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„Heiliger Gral“ – Versionsunterschied

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{{Weiterleitungshinweis|Gral|Zum Fußballspieler siehe [[Rodrigo Gral]].}}
Die Legende um den '''Heiligen Gral''' taucht im späten [[12. Jahrhundert]] in vielgestaltiger Form in der mittelalterlichen Erzählliteratur im Umkreis der [[Artus|Artussage]] auf. Die Geschichte der christlich angehauchten Gralslegende und der ritterlichen Gralssuche ist deshalb nur als Literatur- und Mentalitätsgeschichte zu schreiben. Der Glaube an einen rätselhaften heiligen Gegenstand, in dem kultische [[Mysterium|Mysterien]] und Geheimnisse symbolisiert seien und der sich dem profanen Zugriff der Ungläubigen entziehe, ist auch heute in bestimmten Kreisen noch ungebrochen lebendig.


Die Legende um den '''Heiligen Gral''', kurz auch '''(der) Gral''' genannt, erschien im späten [[12. Jahrhundert]] in vielgestaltiger Form in der mittelalterlichen [[Artus-Sage]]. Verschiedene Versionen der Legende kreisen um den Gral als ein wundertätiges Gefäß, das mit dem [[Abendmahl Jesu|heiligen Abendmahl]] in Verbindung steht, sowie um die Ritter, die nach diesem Gral, und damit letztlich nach Erlösung, suchen. Im hochmittelalterlichen Gralsmythos vermischen sich Anliegen des Christentums und des Feudaladels sowie Versatzstücke der christlichen [[Liturgie]] (im Motiv des [[Kelch (Liturgie)|Kelchs]]) und des Reliquienkultes ([[Heilige Lanze]]) mit archetypischen Bildern und mündlichen Überlieferungen keltischer und orientalischer Herkunft.
Die Herkunft des Wortes ''Gral'' ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus [[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] ''grazal'', altfranzösisch ''graal'' 'Gefäß, Schüssel', das vermutlich [[Etymologie|etymologisch]] auf griechisch ''[[Krater (Gefäß)|krater]]'' 'Mischgefäß' (über [[Latein|lateinisch]] ''cratalis/gradalis'') zurückgeht. Im Altspanischen ist ''grial'' ebenso wie im Altportugiesischen ''gral'' ein gängiger Begriff für einen ''[[Mörser (Werkzeug)|Mörser]]'' oder ein ''mörserförmiges Trinkgefäß''.


== Wortherkunft ==
[[Bild:Tafelrunde.jpg|thumb|right|350px|Der Gral in der Mitte von Artus' [[Tafelrunde]], französische [[Handschrift]] des 14. Jhs.]]
Die Herkunft des Wortes ''Gral'' ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus [[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] ''grazal'', [[Altfranzösische Sprache|altfranzösisch]] ''graal'' ‚Gefäß‘, ‚Schüssel‘, das vermutlich [[etymologisch]] auf [[Griechische Sprache#Geschichte|Griechisch]] ''[[Krater (Gefäß)|krater]]'' ‚Mischgefäß‘ über [[latein]]isch ''cratalis/gradalis'' zurückgeht. Im [[Altspanisch]]en ist ''grial'' ebenso wie im [[Portugiesische Sprache#Geschichtliche Entwicklung|Altportugiesischen]] ''gral'' ein gängiger Begriff für einen ''[[Mörser (Werkzeug)|Mörser]]'' oder ein ''mörserförmiges Trinkgefäß''.
[[Datei:King Arthur and the Knights of the Round Table.jpg|mini|Der Gral in der Mitte von Artus’ [[Tafelrunde]], französische [[Manuskript|Handschrift]] des 14. Jahrhunderts.]] Frühere Herleitungen etwa von ''sang real'' ‚Blut des Königs‘ oder ''le Saing-réal'' ‚das wirkliche Blut‘<ref>[[Anton Hungari]] (Hrsg.): ''Osterglöcklein. Erbauliche Unterhaltungen für den Osterfestkreis im katholischen Kirchenjahre.'' J. D. Sauerländer, Frankfurt am Main 1862, S. 238–250 ''(Der heilige Graal)''; hier: S. 238 f.</ref> sind wenig wahrscheinlich.


== Die Legende der Gralssuche ==
== Die Legende der Gralssuche ==
[[Bild:Wolfram von Eschenbach3.jpg|thumb|right|200px|Der Burggraf von Patelamunt reitet Gahmuret, den er am Wappen erkannt hat, entgegen (UB Heidelberg, [[Codex Palatinus Germanicus|Cod. Pal. germ.]] 339, Blatt 34r)]][[bild:Wolfram von Eschenbach2.jpg|thumb|right|200px|Gahmuret verlässt seine Heimat mit einem Begleiter (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Blatt 5v)]]
[[Datei:Wolfram von Eschenbach3.jpg|mini|hochkant|Der Burggraf von Patelamunt reitet [[Gahmuret]], den er am Wappen erkannt hat, entgegen (UB Heidelberg, [[Codex Palatinus Germanicus|Cod. Pal. germ.]] 339, Blatt 34r)]]
Es gibt keine einheitliche oder originale Fassung der Gralslegende, aber die Überlieferungen haben viele gemeinsame Elemente:


[[Datei:Wolfram von Eschenbach2.jpg|mini|hochkant|Gahmuret verlässt seine Heimat mit einem Begleiter (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Blatt 5v)]]
Allen Überlieferungen ist gemeinsam, dass sie den Gral als ein wundertätiges [[Gefäß (Behälter)|Gefäß]] in Form einer [[Schale]], eines [[Kelch]]s oder eines Steines (''lapis'') beschreiben. Zusammen mit einer rätselhaften blutenden [[Lanze]] wird er in einer unzugänglichen Burg von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Er soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle spenden.


Alle Überlieferungen beschreiben den Gral als ein wundertätiges Gefäß in Form einer Schale, eines [[Kelch (Gefäß)|Kelchs]] oder eines Steines ''(lapis)''. Zusammen mit einer blutenden [[Lanze]] wird er in einer unzugänglichen Burg von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Er soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle bieten.
Dieses wunderkräftige und heilige Gefäß, das ewige Lebenskraft spendet, ist jedoch umgeben von einer Gemeinschaft, die unter einem Mangel leidet. Dieser Mangel drückt sich in verschiedenen Bildern aus: dem Siechtum des Königs, der Unfruchtbarkeit des Reiches (Motiv der ''terre gaste'', des 'Öden Lands'), der Sterilität der Gralsgemeinschaft. Daher wartet die Gralsgemeinschaft auf einen Helden, der den Gralskönig erlösen und ablösen kann.


Dieses wunderkräftige und heilige Gefäß, das ewige Lebenskraft spendet, ist umgeben von einer Gemeinschaft, die unter einem Mangel leidet. Dieser drückt sich in verschiedenen Bildern aus: dem Siechtum des Königs, der Unfruchtbarkeit des Reiches (Motiv der ''terre gaste'', des ‚Öden Lands‘), der Sterilität der Gralsgemeinschaft. Daher wartet die Gralsgemeinschaft auf einen Helden, der den Gralskönig erlösen und ablösen kann.
Dieser Held, [[Parzival]] (auch: Perceval Peredur, Perlesvaus), [[Gawain]], [[Galahad]] oder [[Bors]], der in sich größten Heldenmut und eine [[Unschuld|unschuldige]] Reinheit vereint, wächst abseits der Welt auf. Ihm fehlt der Sinn für die Wirklichkeit, diesen Mangel gleicht er jedoch durch seine Unschuld oder Naivität wieder aus, weshalb er auch "tumber Tor" oder "großer Narr" genannt wird.


Dieser Held, [[Parzival]] (auch: Perceval, [[Peredur]], Perlesvaus), [[Gawain]], [[Galahad]] oder [[Bors (Artussage)|Bors]], in dem sich größter Heldenmut und Reinheit vereinen, wächst abseits der Welt auf. Ihm fehlt der Sinn für die Wirklichkeit, weshalb er auch „tumber Tor“ oder „großer Narr“ genannt wird.
Der Held verlässt sein behütetes Zuhause und wünscht sich, der bedeutendste [[Ritter]] seiner Zeit zu werden. Am Hof von König [[Artus]] wird schließlich seine Bestimmung erkannt, und obwohl er sich häufig als dummer Narr erweist, wird er zum Ritter geschlagen und in die Gemeinschaft der [[Tafelrunde]] aufgenommen. Der Held erwirbt sich Ansehen, erst durch seinen tollkühnen Umgang mit Waffen und dann durch seine naive Art, als er sich einfach auf den "Platz der Gefahr" setzt, der als [[tabu]] gilt und stets für den [[Auserwählter|Auserwählten]] freigehalten wurde. Damit wird deutlich, dass es sich bei dem Narren nur um den erwarteten Auserwählten handeln kann. In der Artus-Sage ist dieser ''Platz der Gefahr'' ein Ort im Wald, an dem ein Amboss steht, in dem das Schwert [[Excalibur (Schwert)|Excalibur]] steckt, das nur vom legitimen Thronerben des Königs herausgezogen werden kann.


Der Held verlässt sein behütetes Zuhause und wünscht sich, der bedeutendste [[Ritter]] seiner Zeit zu werden. Am Hof von König [[Artus]] wird er zum Ritter geschlagen und in die Gemeinschaft der [[Tafelrunde]] aufgenommen. Der Held erwirbt sich Ansehen durch seinen tollkühnen Umgang mit Waffen und durch seine naive Art, als er sich einfach auf den „Platz der Gefahr“ setzt.
Die Handlungsstränge einzelner Gralslegenden gehen nun etwas auseinander: Entweder reitet der Held alleine los, um sich auf die Suche zu begeben, oder der Heilige Gral erscheint als strahlende [[Vision]] am Tisch der [[Tafelrunde]], so dass sich alle Ritter bereit erklären, gemeinsam auf die Suche nach dessen Geheimnis zu gehen. Im Folgenden werden in diversen Variationen die Abenteuer der Ritter geschildert, die verschiedene Aufgaben lösen müssen. Der Held muss sich immer wieder neuen [[Rätsel|Rätseln]] stellen, beispielsweise die richtige Frage stellen, sich selbst treu bleiben, eine Burg erobern oder Unrecht rächen. Da in einigen Gralslegenden der Zauberer [[Merlin (Mythologie)|Merlin]] als eigentlicher Initiator der Suche nach dem Gral angesehen wird, erscheint er jeweils um helfend einzugreifen.


Die Handlungsstränge der einzelnen Gralslegenden gehen nun auseinander: Entweder begibt sich der Held alleine auf die Suche nach dem Gral, oder der Heilige Gral erscheint als strahlende Vision am Tisch der Tafelrunde, so dass alle Ritter gemeinsam die Suche nach dessen Geheimnis beginnen. Im Folgenden werden in diversen Variationen die Abenteuer der Ritter geschildert, die verschiedene Aufgaben lösen müssen. Der Held muss sich immer wieder neuen Rätseln stellen, beispielsweise die richtige Frage stellen, sich selbst treu bleiben, eine Burg erobern oder Unrecht rächen. Da in einigen Gralslegenden der Zauberer [[Merlin]] als eigentlicher Initiator der Suche nach dem Gral angesehen wird, greift er jeweils helfend ein.
Ritter, die mit einem Makel behaftet sind, scheitern bei der Gralssuche. Der Held verändert sich während der Gralssuche, er erwirbt sich zu seinem Mut und seiner Unschuld auch Erfahrung.


Zuletzt gelingt es den Rittern gemeinsam oder dem Helden allein, das Geheimnis des Heiligen Grals zu enthüllen. Durch die Taten des Helden wird der Hüter des Grals, der verletzt oder krank ist, geheilt, und das zerstörte Land erblüht wieder zu einem Paradies. Der Held wird der Nachfolger des Gralshüters.
Ritter, die mit einem Makel behaftet sind, scheitern bei der Gralssuche. Der Held verändert sich während der Gralssuche, er erwirbt sich zu seinem Mut und seiner Unschuld auch Erfahrung. Zuletzt gelingt es den Rittern gemeinsam oder dem Helden allein, das Geheimnis des Heiligen Grals zu enthüllen. Durch die Taten des Helden wird der Gralshüter, der verletzt oder krank ist, geheilt, und das zerstörte Land erblüht wieder. Der Held wird der Nachfolger des Hüters.


== Ursprünge und Elemente der Legende ==
== Ursprünge und Elemente der Legende ==
Im Gralsmythos laufen verschiedene Traditionen zusammen. Es handelt sich um eine Mischung aus [[Kelten|keltischen]], [[Christentum|christlichen]] und [[Orient|orientalischen]] Sagen und Mythen. Im hochmittelalterlichen Gralsmythos vermischen sich Anliegen des Laienchristentums und des Feudaladels sowie Versatzstücke der christlichen [[Liturgie]] ([[Abendmahlskelch]]) und des Reliquienkultes ([[Heilige Lanze]]) mit den archetypischen Bildern und generationenlangen mündlichen Überlieferungen keltischer und orientalischer Herkunft (z.B. der Kessel der [[Ceridwen]]).
Im Gralsmythos laufen verschiedene Traditionen zusammen. Es handelt sich um eine Mischung aus [[Kelten|keltischen]], [[Christentum|christlichen]] und [[orient]]alischen Sagen und Mythen.<ref>Vgl. die altiranische Sage vom [[Dschamschid#Der Kelch des Dschamschid|Kelch des Dschamschid]], der ebenfalls die Welt widerspiegelt und dem Besitzer besondere Kräfte verleiht.</ref>
Nordfrankreich war über mehrere Jahrhunderte hin ein Schmelztiegel gallisch-keltischer, romanischer, fränkischer und normannischer Bevölkerungsgruppen und ihrer Traditionen. In diesem Umfeld entstand die [[Artus]]-Sage.

Nordfrankreich war über mehrere Jahrhunderte hin ein Schmelztiegel gallisch-keltischer, romanischer, fränkischer und normannischer Bevölkerungsgruppen und ihrer Traditionen gewesen. In diesem Umfeld entstand die [[Artus]]-Sage.


Die Pilger- und Kriegszüge ins [[Heiliges Land|Heilige Land]], die dort gesuchten Reliquien und Orte der Passionsgeschichte, die ständige Gefährdung der christlichen Herrschaft in [[Königreich Jerusalem|Jerusalem]], die Gründung von Ritterorden wie den [[Templerorden|Templern]] zum Schutz dieser Herrschaft trugen Stoff zu der Legende bei.
Die Pilger- und Kriegszüge ins [[Heiliges Land|Heilige Land]], die dort gesuchten Reliquien und Orte der Passionsgeschichte, die ständige Gefährdung der christlichen Herrschaft in [[Königreich Jerusalem|Jerusalem]], die Gründung von Ritterorden wie den [[Templerorden|Templern]] zum Schutz dieser Herrschaft trugen Stoff zu der Legende bei.


=== Christliche Elemente ===
=== Christliche Elemente ===
Außerhalb der Gralsromane gibt es eine kirchliche Überlieferung, die [[Josef von Arimathäa]] mit dem Kelch in Verbindung bringt. Diese geht auf den Bischof [[Amalarius|Amalarius von Metz]] zurück († um 850), der anfing, die Abendmahlsfeier [[Allegorie|allegorisch]] zu interpretieren. Der Altar wird hier das Grab Christi, das Altartuch das Leichentuch etc. Fassbar wird diese Überlieferung in Theologen des 12. und 13. Jahrhunderts wie [[Rupert von Deutz]], [[Hildebert von Tours]] und [[William Durand]]. Von diesen wiederum hat [[Robert de Boron]] sein Gralsmaterial übernommen (vgl. Allen Cabaniss: ''Studies in English'', 1963). In der Figur des Josef von Arimathäa kommt eine christliche Strömung zum Ausdruck, die abseits der offiziellen Glaubensrichtung steht. Er repräsentiert ein fernes Echo des [[Urchristentum]]s, das ohne Amtskirche auskam, und das im Bild der Gralsgemeinde und ihrer Kulthandlung um das Gralsgefäß weiterlebt. Um seine Person herum verkörperte sich die neu aufkommende Strömung der [[Mysterienfrömmigkeit]] (etwa seit dem [[8. Jahrhundert]]), die erst zur Zeit ihrer Unterdrückung durch die offizielle Kirche in die literarischen Zeugnisse eingegangen ist.
Außerhalb der Gralsromane gibt es eine kirchliche Überlieferung, die [[Josef von Arimathäa]] mit dem Kelch in Verbindung bringt. Diese geht auf den Bischof [[Amalarius|Amalarius von Metz]] zurück († um 850), der begann, die [[Eucharistie]]feier [[Allegorie|allegorisch]] zu interpretieren. Der [[Altar]] wird hier das Grab Christi, das Altartuch das Leichentuch. Fassbar wird diese Überlieferung bei Theologen des 12. und 13. Jahrhunderts wie [[Rupert von Deutz]], [[Hildebert von Tours]] und [[Guillaume Durand]]. Von diesen wiederum hat [[Robert de Boron]] sein Gralsmaterial übernommen<ref>Allen Cabaniss in ''Studies in English'' 1963</ref>.
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In der Figur des Josef von Arimathäa kommt eine christliche Strömung zum Ausdruck, die abseits der Lehre der Kirche steht. Er repräsentiert ein fernes Echo des [[Urchristentum]]s, das im Bild der Gralsgemeinde und ihrer Kulthandlung um das Gralsgefäß weiterlebt. Um seine Person herum verkörperte sich die neu aufkommende Strömung der [[Mysterienfrömmigkeit]] (etwa seit dem [[8. Jahrhundert]]), die erst zur Zeit ihrer Unterdrückung durch die offizielle Kirche in die literarischen Zeugnisse eingegangen ist.


Sehr früh verband sich der Gral mit der christlichen Tradition der [[Eucharistie]]: Der Gral wurde als der [[Kelch]] verstanden, den Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern benutzt hat und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi unter dessen Kreuz aufgefangen hat, wie schon früh in [[apokryphen]] [[Evangelium|Evangelientexten]] erzählt wurde. Der Gral stellt sich damit als eine der zahlreichen mittelalterlichen Blut-Christi-[[Reliquie]]n dar ([[Heilige Lanze|Longinuslanze]], [[Turiner Grabtuch]], [[Schweißtuch der Veronika]], [[Eucharistiewunder von Lanciano|Eucharistie-Wunder]] von [[Lanciano]], Blutwunder des [[Januarius]] in [[Neapel]]).
Sehr früh verband sich der Gral mit der christlichen Tradition der [[Eucharistie]]: Der Gral wurde als der [[Kelch (Gefäß)|Kelch]] verstanden, den [[Jesus Christus]] beim [[Abendmahl Jesu|letzten Abendmahl]] mit seinen Jüngern benutzt und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi unter dessen Kreuz aufgefangen haben soll, wie schon früh in [[apokryphen]] Schriften berichtet wurde. Der Gral stellt sich damit als eine der zahlreichen mittelalterlichen [[Reliquie]]n dar ([[Heilige Lanze|Longinuslanze]], [[Turiner Grabtuch]], [[Schweißtuch der Veronika]], [[Eucharistisches Wunder von Lanciano|Eucharistie-Wunder]] von [[Lanciano]], Blutwunder des [[Januarius]] in [[Neapel]]).


Ähnlich wie diese Traditionen gehört die Entstehung der Gralslegende [[Mentalitätsgeschichte|mentalitätsgeschichtlich]] in die Entwicklung der zunehmenden Abendsmahlsfrömmigkeit des 12./13. Jahrhunderts. In dieselbe Zeit fallen auch die Formulierung und [[Dogma|Dogmatisierung]] der [[Transsubstantiationslehre]] auf dem [[Viertes Laterankonzil|Vierten Laterankonzil]] (1215), die Entstehung des [[Fronleichnam|Fronleichnamfestes]] (1264 von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben) und die Verdrängung des [[Kelchkommunion]] durch Laien (verboten erst 1415 auf dem Konzil von Konstanz, aber schon im Mittelalter zunehmend den Priestern vorbehalten, um die Gefahr versehentlichen Verschüttens des Blutes Christi zu vermeiden).
Ähnlich diesen Überlieferungen gehört die Entstehung der Gralslegende [[Mentalitätsgeschichte|mentalitätsgeschichtlich]] in die Entwicklung der zunehmenden Eucharistiefrömmigkeit des 12./13. Jahrhunderts. In dieselbe Zeit fallen auch die Entwicklung der [[Transsubstantiationslehre]] (auf dem [[Viertes Laterankonzil|Vierten Laterankonzil]] (1215) wurde das Wort „transsubstantiare“ erstmals in einem offiziellen kirchlichen Dokument verwendet, seine exakte Bedeutung allerdings noch nicht verbindlich festgelegt), die Entstehung des [[Fronleichnam]]festes (1264 von Papst [[Urban IV.]] zum Fest der Gesamtkirche erhoben).


Die in Gralslegende, Transsubstantiationslehre, Fronleichnam (Fest der leibhaften Gegenwart Christi im Altarsakrament) und Priesterkelch sich ausdrückende Vorstellung von der substanzhaften Gegenwart des Blutes Christi im Abendmahl und seiner Heilswirkung ist geistesgeschichtlich von der [[Scholastik|scholastischen]] Hauptkontroverse im Streit zwischen [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] und [[Nominalismus]] bestimmt, dem sog. "[[Universalienproblem|Universalienstreit]]" - der sich übrigens literarisch in dem Roman "[[Der Name der Rose]]" von [[Umberto Eco]] spiegelt.
Die in Gralslegende, [[Transsubstantiationslehre]], [[Fronleichnam]] (Fest der leibhaften Gegenwart Christi im Altarssakrament) sich ausdrückende Lehre von der wahrhaftigen Gegenwart des Blutes Christi in der Eucharistie und seiner Heilswirkung ist geistesgeschichtlich von der [[Scholastik|scholastischen]] Hauptkontroverse im Streit zwischen „Realismus“ und „Nominalismus“ bestimmt, dem sog. [[Universalienproblem|Universalienstreit]] der sich übrigens literarisch in dem Roman ''[[Der Name der Rose]]'' von [[Umberto Eco]] spiegelt.


=== Keltische Elemente ===
=== Keltische Elemente ===
Wie in die [[Artus]]romane sind auch in die Gralslegende alte keltische Motive eingeflossen.
Wie in die [[Artus]]romane sind auch in die Gralslegende keltische Motive eingeflossen.


Es existiert eine enge Verbindung zwischen dem Mythos des Heiligen Grals und den verschiedenen Legenden, die sich um König [[Artus]] und die [[Ritter]] der [[Tafelrunde]] ranken. Die Geschichte um das verlorene Paradies und die folgende Gralssuche als der Versuch, das Paradies wieder zu erlangen, stehen häufig im Mittelpunkt der Artuslegenden. Sie bilden oft den Hintergrund für zahlreiche andere Legenden, so z. B. auch für die Geschichte des Zauberers [[Merlin (Mythologie)|Merlin]], die Lebensgeschichte [[Lancelot]]s oder die Erzählungen von der Fraueninsel [[Avalon (Mythologie)|Avalon]].
Es existiert eine enge Verbindung zwischen dem Mythos des Heiligen Grals und den Legenden, die sich um König [[Artus]] und die [[Ritter]] der [[Tafelrunde]] ranken. Die Geschichte um das verlorene [[Garten Eden|Paradies]] und die folgende Gralssuche als der Versuch, das Paradies wieder zu erlangen, stehen häufig im Mittelpunkt der Artuslegenden. Sie bilden oft den Hintergrund für zahlreiche andere Legenden, so z.&nbsp;B. auch für die Geschichte des Zauberers [[Merlin]], die Lebensgeschichte [[Lancelot]]s oder die Erzählungen von der Insel [[Avalon (Mythologie)|Avalon]]. Auch das Speisewunder des Grals wird auf Vorstellungen von einem magischen Trink- oder [[Füllhorn]] im [[Mabinogion]] zurückgeführt.

Auch das Speisewunder des Grals wird auf Vorstellungen von einem magischen Trink- oder [[Füllhorn]] in der [[Keltische Mythologie|keltischen Mythologie]] zurückgeführt.

=== Orientalische Elemente ===
Die Vorstellung von [[Wolfram von Eschenbach]], der im Gral einen heiligen Stein sieht, lässt sich an orientalische Traditionen anschließen ([[Kaaba]]).

Auch die [[Phönix (Mythologie)|Phönix]]-ähnliche Wiedergeburt ist ein orientalisches Legendenmotiv.


== Der Gral in der mittelalterlichen Dichtung ==
== Der Gral in der mittelalterlichen Dichtung ==
Das Motiv des Gral taucht in der europäischen Literatur erstmals zu Ende des 12. Jahrhunderts auf.
Das Motiv des Grals taucht in der europäischen Literatur erstmals zu Ende des 12. Jahrhunderts auf.


=== Chrétien de Troyes ===
=== Chrétien de Troyes ===
Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse [[Li Contes del Graal|Perceval]]-Versroman (''Le Conte du Graal'') des französischen Dichters [[Chrétien de Troyes]] (vor [[1150]] - um [[1190]]), für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst. Auf welche Vorformen der Sage er sich stützen konnte, ist unbekannt, sicher ist nur, dass sich Chretien auf eine zuvor existierende Quelle, ein ''Buch'' in der Bibliothek des Grafen von Flandern, beruft. So kann man auch nur mutmaßen, ob schon vor Chrétien der Gral mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbständig zusammenfügte. Chrétien und seine Zeitgenossen kannten die [[Artus]]legenden, die die so genannte "Matière de Bretagne", den britannischen [[Sagenkreis]] bildeten. Die Legenden dieses Sagenkreises waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Mächten. Es wird vermutet, dass Chrétien auch die irischen ''echtrai'' oder Aventüren, die ersten von Flüchtlingen auf das europäische Festland mitgebrachten keltischen Legenden, kennenlernte.
Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse [[Li Contes del Graal|Perceval]]-Versroman ''(Le Conte du Graal)'' des französischen Dichters [[Chrétien de Troyes]] (vor 1150 um 1190), für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst. Auf welche Vorformen er sich stützte, ist unbekannt, sicher ist nur, dass sich Chrétien auf ein ''Buch'' in der Bibliothek des Grafen von Flandern, beruft. So kann man nur mutmaßen, ob schon vor Chrétien der Gral mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbst zusammenfügte. Chrétien und seine Zeitgenossen kannten die [[Artus]]legenden, die die so genannte „Matière de Bretagne“, den britannischen [[Sagenkreis]], bildeten. Die Legenden dieses Sagenkreises waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Mächten. Es wird vermutet, dass Chrétien auch die irischen ''echtrai'' oder Aventüren, die ersten von Flüchtlingen auf das europäische Festland mitgebrachten keltischen Legenden, kennenlernte.
[[Bild:Parziv cgm19 50v.jpg|thumb|right|120px|Der Gral wird von Repanse de Schoye auf einem Tuch präsentiert, Bildausschnitt aus einer ''Parzival''-Handschrift des 13. Jhs.]]
[[Datei:Parziv cgm19 50v.jpg|mini|hochkant|Der Gral wird von Repanse de Schoye auf einem Tuch präsentiert, Bildausschnitt aus einer ''Parzival''-Handschrift des 13. Jahrhunderts.]]
Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale, in der dem Vater des leidenden Gralskönigs (er wird ''Roi Pêcheur'', der ''Fischerkönig'', genannt) in einer feierlichen Prozession eine geweihte Hostie zugetragen wird, die seine einzige Nahrung darstellt. Perceval ist die Aufgabe auferlegt, seinen Onkel, den gelähmten Gralskönig, zu erlösen. Er unterlässt es jedoch, die Frage zu stellen, und scheitert; der Roman bricht ab.
Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale, in der dem Vater des leidenden Gralskönigs (er wird ''Roi Pêcheur'', der ''[[Anfortas|Fischerkönig]]'', genannt) in einer feierlichen Prozession eine geweihte Hostie zugetragen wird, die seine einzige Nahrung darstellt. Perceval soll seinen Onkel, den [[Lahmer König|gelähmten Gralskönig]], durch eine bestimmte Frage erlösen. Aus Unkenntnis unterlässt er es jedoch, die Frage zu stellen, und scheitert; der Roman bricht ab.


=== Robert de Boron ===
=== Robert de Boron ===
Die Herkunft und Bedeutung des Grals, die bei Chrétien in mysteriösem Dunkel verbleiben, hat erstmals [[Robert de Boron]] am Ende des 12. Jahrhunderts mit [[Christentum|christlichen]] Aspekten ausgestattet: Der Gral sei der Kelch, der beim letzten [[Abendmahl]] verwendet wurde und in dem [[Josef von Arimathäa]] das Blut [[Christi]] vom Kreuze aufgefangen habe, wie es im [[Nikodemus-Evangelium]] berichtet wird. Später sei er dann vor den [[Römisches Reich|Römern]] mit dem Gral nach [[England]] geflüchtet. Die Lebensdaten von Robert de Boron sowie der Zeitpunkt des von ihm verfassten ''Roman de l'estoire dou Graal'' sind heute nicht mehr eindeutig bestimmbar. Es wird vermutet, dass er ihn annähernd gleichzeitig mit Chrétien de Troyes schrieb.
Die Herkunft und Bedeutung des Grals, die bei Chrétien in mysteriösem Dunkel verbleiben, hat erstmals [[Robert de Boron]] am Ende des 12. Jahrhunderts mit [[Christentum|christlichen]] Aspekten ausgestattet: Der Gral sei der Kelch, der beim letzten [[Abendmahl Jesu|Abendmahl]] verwendet wurde und in dem [[Josef von Arimathäa]] das Blut [[Jesus Christus|Christi]] vom Kreuze aufgefangen habe, wie es im [[Nikodemus-Evangelium]] berichtet wird. Später sei er dann vor den [[Römisches Reich|Römern]] mit dem Gral nach [[England]] geflüchtet. Die Lebensdaten von Robert de Boron sowie der Zeitpunkt des von ihm verfassten ''Roman de l’estoire dou Graal'' sind nicht eindeutig bestimmbar. Es wird vermutet, dass er ihn annähernd gleichzeitig mit Chrétien de Troyes schrieb.


Sehr aufschlussreich ist das ebenfalls von Robert de Boron stammende Werk ''Joseph d'Arimathie'', das Textkritiker zeitlich vor dem ''Roman de l'estoire dou Graal'' setzen und das damit das erste Werk ist, das den Gral als den Abendmahlskelch festlegt. Textkritische Untersuchungen an diesem Werk zeigen, dass es auf den [[Acta Pilati]], seit dem Mittelalter oft auch als Nikodemusevangelium bezeichnet, basiert. Wahrscheinlich war der Inhalt der in Byzanz verbreiteten Acta Pilati über zitierende Quellen wie ''Vindicta Salvatoris'' oder ''Cura sanitatis Tiberii'' in den Westen gekommen.
Sehr aufschlussreich ist das ebenfalls von Robert de Boron stammende Werk ''Joseph d’Arimathie'', das Textkritiker zeitlich vor dem ''Roman de l’estoire dou Graal'' setzen und das damit das erste Werk ist, das den Gral als den Abendmahlskelch festlegt. Textkritische Untersuchungen an diesem Werk zeigen, dass es auf den [[Acta Pilati]], seit dem Mittelalter oft auch als Nikodemusevangelium bezeichnet, basiert. Wahrscheinlich war der Inhalt der in Byzanz verbreiteten Acta Pilati über zitierende Quellen wie ''Vindicta Salvatoris'' oder ''Cura sanitatis Tiberii'' in den Westen gekommen.
Ein Textvergleich zeigt, dass an den Stellen, wo in den Acta Pilati ein linnenes Grabtuch erwähnt ist, de Boron dieses durch den Abendmahlskelch ersetzt hat. Insbesondere die Stelle, wo [[Joseph von Arimathia]] durch Christus besucht wird und von ihm einen Gegenstand überreicht bekommt, ist in beiden Werken mit ähnlichen Worten wiedergegeben, mit dem Unterschied, dass der Gegenstand in den Acta Pilati das [[Grabtuch]] und im ''Joseph d'Arimathie'' der Abendmahlskelch ist. In den Acta Pilati, 15:6, wird neben dem Grabtuch auch ein Schweisstuch erwähnt, während de Boron schreibt, Joseph von Arimathia hätte durch den Kelch überlebt und wäre dann durch Vespasian befreit worden, welchen das [[Schweisstuch der Veronika]] geheilt hätte, d.h. das Schweisstuch ist von de Boron unverändert aus seinen Quellen übernommen worden, das Grabtuch dagegen in den Abendmahlskelch umgewandelt worden.
Ein Textvergleich zeigt, dass Boron ein linnenes Grabtuch in den Acta Pilati durch den Abendmahlskelch ersetzt hat. Insbesondere die Beschreibung, wie Christus [[Joseph von Arimathia]] besucht und ihm einen Gegenstand überreicht, ist in beiden Werken mit ähnlichen Worten wiedergegeben, mit dem Unterschied, dass der Gegenstand in den Acta Pilati das [[Grabtuch]] und im ''Joseph d’Arimathie'' der Abendmahlskelch ist. In den Acta Pilati 15:6, wird neben dem Grabtuch auch ein Schweißtuch erwähnt, während de Boron schreibt, Joseph von Arimathia habe durch den Kelch überlebt und sei durch [[Vespasian]] befreit worden, welchen das [[Schweißtuch der Veronika]] geheilt habe; d.&nbsp;h., das Schweißtuch ist von de Boron unverändert aus den Quellen übernommen, das Grabtuch dagegen in den Abendmahlskelch umgewandelt worden.
Die etwa 1225 geschriebene ''Vulgate Queste'', die ihrerseits eine Variante der Werke Robert de Borons ist, lässt aus dem Gral einen unbekleideten Christus erscheinen, was kaum beim Gral als Kelch, sehr wohl aber beim Gral als Grabtuch vorstellbar ist.
Die etwa 1225 geschriebene ''Vulgate Queste'', die ihrerseits eine Variante der Werke Robert de Borons ist, lässt aus dem Gral einen unbekleideten Christus erscheinen, was kaum beim Gral als Kelch, sehr wohl aber beim Gral als Grabtuch vorstellbar ist.


=== Wolfram von Eschenbach ===
=== Wolfram von Eschenbach ===
In die deutschsprachige Literatur kommt das Thema etwa zwischen 1200 und 1210 durch [[Wolfram von Eschenbach|Wolframs von Eschenbach]] Übersetzungsbearbeitung von Chrétiens Roman ''[[Parzival]]''. Wolfram erweitert die Erzählung allerdings durch unzählige zusätzliche Quellen. Nicht nur knüpft er aus eigener Initiative und mit großem Nachdruck seinen Helden an das anglonormannische Herrscherhaus [[Anjou]] ([[Plantagenet]]) und zieht eine zweite Linie vom Gral zur Fürstensippe [[Gottfried von Bouillon|Gottfrieds]] und [[Balduin I. (Jerusalem)|Balduins von Bouillon]], sondern nennt auch, um Verwirrung zu stiften oder um eines literarischen Spiels willen, einen Dichter namens "Kyot, den Provenzalen" (wahrscheinlich [[Guiot de Provins]], ca. 1140/50-1210) als seine Hauptquelle. Sein "Ur-Parzival" sei auch das mysteriöse Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern, auf das sich Chretien de Troyes berief, der aber vieles missverstanden habe. Kyot wiederum soll in [[Toledo (Spanien)|Toledo]] ein "heidnisches" Manuskript entdeckt und übersetzt haben, das von einem [[Juden|jüdischen]] [[Astronomie|Astronomen]] namens [[Flegetanis]] geschrieben worden sein soll.
In die deutschsprachige Literatur kommt das Thema etwa zwischen 1200 und 1210 durch [[Wolfram von Eschenbach]] und seine Übersetzungsbearbeitung von Chrétiens Roman ''[[Parzival]]''. Wolfram erweitert die Erzählung durch viele zusätzliche Quellen. Nicht nur knüpft er aus eigener Initiative und mit großem Nachdruck seinen Helden an das anglonormannische Herrscherhaus [[Anjou]] ([[Plantagenet]]) und zieht eine zweite Linie vom Gral zur Fürstensippe [[Gottfried von Bouillon|Gottfrieds]] und [[Balduin I. (Jerusalem)|Balduins von Bouillon]], sondern nennt auch, um Verwirrung zu stiften oder um eines literarischen Spiels willen, einen Dichter namens „Kyot, den Provenzalen“ (wahrscheinlich [[Guiot de Provins]], ca. 1140/50–1210) als seine Hauptquelle. Sein „Ur-Parzival“ sei auch das mysteriöse Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern, auf das sich Chrétien de Troyes berief, der aber vieles missverstanden habe. Kyot wiederum will in [[Toledo]] ein „heidnisches“ Manuskript entdeckt und übersetzt haben, das von einem [[Juden|jüdischen]] [[Astronomie|Astronomen]] namens [[Flegetanis]]<ref>Vgl. etwa Alice E. Lämmert: ''Wolfram’s „Flegetanis“.'' In: ''The Southern Quarterly.'' Band 11, 1973, S. 157–166.</ref> verfasst worden sei.


Ist der Gral bei Chrétien ein Gefäß, so wird er bei Wolfram als Stein oder Steingefäß bezeichnet, das den Namen ''lapis exillis'' trägt, den Gralsrittern Speise und Trank spendet, Verbrennen und Wiedergeburt des [[Phönix (Mythologie)|Phönix]] bewirkt, allein durch seinen Anblick eine Woche vor Tod und vor Alter schützt und Ungetauften unsichtbar ist. Seine Kräfte verdankt er einer an jedem Karfreitag von einer Taube vom Himmel gebrachten Hostie, eine eindeutig eucharistische Symbolik. Auf dem Stein erscheinen die Namen der zum Gral Berufenen.
Ist der Gral bei Chrétien ein Gefäß, so wird er bei Wolfram als Stein oder Steingefäß bezeichnet, das den Namen ''lapis exillis'' trägt, den Gralsrittern Speise und Trank spendet, Verbrennen und Wiedergeburt des [[Phönix (Mythologie)|Phönix]]<ref>Werner Wolf: ''Der Vogel Phoenix und der Gral.'' In: [[Richard Kienast]] (Hrsg.): ''Studien zur deutschen Philologie des Mittelalters. Festschrift für Friedrich Panzer zum 80. Geburtstag.'' Heidelberg 1950, S. 72–95.</ref> bewirkt, allein durch seinen Anblick eine Woche vor Tod und vor Alter schützt und Ungetauften unsichtbar ist. Seine Kräfte verdankt er einer an jedem Karfreitag von einer Taube vom Himmel gebrachten Hostie, eine eindeutig eucharistische Symbolik.<ref>[[Friedrich Ranke]]: ''Zur Symbolik des Grals bei Wolfram von Eschenbach.'' In: [[Heinz Rupp]] (Hrsg.): ''Wolfram von Eschenbach'' (= ''Wege der Forschung.'' Band 57). Darmstadt 1966, S. 38–48.</ref> Auf dem Stein erscheinen die Namen der zum Gral Berufenen.


=== Helinandus ===
=== Helinandus ===
[[Helinandus Frigidimontis]] (um [[1160]] - [[1229]]) berichtet in seiner Chronik von vor [[1204]], dass ein in Britannien lebender Einsiedler eine Vision von dem Hüter eines Kelches, [[Joseph von Arimathia]], hatte. Mit diesem Kelch soll Joseph von Arimathia das [[Blut Christi]] am Kreuz aufgefangen haben.
[[Hélinand von Froidmont]] (um 1160–um 1230) berichtet in seiner Chronik von vor 1204, dass ein in Britannien lebender Einsiedler eine Vision von dem Hüter eines Kelches, [[Joseph von Arimathia]], hatte. Mit diesem Kelch soll Joseph von Arimathia das [[Blut Christi]] am Kreuz aufgefangen haben.


== Moderne Gralsmythen ==
== Moderne Deutungen ==
Die mythische Gralsvorstellung des Hochmittelalters setzt sich bis in die Moderne fort. Bis heute werden Versuche unternommen, seine Geschichte aufzudecken. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer völkischen Umdeutung und nationalistischer Verengung des in ganz Europa verbreiteten, ursprünglich christlichen Gralsmythos und entwickelte sich zu einem der wichtigsten Symbole der völkisch-esoterischen, neuheidnisch-spirituellen Ersatzreligion (Traditionalismus) der Nachaufklärungszeit. In identitären Vorstellungen wird davon ausgegangen, dass der heilige Gral irdischen Erlösern, bzw. Führern Kraft bei der Erschaffung einer neuen Weltordnung zu spenden vermag. Die esoterischen Merkmale des Gralsmythos und des Mythos der heiligen ungarischen Krone sind sich so ähnlich, dass von zwei europäischen Parallelmythen gesprochen werden kann.<ref>{{Literatur |Autor=Magdalena Marsovszky |Titel=Erfindung und Okkultisierung des Magyarentums, der heilige Gral und die heilige ungarische Krone. Völkische Esoterik in Ungarn als Gegenkultur und Modernisierungsabwehr. |Verlag=Springer VS |Ort=Wiesbaden |Datum=2025 |ISBN=978-3-658-48671-6}}</ref>
Die mythische Gralsvorstellung des Hochmittelalters setzt sich ungebrochen bis in die Moderne fort. Bis heute werden Versuche unternommen, seine Geschichte aufzudecken. Die Gralssuche, der in letzter Zeit zahlreiche literarische Versuche und zum Teil auch ernst gemeinte Bücher gewidmet werden, ist somit ein irrationales Signum der gegenaufklärerischen, esoterischen Strömung der Moderne.


=== Der Gral und Maria Magdalena ===
=== Der Gral und Maria Magdalena ===
Die BBC-Reporter Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh interpretieren in ihrem pseudowissenschaftlichen Buch von 1982 ''[[Der heilige Gral und seine Erben]]'' das französische „San Greal“ als bewusst verschlüsseltes „Sang real“, also als „königliches Blut“, ein angeblicher Hinweis auf die Verwandtschaft mit Jesus Christus. Demnach wäre [[Maria Magdalena]] Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu Christi.
Die BBC-Reporter [[Henry Lincoln]], [[Michael Baigent]] und [[Richard Leigh]] interpretieren in ihrem populärwissenschaftlichen Buch von 1982 ''[[Der Heilige Gral und seine Erben]]'' das französische ''San Greal'' als bewusst verschlüsseltes ''Sang real'', also als ‚königliches Blut‘, ein angeblicher Hinweis auf die Verwandtschaft mit Jesus Christus. Demnach wäre [[Maria Magdalena]] Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu Christi.


Die Autoren beziehen sich dabei u. a. auf das [[Apokryphen|apokryphe]] [[Philippusevangelium]], wo in Spruch 55 steht: "Und die Gefährtin von Christus ist Maria Madgalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger, und er küsste sie oftmals auf ihren Mund. Die übrigen Jünger [...] sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?''"
Die Autoren beziehen sich dabei unter anderem auf das [[Apokryphen|apokryphe]] [[Philippusevangelium]], wo in Spruch 55 steht: „Und die Gefährtin Christi ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger, und er küsste sie oftmals auf ihren Mund. Die übrigen Jünger [] sagten zu ihm: ‚Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?‘“ Historisch betrachtet ist dies Spekulation, da die im Fund von [[Nag-Hammadi-Schriften|Nag Hammadi]] (4. Jh.) überlieferte Stelle frühestens etwa 100 Jahre nach dem Leben Jesu von einem unbekannten Autor niedergeschrieben wurde.<ref>[[Siegfried G. Richter]]: ''Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8053-5211-6, S. 110–111.</ref>


Weiter wurde spekuliert, dass Magdalena nach dessen Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Gallien geflohen und dabei von Jesus schwanger gewesen sei. Deshalb soll sie bei ihrer Flucht buchstäblich das Blut Christi mit sich nach Europa getragen haben. Das aus dieser Verbindung entstandene Kind wäre somit der eigentliche ''Heilige Gral'' und das größte Geheimnis der Christenheit. In diesem Kind und seinen Nachfahren lebe somit Jesus Christus und sein Blut bis heute fort. Darüber hinaus wird versucht, eine verwandtschaftliche Verbindung des [[Merowinger|merowingischen]] Königshauses mit dem Haus [[David (Vorname)|David]] bzw. Jesus zu belegen.
Weiter wurde spekuliert, dass Magdalena nach dessen Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Gallien geflohen und dabei von Jesus schwanger gewesen sei. So soll sie bei ihrer Flucht den Samen Christi nach Europa getragen haben. Das aus dieser Verbindung entstandene Kind sei somit der eigentliche ''Heilige Gral'' und das größte Geheimnis der Christenheit. In diesem Kind und seinen Nachfahren lebe Jesus Christus und sein Blut bis heute fort. Darüber hinaus wird versucht, eine verwandtschaftliche Verbindung des [[Merowinger|merowingischen]] Königshauses mit dem Haus David bzw. Jesus zu belegen.


Ursache dieser Spekulationen waren gut gefälschte Dokumente des Franzosen [[Pierre Plantard]] (* 1920 - † 2000), welche die BBC-Reporter für glaubwürdig befunden und aufgegriffen hatten. So begann Plantard in den Sechzigerjahren systematisch Dokumente zu fälschen und sie glaubhaften Stellen, wie Museen, unterzuschieben, wobei er in einigen Fällen sogar begleitende Echtheitszertifikate fälschte. Diese Dokumente wiesen alle auf eine angebliche Geheimgesellschaft [[Prieuré de Sion]] hin, die Stammbäume angeblicher Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena aufbewahre. Zu diesen Nachkommen sollten die fränkischen Merowinger-Könige gehören und auch Pierre Plantard selbst.
Ursache dieser Spekulationen waren gefälschte Dokumente des Franzosen [[Pierre Plantard]] (1920–2000), welche BBC-Reporter für glaubwürdig befunden und aufgegriffen hatten. Plantard begann in den 1960er Jahren systematisch, Dokumente zu fälschen und sie glaubhaften Stellen, wie Museen, unterzuschieben, wobei er in einigen Fällen Echtheitszertifikate fälschte. Diese Dokumente wiesen alle auf eine Geheimgesellschaft [[Prieuré de Sion]] hin, die Stammbäume angeblicher Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena aufbewahre. Zu diesen Nachkommen sollten die fränkischen Merowinger-Könige gehören und auch Pierre Plantard selbst.

In seinem [[Roman]]-Bestseller ''[[Sakrileg (Roman)|Sakrileg]]'' greift [[Dan Brown]] diese Ideen auf und deutet ferner den zart dargestellten Apostel Johannes auf dem Gemälde ''Das letzte Abendmahl'' von [[Leonardo da Vinci]] als Maria Magdalena. Browns mythische Geschichte verwendet als Elemente die in einigen gnostischen [[Apokryphen]] angesprochene Sonderstellung von Maria Magdalena im Kreise Jesu und die Legende, Maria Magdalena habe ihren Lebensabend im heutigen Südfrankreich verbracht. Dieser Roman ist [[2006]] als Kinofilm "[[The Da Vinci Code – Sakrileg]]" erschienen.


=== Der Gral als Schale ===
=== Der Gral als Schale ===
[[Datei:Cáliz de Doña-Urraca.jpg|mini|hochkant|Kelch der Doña Urraca, Basilika San Isidoro, León]]
In einer anderen Interpretation ist der Gral eine Schale, die durch göttliche Fügung in der Ära von [[König David]] in einer Höhle unter dem Kreuzigungshügel [[Golgota]] vor Feinden versteckt wurde. Sie soll Blutstropfen, die vom Kreuz Jesu hinuntergefallen sind, aufgefangen haben. Eine solche, einst als Gral ausgegebene antike [[Achatschale]] wird immer noch in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] der [[Hofburg]] in [[Wien]] aufbewahrt.
[[Datei:Aspecte del sant calze quan va eixir de sant Joan de la Penya el 1399 (facsímil).JPG|mini|Der Kelch von Valencia]]

In einer anderen Interpretation ist der Gral eine Schale, die durch göttliche Fügung in der Ära von König [[David]] in einer Höhle unter dem Kreuzigungshügel [[Golgota]] versteckt wurde. Sie soll Blutstropfen, die vom Kreuz Jesu hinuntergefallen sind, aufgefangen haben. Eine solche, einst als Gral ausgegebene antike [[Achatschale]] wird in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] der [[Hofburg]] in [[Wien]] aufbewahrt.

In anderer Funktion, als [[Abendmahl Jesu|Abendmahlsbecher Jesu]], soll der als Gral angesehene [[Heiliger Kelch|Heilige Kelch]] (span. ''Santo Cáliz'') gedient haben, der in der [[Kathedrale von Valencia]] aufbewahrt wird. In ihrer Dissertation behauptet die spanische Kunsthistorikerin Ana Mafé García, dass dieses Gefäß „mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9%“ authentisch sei, da sie nachweisen konnte, dass der Kelch hebräischer Herkunft sei und aus der Epoche des [[Herodes]] stamme und eine Inschrift an seinem Fuß auf Jesus hinweise. Ihrer Einschätzung nach sei der Kelch in Valencia das einzige erhaltene hebräische Trinkgefäß aus jener Epoche und in dieser Art weltweit.<ref>[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kunsthistorikerin-heiliger-gral-in-valencia-ist-echt ''Kunsthistorikerin: Heiliger Gral in Valencia ist echt''] In: ''[[Katholisch.de]].'' 1. März 2019, abgerufen am 8. März 2019.</ref>

Anders argumentieren die Historiker [[Margarita Torres]] und [[José Miguel Ortega del Rio]], die den in der [[Basilika San Isidoro]] in der nordspanischen Stadt [[León]] ausgestellten Kelch der [[Urraca von Zamora|Doña Urraca]], aufgrund ihrer Untersuchungen als den echten Gral einordnen. Dieser soll vor seiner Verbringung nach Spanien über einen Zeitraum von siebenhundert Jahren in der [[Grabeskirche]] in [[Jerusalem]] aufbewahrt worden sein.<ref>[https://www.merkur.de/welt/heilige-gral-zr-3446962.html ''Ist das der Heilige Gral?''] In: ''[[Merkur-online.de]].'' 31.&nbsp;März 2014, abgerufen am 1.&nbsp;April 2014.</ref><ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/heiliger-gral-touristen-pilgern-zu-kelch-in-nordspanien-a-961949.html ''Touristenansturm: Neuer Platz für angeblichen Kelch Jesu gesucht.''] In: ''Spiegel online.'' 1.&nbsp;April 2014, abgerufen am gleichen Tage.</ref> Die [[Achat]]schale im oberen Teil des Kelches, welche im Zeitraum zwischen 200 vor und 100 [[v. u. Z.|nach unserer Zeitrechnung]] entstanden sei, sei in Jerusalem als Trinkgefäß des Jesus verehrt worden. Dort sei sie gestohlen worden und zunächst nach [[Kairo]] gekommen. In der Folgezeit sei sie ausgeschmückt und zum heutigen Kelch erweitert worden. Ein [[Emir]] im seinerzeit [[Geschichte Spaniens#Islamische Reiche (711–1492)|islamischen Teil Spaniens]] habe sie erhalten, weil er Ägypten während einer Hungersnot geholfen habe. Dieser habe sie dann [[Ferdinand I. (León)|König Ferdinand]], dem Vater von Doña Urraca, zum Geschenk gemacht. All dies hätten Untersuchungen zweier ägyptischer Pergamente aus dem Mittelalter ergeben, welche 2011 entdeckt worden waren.

Der Kirchenhistoriker [[Diarmaid MacCulloch]] von der [[University of Oxford|Universität Oxford]] hingegen bezeichnete die behauptete Verbindung zwischen dem Kelch in León und dem Gral als „idiotisch“. Es sei erkannt, dass die Schale aus dem [[Altertum]] stamme, mehr aber auch nicht.<ref>Tom Whipple: [http://www.theaustralian.com.au/news/world/no-rabbits-guarding-this-holy-grail/story-fnb64oi6-1226871287728# ''No rabbits guarding this ‘Holy Grail’.''] In: ''[[The Australian]].'' 2.&nbsp;April 2014, abgerufen am gleichen Tage. Ursprünglich erschienen unter dem Titel ''Is this garish goblet the true Holy Grail?'' erschienen in der [[The Times|Times]] vom 1.&nbsp;April 2014 (englisch).</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://tenplay.com.au/channel-ten/the-project/top-stories/holy-grail-quest-ended |text=''Holy Grail quest ended?'' |wayback=20140402070432}} [[Network Ten|Tenplay]], ohne Datum, abgerufen am 2.&nbsp;April 2014 (englisch).</ref>


=== Der Gral als Bundeslade ===
== Die Templer als Gralshüter ==
Wolfram von Eschenbach bezeichnet die Gralsritter in seinem ''Parzival'' als „Templeisen“, woraus einige Autoren folgerten, dass die [[Templerorden|Templer]] eine Zeit lang im Besitz und Hüter des Heiligen Grals gewesen sein könnten.
Eine weitere Variante ist, dass der Gral als Synonym für die jüdische [[Bundeslade]] betrachtet wird, in der die zwei von [[Moses]] geschriebenen Tafeln mit den [[10 Gebote]]n aufbewahrt wurden. Demnach müsste der Gral eher eine eckige Kastenform haben. In dieser Variante sollen dem Gral große spirituelle Kräfte innewohnen, da die Lade bzw. der Gral mehrfach mit Gott in Berührung gekommen sei.


Etwa zur gleichen Zeit lässt der anonyme französische Prosaroman ''[[Perlesvaus]]'' den Gral nach der Zerstörung der Gralsburg verschwinden. Perlesvaus ([[Li Contes del Graal|Perceval]]) findet den Gral auf einer geheimnisvollen Insel wieder, wo er von Rittern bewacht wird, die ein rotes Kreuz auf weißen Waffenröcken tragen. Der Gral sei [[1244]] bei der Einnahme von [[Burg Montségur|Montségur]], der Festung der [[Katharer]], in den Besitz der Templer gelangt; die Erzählung des ''Perlesvaus'' wird als Hinweis auf eine Verbringung des Grals nach [[Amerika]] verstanden. Für diese Hypothesen gibt es keine belastbaren Quellen.<ref name=":0" />
==Die Templer als legendäre Gralshüter ==
Wolfgang von Eschenbach bezeichnet die Gralsritter in seinem "Parzival" als "Templeisen", woraus einige Autoren folgerten, dass die [[Templerorden|Templer]] eine Zeit lang im Besitz und Hüter des Heiligen Grals gewesen sein könnten. Aus einer Anklageschrift vom [[12. August]] [[1308]] wird ersichtlich, dass man sie bezichtigte, [[Baphomet|steinerne Köpfe]] als Heiligtümer zu verehren, denen sie die gleichen Eigenschaften und Wunderkräfte wie dem Heiligen Gral zugeschrieben haben sollen. Der Gral sei bei der Einnahme der Festung der [[Katharer]] [[Montségur]] im Jahre [[1244]] in den Besitz der Templer gelangt. Tatsächlich gibt es aber keinen Beweis für diese Hypothese. Dass die Katharer, die alles Materielle und insbesondere auch die Reliquienverehrung ablehnten, in Besitz des Grals waren, ist unwahrscheinlich. Setzt man den Gral allerdings mit dem "Santo Caliz" von Valencia und den Gralskönig Anfortas mit Alfonso I. von Aragon gleich (der in der okzitanischen Landessprache "Anforts" hieß), macht der Hinweis auf die Templer Sinn, denn Alfonso war ein großer Förderer des Ordens und vererbte ihm ein Drittel seines Reiches.


== Die Gralsburg - Identifizierungsversuche ==
== Die Gralsburg Identifizierungsversuche ==
{{Quelle}}
Es gibt keinen sicheren Hinweis darauf, dass der Mythos einer '''Gralsburg''' von einer bestimmten historischen Festung ausgegangen ist. In den Legenden wird sie als versteckt und nahe einem Fluss oder See gelegen geschildert. Nach dem Eintritt der Verwüstung des Landes kann sie nur von einem Menschen reinen Herzens gesehen werden. Das Innere der Burg ist in einigen späten Versionen reich mit Juwelen und Edelsteinen geschmückt. Es existieren zahlreiche alte, als heilig geltende Orte und Gebäude, auf die die Beschreibungen zum Teil zutreffen.
Es gibt keinen Hinweis, dass die Gralsburg eine bestimmte Festung bezeichnet. Die Legenden berichten, dass sie versteckt nahe einem Fluss oder See liege. Nach der Verwüstung des Landes kann sie nur von einem Menschen reinen Herzens gesehen werden. Das Innere der Burg ist in einigen späten Versionen reich mit Juwelen und Edelsteinen geschmückt.


Nach der Gralsburg wurde und wird immer wieder von neuem als real existierende historische Stätte gesucht. Vorwiegend werden Kirchen, Türme, Burgen und Festungsruinen in [[England]] und [[Wales]] mit der Gralsburg in Verbindung gebracht, aber auch an einige Orte in den spanischen und französischen Pyrenäen knüpfen sich Gralssagen. Die spätere (vor allem englische) Verschmelzung von Artus- und Gralssage führt dazu, dass der Gral auch an Orten gesucht wird, zu denen Artus eine besondere Beziehung hat (z. B. Glastonbury, Winchester Castle).
Nach der Gralsburg wurde immer wieder gesucht. Vorwiegend werden Kirchen, Türme, Burgen und Festungsruinen in [[England]] und [[Wales]] mit der Gralsburg in Verbindung gebracht, aber auch an Orte in den spanischen und französischen Pyrenäen knüpfen sich Gralssagen. Die spätere (vor allem englische) Verschmelzung von Artus- und Gralssage führte dazu, dass der Gral auch an Orten gesucht wird, zu denen Artus eine besondere Beziehung gehabt haben soll (z.&nbsp;B. [[Glastonbury]], [[Winchester Castle]]).


Folgende Orte werden oft genannt:
Folgende Orte werden oft genannt:

* Die gesamte Umgebung von [[Glastonbury]] im Südwesten Englands, wo in der [[Glastonbury Abbey|Abtei]] noch heute zur Weihnachtszeit ein wundersamer Dornenstrauch blühen soll und wo angeblich [[1190]] die sterblichen Überreste von [[Artus]] und [[Guinevere]] entdeckt wurden. An der Stelle der im gleichen Ort befindlichen ''St. Mary's Chapel'' soll der Überlieferung nach von Joseph von Arimathia die erste Kirche Europas erbaut worden sein. Der [[Glastonbury Tor]] gilt heute noch als der heiligste Ort Britanniens bzw. als die Verkörperung [[Avalon (Mythologie)|Avalons]]. An seinem Fuß befindet sich der ''Chalice Well'' (Kelchbrunnen), der bekannteste aller Brunnen, die je mit dem Gral in Verbindung gebracht wurden. Dass der Brunnen seit Menschengedenken noch nie versiegt ist, soll damit zusammenhängen, dass einst der Heilige Gral in ihm versteckt wurde.
* Die Umgebung von [[Glastonbury]] im Südwesten Englands, wo in der [[Glastonbury Abbey|Abtei]] noch heute zur Weihnachtszeit ein wundersamer Dornenstrauch blühen soll und wo angeblich [[1190]] die sterblichen Überreste von [[Artus]] und [[Guinevere (Artussage)|Guinevere]] entdeckt wurden. An der Stelle der im selben Ort befindlichen ''St. Mary’s Chapel'' soll Joseph von Arimathia die erste Kirche Europas erbaut haben. Am Fuß des [[Glastonbury Tor]]s befindet sich der [[Chalice Well]] (Kelchbrunnen). Dass der Brunnen seit Menschengedenken nie versiegt ist, soll damit zusammenhängen, dass einst der Heilige Gral in ihm versteckt wurde.
* Winchester Castle in Südengland, in dem noch heute ein runder Tisch aus dem 13. Jahrhundert gezeigt wird, der mindestens seit dem 16. Jahrhundert als die [[Tafelrunde]] König Artus' galt.
* [[Winchester]] Castle in Südengland, in dem heute ein runder Tisch aus dem 13. Jahrhundert gezeigt wird, der mindestens seit dem 16. Jahrhundert als derjenige der [[Tafelrunde]] König Artus’ galt.
* St. Michael's Mount in [[Cornwall]], Südengland.
* St. Michael’s Mount in [[Cornwall]].
* [[Montségur]] in den [[Frankreich|französischen]] Pyrenäen, die letzte Rückzugsfestung der [[Katharer]]-Ritter, die [[1244]] im Albigenserkreuzzug eingenommen wurde. Es gibt ein Gerücht, dass einige der belagerten Zitadelle entfliehen und dabei „den Schatz der Katharer“ retten konnten. Tatsächlich basiert diese u.a. von Otto Rahn vertretene Hypothese aber nur auf einem schwachen etymologischen Argument, denn der unübersehbare Montségur hat nichts gemein mit der versteckten Gralsburg und galt auch den Katharern erst als Zuflucht, als Wolfram den "Parzival" bereits geschrieben hatte.
* [[Burg Montségur|Montségur]] in den [[Frankreich|französischen]] [[Pyrenäen]], die letzte Festung der [[Katharer]]-Ritter, die [[1244]] im [[Albigenserkreuzzug]] eingenommen wurde. Nach [[Otto Rahn]] haben einige Katharer aus der belagerten Zitadelle entfliehen und dabei „den Schatz der Katharer“ retten können.
* ''Munsalvaesche'' (okzitan. ''Montsalvasch'', „Heilsberg“, oder ''Montsauvage'', „Wilder Berg“) nennt Wolfram die Gralsburg. Es ist ungeklärt, ob dies mit einem Ort in den [[Spanien|spanischen]] Pyrenäen zu identifizieren ist. Einer anderen Spekulation zufolge könnte das Vorbild für die Gralsburg die [[Burg Wildenberg]] im [[Odenwald]] sein, an deren Kamin [[Wolfram von Eschenbach]] gerne zu Gast war und dort angeblich sogar Teile seines [[Parzival]] vorgetragen, wenn nicht gar geschrieben hat, denn er spielt an einer Stelle seiner Dichtung auf den riesigen Kamin an, der noch heute zu besichtigen ist.
* [[Wolfram von Eschenbach]] nennt die Gralsburg ''Munsalvaesche'' (okzitan. ''Montsalvasch'', ‚Heilsberg‘, oder ''Montsauvage'', ‚Wilder Berg‘). Es ist nicht zu klären, ob dies ein Ort in den [[Spanien|spanischen]] Pyrenäen sein soll.
* [[San Juan de la Peña]], ein Bergkloster in den spanischen Pyrenäen, das versteckt unter riesigen überhängenden Felsen am Boden eines tief eingeschnittenen Flusstales liegt und nur von Ortskundigen zu finden war. Laut den Überlieferungen und zeitgenössischen Klosterurkunden, deren älteste aus dem Jahre 1134 stammt, verehrten dort im Mittelalter Pilger die Reliquie des ''Santo Cáliz'' (heute in Valencia) als den Heiligen Gral. Wie Hans-Wilhelm Schäfer in ''Kelch und Stein'' aufzeigt, gibt es tatsächlich auffällige Parallelen zwischen den Beschreibungen der Gralsburg und San Juan de la Peña, das zu Füßen des ''Mons Salvatoris'' liegt, der in der okzitanischen Landessprache Aragons auch ''Mont Salvatge'' hieß. Auch den Gralskönig ''Amfortas'' gibt es hier in Gestalt des aragonischen Königs Alfonso I. "el Batallador", in der Landessprache ''Anforts'' genannt, der 1134 zum Sterben in das Kloster gebracht wurde. Sein treuester Gefährte war der französische Ritter ''Rotrou Perche de Val'', den [[Michael Hesemann]] als den historischen ''Perceval'' identifizierte.
* Weitgehend als gesichert gilt, dass Wolfram von Eschenbach seine Grals-Erzählung [[Parzival]] teilweise auf der [[Burg Wertheim#Niederschrift des Parzival|Burg Wertheim]] und der [[Burg Wildenberg (Kirchzell)#Niederschrift des Parzival|Burg Wildenberg]] im [[Odenwald]] schrieb. Die beiden Orte nennt er in den Kapiteln 4 und 5.
* In der Kathedrale von [[Valencia (Spanien)|Valencia]] wird in einer Seitenkapelle ein Kelch aus [[Achat]] (''Santo Cáliz'') als Reliquie aufbewahrt, der von den Gläubigen als der Heilige Gral verehrt wird. Er trägt tatsächlich eine arabische Inschrift, die unterschiedlich interpretiert wird. Der spanische Archäologe Antonio Beltrán las ''li-z-zāḥira'', Schäfer dagegen ''al-labṣit aṣ-ṣilliṣ'', was mit der wolframschen Angabe "lapsit exillis" übereinstimme. Letzteres ist allerdings vom arabischen Vokabular her sinnlos, "lapsit exillis" ist vermutlich ein von dem des Lateinischen nicht mächtigen Wolfram korrumpiertes ''lapis ex coelis'' - "Stein aus dem Himmel".
[[Datei:Felsenkloster San Juan de la Pena.jpg|mini|San Juan de la Peña, wo laut Legende der Heilige Gral aufbewahrt wurde]]
Experten datieren den mörserförmigen Steinbecher in das 1. Jahrhundert vor Christus. schäfer trägt die Hypothese vor, der in Valencia aufbewahrte Kelch sei der '''Abendmahlskelch Jesu''', der in frühchristlicher Zeit von den Päpsten in Rom aufbewahrt wurde und von dort nach Spanien gelangte. Bei einem Besuch [[Benedikt XVI.|Benedikts XVI.]] in Valencia im Juli 2006 wurde der "Santo Cáliz" dem Papst präsentiert, der am nächsten Tag mit ihm vor einer Million Menschen eine hl. Messe feierte.
* ''Munsalvaesche'' ist auch mit der [[Burgruine Montsalvens]] im schweizerischen [[Greyerzbezirk|Greyerzerland]] in Verbindung gebracht worden.<ref>[[Eduard Studer]]: ''Von mancherlei Schwierigkeiten, den Gral zu finden.'' Abschiedsvorlesung, gehalten an der Universität Freiburg Schweiz am 22. Juni 1988. Universitätsverlag, Freiburg im [[Üechtland]] 1989, ISBN 3-7278-0639-7, S. 34.</ref>
* Die spätantike [[Achatschale]], eines der beiden „unveräußerlichen Erbstücke des Hauses [[Habsburg]]“, befindet sich in der [[Schatzkammer (Hofburg)|Schatzkammer]] des [[Kunsthistorisches Museum Wien|Kunsthistorischen Museums]] in der [[Wien]]er [[Hofburg]]. Sie wurde lange Zeit für den Heiligen Gral gehalten, da sie eine feine Äderung besitzt, die als geheimnisvolle Schrift interpretiert wurde.
* [[Kloster San Juan de la Peña|San Juan de la Peña]], ein Kloster in den spanischen [[Pyrenäen]], das versteckt unter riesigen überhängenden Felsen am Boden eines tief eingeschnittenen Flusstales liegt. Laut den Klosterurkunden verehrten dort im Mittelalter Pilger die Reliquie des ''[[Heiliger Kelch|Santo Cáliz]]'' (heute in [[Valencia]]) als den Heiligen Gral; die mögliche Ersterwähnung von 1135 ist allerdings kein schlüssiger Beleg, während das Gefäß erst 1399 zweifelsfrei urkundlich fassbar ist.<ref>Richard Barber: ''The Holy Grail: Imagination and Belief'', Cambridge 2004, S. 169.</ref> Wie [[Hans-Wilhelm Schäfer]] in ''Kelch und Stein'' und [[Michael Hesemann]] in ''Die Entdeckung des Heiligen Grals'' aufzuzeigen meinen, gibt es Parallelen zwischen den Beschreibungen der Gralsburg und San Juan de la Peña, das zu Füßen des ''Mons Salvatoris'' liegt, der in der okzitanischen Landessprache Aragons auch ''Mont Salvatge'' hieß.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Dr Meinolf Rode |Titel=Die Templer - Ein Einblick und Überblick |Verlag=Lulu.com |Sprache=de |ISBN=9781470969202 |Seiten=269}}</ref> Auch den Gralskönig [[Amfortas]] gibt es hier in Gestalt des aragonischen Königs [[Alfons I. (Aragón)|Alfons I.]] „el Batallador“, in der Landessprache ''Anforts'' genannt, der 1134 zum Sterben in das Kloster gebracht wurde. Sein treuester Gefährte war der französische Ritter [[Rotrou III. (Perche)|''Rotrou Perche de Val'']], den Michael Hesemann als den historischen ''Perceval'' identifizierte. Widerspruch erntete Schäfer dabei vom Arabisten [[Paul Kunitzsch]], der besonders dessen angebliche Lesart der Inschrift am Fuß des Gefäßes kritisiert.<ref>Paul Kunitzsch: ''Erneut: Der Orient in Wolframs 'Parzival''', in: [[Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur]], 113. Bd., H. 2 (1984/2), S. 98–104.</ref>
* In der [[Kathedrale von Valencia]] wird in einer Seitenkapelle ein Kelch aus [[Achat]] ''(Santo Cáliz)'' aufbewahrt, der von den Gläubigen als der Heilige Gral verehrt wird. Er trägt eine arabische Inschrift. Der spanische Archäologe [[Antonio Beltrán]] las ''li-z-zāḥira'', Schäfer dagegen ''al-labṣit aṣ-ṣilliṣ'', was mit der wolframschen Angabe ''lapsit exillis'' übereinstimme. Letzteres ist allerdings vom arabischen Vokabular her sinnlos, ''lapsit exillis'' ist vermutlich ein von dem des Lateinischen nicht mächtigen Wolfram korrumpiertes ''lapis ex coelis'' (‚Stein aus dem Himmel‘).<br />Experten datieren den mörserförmigen Steinbecher in das 1. Jahrhundert vor Christus. Auch Hesemann trägt die Hypothese vor, der in Valencia aufbewahrte Kelch sei der Abendmahlskelch Jesu, der in frühchristlicher Zeit von den Päpsten in Rom aufbewahrt wurde und von dort nach Spanien gelangte. Bei einem Besuch [[Benedikt XVI.|Benedikts XVI.]] in Valencia im Juli 2006 wurde der „Santo Cáliz“ dem Papst präsentiert, der am nächsten Tag mit ihm vor einer Million Menschen eine heilige Messe feierte.
* Die spätantike [[Achatschale]], eines der beiden „unveräußerlichen Erbstücke des Hauses [[Habsburg]]“, befindet sich in der [[Schatzkammer (Hofburg)|Schatzkammer]] des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] in der [[Wien]]er [[Hofburg]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wiener-schatzkammer.at/heiliger-gral.html |titel=Wiener Schatzkammer: der Heilige Gral, die Achatschale in der Hofburg Wien |abruf=2025-11-15}}</ref> Die Schale wurde lange Zeit für den Heiligen Gral gehalten, da sie eine feine Äderung besitzt, die als geheimnisvolle Schrift interpretiert wurde.


== Der Gral in der Kunst ==
== Der Gral in der Kunst ==
=== Musik ===
=== Musik ===
Grals- und Parzivalmotive tauchen seitdem in der europäischen Literatur und Kunst in vielerlei Variationen auf. Eine der bekanntesten künstlerischen Darstellungen ist die [[Oper]] [[Parsifal]] von [[Richard Wagner]].
Grals- und Parzivalmotive tauchen seitdem in der europäischen Literatur und Kunst in vielerlei Variationen auf. Eine der bekanntesten künstlerischen Darstellungen ist das 1882 als ''Bühnenweihfestspiel'' in [[Bayreuther Festspiele|Bayreuth]] uraufgeführte Werk [[Parsifal]] von [[Richard Wagner]]. Auch in Wagners Oper [[Lohengrin]] spielt die Sage vom heiligen Gral eine wichtige Rolle, insbesondere in der [[Gralserzählung]] zum Ende des dritten Akts („In fernem Land, unnahbar Euren Schritten“).

Die Legende vom Gral inspirierte die französische Sängerin und Songwriterin [[Nolwenn Leroy]] zu ihrem Lied ''Mystère'', das 2005 auf ihrem Album ''Histoires Naturelles'' veröffentlicht wurde ("Mais comment ai-je pu trouver normal / Que le Graal ne soit que de métal ?").

=== Bildende Kunst ===
[[Datei:Gralsucher an der Polizeiinspektion Apolda.JPG|mini|Gralsucher (2002) von Anne-Katrin Altwein<ref>{{Internetquelle |url=https://www.anne-katrin-altwein.de/BronzeGralsucher.htm |titel=Anne-Katrin Altwein |abruf=2020-12-19}}</ref> als Bronzeplastik vor der Polizei-Inspektion im thüringischen [[Apolda]]]]


=== Film ===
=== Film ===
In zahlreichen Filmen begeben sich die Helden auf die Suche nach dem Gral oder dessen Entsprechung. Eine Auswahl:
In zahlreichen Filmen begeben sich die Helden auf die Suche nach dem Gral oder dessen Entsprechung. Eine Auswahl:
* Dokumentationen zum Heiligen Gral:
* Dokumentationen zum Heiligen Gral:
** ''[[Parsifal – Indiana Jones und Richard Wagner]]'' (Österreich 2005)
** [http://www.tellus-film.com/spurensuche Mythos Heiliger Gral] (Deutschland 2005) Neue Dokumentation in TV-Standard über die Spuren des Heiligen Grals in Frankreich und Deutschland mit neuen Erkenntnissen
** ''Terra X – Im Zeichen des heiligen Blutes.'' 40 Minuten, Deutschland 2001, zdf neo
** ''[[Terra X – König Artus – Die Suche nach dem heiligen Gral]]'' (Deutschland, 2000)
* Verfilmungen der Artussage, in denen die Gralssuche vorkommt:
* Verfilmungen der Artussage, in denen die Gralssuche vorkommt:
** [[Excalibur (Film)|Excalibur]] (USA 1981) ({{IMDb Titel|tt0082348|Excalibur}})
** ''[[Excalibur (Film)|Excalibur]]'' (USA 1981)
** [[Die Nebel von Avalon (Film)|Die Nebel von Avalon]] (USA/Deutschland/Tschechien 2001) ({{IMDb Titel|tt0244353|The Mists of Avalon}})
** ''[[Die Nebel von Avalon (Film)|Die Nebel von Avalon]]'' (USA/Deutschland/Tschechien 2001)
* Filme und Serien, in denen der Heilige Gral eine zentrale Rolle spielt:
* Filme und Serien, in denen der Heilige Gral eine zentrale Rolle spielt:
** [[Indiana Jones und der letzte Kreuzzug]] (USA 1989) ({{IMDb Titel|tt0097576|Indiana Jones and the Last Crusade}})
** ''[[Indiana Jones und der letzte Kreuzzug]]'' (USA 1989)
** [[Merlin (TV)|Merlin]] (13-teilige TV-Serie, Deutschland 1980) ({{IMDb Titel|tt0258362|Merlin (TV-Serie)}})
** ''[[Merlin (Fernsehserie, 1979)|Merlin]]'' (13-teilige TV-Serie, Deutschland 1980)
** ''[[König der Fischer]]'' (USA 1991)
** [[Das Vermächtnis der Tempelritter]] (USA 2004) ({{IMDb Titel|tt0368891|National Treasure}})
** ''[[Das Blut der Templer]]'' (Deutschland 2004)
** [[König der Fischer]] (USA 1991) ({{IMDb Titel|tt0101889|The Fisher King}})
** ''[[The Da Vinci Code – Sakrileg]]'' (USA 2005/2006)
** [[Das Blut der Templer]] (Deutschland 2004) ({{IMDb Titel|tt0412522|Das Blut der Templer}})
** ''[[Das verlorene Labyrinth (Fernsehfilm)|Das verlorene Labyrinth]]'' (zweiteiliger Fernsehfilm, Deutschland/Großbritannien/USA 2012)
** [[The Da Vinci Code – Sakrileg]] (USA 2005/2006)
** ''[[Fate/stay night]]'' (Japan 2005)
** ''[[Fate/Zero]]'' (Japan 2011)
** ''[[Knightfall (Fernsehserie)|Knightfall]]'' (USA 2018)
* Parodien:
* Parodien:
** [[Monty Python]]s [[Die Ritter der Kokosnuss]] (Großbritannien 1975) ({{IMDb Titel|tt0071853|Monty Python and the Holy Grail}})
** [[Monty Python]]s ''[[Die Ritter der Kokosnuß]]'' (Großbritannien 1975)
** [[Sven Unterwaldt]]s ''[[U-900]]'' (Deutschland 2008)


=== Spiele ===
=== Spiele ===
Brett-, oder Computerspiele, die den heiligen Gral thematisieren:
Computerspiele, die den heiligen Gral thematisieren:
* The Holy Grail (1984)
* ''The Holy Grail.'' 1984.
* Lancelot (1988)
* ''Lancelot.'' 1988.
* [[Indiana Jones and the Last Crusade]] - Action Game (1989)
* ''[[Indiana Jones and the Last Crusade]]'' (1989)
* Grailquest (1989)
* ''Grailquest.'' 1989.
* Conquests of Camelot: The Search for the Grail (1990)
* ''Conquests of Camelot: The Search for the Grail'' (1990)
* Monty Python & The Quest for the Holy Grail (1996)
* ''Monty Python & The Quest for the Holy Grail'' (1996)
* [[Gabriel Knight]] 3 (1999)
* ''[[Gabriel Knight]] 3'' (1999)
* ''[[Fate/stay night]]'' (2004)
* The Da Vinci Code (2006)
* ''The Da Vinci Code.'' 2006.
* Ein Online-Adventure, bei dem sich der Spieler auf die Suche nach dem sagenumwobenen Lapsit Excillis begeben muss: [http://www.wildenburg-spiel.de www.wildenburg-spiel.de]
* ''[[Stronghold Legends]]'' (2006)
* ''[[The First Templar]]'' (2011)


=== Belletristik ===
=== Belletristik ===
In seinem [[Roman]]-Bestseller ''[[Sakrileg (Roman)|Sakrileg]]'' greift [[Dan Brown]] die Ideen von Henry Lincoln et al. auf und deutet ferner den zart dargestellten Apostel Johannes auf dem Gemälde ''[[Das Abendmahl (Leonardo da Vinci)|Das letzte Abendmahl]]'' von [[Leonardo da Vinci]] als Maria Magdalena. Browns Geschichte verwendet als Elemente die in einigen gnostischen [[Apokryphen]] angesprochene Sonderstellung von Maria Magdalena im Kreise Jesu und die Legende, Maria Magdalena habe ihren Lebensabend im heutigen Südfrankreich verbracht. Dieser Roman ist 2006 als Kinofilm ''[[The Da Vinci Code – Sakrileg]]'' erschienen.

Ebenso hat [[Peter Berling]] in seinem „Gralszyklus“ (5 Bücher, mit Vorgeschichte 8 Bücher) diese Geschichte aufgenommen, in der er dieser [[Prieuré de Sion]] den Schutz zweier Kinder überträgt, deren Abstammung einmal auf den [[Staufer]]kaiser und zum anderen auf das Haus [[Trencavel]] (Carcassonne) und damit auf das Sang Real, Sangral, das Heilige Blut zurückgeht und die ein Friedenskönigtum begründen sollen. Die „Kinder des Gral“ wurden kurz vor dem Fall von [[Montségur]] gerettet. Eine Gruppe von Rittern ([[Tempelritter]]n und [[Deutschritter]]n), Muslimen, [[Katharer]]n, [[Assassinen]] unterstützt diese Geheimgesellschaft bei der Umsetzung des „Großen Planes“.

* [[Peter Berling]]:
* [[Peter Berling]]:
** ''Ritter zum heiligen Grab.'' 2009 (Vorgeschichte zum Gralszyklus)
** ''Die Kinder des Gral'', Bergisch Gladbach 1991 (Grals-Zyklus Band I, [http://home.arcor.de/karger/buechernachlese-archiv/uk_berling_peter_gral.html Rezension])
** ''Franziskus oder das zweite Memorandum.'' 1990 (Vorgeschichte zum Gralszyklus)
** ''Das Blut der Könige'', 1993 (Grals-Zyklus Band II)
** ''Die Krone der Welt'', 1995 (Grals-Zyklus Band III)
** ''[[Die Ketzerin]].'' 2000 (Vorgeschichte zum Gralszyklus)
** ''[[Die Kinder des Gral (Romanreihe)|Die Kinder des Gral.]]'' 1991 (Grals-Zyklus Band I)
** ''Der schwarze Kelch'', 1997 (Grals-Zyklus Band IV, [http://home.arcor.de/karger/buechernachlese-archiv/uk_berling_peter_kelch.html Rezension])
** ''[[Die Kinder des Gral (Romanreihe)|Das Blut der Könige.]]'' 1993 (Grals-Zyklus Band II)
** ''Der Kelim der Prinzessin'', 2005 (Grals-Zyklus Band V, [http://home.arcor.de/karger/buechernachlese-archiv/uk_berling_peter_der-kelim-der-prinzessin.html Rezension])
** ''[[Die Kinder des Gral (Romanreihe)|Die Krone der Welt.]]'' 1995 (Grals-Zyklus Band III)
** ''[[Die Kinder des Gral (Romanreihe)|Der schwarze Kelch.]]'' 1997 (Grals-Zyklus Band IV)
** ''[[Die Kinder des Gral (Romanreihe)|Der Kelim der Prinzessin.]]'' 2005 (Grals-Zyklus Band V)
* [[Marion Zimmer Bradley]]:
* [[Marion Zimmer Bradley]]:
** ''[[Die Nebel von Avalon]]'', Frankfurt / Main 1984
** ''[[Die Nebel von Avalon]].'' Frankfurt am Main 1984
* [[Dan Brown]]:
* [[Dan Brown]]:
** ''[[Sakrileg (Roman)|Sakrileg]]'', Lübbe 2004, ISBN 3785721528
** ''[[Sakrileg (Roman)|Sakrileg]].'' Lübbe 2004, ISBN 3-7857-2152-8.
* Vera Chapman:
* Vera Chapman:
** ''Die drei Desmoiselles'', München 1984
** ''Die drei Demoiselles.'' München 1984
* [[Bernard Cornwell]]:
* Rob MacGregor:
** ''[[Bernard Cornwell#The Grail Quest / Die Gralssuche|The Grail Quest]].'' 2000 ff.
** ''[[Indiana Jones und der letzte Kreuzzug]]'', München 1989
* [[Susan Cooper]]:
* [[Mary Stewart (Autorin)|Mary Stewart]]:
** ''Bevor die Flut kommt.'' 1965.
** ''Flammender Kristall'', München 1989
** ''Der Erbe'', München 1989
** ''Greenwitch.'' 1974.
* Simon Cross:
** ''Merlins Abschied'', München 1989
** ''Es wird dich rufen.'' Blue Screen Entertainment, Ludwigsburg 2011, ISBN 978-3-9810305-7-0.
* [[T. H. White]]:
* [[Pierre Dietz]]:
** ''Das Buch Merlin'', Knaur, Düsseldorf / Köln 1980, ISBN 3426010321
** ''King Artus und das Geheimnis von Avalon.'' Historischer Roman, Edition AV, Bodenburg 2019, ISBN 978-3-86841-235-2.
** ''Der König auf Camelot'', Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3608937137
* [[Umberto Eco]]:
* [[Umberto Eco]]:
** ''[[Das Foucaultsche Pendel]].'' übers. v. Burkhart Kroeber. [[Carl Hanser Verlag|Hanser]], München 1989.
** ''[[Baudolino]]'', Mailand 2000; deutsch: München (Hanser) 2000
** ''[[Baudolino]].'' Mailand 2000; deutsch: Hanser, München 2000.
* [[Helene Luise Köppel]]:
* [[Helene Luise Köppel]]:
** ''Die Erbin des Grals'', Rütten & Loening, Berlin 2003, ISBN 3-352-00702-0
** ''Die Erbin des Grals.'' Rütten & Loening, Berlin 2003, ISBN 3-352-00702-0.
** ''Die Ketzerin vom Montségur'',Aufbau-Taschenbuchverlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-1869-X.
** ''Die Ketzerin vom Montségur.'' Aufbau-Taschenbuchverlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-1869-X.
** ''Die Geheimen Worte'', Rütten & Loening, Berlin, 2005, ISBN 3-352-00718-7
** ''Die geheimen Worte.'' Rütten & Loening, Berlin 2005, ISBN 3-352-00718-7.
* Bettina Lehmann:
** ''Anholtica, Edition 1, Der Heilige Gral.'' Ostina Verlag, Hinsdorf 2007, ISBN 978-3-9809604-2-7.
* [[Iny Lorentz]]:
** ''[[Die List der Wanderhure]].'' Historischer Roman. Droemer Knaur, München 2014, ISBN 978-3-426-66381-3.
* Rob MacGregor:
** ''Indiana Jones und der letzte Kreuzzug.'' München 1989.
* [[Kate Mosse]]:
* [[Kate Mosse]]:
** ''Das verlorene Labyrinth'', Droemer Verlag, deutsche Ausgabe(c): München 2005, ISBN 3-426-19660-3
** ''Das verlorene Labyrinth.'' deutsche Ausgabe: Droemer Verlag, München 2005, ISBN 3-426-19660-3.
* [[J. J. Preyer]]:
** ''Gralsspur.'' Oerindur Verlag, Steyr 2007, ISBN 978-3-902291-20-2.
* [[Rainer M. Schröder]]:
* [[Rainer M. Schröder]]:
** ''[[Die Bruderschaft vom Heiligen Gral]]'', Arena Verlag, Würzburg
** ''[[Die Bruderschaft vom Heiligen Gral]].'' (Trilogie), Arena Verlag, Würzburg 2006 f., ISBN 978-3-401-50080-5.
* [[Mary Stewart (Autorin)|Mary Stewart]]:
* Bettina Lehmann:
** ''Flammender Kristall.'' München 1989.
** ''Anholtica, Edition 1, Der Heilige Gral'', Ostina Verlag, Hinsdorf, 2007, ISBN 978-3-9809604-2-7
** ''Der Erbe.'' München 1989.
** ''Merlins Abschied.'' München 1989.
* [[T. H. White]]:
** ''Das Buch Merlin.'' Knaur, Düsseldorf/Köln 1980, ISBN 3-426-01032-1.
** ''Der König auf Camelot.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-93713-7.


== Bibliographie (Auswahl) ==
== Bibliographie ==
=== Quellentexte ===
=== Quellentexte ===
* Philippe Walter & Daniel Poirion (Hrsg.): ''Le Livre du Graal. tome I, Joseph d'Arimathie – Merlin – Les Premiers Faits du roi Arthur'', 2001, [[Bibliothèque de la Pléiade]] ISBN 2070113426<br />(Erster von voraussichtlich drei Bänden. Außergewöhnlich gut ausgestattete Neuausgabe; ausführlich kommentiert, zweisprachig Original und Neufranzösisch)
* Philippe Walter, [[Daniel Poirion]] (Hrsg.): ''Le Livre du Graal. tome I, Joseph d’Arimathie – Merlin – Les Premiers Faits du roi Arthur.'' [[Bibliothèque de la Pléiade]], 2001, ISBN 2-07-011342-6.<br />(Erster von voraussichtlich drei Bänden. Außergewöhnlich gut ausgestattete Neuausgabe; ausführlich kommentiert, zweisprachig Original und Neufranzösisch)
* [[Chrétien de Troyes]]: ''Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal. Der Percevalroman oder Die Erzählung vom Gral'', übersetzt und herausgegeben von Felicitas Olef-Krafft, Stuttgart (Reclam) 1991, ISBN 3-15-008649-3
* [[Chrétien de Troyes]]: ''Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal. Der Percevalroman oder Die Erzählung vom Gral.'' übersetzt und herausgegeben von Felicitas Olef-Krafft. Reclam, Stuttgart 1991, ISBN 3-15-008649-3.
* [[Konrad Sandkühler]] (Übers.): ''Chrestien de Troyes „Perceval“ oder die Geschichte vom Graal.'' Stuttgart 1963. (4. Auflage ebenda 1973)
* [[Thomas Malory]]: ''Die Geschichte von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde'', Übersetzung von H. Findeisen nach K. Lachmann, Frankfurt / Main 1977
* [[Thomas Malory]]: ''Die Geschichte von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde.'' Übersetzung von H. Findeisen nach K. Lachmann. Frankfurt am Main 1977.
* [[Wolfram von Eschenbach]], "Parzival", Reclam ISBN 3150074517
* [[Wolfram von Eschenbach]]: ''Parzival.'' Reclam, ISBN 3-15-007451-7.


=== Fachwissenschaftliche Literatur ===
=== Fachwissenschaftliche Literatur ===
* Richard Barber: ''Der heilige Gral. Geschichte und Mythos'', Düsseldorf und Zürich 2004 ISBN 3-538-07203-5
* Richard Barber: ''Der heilige Gral. Geschichte und Mythos.'' Düsseldorf/Zürich 2004, ISBN 3-538-07203-5.
* Hans Bayer: ''Gralsburg und Minnegrotte. Die religiös-ethische Heilslehre Wolframs von Eschenbach und Gottfrieds von Strassburg'' (= ''Philologische Studien und Quellen.'' Band 93). Berlin 1978, ISBN 3-503-01268-0.
* Adolf Birch-Hirschfeld: ''Die Sage vom Gral – Ihre Entwicklung und dichterische Ausbildung in Frankreich und Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert, eine literarhistorische Untersuchung'', Wiesbaden 1969
* Hans Bayer: ''Gral. Die hochmittelalterliche Glaubenskrise im Spiegel der Literatur.'' 1. Halbband (= ''Monographien zur Geschichte des Mittelalters.'' Band 28, 1.) Stuttgart 1983, ISBN 3-7772-8317-7.
* Konrad Burdach: ''Der Gral. Forschungen über seinen Ursprung und seinen Zusammenhang mit der Longinuslegende'', Darmstadt 1974, ISBN 3-534-06808-4 (zuerst Stuttgart 1938)
* [[Adolf Birch-Hirschfeld]]: ''Die Sage vom Gral – Ihre Entwicklung und dichterische Ausbildung in Frankreich und Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert, eine literarhistorische Untersuchung.'' Wiesbaden 1969.
* Roger S. Loomis: ''The Grail. From Celtic Myth to Christian Symbol'', 1963
* [[Helmut Brall-Tuchel|Helmut Brall]]: ''Gralsuche und Adelsheil.'' Heidelberg 1983.
* Volker Mertens: ''Der Gral. Mythos und Legende'', Stuttgart 2003, Reclam, ISBN 3150182611
* [[Konrad Burdach]]: ''Der Gral. Forschungen über seinen Ursprung und seinen Zusammenhang mit der Longinuslegende.'' Darmstadt 1974, ISBN 3-534-06808-4 (zuerst Stuttgart 1938).
* Schäfer, Hans-Wilhelm: ''Kelch und Stein. Untersuchungen zum Werk Wolframs von Eschenbach.'' Frankfurt/Main 1983.
* Matthias Egeler: ''Der Heilige Gral. Geschichte und Legende.'' C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73972-9.
* Annie Faugère: ''Les Origines orientales du graal chez Wolfram von Eschenbach. Etat des Recherches'' (= ''[[Göppinger Arbeiten zur Germanistik]].'' Band 264). Göppingen 1979.
* [[Wolfgang Golther]]: ''Parzival und der Gral in der Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit.'' Stuttgart 1925.
* Roger S. Loomis: ''The Grail. From Celtic Myth to Christian Symbol.'' 1963.
* [[Volker Mertens]]: ''Der Gral. Mythos und Legende.'' Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018261-1.
* Hans-Wilhelm Schäfer: ''Kelch und Stein. Untersuchungen zum Werk Wolframs von Eschenbach.'' Frankfurt am Main 1983.
* Ingeborg Dillenburger: ''Die Gralsagen<!-- sic! --> – ihre Wurzeln und ihre Wandlungen.'' Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5046-9.
* [[Ingvild Richardsen]]: ''Europa – Land des Heiligen Gral''? In: ''Europäisches Erbe des Mittelalters: Kulturelle Integration und Sinnvermittlung einst und jetzt.'' Ausgewählte Beiträge der Sektion II »Europäisches Erbe« des Deutschen Germanistentages 2010 in Freiburg/Breisgau. Hrsg. v. v Ina Karg. Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-828-7, S. 147–166.


=== Populär- und Pseudowissenschaftliche Literatur ===
=== Populär- und pseudowissenschaftliche Literatur ===
* Ulrich Bahrs: ''Gral-Wanderer'', 1928
* Ulrich Bahrs: ''Gral-Wanderer.'' 1928.
* Michael Baigent, Richard Leigh, Henry Lincoln: ''Der Heilige Gral und seine Erben'', Orbis Verlag 2002, ISBN 3572013143
* [[Michael Baigent]], Richard Leigh, [[Henry Lincoln]]: ''Der Heilige Gral und seine Erben. Ursprung und Gegenwart eines geheimen Ordens. Sein Wissen und seine Macht.'' (''The Holy Blood and the Holy Grail''. Englische Erstausgaben 1982 und 1983) Übersetzt von Hans E. Hausner. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1984, ISBN 3-7857-0370-8; 19. Auflage ebenda 2004.
* Julius Evola: ''Das Mysterium des Grals'', ISBN 3926370394
* [[Julius Evola]]: ''Das Mysterium des Grals.'' ISBN 3-926370-39-4.
* Laurence Gardner: ''Bloodline of the Holy Grail'', ISBN 1-85230-870-2
* [[Laurence Gardner]]: ''Bloodline of the Holy Grail.'' ISBN 1-85230-870-2.
* Wolfgang Greiner: ''Grals-Geheimnisse'', Berlin 1926
* Wolfgang Greiner: ''Grals-Geheimnisse.'' Berlin 1926.
* Malcolm Godwin: ''Der Heilige Gral – Ursprung, Geheimnis und Deutung einer Legende'', Bechtermünz Verlag 1994, ISBN 3-453-08025-4 –
* Malcolm Godwin: ''Der Heilige Gral – Ursprung, Geheimnis und Deutung einer Legende.'' Bechtermünz Verlag, 1994, ISBN 3-453-08025-4 –
* Michael Hesemann: ''Die Entdeckung des Heiligen Grals - Das Ende einer Suche'', München 2003, ISBN 3-629-01659-6
* [[Michael Hesemann]]: ''Die Entdeckung des Heiligen Grals Das Ende einer Suche.'' München 2003, ISBN 3-629-01659-6.
* Bertram Kircher (Hrsg.): ''Das Buch vom Gral – Mythen, Legenden und Dichtungen um das größte Geheimnis des mittelalterlichen Abendlandes'', München 1989
* Bertram Kircher (Hrsg.): ''Das Buch vom Gral – Mythen, Legenden und Dichtungen um das größte Geheimnis des mittelalterlichen Abendlandes.'' München 1989.
* Hans-Jürgen Lange: ''Otto Rahn und die Suche nach dem Gral'', ISBN 3927940453
* Hans-Jürgen Lange: ''Otto Rahn und die Suche nach dem Gral.'' ISBN 3-927940-45-3.
* Hubert Lampo: ''Artus und der Gral'', München 1985
* [[Hubert Lampo]]: ''Artus und der Gral.'' München 1985.
* John Matthews: ''Der Gral – Die Suche nach dem Ewigen'', Braunschweig 1992
* John Matthews: ''Der Gral – Die Suche nach dem Ewigen.'' Braunschweig 1992.
* [[Mieke Mosmuller]]: ''Der Heilige Gral.'' Occident Verlag, Baarle-Nassau 2007, ISBN 978-3-00-021871-2.
* Otto Rahn: ''Kreuzzug gegen den Gral'', ISBN 3927940712
* [[Otto Rahn]]: ''Kreuzzug gegen den Gral.'' ISBN 3-927940-71-2.
* Trevor Ravencroft: ''Der Kelch des Schicksals – Die Suche nach dem Gral'', Basel 1982
* [[Trevor Ravencroft]]: ''Der Kelch des Schicksals – Die Suche nach dem Gral.'' Basel 1982.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Keltischer Kesselkult]]
* [[Rennes-le-Château]], [[Prieuré de Sion]]
* [[Rennes-le-Château]], [[Prieuré de Sion]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Holy Grail|Heiliger Gral}}
* Tilman Spreckelsen: [https://www.faz.net/aktuell/wissen/der-heilige-gral-hoffentlich-wird-er-nie-gefunden-1796467.html ''Hoffentlich wird er nie gefunden.''] In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.'' 31. Mai 2009.


== Einzelnachweise ==
{{Commons|Category:Holy Grail|Heiliger Gral}}
<references />


{{Gesprochene Wikipedia|Heiliger_Gral.ogg| }}
{{Gesprochene Version
|datei = De-Heiliger Gral-article.ogg
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|geschlecht = weiblich
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4021799-1|REMARK=Begriff: „Gral“.}}


[[Kategorie:Artusepik]]
[[Kategorie:Artusepik]]
[[Kategorie:Christliche Mythologie]]
[[Kategorie:Christliche Mythologie]]
[[Kategorie:Fiktiver Gegenstand]]
[[Kategorie:Mythologischer Gegenstand]]
[[Kategorie:Heiligtum]]
[[Kategorie:Heiligtum]]
[[Kategorie:Kultgefäß (Einzelstück)]]

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Aktuelle Version vom 15. November 2025, 16:22 Uhr

Die Legende um den Heiligen Gral, kurz auch (der) Gral genannt, erschien im späten 12. Jahrhundert in vielgestaltiger Form in der mittelalterlichen Artus-Sage. Verschiedene Versionen der Legende kreisen um den Gral als ein wundertätiges Gefäß, das mit dem heiligen Abendmahl in Verbindung steht, sowie um die Ritter, die nach diesem Gral, und damit letztlich nach Erlösung, suchen. Im hochmittelalterlichen Gralsmythos vermischen sich Anliegen des Christentums und des Feudaladels sowie Versatzstücke der christlichen Liturgie (im Motiv des Kelchs) und des Reliquienkultes (Heilige Lanze) mit archetypischen Bildern und mündlichen Überlieferungen keltischer und orientalischer Herkunft.

Die Herkunft des Wortes Gral ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus okzitanisch grazal, altfranzösisch graal ‚Gefäß‘, ‚Schüssel‘, das vermutlich etymologisch auf Griechisch krater ‚Mischgefäß‘ über lateinisch cratalis/gradalis zurückgeht. Im Altspanischen ist grial ebenso wie im Altportugiesischen gral ein gängiger Begriff für einen Mörser oder ein mörserförmiges Trinkgefäß.

Der Gral in der Mitte von Artus’ Tafelrunde, französische Handschrift des 14. Jahrhunderts.

Frühere Herleitungen etwa von sang real ‚Blut des Königs‘ oder le Saing-réal ‚das wirkliche Blut‘[1] sind wenig wahrscheinlich.

Die Legende der Gralssuche

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Der Burggraf von Patelamunt reitet Gahmuret, den er am Wappen erkannt hat, entgegen (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Blatt 34r)
Gahmuret verlässt seine Heimat mit einem Begleiter (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Blatt 5v)

Alle Überlieferungen beschreiben den Gral als ein wundertätiges Gefäß in Form einer Schale, eines Kelchs oder eines Steines (lapis). Zusammen mit einer blutenden Lanze wird er in einer unzugänglichen Burg von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Er soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle bieten.

Dieses wunderkräftige und heilige Gefäß, das ewige Lebenskraft spendet, ist umgeben von einer Gemeinschaft, die unter einem Mangel leidet. Dieser drückt sich in verschiedenen Bildern aus: dem Siechtum des Königs, der Unfruchtbarkeit des Reiches (Motiv der terre gaste, des ‚Öden Lands‘), der Sterilität der Gralsgemeinschaft. Daher wartet die Gralsgemeinschaft auf einen Helden, der den Gralskönig erlösen und ablösen kann.

Dieser Held, Parzival (auch: Perceval, Peredur, Perlesvaus), Gawain, Galahad oder Bors, in dem sich größter Heldenmut und Reinheit vereinen, wächst abseits der Welt auf. Ihm fehlt der Sinn für die Wirklichkeit, weshalb er auch „tumber Tor“ oder „großer Narr“ genannt wird.

Der Held verlässt sein behütetes Zuhause und wünscht sich, der bedeutendste Ritter seiner Zeit zu werden. Am Hof von König Artus wird er zum Ritter geschlagen und in die Gemeinschaft der Tafelrunde aufgenommen. Der Held erwirbt sich Ansehen durch seinen tollkühnen Umgang mit Waffen und durch seine naive Art, als er sich einfach auf den „Platz der Gefahr“ setzt.

Die Handlungsstränge der einzelnen Gralslegenden gehen nun auseinander: Entweder begibt sich der Held alleine auf die Suche nach dem Gral, oder der Heilige Gral erscheint als strahlende Vision am Tisch der Tafelrunde, so dass alle Ritter gemeinsam die Suche nach dessen Geheimnis beginnen. Im Folgenden werden in diversen Variationen die Abenteuer der Ritter geschildert, die verschiedene Aufgaben lösen müssen. Der Held muss sich immer wieder neuen Rätseln stellen, beispielsweise die richtige Frage stellen, sich selbst treu bleiben, eine Burg erobern oder Unrecht rächen. Da in einigen Gralslegenden der Zauberer Merlin als eigentlicher Initiator der Suche nach dem Gral angesehen wird, greift er jeweils helfend ein.

Ritter, die mit einem Makel behaftet sind, scheitern bei der Gralssuche. Der Held verändert sich während der Gralssuche, er erwirbt sich zu seinem Mut und seiner Unschuld auch Erfahrung. Zuletzt gelingt es den Rittern gemeinsam oder dem Helden allein, das Geheimnis des Heiligen Grals zu enthüllen. Durch die Taten des Helden wird der Gralshüter, der verletzt oder krank ist, geheilt, und das zerstörte Land erblüht wieder. Der Held wird der Nachfolger des Hüters.

Ursprünge und Elemente der Legende

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Im Gralsmythos laufen verschiedene Traditionen zusammen. Es handelt sich um eine Mischung aus keltischen, christlichen und orientalischen Sagen und Mythen.[2] Nordfrankreich war über mehrere Jahrhunderte hin ein Schmelztiegel gallisch-keltischer, romanischer, fränkischer und normannischer Bevölkerungsgruppen und ihrer Traditionen. In diesem Umfeld entstand die Artus-Sage.

Die Pilger- und Kriegszüge ins Heilige Land, die dort gesuchten Reliquien und Orte der Passionsgeschichte, die ständige Gefährdung der christlichen Herrschaft in Jerusalem, die Gründung von Ritterorden wie den Templern zum Schutz dieser Herrschaft trugen Stoff zu der Legende bei.

Christliche Elemente

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Außerhalb der Gralsromane gibt es eine kirchliche Überlieferung, die Josef von Arimathäa mit dem Kelch in Verbindung bringt. Diese geht auf den Bischof Amalarius von Metz zurück († um 850), der begann, die Eucharistiefeier allegorisch zu interpretieren. Der Altar wird hier das Grab Christi, das Altartuch das Leichentuch. Fassbar wird diese Überlieferung bei Theologen des 12. und 13. Jahrhunderts wie Rupert von Deutz, Hildebert von Tours und Guillaume Durand. Von diesen wiederum hat Robert de Boron sein Gralsmaterial übernommen[3].

In der Figur des Josef von Arimathäa kommt eine christliche Strömung zum Ausdruck, die abseits der Lehre der Kirche steht. Er repräsentiert ein fernes Echo des Urchristentums, das im Bild der Gralsgemeinde und ihrer Kulthandlung um das Gralsgefäß weiterlebt. Um seine Person herum verkörperte sich die neu aufkommende Strömung der Mysterienfrömmigkeit (etwa seit dem 8. Jahrhundert), die erst zur Zeit ihrer Unterdrückung durch die offizielle Kirche in die literarischen Zeugnisse eingegangen ist.

Sehr früh verband sich der Gral mit der christlichen Tradition der Eucharistie: Der Gral wurde als der Kelch verstanden, den Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern benutzt und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi unter dessen Kreuz aufgefangen haben soll, wie schon früh in apokryphen Schriften berichtet wurde. Der Gral stellt sich damit als eine der zahlreichen mittelalterlichen Reliquien dar (Longinuslanze, Turiner Grabtuch, Schweißtuch der Veronika, Eucharistie-Wunder von Lanciano, Blutwunder des Januarius in Neapel).

Ähnlich diesen Überlieferungen gehört die Entstehung der Gralslegende mentalitätsgeschichtlich in die Entwicklung der zunehmenden Eucharistiefrömmigkeit des 12./13. Jahrhunderts. In dieselbe Zeit fallen auch die Entwicklung der Transsubstantiationslehre (auf dem Vierten Laterankonzil (1215) wurde das Wort „transsubstantiare“ erstmals in einem offiziellen kirchlichen Dokument verwendet, seine exakte Bedeutung allerdings noch nicht verbindlich festgelegt), die Entstehung des Fronleichnamfestes (1264 von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben).

Die in Gralslegende, Transsubstantiationslehre, Fronleichnam (Fest der leibhaften Gegenwart Christi im Altarssakrament) sich ausdrückende Lehre von der wahrhaftigen Gegenwart des Blutes Christi in der Eucharistie und seiner Heilswirkung ist geistesgeschichtlich von der scholastischen Hauptkontroverse im Streit zwischen „Realismus“ und „Nominalismus“ bestimmt, dem sog. „Universalienstreit“ – der sich übrigens literarisch in dem Roman Der Name der Rose von Umberto Eco spiegelt.

Keltische Elemente

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Wie in die Artusromane sind auch in die Gralslegende keltische Motive eingeflossen.

Es existiert eine enge Verbindung zwischen dem Mythos des Heiligen Grals und den Legenden, die sich um König Artus und die Ritter der Tafelrunde ranken. Die Geschichte um das verlorene Paradies und die folgende Gralssuche als der Versuch, das Paradies wieder zu erlangen, stehen häufig im Mittelpunkt der Artuslegenden. Sie bilden oft den Hintergrund für zahlreiche andere Legenden, so z. B. auch für die Geschichte des Zauberers Merlin, die Lebensgeschichte Lancelots oder die Erzählungen von der Insel Avalon. Auch das Speisewunder des Grals wird auf Vorstellungen von einem magischen Trink- oder Füllhorn im Mabinogion zurückgeführt.

Der Gral in der mittelalterlichen Dichtung

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Das Motiv des Grals taucht in der europäischen Literatur erstmals zu Ende des 12. Jahrhunderts auf.

Chrétien de Troyes

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Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse Perceval-Versroman (Le Conte du Graal) des französischen Dichters Chrétien de Troyes (vor 1150 – um 1190), für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst. Auf welche Vorformen er sich stützte, ist unbekannt, sicher ist nur, dass sich Chrétien auf ein Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern, beruft. So kann man nur mutmaßen, ob schon vor Chrétien der Gral mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbst zusammenfügte. Chrétien und seine Zeitgenossen kannten die Artuslegenden, die die so genannte „Matière de Bretagne“, den britannischen Sagenkreis, bildeten. Die Legenden dieses Sagenkreises waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Mächten. Es wird vermutet, dass Chrétien auch die irischen echtrai oder Aventüren, die ersten von Flüchtlingen auf das europäische Festland mitgebrachten keltischen Legenden, kennenlernte.

Der Gral wird von Repanse de Schoye auf einem Tuch präsentiert, Bildausschnitt aus einer Parzival-Handschrift des 13. Jahrhunderts.

Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale, in der dem Vater des leidenden Gralskönigs (er wird Roi Pêcheur, der Fischerkönig, genannt) in einer feierlichen Prozession eine geweihte Hostie zugetragen wird, die seine einzige Nahrung darstellt. Perceval soll seinen Onkel, den gelähmten Gralskönig, durch eine bestimmte Frage erlösen. Aus Unkenntnis unterlässt er es jedoch, die Frage zu stellen, und scheitert; der Roman bricht ab.

Robert de Boron

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Die Herkunft und Bedeutung des Grals, die bei Chrétien in mysteriösem Dunkel verbleiben, hat erstmals Robert de Boron am Ende des 12. Jahrhunderts mit christlichen Aspekten ausgestattet: Der Gral sei der Kelch, der beim letzten Abendmahl verwendet wurde und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi vom Kreuze aufgefangen habe, wie es im Nikodemus-Evangelium berichtet wird. Später sei er dann vor den Römern mit dem Gral nach England geflüchtet. Die Lebensdaten von Robert de Boron sowie der Zeitpunkt des von ihm verfassten Roman de l’estoire dou Graal sind nicht eindeutig bestimmbar. Es wird vermutet, dass er ihn annähernd gleichzeitig mit Chrétien de Troyes schrieb.

Sehr aufschlussreich ist das ebenfalls von Robert de Boron stammende Werk Joseph d’Arimathie, das Textkritiker zeitlich vor dem Roman de l’estoire dou Graal setzen und das damit das erste Werk ist, das den Gral als den Abendmahlskelch festlegt. Textkritische Untersuchungen an diesem Werk zeigen, dass es auf den Acta Pilati, seit dem Mittelalter oft auch als Nikodemusevangelium bezeichnet, basiert. Wahrscheinlich war der Inhalt der in Byzanz verbreiteten Acta Pilati über zitierende Quellen wie Vindicta Salvatoris oder Cura sanitatis Tiberii in den Westen gekommen. Ein Textvergleich zeigt, dass Boron ein linnenes Grabtuch in den Acta Pilati durch den Abendmahlskelch ersetzt hat. Insbesondere die Beschreibung, wie Christus Joseph von Arimathia besucht und ihm einen Gegenstand überreicht, ist in beiden Werken mit ähnlichen Worten wiedergegeben, mit dem Unterschied, dass der Gegenstand in den Acta Pilati das Grabtuch und im Joseph d’Arimathie der Abendmahlskelch ist. In den Acta Pilati 15:6, wird neben dem Grabtuch auch ein Schweißtuch erwähnt, während de Boron schreibt, Joseph von Arimathia habe durch den Kelch überlebt und sei durch Vespasian befreit worden, welchen das Schweißtuch der Veronika geheilt habe; d. h., das Schweißtuch ist von de Boron unverändert aus den Quellen übernommen, das Grabtuch dagegen in den Abendmahlskelch umgewandelt worden. Die etwa 1225 geschriebene Vulgate Queste, die ihrerseits eine Variante der Werke Robert de Borons ist, lässt aus dem Gral einen unbekleideten Christus erscheinen, was kaum beim Gral als Kelch, sehr wohl aber beim Gral als Grabtuch vorstellbar ist.

Wolfram von Eschenbach

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In die deutschsprachige Literatur kommt das Thema etwa zwischen 1200 und 1210 durch Wolfram von Eschenbach und seine Übersetzungsbearbeitung von Chrétiens Roman Parzival. Wolfram erweitert die Erzählung durch viele zusätzliche Quellen. Nicht nur knüpft er aus eigener Initiative und mit großem Nachdruck seinen Helden an das anglonormannische Herrscherhaus Anjou (Plantagenet) und zieht eine zweite Linie vom Gral zur Fürstensippe Gottfrieds und Balduins von Bouillon, sondern nennt auch, um Verwirrung zu stiften oder um eines literarischen Spiels willen, einen Dichter namens „Kyot, den Provenzalen“ (wahrscheinlich Guiot de Provins, ca. 1140/50–1210) als seine Hauptquelle. Sein „Ur-Parzival“ sei auch das mysteriöse Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern, auf das sich Chrétien de Troyes berief, der aber vieles missverstanden habe. Kyot wiederum will in Toledo ein „heidnisches“ Manuskript entdeckt und übersetzt haben, das von einem jüdischen Astronomen namens Flegetanis[4] verfasst worden sei.

Ist der Gral bei Chrétien ein Gefäß, so wird er bei Wolfram als Stein oder Steingefäß bezeichnet, das den Namen lapis exillis trägt, den Gralsrittern Speise und Trank spendet, Verbrennen und Wiedergeburt des Phönix[5] bewirkt, allein durch seinen Anblick eine Woche vor Tod und vor Alter schützt und Ungetauften unsichtbar ist. Seine Kräfte verdankt er einer an jedem Karfreitag von einer Taube vom Himmel gebrachten Hostie, eine eindeutig eucharistische Symbolik.[6] Auf dem Stein erscheinen die Namen der zum Gral Berufenen.

Hélinand von Froidmont (um 1160–um 1230) berichtet in seiner Chronik von vor 1204, dass ein in Britannien lebender Einsiedler eine Vision von dem Hüter eines Kelches, Joseph von Arimathia, hatte. Mit diesem Kelch soll Joseph von Arimathia das Blut Christi am Kreuz aufgefangen haben.

Moderne Deutungen

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Die mythische Gralsvorstellung des Hochmittelalters setzt sich bis in die Moderne fort. Bis heute werden Versuche unternommen, seine Geschichte aufzudecken. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer völkischen Umdeutung und nationalistischer Verengung des in ganz Europa verbreiteten, ursprünglich christlichen Gralsmythos und entwickelte sich zu einem der wichtigsten Symbole der völkisch-esoterischen, neuheidnisch-spirituellen Ersatzreligion (Traditionalismus) der Nachaufklärungszeit. In identitären Vorstellungen wird davon ausgegangen, dass der heilige Gral irdischen Erlösern, bzw. Führern Kraft bei der Erschaffung einer neuen Weltordnung zu spenden vermag. Die esoterischen Merkmale des Gralsmythos und des Mythos der heiligen ungarischen Krone sind sich so ähnlich, dass von zwei europäischen Parallelmythen gesprochen werden kann.[7]

Der Gral und Maria Magdalena

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Die BBC-Reporter Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh interpretieren in ihrem populärwissenschaftlichen Buch von 1982 Der Heilige Gral und seine Erben das französische San Greal als bewusst verschlüsseltes Sang real, also als ‚königliches Blut‘, ein angeblicher Hinweis auf die Verwandtschaft mit Jesus Christus. Demnach wäre Maria Magdalena Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu Christi.

Die Autoren beziehen sich dabei unter anderem auf das apokryphe Philippusevangelium, wo in Spruch 55 steht: „Und die Gefährtin Christi ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger, und er küsste sie oftmals auf ihren Mund. Die übrigen Jünger […] sagten zu ihm: ‚Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?‘“ Historisch betrachtet ist dies Spekulation, da die im Fund von Nag Hammadi (4. Jh.) überlieferte Stelle frühestens etwa 100 Jahre nach dem Leben Jesu von einem unbekannten Autor niedergeschrieben wurde.[8]

Weiter wurde spekuliert, dass Magdalena nach dessen Kreuzestod gemeinsam mit Josef von Arimathäa nach Gallien geflohen und dabei von Jesus schwanger gewesen sei. So soll sie bei ihrer Flucht den Samen Christi nach Europa getragen haben. Das aus dieser Verbindung entstandene Kind sei somit der eigentliche Heilige Gral und das größte Geheimnis der Christenheit. In diesem Kind und seinen Nachfahren lebe Jesus Christus und sein Blut bis heute fort. Darüber hinaus wird versucht, eine verwandtschaftliche Verbindung des merowingischen Königshauses mit dem Haus David bzw. Jesus zu belegen.

Ursache dieser Spekulationen waren gefälschte Dokumente des Franzosen Pierre Plantard (1920–2000), welche BBC-Reporter für glaubwürdig befunden und aufgegriffen hatten. Plantard begann in den 1960er Jahren systematisch, Dokumente zu fälschen und sie glaubhaften Stellen, wie Museen, unterzuschieben, wobei er in einigen Fällen Echtheitszertifikate fälschte. Diese Dokumente wiesen alle auf eine Geheimgesellschaft Prieuré de Sion hin, die Stammbäume angeblicher Nachkommen von Jesus und Maria Magdalena aufbewahre. Zu diesen Nachkommen sollten die fränkischen Merowinger-Könige gehören und auch Pierre Plantard selbst.

Der Gral als Schale

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Kelch der Doña Urraca, Basilika San Isidoro, León
Der Kelch von Valencia

In einer anderen Interpretation ist der Gral eine Schale, die durch göttliche Fügung in der Ära von König David in einer Höhle unter dem Kreuzigungshügel Golgota versteckt wurde. Sie soll Blutstropfen, die vom Kreuz Jesu hinuntergefallen sind, aufgefangen haben. Eine solche, einst als Gral ausgegebene antike Achatschale wird in der Schatzkammer der Hofburg in Wien aufbewahrt.

In anderer Funktion, als Abendmahlsbecher Jesu, soll der als Gral angesehene Heilige Kelch (span. Santo Cáliz) gedient haben, der in der Kathedrale von Valencia aufbewahrt wird. In ihrer Dissertation behauptet die spanische Kunsthistorikerin Ana Mafé García, dass dieses Gefäß „mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9%“ authentisch sei, da sie nachweisen konnte, dass der Kelch hebräischer Herkunft sei und aus der Epoche des Herodes stamme und eine Inschrift an seinem Fuß auf Jesus hinweise. Ihrer Einschätzung nach sei der Kelch in Valencia das einzige erhaltene hebräische Trinkgefäß aus jener Epoche und in dieser Art weltweit.[9]

Anders argumentieren die Historiker Margarita Torres und José Miguel Ortega del Rio, die den in der Basilika San Isidoro in der nordspanischen Stadt León ausgestellten Kelch der Doña Urraca, aufgrund ihrer Untersuchungen als den echten Gral einordnen. Dieser soll vor seiner Verbringung nach Spanien über einen Zeitraum von siebenhundert Jahren in der Grabeskirche in Jerusalem aufbewahrt worden sein.[10][11] Die Achatschale im oberen Teil des Kelches, welche im Zeitraum zwischen 200 vor und 100 nach unserer Zeitrechnung entstanden sei, sei in Jerusalem als Trinkgefäß des Jesus verehrt worden. Dort sei sie gestohlen worden und zunächst nach Kairo gekommen. In der Folgezeit sei sie ausgeschmückt und zum heutigen Kelch erweitert worden. Ein Emir im seinerzeit islamischen Teil Spaniens habe sie erhalten, weil er Ägypten während einer Hungersnot geholfen habe. Dieser habe sie dann König Ferdinand, dem Vater von Doña Urraca, zum Geschenk gemacht. All dies hätten Untersuchungen zweier ägyptischer Pergamente aus dem Mittelalter ergeben, welche 2011 entdeckt worden waren.

Der Kirchenhistoriker Diarmaid MacCulloch von der Universität Oxford hingegen bezeichnete die behauptete Verbindung zwischen dem Kelch in León und dem Gral als „idiotisch“. Es sei erkannt, dass die Schale aus dem Altertum stamme, mehr aber auch nicht.[12][13]

Die Templer als Gralshüter

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Wolfram von Eschenbach bezeichnet die Gralsritter in seinem Parzival als „Templeisen“, woraus einige Autoren folgerten, dass die Templer eine Zeit lang im Besitz und Hüter des Heiligen Grals gewesen sein könnten.

Etwa zur gleichen Zeit lässt der anonyme französische Prosaroman Perlesvaus den Gral nach der Zerstörung der Gralsburg verschwinden. Perlesvaus (Perceval) findet den Gral auf einer geheimnisvollen Insel wieder, wo er von Rittern bewacht wird, die ein rotes Kreuz auf weißen Waffenröcken tragen. Der Gral sei 1244 bei der Einnahme von Montségur, der Festung der Katharer, in den Besitz der Templer gelangt; die Erzählung des Perlesvaus wird als Hinweis auf eine Verbringung des Grals nach Amerika verstanden. Für diese Hypothesen gibt es keine belastbaren Quellen.[14]

Die Gralsburg – Identifizierungsversuche

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Es gibt keinen Hinweis, dass die Gralsburg eine bestimmte Festung bezeichnet. Die Legenden berichten, dass sie versteckt nahe einem Fluss oder See liege. Nach der Verwüstung des Landes kann sie nur von einem Menschen reinen Herzens gesehen werden. Das Innere der Burg ist in einigen späten Versionen reich mit Juwelen und Edelsteinen geschmückt.

Nach der Gralsburg wurde immer wieder gesucht. Vorwiegend werden Kirchen, Türme, Burgen und Festungsruinen in England und Wales mit der Gralsburg in Verbindung gebracht, aber auch an Orte in den spanischen und französischen Pyrenäen knüpfen sich Gralssagen. Die spätere (vor allem englische) Verschmelzung von Artus- und Gralssage führte dazu, dass der Gral auch an Orten gesucht wird, zu denen Artus eine besondere Beziehung gehabt haben soll (z. B. Glastonbury, Winchester Castle).

Folgende Orte werden oft genannt:

  • Die Umgebung von Glastonbury im Südwesten Englands, wo in der Abtei noch heute zur Weihnachtszeit ein wundersamer Dornenstrauch blühen soll und wo angeblich 1190 die sterblichen Überreste von Artus und Guinevere entdeckt wurden. An der Stelle der im selben Ort befindlichen St. Mary’s Chapel soll Joseph von Arimathia die erste Kirche Europas erbaut haben. Am Fuß des Glastonbury Tors befindet sich der Chalice Well (Kelchbrunnen). Dass der Brunnen seit Menschengedenken nie versiegt ist, soll damit zusammenhängen, dass einst der Heilige Gral in ihm versteckt wurde.
  • Winchester Castle in Südengland, in dem heute ein runder Tisch aus dem 13. Jahrhundert gezeigt wird, der mindestens seit dem 16. Jahrhundert als derjenige der Tafelrunde König Artus’ galt.
  • St. Michael’s Mount in Cornwall.
  • Montségur in den französischen Pyrenäen, die letzte Festung der Katharer-Ritter, die 1244 im Albigenserkreuzzug eingenommen wurde. Nach Otto Rahn haben einige Katharer aus der belagerten Zitadelle entfliehen und dabei „den Schatz der Katharer“ retten können.
  • Wolfram von Eschenbach nennt die Gralsburg Munsalvaesche (okzitan. Montsalvasch, ‚Heilsberg‘, oder Montsauvage, ‚Wilder Berg‘). Es ist nicht zu klären, ob dies ein Ort in den spanischen Pyrenäen sein soll.
  • Weitgehend als gesichert gilt, dass Wolfram von Eschenbach seine Grals-Erzählung Parzival teilweise auf der Burg Wertheim und der Burg Wildenberg im Odenwald schrieb. Die beiden Orte nennt er in den Kapiteln 4 und 5.
San Juan de la Peña, wo laut Legende der Heilige Gral aufbewahrt wurde
  • Munsalvaesche ist auch mit der Burgruine Montsalvens im schweizerischen Greyerzerland in Verbindung gebracht worden.[15]
  • San Juan de la Peña, ein Kloster in den spanischen Pyrenäen, das versteckt unter riesigen überhängenden Felsen am Boden eines tief eingeschnittenen Flusstales liegt. Laut den Klosterurkunden verehrten dort im Mittelalter Pilger die Reliquie des Santo Cáliz (heute in Valencia) als den Heiligen Gral; die mögliche Ersterwähnung von 1135 ist allerdings kein schlüssiger Beleg, während das Gefäß erst 1399 zweifelsfrei urkundlich fassbar ist.[16] Wie Hans-Wilhelm Schäfer in Kelch und Stein und Michael Hesemann in Die Entdeckung des Heiligen Grals aufzuzeigen meinen, gibt es Parallelen zwischen den Beschreibungen der Gralsburg und San Juan de la Peña, das zu Füßen des Mons Salvatoris liegt, der in der okzitanischen Landessprache Aragons auch Mont Salvatge hieß.[14] Auch den Gralskönig Amfortas gibt es hier in Gestalt des aragonischen Königs Alfons I. „el Batallador“, in der Landessprache Anforts genannt, der 1134 zum Sterben in das Kloster gebracht wurde. Sein treuester Gefährte war der französische Ritter Rotrou Perche de Val, den Michael Hesemann als den historischen Perceval identifizierte. Widerspruch erntete Schäfer dabei vom Arabisten Paul Kunitzsch, der besonders dessen angebliche Lesart der Inschrift am Fuß des Gefäßes kritisiert.[17]
  • In der Kathedrale von Valencia wird in einer Seitenkapelle ein Kelch aus Achat (Santo Cáliz) aufbewahrt, der von den Gläubigen als der Heilige Gral verehrt wird. Er trägt eine arabische Inschrift. Der spanische Archäologe Antonio Beltrán las li-z-zāḥira, Schäfer dagegen al-labṣit aṣ-ṣilliṣ, was mit der wolframschen Angabe lapsit exillis übereinstimme. Letzteres ist allerdings vom arabischen Vokabular her sinnlos, lapsit exillis ist vermutlich ein von dem des Lateinischen nicht mächtigen Wolfram korrumpiertes lapis ex coelis (‚Stein aus dem Himmel‘).
    Experten datieren den mörserförmigen Steinbecher in das 1. Jahrhundert vor Christus. Auch Hesemann trägt die Hypothese vor, der in Valencia aufbewahrte Kelch sei der Abendmahlskelch Jesu, der in frühchristlicher Zeit von den Päpsten in Rom aufbewahrt wurde und von dort nach Spanien gelangte. Bei einem Besuch Benedikts XVI. in Valencia im Juli 2006 wurde der „Santo Cáliz“ dem Papst präsentiert, der am nächsten Tag mit ihm vor einer Million Menschen eine heilige Messe feierte.
  • Die spätantike Achatschale, eines der beiden „unveräußerlichen Erbstücke des Hauses Habsburg“, befindet sich in der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in der Wiener Hofburg.[18] Die Schale wurde lange Zeit für den Heiligen Gral gehalten, da sie eine feine Äderung besitzt, die als geheimnisvolle Schrift interpretiert wurde.

Der Gral in der Kunst

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Grals- und Parzivalmotive tauchen seitdem in der europäischen Literatur und Kunst in vielerlei Variationen auf. Eine der bekanntesten künstlerischen Darstellungen ist das 1882 als Bühnenweihfestspiel in Bayreuth uraufgeführte Werk Parsifal von Richard Wagner. Auch in Wagners Oper Lohengrin spielt die Sage vom heiligen Gral eine wichtige Rolle, insbesondere in der Gralserzählung zum Ende des dritten Akts („In fernem Land, unnahbar Euren Schritten“).

Die Legende vom Gral inspirierte die französische Sängerin und Songwriterin Nolwenn Leroy zu ihrem Lied Mystère, das 2005 auf ihrem Album Histoires Naturelles veröffentlicht wurde ("Mais comment ai-je pu trouver normal / Que le Graal ne soit que de métal ?").

Gralsucher (2002) von Anne-Katrin Altwein[19] als Bronzeplastik vor der Polizei-Inspektion im thüringischen Apolda

In zahlreichen Filmen begeben sich die Helden auf die Suche nach dem Gral oder dessen Entsprechung. Eine Auswahl:

Computerspiele, die den heiligen Gral thematisieren:

In seinem Roman-Bestseller Sakrileg greift Dan Brown die Ideen von Henry Lincoln et al. auf und deutet ferner den zart dargestellten Apostel Johannes auf dem Gemälde Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci als Maria Magdalena. Browns Geschichte verwendet als Elemente die in einigen gnostischen Apokryphen angesprochene Sonderstellung von Maria Magdalena im Kreise Jesu und die Legende, Maria Magdalena habe ihren Lebensabend im heutigen Südfrankreich verbracht. Dieser Roman ist 2006 als Kinofilm The Da Vinci Code – Sakrileg erschienen.

Ebenso hat Peter Berling in seinem „Gralszyklus“ (5 Bücher, mit Vorgeschichte 8 Bücher) diese Geschichte aufgenommen, in der er dieser Prieuré de Sion den Schutz zweier Kinder überträgt, deren Abstammung einmal auf den Stauferkaiser und zum anderen auf das Haus Trencavel (Carcassonne) und damit auf das Sang Real, Sangral, das Heilige Blut zurückgeht und die ein Friedenskönigtum begründen sollen. Die „Kinder des Gral“ wurden kurz vor dem Fall von Montségur gerettet. Eine Gruppe von Rittern (Tempelrittern und Deutschrittern), Muslimen, Katharern, Assassinen unterstützt diese Geheimgesellschaft bei der Umsetzung des „Großen Planes“.

  • Philippe Walter, Daniel Poirion (Hrsg.): Le Livre du Graal. tome I, Joseph d’Arimathie – Merlin – Les Premiers Faits du roi Arthur. Bibliothèque de la Pléiade, 2001, ISBN 2-07-011342-6.
    (Erster von voraussichtlich drei Bänden. Außergewöhnlich gut ausgestattete Neuausgabe; ausführlich kommentiert, zweisprachig Original und Neufranzösisch)
  • Chrétien de Troyes: Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal. Der Percevalroman oder Die Erzählung vom Gral. übersetzt und herausgegeben von Felicitas Olef-Krafft. Reclam, Stuttgart 1991, ISBN 3-15-008649-3.
  • Konrad Sandkühler (Übers.): Chrestien de Troyes „Perceval“ oder die Geschichte vom Graal. Stuttgart 1963. (4. Auflage ebenda 1973)
  • Thomas Malory: Die Geschichte von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde. Übersetzung von H. Findeisen nach K. Lachmann. Frankfurt am Main 1977.
  • Wolfram von Eschenbach: Parzival. Reclam, ISBN 3-15-007451-7.

Fachwissenschaftliche Literatur

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  • Richard Barber: Der heilige Gral. Geschichte und Mythos. Düsseldorf/Zürich 2004, ISBN 3-538-07203-5.
  • Hans Bayer: Gralsburg und Minnegrotte. Die religiös-ethische Heilslehre Wolframs von Eschenbach und Gottfrieds von Strassburg (= Philologische Studien und Quellen. Band 93). Berlin 1978, ISBN 3-503-01268-0.
  • Hans Bayer: Gral. Die hochmittelalterliche Glaubenskrise im Spiegel der Literatur. 1. Halbband (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Band 28, 1.) Stuttgart 1983, ISBN 3-7772-8317-7.
  • Adolf Birch-Hirschfeld: Die Sage vom Gral – Ihre Entwicklung und dichterische Ausbildung in Frankreich und Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert, eine literarhistorische Untersuchung. Wiesbaden 1969.
  • Helmut Brall: Gralsuche und Adelsheil. Heidelberg 1983.
  • Konrad Burdach: Der Gral. Forschungen über seinen Ursprung und seinen Zusammenhang mit der Longinuslegende. Darmstadt 1974, ISBN 3-534-06808-4 (zuerst Stuttgart 1938).
  • Matthias Egeler: Der Heilige Gral. Geschichte und Legende. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73972-9.
  • Annie Faugère: Les Origines orientales du graal chez Wolfram von Eschenbach. Etat des Recherches (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 264). Göppingen 1979.
  • Wolfgang Golther: Parzival und der Gral in der Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. Stuttgart 1925.
  • Roger S. Loomis: The Grail. From Celtic Myth to Christian Symbol. 1963.
  • Volker Mertens: Der Gral. Mythos und Legende. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018261-1.
  • Hans-Wilhelm Schäfer: Kelch und Stein. Untersuchungen zum Werk Wolframs von Eschenbach. Frankfurt am Main 1983.
  • Ingeborg Dillenburger: Die Gralsagen – ihre Wurzeln und ihre Wandlungen. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5046-9.
  • Ingvild Richardsen: Europa – Land des Heiligen Gral? In: Europäisches Erbe des Mittelalters: Kulturelle Integration und Sinnvermittlung einst und jetzt. Ausgewählte Beiträge der Sektion II »Europäisches Erbe« des Deutschen Germanistentages 2010 in Freiburg/Breisgau. Hrsg. v. v Ina Karg. Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-828-7, S. 147–166.

Populär- und pseudowissenschaftliche Literatur

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  • Ulrich Bahrs: Gral-Wanderer. 1928.
  • Michael Baigent, Richard Leigh, Henry Lincoln: Der Heilige Gral und seine Erben. Ursprung und Gegenwart eines geheimen Ordens. Sein Wissen und seine Macht. (The Holy Blood and the Holy Grail. Englische Erstausgaben 1982 und 1983) Übersetzt von Hans E. Hausner. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1984, ISBN 3-7857-0370-8; 19. Auflage ebenda 2004.
  • Julius Evola: Das Mysterium des Grals. ISBN 3-926370-39-4.
  • Laurence Gardner: Bloodline of the Holy Grail. ISBN 1-85230-870-2.
  • Wolfgang Greiner: Grals-Geheimnisse. Berlin 1926.
  • Malcolm Godwin: Der Heilige Gral – Ursprung, Geheimnis und Deutung einer Legende. Bechtermünz Verlag, 1994, ISBN 3-453-08025-4
  • Michael Hesemann: Die Entdeckung des Heiligen Grals – Das Ende einer Suche. München 2003, ISBN 3-629-01659-6.
  • Bertram Kircher (Hrsg.): Das Buch vom Gral – Mythen, Legenden und Dichtungen um das größte Geheimnis des mittelalterlichen Abendlandes. München 1989.
  • Hans-Jürgen Lange: Otto Rahn und die Suche nach dem Gral. ISBN 3-927940-45-3.
  • Hubert Lampo: Artus und der Gral. München 1985.
  • John Matthews: Der Gral – Die Suche nach dem Ewigen. Braunschweig 1992.
  • Mieke Mosmuller: Der Heilige Gral. Occident Verlag, Baarle-Nassau 2007, ISBN 978-3-00-021871-2.
  • Otto Rahn: Kreuzzug gegen den Gral. ISBN 3-927940-71-2.
  • Trevor Ravencroft: Der Kelch des Schicksals – Die Suche nach dem Gral. Basel 1982.
Commons: Heiliger Gral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anton Hungari (Hrsg.): Osterglöcklein. Erbauliche Unterhaltungen für den Osterfestkreis im katholischen Kirchenjahre. J. D. Sauerländer, Frankfurt am Main 1862, S. 238–250 (Der heilige Graal); hier: S. 238 f.
  2. Vgl. die altiranische Sage vom Kelch des Dschamschid, der ebenfalls die Welt widerspiegelt und dem Besitzer besondere Kräfte verleiht.
  3. Allen Cabaniss in Studies in English 1963
  4. Vgl. etwa Alice E. Lämmert: Wolfram’s „Flegetanis“. In: The Southern Quarterly. Band 11, 1973, S. 157–166.
  5. Werner Wolf: Der Vogel Phoenix und der Gral. In: Richard Kienast (Hrsg.): Studien zur deutschen Philologie des Mittelalters. Festschrift für Friedrich Panzer zum 80. Geburtstag. Heidelberg 1950, S. 72–95.
  6. Friedrich Ranke: Zur Symbolik des Grals bei Wolfram von Eschenbach. In: Heinz Rupp (Hrsg.): Wolfram von Eschenbach (= Wege der Forschung. Band 57). Darmstadt 1966, S. 38–48.
  7. Magdalena Marsovszky: Erfindung und Okkultisierung des Magyarentums, der heilige Gral und die heilige ungarische Krone. Völkische Esoterik in Ungarn als Gegenkultur und Modernisierungsabwehr. Springer VS, Wiesbaden 2025, ISBN 978-3-658-48671-6.
  8. Siegfried G. Richter: Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8053-5211-6, S. 110–111.
  9. Kunsthistorikerin: Heiliger Gral in Valencia ist echt In: Katholisch.de. 1. März 2019, abgerufen am 8. März 2019.
  10. Ist das der Heilige Gral? In: Merkur-online.de. 31. März 2014, abgerufen am 1. April 2014.
  11. Touristenansturm: Neuer Platz für angeblichen Kelch Jesu gesucht. In: Spiegel online. 1. April 2014, abgerufen am gleichen Tage.
  12. Tom Whipple: No rabbits guarding this ‘Holy Grail’. In: The Australian. 2. April 2014, abgerufen am gleichen Tage. Ursprünglich erschienen unter dem Titel Is this garish goblet the true Holy Grail? erschienen in der Times vom 1. April 2014 (englisch).
  13. Holy Grail quest ended? (Memento vom 2. April 2014 im Internet Archive) Tenplay, ohne Datum, abgerufen am 2. April 2014 (englisch).
  14. a b Dr Meinolf Rode: Die Templer - Ein Einblick und Überblick. Lulu.com, ISBN 978-1-4709-6920-2, S. 269.
  15. Eduard Studer: Von mancherlei Schwierigkeiten, den Gral zu finden. Abschiedsvorlesung, gehalten an der Universität Freiburg Schweiz am 22. Juni 1988. Universitätsverlag, Freiburg im Üechtland 1989, ISBN 3-7278-0639-7, S. 34.
  16. Richard Barber: The Holy Grail: Imagination and Belief, Cambridge 2004, S. 169.
  17. Paul Kunitzsch: Erneut: Der Orient in Wolframs 'Parzival', in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 113. Bd., H. 2 (1984/2), S. 98–104.
  18. Wiener Schatzkammer: der Heilige Gral, die Achatschale in der Hofburg Wien. Abgerufen am 15. November 2025.
  19. Anne-Katrin Altwein. Abgerufen am 19. Dezember 2020.