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„Albatrosse“ – Versionsunterschied

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{{Taxobox
! Albatrosse
| Taxon_Name = Albatrosse
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Albaa.jpg|thumb|300px|[[Schwarzbrauenalbatros]] (''Thalassarche melanophris'')]]
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}}
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Die '''Albatrosse''' (Diomedeidae) sind eine [[Familie (Biologie)|Familie]] von [[Seevögel]]n aus der [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Röhrennasen]] (Procellariiformes). Von den 21&nbsp;Arten kommen 17 in den südlichen Ozeanen vor, drei im Nordpazifik und eine in den Tropen.
! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
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Die '''Albatrosse''' (Diomedeidae) sind eine [[Familie (Biologie)|Familie]] von [[Vögel|Seevögeln]] aus der [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Röhrennasen]] (Procellariiformes). Von den 21 Arten kommen 17 in den südlichen Ozeanen vor, drei im Nordpazifik und eine in den Tropen.


[[Datei:Black footed albatross.jpg|hochkant|mini|rechts|Im Gegensatz zu den meisten anderen [[Röhrennasen]] (Procellariiformes) können Albatrosse gut an Land gehen, hier ein [[Schwarzfußalbatros]]]]
== Merkmale ==
== Merkmale ==


Die Albatrosse sind eine Gruppe von großen bis sehr großen Seevögeln mit sehr langen und schmalen [[Flügel (Vogel)|Flügeln]]. Albatrosse können Flügelspannweiten von über 340 cm erreichen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Auch die kleinsten Vertreter der Familie haben noch Spannweiten von 2 m. Mit einem Gewicht von bis zu 12 kg gehören Albatrosse zu den schwersten flugfähigen Vögeln überhaupt.
Die Albatrosse sind eine Gruppe von großen bis sehr großen Seevögeln mit sehr langen und schmalen [[Flügel (Vogel)|Flügeln]]. Albatrosse können [[Flügelspannweite]]n von über 3,5&nbsp;Metern erreichen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Auch die kleinsten Vertreter der Familie haben noch Spannweiten von zwei Metern. Mit einem Gewicht von bis zu 12&nbsp;Kilogramm gehören Albatrosse zu den schwersten flugfähigen Vögeln.


Der [[Schnabel]] ist groß, kräftig, scharfkantig und an der Spitze hakenförmig nach unten gebogen. Oft ist er leuchtend gelb oder rosa gefärbt.
Der [[Schnabel]] ist groß, kräftig und spitz. Oft ist er in leuchtenden Farben gelb oder rosa gefärbt. Wie alle [[Röhrennasen]] haben Albatrosse auf dem Schnabel zwei kleine Röhren, über die aufgenommenes Meersalz ausgeschieden werden kann. Die Beine sind kurz und kräftig und befähigen zu einem watschelnden, aber sicheren Gang; die Zehen sind mit [[Schwimmhaut|Schwimmhäuten]] verbunden. Albatrosse sind gute Schwimmer, die auch bei hohem Seegang auf dem Wasser bleiben können.
Als namensgebendes Merkmal der Ordnung der [[Röhrennasen]] besitzen diese Vögel auf dem Schnabel zwei kleine Röhren, aus denen die aus den an den Augen liegenden [[Salzdrüse]]n ausgeschiedene konzentrierte Meersalzlösung rinnt.<ref>{{cite book |last1=Ehrlich|first1=Paul R. |last2=Dobkin |first2=David, S.|last3= Wheye|first3= Darryl |title=The Birders Handbook|edition=First |year=1988 |publisher=Simon & Schuster |location=New York, NY|isbn=978-0-671-65989-9|pages=29–31|url=https://books.google.com/books?id=pgU1ARdcFAUC&pg=PA29 |language=en}}</ref><ref>''What are Tubenoses?'' ([http://assets.press.princeton.edu/chapters/i9534.pdf PDF-Datei]), abgerufen 2025. In: assets.press.princeton.edu</ref>
Wie andere Röhrennasen, aber im Gegensatz zu den meisten Vögeln, nutzen sie auch ihren Geruchssinn zum Auffinden von Nahrung.<ref>{{cite journal | doi = 10.2307/1368131 | last1 = Lequette | first1 = B. | last2 = Verheyden | first2 = C. | last3 = Jowentin | first3 = P. | year = 1989 | title = Olfaction in Subantarctic seabirds: Its phylogenetic and ecological significance | url = http://sora.unm.edu/sites/default/files/journals/condor/v091n03/p0732-p0735.pdf | journal = The Condor | volume = 91 | issue = 3| pages = 732–735 | jstor = 1368131 |language=en }}</ref>

Die Beine sind kurz und kräftig und befähigen Albatrosse im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen zu einem watschelnden, aber sicheren Gang.<ref name="tick">{{Cite book |title=Albatrosses |last=Tickell |first=W. L. N. |publisher=Pica Press |year=2000 |isbn=1-873403-94-1 |location=Sussex |language=en}}</ref> Die Füße besitzen keine rückseitige Zehe. Die drei vorderen Zehen sind mit [[Schwimmhaut|Schwimmhäuten]] verbunden. Albatrosse sind gute Schwimmer, die sich auch bei hohen Wellen auf dem Wasser halten können.

[[Datei:Diomedea epomophora portrait - SE Tasmania.jpg|mini|links|[[Königsalbatros]] mit gut sichtbaren Röhren und Haken am Schnabel]]
[[Datei:Phoebastria albatrus1.jpg|mini|links|Beim Abheben verbrauchen große Wasservögel wie der [[Kurzschwanzalbatros]] erhebliche Energie]]

Das Federkleid der meisten ausgewachsenen Albatrosse ist auf dem Rücken dunkler gefärbt, aber auf der Unterseite weiß, oft den [[Möwen]] ähnelnd.<ref name="tick" /> Der [[Königsalbatros]] ist jedoch beim erwachsenen Männchen bis auf die Flügelspitzen und -hinterkanten fast vollständig weiß, während der [[Amsterdamalbatros]] überwiegend braun gefärbt ist und insbesondere ein kräftiges braunes Brustband besitzt.
Mehrere der kleineren Arten der Gattung ''Thalassarche'' sowie der Gattung ''Phoebastria'' haben Gesichtsmarkierungen wie Augenflecken oder sind an Kopf und Nacken grau oder gelb. Der [[Schwarzfußalbatros]] sowie die beiden [[Rußalbatros]]se weichen von der üblichen Färbung ab und sind fast vollständig dunkelbraun bzw. stellenweise dunkelgrau beim Rußalbatros. Albatrosse brauchen mehrere Jahre, um ihr volles [[Prachtkleid]] zu entwickeln.<ref>Brooke 2004</ref>

[[Datei:Diomedea exulans in flight - SE Tasmania.jpg|mini|rechts|[[Wanderalbatros]] im Flug]]

Die [[Flügelspannweite]] der Großalbatrosse (Gattung ''[[Große Albatrosse|Diomedea]]'') übertrifft mit 3,4 Metern alle anderen Vögel. Es gibt jedoch auch Albatross-Arten mit einer Spannweite von nur 1,75 m.<ref name="Sibley">{{cite book | last1 = Humann | first1 = Alec | last2 = Brinkley | first2 = Edward S. | editor = Chris Elphick,John B. Jr. Dunning, David Allen Sibley | others = illustrated by David Allen Sibley | title = The Sibley Guide to Bird Life and Behavior | edition = 1st. | year = 2001 | publisher = Alfred A. Knopf | location = New York | isbn = 978-0-679-45123-5 | pages = 132–135 | url = https://archive.org/details/sibleyguidetobir00sibl_1/page/132 |language=en }}</ref>


== Verbreitung und Lebensraum ==
== Verbreitung und Lebensraum ==
[[Bild:Diomedeidae distribution.png|300px|thumb|right|Verbreitung der Albatrosse]]
[[Datei:Cypron-Range Diomedeidae.svg|hochkant=1.5|mini|Verbreitung der Albatrosse]]

Der Großteil der Arten lebt über den Ozeanen der Südhalbkugel. Hier liegt der Schwerpunkt auf polaren und subpolaren Breiten, seltener werden sie in gemäßigten Zonen, und mit dem Galapagos-Albatros lebt nur eine einzige Art in den Tropen. Drei weitere Arten leben, geographisch von den vorgenannten deutlich getrennt, im subtropischen, gemäßigten und subpolaren Bereich des [[Pazifischer Ozean|Nordpazifik]].
Der Großteil der Arten lebt über den Ozeanen der Südhalbkugel. Dort kommen sie vor allem auf verschiedenen Inseln wie [[Falklandinseln|Falkland]], [[Macquarieinsel]], [[Crozetinseln]], [[Prince-Edward-Inseln]] und [[Südgeorgien]] vor; daneben bilden sie vereinzelte Kolonien in der [[Antarktis]].

Klimatisch liegt der Schwerpunkt auf polaren und subpolaren Breiten, seltener in gemäßigten Zonen, und mit dem [[Galapagosalbatros]] lebt nur eine einzige Art in den Tropen. Drei weitere Arten leben, geografisch von den vorgenannten deutlich getrennt, im subtropischen, gemäßigten und subpolaren Bereich des [[Pazifischer Ozean|Nordpazifik]].


Im [[Atlantischer Ozean|Nordatlantik]] und seinen Nebenmeeren gibt es für gewöhnlich keine Albatrosse; ebenso fehlen sie, abgesehen von der Umgebung der [[Galápagos-Inseln]], in den Tropen. Während im [[Südpolarmeer]] eine Vielzahl von Albatrosarten beheimatet ist, fehlen sie gänzlich im [[Nordpolarmeer]].
Im [[Atlantischer Ozean|Nordatlantik]] und seinen Nebenmeeren gibt es für gewöhnlich keine Albatrosse; ebenso fehlen sie, abgesehen von der Umgebung der [[Galápagos-Inseln]], in den Tropen. Während im [[Südpolarmeer]] eine Vielzahl von Albatrosarten beheimatet ist, fehlen sie gänzlich im [[Nordpolarmeer]].


Es kommt allerdings vor, dass Albatrosse durch Stürme auf die Nordhalbkugel verschlagen werden. Da sie ohne Wind nicht flugfähig sind, können sie anschließend die [[äquator]]ialen [[Kalmen]] nicht mehr überqueren und verbleiben so oft mehrere Jahre auf der „falschen“ Halbkugel. Zum Beispiel war ein Schwarzbrauenalbatros von 1972 bis 1987 alljährlich auf den [[Shetlandinseln]] zu sehen.
Stürme führen allerdings dazu, dass Albatrosse auch auf die Nordhalbkugel getrieben werden. Da sie ohne Wind keine längeren Strecken zurücklegen können, fällt es ihnen schwer, die [[äquator]]ialen [[Kalmen]] wieder zu überqueren, so dass sie oft mehrere Jahre auf der nördlichen Halbkugel verbleiben. Zwischen 1972 und 1987 war etwa ein Schwarzbrauenalbatros alljährlich auf den [[Shetland]]inseln zu sehen. Auch auf [[Helgoland]] wurde seit 2014 regelmäßig ein Schwarzbrauenalbatros gesichtet.<ref>http://www.cn-online.de/stadt-land/news/albatros-ist-auf-helgoland-gelandet.html.</ref>

Albatrosse meiden normalerweise die Küstennähe und suchen das feste Land ausschließlich zum Brüten auf. Sie große Distanzen zurücklegen, oft wird die ganze Erde umrundet.<ref name="SPON-336692">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/gefiederte-vielflieger-in-46-tagen-um-die-welt-a-336692.html |titel=Gefiederte Vielflieger: In 46 Tagen um die Welt |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2005-01-17 |zugriff=2018-06-09 }}</ref> Als Brutplätze dienen meistens kleine Inseln mit grasbewachsenen Hängen. Felsige Steilküsten sind aufgrund Start- und Landeschwierigkeiten ungeeignet für Albatrosse.

Albatrosse in der [[Südliche Hemisphäre|Südhalbkugel]], die von den Brutkolonien nach Norden fliegen, nehmen eine Route im [[Uhrzeigersinn]] und die nach Süden fliegenden eine Route gegen den Uhrzeigersinn, um von Winden und typischen Wetterlagen zu profitieren.<ref name="tick">{{Cite book |title=Albatrosses |last=Tickell |first=W. L. N. |publisher=Pica Press |year=2000 |isbn=1-873403-94-1 |location=Sussex |language=en}}</ref>


Laut einem [[NABU]]-Bericht aus dem Jahr 2020 sterben jährlich weltweit mehr als 300.000 Seevögel, davon etwa 100.000 Albatrosse, durch die [[Hochseefischerei]] und dabei insbesondere durch [[Langleinenfischerei|Langleinen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/fischerei/index.html |titel=Gefährdungen für Vögel - Fischerei |abruf=2020-05-12 |sprache=de}}</ref>
Albatrosse meiden normalerweise die Küstennähe, und das feste Land suchen sie ausschließlich zum Brüten auf. Sie können Tausende Kilometer weite Wanderungen unternehmen und sind somit auch fernab jeder Küste zu finden. Als Brutplätze dienen meistens kleine Inseln mit grasbewachsenen Hängen. Felsige Steilküsten bieten dagegen wegen der Start- und Landeschwierigkeiten ungeeignete Bedingungen für Albatrosse.


== Lebensweise ==
== Lebensweise ==
=== Flug ===


Obwohl der Flügelschlag der großen Tiere viel Energie erfordert, können Albatrosse sehr große Strecken zurücklegen. Sie nutzen dazu die Technik des [[Dynamischer Segelflug|Dynamischen Segelflugs]].
=== Fliegen ===
Wie andere große Seevögel legen Albatrosse dabei Strecken von bis zu 1000 km zurück, ohne mit den Flügeln zu schlagen.
Ähnlich wie Segelflieger den [[Hangwind]] nutzen, können Albatrosse auch auf dem [[Aufwind]] entlang großer Wellen gleiten.
<!--
Fällt die Windgeschwindigkeit unter 12&nbsp;km/h, können Albatrosse nicht mehr abheben und müssen an Land oder auf dem Wasser verbleiben. << Zweifelhaft. Gemeint ist evtl. die Mindestgeschwindigkeit, die zum dynamischen Segelflug erforderlich ist? -->


Albatrosse haben eine hohe [[Gleitzahl]] von 22:1 bis 23:1. Pro Meter Höhenverlust legen sie also 22 Meter Strecke zurück.<ref>Brooke 2004</ref>
Da sie durch Bewegungen ihrer riesigen Flügel schnell verausgabt sind, sind sie darauf angewiesen, im Wind zu gleiten. Fällt die Windgeschwindigkeit unter 12 km/h, kann ein Albatros nicht mehr abheben und muss an Land oder auf dem Wasser verbleiben. Hingegen können sie selbst in Stürmen noch manövrieren.
Beim Segelfliegen hilft Albatrossen und [[Riesensturmvogel|Riesensturmvögeln]] eine spezielle [[Sehne (Anatomie)|Sehne]], die den Flügel in ausgestreckter Position fixiert.<ref>{{cite journal | doi = 10.1098/rstb.1982.0158 | last1 = Pennycuick | first1 = C. J. | year = 1982 | title = The flight of petrels and albatrosses (procellariiformes), observed in South Georgia and its vicinity | journal = Philosophical Transactions of the Royal Society of London B | volume = 300 |jstor=2395926| issue = 1098| pages = 75–106 | bibcode = 1982RSPTB.300...75P | doi-access = free |language=en }}</ref>


Ihre [[Herzfrequenz]] während des Fluges liegt nahe der Grundfrequenz im Ruhezustand. Die energieaufwändigsten Aktivitäten sind das Landen, Starten und Jagen von Beute.<ref>{{cite journal | doi = 10.1098/rspb.2000.1223 | last1 = Weimerskirch | first1 = H | last2 = Guionnet | first2 = T | last3 = Martin | first3 = J | last4 = Shaffer | first4 = SA | last5 = Costa | first5 = DP.| year = 2000 | title = Fast and fuel efficient? Optimal use of wind by flying albatrosses | journal = Proceedings of the Royal Society of London. Series B: Biological Sciences| volume = 267 | issue = 1455| pages = 1869–74 | pmid = 11052538 | pmc=1690761 |language=en }}</ref>
Albatrosse sind bekannt dafür, dass sie zwar sehr gute Flieger sind, jedoch große Probleme mit Start und Landung haben. Erst nach einem langen Startlauf hebt das große Tier ab, und bei der langen Gleitlandung können sich die Vögel aufgrund zu hoher Geschwindigkeit auch überschlagen. In Brutkolonien gibt es gemeinsam genutzte Start- und Landebahnen, in deren Verlauf keine Nester gebaut werden. Trotzdem ist eine Landung auf dem Land immer ein gefährliches Unterfangen, bei dem es gelegentlich auch zu schwereren Unfällen kommen kann. Weniger Schwierigkeiten haben Albatrosse mit Starts und Landungen auf dem Wasser.


Beim Start müssen Albatrosse Anlauf nehmen, um einen ausreichenden Auftrieb zu erzeugen.<ref name="tick" />
=== Ernährung ===
Brutkolonien besitzen gemeinsam genutzte Start- und Landebahnen, in deren Verlauf keine Nester gebaut werden. Bei der Landung kommt es gelegentlich zu Unfällen.<ref>[//www.youtube.com/watch?v=z6XZmPVdKvI ''Quarks & Co'' – Evolution] Dokumentation über die Evolution (belegende Stelle darin ab Minute 20).</ref>


Aufgrund des hohen Energieverbrauchs bei aktivem Flügelschlag ruhen sich Albatrosse bei Windstille und ruhiger See auf der Meeresoberfläche aus, bis der Wind wieder auffrischt.<ref>{{cite web| title=The Wandering Albatross| author=Peter Ryan| url=http://www.fitzpatrick.uct.ac.za/sites/default/files/image_tool/images/275/Publications/PDF_Archive/Africa_Birds_And_Birding/Volume_Index/Volume_2/ABB02%281%2928-34.pdf| date=1997-02| access-date=2018-03-26| archive-date=2021-11-29| archive-url=https://web.archive.org/web/20211129115503/http://www.fitzpatrick.uct.ac.za/sites/default/files/image_tool/images/275/Publications/PDF_Archive/Africa_Birds_And_Birding/Volume_Index/Volume_2/ABB02%281%2928-34.pdf| url-status=dead |language=en}}</ref>
Die meisten Albatrosse fressen größtenteils [[Tintenfische]]. Diese unternehmen bei Nacht oft Wanderungen aus der Tiefsee in oberflächennahes Wasser, so dass sich nachts Albatrosse über den Schwärmen zum Fressen zusammenfinden. Daneben sind kleine Fische ein wichtiger Nahrungsbestandteil, meistens nur bis zur Größe einer [[Sardine]]. Weitere Nahrungsquellen sind [[Krebstiere]] und selten [[Qualle]]n und [[Aas]].
Nur die Albatrosse im Nordpazifik bewegen sich über längere Strecken auch mit aktivem Flügelschlag.<ref name="war">{{Cite book |title=The Behaviour, Population, Biology and Physiology of the Petrels |last=Warham |first=J. |publisher=Academic Press |year=1996 |isbn=0-12-735415-8 |location=London |language=en}}</ref>

Ob Albatrosse im Flug schlafen, ist noch nicht abschließend geklärt.<ref>{{cite web|url=http://www.onlinemathlearning.com/animalfacts-albatross.html|title=Animal Facts – Albatross: Do albatrosses sleep while flying?|work=OnlineMathLearning.com|access-date=2012-04-06 |language=en}}</ref>

Insbesondere im Bereich der [[Unbemanntes Luftfahrzeug|unbemannten Flugzeuge]] wird nach Möglichkeiten gesucht, den dynamischen Segelflug der Albatrosse auch für die Luftfahrt nutzbar zu machen.<ref>{{cite journal| title=Albatross's Effortless Flight Decoded—May Influence Future Planes | author=Daniel Stone| magazine=National Geographic| url=http://news.nationalgeographic.com/news/ 2012/09/120912-albatross-flight-airplane-design-traugott-science/| archive-url=https://web.archive.org/web/20120909062936/http://news.nationalgeographic.com/news/ 2012/09/120912-albatross-flight-airplane-design-traugott-science/| url-status=dead| archive-date=2012-09-09| date=2012-09-07 |language=en}}</ref>

=== Ernährung ===
[[Datei:Albatrosses associating with killer whales.JPG|mini|Albatrosse folgen einem [[Schwertwal]], um dessen Beutereste zu fressen. Das Bild wurde durch eine an einem Albatros befestigte Kamera aufgenommen.]]
Die Hauptnahrung der Albatrosse sind [[Tintenfische]]. Diese wandern oft nachts aus der Tiefsee in oberflächennahes Wasser, so dass sich Albatrosse über den Schwärmen zum Fressen zusammenfinden. Daneben sind kleine Fische ein wichtiger Nahrungsbestandteil, meistens nur bis zur Größe einer [[Sardine]]. Weitere Nahrungsquellen sind [[Krebstiere]] und selten [[Qualle]]n und [[Aas]].


Albatrosse sind zwar gute Flieger, können aber keine schwierigen Manöver nahe der Oberfläche fliegen. Daher gelingt es nur den kleinsten Arten, Beute von der Oberfläche fliegend zu erhaschen. Die meisten Albatrosse lassen sich auf dem Wasser nieder und fressen schwimmend.
Albatrosse sind gute Gleiter, können aber aufgrund ihrer Größe aber keine schnellen Manöver nahe der Wasseroberfläche fliegen.
Es wurde angenommen, dass Albatrosse hauptsächlich auf oder nahe der Meeresoberfläche befindliche Nahrung wie Fische und [[Kalmar]]e aufnehmen, während sie auf dem Wasser treiben. Bei einigen Arten wie dem häufig vorkommenden [[Schwarzbrauenalbatros]] wurden jedoch auch die Beutejagd durch [[Stoßtauchen]] beobachtet.<ref>{{cite journal | last1 = Cobley | first1 = N.D. | year = 1996 | title = An observation of live prey capture by a Black-browed Albatross ''Diomedea melanophrys'' | url = http://www.marineornithology.org/PDF/24/24_10.pdf | journal = Marine Ornithology | volume = 24 | pages = 45–46 |language=en }}</ref>
An den Vögeln befestigte Messinstrumente zeigten, dass [[Wanderalbatros]]se bis zu einem Meter und einige Arten, wie der [[Graumantelalbatros]], regelmäßig bis 5 Meter und in Ausnahmefällen bis 12 Meter tief tauchen.<ref>{{cite journal | last1 = Prince | first1 = P.A. | last2 = Huin | first2 = N. | last3 = Weimerskirch | first3 = H. | year = 1994 | title = Diving depths of albatrosses | journal = Antarctic Science | volume = 6 | issue = 3| pages = 353–354 |doi = 10.1017/S0954102094000532| bibcode = 1994AntSc...6..353P | s2cid = 129728675 |language=en }}</ref>


Gelegentlich folgen Albatrosse Schiffen, um den über Bord geworfenen Abfall fressen zu können. Vor allem [[Walfang|Walfänger]] werden oft von Albatrossen verfolgt, die sich an den nicht verwertbaren Teilen der getöteten [[Wale]] gütlich tun. Ferner betätigen sich Albatrosse manchmal als [[Kleptoparasitismus|Kleptoparasiten]]; zum Beispiel jagen Galapagosalbatrosse [[Tölpel]]n regelmäßig ihre Beute ab.
Oft folgen Albatrosse Schiffen, um deren Aufwinde zu nutzen und ohne Kraftaufwand in der Luft bleiben und mitreisen zu können. Auch fressen sie die über Bord geworfenen Abfälle von Fischerbooten und [[Walfang|Walfängern]]. [[Galapagosalbatros]]se jagen als [[Kleptoparasitismus|Kleptoparasiten]] [[Tölpel]]n regelmäßig ihre Beute ab. [[Schwarzbrauenalbatros]]se folgen manchmal [[Schwertwal]]en, um deren Beutereste zu fressen.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,653736,00.html Spiegel Online], abgerufen am 22. Oktober 2009.</ref>


=== Fortpflanzung ===
=== Fortpflanzung ===
[[Bild:Laysanalbatross.jpg|thumb|300px|right|Brütender Laysanalbatros]]
[[Datei:Laysanalbatross.jpeg|mini|Brütender Laysanalbatros]]
Albatrosse haben einen außerordentlich langen Fortpflanzungszyklus. Vom Nestbau bis zur Selbständigkeit der Jungen vergeht bei den großen Arten ein volles Jahr, so dass sie nur alle zwei Jahre brüten können. Nur wenige Arten brüten jährlich.


Albatrosse haben einen außerordentlich langen Fortpflanzungszyklus. Vom Nestbau bis zur Selbstständigkeit der Jungen vergeht bei den größeren Arten ein volles Jahr, so dass sie nur alle zwei Jahre brüten können. Nur wenige Arten brüten jährlich.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen pflegen Albatrosse ein komplexes [[Balz]]ritual. Hierzu zählen das synchrone Hochrecken der Köpfe, das Ausbreiten der Flügel, Reiben der Flanken mit den Schnäbeln und zahlreiche Rufe. Albatrosse sind [[Monogamie|monogam]] und treffen zu jeder Brut den Partner des vorherigen Mals. Das Männchen trifft einige Tage vor dem Weibchen ein und verteidigt die Niststätte gegen Konkurrenten. Bei den erneuten Aufeinandertreffen der Partner gibt es einige ritualisierte Begrüßungsgesten, die weniger komplex sind. Eine Balz findet nur noch einmal statt, wenn einer der Partner gestorben ist und nicht zur Niststätte zurückkehrt.


Im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen pflegen Albatrosse ein komplexes [[Balz]]ritual. Hierzu zählen das synchrone Hochrecken der Köpfe, das Ausbreiten der Flügel, Reiben der Flanken mit den Schnäbeln und zahlreiche Rufe. Albatrosse sind [[Monogamie|monogam]] und treffen zu jeder Brut den vorherigen Partner wieder. Das Männchen erreicht den Brutplatz einige Tage vor dem Weibchen und verteidigt ihn gegen Konkurrenten. Beim Aufeinandertreffen der Partner gibt es einige ritualisierte Begrüßungsgesten, die weniger komplex sind. Eine erneute Balz findet nur statt, wenn einer der Partner gestorben ist und nicht zur Niststätte zurückkehrt.
Albatrosse nisten in Kolonien, die einige hundert bis einige tausend Nester umfassen können. Die größten Kolonien bilden Laysanalbatrosse und Schwarzbrauenalbatrosse, bei denen über 100.000 Paare zusammen brüten können. Die Nester stehen allerdings selbst bei den größten Kolonien in Abständen von einigen Metern zueinander, so dass es wenig Interaktion zwischen den Brutpaaren gibt.


Albatrosse nisten in Kolonien, die einige hundert bis einige tausend Nester umfassen können. Die größten Kolonien bilden [[Laysanalbatros]]se und Schwarzbrauenalbatrosse, bei denen über 100.000&nbsp;Paare zusammen brüten können. Die Nester befinden sich allerdings selbst bei den größten Kolonien in Abständen von einigen Metern zueinander, so dass wenig Interaktion zwischen den Brutpaaren auftritt.
Die meisten Albatrosse bauen große Nester aus Gräsern, Moosen und Schlamm. Die nordpazifischen Arten hingegen heben nur eine flache Nistgrube aus, und der Galapagos-Albatros baut überhaupt kein Nest. Das einzige Ei wiegt 205 bis 487 Gramm und wird im Schnitt zehn bis elf Wochen von beiden Partnern bebrütet. Dabei brütet ein Vogel jeweils für mehrere Tage, ohne Nahrung aufzunehmen, ehe ihn der Partner ablöst. Erst wenn der geschlüpfte Jungvogel drei bis fünf Wochen alt ist, verlassen ihn beide Partner für mehrere Stunden oder Tage. Die Jungen werden mit vorverdauter Nahrung sowie mit einer öligen Substanz gefüttert, die im Magen erzeugt und über die Röhren auf dem Schnabel ausgeschieden wird.


Die meisten Albatrosse bauen große Nester aus Gräsern, Moosen und Schlamm. Die nordpazifischen Arten hingegen heben nur eine flache Nistgrube aus, und der [[Galapagos-Albatros]] baut überhaupt kein Nest. Das einzige Ei wiegt 205 bis 487&nbsp;Gramm und wird im Schnitt zehn bis elf Wochen von beiden Partnern bebrütet. Dabei brütet ein Vogel jeweils für mehrere Tage, ohne Nahrung aufzunehmen, ehe ihn der Partner ablöst. Erst wenn der geschlüpfte Jungvogel drei bis fünf Wochen alt ist, verlassen ihn beide Partner für mehrere Stunden oder Tage. Die Jungen werden mit vorverdauter Nahrung sowie mit einer öligen Substanz gefüttert, die im Magen erzeugt und über die Röhren auf dem Schnabel ausgeschieden wird.
Albatrosse sind sehr langlebige Vögel. Die großen Arten brüten erst im Alter von zehn bis elf Jahren das erste Mal. Das höchste bisher festgestellte Alter betrug 58 Jahre bei einem Königsalbatros. Allerdings gibt es eine hohe Sterblichkeit bei jungen Vögeln. So überleben 70 % der jungen Wanderalbatrosse ihr erstes Lebensjahr nicht.

== Alter ==

Albatrosse sind sehr langlebige Vögel. Die großen Arten brüten im Alter von zehn bis elf Jahren das erste Mal.

Der mit mindestens 74 Jahren älteste Albatros und damit auch der (Stand 2024) älteste wildlebende Vogel ist ein Laysanalbatros namens „[[Wisdom (Albatros)|Wisdom]]“,<ref>Papahānaumokuākea Marine National Monument: ''[https://www.sciencedaily.com/releases/2013/02/130204111111.htm World's oldest-known wild bird hatches another chick].'' Pressemitteilung vom 4. Februar 2013.</ref> der 1956 als brütender Altvogel beringt wurde und auch in den Jahren 2020<ref>{{Internetquelle |autor=Der Spiegel |url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/midway-atoll-im-pazifik-albatros-bruetet-kueken-aus-mit-70-jahren-a-aeb80794-8150-4ebc-853c-4891c48f6718 |titel=Midway-Atoll im Pazifik: Albatros brütet Küken aus – mit 70 Jahren |abruf=2021-03-12 |sprache=de}}</ref> und 2024 noch erfolgreich brütete, insgesamt bereits mehr als 50 Mal.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/wissen/Albatrosdame-legt-mit-74-Jahren-noch-ein-Ei-article25416334.html |titel=„Sie ist schon wieder Mutter“ – Albatrosdame legt mit 74 Jahren noch ein Ei |werk=n-tv.de |datum=2024-12-07 |abruf=2024-12-08}}</ref>

Es gibt eine hohe Sterblichkeit bei jungen Vögeln. So überleben 70&nbsp;Prozent der jungen Wanderalbatrosse ihr erstes Lebensjahr nicht.


== Stammesgeschichte ==
== Stammesgeschichte ==


Bereits im [[Oligozän]] gab es albatrosähnliche Vögel. Diese Seevögel, die den längst ausgestorbenen Gattungen ''Rupelornis'' und ''Diomedeoides'' zugerechnet werden, werden heute meistens in einer eigenen Familie Diomedeoididae geführt und waren offenbar noch keine echten Albatrosse <ref>Gerald Mayr, Stefan Peters & Siegfried Rietschel: ''Petrel-like Birds with a Peculiar Foot Morphology from the Oligocene of Germany and Belgium (Aves: Procellariiformes)''. In: ''Journal of Vertebrate Paleontology'' 2002, Heft 22(3), S. 667–676</ref>.
Bereits im frühen [[Oligozän]] ist der Albatros ''[[Tydea septentrionalis]]'' nachgewiesen, der im Bereich der Nordsee lebte, wo heute keine Albatrosse mehr vorkommen. Daneben gab es in der gleichen Region albatrosähnliche Vögel. Diese Seevögel, die den längst ausgestorbenen Gattungen ''[[Rupelornis]]'' und ''[[Diomedeoides]]'' zugerechnet werden, werden nach den neueren Klassifizierungen in einer eigenen Familie Diomedeoididae geführt und waren offenbar noch keine echten Albatrosse.<ref>Gerald Mayr, Stefan Peters & Siegfried Rietschel: ''Petrel-like Birds with a Peculiar Foot Morphology from the Oligocene of Germany and Belgium (Aves: Procellariiformes)''. In: ''Journal of Vertebrate Paleontology'' 2002, Heft 22(3), S. 667–676.</ref>


Vertreter der echten Albatrosse sind seit dem [[Miozän]] belegt. Hierzu gehören die ausgestorbene Albatrosgattung ''Plotornis'' sowie Vertreter der rezenten Gattungen ''Diomedea'' und ''Thalassarche''. Der Ursprung der Albatrosse wird auf der Südhalbkugel vermutet, da die Familie dort am formenreichsten auftritt; ein Indiz für diese Hypothese ist, dass Albatrosse der Nordhalbkugel im Winter brüten, der dem südlichen Sommer entspricht. Die Trennung der nördlichen Albatrosse von den südlichen Arten war bereits im Miozän vollzogen, ebenso legt die [[molekulare Uhr]] den Schluss nahe, dass alle vier rezenten Gattungen am Ausgang des Miozäns existent waren.
Vertreter der echten Albatrosse sind verstärkt seit dem [[Miozän]] belegt. Hierzu gehören die ausgestorbene Albatrosgattung ''[[Plotornis]]'' sowie Vertreter der [[Rezent#Biologie|rezenten]] Gattungen ''[[Diomedea (Gattung)|Diomedea]]'' und ''[[Thalassarche]]''. Die Trennung der nördlichen Albatrosse von den südlichen Arten war bereits im Miozän vollzogen, ebenso legt die [[molekulare Uhr]] den Schluss nahe, dass alle vier rezenten Gattungen am Ausgang des Miozäns existent waren. ''Diomedea'' und ''Phoebastria'' trennten sich vor rund 23, ''Thalassarche'' und ''[[Phoebetria]]'' vor etwa 28&nbsp;Millionen Jahren.<ref name="mayr2012-93">Gerald Mayr, Thierry Smith: ''{{lang|en|A Fossil Albatross from the Early Oligocene of the North Sea Basin.}}'' In: ''{{lang|en|The Auk}}'' 129 (1), 2012. [[doi:10.1525/auk.2011.11192]], S. 87–95. ([http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/abteilung/terrzool/ornithologie/belgium_diomedeidae.pdf Volltext]; PDF; 451&nbsp;kB).</ref>


Heute fehlen Albatrosse im [[Atlantik|Nordatlantik]]. Dort waren sie im [[Pliozän]] aber noch in wenigstens fünf Arten verbreitet, von denen vier der Gattung ''Phoebastria'' angehörten, die fünfte war der ausgestorbene ''Diomedea anglica'' <ref>S. Olson & P. Rasmussen: ''Miocene and Pliocene Birds from the Lee Creek Mine, North Carolina''. In: ''Smithsonian Contributions to Paleobiology'' 2001, Nr. 90</ref>. Der Grund für das Aussterben im Nordatlantik ist nicht bekannt, könnte aber mit klimatischen Schwankungen während des [[Pleistozän]]s zusammenhängen.
Heute fehlen Albatrosse im [[Atlantik|Nordatlantik]]. Dort waren sie im [[Pliozän]] aber noch in wenigstens fünf Arten verbreitet, von denen vier der Gattung ''Phoebastria'' angehörten, die fünfte war der ausgestorbene ''[[Diomedea anglica]]''.<ref>S. Olson, P. Rasmussen: ''Miocene and Pliocene Birds from the Lee Creek Mine, North Carolina''. In: ''Smithsonian Contributions to Paleobiology'' 2001, Nr. 90.</ref> Der Grund für das Aussterben im Nordatlantik ist nicht bekannt, könnte aber mit klimatischen Schwankungen während des [[Pleistozän]]s zusammenhängen.

[[Datei:Thalassarche bulleri in flight 3 - SE Tasmania.jpg|mini|[[Buller-Albatros]]]]


== Systematik ==
== Systematik ==

=== Äußere Systematik ===
=== Äußere Systematik ===
Albatrosse gehören zur Ordnung der [[Röhrennasen]]. Traditionell werden sie an der Basis dieses Taxons eingeordnet. Nach neueren Erkenntnissen ist dies jedoch nicht zutreffend. Albatrosse sind demnach die [[Schwestergruppe]] eines gemeinsamen [[Taxon]]s aus [[Sturmvögel]]n und [[Tauchsturmvögel]]n, und alle gemeinsam bilden wiederum das Schwestertaxon der Hydrobatinae, die traditionell als Unterfamilie der [[Sturmschwalben]] galt.<ref>Gary Nunn, Scott Stanley: ''Body size effects and rates of cytochrome b evolution in tube-nosed seabirds''. In: ''Molecular Biology and Evolution'' 1998, Heft 15(10), S.&nbsp;1360–1371.</ref>

Albatrosse werden der Ordnung der [[Röhrennasen]] zugeordnet. Traditionell werden sie an der Basis dieses Taxons eingeordnet. Nach neueren Erkenntnissen ist dies jedoch nicht zutreffend. Albatrosse sind demnach die [[Schwestergruppe]] eines gemeinsamen [[Taxon]]s aus [[Sturmvögel]]n und [[Tauchsturmvögel]]n, und alle gemeinsam bilden wiederum das Schwestertaxon der Hydrobatinae, die traditionell als Unterfamilie der [[Sturmschwalben]] galt.<ref>Gary Nunn & Scott Stanley: ''Body size effects and rates of cytochrome b evolution in tube-nosed seabirds''. In: ''Molecular Biology and Evolution'' 1998, Heft 15(10), S. 1360-1371</ref>


=== Innere Systematik ===
=== Innere Systematik ===
[[Datei:Waved albatross courtship.jpg|mini|[[Galapagosalbatros]] (''Phoebastria irrorata'')]]


Traditionell wurden die Albatrosse in zwei [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] mit 16 [[Art (Biologie)|Arten]] unterteilt. Dies waren ''Diomedea'' und ''Phoebetria''. Als deutlich wurde, dass ''Diomedea'' in der ursprünglichen Zusammenstellung [[Paraphylie|paraphyletisch]] wäre, teilte man noch die Gattungen ''Phoebastria'' und ''Thalassarche'' ab, so dass es nun vier Gattungen gibt, die alle mit ziemlicher Sicherheit [[Monophylie|monophyletisch]] sind. <ref name="Nunn">Gary Nunn & al.: ''Evolutionary relationships among extant albatrosses (Procellariiformes: Diomedeidae) established from complete cytochrome-b sequences''. In: ''The Auk'' 1996, Nr. 113, S. 784-801</ref>
Traditionell wurden die Albatrosse in zwei [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] mit 14&nbsp;[[Art (Biologie)|Arten]] unterteilt. Dies waren ''Diomedea'' und ''Phoebetria''. Als deutlich wurde, dass ''Diomedea'' in der ursprünglichen Zusammenstellung [[Paraphylie|paraphyletisch]] wäre, teilte man noch die Gattungen ''Phoebastria'' und ''Thalassarche'' ab, so dass es nun vier Gattungen gibt, die alle mit ziemlicher Sicherheit [[Monophylie|monophyletisch]] sind.<ref name="Nunn">Gary Nunn & al.: ''Evolutionary relationships among extant albatrosses (Procellariiformes: Diomedeidae) established from complete cytochrome-b sequences''. In: ''The Auk'' 1996, Nr. 113, S.&nbsp;784–801.</ref>


Die Artenzahl wurde zuletzt drastisch erhöht. So beschrieben die Zoologen Robertson und Nunn 1998 statt der bis dahin üblichen 14 nun 24 Arten. Die Erhöhung der Artenzahl ist allerdings nur auf Erhebung von bisher als Unterarten angesehener Taxa in den Artstatus zurückzuführen, nicht auf die Entdeckung neuer Arten<ref>Graham Robertson & Rosemary Gales: ''Albatross Biology and Conservation''. Surrey Beatty & Sons 1998. ISBN 0949324825</ref>. Die in der folgenden Auflistung wiedergegebene Zahl von 21 Arten folgt Brooke 2004 (siehe Literatur).
Die Artenzahl wurde zuletzt drastisch erhöht. So beschrieben die Zoologen Robertson und Nunn 1998 statt der bis dahin üblichen 14 nun 24&nbsp;Arten. Die Erhöhung der Artenzahl ist allerdings nur auf Erhebung von bisher als Unterarten angesehener Taxa in den Artstatus zurückzuführen, nicht auf die Entdeckung neuer Arten.<ref>Graham Robertson, Rosemary Gales: ''Albatross Biology and Conservation''. Surrey Beatty & Sons, 1998, ISBN 0-949324-82-5.</ref> Die in der folgenden Auflistung wiedergegebene Zahl von 21 Arten folgt Brooke 2004 (siehe Literatur).


* Gattung ''[[Diomedea (Gattung)|Diomedea]]'': die großen Albatrosse der Südhalbkugel
[[Bild:Phoebastria irrorata NOAA mvey0649.jpg|thumb|300px|[[Galapagosalbatros]] (''Phoebastria irrorata'')]]
[[Bild:Albatros ceja negra - paso drake - noviembre 2005.jpg|thumb|300px|Schwarzbrauenalbatros (''Thalassarche melanophris'')]]
* Gattung ''Diomedea'': die großen Albatrosse der Südhalbkugel
** [[Wanderalbatros]], ''Diomedea exulans''
** [[Wanderalbatros]], ''Diomedea exulans''
** [[Antipoden-Albatros]], ''Diomedea antipodensis'', galt ursprünglich als Unterart des Wanderalbatros
** [[Antipoden-Albatros]], ''Diomedea antipodensis'', galt ursprünglich als Unterart des Wanderalbatros
** [[Amsterdaminsel-Albatros]], ''Diomedea amsterdamensis''
** [[Amsterdam-Albatros]], ''Diomedea amsterdamensis'', galt ursprünglich als Unterart des Wanderalbatros
** [[Tristan-Albatros]], ''Diomedea dabbenena'', galt ursprünglich als Unterart des Wanderalbatros
** [[Tristan-Albatros]], ''Diomedea dabbenena'', galt ursprünglich als Unterart des Wanderalbatros
** [[Nördlicher Königsalbatros]], ''Diomedea sanfordi''
** [[Nördlicher Königsalbatros]], ''Diomedea sanfordi''
** [[Königsalbatros|Südlicher Königsalbatros]], ''Diomedea epomophora''
** [[Königsalbatros|Südlicher Königsalbatros]], ''Diomedea epomophora''
* Gattung ''Phoebastria'': die nordpazifischen und tropischen Albatrosse
* Gattung ''[[Phoebastria]]'': die nordpazifischen und tropischen Albatrosse
** [[Galapagosalbatros]], ''Phoebastria irrorata''
** [[Galapagosalbatros]], ''Phoebastria irrorata''
** [[Kurzschwanzalbatros]], ''Phoebastria albatrus''
** [[Kurzschwanzalbatros]], ''Phoebastria albatrus''
** [[Schwarzfußalbatros]], ''Phoebastria nigripes''
** [[Schwarzfußalbatros]], ''Phoebastria nigripes''
** [[Laysanalbatros]], ''Phoebastria immutabilis''
** [[Laysanalbatros]], ''Phoebastria immutabilis''
* Gattung ''Thalassarche'': die kleineren, hellen Albatrosse der Südhalbkugel
* Gattung ''[[Thalassarche]]'': die kleineren, hellen Albatrosse der Südhalbkugel
** [[Schwarzbrauenalbatros]], ''Thalassarche melanophris''
** [[Schwarzbrauenalbatros]], ''Thalassarche melanophris''
** [[Campbell-Albatros]], ''Thalassarche impavida'', galt ursprünglich als Unterart des Schwarzbrauenalbatros
** [[Campbell-Albatros]], ''Thalassarche impavida'', galt ursprünglich als Unterart des Schwarzbrauenalbatros
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** [[Indischer Gelbnasenalbatros]], ''Thalassarche carteri''
** [[Indischer Gelbnasenalbatros]], ''Thalassarche carteri''
** [[Buller-Albatros]], ''Thalassarche bulleri''
** [[Buller-Albatros]], ''Thalassarche bulleri''
* Gattung ''Phoebetria'': die dunklen [[Rußalbatrosse]]
* Gattung ''[[Phoebetria]]'': die dunklen [[Rußalbatrosse]]
** [[Dunkelalbatros]], ''Phoebetria fusca''
** [[Rußalbatros]], ''Phoebetria fusca''
** [[Rußalbatros]], ''Phoebetria palpebrata''
** [[Graumantelalbatros]], ''Phoebetria palpebrata''


Die Gattungen ''Diomedea'' und ''Phoebastria'' sind [[Schwestergruppe|Schwestertaxa]], ebenso die Gattungen ''Thalassarche'' und ''Phoebetria''<ref name="Nunn"/>. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind im folgenden Kladogramm dargestellt:
Die Gattungen ''Diomedea'' und ''Phoebastria'' sind [[Schwestergruppe|Schwestertaxa]], ebenso die Gattungen ''Thalassarche'' und ''Phoebetria''.<ref name="Nunn" /> Die Verwandtschaftsverhältnisse sind im folgenden Kladogramm dargestellt:


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Diomedeidae
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}}


== Menschen und Albatrosse ==
== Menschen und Albatrosse ==
[[Bild:The rime of the ancient Mariner - Coleridge.jpg|thumb|275px|right|Illustration von [[Gustave Doré]] zu [[Samuel Taylor Coleridge]]s ''The Rime of the Ancient Mariner'']]
[[Datei:The rime of the ancient Mariner - Coleridge.jpg|mini|Illustration von [[Gustave Doré]] zu [[Samuel Taylor Coleridge|Coleridges]] ''The Rime of the Ancient Mariner'']]
[[Datei:Albatroz - Panorama 1837.jpg|mini|''Albatroz'' – [[Holzschnitt]] in der Zeitschrift ''O&nbsp;Panorama'' (1837)]]
Das Wort „Albatros“ gelangte über die englische Seefahrersprache ins Deutsche. Es stellt eine vermutlich unter dem Einfluss von [[Latein|lat]]. ''albus'' „weiß“ entstandene Abwandlung des [[Spanische Sprache|spanischen]] und [[Portugiesische Sprache|portugiesischen]] ''alcatraz'' dar, das heute den [[Tölpel]] bezeichnet, ursprünglich aber große schwarze Seevögel im Allgemeinen und den [[Pelikan]] im Besonderen. Das spanische Wort wiederum leitet sich aus dem arabischen ''al-qādūs'' „Schaufel eines Wasserrads“ ab, mit dem die Mauren in Anspielung auf seinen Kehlsack den Pelikan bezeichneten.


Das Wort „Albatros“ gelangte über die englische Seefahrersprache ins Deutsche. Es stellt eine vermutlich unter dem Einfluss von [[Latein|lat]]. ''albus'' „weiß“ entstandene Abwandlung des [[Spanische Sprache|spanischen]] und [[Portugiesische Sprache|portugiesischen]] ''alcatraz'' dar, das heute den [[Tölpel]] bezeichnet, ursprünglich aber große schwarze Seevögel im Allgemeinen und den [[Pelikane|Pelikan]] im Besonderen. Das spanische Wort wiederum leitet sich aus dem arabischen ''al-qādūs'' „Schaufel eines Wasserrads“ ab, mit dem die Mauren in Anspielung auf seinen Kehlsack den Pelikan bezeichneten.
Während Albatrosse in früheren Jahrhunderten für Seefahrer von wenig Interesse waren, wurden sie am Ende des 19. Jahrhunderts als [[Feder]]lieferanten für Kleiderfutter und Kissenfüllungen entdeckt. Mehrere Kolonien, die Hunderttausende Vögel umfassten, wurden binnen weniger Jahre komplett vernichtet. Zwischen 1887 und 1903 wurden weit über eine Million Kurzschwanzalbatrosse getötet, was die Art dem Aussterben nahebrachte und sie so selten machte, dass sie sich bis heute nicht von dieser Verfolgung erholen konnte.


Seeleute hatten ein besonderes Verhältnis zu Albatrossen. Einerseits wurden einige Tiere spätestens ab dem 18.&nbsp;Jahrhundert zur Bereicherung der Bordverpflegung für ihr Fleisch gejagt.<ref>''Donnerstag, 24. November [1772] – … Viele Albatrosse über dem Schiff, deren einige wir mit dem Feuerhaken fingen und die als Abwechslung in der Nahrung durchaus willkommen waren, sogar zu einer Zeit, da alle Hilfskräfte mit frischem Schafsfleisch versorgt wurden&nbsp;…'' – Logbuch James Cook, laut A. Grenfell Price (2005). ''James Cook. Entdeckungsfahrten im Pazifik.'' Edition Erdmann, ISBN 3-86503-024-6, S. 128.<br />
Ein anderes Schicksal erlitt eine Kolonie von 200.000 Laysanalbatrossen auf den [[Midwayinseln]]. Seit 1940 besteht hier ein Luftwaffenstützpunkt der [[United States Navy]]. In den ersten Jahren kam es immer wieder zu Kollisionen zwischen Flugzeugen und Albatrossen. Nachdem es nicht gelang, die Vögel mit Sirenen und Explosionen zu vertreiben, wurden die Dünen abgetragen und große Teile der Insel asphaltiert, so dass die Möglichkeiten zum Brüten nicht mehr gegeben waren.
im Allgemeinen zur Albatrosjagd [zitiert laut engl. Wikipedia:] M. Cocker, R. Mabey: ''Birds Britannica London: Chatto & Windus''. 2005, ISBN 0-7011-6907-9.</ref> Andererseits galten Albatrosse als Seelen gestorbener Seeleute.<ref>[zitiert laut engl. Wikipedia:] Jonathan Eyers: ''Don’t Shoot the Albatross!: Nautical Myths and Superstitions''. A&C Black, London 2011, ISBN 978-1-4081-3131-2.</ref> Vielleicht kam daher der Seemannsglaube, es brächte Unglück, einen Albatros zu töten (verewigt von [[Samuel Taylor Coleridge|Coleridge]], siehe unten); laut Angaben der chilenischen [[Kap Hoornier|Kap-Hoornier]]-Vereinigung gab es unter Seeleuten sogar den Brauch, Albatrosse zwar vom Schiff aus im Flug zu fangen, sie aber wieder freizulassen.<ref name="AICH">Von den Internetseiten der chilenischen [[Kap Hoornier|Kap-Hoornier]]-Vereinigung: {{Webarchiv|text=A.I.C.H. Emblem. |url=http://www.caphorniers.cl/historia_insig/hystory_amicale.htm |wayback=20110615124426 }} (engl.). Laut Angaben auf der Seite handelt es sich bei dem Text um eine „Synthesis of an article written by the International Secretary General of the A.I.C.H., Captain Roger GHYS, as published in LE COURRIER DU CAP N°3 of December, 1999. By Rear Admiral Roberto BENAVENTE, President, Chilean Section AICH“.</ref> Von der im 20. Jahrhundert gegründeten Organisation der Kap Hoorniers (Segler, die auf Frachtseglern [[Kap Hoorn]] umrundet hatten) wurde ein Albatroskopf mit einem Fanghaken sogar als Logo genutzt, und wer das Kap ''als Kapitän'' eines Frachtseglers umrundet hatte, erhielt den Ehrentitel ''Albatros''.<ref name="AICH" />


Am Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts dienten Albatrosse als [[Feder]]lieferanten für Kleiderfutter und Kissenfüllungen. Mehrere Kolonien, die Hunderttausende Vögel umfassten, wurden binnen weniger Jahre vernichtet. Zwischen 1887 und 1903 wurden weit über eine Million Kurzschwanzalbatrosse getötet, was die Art dem Aussterben nahebrachte und sie so selten machte, dass sie sich bis heute nicht von dieser Verfolgung erholen konnte. Im Jahr 2004 trat das <!--derzeit --->von 13&nbsp;Staaten unterzeichnete [[Übereinkommen zum Schutz der Albatrosse und Sturmvögel]] (ACAP) in Kraft.
Im Disney-Film [[Bernard und Bianca]] nutzen die Helden die „Albatross Airlines“, dessen Pilot, ein erfahrener Albatros, die typischen Schwierigkeiten sowohl beim Start als auch bei der Landung zeigt.


Ein anderes Schicksal erlitt eine Kolonie von 200.000&nbsp;Laysanalbatrossen auf den [[Midwayinseln]]. Seit 1940 besteht hier ein Luftwaffenstützpunkt der [[United States Navy]]. In den ersten Jahren traten immer wieder Kollisionen zwischen Flugzeugen und Albatrossen auf. Nachdem die Vögel mit Sirenen und Explosionen nicht vertrieben werden konnten, wurden die Dünen abgetragen und große Teile der Insel asphaltiert, so dass die Möglichkeiten zum Brüten nicht mehr gegeben waren.
== Literatur ==


Die {{lang|mi|[[Māori]]}} benutzten, mindestens auf der neuseeländischen Südinsel, die Schwingenknochen von Albatrossen zum Flötenbau.<ref>[http://www.jstor.org/stable/2802105 Mervy Mclean: ''A chronological and geographical sequence of Maori flute scales''. 1982.] ''Man, Bd. 17 Ausg. 1'', S.&nbsp;123–157.</ref>
* Michael Brooke: ''Albatrosses and Petrels across the World''. Oxford University Press, 2004 ISBN 0198501250
* Josep del Hoyo et al.: ''Handbook of the Birds of the World'', Band 1 (''Ostrich to Ducks''). Lynx Edicions, 1992, ISBN 8487334105


Die europäische Kunst und Kultur, der der Albatros als nicht-heimischer Vogel zunächst fremd war, lernte das Tier erst vergleichsweise spät kennen. Der englische Dichter [[Samuel Taylor Coleridge]] verewigte in seiner berühmten, 1798 entstandenen Ballade ''[[The Rime of the Ancient Mariner]]'' (dt. ''Ballade vom alten Seemann'' oder ''Der alte Matrose'') das –&nbsp;künstlerisch überhöhte&nbsp;– Unbehagen eines Seemanns, einen Albatros getötet zu haben. Daneben benannten mehrere spätere Künstler ihre Werke nach den Seevögeln: [[Charles Baudelaire]]s (1821–1867) Gedicht „L’Albatros“ beschreibt die Ungeschicklichkeit des Tieres am Boden und vergleicht sie mit dem eleganten Flug der Tiere bzw. dem Schicksal des Poeten. Die Band [[Fleetwood Mac]] betitelte ein Instrumentalstück ''Albatross'' (1969) und die Rockgruppe [[Karat (Band)|Karat]] ein Lied ''[[Albatros (Lied)|Albatros]]'' (1979). Im Jahr 2014 erschien das Lied des schwedischen DJs AronChupa namens ''I’m an Albatraoz''. Im Disney-Film ''[[Bernard und Bianca]]'' (1977) nutzen die Helden die „Albatross Airlines“, deren Pilot, ein erfahrener Albatros, die typischen Schwierigkeiten sowohl beim Start als auch bei der Landung zeigt.
== Quellen ==


== Trivia ==
<references/>

Im [[Golf (Sport)|Golfsport]] wird ein Ergebnis an einem Loch umgangssprachlich ''Albatros'' genannt, wenn der Spieler drei Schläge weniger benötigt hat, als die Bahnvorgabe („[[Par (Golf)|Par]]“) vorgibt. Benötigt beispielsweise ein Spieler auf einer Bahn mit der Bahnvorgabe 5 („Par 5“) lediglich 2 Schläge, hat er einen Albatros gespielt. Siehe auch: [[Birdie (Golf)#Anwendung|Fachbegriffe Golfsport]]

Der deutsche Schwimmsportler, Olympiasieger und Weltmeister [[Michael Groß]] erhielt 1983 von einem französischen Reporter der Sporttageszeitung L’Équipe aufgrund seiner großen Armspannweite von 2,13 m bei 2,01 m Körperlänge den Spitznamen „Albatros“. Während der [[Olympische Sommerspiele 1984|Olympischen Spiele 1984]] kreierte der deutsche Sportreporter [[Jörg Wontorra]] das geflügelte Wort: „Flieg, Albatros, flieg …!“ Der Ausspruch wurde 2019 in einer Briefmarke der Deutschen Post „verewigt“.

== Literatur ==
* Michael Brooke: ''Albatrosses and Petrels across the World.'' Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-850125-0.
* [[Josep del Hoyo]] et al.: ''Handbook of the Birds of the World.'' Band 1: ''Ostrich to Ducks.'' Lynx Edicions, 1992, ISBN 84-87334-10-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Albatros}}
{{Commons|Category:Diomedeidae|{{PAGENAME}}}}
{{Commonscat|Diomedeidae|Albatrosse (Diomedeidae)}}
{{Wikispecies|Diomedeidae|Albatrosse}}
* [http://www.acap.aq/ acap.aq Agreement on the Conservation of Albatrosses and Petrels] (englisch)
* [http://www.rspb.org.uk/supporting/campaigns/albatross/ Global campaign: Save the Albatross] (englisch)
* [https://www.wildlife.de/de/galerie/24/laysan.html Bilder von Albatrossen]


== Einzelnachweise ==
{{Lesenswert}}
<references />


{{Lesenswert|22. Juni 2006|18151044}}
[[Kategorie:Röhrennasen]]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4141801-3|LCCN=sh/85/3216|NDL=00560074}}
{{Link FA|en}}


[[Kategorie:Albatrosse| ]]
[[ar:قطرس]]
[[bn:আলবাট্রস]]
[[cs:Albatrosovití]]
[[da:Albatrosser]]
[[en:Albatross]]
[[es:Diomedeidae]]
[[fa:آلباتروس]]
[[fi:Albatrossit]]
[[fr:Diomedeinae]]
[[fy:Albatrossen]]
[[he:אלבטרוסיים]]
[[hr:Albatrosi]]
[[hu:Albatroszfélék]]
[[io:Albatroso]]
[[it:Diomedeidae]]
[[ja:アホウドリ亜科 (Sibley)]]
[[ka:ალბატროსისებრნი]]
[[lt:Albatrosiniai]]
[[nl:Albatrossen]]
[[no:Albatrosser]]
[[pl:Albatrosy]]
[[pt:Diomedeidae]]
[[ru:Альбатросы]]
[[sk:Albatrosovité]]
[[sv:Albatrosser]]
[[ta:அல்பட்ரோஸ்]]
[[tr:Albatros]]
[[uk:Альбатросові]]
[[zh:信天翁科]]

Aktuelle Version vom 30. September 2025, 17:32 Uhr

Albatrosse

Laysanalbatros (Phoebastria immutabilis)

Systematik
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Röhrennasen (Procellariiformes)
Familie: Albatrosse
Wissenschaftlicher Name
Diomedeidae
G.R. Gray, 1840

Die Albatrosse (Diomedeidae) sind eine Familie von Seevögeln aus der Ordnung der Röhrennasen (Procellariiformes). Von den 21 Arten kommen 17 in den südlichen Ozeanen vor, drei im Nordpazifik und eine in den Tropen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen (Procellariiformes) können Albatrosse gut an Land gehen, hier ein Schwarzfußalbatros

Die Albatrosse sind eine Gruppe von großen bis sehr großen Seevögeln mit sehr langen und schmalen Flügeln. Albatrosse können Flügelspannweiten von über 3,5 Metern erreichen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Auch die kleinsten Vertreter der Familie haben noch Spannweiten von zwei Metern. Mit einem Gewicht von bis zu 12 Kilogramm gehören Albatrosse zu den schwersten flugfähigen Vögeln.

Der Schnabel ist groß, kräftig, scharfkantig und an der Spitze hakenförmig nach unten gebogen. Oft ist er leuchtend gelb oder rosa gefärbt. Als namensgebendes Merkmal der Ordnung der Röhrennasen besitzen diese Vögel auf dem Schnabel zwei kleine Röhren, aus denen die aus den an den Augen liegenden Salzdrüsen ausgeschiedene konzentrierte Meersalzlösung rinnt.[1][2] Wie andere Röhrennasen, aber im Gegensatz zu den meisten Vögeln, nutzen sie auch ihren Geruchssinn zum Auffinden von Nahrung.[3]

Die Beine sind kurz und kräftig und befähigen Albatrosse im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen zu einem watschelnden, aber sicheren Gang.[4] Die Füße besitzen keine rückseitige Zehe. Die drei vorderen Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden. Albatrosse sind gute Schwimmer, die sich auch bei hohen Wellen auf dem Wasser halten können.

Königsalbatros mit gut sichtbaren Röhren und Haken am Schnabel
Beim Abheben verbrauchen große Wasservögel wie der Kurzschwanzalbatros erhebliche Energie

Das Federkleid der meisten ausgewachsenen Albatrosse ist auf dem Rücken dunkler gefärbt, aber auf der Unterseite weiß, oft den Möwen ähnelnd.[4] Der Königsalbatros ist jedoch beim erwachsenen Männchen bis auf die Flügelspitzen und -hinterkanten fast vollständig weiß, während der Amsterdamalbatros überwiegend braun gefärbt ist und insbesondere ein kräftiges braunes Brustband besitzt. Mehrere der kleineren Arten der Gattung Thalassarche sowie der Gattung Phoebastria haben Gesichtsmarkierungen wie Augenflecken oder sind an Kopf und Nacken grau oder gelb. Der Schwarzfußalbatros sowie die beiden Rußalbatrosse weichen von der üblichen Färbung ab und sind fast vollständig dunkelbraun bzw. stellenweise dunkelgrau beim Rußalbatros. Albatrosse brauchen mehrere Jahre, um ihr volles Prachtkleid zu entwickeln.[5]

Wanderalbatros im Flug

Die Flügelspannweite der Großalbatrosse (Gattung Diomedea) übertrifft mit 3,4 Metern alle anderen Vögel. Es gibt jedoch auch Albatross-Arten mit einer Spannweite von nur 1,75 m.[6]

Verbreitung und Lebensraum

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Verbreitung der Albatrosse

Der Großteil der Arten lebt über den Ozeanen der Südhalbkugel. Dort kommen sie vor allem auf verschiedenen Inseln wie Falkland, Macquarieinsel, Crozetinseln, Prince-Edward-Inseln und Südgeorgien vor; daneben bilden sie vereinzelte Kolonien in der Antarktis.

Klimatisch liegt der Schwerpunkt auf polaren und subpolaren Breiten, seltener in gemäßigten Zonen, und mit dem Galapagosalbatros lebt nur eine einzige Art in den Tropen. Drei weitere Arten leben, geografisch von den vorgenannten deutlich getrennt, im subtropischen, gemäßigten und subpolaren Bereich des Nordpazifik.

Im Nordatlantik und seinen Nebenmeeren gibt es für gewöhnlich keine Albatrosse; ebenso fehlen sie, abgesehen von der Umgebung der Galápagos-Inseln, in den Tropen. Während im Südpolarmeer eine Vielzahl von Albatrosarten beheimatet ist, fehlen sie gänzlich im Nordpolarmeer.

Stürme führen allerdings dazu, dass Albatrosse auch auf die Nordhalbkugel getrieben werden. Da sie ohne Wind keine längeren Strecken zurücklegen können, fällt es ihnen schwer, die äquatorialen Kalmen wieder zu überqueren, so dass sie oft mehrere Jahre auf der nördlichen Halbkugel verbleiben. Zwischen 1972 und 1987 war etwa ein Schwarzbrauenalbatros alljährlich auf den Shetlandinseln zu sehen. Auch auf Helgoland wurde seit 2014 regelmäßig ein Schwarzbrauenalbatros gesichtet.[7]

Albatrosse meiden normalerweise die Küstennähe und suchen das feste Land ausschließlich zum Brüten auf. Sie große Distanzen zurücklegen, oft wird die ganze Erde umrundet.[8] Als Brutplätze dienen meistens kleine Inseln mit grasbewachsenen Hängen. Felsige Steilküsten sind aufgrund Start- und Landeschwierigkeiten ungeeignet für Albatrosse.

Albatrosse in der Südhalbkugel, die von den Brutkolonien nach Norden fliegen, nehmen eine Route im Uhrzeigersinn und die nach Süden fliegenden eine Route gegen den Uhrzeigersinn, um von Winden und typischen Wetterlagen zu profitieren.[4]

Laut einem NABU-Bericht aus dem Jahr 2020 sterben jährlich weltweit mehr als 300.000 Seevögel, davon etwa 100.000 Albatrosse, durch die Hochseefischerei und dabei insbesondere durch Langleinen.[9]

Obwohl der Flügelschlag der großen Tiere viel Energie erfordert, können Albatrosse sehr große Strecken zurücklegen. Sie nutzen dazu die Technik des Dynamischen Segelflugs. Wie andere große Seevögel legen Albatrosse dabei Strecken von bis zu 1000 km zurück, ohne mit den Flügeln zu schlagen. Ähnlich wie Segelflieger den Hangwind nutzen, können Albatrosse auch auf dem Aufwind entlang großer Wellen gleiten.

Albatrosse haben eine hohe Gleitzahl von 22:1 bis 23:1. Pro Meter Höhenverlust legen sie also 22 Meter Strecke zurück.[10] Beim Segelfliegen hilft Albatrossen und Riesensturmvögeln eine spezielle Sehne, die den Flügel in ausgestreckter Position fixiert.[11]

Ihre Herzfrequenz während des Fluges liegt nahe der Grundfrequenz im Ruhezustand. Die energieaufwändigsten Aktivitäten sind das Landen, Starten und Jagen von Beute.[12]

Beim Start müssen Albatrosse Anlauf nehmen, um einen ausreichenden Auftrieb zu erzeugen.[4] Brutkolonien besitzen gemeinsam genutzte Start- und Landebahnen, in deren Verlauf keine Nester gebaut werden. Bei der Landung kommt es gelegentlich zu Unfällen.[13]

Aufgrund des hohen Energieverbrauchs bei aktivem Flügelschlag ruhen sich Albatrosse bei Windstille und ruhiger See auf der Meeresoberfläche aus, bis der Wind wieder auffrischt.[14] Nur die Albatrosse im Nordpazifik bewegen sich über längere Strecken auch mit aktivem Flügelschlag.[15]

Ob Albatrosse im Flug schlafen, ist noch nicht abschließend geklärt.[16]

Insbesondere im Bereich der unbemannten Flugzeuge wird nach Möglichkeiten gesucht, den dynamischen Segelflug der Albatrosse auch für die Luftfahrt nutzbar zu machen.[17]

Albatrosse folgen einem Schwertwal, um dessen Beutereste zu fressen. Das Bild wurde durch eine an einem Albatros befestigte Kamera aufgenommen.

Die Hauptnahrung der Albatrosse sind Tintenfische. Diese wandern oft nachts aus der Tiefsee in oberflächennahes Wasser, so dass sich Albatrosse über den Schwärmen zum Fressen zusammenfinden. Daneben sind kleine Fische ein wichtiger Nahrungsbestandteil, meistens nur bis zur Größe einer Sardine. Weitere Nahrungsquellen sind Krebstiere und selten Quallen und Aas.

Albatrosse sind gute Gleiter, können aber aufgrund ihrer Größe aber keine schnellen Manöver nahe der Wasseroberfläche fliegen. Es wurde angenommen, dass Albatrosse hauptsächlich auf oder nahe der Meeresoberfläche befindliche Nahrung wie Fische und Kalmare aufnehmen, während sie auf dem Wasser treiben. Bei einigen Arten wie dem häufig vorkommenden Schwarzbrauenalbatros wurden jedoch auch die Beutejagd durch Stoßtauchen beobachtet.[18] An den Vögeln befestigte Messinstrumente zeigten, dass Wanderalbatrosse bis zu einem Meter und einige Arten, wie der Graumantelalbatros, regelmäßig bis 5 Meter und in Ausnahmefällen bis 12 Meter tief tauchen.[19]

Oft folgen Albatrosse Schiffen, um deren Aufwinde zu nutzen und ohne Kraftaufwand in der Luft bleiben und mitreisen zu können. Auch fressen sie die über Bord geworfenen Abfälle von Fischerbooten und Walfängern. Galapagosalbatrosse jagen als Kleptoparasiten Tölpeln regelmäßig ihre Beute ab. Schwarzbrauenalbatrosse folgen manchmal Schwertwalen, um deren Beutereste zu fressen.[20]

Brütender Laysanalbatros

Albatrosse haben einen außerordentlich langen Fortpflanzungszyklus. Vom Nestbau bis zur Selbstständigkeit der Jungen vergeht bei den größeren Arten ein volles Jahr, so dass sie nur alle zwei Jahre brüten können. Nur wenige Arten brüten jährlich.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen pflegen Albatrosse ein komplexes Balzritual. Hierzu zählen das synchrone Hochrecken der Köpfe, das Ausbreiten der Flügel, Reiben der Flanken mit den Schnäbeln und zahlreiche Rufe. Albatrosse sind monogam und treffen zu jeder Brut den vorherigen Partner wieder. Das Männchen erreicht den Brutplatz einige Tage vor dem Weibchen und verteidigt ihn gegen Konkurrenten. Beim Aufeinandertreffen der Partner gibt es einige ritualisierte Begrüßungsgesten, die weniger komplex sind. Eine erneute Balz findet nur statt, wenn einer der Partner gestorben ist und nicht zur Niststätte zurückkehrt.

Albatrosse nisten in Kolonien, die einige hundert bis einige tausend Nester umfassen können. Die größten Kolonien bilden Laysanalbatrosse und Schwarzbrauenalbatrosse, bei denen über 100.000 Paare zusammen brüten können. Die Nester befinden sich allerdings selbst bei den größten Kolonien in Abständen von einigen Metern zueinander, so dass wenig Interaktion zwischen den Brutpaaren auftritt.

Die meisten Albatrosse bauen große Nester aus Gräsern, Moosen und Schlamm. Die nordpazifischen Arten hingegen heben nur eine flache Nistgrube aus, und der Galapagos-Albatros baut überhaupt kein Nest. Das einzige Ei wiegt 205 bis 487 Gramm und wird im Schnitt zehn bis elf Wochen von beiden Partnern bebrütet. Dabei brütet ein Vogel jeweils für mehrere Tage, ohne Nahrung aufzunehmen, ehe ihn der Partner ablöst. Erst wenn der geschlüpfte Jungvogel drei bis fünf Wochen alt ist, verlassen ihn beide Partner für mehrere Stunden oder Tage. Die Jungen werden mit vorverdauter Nahrung sowie mit einer öligen Substanz gefüttert, die im Magen erzeugt und über die Röhren auf dem Schnabel ausgeschieden wird.

Albatrosse sind sehr langlebige Vögel. Die großen Arten brüten im Alter von zehn bis elf Jahren das erste Mal.

Der mit mindestens 74 Jahren älteste Albatros und damit auch der (Stand 2024) älteste wildlebende Vogel ist ein Laysanalbatros namens „Wisdom“,[21] der 1956 als brütender Altvogel beringt wurde und auch in den Jahren 2020[22] und 2024 noch erfolgreich brütete, insgesamt bereits mehr als 50 Mal.[23]

Es gibt eine hohe Sterblichkeit bei jungen Vögeln. So überleben 70 Prozent der jungen Wanderalbatrosse ihr erstes Lebensjahr nicht.

Stammesgeschichte

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Bereits im frühen Oligozän ist der Albatros Tydea septentrionalis nachgewiesen, der im Bereich der Nordsee lebte, wo heute keine Albatrosse mehr vorkommen. Daneben gab es in der gleichen Region albatrosähnliche Vögel. Diese Seevögel, die den längst ausgestorbenen Gattungen Rupelornis und Diomedeoides zugerechnet werden, werden nach den neueren Klassifizierungen in einer eigenen Familie Diomedeoididae geführt und waren offenbar noch keine echten Albatrosse.[24]

Vertreter der echten Albatrosse sind verstärkt seit dem Miozän belegt. Hierzu gehören die ausgestorbene Albatrosgattung Plotornis sowie Vertreter der rezenten Gattungen Diomedea und Thalassarche. Die Trennung der nördlichen Albatrosse von den südlichen Arten war bereits im Miozän vollzogen, ebenso legt die molekulare Uhr den Schluss nahe, dass alle vier rezenten Gattungen am Ausgang des Miozäns existent waren. Diomedea und Phoebastria trennten sich vor rund 23, Thalassarche und Phoebetria vor etwa 28 Millionen Jahren.[25]

Heute fehlen Albatrosse im Nordatlantik. Dort waren sie im Pliozän aber noch in wenigstens fünf Arten verbreitet, von denen vier der Gattung Phoebastria angehörten, die fünfte war der ausgestorbene Diomedea anglica.[26] Der Grund für das Aussterben im Nordatlantik ist nicht bekannt, könnte aber mit klimatischen Schwankungen während des Pleistozäns zusammenhängen.

Buller-Albatros

Äußere Systematik

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Albatrosse gehören zur Ordnung der Röhrennasen. Traditionell werden sie an der Basis dieses Taxons eingeordnet. Nach neueren Erkenntnissen ist dies jedoch nicht zutreffend. Albatrosse sind demnach die Schwestergruppe eines gemeinsamen Taxons aus Sturmvögeln und Tauchsturmvögeln, und alle gemeinsam bilden wiederum das Schwestertaxon der Hydrobatinae, die traditionell als Unterfamilie der Sturmschwalben galt.[27]

Innere Systematik

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Galapagosalbatros (Phoebastria irrorata)

Traditionell wurden die Albatrosse in zwei Gattungen mit 14 Arten unterteilt. Dies waren Diomedea und Phoebetria. Als deutlich wurde, dass Diomedea in der ursprünglichen Zusammenstellung paraphyletisch wäre, teilte man noch die Gattungen Phoebastria und Thalassarche ab, so dass es nun vier Gattungen gibt, die alle mit ziemlicher Sicherheit monophyletisch sind.[28]

Die Artenzahl wurde zuletzt drastisch erhöht. So beschrieben die Zoologen Robertson und Nunn 1998 statt der bis dahin üblichen 14 nun 24 Arten. Die Erhöhung der Artenzahl ist allerdings nur auf Erhebung von bisher als Unterarten angesehener Taxa in den Artstatus zurückzuführen, nicht auf die Entdeckung neuer Arten.[29] Die in der folgenden Auflistung wiedergegebene Zahl von 21 Arten folgt Brooke 2004 (siehe Literatur).

Die Gattungen Diomedea und Phoebastria sind Schwestertaxa, ebenso die Gattungen Thalassarche und Phoebetria.[28] Die Verwandtschaftsverhältnisse sind im folgenden Kladogramm dargestellt:

  Diomedeidae   
  „Große Albatrosse“   

 Diomedea


   

 Phoebastria



  „Kleine Albatrosse“   

 Thalassarche


   

 Phoebetria




Menschen und Albatrosse

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Illustration von Gustave Doré zu Coleridges The Rime of the Ancient Mariner
AlbatrozHolzschnitt in der Zeitschrift O Panorama (1837)

Das Wort „Albatros“ gelangte über die englische Seefahrersprache ins Deutsche. Es stellt eine vermutlich unter dem Einfluss von lat. albus „weiß“ entstandene Abwandlung des spanischen und portugiesischen alcatraz dar, das heute den Tölpel bezeichnet, ursprünglich aber große schwarze Seevögel im Allgemeinen und den Pelikan im Besonderen. Das spanische Wort wiederum leitet sich aus dem arabischen al-qādūs „Schaufel eines Wasserrads“ ab, mit dem die Mauren in Anspielung auf seinen Kehlsack den Pelikan bezeichneten.

Seeleute hatten ein besonderes Verhältnis zu Albatrossen. Einerseits wurden einige Tiere spätestens ab dem 18. Jahrhundert zur Bereicherung der Bordverpflegung für ihr Fleisch gejagt.[30] Andererseits galten Albatrosse als Seelen gestorbener Seeleute.[31] Vielleicht kam daher der Seemannsglaube, es brächte Unglück, einen Albatros zu töten (verewigt von Coleridge, siehe unten); laut Angaben der chilenischen Kap-Hoornier-Vereinigung gab es unter Seeleuten sogar den Brauch, Albatrosse zwar vom Schiff aus im Flug zu fangen, sie aber wieder freizulassen.[32] Von der im 20. Jahrhundert gegründeten Organisation der Kap Hoorniers (Segler, die auf Frachtseglern Kap Hoorn umrundet hatten) wurde ein Albatroskopf mit einem Fanghaken sogar als Logo genutzt, und wer das Kap als Kapitän eines Frachtseglers umrundet hatte, erhielt den Ehrentitel Albatros.[32]

Am Ende des 19. Jahrhunderts dienten Albatrosse als Federlieferanten für Kleiderfutter und Kissenfüllungen. Mehrere Kolonien, die Hunderttausende Vögel umfassten, wurden binnen weniger Jahre vernichtet. Zwischen 1887 und 1903 wurden weit über eine Million Kurzschwanzalbatrosse getötet, was die Art dem Aussterben nahebrachte und sie so selten machte, dass sie sich bis heute nicht von dieser Verfolgung erholen konnte. Im Jahr 2004 trat das von 13 Staaten unterzeichnete Übereinkommen zum Schutz der Albatrosse und Sturmvögel (ACAP) in Kraft.

Ein anderes Schicksal erlitt eine Kolonie von 200.000 Laysanalbatrossen auf den Midwayinseln. Seit 1940 besteht hier ein Luftwaffenstützpunkt der United States Navy. In den ersten Jahren traten immer wieder Kollisionen zwischen Flugzeugen und Albatrossen auf. Nachdem die Vögel mit Sirenen und Explosionen nicht vertrieben werden konnten, wurden die Dünen abgetragen und große Teile der Insel asphaltiert, so dass die Möglichkeiten zum Brüten nicht mehr gegeben waren.

Die Māori benutzten, mindestens auf der neuseeländischen Südinsel, die Schwingenknochen von Albatrossen zum Flötenbau.[33]

Die europäische Kunst und Kultur, der der Albatros als nicht-heimischer Vogel zunächst fremd war, lernte das Tier erst vergleichsweise spät kennen. Der englische Dichter Samuel Taylor Coleridge verewigte in seiner berühmten, 1798 entstandenen Ballade The Rime of the Ancient Mariner (dt. Ballade vom alten Seemann oder Der alte Matrose) das – künstlerisch überhöhte – Unbehagen eines Seemanns, einen Albatros getötet zu haben. Daneben benannten mehrere spätere Künstler ihre Werke nach den Seevögeln: Charles Baudelaires (1821–1867) Gedicht „L’Albatros“ beschreibt die Ungeschicklichkeit des Tieres am Boden und vergleicht sie mit dem eleganten Flug der Tiere bzw. dem Schicksal des Poeten. Die Band Fleetwood Mac betitelte ein Instrumentalstück Albatross (1969) und die Rockgruppe Karat ein Lied Albatros (1979). Im Jahr 2014 erschien das Lied des schwedischen DJs AronChupa namens I’m an Albatraoz. Im Disney-Film Bernard und Bianca (1977) nutzen die Helden die „Albatross Airlines“, deren Pilot, ein erfahrener Albatros, die typischen Schwierigkeiten sowohl beim Start als auch bei der Landung zeigt.

Im Golfsport wird ein Ergebnis an einem Loch umgangssprachlich Albatros genannt, wenn der Spieler drei Schläge weniger benötigt hat, als die Bahnvorgabe („Par“) vorgibt. Benötigt beispielsweise ein Spieler auf einer Bahn mit der Bahnvorgabe 5 („Par 5“) lediglich 2 Schläge, hat er einen Albatros gespielt. Siehe auch: Fachbegriffe Golfsport

Der deutsche Schwimmsportler, Olympiasieger und Weltmeister Michael Groß erhielt 1983 von einem französischen Reporter der Sporttageszeitung L’Équipe aufgrund seiner großen Armspannweite von 2,13 m bei 2,01 m Körperlänge den Spitznamen „Albatros“. Während der Olympischen Spiele 1984 kreierte der deutsche Sportreporter Jörg Wontorra das geflügelte Wort: „Flieg, Albatros, flieg …!“ Der Ausspruch wurde 2019 in einer Briefmarke der Deutschen Post „verewigt“.

Wiktionary: Albatros – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Albatrosse (Diomedeidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Albatrosse – Artenverzeichnis

Einzelnachweise

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  1. Paul R. Ehrlich, David, S. Dobkin, Darryl Wheye: The Birders Handbook. First Auflage. Simon & Schuster, New York, NY 1988, ISBN 978-0-671-65989-9, S. 29–31 (englisch, google.com).
  2. What are Tubenoses? (PDF-Datei), abgerufen 2025. In: assets.press.princeton.edu
  3. B. Lequette, C. Verheyden, P. Jowentin: Olfaction in Subantarctic seabirds: Its phylogenetic and ecological significance. In: The Condor. 91. Jahrgang, Nr. 3, 1989, S. 732–735, doi:10.2307/1368131, JSTOR:1368131 (englisch, unm.edu [PDF]).
  4. a b c d W. L. N. Tickell: Albatrosses. Pica Press, Sussex 2000, ISBN 1-873403-94-1 (englisch).
  5. Brooke 2004
  6. Alec Humann, Edward S. Brinkley, illustrated by David Allen Sibley: The Sibley Guide to Bird Life and Behavior. Hrsg.: Chris Elphick,John B. Jr. Dunning, David Allen Sibley. 1st. Auflage. Alfred A. Knopf, New York 2001, ISBN 978-0-679-45123-5, S. 132–135 (englisch, archive.org).
  7. http://www.cn-online.de/stadt-land/news/albatros-ist-auf-helgoland-gelandet.html.
  8. Gefiederte Vielflieger: In 46 Tagen um die Welt. In: Spiegel Online. 17. Januar 2005, abgerufen am 9. Juni 2018.
  9. Gefährdungen für Vögel - Fischerei. Abgerufen am 12. Mai 2020.
  10. Brooke 2004
  11. C. J. Pennycuick: The flight of petrels and albatrosses (procellariiformes), observed in South Georgia and its vicinity. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London B. 300. Jahrgang, Nr. 1098, 1982, S. 75–106, doi:10.1098/rstb.1982.0158, bibcode:1982RSPTB.300...75P, JSTOR:2395926 (englisch).
  12. H Weimerskirch, T Guionnet, J Martin, SA Shaffer, DP. Costa: Fast and fuel efficient? Optimal use of wind by flying albatrosses. In: Proceedings of the Royal Society of London. Series B: Biological Sciences. 267. Jahrgang, Nr. 1455, 2000, S. 1869–74, doi:10.1098/rspb.2000.1223, PMID 11052538, PMC 1690761 (freier Volltext) – (englisch).
  13. Quarks & Co – Evolution Dokumentation über die Evolution (belegende Stelle darin ab Minute 20).
  14. Peter Ryan: The Wandering Albatross. Februar 1997, archiviert vom Original am 29. November 2021; abgerufen am 26. März 2018 (englisch).
  15. J. Warham: The Behaviour, Population, Biology and Physiology of the Petrels. Academic Press, London 1996, ISBN 0-12-735415-8 (englisch).
  16. Animal Facts – Albatross: Do albatrosses sleep while flying? In: OnlineMathLearning.com. Abgerufen am 6. April 2012 (englisch).
  17. Daniel Stone: Albatross's Effortless Flight Decoded—May Influence Future Planes. In: National Geographic. 7. September 2012 (englisch, 2012/09/120912-albatross-flight-airplane-design-traugott-science/ news.nationalgeographic.com (Memento des Originals vom 9. September 2012 im Internet Archive)).
  18. N.D. Cobley: An observation of live prey capture by a Black-browed Albatross Diomedea melanophrys. In: Marine Ornithology. 24. Jahrgang, 1996, S. 45–46 (englisch, marineornithology.org [PDF]).
  19. P.A. Prince, N. Huin, H. Weimerskirch: Diving depths of albatrosses. In: Antarctic Science. 6. Jahrgang, Nr. 3, 1994, S. 353–354, doi:10.1017/S0954102094000532, bibcode:1994AntSc...6..353P (englisch).
  20. Spiegel Online, abgerufen am 22. Oktober 2009.
  21. Papahānaumokuākea Marine National Monument: World's oldest-known wild bird hatches another chick. Pressemitteilung vom 4. Februar 2013.
  22. Der Spiegel: Midway-Atoll im Pazifik: Albatros brütet Küken aus – mit 70 Jahren. Abgerufen am 12. März 2021.
  23. „Sie ist schon wieder Mutter“ – Albatrosdame legt mit 74 Jahren noch ein Ei. In: n-tv.de. 7. Dezember 2024, abgerufen am 8. Dezember 2024.
  24. Gerald Mayr, Stefan Peters & Siegfried Rietschel: Petrel-like Birds with a Peculiar Foot Morphology from the Oligocene of Germany and Belgium (Aves: Procellariiformes). In: Journal of Vertebrate Paleontology 2002, Heft 22(3), S. 667–676.
  25. Gerald Mayr, Thierry Smith: A Fossil Albatross from the Early Oligocene of the North Sea Basin. In: The Auk 129 (1), 2012. doi:10.1525/auk.2011.11192, S. 87–95. (Volltext; PDF; 451 kB).
  26. S. Olson, P. Rasmussen: Miocene and Pliocene Birds from the Lee Creek Mine, North Carolina. In: Smithsonian Contributions to Paleobiology 2001, Nr. 90.
  27. Gary Nunn, Scott Stanley: Body size effects and rates of cytochrome b evolution in tube-nosed seabirds. In: Molecular Biology and Evolution 1998, Heft 15(10), S. 1360–1371.
  28. a b Gary Nunn & al.: Evolutionary relationships among extant albatrosses (Procellariiformes: Diomedeidae) established from complete cytochrome-b sequences. In: The Auk 1996, Nr. 113, S. 784–801.
  29. Graham Robertson, Rosemary Gales: Albatross Biology and Conservation. Surrey Beatty & Sons, 1998, ISBN 0-949324-82-5.
  30. Donnerstag, 24. November [1772] – … Viele Albatrosse über dem Schiff, deren einige wir mit dem Feuerhaken fingen und die als Abwechslung in der Nahrung durchaus willkommen waren, sogar zu einer Zeit, da alle Hilfskräfte mit frischem Schafsfleisch versorgt wurden … – Logbuch James Cook, laut A. Grenfell Price (2005). James Cook. Entdeckungsfahrten im Pazifik. Edition Erdmann, ISBN 3-86503-024-6, S. 128.
    im Allgemeinen zur Albatrosjagd [zitiert laut engl. Wikipedia:] M. Cocker, R. Mabey: Birds Britannica London: Chatto & Windus. 2005, ISBN 0-7011-6907-9.
  31. [zitiert laut engl. Wikipedia:] Jonathan Eyers: Don’t Shoot the Albatross!: Nautical Myths and Superstitions. A&C Black, London 2011, ISBN 978-1-4081-3131-2.
  32. a b Von den Internetseiten der chilenischen Kap-Hoornier-Vereinigung: A.I.C.H. Emblem. (Memento vom 15. Juni 2011 im Internet Archive) (engl.). Laut Angaben auf der Seite handelt es sich bei dem Text um eine „Synthesis of an article written by the International Secretary General of the A.I.C.H., Captain Roger GHYS, as published in LE COURRIER DU CAP N°3 of December, 1999. By Rear Admiral Roberto BENAVENTE, President, Chilean Section AICH“.
  33. Mervy Mclean: A chronological and geographical sequence of Maori flute scales. 1982. Man, Bd. 17 Ausg. 1, S. 123–157.