„Cholangitis“ – Versionsunterschied
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'''Cholangitis''', auch '''Cholangiitis''', |
'''Cholangitis''', auch '''Cholangiitis''', ist eine [[Entzündung]] der [[Gallengang|Gallengänge]]. Diese kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, unter anderem durch Verstopfungen der [[Galle]]nwege durch [[Gallenstein]]e, [[Stenose]]n, [[Tumor]]en oder [[Parasit]]enbefall. Man unterscheidet dabei die akute eitrige Cholangitis, die nichteitrige destruierende Cholangitis sowie die chronisch sklerosierende Cholangitis. |
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== Akute eitrige Cholangitis == |
== Akute eitrige Cholangitis == |
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⚫ | Die akute Cholangitis entsteht meist durch eine [[Infektion]] bei einer Besiedlung durch [[Bakterien]], meist ''[[Escherichia coli]]'', ''[[Enterokokken|Enterococcus]]''- oder ''[[Klebsiella]]''-Arten, seltener durch bewegliche, mesophile [[Aeromonas|Aeromonaden]]. Als [[Symptom]]e treten ein einseitiger Schmerz des rechten [[Oberbauch]]es, [[Fieber]] mit [[Schüttelfrost]] und eine Gelbsucht ([[Ikterus]]) auf. Die Kombination dieser drei Krankheitszeichen wird als [[Charcot-Trias (Innere Medizin)|Charcot-Trias II]] bezeichnet und gilt als beweisend (pathognomonisch) für eine akute Cholangitis. Bei einer schweren [[Eiter|eitrigen]] Cholangitis kommt es außerdem zu [[Schock (Medizin)|Schockzuständen]], Störungen des [[Zentralnervensystem]]s sowie [[Niere]]nfunktionsstörungen. Die Behandlung beinhaltet endoskopische Interventionen an den Gallenwegen wie die [[Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie|ERCP]] oder [[Perkutane transhepatische Cholangiographie|PTCD]], die den Gallefluss wiederherstellen, und in aller Regel eine [[Antibiotikum|antibiotische]] Behandlung, wobei unterschieden wird<ref>[[Marianne Abele-Horn]]: ''Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten.'' Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 124–126.</ref> zwischen der antibiotischen Therapie akuter Cholangitiden und der einer sekundären Cholangitis. |
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⚫ | Die [[Primär biliäre Zirrhose|primär biliäre Cholangitis]] wird auch als nicht eitrige destruierende Cholangitis bezeichnet. 95 % der Betroffenen sind Frauen, wobei der Häufigkeitsgipfel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr liegt. Diagnostisch findet man bei den meisten Patienten [[antimitochondriale Antikörper]] (AMA-M2) im Blut, weswegen eine autoimmunologische Genese angenommen wird. Die Patienten sind klinisch durch [[Pruritus|Juckreiz]], [[Ikterus]] und [[Hypercholesterinämie]] gekennzeichnet. Die Standardtherapie wird mit [[Ursodeoxycholsäure]] durchgeführt. Im späteren Verlauf kann den Patienten nur noch mittels Lebertransplantation geholfen werden. |
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== Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) == |
== Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) == |
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Die [[primär sklerosierende Cholangitis]] ist eine seltene Gallenwegserkrankung. Die Ursache ist ungeklärt. Es wurde eine Assoziation mit dem Antigen [[HLA-B8]] festgestellt. Die Erkrankung betrifft Männer doppelt so häufig wie Frauen. In bis 70 % der Fälle findet man labordiagnostisch p-[[Anti-Neutrophile cytoplasmatische Antikörper|ANCA]]. Häufig ist sie auch mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie z. B. [[Colitis ulcerosa]] assoziiert. Die Standardtherapie wird medikamentös mit [[Ursodeoxycholsäure]] und therapeutisch mittels [[Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie|ERCP]] ([[Stent|Gallengangstents]]) durchgeführt. Wie bei der destruierenden Cholangitis ist auch hier im Endstadium eine Lebertransplantation nötig. Es besteht ein erhöhtes Risiko für cholangiozelluläre Karzinome sowie bei Vorhandensein einer Colitis ulcerosa auch für Dickdarmkrebs. |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Cholangitis-Cholangiohepatitis-Komplex]] |
* [[Cholangitis-Cholangiohepatitis-Komplex]] |
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* [[Cholezystitis]] |
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== Literatur == |
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* J. Worthington, R. Chapman: ''Primary sclerosing cholangitis.'' In: ''Orphanet J Rare Dis.'', Band 1, 24. Oct 2006, S. 41. PMID 17062136, {{PMC|1636629}}. |
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* [http://www.dgvs.de/media/Leitlinie2.pdf Leitlinie "Therapie der autoimmunen Hepatitis, primär biliären Zirrhose und primär sklerosierenden Cholangitis"]; Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten; Z Gastroenterol 1997; 35: 1041–1049; pdf-Datei (110 kB) |
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*Worthington J, Chapman R: ''[http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1636629 Primary sclerosing cholangitis.]'' Orphanet J Rare Dis. 2006 Oct 24;1:41. PMID 17062136 |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Gesundheitshinweis}} |
{{Gesundheitshinweis}} |
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[[ar:التهاب الأوعية الصفراويّة]] |
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[[en:Cholangitis]] |
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[[es:Colangitis aguda]] |
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[[fa:کلانژیت]] |
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[[fr:Angiocholite]] |
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[[pt:Colangite]] |
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[[ru:Холангит]] |
Aktuelle Version vom 29. Juli 2024, 19:05 Uhr
Klassifikation nach ICD-10 | |
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K83.0 | Cholangitis |
K80.3-K80.4 | Cholangitis mit Choledocholithiasis |
K74.3 | Primäre biliäre Zirrhose Chronische nichteitrige destruktive Cholangitis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Klassifikation nach ICD-10-GM | |
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K83.00 | Primär sklerosierende Cholangitis |
K83.01 | Sekundär sklerosierende Cholangitis |
ICD-10 online (GM-Version 2024) |
Cholangitis, auch Cholangiitis, ist eine Entzündung der Gallengänge. Diese kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, unter anderem durch Verstopfungen der Gallenwege durch Gallensteine, Stenosen, Tumoren oder Parasitenbefall. Man unterscheidet dabei die akute eitrige Cholangitis, die nichteitrige destruierende Cholangitis sowie die chronisch sklerosierende Cholangitis.
Akute eitrige Cholangitis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die akute Cholangitis entsteht meist durch eine Infektion bei einer Besiedlung durch Bakterien, meist Escherichia coli, Enterococcus- oder Klebsiella-Arten, seltener durch bewegliche, mesophile Aeromonaden. Als Symptome treten ein einseitiger Schmerz des rechten Oberbauches, Fieber mit Schüttelfrost und eine Gelbsucht (Ikterus) auf. Die Kombination dieser drei Krankheitszeichen wird als Charcot-Trias II bezeichnet und gilt als beweisend (pathognomonisch) für eine akute Cholangitis. Bei einer schweren eitrigen Cholangitis kommt es außerdem zu Schockzuständen, Störungen des Zentralnervensystems sowie Nierenfunktionsstörungen. Die Behandlung beinhaltet endoskopische Interventionen an den Gallenwegen wie die ERCP oder PTCD, die den Gallefluss wiederherstellen, und in aller Regel eine antibiotische Behandlung, wobei unterschieden wird[1] zwischen der antibiotischen Therapie akuter Cholangitiden und der einer sekundären Cholangitis.
Primär biliäre Cholangitis (PBC)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die primär biliäre Cholangitis wird auch als nicht eitrige destruierende Cholangitis bezeichnet. 95 % der Betroffenen sind Frauen, wobei der Häufigkeitsgipfel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr liegt. Diagnostisch findet man bei den meisten Patienten antimitochondriale Antikörper (AMA-M2) im Blut, weswegen eine autoimmunologische Genese angenommen wird. Die Patienten sind klinisch durch Juckreiz, Ikterus und Hypercholesterinämie gekennzeichnet. Die Standardtherapie wird mit Ursodeoxycholsäure durchgeführt. Im späteren Verlauf kann den Patienten nur noch mittels Lebertransplantation geholfen werden.
Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
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Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine seltene Gallenwegserkrankung. Die Ursache ist ungeklärt. Es wurde eine Assoziation mit dem Antigen HLA-B8 festgestellt. Die Erkrankung betrifft Männer doppelt so häufig wie Frauen. In bis 70 % der Fälle findet man labordiagnostisch p-ANCA. Häufig ist sie auch mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie z. B. Colitis ulcerosa assoziiert. Die Standardtherapie wird medikamentös mit Ursodeoxycholsäure und therapeutisch mittels ERCP (Gallengangstents) durchgeführt. Wie bei der destruierenden Cholangitis ist auch hier im Endstadium eine Lebertransplantation nötig. Es besteht ein erhöhtes Risiko für cholangiozelluläre Karzinome sowie bei Vorhandensein einer Colitis ulcerosa auch für Dickdarmkrebs.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- J. Worthington, R. Chapman: Primary sclerosing cholangitis. In: Orphanet J Rare Dis., Band 1, 24. Oct 2006, S. 41. PMID 17062136, PMC 1636629 (freier Volltext).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 124–126.