„Toeloop“ – Versionsunterschied
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Der '''Toeloop''' (Aussprache /{{IPA|ˈtuːluːp}}/ oder [[Englische Sprache|engl.]] /{{IPA|ˈtoʊluːp}}/; eingedeutscht aus engl. ''toe loop'' für "Zehenschleife"; auch '''Tip-Rittberger''') ist ein Begriff aus dem [[Eiskunstlauf]] und dem [[Rollkunstlauf]]. Der Name rührt vom Absprung her, bei dem man zuerst zwar relativ gerade angleitet, in der letzten Absprungphase aber vordreht und in der Luft die Schließbewegung vervollständigt. |
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'''Toeloop''' (''[[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]:'' [{{IPA|ˈtuːluːp}}]<ref name="Krech-et-al" />, {{Audio|De-Toeloop.ogg|anhören}} oder {{enS}} [{{IPA|ˈtoːluːp}}]<ref name="Krech-et-al" />, {{Audio|De-Toeloop2.ogg|anhören}}; übersetzt in etwa ‚Zehenschleife‘) bezeichnet einen speziellen Drehsprung beim [[Eiskunstlauf]] und beim [[Rollkunstlauf]]. Die Läufer springen dabei in die Luft und drehen sich ein- bis mehrfach um die eigene [[Rotationsachse|Körperachse]], um anschließend wieder sicher auf einem Bein zu landen. Die Bewegung des Toeloops ist der [[Pirouette]] im [[Ballett]] sehr ähnlich. |
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== Ausführung == |
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Es ist ein Sprung, den sowohl Damen als auch Herren in ihren Programmen ausführen. Er gilt im Eiskunstlauf in der ''einfachen'' Ausführung als relativ leichter Sprung. Dreht man sich dabei mehrmals um sich selbst, heißt die Ausführung auch zwei-, drei- oder gar vierfacher Toeloop. |
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⚫ | Um einen Toeloop ausführen zu können, muss der Eiskunstläufer das linke Bein (Sprungbein) weit und gerade nach hinten ausstrecken. Nach einem sogenannten Einwärts-Dreier tippt er mit der linken Zacke am langgestreckten Bein nach hinten ins Eis und zieht dabei den linken Arm nach. Während der Eisläufer das gebeugte rechte Bein heranzieht, um Schwung zu holen, springt er von der linken Zacke ab und dreht sich gegen den Uhrzeigersinn einmal oder, je nach Geschwindigkeit und Schwungkraft, mehrmals um sich selbst, um abschließend wieder auf der Außenkante der rechten [[Kufe]] zu landen. |
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Beim Paarlauf, wenn also zwei Eiskunstläufer zusammen laufen, kann ein sogenannter „geworfener Toeloop“ ausgeführt werden: Einer der beiden nimmt seinen Partner an den Händen und hebt ihn beim Absprung an. |
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Beim Eiskunstlauf-[[Paarlaufen]] kann der Toeloop (ebenso wie andere Sprünge) auch als [[Eiskunstlaufelemente|geworfener Sprung]] gezeigt werden, das heißt, ein Partner wird beim Absprung durch den anderen Partner mit beiden Händen unterstützt und damit weit hochgedrückt, bevor er den eigentlichen Sprung ausführt. |
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== Geschichte == |
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⚫ | Der Toeloop wurde in den 1920er Jahren von [[Bruce Mapes]], einem [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] Profi-Eisläufer erfunden. Der erste Eisläufer, der in einem Wettbewerb einen Dreifach-Toeloop sprang und stand, war [[Thomas Litz]] in der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1964. Den ersten Vierfach-Toeloop stand der [[Kanada|Kanadier]] [[Kurt Browning]] in der Weltmeisterschaft am 25. März 1988 – es war im Eiskunstlauf zugleich der erste Vierfachsprung in einem Wettbewerb überhaupt und brachte Browning einen Eintrag im [[Guinness-Buch der Rekorde]]. |
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Bei der Toeloop-Technik muss der Eiskunstläufer seine grundsätzliche Hoch-Tief-Bewegung mit dem flachen und direkten Hinführen des Spielbeines (das beim Einstechen zum Stützbein wird) an die Stützstelle kombinieren, damit er Zeit hat, die vertikale Stützbeschleunigung nach oben zu initiieren, bevor er auf vorwärts gedreht hat. |
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⚫ | [[Ilja Sergejewitsch Klimkin|Ilja Klimkin]] war 1999 bei der [[Nebelhorn-Trophy]] in [[Oberstdorf]] der erste Eiskunstläufer, der mit einem [[Salchow (Sprung)|Salchow]] und einem Toeloop zwei verschiedene Vierfachsprünge in einem Programm zeigte. [[Jewgeni Wiktorowitsch Pljuschtschenko|Jewgeni Pljuschtschenko]] sprang 2002 beim ''[[Cup of Russia]]'' als erster Eiskunstläufer die Kombination Vierfach-Toeloop/Dreifach-Toeloop/Dreifach-Toeloop. |
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Falls das Spielbein vorschriftsmäßig beim Rückwärtsgleiten jedoch zuerst noch vor den Körper geführt wird, kommt der Stützeinsatz in Relation zur fortlaufenden Drehbewegung eigentlich zu spät. Diese überflüssige Beinbewegung stört den Sprungrhythmus und führt dazu, dass der Sprung langsamer angesetzt wird. Stützkraft und damit auch Sprunghöhe erreicht man bei den sogenannten ''getippten'' Sprüngen nur mit relativ hoher [[Horizontalgeschwindigkeit]]. |
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Die Figur des Toeloop erinnert sehr an eine Schleife (engl. ''loop''). |
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== Literatur == |
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* Waltraud Witte: ''Eiskunstlauf-Basics''. Meyer & Meyer, Aachen 2008 (Neuauflage), ISBN 3898993310. |
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* Carole Shulman: ''The Complete Book of Figure Skating''. Human Kinetics, Illinois 2002, ISBN 0736035486. |
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== Geschichte des Toe Loop im Eiskunstlauf == |
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* Ellyn Kestnbaum: ''Culture on Ice: Figure Skating & Cultural Meaning''. Wesleyan University Press, Middletown 2003, ISBN 081956642X. |
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Der Toeloop wurde in den 1920er Jahren von [[Bruce Mapes]], einem [[USA|US-amerikanischen]] Profi-Eisläufer erfunden. |
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* Lynn Kirby: ''A Perfect Landing'' (= ''Winning Edge Series'', Band 1). Thomas Nelson Inc., Nashville 1998, ISBN 0849958350. |
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* Kristi Yamaguchi, Christy Kjarsgaard-Ness, Jody Meacham: ''Figure skating for dummies''. John Wiley & Sons, Foster City 1997, ISBN 0764550845. |
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⚫ | Der erste Eisläufer, der in einem Wettbewerb einen Dreifach-Toeloop sprang und stand, war [[Thomas Litz]] in der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1964. Den ersten Vierfach-Toeloop stand der Kanadier [[Kurt Browning]] in der Weltmeisterschaft am 25. März 1988 – es war im Eiskunstlauf zugleich der erste Vierfachsprung in einem Wettbewerb überhaupt und brachte Browning einen Eintrag im [[Guinness-Buch der Rekorde]] |
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⚫ | [[Ilja Sergejewitsch Klimkin|Ilja Klimkin]] war 1999 bei der [[Nebelhorn-Trophy]] in Oberstdorf der erste Eiskunstläufer, der mit einem Salchow und einem Toeloop zwei verschiedene Vierfachsprünge in einem Programm zeigte. [[Jewgeni Wiktorowitsch Pljuschtschenko|Jewgeni Pljuschtschenko]] |
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Umstritten ist, ob bisher schon eine Frau einen Vierfach-Toeloop in einem Wettbewerb gezeigt hat. 1991 versuchte die Französin [[Surya Bonaly]] als erste Frau weltweit einen Vierfachsprung in einem Wettbewerb: In der Weltmeisterschaft versuchte sie einen Vierfach-Toeloop und stand ihn angeblich auch, bevor sie über ihre Zacke stolperte und fiel. Einige Zuschauer – z. B. die Kommentatoren des [[USA|US-amerikanischen]] Fernsehsenders [[American Broadcasting Company|ABC]] – glauben allerdings, dass Bonaly mehr als einen Fuß benutzt hat. Die [[Internationale Eislaufunion]] erkannte Bonaly keine erfolgreiche Landung des Sprungs zu, so dass nach ''offizieller Darstellung'' bisher noch keine Frau einen Vierfach-Toeloop in einem Wettbewerb gezeigt hat. Die Japanerin Miki Ando stand allerdings 2002 einen Vierfach-Salchow. |
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__NOTOC__ |
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== Basiswerte des Sprunges im [[ISU-Wertungssystem für Eiskunstlauf und Eistanzen|aktuellen Wertungssystem]] == |
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* einfacher Toeloop (1T): 0,4 Punkte |
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* doppelter Toeloop (2T): 1,3 Punkte |
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* dreifacher Toeloop (3T): 4,1 Punkte |
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* vierfacher Toeloop (4T): 10,3 Punkte |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Figure skating jumps|Eiskunstlauf-Sprünge}} |
{{Commonscat|Figure skating jumps|Eiskunstlauf-Sprünge}} |
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{{Wiktionary}} |
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* [https://www.sueddeutsche.de/sport/kleines-eiskunstlauf-abc-wie-man-einen-toeloop-springt-1.276418 Toeloop-Beschreibung bei sueddeutsche.de/sport] |
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== Einzelnachweise == |
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<references> |
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<ref name="Krech-et-al"> |
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{{Literatur |
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|Autor=Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders |
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|Titel=Deutsches Aussprachewörterbuch |
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|Auflage=1 |
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|Verlag=Walter de Gruyter |
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|Ort=Berlin, New York |
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|Datum=2009 |
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|ISBN=978-3-11-018202-6 |
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|Seiten=988}} |
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</ref> |
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</references> |
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[[Kategorie:Eiskunstlaufelement]] |
[[Kategorie:Eiskunstlaufelement]] |
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[[Kategorie:Eiskunstlauf]] |
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[[Kategorie:Rollsportart]] |
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[[en:Toe loop jump]] |
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[[fr:Boucle piqué]] |
|||
[[it:Toe-loop]] |
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[[ja:トウループジャンプ]] |
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[[ru:Тулуп (прыжок)]] |
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[[sv:Toeloop]] |
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[[th:โทลูป]] |
|||
[[uk:Тулуп (стрибок)]] |
|||
[[zh:后外点冰跳]] |
Aktuelle Version vom 3. Februar 2024, 16:41 Uhr
Toeloop (IPA: [ ][1], oder englisch [ ][1], ; übersetzt in etwa ‚Zehenschleife‘) bezeichnet einen speziellen Drehsprung beim Eiskunstlauf und beim Rollkunstlauf. Die Läufer springen dabei in die Luft und drehen sich ein- bis mehrfach um die eigene Körperachse, um anschließend wieder sicher auf einem Bein zu landen. Die Bewegung des Toeloops ist der Pirouette im Ballett sehr ähnlich.
Ausführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um einen Toeloop ausführen zu können, muss der Eiskunstläufer das linke Bein (Sprungbein) weit und gerade nach hinten ausstrecken. Nach einem sogenannten Einwärts-Dreier tippt er mit der linken Zacke am langgestreckten Bein nach hinten ins Eis und zieht dabei den linken Arm nach. Während der Eisläufer das gebeugte rechte Bein heranzieht, um Schwung zu holen, springt er von der linken Zacke ab und dreht sich gegen den Uhrzeigersinn einmal oder, je nach Geschwindigkeit und Schwungkraft, mehrmals um sich selbst, um abschließend wieder auf der Außenkante der rechten Kufe zu landen.
Beim Paarlauf, wenn also zwei Eiskunstläufer zusammen laufen, kann ein sogenannter „geworfener Toeloop“ ausgeführt werden: Einer der beiden nimmt seinen Partner an den Händen und hebt ihn beim Absprung an.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Toeloop wurde in den 1920er Jahren von Bruce Mapes, einem US-amerikanischen Profi-Eisläufer erfunden. Der erste Eisläufer, der in einem Wettbewerb einen Dreifach-Toeloop sprang und stand, war Thomas Litz in der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1964. Den ersten Vierfach-Toeloop stand der Kanadier Kurt Browning in der Weltmeisterschaft am 25. März 1988 – es war im Eiskunstlauf zugleich der erste Vierfachsprung in einem Wettbewerb überhaupt und brachte Browning einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.
Ilja Klimkin war 1999 bei der Nebelhorn-Trophy in Oberstdorf der erste Eiskunstläufer, der mit einem Salchow und einem Toeloop zwei verschiedene Vierfachsprünge in einem Programm zeigte. Jewgeni Pljuschtschenko sprang 2002 beim Cup of Russia als erster Eiskunstläufer die Kombination Vierfach-Toeloop/Dreifach-Toeloop/Dreifach-Toeloop.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Waltraud Witte: Eiskunstlauf-Basics. Meyer & Meyer, Aachen 2008 (Neuauflage), ISBN 3898993310.
- Carole Shulman: The Complete Book of Figure Skating. Human Kinetics, Illinois 2002, ISBN 0736035486.
- Ellyn Kestnbaum: Culture on Ice: Figure Skating & Cultural Meaning. Wesleyan University Press, Middletown 2003, ISBN 081956642X.
- Lynn Kirby: A Perfect Landing (= Winning Edge Series, Band 1). Thomas Nelson Inc., Nashville 1998, ISBN 0849958350.
- Kristi Yamaguchi, Christy Kjarsgaard-Ness, Jody Meacham: Figure skating for dummies. John Wiley & Sons, Foster City 1997, ISBN 0764550845.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S. 988.