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„Entschlackung“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis|Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die [[Dialyse]] manchmal auch als „Entschlackung“ bezeichnet. Im Bereich der Eisenbahn bezeichnet „Entschlackung“ das Entfernen der Verbrennungsrückstände aus der [[Feuerbüchse]] einer Dampflokomotive.}}
{{Begriffsklärungshinweis|Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die [[Dialyse]] manchmal auch als „Entschlackung“ bezeichnet. Im Bereich der Eisenbahn bezeichnet „Entschlackung“ das Entfernen der Verbrennungsrückstände aus der [[Feuerbüchse]] einer Dampflokomotive.}}


Der Ausdruck '''Entschlackung''' gilt in der [[Alternativmedizin]] als eine [[Metapher]], die von [[Otto Buchinger]] geprägt worden ist. Sie soll ein Ausdruck für Maßnahmen sein, die angenommene Giftstoffe und schädliche [[Stoffwechselprodukt]]e ausscheiden sollen. Physiologische Stoffwechselprodukte in erhöhten Mengen im Blut, etwa Triglyceride, Cholesterin, Glukose oder im Gewebe wie Fettdepots können Risikofaktoren darstellen und werden daher als eliminationspflichtige "Schlacken" betrachtet.<ref>http://www.aerztegesellschaftheilfasten.de/haufig-gestellte-fragen/</ref>. Unschärfen bestehen sowohl in der Definition der Substanzen, die unter diese Schlacken fallen, als auch bezüglich der Maßnahmen, die als Entschlackung zu gelten haben. Im weiteren Sinne fallen auch wissenschaftlich anerkannte Therapieformen hierunter, wie etwa das [[ausleitende Verfahren|Ausleiten]] [[harnpflicht]]iger Substanzen als „Schlacken“ in der [[Dialyse]] (Blutwäsche). Auch [[Ammoniak]] als die „Schlacke“, die bei einer [[Hepatische Enzephalopathie|leberbedingten Hirnerkrankung]] im Rahmen einer [[Leberzirrhose]] vermehrt anfällt und durch eine [[Antibiotika|antibiotische]] Darmdekontamination und [[Lactulose]]behandlung „ausgeleitet“ wird, wäre ein Beispiel in diesem Zusammenhang. Meistens werden unter Entschlackung allerdings bestimmte im Rahmen der Alternativmedizin eingesetzte Maßnahmen wie „Entschlackung durch Fastenkuren“, „Ausleitung“ von [[Quecksilber]] ([[Amalgam]], Impfstoffen und anderen Schlacken durch [[Schröpfen]], [[Cantharidenpflaster]], [[Einlauf (Medizin)|Einläufe]], Schwitzkuren und den Einsatz von [[Abführmittel]]n (Laxantien) angesehen. Ein wissenschaftlich anerkannter Nachweis, dass der Körper periodisch im Sinne dieser alternativmedizinischen Entschlackung „entgiftet“ oder „entschlackt“ werden müsse, liegt dabei nicht vor.
'''Entschlackung''' (von [[Schlacke]] = Verbrennungsrückstand) ist ein [[Pseudomedizin|pseudomedizinischer]] Ausdruck für Maßnahmen in der [[Alternativmedizin]], die angenommene Giftstoffe und schädliche [[Stoffwechselprodukt]]e ausscheiden sollen. Unschärfen bestehen sowohl in der Definition der Substanzen, die unter diese Schlacken fallen, als auch bezüglich der Maßnahmen, die als Entschlackung zu gelten haben. Im weiteren Sinne fallen auch wissenschaftlich anerkannte Therapieformen hierunter, wie etwa das [[ausleitende Verfahren|Ausleiten]] [[harnpflicht]]iger Substanzen als „Schlacken“ in der [[Dialyse]] (Blutwäsche). Auch [[Ammoniak]] als die „Schlacke“, die bei einer [[Hepatische Enzephalopathie|leberbedingten Hirnerkrankung]] im Rahmen einer [[Leberzirrhose]] vermehrt anfällt und durch eine [[Antibiotika|antibiotische]] Darmdekontamination und [[Lactulose]]behandlung „ausgeleitet“ wird, wäre ein Beispiel in diesem Zusammenhang. Meistens werden unter Entschlackung allerdings bestimmte im Rahmen der Alternativmedizin eingesetzte Maßnahmen wie „Entschlackung durch Fastenkuren“, „Ausleitung“ von [[Quecksilber]] ([[Amalgam]], Impfstoffen und anderen Schlacken durch [[Schröpfen]], [[Cantharidenpflaster]], [[Einlauf (Medizin)|Einläufe]], Schwitzkuren und den Einsatz von [[Abführmittel]]n (Laxantien) angesehen. Ein wissenschaftlich anerkannter Nachweis, dass der Körper periodisch im Sinne dieser alternativmedizinischen Entschlackung „entgiftet“ oder „entschlackt“ werden müsse, liegt dabei nicht vor.


Die Entstehungsgeschichte der Entschlackung in diesem Sinne reicht zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die großen Industriestädte mit Abwassersystemen versorgt wurden. Korrespondierend dazu kam die Theorie zur Krankheitsentstehung auf, dass Darm und Nieren Giftstoffe enthalten und aus dem Körper abführen würden. Verstopfung und Harnverhalt sollen Fäulnis und innere Vergiftungen erzeugen, wie ein überlaufender Kanal. Tatsächlich sind heute unzählige Stoffe nachgewiesen, die normalerweise von Darm, Leber und Nieren entgiftet und ausgeschieden werden, dementsprechend bei Funktionsstörungen dieser Organe im Körper anfallen und unter Umständen schädlich sein können. Für einige Situationen konnten bewiesenermaßen wirksame Therapieformen entwickelt werden, wie die angesprochene Dialyse oder die Laktulosebehandlung. Dabei sind sowohl einige der Gifte, die bei diesen Methoden entfernt werden, bekannt als auch die Schädlichkeit derselben, wenn sie ohne diese Maßnahmen im Körper akkumulieren. Dies gilt jedoch nicht für die Entschlackung der Alternativmedizin im engeren Sinne, wo es oft keinen allgemein anerkannten Nachweis für die Schädlichkeit der propagierten Gifte (zumindest in der Konzentration, die bei den Patienten vorliegen) gibt <ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=9252839&dopt=Abstract Ernst E: Colonic irrigation and the theory of autointoxication: A triumph of ignorance over science. Journal of Clinical Gastroenterology 24: 196–198, 1997</ref>. Bei anderen Stoffen ist ihre schädliche Anhäufung im Körper zwar nachgewiesen, wie z.&nbsp;B. Cholesterin und Kalk bei [[Arteriosklerose]], Uratkristalle bei [[Gicht]], Proteine bei [[Amyloidose]] und Morbus [[Alzheimer]] oder Immunkomplexe bei einigen Formen der [[Glomerulonephritis]] und [[Vaskulitis]], jedoch ist nicht nachgewiesen, dass diese Stoffe durch die propagierten Entschlackungsmaßnahmen über die natürlichen Beseitigungs- und Ausscheidungsmechanismen hinaus in nennenswerter Menge entfernt werden könnten <ref>http://www.senseaboutscience.org.uk/index.php/site/project/47 Scientists say: drop “detox”: have a glass of tap water and get an early night </ref>, noch gibt es einen Beweis dafür, dass diese Stoffe durch die jeweiligen Maßnahmen effizient ausgeschieden werden.
Die Entstehungsgeschichte der Entschlackung in diesem Sinne reicht zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die großen Industriestädte mit Abwassersystemen versorgt wurden. Korrespondierend dazu kam die Theorie zur Krankheitsentstehung auf, dass Darm und Nieren Giftstoffe enthalten und aus dem Körper abführen würden. Verstopfung und Harnverhalt sollen Fäulnis und innere Vergiftungen erzeugen, wie ein überlaufender Kanal. Tatsächlich sind heute unzählige Stoffe nachgewiesen, die normalerweise von Darm, Leber und Nieren entgiftet und ausgeschieden werden, dementsprechend bei Funktionsstörungen dieser Organe im Körper anfallen und unter Umständen schädlich sein können. Für einige Situationen konnten bewiesenermaßen wirksame Therapieformen entwickelt werden, wie die angesprochene Dialyse oder die Laktulosebehandlung. Dabei sind sowohl einige der Gifte, die bei diesen Methoden entfernt werden, bekannt als auch die Schädlichkeit derselben, wenn sie ohne diese Maßnahmen im Körper akkumulieren. Dies gilt jedoch nicht für die Entschlackung der Alternativmedizin im engeren Sinne, wo es oft keinen allgemein anerkannten Nachweis für die Schädlichkeit der propagierten Gifte (zumindest in der Konzentration, die bei den Patienten vorliegen) gibt <ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=9252839&dopt=Abstract Ernst E: Colonic irrigation and the theory of autointoxication: A triumph of ignorance over science. Journal of Clinical Gastroenterology 24: 196–198, 1997</ref>. Bei anderen Stoffen ist ihre schädliche Anhäufung im Körper zwar nachgewiesen, wie z.&nbsp;B. Cholesterin und Kalk bei [[Arteriosklerose]], Uratkristalle bei [[Gicht]], Proteine bei [[Amyloidose]] und Morbus [[Alzheimer]] oder Immunkomplexe bei einigen Formen der [[Glomerulonephritis]] und [[Vaskulitis]], jedoch ist nicht nachgewiesen, dass diese Stoffe durch die propagierten Entschlackungsmaßnahmen über die natürlichen Beseitigungs- und Ausscheidungsmechanismen hinaus in nennenswerter Menge entfernt werden könnten <ref>http://www.senseaboutscience.org.uk/index.php/site/project/47 Scientists say: drop “detox”: have a glass of tap water and get an early night </ref>, noch gibt es einen Beweis dafür, dass diese Stoffe durch die jeweiligen Maßnahmen effizient ausgeschieden werden.

Version vom 27. Juli 2007, 14:09 Uhr

Entschlackung (von Schlacke = Verbrennungsrückstand) ist ein pseudomedizinischer Ausdruck für Maßnahmen in der Alternativmedizin, die angenommene Giftstoffe und schädliche Stoffwechselprodukte ausscheiden sollen. Unschärfen bestehen sowohl in der Definition der Substanzen, die unter diese Schlacken fallen, als auch bezüglich der Maßnahmen, die als Entschlackung zu gelten haben. Im weiteren Sinne fallen auch wissenschaftlich anerkannte Therapieformen hierunter, wie etwa das Ausleiten harnpflichtiger Substanzen als „Schlacken“ in der Dialyse (Blutwäsche). Auch Ammoniak als die „Schlacke“, die bei einer leberbedingten Hirnerkrankung im Rahmen einer Leberzirrhose vermehrt anfällt und durch eine antibiotische Darmdekontamination und Lactulosebehandlung „ausgeleitet“ wird, wäre ein Beispiel in diesem Zusammenhang. Meistens werden unter Entschlackung allerdings bestimmte im Rahmen der Alternativmedizin eingesetzte Maßnahmen wie „Entschlackung durch Fastenkuren“, „Ausleitung“ von Quecksilber (Amalgam, Impfstoffen und anderen Schlacken durch Schröpfen, Cantharidenpflaster, Einläufe, Schwitzkuren und den Einsatz von Abführmitteln (Laxantien) angesehen. Ein wissenschaftlich anerkannter Nachweis, dass der Körper periodisch im Sinne dieser alternativmedizinischen Entschlackung „entgiftet“ oder „entschlackt“ werden müsse, liegt dabei nicht vor.

Die Entstehungsgeschichte der Entschlackung in diesem Sinne reicht zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die großen Industriestädte mit Abwassersystemen versorgt wurden. Korrespondierend dazu kam die Theorie zur Krankheitsentstehung auf, dass Darm und Nieren Giftstoffe enthalten und aus dem Körper abführen würden. Verstopfung und Harnverhalt sollen Fäulnis und innere Vergiftungen erzeugen, wie ein überlaufender Kanal. Tatsächlich sind heute unzählige Stoffe nachgewiesen, die normalerweise von Darm, Leber und Nieren entgiftet und ausgeschieden werden, dementsprechend bei Funktionsstörungen dieser Organe im Körper anfallen und unter Umständen schädlich sein können. Für einige Situationen konnten bewiesenermaßen wirksame Therapieformen entwickelt werden, wie die angesprochene Dialyse oder die Laktulosebehandlung. Dabei sind sowohl einige der Gifte, die bei diesen Methoden entfernt werden, bekannt als auch die Schädlichkeit derselben, wenn sie ohne diese Maßnahmen im Körper akkumulieren. Dies gilt jedoch nicht für die Entschlackung der Alternativmedizin im engeren Sinne, wo es oft keinen allgemein anerkannten Nachweis für die Schädlichkeit der propagierten Gifte (zumindest in der Konzentration, die bei den Patienten vorliegen) gibt [1]. Bei anderen Stoffen ist ihre schädliche Anhäufung im Körper zwar nachgewiesen, wie z. B. Cholesterin und Kalk bei Arteriosklerose, Uratkristalle bei Gicht, Proteine bei Amyloidose und Morbus Alzheimer oder Immunkomplexe bei einigen Formen der Glomerulonephritis und Vaskulitis, jedoch ist nicht nachgewiesen, dass diese Stoffe durch die propagierten Entschlackungsmaßnahmen über die natürlichen Beseitigungs- und Ausscheidungsmechanismen hinaus in nennenswerter Menge entfernt werden könnten [2], noch gibt es einen Beweis dafür, dass diese Stoffe durch die jeweiligen Maßnahmen effizient ausgeschieden werden.

Quellen

  1. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=9252839&dopt=Abstract Ernst E: Colonic irrigation and the theory of autointoxication: A triumph of ignorance over science. Journal of Clinical Gastroenterology 24: 196–198, 1997
  2. http://www.senseaboutscience.org.uk/index.php/site/project/47 Scientists say: drop “detox”: have a glass of tap water and get an early night