„Prostata“ – Versionsunterschied
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Die '''Prostata''' (von {{grcS|παραστάτης|parastătes}} (‚der Nebensteher‘)<ref>{{Internetquelle |autor=Zeno |url=http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Parast%C4%83tes |titel=Lexikoneintrag zu »Parastătes«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg ... |sprache=de |abruf=2022-07-23}}</ref>, welches bei der Lektüre eines [https://www.abc.es/ciencia/abci-leen-manuscrito-galeno-oculto-durante-anos-201803262105_noticia.html Galeno-Manuskriptes] fälschlicherweise als das Prostates ({{grcS|προστάτης|prostátēs}} ‚Vorsteher‘, ‚Vordermann‘) und somit fälschlicherweise als Vorsteherdrüse interpretiert wurde ist bei allen Menschen (sowie weiteren männlichen [[Säugetiere]]n) zum einen eine [[akzessorische Geschlechtsdrüse]] und zum anderen ein Muskelkomplex zur Kanalumschaltung zwischen [[Harnblase|Blasenleerung]] und [[Samenerguss|Ejakulation]]. Bei männlichen Säugetieren dient sie zudem zur Herstellung eines Teils der [[Sperma]]flüssigkeit. Die männliche Prostata liegt unterhalb (bei Tieren entsprechend hinter) der [[Harnblase]] und umkleidet die [[Harnröhre]] ''(Urethra)'' bis zum [[Beckenboden]]. |
Die '''Prostata''' (von {{grcS|παραστάτης|parastătes}} (‚der Nebensteher‘)<ref>{{Internetquelle |autor=Zeno |url=http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Parast%C4%83tes |titel=Lexikoneintrag zu »Parastătes«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg ... |sprache=de |abruf=2022-07-23}}</ref>, welches bei der Lektüre eines [https://www.abc.es/ciencia/abci-leen-manuscrito-galeno-oculto-durante-anos-201803262105_noticia.html Galeno-Manuskriptes] fälschlicherweise als das Prostates ({{grcS|προστάτης|prostátēs}} ‚Vorsteher‘, ‚Vordermann‘) und somit fälschlicherweise als Vorsteherdrüse interpretiert wurde ist bei allen Menschen (sowie weiteren männlichen [[Säugetiere]]n) zum einen eine [[akzessorische Geschlechtsdrüse]] und zum anderen ein Muskelkomplex zur Kanalumschaltung zwischen [[Harnblase|Blasenleerung]] und [[Samenerguss|Ejakulation]]. Bei männlichen Säugetieren dient sie zudem zur Herstellung eines Teils der [[Sperma]]flüssigkeit. Die männliche Prostata liegt unterhalb (bei Tieren entsprechend hinter) der [[Harnblase]] und umkleidet die [[Harnröhre]] ''(Urethra)'' bis zum [[Beckenboden]]. |
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Die weibliche Prostata befindet sich in der Wand der [[Harnröhre]]. Ihr Durchschnittsgewicht liegt bei bei 5,2 g.<ref>{{Literatur |Autor=M. Zaviacic |Titel=Die weibliche Prostata. Orthologie, Pathologie, Sexuologie und forensisch-sexuologische Implikationen |Hrsg=Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Praktische Sexualmedizin |Sammelwerk=Sexuologie – Zeitschrift für sexualmedizinische Fortbildung und Forschung |Verlag=Urban & Fischer Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Jena, PF 100 537 D-07705 Jena |Datum=2003 |Seiten=108}}</ref> Detaillierte Informationen zu ihrer Anatomie finden sich unter anderem im Wikipedia Artikel mit dem Titel: “[[Paraurethraldrüse|'''Paraurethraldrüse''']]”. |
Die weibliche Prostata befindet sich in der Wand der [[Harnröhre]]. Ihr Durchschnittsgewicht liegt bei bei 5,2 g.<ref>{{Literatur |Autor=M. Zaviacic |Titel=Die weibliche Prostata. Orthologie, Pathologie, Sexuologie und forensisch-sexuologische Implikationen |Hrsg=Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Praktische Sexualmedizin |Sammelwerk=Sexuologie – Zeitschrift für sexualmedizinische Fortbildung und Forschung |Verlag=Urban & Fischer Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Jena, PF 100 537 D-07705 Jena |Datum=2003 |Seiten=108}}</ref> Detaillierte Informationen zu ihrer Anatomie finden sich unter anderem im Wikipedia Artikel mit dem Titel: “[[Paraurethraldrüse|'''Paraurethraldrüse''']]”. |
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Version vom 23. Juli 2022, 14:57 Uhr
Die Prostata (von altgriechisch παραστάτης parastătes (‚der Nebensteher‘)[1], welches bei der Lektüre eines Galeno-Manuskriptes fälschlicherweise als das Prostates (altgriechisch προστάτης prostátēs ‚Vorsteher‘, ‚Vordermann‘) und somit fälschlicherweise als Vorsteherdrüse interpretiert wurde ist bei allen Menschen (sowie weiteren männlichen Säugetieren) zum einen eine akzessorische Geschlechtsdrüse und zum anderen ein Muskelkomplex zur Kanalumschaltung zwischen Blasenleerung und Ejakulation. Bei männlichen Säugetieren dient sie zudem zur Herstellung eines Teils der Spermaflüssigkeit. Die männliche Prostata liegt unterhalb (bei Tieren entsprechend hinter) der Harnblase und umkleidet die Harnröhre (Urethra) bis zum Beckenboden.
„Die weibliche Prostata befindet sich in der Harnröhrenwand, die ihren Umfang begrenzt und auch den wichtigsten makroskopischen Unterschied im Vergleich zur männlichen Prostata darstellt, die die Urethra umgibt. Histologisch weist sie die gleichen Strukturen wie die männliche auf, nämlich Drüsen, Gänge und Glattmuskelzellen. Die Gänge der weiblichen Prostata sind zahlreicher als ihre Drüsen und übertreffen auch die Zahl der männlichen Prostatagänge. Sie enthält auch mehr Muskelfasergewebe als die männliche Prostata. Die (paraurethralen) Gänge münden nicht etwa an den Seiten der weiblichen Harnröhre in die Vulva (Skene 1880), sondern durchdringen das Lumen der Urethra in voller Länge (Huffman 1948, Zaviacic et al. 1983 u. 2000a, Wernert et al. 1992)“
Sie gleicht beim Menschen in Größe und Form einer Kastanie.
Bei Frauen kann sie durch die Vagina ebenso wie vom Enddarm aus mit den Fingern ertastet und beurteilt sowie in sexuellem Kontext auf diesem Weg durch Prostatamassage stimuliert werden. Bei Männern grenzt der Mastdarm (Rektum) an die Rückseite der Prostata und kann somit nur vom Enddarm aus ertastet, beurteilt oder stimuliert werden.
Anatomie


Die weibliche Prostata befindet sich in der Wand der Harnröhre. Ihr Durchschnittsgewicht liegt bei bei 5,2 g.[3] Detaillierte Informationen zu ihrer Anatomie finden sich unter anderem im Wikipedia Artikel mit dem Titel: “Paraurethraldrüse”.
Die männliche Prostata liegt subperitoneal, das heißt unter (bei Tieren entsprechend hinter) dem Bauchfell (Peritoneum). Sie ruht auf dem Diaphragma urogenitale und schmiegt sich von kaudal (beim Menschen unten, bei Vierfüßern hinten) an den Fundus (klinisch auch „Hals“) der Harnblase an. Dorsal (zum Rücken hin) wird sie durch den Mastdarm (Rektum) begrenzt, ventral (zum Bauch hin) durch die Schambeinfuge (Symphysis pubis). Mit dieser ist sie durch ein Band, das Ligamentum puboprostaticum, verbunden. Durch die Mitte der Prostata verläuft die Harnröhre (Urethra). Aus diesem Grund kann es bei einer krankhaften Vergrößerung der Prostata zu Problemen beim Wasserlassen bis hin zum Blasenverschluss kommen.
Anatomisch lässt sich die männliche Prostata in einen rechten, linken und mittleren Lappen untergliedern: Lobus prostatae dexter, Lobus prostatae sinister und Isthmus prostatae (Lobus medius). Die funktionelle Gliederung in Zonen nach McNeal unterscheidet die periurethrale Zone (um die Harnröhre herum), die Transitionalzone (Übergangszone), die zentrale Prostatazone (Innenzone), die periphere Prostatazone (Außenzone) und die drüsenfreie vordere Prostatazone.[4]
Durch die männliche Prostata verläuft beim Mann außerdem der paarig angelegte Spritzkanal (lat. Ductus ejaculatorius), durch den während der Ejakulation ca. 70 % des Ejakulat-Volumens hindurchfließen, nämlich die Fraktionen aus dem gleichseitigen Nebenhoden und aus der gleichseitigen Bläschendrüse.[5]
Innerhalb der männlichen Prostata verlaufen entlang der Harnröhre zwei langgestreckte (longitudinale) Muskelsysteme. An der Vorderseite (ventral) verläuft der Harnröhrenerweiterer (Musculus dilatator urethrae), an der Rückseite (dorsal) der Muskel zum Samenausstoß (Musculus ejaculatorius).[6]
Funktion
Die Prostata ist eine exokrine Drüse, welche aus circa 30 bis 50 Einzeldrüsen besteht, genauer tubuloalveolären Drüsen. Diese produzieren ein Sekret, das bei der Ejakulation in die Harnröhre abgegeben wird und sich dort (bei männlichen Personen) mit den Spermien vermischt. Das Sekret macht bei Männern etwa 30 % des Ejakulates aus.[7] Das Prostatasekret hat einen pH-Wert von 6,4.[7] Zum anderen enthält das Prostatasekret ein biogenes Amin zur Zellproliferation, welches bewegungsauslösend auf die Spermien wirkt. Des Weiteren wird aus den Epithelzellen der Prostata das prostataspezifische Antigen (PSA) sezerniert. Es handelt sich um eine Serinprotease, welche das Ejakulat durch Spaltung bestimmter Eiweiße dünnflüssiger macht. Das PSA ist ein wichtiger laborchemischer Marker für Erkrankungen der Prostata, insbesondere bei Prostatakrebs.
Die Prostata umschließt die Harnröhre unterhalb des Blasenausgangs. Sie kann ihre innere Form verändern und wirkt wie bei Frauen sowie Männern wie eine Weiche, indem sie bei Erektion der Vulva oder des Penis nur Ejakulat und dabei die Harnröhre am Blasenausgang verengt. Ohne Erektion hingegen behält dieser Teil der Harnröhre seinen normalen Durchmesser und bei Blasenleerung sogar eine aktive Erweiterung. Die Prostata sorgt somit dafür, dass durch die Harnröhre nur jeweils Urin oder nur Ejakulat fließt, niemals beides gleichzeitig.
Auslöser der inneren Formveränderungen sind in der Hauptsache die beiden Muskelsysteme entlang der Harnröhre innerhalb der Prostata, an der Vorderseite (ventral) der Harnröhrenerweiterer (Musculus dilatator urethrae) und bei Männern an der Rückseite (dorsal) der Muskel zum Samenausstoß (Musculus ejaculatorius). Bei operativen Eingriffen in die Prostata, z. B. wegen Prostatavergrößerung, ist die Schädigung oder Schonung dieser beiden Muskelsysteme je nach Wahl des Verfahrens und je nach Durchführung des gewählten Verfahrens in höchstem Maße unterschiedlich, mit entsprechend unterschiedlicher Beeinträchtigung oder Bewahrung von Blasenleerung und Ejakulation.[8] (Siehe auch: Operationen bei Prostatavergrößerung)
Blutversorgung und Lymphdrainage
Die die Prostata versorgenden Arterien entspringen hauptsächlich Ästen der Arteria iliaca interna (innere Beckenarterie), besonders der Arteria vesicalis inferior (untere Blasenarterie, bei Tieren als hintere Blasenarterie, Arteria vesicalis caudalis, bezeichnet), aber auch der Arteria pudenda interna (innere Schamarterie) und Arteria rectalis media (mittlere Mastdarmarterie).
Die Venen der Prostata bilden einen Plexus (Geflecht) um ihre Seiten und ihre Basis. Dieser Plexus venosus prostatae entleert sich in die Vena iliaca interna (innere Beckenvene). Außerdem hat er nach kranial (kopfwärts) Verbindungen mit dem Plexus venosus vesicalis (Venengeflecht der Harnblase) und nach dorsal (zum Rücken) mit dem Plexus venosus vertebralis internus (inneres Venengeflecht der Wirbelsäule). Die Lymphdrainage der Prostata erfolgt durch Lymphgefäße, die sich in die Lendenlymphknoten und die Kreuzlymphknoten entleeren.

Innervation
Die Prostata wird durch Sympathikus und Parasympathikus innerviert. Die sympathischen Fasern entstammen dem Plexus hypogastricus inferior. Sie innervieren die Ausführungsgänge und die glatten Muskelzellen. Die parasympathischen Fasern entstammen den Rückenmarkssegmenten S2–S5. Sie verlaufen als Nervi splanchnici pelvici ebenfalls zum Plexus hypogastricus inferior. Sie enden unter der Basalmembran des Epithels.
Feinbau
Säugetiere
Bei den Nichtprimaten unterscheidet man vergleichend-anatomisch einen kompakten Drüsenkörper (Corpus prostatae, fehlend bei Schafen und Ziegen) und in die Harnröhrenwand eingelagerte Einzeldrüsen (Pars disseminata, „verstreuter Teil“, fehlt bei Pferden).
Das Corpus prostatae ist bei Hunden, Katzen, Rindern, Schweinen und Pferden in einen linken und rechten Lappen unterteilt. Beim Hund ist es relativ am größten, beide Lappen verschmelzen weitestgehend und umschließen die Harnröhre vollständig, bei den anderen Tieren liegt es jeweils seitlich an der Harnröhre und in direkter Nachbarschaft zur davor liegenden Samenblasendrüse. Bei Nagetieren besteht die Prostata aus drei paarigen Lappen, wobei der am weitesten vorn gelegene Lobus cranialis meist als Koagulationsdrüse bezeichnet wird. Die anderen beiden Lappen (Lobus dorsalis und ventralis) liegen dahinter, seitlich und ober- oder unterhalb der Harnröhre. Bei Hasenartigen lassen sich beidseits zwei Lappen (Lobus dorsalis und ventralis) unterscheiden.
Die Ausführungsgänge der Prostata münden seitlich des Samenhügels in den Beckenteil der Harnröhre.
Männlicher Mensch

Der Querschnitt der Prostata kann in drei Zonen unterteilt werden, die sich in den Ausführungsgängen der Drüsen unterscheiden: die periurethrale Mantelzone, die Innenzone und die Außenzone. Die Ausführungsgänge der Drüsen in der inneren Zone enden direkt in die Harnröhre. Die Drüsen in der äußeren Zone sammeln ihr Sekret in gemeinsamen Ausführungsgängen, bevor sie in der Harnröhre enden. Diese Einteilung ist bei der Entstehung von Tumoren von Bedeutung (s. unten).
Die Ausführungsgänge (Ductuli prostatici) der Prostatadrüsen in der Prostata münden im Sinus prostaticus beidseits des Colliculus seminalis (Samenhügel) der Harnröhre. Ihr Drüsenepithel ist funktionsabhängig entweder einschichtiges Plattenepithel oder mehrreihiges hochprismatisches Epithel. Der Hohlraum (Lumen) der Drüsen enthält Concretio prostatica, konzentriertes geschichtetes Sekret.
Das Drüsenepithel setzt sich aus drei Zelltypen zusammen: am häufigsten sind basale und luminale sekretorische Zellen, die unterschiedliche Keratin-Subtypen exprimieren und sich dadurch unterscheiden lassen. Luminale Zellen zeichnen sich zudem durch die Expression von prostataspezifischem Antigen und Androgenrezeptor aus. Sehr viel seltener kommen als dritter Typ neuroendokrine Zellen vor, die anhand der von ihnen produzierten Neuronenspezifischen Enolase und verschiedener Neuropeptide identifiziert werden können. Stammzellen in der basalen Zellschicht bilden vermutlich die Vorläufer aller dieser Zelltypen.
Zwischen den Drüsen liegen glatte Muskelzellen, die sich bei der Ejakulation zusammenziehen und so das Sekret ausstoßen, und Bindegewebe mit elastischen Fasern, das sogenannte Stroma myelasticum prostatae.
Außen wird die Prostata von einer Bindegewebskapsel, der Capsula prostatica umschlossen.
Physiologie
In der Prostata wird Ejakulat produziert, welches bei der Ejakulation ausgestoßen wird.
Bei Männern dient dieses Sekret zusätzlich als Träger der Samenzellen aus dem Hoden, dem Sekret der Samenblase (vesicula seminalis) und dem Sekret der Bulbourethraldrüse und wird auch Sperma genannt. Die Funktion der Prostata wird über das Hormon Testosteron reguliert.
Das Sekret der Prostata ist leicht sauer (pH-Wert etwa 6,4), dünnflüssig und trübe und gibt dem Sperma den charakteristischen Geruch. Das Sekret enthält zahlreiche Enzyme, die die Spermien für die Befruchtung benötigen.
Das Polyamin Spermin fördert die Beweglichkeit und die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen. Weiterhin sind im Prostatasekret Phosphatase, Zitronensäure, Cholesterin und Zink enthalten.
Als Corpora amylacea oder Prostatakörperchen werden Beimengungen von Prostatasekret im Harnsediment bezeichnet.
Ontogenetische Entwicklung
Das Epithel (Deckgewebe), das die Harnröhre umgibt, ist entodermalen Ursprungs. Im Gegensatz dazu sind das Bindegewebe und die glatte Muskulatur, die dieses umgibt, mesodermalen Ursprungs. Das Epithel beginnt gegen Ende des dritten Schwangerschaftsmonats zu proliferieren (sich zu vermehren) und dringt in das umgebende Gewebe ein. Aus den so entstandenen Knospen bildet sich bei Menschen unter Einfluss der männlichen Sexualhormone Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) die Prostata.[10]
Untersuchungsmethoden


Die Untersuchungsmöglichkeiten der Prostata sind zwar mittlerweile recht vielfältig geworden, aber eine Hauptfragestellung, nämlich ob die Prostata durch einen bösartigen Tumor befallen ist oder nicht, ist nach wie vor zumindest mit den nichtinvasiven Methoden wie dem Ultraschall oder der Computertomographie nur unsicher zu beantworten. Die Prostata des älteren Mannes neigt zur Knotenbildung, und es fällt schwer, mit nichtinvasiven Maßnahmen gutartige von bösartigen Knoten zu unterscheiden. Die Elastographie ist ein neues bildgebendes Verfahren, das Tumorareale aufzeigen und gezielt Gewebeproben entnehmen kann. Auch das sogenannte HistoScanning ist ein neues, ebenfalls ultraschallgestütztes Verfahren zur Detektion von Tumorarealen, um eine gezieltere Prostatabiopsie zu ermöglichen. Bisher ist dieses Verfahren jedoch nur an wenigen Kliniken in Deutschland verfügbar.
Die Prostata kann bei Männern mit einem Finger rektal ertastet werden. Als bildgebende Verfahren finden bisher Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) Anwendung. Als spezielles bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Prostatakrebs steht die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Verfügung, beispielsweise mit 18F-Cholin als radioaktiv markierter Substanz (Tracer), einer Ammoniumverbindung mit dem radioaktiven Fluor-Isotop 18F. Bei Verdacht auf Veränderungen kann eine Biopsie der Vorsteherdrüse mit einer sogenannten Prostatastanze vorgenommen werden. Mit der Elastographie kann wegen der unterschiedlichen Härte Krebsgewebe von Normalgewebe unterschieden werden, so dass gezielt Gewebeproben entnommen werden können. Das HistoScanning misst nicht die Elastizität des Gewebes, sondern durchmustert das Gewebe und greift auf eine große Prostata-Gewebedatenbank zurück, indem mit Hilfe eines Computers ein Datenvergleich mit den Ultraschalldaten und der Datenbank erfolgt. Krebsverdächtige Strukturen werden dabei farblich gekennzeichnet und ermöglichen so eine gezielte Punktion bei der Biopsie.
Zur weiteren Diagnostik können Laborwerte wie das prostataspezifische Antigen (PSA, erhöht bei allen Erkrankungen der Prostata – allerdings auch, teils für mehrere Tage, nach jeder mechanischen Beanspruchung im Beckenbereich, etwa durch Sport, v. a. Fahrradfahren, Sex oder medizinische Maßnahmen, wie digitale-rektale Untersuchung (DRU), transrektale Prostatasonographie, oder Blasenkatheter), die Aktivität der sauren Prostataphosphatase (erhöht bei Prostatakarzinom) und allgemeine Entzündungsmarker wie CRP und Leukozytenzahl herangezogen werden. Im Weiteren steht eine Protein-Muster-Diagnostik aus Urin zur Verfügung.
Die Tastuntersuchung der Prostata und der regionären Lymphknoten zur Früherkennung von Prostatakrebs (ab dem 45. Lebensjahr) gehört zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Viele Arztpraxen bieten darüber hinaus weitere Untersuchungen als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an. Wegen der unsicheren Ergebnisse, unnötiger Verunsicherung der Patienten und dem Risiko der Überdiagnostik und Überbehandlung empfehlen die maßgeblichen medizinischen Fachgesellschaften diese weitergehenden Untersuchungen zur Früherkennung ausdrücklich nicht, sondern nur die Information der Patienten – mit Vor- und Nachteilen – dass solche Untersuchungen möglich sind. Für die Hausarztpraxis wird sogar empfohlen, dass die Ärzte diese Möglichkeit nicht von sich aus ansprechen, sondern nur dann, wenn ein Patient einen entsprechenden Wunsch äußert.[11]
Erkrankungen
Als Prostatitis bezeichnet man eine Entzündung der Prostata. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die oft zu einer Harnabfluss-Störung bis hin zu einem lebensbedrohlichen Blasenverschluss führen kann. Prostatakrebs nennt man einen bösartigen Tumor der Prostata. Er ist das häufigste Malignom und nach Lungen- und Dickdarmkrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern in Deutschland.[12] Während die BPH in der Regel die zentrale (paraurethrale) Organzone betrifft, geht das Prostatakarzinom meist von den peripheren Drüsenanteilen aus. Beide Erkrankungen sind typischerweise Leiden des höheren Lebensalters.
Gelegentlich kann es zu einer Entzündung der Paraurethraldrüse kommen, der sogenannte Skenitis. Der extrem seltene Harnröhrenkrebs bei Frauen (in den USA 1,5 Fälle pro 1 Million Frauen) wird – unter anderem – mit der Paraurethraldrüse in Verbindung gebracht.[13]
Forschungsgeschichte
Siehe auch den Hauptartikel zur Urologie.
Die erste anatomische Beschreibung der männlichen Prostata erfolgte 300 vor Christus durch Herophilos von Chalkedon.[14] Er war es auch, der ihr den Namen Die Vorstehende gab. Lange Zeit blieb dies die einzige Beschreibung. Eine anatomisch genauere Beschreibung verfasste zuerst 1536 der italienische Anatom Niccolò Massa. Andreas Vesalius' Werk Tabulae anatomicae aus dem Jahr 1538 enthielt erstmals Illustrationen, die die Prostata als Bestandteil des männlichen Urogenitalsystems zeigen. Dem folgten weitere genaue anatomische und physiologische Beschreibungen der Prostata. Ambroise Paré ging zwar davon aus, dass sie aus zwei Teilen besteht, machte aber ansonsten genaue Aussagen über ihre Lage zu den Ductuli ejaculatorii und ihre Rolle bei der Ejakulation. Die Erstbeschreibung der normalen Anatomie erfolgte durch Reinier de Graaf 1668.
Giovanni Battista Morgagni beschrieb 1761 in seinem Buch De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis die Prostatahyperplasie. Die erste vollständige Entfernung der Prostata (Prostatektomie) zur Behandlung des Prostatakarzinoms wurde 1889 durch Vincenz Czerny in Heidelberg durchgeführt. Während er den Weg über den Damm wählte, führte Fuller ihn 1898 erstmals über einen Bauchschnitt aus. Diese Eingriffe begründeten den Beginn der Prostatachirurgie. Die erste Prostatektomie in Frankreich führte der Chirurg Antoine Gosset (1872–1944)[15] durch.
Literatur
- Detlev Drenckhahn, Wolfgang Zenker: Benninghoff. Anatomie. Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-00255-7.
- Uwe Gille: Harn- und Geschlechtssystem, Apparatus urogenitalis. In: Franz-Viktor Salomon et al. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. Auflage, Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 389–403.
- Robert Koch-Institut: Prostataerkrankungen – GBE-Heft 36. in der Reihe Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Januar 2007 ( vom 4. November 2012 im Internet Archive); (auch als PDF).
- Haag, Hanhart, Müller: Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. 2008/09. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach am Rhein 2008, ISBN 978-3-929851-73-1.
Weblinks
- Anatomie der Prostata
- Anatomie und Physiologie der Prostata aus dem Online Urologie-Lehrbuch für Ärzte und medizinisches Fachpersonal
- Info des DKFZ
Einzelnachweise
- ↑ Zeno: Lexikoneintrag zu »Parastătes«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg ... Abgerufen am 23. Juli 2022.
- ↑ Die weibliche Prostata. Orthologie, Pathologie, Sexuologie und forensisch-sexuologische Implikationen [1])
- ↑ M. Zaviacic: Die weibliche Prostata. Orthologie, Pathologie, Sexuologie und forensisch-sexuologische Implikationen. In: Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Praktische Sexualmedizin (Hrsg.): Sexuologie – Zeitschrift für sexualmedizinische Fortbildung und Forschung. Urban & Fischer Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Jena, PF 100 537 D-07705 Jena, 2003, S. 108.
- ↑ Pschyrembel online
- ↑ H. Nguyen et al.: Normal Human Ejaculatory Duct Anatomy: A Study of Cadaveric and Surgical Specimens. In: The Journal of Urology. Band 155, Nr. 5, S. 1639–1642.
- ↑ Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Band 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart/ New York 2012, ISBN 978-3-13-139533-7, S. 298, PDF.
- ↑ a b Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie: Histologie, Entwicklungsgeschichte, makroskopische und mikroskopische Anatomie, Topographie. 9. Ausgabe, Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-21966-8, S. 624.
- ↑ Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Band 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-540-21966-8, S. 298 (Volltext als PDF).
- ↑ Fairleigh Reeves, Wouter Everaerts, Declan G. Murphy, Anthony Costello: Chapter 29 - The Surgical Anatomy of the Prostate. In: Jack H. Mydlo, Ciril J. Godec: Prostate Cancer: Science and Clinical Practice. 2nd. edition, Academic Press, Amsterdam 2016, ISBN 978-0-12-800077-9, S. 253–263.
- ↑ R. Toivanen, M. M. Shen: Prostate organogenesis: tissue induction, hormonal regulation and cell type specification. In: Development. Band 144, Nr. 8, April 2017, S. 1382–1398, doi:10.1242/dev.148270, PMID 28400434, PMC 5399670 (freier Volltext) (Review).
- ↑ S3-Leitlinie Prostatakarzinom: Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU). In: AWMF online (Stand 2018)
- ↑ Epidemiologie des Prostatakarzinoms. Auf: urologielehrbuch.de
- ↑ Arthi Satyanarayan, Lucas Redd, Anthony Dyer, Andrew Wright, Jonathan Walker: Adenocarcinoma of the urethra with mucinous features. In: Reviews in Urology. Band 17, Nr. 1, 2015, ISSN 1523-6161, S. 38–41, PMID 26029002, PMC 4444775 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 23. Juli 2022]).
- ↑ Geschichte der Urologie – Von den Ursprüngen bis zur Renaissance ( vom 6. Februar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Barbara I. Tshisuaka: Gosset, Antoine Louis Charles Sébastien. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 504 f.