„Vogelgrippe H5N1“ – Versionsunterschied
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Der Begriff ''Vogelgrippe'' wurde bis vor kurzem völlig gleichbedeutend mit dem Begriff [[Geflügelpest]] verwendet. Als Folge der zur Zeit stattfindenden Ausbreitung der Erregers A/H5N1 wird er inzwischen aber immer stärker eingeengt auf den Seuchenzug dieses Influenza-Subtyps bezogen. |
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Version vom 20. November 2005, 23:05 Uhr
Die Vogelgrippe, die durch den Virus-Subtyp Influenza A/H5N1 verursacht wird, ist wie alle anderen durch Influenzaviren verursachten Geflügelkrankheiten eine anzeigepflichtige Tierseuche, von der insbesondere Hühner, Puten, Gänse, Enten und wildlebende Wasservögel, aber auch viele andere Vögel betroffen sein können. In Einzelfällen sind die Viren in den vergangenen Jahren auch auf Säugetiere und auf Menschen übertragen worden.
Der Begriff Vogelgrippe wurde bis vor kurzem völlig gleichbedeutend mit dem Begriff Geflügelpest verwendet. Als Folge der zur Zeit stattfindenden Ausbreitung der Erregers A/H5N1 wird er inzwischen aber immer stärker eingeengt auf den Seuchenzug dieses Influenza-Subtyps bezogen.

Übertragung
Grundsätzlich beobachtet man die gleichen Infektionswege wie bei anderen Influenzaviren: die Viren verbreiten sich über Kotpartikel sowie beim Schlachten über Blut, daneben auch über Kleidung und Geräte. Der Erhalt der Infektionsfähigkeit des Erregers ist in der Außenwelt nicht sehr hoch, jedoch kann das Virus, geschützt durch organisches Material wie Körpersekrete, Kot und Ähnliches, insbesondere bei niedrigen Temperaturen einige Monate überstehen. Infektiös bleibt das Vogelgrippevirus im Allgemeinen 105 Tage in Flüssigmist, 30 bis 35 Tage in Kot und Geflügelfleisch oder bei 4°C gelagerten Eiern sowie sieben Tage lang bei 20° C. Nach bisherigen Erkenntnissen ist eine Übertragung über durchgegarte Geflügel- und andere Fleischprodukte ausgeschlossen.
Influenza A-Viren sind unter wild lebenden Enten und anderen Wasservögeln weit verbreitet; diese Tiere werden daher als "natürliches Reservoir für das Virus" bezeichnet. Charakteristisch für solche Reservoirwirte ist häufig, dass sie selbst gar nicht oder zumindest nicht schwer erkranken. Evolutionsbiologen deuten derartige Formen einer Koexistenz dahingehend, dass auf längere Sicht vor allem jene an ihren Reservoirwirt besser angepassten Varianten eines Virustyps sich durchsetzen, die zum eigenen Vorteil ihren Wirt nicht mehr töten und ihn so langfristig zur Vermehrung und Verbreitung benutzen können (attenuierte Viren).
H5N1 fiel jedoch in Asien dadurch auf, dass durch dieses Virus auch viele von anderen Influenza A-Viren weniger stark gefährdete Zugvögel getötet wurden. Als noch stärker gefährdet gelten vor allem Hühner und Puten, aber auch Fasane, Wachteln, Perlhühner und diverse Wildvögel. Wanderwasservögel, See- und Küstenvögel gelten als weniger anfällig für die Erkrankung. Aber auch sie können Vektoren sein, und ihr Wanderverhalten (Vogelzug) kann zur weiten geografischen Verbreitung beitragen. Tauben sollen zwar selbst nicht sehr empfänglich für das Vogelgrippevirus sein, es wird aber befürchtet, dass sie die Erreger als mechanische Vektoren im Gefieder verbreiten.
Säugetiere sind weniger empfänglich für das Virus, werden aber - wie zum Beispiel Hausschweine - gelegentlich infiziert. Aus Thailand wurde berichtet, dass in zwei Zoos Tiger und Leoparden nach dem Verzehr von infiziertem Geflügel an A/H5N1 starben.
Von welchen Wirtstieren A/H5N1 auf Zuchtgeflügel überging, ist bisher nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass dieser Erreger bereits vor seinem ersten Hervortreten unter Hühnervögeln (im Jahr 1997 in Hongkong) unter südchinesischen Enten und Gänsen verbreitet war. Aufgrund der raschen Reaktion der Behörden von Hongkong, die den gesamten Zuchtgeflügelbestand töten ließen, habe man offenbar alle für Hühnervögel gefährlichen Virusvarianten ausrotten können. Bei den erneuten Ausbrüchen des Erregers Ende 2003 / Anfang 2004 in anderen Regionen Südostasiens wurde nicht mit ähnlich drakonischen Maßnahmen reagiert, mit der Folge, dass A/H5N1 sich von Jahr zu Jahr weiter ausbreiten konnte.
Symptome
Gemäß eines Informationsblattes des Schweizerischen Bundesamtes für Veterinärmedizin führt die Vogelgrippe zu folgenden Krankheitssymptomen bei den infizierten Tieren:
- Apathie, kein Appetit
- stumpfes, struppiges Federkleid
- hohes Fieber (die Normal-Körpertemperatur bei Vögeln beträgt ca. 40° C)
- schwere Atmung bei offenem Schnabel
- Ödeme (d.h. Schwellungen aufgrund Flüssigkeitsaufstauung) am Kopf, Hals, Kamm, Kehllappen, den Beinen und den Füßen
- Blauverfärbung von Haut und Schleimhäuten
- wässerig-schleimiger und grünlicher Durchfall
- Störungen des ZNS (sonderbare Haltung des Kopfes, motorische Koordination gestört)
- gesenkte Legeleistung, Eier dünnwandig oder sogar ohne Schale
- Tod bei nahezu allen Tieren
Mehr als 15% einer Geflügelherde kann an einem Tag sterben, bevor Symptome auftreten.
Ausbrüche der Krankheit in jüngerer Zeit
In Asien und Sibirien
Große Ausbrüche der Krankheit gab es seit 1997 wiederholt bei Nutztieren in Südost- und Ostasien: u.a. zwischen Dezember 2003 und März 2004 in 19 südkoreanischen Geflügelbeständen, im Januar 2004 in Thailand und Vietnam sowie bei Legehennen in Japan, im Februar 2004 in Indonesien, ferner im Sommer 2004 wiederholt in Malaysia. Seit 2005 wurden zudem wiederholt größere Ausbrüche unter frei lebenden Vögeln beobachtet. Vogelzüge werden auch dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Seuche im Jahr 2005 in Südostasien weiträumig ausbreiten konnte.
In der Tierhaltung
Erstmals in Erscheinung getreten ist A/H5N1 im Frühjar 1997 in Hongkong, was dort zu einem Hühnersterben führte. Die Behörden von Hongkong reagierten mit einer zuvor nie gekannten Massentötung von 1.5 Millionen Hühnern auf Farmen und Märkten. Diese Maßnahme wurde als Erfolg bewertet, da man weitere Fälle zunächst nicht entdeckte. Erst im Jahr 2003 wurden erneut A/H5N1-Erkrankungen nachgewiesen. Erneute Massentötungen in Hong Kong hatten jedoch keinen längerfristigen Erfolg, da die Infektion mit den Viren sich nicht mehr allein auf Hongkong beschränkte, sondern auch das südliche Gebiet der angrenzenden Volksrepublik China betraf. Im Januar 2004 kam es sogar in einem Hühnerbestand der tibetischen Hauptstadt Lhasa zu einem Ausbruch, nachdem infizierte Hühner aus der 1500 km entfernten Stadt Lanzhou (Provinz Gansu) dorthin transportiert worden waren. Seit 2004 gab es in ca. 20 Provinzen der VR China H5N1-Ausbrüche sowie wiederholt auch in einigen Nachbarstaaten.
Am 26. Mai 2005 berichtete die Fachzeitschrift Nature, dass offizielle Stellen in Indonesien A/H5N1 in Schweinen nachgewiesen haben und befürchten, das Virus könne in einigen Teilen des Landes die Hälfte aller Schweine infizieren, ohne bei ihnen Krankheitssymptome auszulösen. Infizierte Schweine stellen eine besondere Gefahr dar, da sie sich auch mit dem menschlichen Grippevirus infizieren können und in ihnen dann neue, noch gefährlichere Virusstämme aus der Vermischung des Erbguts beider Varianten entstehen könnten. Schweine haben daher das Potenzial vom biologischen zum genmolekularen RNA-Vektor zu werden. Zuvor hatte es bereits aus China Berichte über H5N1-Funde in Schweinen gegeben (Nature 2004, Band 430, S. 955).
Im Sommer 2005 haben Robert Webster vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis (USA) und seine Forscherkollegen aus Asien festgestellt, dass der Subtyp A/H5N1 die Hausenten in Asien inzwischen weniger stark erkranken lässt als noch vor Jahren. Damit bestehe die Gefahr, dass diese Hausenten als neue Reservoirwirte zu einem Sammelbecken für A/H5N1-Varianten werden und sie somit auch die Erreger auf andere Tierarten und den Menschen zunehmend übertragen können, denn sie scheiden die Viren ungewöhnlich lange über Kot und Atemwege aus.
Nach Angaben des indonesischen Landwirtschaftsministeriums hat sich A/H5N1 bis Mitte September 2005 in mindestens 22 der 33 Provinzen des Landes ausgebreitet. Seit Ende 2003 verendeten in diesem Land mehr als 16 Millionen Stück Federvieh daran oder wurden notgeschlachtet. Ein Sprecher der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) erklärte am 22. September 2005, das Virus sei in Indonesien mittlerweile endemisch geworden und breite sich weiter aus.
Am 7. Oktober 2005 berichtete zunächst der schweizerische Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) und später auch andere Quellen von einem weiteren, besonders dramatischen Ausbruch der Vogelgrippe in Russland. Betroffen war ein Betrieb in der Region Kurgan im südlichen Sibirien mit rund 460.000 Vögeln.
Aus einem offiziellen Dokument des chinesischen Landwirtschaftsministeriums vom 10. November 2005 geht hervor, dass es in der nordostchinesischen Provinz Liaoning ab dem 6. November zu einem Ausbruch der Vogelgrippe kam, dass 300 Todesfälle bei Geflügel registriert wurden, 2,5 Millionen Tiere vorbeugend getötet und 198 Millionen Tiere gegen H5N1 und H5N2 geimpft wurden. Anderen amtlichen Angaben zufolge konnten sowohl dieser als auch mehrere andere größere Ausbrüche von A/H5N1 trotz der Massenschlachtungen nicht unter Kontrolle gebracht werden.
Laut Science vom 21. Oktober 2005 sollen inzwischen mehr als 100 Millionen Zuchtvögel im Rahmen von Maßnahmen zur Eindämmung von A/H5N1 getötet worden sein.
Unter frei lebenden Tieren
Im Mai 2005 wurde ein A/H5N1-Ausbruch bei Zugvögeln in der Provinz Qinghai im Nordwesten der Volksrepublik China bekannt. Dort waren nach offiziellen Angaben im Frühjahr 2005 ca. 6000 tote Zugvögel unterschiedlicher Arten aufgefunden worden (New Scientist vom 9. Juli 2005, S. 14). Unmittelbar nach dem Ausbruch unter den Zugvögeln wurde in der gleichen chinesischen Provinz ein Ausbruch in einer Geflügelfarm bekannt. Da die Behörden sowohl chinesische wie ausländische Wissenschaftler daran hinderten, die Ausbrüche und den Weiterzug der überlebenden Zugvögel zu untersuchen, konnte nicht geklärt werden, ob das Zuchtgeflügel von Zugvögeln infiziert wurde oder - umgekehrt - die Zugvögel vom Zuchtgeflügel. Genetische Untersuchungen der Viren aus Qinghai erlauben den Schluss, dass die Zugvögel mit Virus-Varianten infiziert waren, die man zuvor nur aus Südchina kannte.
- Ende Juli 2005 wurde H5N1 in Geflügelbeständen in Sibirien (Region Nowosibirsk) und in Kasachstan nachgewiesen. Als Infektionsweg wurde eine Übertragung durch Zugvögel genannt, als Folge einer gemeinsamen Gewässernutzung von Wild- und Zuchtgeflügel. Anfang August 2005 wurden an zwei Seen im Norden der Mongolei (etwas 350 Kilometer südlich des Baikalsees) verendete Wildvögel gefunden, bei denen später gleichfalls H5N1 nachgewiesen werden konnte.
- Anfang August 2005 verendeten an einem abgelegenen See in der Mongolei um die 100 Enten, Gänse und Schwäne an A/H5N1. Laut Science vom 21. Oktober 2005 gilt bei diesem lokalen Ausbruch der Krankheit eine Übertragung durch menschliche Einflüsse (Tiertransporte) als wenig wahrscheinlich.
- Am 16. August 2005 gab das russische Katastrophenschutzministerium in Moskau bekannt, dass der in der Stadt Tscheljabinsk im Ural bei Zugvögeln entdeckte Erreger A/H5N1 sei. Von China aus hatte sich der Erreger über Nowosibirsk, Tjumen, Omsk, Kurgan und Altai nach Tscheljabinsk ausgebreitet, das rund 1000 Kilometer von Nowosibirsk entfernt liegt.
In Europa
Die Leiterin des deutschen Referenzlabors für Vogelgrippe am Friedrich-Loeffler-Institut, Ortrud Werner, wurde am 15. September 2005 von der Nachrichtenagentur dpa dahingehend zitiert, dass die von Zugvögeln ausgehende Gefahr, A/H5N1 nach Westeuropa einzuschleppen, von Experten als gering eingeschätzt werde. Die Ausbreitung der Vogelgrippe nach Russland sei eher über den Tierhandel als über den Vogelzug erfolgt. Auch für Westeuropa gehe die größte Gefahr vom illegalen Import infizierter oder erkrankter Tiere aus. Man wisse aus China und der Mongolei, dass infizierte Tiere rasch erkranken und zeitnah sterben. Bei klinisch gesunden Wildvögeln, die in der Lage seien, einen längeren Vogelzug zu überstehen, sei das Virus bisher nicht nachgewiesen worden. Diese Einschätzung steht allerdings in Widerspruch zu den Aussagen asiatischer Experten, die die Ausbreitung der H5N1-Viren in Südostasien wiederholt mit Vogelzügen in Verbindung gebracht haben.
Tatsächlich wurden aber H5N1-Viren in Europa bei Zugvögeln bisher nicht nachgewiesen.
- Am 7. Oktober 2005 wurde aus Rumänien bekannt, dass bei 3 im September verendeten Hausenten aus der Ortschaft Ceamurlia de Jos im Verwaltungskreis Tulcea im Donaudelta Antikörper gegen das Virus festgestellt worden waren. Am 15. Oktober 2005 wurden vom EU-Referenzlabor in Weybridge bei London A/H5N1-Viren definitiv nachgewiesen. Bei einem später im Nordosten des Landes im Kreis Vaslui an der Grenze zu Moldawien tot aufgefundenen Fischreiher wurde das Virus am 27. Oktober ebenfalls nachgewiesen.
- Am 8. Oktober 2005 wurde bekannt, dass im Nordwesten der Türkei in der Provinz Balikesir rund 2000 Puten an der Vogelgrippe verendet waren. Nach Angaben der EU vom 13. Oktober 2005 konnte A/H5N1 zweifelsfrei nachgewiesen und eine direkte Verwandtschaft mit den aus Russland, der Mongolei und China bekannten Virenfunden festgestellt werden.
- Am 17. Oktober 2005 berichteten Experten der Universität Athen, dass man auf der Chios vorgelagerten Insel Oinousses (Ost-Ägäis) eine Verdachtsfall festgestellt habe. Spätere Laboruntersuchungen im EU-Referenzlabor in Weybridge bei London konnten aber eine H5N1-Infektion ausschließen.
- Nach Angaben der EU-Kommission vom 19. Oktober 2005 gab es auch in Mazedonien einen Vogelgrippe-Verdachtsfall sowie einen Ausbruch in der russischen Region Tula, rund 300 Kilometer südlich von Moskau. Offizielle Bestätigungen, dass es sich um A/H5N1 handelt, stehen aber noch aus. (Stand: 8. November 2005)
- Am 22. Oktober 2005 wurde in Kroatien in der Nähe des Ortes Zdenci bei mehreren verendeten Schwänen Vogelgrippeviren festgestellt. Am 26. Oktober 2005 wurde vom EU-Referenzlabor in Weybridge bei London bestätigt, dass es sich um A/H5N1 handelt. Schon unmittelbar nach Bekanntwerden des Verdachts hatte die EU vorbeugend ein Importverbot für Geflügel aus Kroatien verhängt. Ebenfalls am 22. Oktober 2005 in Schweden, südlich von Stockholm bei Eskilstuna aufgefundene verendete Enten waren amtlichen Angaben zufolge jedoch nicht mit A/H5N1 infiziert.
- Am 23. Oktober 2005 wurde bekannt, dass bei einem aus Surinam nach Großbritannien importierten und dort in einer Quarantänestation verendeten Papagei A/H5N1 nachgewiesen wurde. Die britische Chef-Veterinärin erklärte, wahrscheinlich habe sich das Tier erst in der Station mit dem Virus infiziert, wo es zusammen mit Vögeln aus Taiwan gehalten worden sei. Die EU nahm diesen Vorfall umgehend zum Anlass, den Import von Ziervögeln nach Europa zeitweise zu verbieten.
- Am 2. November 2005 teilte das Landwirtschaftsministerium in Zagreb mit, dass bei einem in Kroatien abgeschossenem Schwan A/H5N1 nachgewiesen wurde. Dieses Tier stammte seinem Markierungsring zufolge aus Ungarn und war in einem Gebiet abgeschossen worden, in dem zuvor schon acht weitere Schwäne positiv auf diesen Vogelgrippevirus gestestet worden waren. Das ungarische Landwirtschaftsministerium ließ zum selben Zeitpunkt verlauten, dass in ihrem Land bislang alle Tests auf A/H5N1 negativ ausfielen.
Auf der arabischen Halbinsel
Am 11. November 2005 wurde aus Kuwait gemeldet, ein dort am Strand tot aufgefundener Flamingo sei an den Folgen einer H5N1-Infektion verendet. Das Tier sei als Zugvogel dort gelandet.
Bekämpfung
Bei Ausbrüchen der Erkrankung in der Tierhaltung wird regelmäßig der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter getötet. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern. Daher ist die Anzahl der getöteten Tiere regelmäßig sehr viel größer als die Zahl der nachweislich infizierten Tiere. Dies wiederum hat zur Folge, dass keinerlei verlässliche Daten über die Anzahl erkrankter Tiere und auch nur grobe Schätzungen zur Zahl der getöteten Tiere existieren.
Es gibt ferner eine Reihe wirksamer Impfstoffe gegen Vogelgrippeviren. Die WHO warnte jedoch vor Impfstoffen, die Viren nur unauffindbar machen, sie aber nicht zerstören. Infizierte Vögel würden so zu Überträgern der Grippe, ohne Symptome zu zeigen. Dennoch gab es am 20. Oktober 2005 seitens der EU die Forderung an die Mitgliedsländer, Impfprogramme für Zootiere vorzubereiten. Am 15. November 2005 wurde der Generaldirektor der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) in Pressemeldungen zitiert, dass A/H5N1 in Vietnam und Indonesien nicht mehr eingedämmt werden könne, indem man dort nur Tiere schlachte. Er sprach sich zugleich für eine flächendeckende Impfung der Tiere aus. Am gleichen Tag kündigte die VR China eine Impfung ihres gesamten Geflügelbestandes an.
In Deutschland erfolgt die Bekämpfung der Geflügelpest auf Rechtsgrundlage des Tierseuchengesetzes, der Geflügelpestverordnung und der Geflügelpestschutzverordnung. Auf Basis dieser Rechtslage sind in Deutschland u.a. seit 30. Oktober 2005 Geflügelmärkte und Vogelbörsen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt; in einzelnen deutschen Bundesländern und in Österreich sind sie sogar ganz verboten. Bei einer Jagd dürfen keine Lockvögel mehr eingesetzt werden und Geflügelbestände dürfen nur noch mit Leitungswasser getränkt werden. Eine Entnahme von Trinkwasser aus freier Natur (Flüsse, Bäche, Seen, Tümpel usw.) ist zur Zeit untersagt. Besonders bei seltenen Arten dürfen die einzelnen Bundesländer das Impfen von Zootieren zulassen.
Die Einfuhr von Ziervögeln in die Europäische Union ist bis Ende Januar 2006 verboten. Die Europäische Union und die Schweiz haben außerdem einen Importstopp für Geflügelprodukte aus den von der H5N1-Epidemie betroffenen Ländern verhängt. Ferner wurde bis 15. Dezember 2005 für Deutschland, Österreich und die Schweiz ein Verbot der Freilandhaltung von Geflügel ausgesprochen.
Um einheimisches Geflügel vor einer möglichen Übertragung von Influenzaviren durch Wildvögel zu schützen, wird derzeit in Deutschland auch ein erweitertes Überwachungsprogramm durchgeführt, vorrangig bei wild lebenden Enten und Gänsen. Das Beprobungsprogramm stützt sich auf Beringungsstationen, Naturschutzbehörden und Jäger: Sie entnehmen Proben wie Rachen- und Kloakentupfer oder Kot. Die Proben werden in einem speziellen Transportgefäß an die zuständige Untersuchungseinrichtung geschickt und dort auf Influenzaviren getestet. Auffällige Proben werden dann im nationalen Referenzlabor, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nachuntersucht und genauer charakterisiert.
Übergänge von A/H5N1 auf Menschen
Die Vogelgrippe ist eine Zoonose, also eine Krankheit, welche vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Übergänge des A/H5N1 von Geflügel auf den Menschen sind derzeit selten, enden aber im Falle einer Erkrankung in erschreckend hohem Maße tödlich. Einzelne Übergänge von Mensch zu Mensch sind möglicherweise vorgekommen, konnten aber nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden.
Gefährdet durch A/H5N1 sind vor allem Personen mit intensivem Kontakt zu infizierten Tieren, zum Beispiel beim Schlachten (Umgang mit Blut und Kot). Es gibt Vermutungen, dass auch der Erreger der spanischen Grippe von 1918 von Geflügel auf den Menschen überging. Gesicherte Erkrankungs- und Todesfälle liegen derzeit aus Vietnam, Thailand, Kambodscha, Indonesien und aus der VR China sowie (aus dem Jahr 1997) aus Hongkong vor.
Risikolage für Menschen bei einer möglichen Pandemie
Die Mehrzahl der Experten befürchtet, das Vogelgrippevirus könne sich mit einem Erreger der Humangrippe kreuzen. Dies ist prinzipiell möglich, wenn Schweine oder Menschen gleichzeitig mit A/H5N1 und einem Erreger der Humangrippe (zumeist A/H1N1 oder A/H3N2) infiziert sind. Auf diese Weise könnte ein neuer Virussubtyp entstehen, bei dem eine Pandemie droht, wenn seine Ausbreitung nicht kontrolliert werden kann. Gestützt wird diese Theorie durch Ergebnisse US-amerikanischer Forscher, die im Herbst 2005 den Erreger der spanischen Grippe A/H1N1 rekonstruierten. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legten nahe, dass das von ihnen rekonstruierte Virus H1N1 von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Menschen zu befallen. Die Spanische Grippe sprang diesen Forschern zufolge allerdings nicht nach einer Reassortierung ("Kreuzung") mit Humangrippeviren über, sondern nach wenigen Mutationen. Seitdem das bekannt wurde, wird die Gefahr einer erneuten Grippe-Pandemie deutlich höher eingestuft. "Die Gefahr einer Pandemie ist real und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr." (Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, am 18. August 2005 in der FAZ). Er erwähnte gegenüber der FAZ eine zu erwartende Infektionsrate von bis zu 30 Prozent der Bevölkerung.
Sollte ein Vogelgrippe-Virus mutieren, so dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, wäre mit einer weltweiten Pandemie zu rechnen. Für diesen Fall erwarten einige Experten ein Szenario, das in zwei Phasen abläuft:
- In einer ersten Phase von 3-6 Monaten stünde noch kein Impfschutz zur Verfügung. In dieser Phase wären antivirale Medikamente neben Schutzmaßnamen und Quarantäne die einzigen Waffen gegen das Virus. Es wird daher empfohlen, für 20-25% der Bevölkerung solche Medikamente vorrätig zu halten.
- In einer zweiten Phase wäre zwar ein Impfschutz entwickelt, die Produktionskapazitäten würden für den großen Bedarf jedoch sehr wahrscheinlich nicht ausreichen. Daher fordern Experten, staatlich subventionierte Über-Kapazitäten bei den Arzneimittelherstellern aufzubauen. Nur so könnten im Ernstfall relativ schnell große Mengen Impfstoffs bereitgestellt werden. Weil außerdem nicht erwartet werden kann, dass Impfungen vollständigen Schutz bieten, müssen die anderen Maßnahmen der Bekämpfung auch in der zweiten Phase angewandt werden.
Empfehlungen zum Infektionsschutz für Menschen
Das Robert Koch-Institut hat Empfehlungen herausgegeben, falls das Virus tatsächlich auf den Menschen übertreten sollte. Sollte es zum Übertreten kommen, sind Personen, die in engem Kontakt zu kranken Tieren stehen, gesetzlich dazu verpflichtet, die entsprechenden Schutzmaßnamen zu ergreifen. Es gibt einen Bundesmaßnahmenkatalog dafür. Als sinnvoll ausgewiesen werden geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Schutzbrille und insbesondere Mundschutz.
Eine Impfung gegen A/H5N1 wird seit geraumer Zeit in diversen Labors erforscht, sie steht jedoch noch nicht zur Verfügung. Damit eine Impfung sicher gegen ein Virus zu wirken vermag, müssen insbesondere dessen Oberflächenproteine bekannt sein. Gegen die momentan zirkulierenden Virusstämme kann daher zwar innerhalb überschaubarer Zeitspannen eine Impfung entwickelt werden, nicht aber gegen heute noch völlig unbekannte, künftige Virusstämme. Sollte das Virus tatsächlich mutieren und deshalb in stärkeren Maße als heute von Mensch zu Mensch übergehen können, wäre zu erwarten, dass diese neue Eigenschaft gerade auf veränderte Oberflächenproteine zurückzuführen ist.
Eine herkömmliche Influenza-Schutzimpfung schützt zwar nicht vor dem Virus A/H5N1, trotzdem sollte man sich gegen Influenza impfen lassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man in gefährdete Gebiete reist. Eine "normale" Grippeimpfung kann in der Regel eine Vermehrung der bekannten menschlichen Grippeviren unterbinden. So kann eine gleichzeitige Infektion mit beiden Grippesubtypen verhindert werden und damit eine mögliche Verschmelzung eines menschlichen Grippevirus mit einem Vogelgrippe-Virus. Ein solches neu entstandenes Virus würde das Risiko für Übergänge der Viren von Mensch zu Mensch stark erhöhen und könnte zu einer weltweiten Pandemie führen.
Besonders für Kleinkinder und für Erwachsene jenseits der 65 kann ferner eine Impfung gegen Pneumokokken sinnvoll sein. Diese Bakterien sind häufig verantwortlich für die einer Virusinfektion unmittelbar folgende Lungenentzündung: Wer sich mit einem Influenza-Virus infiziert und in der Folge stirbt, stirbt normalerweise nicht unmittelbar durch die Viren, sondern an einer Sekundärinfektion; diese wird häufig durch Pneumokokken hervorgerufen.
Das amerikanische CTNSP ("Center for Technology and National Security Policy") empfiehlt auf seiner Homepage ergänzend:
- Mundschutz mit N 95 Masken
- regelmäßiges Händewaschen
- Wohnung sauber halten und reinigen
- Menschenmassen meiden
Symptome beim Menschen
Bei an Vogelgrippe erkrankten Menschen sind bislang nach einer Inkubationszeit von zwei bis maximal 14 Tagen bei Krankheitsbeginn zunächst folgende grippeähnliche Anzeichen beobachtet worden (siehe Influenza):
- extrem hohes Fieber
- Husten
- Atemnot
- Halsschmerzen
Teils auch Durchfall, seltener Bauchschmerzen und Erbrechen.
Im weiteren Krankheitsverlauf sehr oft:
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Magenbeschwerden
- Darmbeschwerden
- Erhöhung der Leberwerte
- starke Verminderung der Leukozyten (Leukopenie)
- starke Verminderung der Erythrozyten (Anämie)
- starke Verminderung der Thrombozyten (Thrombozytopenie)
Gelegentlich entwickelten Patienten zusätzlich eine Nierenschwäche, die sich später bis hin zum kompletten Nierenversagen steigerte. Häufig jedoch stellte sich ein tödliches Lungenversagen ein, oder die Erkrankten verstarben an einem Multiorganversagen. Die relativ hohe Todesrate ist bei neuartigen Viruserkrankungen nicht ungewöhnlich und erklärt sich u.a. dadurch, dass dieses Virus einerseits noch nicht an den Menschen angepasst ist (und daher seinen Wirt rasch umbringt statt ihn als "Werkzeug" zur Weiterverbreitung zu nutzen) und andererseits der Mensch so gut wie keine Abwehrkräfte gegen diesen Virussubtyp besitzt.
Behandlung beim Menschen
Bei erkrankten Menschen können im Frühstadium der Krankheit die antiviralen Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Handelsname Tamiflu®) zur Einnahme oder Zanamivir (Handelsname Relenza®) zur Inhalation helfen, sofern der Erreger gegen diese Medikamente nicht resistent ist. Nach Berichten von japanischen Medizinern in "Nature" gibt es bereits gegen Oseltamivir resistente Virenstämme von A/H5N1.
Gesicherte Übergänge auf Menschen
Die einzig zuverlässige Statistik über H5N1-Erkrankungen bei Menschen ist die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da die WHO aber Erkrankungsfälle erst dann ausweist, wenn sie von ihren eigenen Experten überprüft wurden, unterscheiden sich die WHO-Fallzahlen häufig von den Fallzahlen, die nationale Regierungen veröffentlichen. Dennoch sollte insbesonders die aus der WHO-Statistik hervorgehende, extrem hohe Todesrate sehr zurückhaltend interpretiert werden, da mutmaßlich nicht alle Erkrankungsfälle erkannt und daher auch nicht gemeldet werden. Vor allem die aus Kambodscha gemeldeten Daten geben Anlass zu Zweifeln an der Korrektheit der an die WHO gemeldeten Zahlen, da dort angeblich sämtliche Erkrankungsfälle tödlich endeten.
Ferner liegen aus der Volksrepublik China erst seit Mitte November 2005 offizielle Meldungen über Erkrankungen und Todesfälle vor.Diese Meldungen erfolgten erst nachdem Regierungschef Wen Jiabao von einer "sehr ernsten Situation" besonders in der nordostchinesischen Provinz Liaoning gesprochen hatte. Dort und in anderen Provinzen war es zuvor mehrfach zu großen Ausbrüchen von A/H5N1 unter Geflügel gekommen. So zitierte bereits die angesehene Fachzeitschrift Nature vom 2. Juni 2005 chinesische Quellen, die von mehreren Dutzend erkrankten und gestorbenen Menschen nach einem Ausbruch von A/H5N1 im Mai 2005 unter Zugvögeln in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai berichteten. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hatte diese Berichte zwar umgehend dementiert, zugleich aber eingeräumt, dass die Krankenhäuser der Region "spezielle Ambulanzen für fiebernde Patienten" eingerichtet hätten. Tests an Mäusen haben ergeben, dass die Qinghai-Variante von A/H5N1 für Menschen als ähnlich gefährlich einzuschätzen ist, wie die aus Vietnam und Thailand bekannten Varianten (Nature vom 7. Juli 2005).
Bei den wiederholten Ausbrüchen der Krankheit starben seit Dezember 2003 von 130 registrierten infizierten Menschen nachweislich 67 Personen (WHO, Stand: 17. November 2005). Im Einzelnen weist die WHO-Statistik folgende bestätigte Erkrankungsfälle bei Menschen (confirmed human cases) aus:
- Vietnam: 92 Erkrankungen, 42 Todesfälle
- Thailand: 21 Erkrankungen, 13 Todesfälle
- Kambodscha: 4 Erkrankungsfälle, 4 Todesfälle
- Indonesien: 11 Erkrankungen, 7 Todesfälle
- VR China: 2 Erkrankungen, 1 Todesfall
Aus Indonesien war im Juni 2005 - als viertem Staat seit Ende 2003 - offiziell der erste Fall von A/H5N1-Infektion beim Menschen gemeldet worden. Im Juli wurden drei weitere Todesfälle bekannt (1 Mann und zwei seiner Kinder), die keinen intensiven Kontakt zu infiziertem Geflügel hatten (Science, 29. Juli, S. 684). Ein Expertenteam der WHO fand in der Nachbarschaft der Familie einzig einen Ziervogel, in dessen Kot Vogelgrippeviren nachgewiesen werden konnten. Ob dies die Quelle der Infektion war und in welcher Weise die Infektion auf die drei Mitglieder der Familie überging, blieb allerdings ungeklärt.
Am 21. September 2005 gab das indonesische Gesundheitsministerium bekannt, dass der begründete Verdacht bestehe, mehrere akute, schwere Erkrankungen sowie einige Todesfälle seien auf A/H5N1 zurückzuführen. Unter den mehr als drei Dutzend Patienten, die an den folgenden Tagen ärztlich betreut wurden, seien auch zwei Mitarbeiter des Ragunan-Zoos in der Hauptstadt Jakarta sowie mehrere jugendliche Zoobesucher und Kinder. Der Tierpark war am 19. September 2005 geschlossen worden, nachdem der Erreger bei 19 Tieren, darunter Adler und Pfauen, festgestellt worden war.
Die von der indonesischen Regierung gemeldeten Verdachtsfälle gingen bisher nur zu einem geringen Teil in die WHO-Statistik ein.
- Hongkong: Bereits 1997 wurden in Hongkong 18 Menschen mit dem Vogelgrippevirus infiziert, 6 von ihnen starben. Ansteckungsgefährdet waren offenbar vor allem jene Menschen, die auf engstem Raum mit dem lebenden Geflügel umgingen.
Krisenpläne
Die WHO hat in die betroffenen Gebiete Ermittler (Feld-Epidemiologen) entsandt. Diese beobachten zum Teil mit erheblichem Aufwand die aktuellen Übertragungswege und Entwicklungen des Virus. In vielen Staaten wurden nationale Krisenpläne für den Fall eines massiven Übergangs von Vogelgrippeviren auf Menschen erarbeitet. In Japan wurde beispielsweise ein Notstandsplan vorgelegt, der auch die zwangsweise Verlegung von Erkrankten in Hospitale vorsieht, die Schließung von Schulen und das Verbot großer Versammlungen. Die VR China kündigte an, notfalls die Landesgrenzen zu schließen. Auch der australische Notfallplan sieht eine Schließung sämtlicher Häfen und Flugplätze für Verkehr mit dem Ausland vor.
Notfallplanung im deutschsprachigen Raum
Wie auch in anderen Ländern gilt die Notfallplanung in Deutschland als unzureichend: Kompetenz- und Finanzierungsstreitigkeiten zwischen Bund und Ländern sorgen in Deutschland dafür, dass, wie Kritiker argumentieren, unzureichend Vorsorge betrieben wurde. Statt für 25% (WHO-Empfehlung) oder 20% (Robert Koch-Institut) der Bevölkerung werden in einigen Bundesländern lediglich für 10% (Hamburg) bzw. 4.5% (Sachsen-Anhalt) der Bevölkerung Medikamentendosen vorrätig gehalten. Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts prognostizieren für den Ernstfall einer Pandemie allein für Deutschland 160.000 Tote. Auch Firmen haben sich in Deutschland im Gegensatz zu den USA derzeit noch nicht auf Maßnahmen für eine möglichst störungsfreie Betriebsfortführung während einer durchschlagenden Krankheitswelle vorbereitet.
In der Schweiz soll das Pflichtlager mit den antiviralen Medikamenten bis Ende 2005 aufgefüllt sein, im Falle einer Pandemie wären somit ab 2006 genügend Medikamente vorhanden. Bis dahin muss man sich mit der Versorgung auf Risikogruppen beschränken. Damit sind beispielsweise Personen in der landwirtschaftlichen Industrie gemeint, die am ehesten mit dem Virus Kontakt haben könnten.
Da in Österreich die Gesundheitsversorgung Landessache ist, kann der Bund nur Empfehlungen und Koordinationen anbieten. Bisher wurde vom Bund für 15 % der Bevölkerung die Anschaffung beschlossen, nur Niederösterreich ist vorgeprescht und hat bereits für 15 % die Menge auch bestellt und erhalten. Der österreichische nationale Krisenplan zur Bekämpfung der klassischen Geflügelpest aus dem Jahr 2000 wurde im September 2005 aktualisiert, ferner wurde im Sommer 2005 auf Anregung der WHO ein Pandemieplan vorgelegt, der umfassend Empfehlungen für Maßnahmen im Pandemiefall beschreibt. Es werden auch laufend Stabsübungen der Einsatzorganisationen durchgeführt, wobei es immer eine Gratwanderung ist, die Menschen zu informieren und trotzdem keine Panik zu erzeugen. Um schon auftretenden Verdachtsmomenten bei den Vögeln selbst begegnen zu können, wird allen Anzeigen nachgegangen und Untersuchungen der Kadaver werden im Veterinärmedizinischen Institut Mödling durchgeführt. Der Zivilschutzverband in Österreich hat eine Homepage mit Verhaltensregeln für den Fall einer Pandemie aktiviert. Siehe hierzu Österreichischer Zivilschutzverband
Notfallplanung in den USA
In den USA sollen in den kommenden Jahren laut einer Ankündigung des Präsidenten vom 1. November 2005 erhebliche Gelder bereitgestellt werden, um eine neue Generation von Technologien zu entwickeln, damit innerhalb von sechs Monaten nach Ausbruch einer Epidemie genug Impfstoff für alle US-Bürger produziert werden kann. Ferner soll der Kauf von bereits vorhandenem Impfstoff gegen H5N1 finanziert werden, um 20 Millionen Amerikaner schützen zu können. Eine Milliarde US-Dollar soll schließlich für die Einlagerung von antiviralen Medikamenten ausgeben werden, die die Symptome einer Grippeerkrankung mildern können.
Weitere Pläne sollen es ermöglichen, Reiseverbot auszusprechen und festzulegen, welche Personen mit den begrenzten Beständen der antiviralen Medikamente bevorzugt versorgt werden sollen. Auch die Haftungsregelungen für Impfstoffhersteller sollen entschärft werden, um deren Herstellungskapazitäten zu erhöhen. Im Moment seien die Pharmafirmen sehr zurückhaltend beim Herstellen von neuartigen Impfstoffe, weil ihnen das Risiko von Schadensersatzklagen zu groß sei.
Seit dem 2. November 2005 hat die US-Regierung zusätzlich eine offensive Homepage mit Verhaltensregeln für den Pandemiefall geschaltet. US Homepage zum Pandemiefall
Literatur
- S. Hecker: SARS und Vogelgrippe - Die Wissenslücken. Österreichische Ärztezeitung 4/2004, S. 30 - 31 (2004), ISSN 0029-8786
- W.A Geering, A.J. Forman and M.J. Nunn: Exotic diseases of Animals, a field guide for Australian veterinarians. Australian Government Publishing Service, Canberra, 1995.
- Mike Davis: Vogelgrippe. Zur gesellschaftlichen Produktion von Epidemien. Assoziation A, Berlin 2005, ISBN 3-935936-42-7 (deutsche Fassung von: The Monster at our Door. The Global Thread of Avain Flu. The New Press, New York, London 2005, ISBN 1-59558-011-5.
Siehe auch
Weblinks
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- wichtige amtliche Quellen:
- weitere herausragende Seiten:
- AG Infektionsepidemiologie der Dt. Ges. für Epidemiologie Übersicht mit Weblinks zu Influenza, Vogelgrippe, Influenzapandemie 1918
- learn-line.nrw.de Hintergründe, Aktuelles und Statistiken im Bildungsserver NRW
- www.quarks.de von der WDR-Wissenschaftsredaktion zusammengestellte Information
- Deutsche Zoologische Gesellschaft Hintergrundinformationen für Vogelkundler (pdf-Datei)
- European Scientific Working group on Influenza aktuelle, wissenschaftsorientierte Informationen (auf Englisch)
- Foreign animal diseases, the grey book. Interessante Studie des Committee on Foreign Animal Diseases of the U.S. Animal Health Association (auf Englisch)
- Links zu Karten, die die Ausbreitung der Vogelgrippe darstellen
- Artikel "Enzyklopädisches zum Ernstfall"