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„Ägäische Sprachen“ – Versionsunterschied

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Als '''ägäische Sprachen''' bezeichnet man jene Idiome, die vor der Einwanderung [[Indogermanen|indogermanischer Völker]] im östlichen [[Mittelmeer]]raum gesprochen wurden. Aus Inschriften bekannt sind das [[Eteokretische Sprache|Eteokretische]] oder [[Eteokretische Sprache|Minoische]], das [[eteokyprische Sprache|Eteokyprische]], das [[lemnische Sprache|Lemnische]] und das mit dem Lemnischen nah verwandte [[etruskische Sprache|Etruskische]] (wobei noch nicht gesichert ist, ob die [[Etrusker]] tatsächlich aus dem [[Ägäisches Meer|Ägäis-Raum]] stammen). Außerdem zählt man eine nur durch nicht-indogermanische Elemente im [[griechische Sprache|Griechischen]] rekonstruierte Sprache dazu, die behelfsweise nach den [[Pelasger]]n benannt ist, möglicherweise aber mit einer anderen ägäischen Sprache identisch ist.
Als '''ägäische Sprachen''' bezeichnet man jene Sprachen, die vor der Einwanderung [[Indogermanen|indogermanischer Völker]] im östlichen [[Mittelmeer]]raum gesprochen wurden.


Aus [[Inschrift]]en bekannt sind:
Viele griechische Wörter, besonders Orts- und Pflanzennamen, enden auf -ss- (z. B. ''kuparissos'' „Zypresse“) oder -nth- (z. B. Korinth), was sich nur durch fremde, nicht-griechische Einflüsse erklären lässt. Welche der ägäischen Sprachen nun diese Namen dem Griechischen vermittelt hat, ist noch nicht bestimmt. Ebenfalls ungeklärt ist die Frage, ob zwischen den einzelnen ägäischen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen bestanden.
* die [[minoische Sprache]],
* die [[eteokretische Sprache]],
* die [[kypro-minoische Sprache]],
* die [[eteokyprische Sprache]] und die
* [[Tyrsenische Sprachen|tyrsenischen Sprachen]], bestehend aus dem [[lemnische Sprache|Lemnischen]], [[Etruskische Sprache|Etruskischen]] und [[Rätische Sprache|Rätischen]].


Unklar bleibt, ob die tyrsenischen Sprachen ursprünglich aus dem [[Ägäisches Meer|Ägäis-Raum]] stammen, was bis jetzt nur durch ihre geographische Verteilung bzw. die antiken Überlieferungen zur Geschichte des Etruskischen nahegelegt wird.
[[Kategorie:Sprachgruppe|Agaische Sprachen]]


Daneben zählt man eine nur durch nicht-indogermanische Elemente im [[griechische Sprache|Griechischen]] rekonstruierte Sprache dazu, die behelfsweise als [[pelasgische Sprache]] benannt ist, möglicherweise aber mit einer anderen ägäischen Sprache identisch ist. Zahlreiche griechische Wortstämme, besonders Orts- und Pflanzennamen, weisen die Buchstabengruppen ''-ss-'' (zum Beispiel {{lang|grc|κυπάρισσος}} ''kypárissos'' „Zypresse“) oder ''-nth-'' auf (zum Beispiel {{lang|grc|Κόρινθος}} ''Kórinthos''), was sich nur durch fremde, nicht-griechische Einflüsse erklären lässt. Welche der ägäischen Sprachen diese Namen dem Griechischen vermittelt haben könnte, ist noch nicht bestimmt. Ebenfalls ungeklärt ist die Frage, ob zwischen den einzelnen ägäischen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen bestanden.
[[el:Αιγαιακές γλώσσες]]

[[nl:Aegeïsche taalgroep]]
== Verwandtschafts-Theorien ==

=== Indogermanisch ===
[[Colin Renfrew]] mutmaßt, dass es sich bei den sogenannten ägäischen Sprachen um frühe Seitenzweige der [[indogermanische Ursprache|indogermanischen Ursprache]] handeln könnte.<ref>Colin Renfrew: ''2000, 10,000 or 5,000 years ago? Questions of time depth.'' In: C. Renfrew, A. McMahon, L. Trask (Hrsg.): ''Time Depth in Historical Linguistics'' (= ''McDonald Institute Monographs.'' Band 2). The McDonald Institute for Archaeological Research, Cambridge 2000, S.&nbsp;413–440.</ref>

=== Kaukasisch ===
Der Linguist [[Sergei Anatoljewitsch Starostin|Sergei Starostin]] vermutet, dass die [[Kaukasische Sprachen|nordkaukasischen Sprachen]] mit den alt-europäischen Sprachen verwandt seien.<ref>Sergei Starostin, Vladimir Orel: ''Etruscan and North Caucasian.'' In: Vitaliy Shevoroshkin: ''Explorations in Language Macrofamilies.'' Bochum Publications in Evolutionary Cultural Semiotics, Bochum, 1989.</ref>

== Literatur ==
* [[Fritz Schachermeyr]]: ''Die vorgriechischen Sprachreste.'' In: ''[[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft]].'' Band XXII, 1954, S.&nbsp;1494–1548.

== Siehe auch ==
* [[Altmediterrane Sprachen]]
* [[Vorindogermanisches Substrat]]
* [[Pelasger]]
* [[Ägäische Schriftsysteme]]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4350007-9}}

{{SORTIERUNG:Agaische Sprachen}}
[[Kategorie:Etruskische Kultur]]
[[Kategorie:Minoische Kultur]]
[[Kategorie:Sprachgruppe]]

[[en:Aegean languages]]

Aktuelle Version vom 14. Mai 2024, 22:07 Uhr

Als ägäische Sprachen bezeichnet man jene Sprachen, die vor der Einwanderung indogermanischer Völker im östlichen Mittelmeerraum gesprochen wurden.

Aus Inschriften bekannt sind:

Unklar bleibt, ob die tyrsenischen Sprachen ursprünglich aus dem Ägäis-Raum stammen, was bis jetzt nur durch ihre geographische Verteilung bzw. die antiken Überlieferungen zur Geschichte des Etruskischen nahegelegt wird.

Daneben zählt man eine nur durch nicht-indogermanische Elemente im Griechischen rekonstruierte Sprache dazu, die behelfsweise als pelasgische Sprache benannt ist, möglicherweise aber mit einer anderen ägäischen Sprache identisch ist. Zahlreiche griechische Wortstämme, besonders Orts- und Pflanzennamen, weisen die Buchstabengruppen -ss- (zum Beispiel κυπάρισσος kypárissos „Zypresse“) oder -nth- auf (zum Beispiel Κόρινθος Kórinthos), was sich nur durch fremde, nicht-griechische Einflüsse erklären lässt. Welche der ägäischen Sprachen diese Namen dem Griechischen vermittelt haben könnte, ist noch nicht bestimmt. Ebenfalls ungeklärt ist die Frage, ob zwischen den einzelnen ägäischen Sprachen Verwandtschaftsbeziehungen bestanden.

Verwandtschafts-Theorien

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Colin Renfrew mutmaßt, dass es sich bei den sogenannten ägäischen Sprachen um frühe Seitenzweige der indogermanischen Ursprache handeln könnte.[1]

Der Linguist Sergei Starostin vermutet, dass die nordkaukasischen Sprachen mit den alt-europäischen Sprachen verwandt seien.[2]

Einzelnachweise

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  1. Colin Renfrew: 2000, 10,000 or 5,000 years ago? Questions of time depth. In: C. Renfrew, A. McMahon, L. Trask (Hrsg.): Time Depth in Historical Linguistics (= McDonald Institute Monographs. Band 2). The McDonald Institute for Archaeological Research, Cambridge 2000, S. 413–440.
  2. Sergei Starostin, Vladimir Orel: Etruscan and North Caucasian. In: Vitaliy Shevoroshkin: Explorations in Language Macrofamilies. Bochum Publications in Evolutionary Cultural Semiotics, Bochum, 1989.