtschaft“. Abdülhamid war sehr daran interessiert, moderne Bildung auf sein ganzes Reich auszuweiten. Dennoch misstraute er Münif aufgrund seines Eifers und blockierte einige Male seine Karriere. Als Münif zum [[Wesir]] aufstieg und von nun an zum Münif Pascha wurde, wurde er vom Sultan dem Gesundheitsrat (Meclis-i Sıhhiye) zugewiesen. Von 1885-1891 war er ein letztes Mal Bildungsminister. Bis 1895 wurde er für keinen Posten ernannt, ihm wurde aber weiterhin Lohn gezahlt. 1895 wurde er als Sonderbeauftragter des Osmanischen Reichs zur Jubelfeier des Schah [[Nāser al-Dīn Schah|Nāser al-Dīn]] nach Teheran geschickt, wo er nach dem Attentat auf Naser al-Din eine kurze Weile als Botschafter blieb. 1896 trat Münif Pascha in den Ruhestand und verbrachte seine Jahre bis zu seinem Tod 1910 in seinem Landhaus in Erenköy, Istanbul. Sein Landhaus wurde zum bekannten Treffpunkt osmanischer und ausländischer Forscher.<ref name="mango" /> |
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Münif Pascha war in islamischer Kultur erzogen und zugleich ein Verehrer westlicher Zivilisation, wie es zur [[Tanzimat]] üblich war. Er galt als Poet, obwohl er nicht viel an Literatur veröffentlicht hat. Sein poetisches Hauptwerk ist {{ArF|داستانِ العثان|w=Dāsitān-i Āl-O<u>s</u>mān}} (Epos des [[Osman (Dynastie)|Hauses von Osman]]) von 1881. Er veröffentlichte außerdem Übersetzungen, wie das oben erwähnte Werk mit Voltaires Zitaten. Seine anderen Bücher wurden sind Editierungen seiner Vorlesungen in [[Jura]] und politischer Wirtschaft an der [[Universität Istanbul]]. Er gilt als reformierender, verwestlichender Staatsmann und als einer der Gründerväter des modernen Bildungssystems der [[Türkei]].<ref name="mango" /> |
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Version vom 23. April 2010, 05:20 Uhr
Mehmet Tahir Münif Pascha (, türkisch Mehmet Tahir Münif Paşa; *1828/1829 in Antep, † 1910 in Istanbul) war ein berühmter osmanischer Staatsmann und Reformer des osmanischen Bildungssystems während der osmanischen Reformära (Tanzimat).[1]
Leben
Münif Pascha stammte aus einer Ulema-Familie in Antep. Er erhielt eine traditionelle osmanische Medrese-Ausbildung in Antep, in Kairo und in Damaskus. Seine Karriere begann er als Beamter im Rathaus des Vilâyet Damaskus. Im Jahr 1852 trat er eine Position als Persisch- und Arabischübersetzer im Übersetzungsbüro (Tercüme Odası / ترجمه اوداسى) der Hohen Pforte an. Hier knüpfte er Kontakte zu reformerischen Osmanen. In Istanbul lernte er Französisch. In Berlin lernte er Deutsch. In Berlin war er bei der Osmanischen Botschaft als zweiter Sekretär tätig.[1]
Nach seiner Rückkehr nach Istanbul wurde er durch seine Zeitungsartikel in der Cerīde-yi Ḥevādis / جريده حوادث bekannt. In der Folge wurde er 1862 zum Vorsitzenden des Übersetzungsbüros ernannt.[1]
1859 veröffentlichte er die Anthologie Muḥāverāt-ı Ḥikemiyye / محاوراتِ حكميه (Philosophische Reden), worin er Zitate von Voltaire, François Fénelon und Bernard le Bovier de Fontenelle übersetzte. 1860 gründete er die Osmanische wissenschaftliche Gesellschaft und brachte ihre Zeitschrift Mecmūʿa-yi Fünūn / مجموعأ فنون (Zeitschrift der [säkularen] Wissenschaften) heraus.[1]
Nachdem er für einige Zeit der Vorsitzende des Bildungsrats (Meclis-i Maarif) war, wurde er für fünf Jahre zum osmanischen Botschafter in Teheran ernannt.[1]
Ab 1877 war Münif drei mal der Bildungsminister des Osmanischen Reichs. Während seiner zweiten Amtsperiode (1878-1880) wurde Abdülhamid II. zum Sultan. Münif Pascha dozierte Sultan Abdülhamid in „politischer Wirtschaft“. Abdülhamid war sehr daran interessiert, moderne Bildung auf sein ganzes Reich auszuweiten. Dennoch misstraute er Münif aufgrund seines Eifers und blockierte einige Male seine Karriere. Als Münif zum Wesir aufstieg und von nun an zum Münif Pascha wurde, wurde er vom Sultan dem Gesundheitsrat (Meclis-i Sıhhiye) zugewiesen. Von 1885-1891 war er ein letztes Mal Bildungsminister. Bis 1895 wurde er für keinen Posten ernannt, ihm wurde aber weiterhin Lohn gezahlt. 1895 wurde er als Sonderbeauftragter des Osmanischen Reichs zur Jubelfeier des Schah Nāser al-Dīn nach Teheran geschickt, wo er nach dem Attentat auf Naser al-Din eine kurze Weile als Botschafter blieb. 1896 trat Münif Pascha in den Ruhestand und verbrachte seine Jahre bis zu seinem Tod 1910 in seinem Landhaus in Erenköy, Istanbul. Sein Landhaus wurde zum bekannten Treffpunkt osmanischer und ausländischer Forscher.[1]
Wirken
Münif Pascha war in islamischer Kultur erzogen und zugleich ein Verehrer westlicher Zivilisation, wie es zur Tanzimat üblich war. Er galt als Poet, obwohl er nicht viel an Literatur veröffentlicht hat. Sein poetisches Hauptwerk ist Dāsitān-i Āl-Osmān / داستانِ العثان (Epos des Hauses von Osman) von 1881. Er veröffentlichte außerdem Übersetzungen, wie das oben erwähnte Werk mit Voltaires Zitaten. Seine anderen Bücher wurden sind Editierungen seiner Vorlesungen in Jura und politischer Wirtschaft an der Universität Istanbul. Er gilt als reformierender, verwestlichender Staatsmann und als einer der Gründerväter des modernen Bildungssystems der Türkei.[1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Andrew Mango Münif Pasha in Encyclopaedia of Islam
Literatur
- Niyazi Berkes The development of secularism in Turkey, Montreal 1964
- Bernard Lewis The emergence of modern Turkey, Oxford 1961