„Schloss Oberhausen“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt das Schloss in Nordrhein-Westfalen. Siehe auch: [[Oberhausen (Burg-Reuland)#Schloss Oberhausen|Oberhausen (Burg-Reuland)]], Belgien, [[Schloss Marthalen]], Schweiz, [[Schloss Obenhausen]], Schwaben, bzw. [[Turmhügel Oberhausen]], Niederbayern.}} |
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[[Bild:Schloss Oberhausen-vom Gasometer.jpg|thumb|Blick vom [[Gasometer Oberhausen]] auf das Schloss]] |
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[[Datei:Schloss Oberhausen 01.jpg|mini|hochkant=1.4|Blick vom Gasometer auf das Schloss]] |
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Das '''Schloss Oberhausen''' ist ein Schloss in [[Oberhausen]], das der heutigen Großstadt seinen Namen gab und heute unter anderem ein renommiertes Kunstmuseum beherbergt. |
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[[Datei:Schloss Oberhausen Hauptgebaeude 01.jpg|mini|hochkant=1.4|Westseite des Herrenhauses mit der „Vitrine“]] |
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Das '''Schloss Oberhausen''' ist eine [[Klassizismus|klassizistische]] [[Schloss (Architektur)|Schlossanlage]] im [[Oberhausen]]er Stadtteil [[Alt-Oberhausen]]-Mitte. Das Anwesen gab dem 1846 in der Nähe erbauten und 1847 eröffneten Bahnhof und damit der späteren Stadt Oberhausen den Namen. |
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Eine Vorgängeranlage aus dem 12./13. Jahrhundert befand sich rund 200 Meter entfernt vom heutigen Standort und ist mittlerweile vollkommen verschwunden. Nachdem das Anwesen von der Familie [[Dücker (Adelsgeschlecht)|von Dücker]] über die [[Hoven (westfälisches Adelsgeschlecht)|von der Hovens]] Anfang des 17. Jahrhunderts an die [[Boenen (Adelsgeschlecht)|Familie von Boenen]] gelangt war, wurde auf dem Grundstück zwischen 1804 und 1818 nach Plänen des [[Hofbaumeister]]s des Grafen von [[Bentheim-Steinfurt]], [[August Reinking]], ein neues Schloss für Maximilian Friedrich von [[Westerholt (Adelsgeschlecht)#Westerholt-Gysenberg|Westerholt-Gysenberg]] und seine Frau [[Friederike von Bretzenheim|Friederike Karoline von Bretzenheim]] errichtet. |
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Nach schweren Schäden im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] Ende der 1950er Jahre nach alten Originalplänen neu errichtet. Es beherbergt heute mit der [[Ludwiggalerie Schloss Oberhausen|Ludwiggalerie]] ein international renommiertes Kunstmuseum; der [[Schlosspark]] mit seinen Freizeitangeboten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Oberhausener Bevölkerung. Unter der Bezeichnung „Schloss Oberhausen und Kaisergarten“ sind die Gebäude und der Park seit Anfang 2011 eine Station der Themenroute [[Route der Industriekultur – Oberhausen: Industrie macht Stadt|Oberhausen: Industrie macht Stadt]] der [[Route der Industriekultur]]. |
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== Beschreibung == |
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[[Datei:Schloss Oberhausen Grundriss.svg|mini|Grundriss des Schlosses<br />1 Herrenhaus, 2 Glasvorbau, 3 Restaurant, 4 Kleines Schloss, 5 Gedenkhalle]] |
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Das Schlossareal liegt südlich der [[Bundesautobahn 42|A 42]] am [[Rhein-Herne-Kanal]]. An seiner Ostseite verläuft die Konrad-Adenauer-Allee ([[Bundesstraße 223|B 223]]), die Hauptverbindungsstraße zwischen den Stadtteilen [[Sterkrade]], [[Osterfeld (Oberhausen)|Osterfeld]] und Alt-Oberhausen. Der östlich gelegene [[Gasometer Oberhausen|Gasometer]] und das [[Centro Oberhausen]] sind zu Fuß zu erreichen, ebenso das Gelände der ehemaligen [[Gutehoffnungshütte]], deren [[Hauptverwaltung der Gutehoffnungshütte|einstige Hauptverwaltung]] sich südöstlich in etwa 900 Meter Entfernung befindet. |
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=== Gebäude === |
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[[Datei:Schloss-Oberhausen-Rueckansicht-2012.jpg|mini|Westfront des kleinen Schlosses (fotografiert aus Richtung Kaisergarten)]] |
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Die klassizistische Anlage besteht aus zwei Gebäudekomplexen, die einen quadratischen, etwa 50 mal 50 Meter großen Innenhof begrenzen. Die Fassaden sind rosa gestrichen, [[Gesims]]e sowie Fenster- und Türfassungen in Weiß abgesetzt. |
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An der Ostseite des Hofs steht das schlichte, dreiflügelige Herrenhaus, das erst 1958/59 neu errichtet wurde. Sein dreigeschossiger Mittelteil ist durch Fenster in fünf Achsen gegliedert und wird von einem [[Mansarddach]] abgeschlossen. Eine flache, dreistufige Treppe führt an der Ostseite des Hauses zum Eingang, der durch einen kleinen [[Balkon]] überdacht ist. Die oberste Etage des Gebäudes ist ein [[Mezzanin]]geschoss, das über seinem Traufgesims eine niedrige [[Attika (Architektur)|Attika]] mit dem Allianzwappen seines Erbauers Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg und seiner Frau Friederike von Bretzenheim trägt. Dem Mittelbau schließen sich im Norden und Süden niedrigere, flügelartige Anbauten mit jeweils zwei Geschossen an, die – wie auch jene des Mittelbaus – durch [[Lisene]]n optisch zusammengefasst sind. Mittels eines umlaufenden hellen Hauptgesimses sind die drei Gebäudekörper gestalterisch miteinander verbunden. Der durch die Flügelbauten eingefasste Raum an der Westseite des Herrenhauses wird von einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion der Architekten [[Fritz Eller|Eller & Eller]] eingenommen, die „Vitrine“ genannt wird und so hoch wie die drei Geschosse des Mittelbaus ist. |
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Dem Haupthaus gegenüber steht auf der Westseite des Innenhofs das sogenannte Kleine Schloss, ein eingeschossiger Bau mit rechteckigen Fenstern und halbrunden [[Oberlicht]]ern. Es besitzt auf der dem Herrenhaus zugewandten Seite einen leicht hervortretenden [[Risalit|Mittelrisalit]] mit drei Rundbogentüren. Das Mansarddach des Gebäudes weist mehrere [[Dachgaube]]n und einen mittig sitzenden [[Dachreiter]] in Form eines [[Obelisk]]en mit [[Windrichtungsgeber|Wetterfahne]] auf. |
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Die Nord- und die Südseite des Schlosshofs werden von zwei Flügelbauten begrenzt, die über eingeschossige, rundbogige Trakte mit dem Kleinen Schloss verbunden sind. Der gesamte Gebäudekomplex diente früher als Wirtschaftshof, der nördliche Flügelbau wurde als Pferdestall genutzt.<ref name="brox309" /> Im Südflügel des Schlosses befindet sich die Gedenkhalle, die 1962 als erste NS-Gedenkstätte in Westdeutschland gegründet wurde und sich seitdem in städtischer Trägerschaft befindet. Vor der Gedenkhalle befindet sich die ebenfalls 1962 eingeweihte [[Basalt]]<nowiki>statue</nowiki> ''Die Trauernde'' des umstrittenen Bildhauers [[Willy Meller]]. Skulptur sowie Bildhauer werden schon seit Jahren kritisiert.<ref name="heinrichs" /> |
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{{Großes Bild|Schloss-Oberhausen-Innenhof-Pano-2015.jpg|800|Innenhof des Schloss Oberhausen mit Blick auf das kleine Schloss}} |
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=== Kaisergarten === |
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[[Datei:Kaisergarten (CherryX).jpg|mini|Kaisergarten im Winter]] |
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[[Datei:Oberhausen - Kaisergarten 05 ies.jpg|mini|Im Kaisergarten]] |
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Der Kaisergarten ist die älteste Parkanlage auf dem Oberhausener Stadtgebiet.<ref name="rik" /> Die junge Industriestadt wollte für ihre Bürger „durch die Anlage eines Volksgartens einen angenehmen, erfrischenden Aufenthalt in freier Natur schaffen“.<ref name="ruhrtour" /> Anlässlich des 100. Geburtstags von [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelm I.]] erhielt der Park 1898 seinen Namen. Er liegt südwestlich der Schlossgebäude und reicht von der Duisburger Straße bis an den Rhein-Herne-Kanal und von der Konrad-Adenauer-Allee bis zur Bahnstrecke Oberhausen Hbf.-Sterkrade. Das Areal ist [[Landschaftsschutzgebiet]]. Einige der [[Platanen]] des Parks sind aufgrund ihres Alters [[Naturdenkmal]]e.<ref name="ogm" /> |
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Von den rund 29 Hektar des Kaisergartens entfallen 7,5 Hektar auf Wald und 9,5 Hektar auf Rasen- und Wiesenflächen sowie 2,5 Hektar auf ein 360 m langes Reststück des alten [[Emscher]]betts und einen großen Teich.<ref name="ogm" /> Das restliche Areal wird von Gehölzen, Hecken, Stauden- und Blumenbeeten sowie Wegen eingenommen.<ref name="ogm" /> Auf einem Teil des Geländes befindet sich ein Tierpark mit heimischen Wildtieren und Haustieren. Der ehemalige Staudengarten der Gärtnerei ist heute ein [[Bauerngarten]] und ein Schaugarten.<ref name="anm1" /> |
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Die [[Emschergenossenschaft]] ließ nach einem Entwurf von [[Tobias Rehberger]] eine Fußgängerbrücke über den Rhein-Herne-Kanal errichten, die den Kaisergarten mit dem benachbarten Sportpark an der Lindnerstraße und mit dem sich anschließenden Landschaftsraum der Emscher verbindet. Die Brücke, eine begehbare Skulptur mit dem Namen ''[[Slinky springs to fame]]'', war ein Beitrag zum Projekt [[Emscherkunst.2010|EMSCHERKUNST:2010]] im Rahmen der [[RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas]]. Konzipiert ist sie als farbiges, gewundenes und geschwungenes Band, spiralförmig umwickelt mit Bändern. Nachts wird sie illuminiert. Die Brücke war nicht rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung im Mai 2010 fertiggestellt, sondern konnte erst im Juni 2011 eingeweiht werden.<ref name="ruhrnachrichten" /> |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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=== Bis zur Frühen Neuzeit === |
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Das Schloss Oberhausen geht wahrscheinlich auf den Rittersitz ''Overhus'' (auch '' Overhuysen'', ''Averhus'') aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1443 fiel die Wasserburg, die eine Furt an der [[Emscher]] kontrollierte, an die in klevischem Lehensverbund stehende Familie von der Hoven. 1615 gelangte das Overhus dann an Conrad von Boenen. Wegen der Lage an dem wichtigen Emscherübergang wurde die Burg häufig besetzt, so auch im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]]. |
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Das Schloss Oberhausen geht auf den [[Befestigung|befestigten]] [[Rittergut|Rittersitz]] „Oberhaus“ (auch Overhus, Overhuysen, Averhus) zurück, der vermutlich im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert gegründet wurde.<ref name="sonnen286" /> Bis heute ist umstritten, ob der 1220 erwähnte Henricus Dukere de Overhusa tatsächlich sein erster Besitzer war.<ref name="rheinruhr-online" /> Wilhelm Joseph Sonnen geht in seinem Aufsatz davon aus, dass das Anwesen von einem der damaligen [[Vogt|Vögte]] von [[Stift Essen|Essen]] und [[Kloster Werden|Werden]] aus dem Haus der [[Herzogtum Berg|Grafen von Berg]] und [[Haus Mark|von der Mark]] erbaut wurde.<ref name="sonnen286" /> Es lag an einer [[Furt]] etwa 200 Meter emscheraufwärts vom heutigen Standort entfernt und sicherte den dortigen, sehr wichtigen Emscherübergang. Die damalige Anlage war vollständig von einem breiten [[Wassergraben]] umgeben, der von der Emscher gespeist wurde. Ihre Gebäude nahmen sich sehr bescheiden aus und waren in [[Fachwerkhaus|Fachwerkbauweise]] errichtet. Das Haupthaus war von der [[Vorburg]] durch einen zweiten Wassergraben getrennt, über den eine Brücke führte. |
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Der Burgherr [[Friedrich Adolf Freiherr von Boenen zu Berge und Oberhaus]] heiratete 1770 die Erbtochter [[Wilhelmine Franziska von Westerholt-Gysenberg]] und nahm 1779 Namen und Wappen ihres Geschlechts an. Doch die [[Westerholt-Gysenberg]]s residierten fortan im [[Schloss Berge]] und ließen die Burg Oberhausen verfallen. |
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Die erste urkundliche Erwähnung des Oberhauses datiert in die Mitte des 15. Jahrhunderts, als es im Jahr 1443 von der niederadligen Familie von Dücker in den Besitz der Familie von der Hoven, [[Lehnswesen|Lehnsmänner]] der [[Herzogtum Kleve|Klever Herzöge]], kam. Der kinderlose Rosier Duyker sorgte bei seinem klevischen Lehnsherrn dafür, dass „dat Averhus, gelegen in dem kerspel van Becke“<ref name="hsta-urk1" /> an seinen Schwager Derich von Vondern, genannt von der Hoven, übertragen wurde. Von den von der Hovens gelangte die [[Wasserburg]] 1615 nach langen Erbstreitigkeiten durch einen Vergleich an Conrad von Boenen.<ref name="wir-fuer-euch" /> Da dieser mit seiner Familie aber das [[Schloss Berge]] im heutigen [[Gelsenkirchen-Buer]] als Wohnsitz bevorzugte, wurde das Oberhaus in der Folgezeit nur durch einen Pächter und wohl auch einen [[Rentamt|Rentmeister]]<ref name="sonnen291" /> bewohnt. Zu jener Zeit befand sich die kleine Anlage in einem schlechten baulichen Zustand, denn schon 1598 war sie während des [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Krieges]] im Zuge des sogenannten [[Spanischer Winter 1598/99|Spanischen Winters]] von spanischen Truppen [[Plünderung|geplündert]] worden, wobei die Vorburg abgebrannt war. Nur notdürftig wieder aufgebaut, wurde das Oberhaus im gleichen Jahr noch ein zweites Mal verwüstet. Fehlende Nutzung und nicht vorgenommene Instandsetzungen ließen die Gebäude im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts immer mehr verkommen. Zu allem Überfluss wurde die Anlage während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] 1624 und 1634 auch noch von hessischen Truppen geplündert. |
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1801 wies Friedrich Adolf seinem Sohne, Maximilian Friedrich Graf von Westerholt-Gysenberg, und dessen Gemahlin, Friederike Karoline Fürstin von Bretzenheim, eine illegitime Tochter des bayerisch-pfälzischen Kurfürsten [[Karl Theodor]], die Burg als zu pachtendes Landgut und Familiensitz zu. |
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=== Neubau === |
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Maximilian Friedrich, der 1806 als Oberstallmeister in die Dienste von [[Joachim Murat]], 1806 - 1808 Großherzog von Berg (siehe auch [[Großherzogtum Berg]]) und ab 1808 [[König von Neapel]] (siehe auch [[Königreich Neapel]]), eingetreten war, flossen aus dieser gehobenen Stellung und ab 1809 auch aus dem Vermögen seiner Frau erhebliche Geldmittel zu. |
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Ihr Besitzer, der [[Freiherr]] [[Ludolf Friedrich Adolf von Boenen|Ludolf Friedrich Adolf von Boenen zu Berge]], heiratete um 1770<ref name="anm2" /> Wilhelmine Franziska [[Westerholt (Adelsgeschlecht)#Westerholt-Gysenberg|von Westerholt-Gysenberg]], die Erbtochter dieses reich begüterten Geschlechts, und nahm 1779 Namen und Wappen dieser Familie an, ehe er 1790 vom [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] in den [[Reichsgraf]]enstand erhoben wurde. Doch auch er ließ die Gebäude des Oberhauses weiter verfallen und erneuerte stattdessen den Familiensitz Schloss Berge. Erst Anfang der 1790er Jahre änderte sich etwas an diesem Zustand. Der damalige Rentmeister der benachbarten [[Burg Vondern]], Bertram Philipp Greve, der einen Teil des Oberhauses gepachtet hatte, ließ am heutigen Standort ein neues Wohn- und Wirtshaus samt Scheune, Brauhaus und Brennerei errichten. Die alte in Trümmern liegende [[Kernburg|Hauptburg]] wurde 1791<ref name="brox307" /> größtenteils abgebrochen, um das verwertbare Material für den Neubau zu verwenden. Ein Vertrag legte fest, dass die gräfliche Familie, wenn sie auf Oberhaus verweilte, in dem neuen Gebäude für die Dauer ihres Aufenthalts über zwei Schlafzimmer sowie einen Essraum verfügen konnte. |
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Weil die verfallene Burg ein standesgemäßes Wohnen nicht zu ermöglichen schien, ließ sich Maximilian Friedrich ab 1803 vom Architekten [[August Reinking]] Pläne für den Um- und Ausbau eines ca. 200 m nordwestlich der Burg bestehenden Wirtshauses (Posthalterei) zu einem klassizistischen Herrenhaus vorlegen. Nach diesen Plänen würde das Schloss Oberhausen als gräflicher Wohnsitz zwischen etwa 1804 und 1820/21 erbaut und ausgestaltet. |
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[[Datei:Schloss Oberhausen 1858.jpg|mini|Gemälde des Schlosses mit dem Bauzustand von 1858]] |
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Ab 1808 konzipierte der Gartenarchitekt und Düsseldorfer Hofgärtner [[Maximilian Friedrich Weyhe]] die Gartenanlagen des Herrenhauses. |
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1801 wies Ludolf Friedrich Adolf seinem ältesten Sohn Maximilian Friedrich und dessen Frau [[Friederike von Bretzenheim|Friederike Karoline von Bretzenheim]], einer illegitimen Tochter des bayerisch-pfälzischen [[Kurfürst]]en [[Karl Theodor (Pfalz und Bayern)|Karl Theodor]], das Oberhaus als zu pachtendes Landgut und Familiensitz zu. Maximilian Friedrich hatte zuvor auf alle Westerholtschen Güter zugunsten seines jüngeren Bruders verzichten müssen, weil die Bestimmungen des [[Familienfideikommiss]]es vorsahen, dass der Westerholter Haupterbe eine Frau heiraten musste, deren Mutter aus dem Adel stammte. Da ihm seine Liebesheirat im Jahr 1796 jedoch eine Schwiegermutter bürgerlicher Herkunft eingebracht hatte, musste er sich mit dem begnügen, was ihm sein Vater zuwies. Bei einem ersten Besuch seines neuen Domizils im Winter 1801/1802 musste er feststellen, dass die bisherigen Bauten keinen standesgemäßen Wohnsitz für ihn und seine Frau darstellten, und er fasste den Entschluss, ein neues Schloss errichten zu lassen. Da er selbst nur beschränkte finanzielle Mittel besaß und über das Vermögen seiner Frau nicht verfügen konnte, ließ er kein prachtvolles Schloss, sondern einen eher bescheidenen Landsitz entwerfen. Die Pläne dafür lieferte der Hofbaumeister des Grafen von Bentheim-Steinfurt, August Reinking, der seinen ersten Entwurf im Sommer 1803<ref name="haucke65" /> vorlegte. Änderungswünsche des Bauherrn, finanzielle Zwänge und längere Unterbrechungen der Bauarbeiten sorgten dafür, dass Reinking in den folgenden 15 Jahren noch zahlreiche weitere Bauzeichnungen anfertigte, von denen heute über 60 erhalten sind. In den erhaltenen Baurechnungen ist auch der Essener Architekt [[Heinrich Theodor Freyse]] aufgeführt, nach dessen Plänen der Umbau von [[Schloss Heltorf]] durchgeführt wurde. Inwieweit er jedoch in das Oberhausener Projekt involviert war, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Die Bauleitung vor Ort lag in den Händen eines Architekten namens Bracht. Zu Beginn wurden die Wirtschaftsgebäude gebaut, denn die erst 1792 errichteten Zweckbauten mussten teilweise verlegt werden, um Platz für den Neubau des Hauptgebäudes zu schaffen. Dann erst folgte ab 1812<ref name="wir-fuer-euch" /> der Bau des klassizistischen Herrenhauses, bei dem die Bausubstanz des existierenden, geräumigen Wohn- und Wirtshauses einbezogen wurde.<ref name="sonnen297" /> Ihm wurde im Süden ein kurzer Seitentrakt angefügt – entgegen Reinkings Entwurf, der zwei symmetrische Flügelanbauten vorsah. Für die Gestaltung des Schlossgartens konnte der Bauherr den renommierten Düsseldorfer Hofgärtner [[Maximilian Friedrich Weyhe]] verpflichten, nach dessen Plänen ab 1808 östlich des Herrenhauses die Gartenanlagen, dem Zeitgeschmack entsprechend im Stil eines [[Englischer Landschaftsgarten|englischen Landschaftsgartens]], entstanden. Die Bauarbeiten am gesamten Komplex dauerten bis etwa 1818 an.<ref name="sonnen293" /> |
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Vierzig Jahre später verlegte die Familie den Wohnsitz nach [[Schloss Arenfels]] bei [[Bad Hönningen]]; das Schloss Oberhausen wurde nach 1858 nicht mehr von Mitgliedern der gräflichen Familie bewohnt. 1884 wurde auch der landwirtschaftliche Gutsbetrieb eingestellt. Ab 1891 wurden die Schlossgebäude vermietet. 1896 kaufte die Stadt Oberhausen den Schlosspark. Das Schloss selbst wurde 1908 Eigentum der [[Emschergenossenschaft]], die es bereits 1911 an die Stadt verkaufte. |
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Nur 40 Jahre später war das Schloss schon wieder verwaist. Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg war 1854 verstorben. Sein jüngerer Sohn [[Friedrich Ludolf von Westerholt-Gysenberg|Friedrich Ludolf]] hatte mit dem Kauf und dem Umbau des [[Schloss Arenfels|Schlosses Arenfels]] seinen Wohnsitz schon im Jahr 1848 nach [[Bad Hönningen]] verlegt. Nach dem Tod der Gräfin Wilhelmine (Minzi) von Westerholt, einer Schwester des Erbauers, im September 1858<ref name="anm3" /> blieb das Hauptgebäude ungenutzt. Der zum Schloss gehörige [[Gutshof|landwirtschaftliche Betrieb]] wurde noch bis 1884 durch einen Gutsverwalter weitergeführt. Ab 1891 gelang es der Westerholtschen Rentei, zumindest vorübergehend einen Teil der Schlossgebäude zu vermieten. |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden Teile des Haupthauses sowie das Dach des Kleinen Schlosses zerstört. |
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=== In städtischem Besitz === |
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1947 eröffnete die „Städtische Galerie“ mit einer Sammlung mit von [[Impressionismus|impressionistischen]] Landschaften von [[Max Liebermann]], [[Max Slevogt]] und [[Lovis Corinth]], nicht zuletzt um den Bedürfnissen der Arbeiter gerecht zu werden, die nach einer Gegenwelt zum industriell geprägten Ruhrgebiet suchten. Einen Schwerpunkt unter der Leitung des ersten Direktors Herbert Griebizsch bildete auch die Sammlung internationaler [[Grafik]] des 19. und 20. Jahrhunderts mit Drucken von [[Pablo Picasso]], [[Odilon Redon]], [[Maurice Denis]] und weiteren. |
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[[Datei:Schloss Oberhausen um 1900.jpg|mini|Das Herrenhaus des Schlosses um 1900, Südost-Ansicht]] |
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Die Wirtschaftsgebäude konnten bis 1952 wieder vollständig aufgebaut werden. Wegen Baufälligkeit musste das Haupthaus jedoch 1953 geschlossen werden. 1958 ist es daher weitgehend abgerissen worden. Aus Mitteln der [[Gutehoffnungshütte]] wurde bis 1960 die "Renovierung des Schlosses" im Stil der 50er Jahre und der Neubau des nördlichen Flügels finanziert. |
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1896 kaufte die Stadt Oberhausen einen 19 [[Hektar]]<ref name="rik" /> großen, noch nicht erschlossenen Teil des Schlossareals zum Preis von 122.700 [[Mark (1871)|Goldmark]]<ref name="osterfeld" /> und gestaltete ihn ab 1897<ref name="ogm" /> zu einem öffentlich zugänglichen Park um. Am 22. März 1898 wurde dieser anlässlich des 100. Geburtstags von Wilhelm I. „Kaisergarten“ getauft. 1903 entstand durch eine Spende der Gutehoffnungshütte<ref name="rik" /> an der damaligen Sterkrader Chaussee (heute Konrad-Adenauer-Allee) mit dem sogenannten Parkhaus ein Gastronomiebetrieb im Kaisergarten, der die „gute Stube“ Oberhausens war.<ref name="anm4" /> 1908 erwarb die Emschergenossenschaft das Schloss und die dazugehörenden, 600 [[Morgen (Einheit)|Morgen]] großen Ländereien,<ref name="sonnen298-anm" /> die sie 1911 an die Stadt Oberhausen weiterveräußerte. Durch die Begradigung der Emscher konnte der Kaisergarten bis zum Rhein-Herne-Kanal erweitert werden und wurde als [[Volksgarten|Volkspark]] umgestaltet. Doch die Begradigung hatte nicht nur Vorteile: Die daraus resultierende Grundwasserabsenkung ließ den großen Schlossteich allmählich austrocknen, sodass dieser 1924 vertieft werden musste, damit er wieder Wasser führte. Der [[Aushub]] wurde genutzt, um einen künstlichen, heute „Ottoberg“ genannten Hügel im Park aufzuschütten.<ref name="ogm" /> |
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Durch Schenkungen kamen zu Beginn der 1960er Jahre die Sammlungen „Glas des 20. Jahrhunderts“ sowie „Europäische Kunst vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ und „Kunst fremder Völker“ vom Kölner Privatsammler [[Kasimir Hagen]] in den Bestand des Museums. |
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In den 1920er Jahren begann auch die Tradition der Tierhaltung im Kaisergarten, denn schon 1927<ref name="ogm" /> wurden Tiere im Park gehalten. Sie wurde aber kurz nach Kriegsbeginn 1939 eingestellt, weil die Fläche für den Gemüseanbau zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung benötigt wurde.<ref name="osterfeld" /> Die Nähe zu den rund um das Schlossareal entstandenen Industrieanlagen wurde dem Gebäude während des Zweiten Weltkriegs zum Verhängnis: Das Dach des Herrenhauses wurde stark beschädigt und das Kleine Schloss schwer getroffen. Auch die übrigen Teile des Wirtschaftshofes mussten Beschädigungen hinnehmen. Das Parkhaus wurde durch Bombentreffer völlig zerstört. |
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Ende der 1960er Jahren wurden vom neuen Leiter Prof. Thomas Grochowiak erstmals Bilder von der [[Expressionismus|expressionistischen]] Künstlergruppe „[[Die Brücke]]“ und deren Umfeld sowie Werke von Vertretern der [[Neue Sachlichkeit|Neuen Sachlichkeit]] wie [[Otto Dix]] und des [[Kritischer Realismus|Kritischen Realismus]] wie [[Käthe Kollwitz]] aufgenommen. Auch zeitgenössische Kunst wie Gemälde der [[Op-Art]] und aus dem Bereich der [[Pop-Art]] hielten Einzug in die Sammlung. |
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[[Datei:Oberhausen - Kaisergarten - Schloss 09 ies.jpg|mini|Das Aussehen des Kleinen Schlosses resultiert aus Wiederaufbauarbeiten im Jahr 1953.]] |
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Die Sammlung des Ehepaars [[Irene Ludwig|Irene]] und [[Peter Ludwig]] mit über 500 Werken von Künstlern aus der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wie [[Wolfgang Mattheuer]], [[Bernhard Heisig]] und [[Werner Tübke]] wurde dem Museum als „Ludwig Institut für Kunst der DDR“ 1983 angeschlossen. |
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Am 17. August 1947<ref name="wir-fuer-euch" /> feierte die „Städtische Galerie“ im Herrenhaus Eröffnung und war damit eine der ersten Museumsgründungen nach dem Krieg in [[Nordrhein-Westfalen]]<ref name="brox308" />. Dort waren unter anderem Werke von [[Max Liebermann]], [[Max Slevogt]] und [[Lovis Corinth]] ausgestellt. Zwei Jahre später nahm man die Tierhaltung im Kaisergarten wieder auf,<ref name="osterfeld" /> zunächst mit nur einem Esel, der den Gärtnern als Lasttier diente. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich allmählich das heutige Tiergehege. In den 1950er Jahren wurde damit begonnen, die Kriegsschäden an den Schlossgebäuden zu beseitigen. Die Instandsetzung der Wirtschaftsgebäude war bis 1953 abgeschlossen. In den nördlichen Flügelbau des Kleinen Schlosses zog ein Gastronomiebetrieb ein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Bausubstanz des Herrenhauses unrettbar marode war. Das Gebäude war derart baufällig, dass es geschlossen und abgerissen werden musste. Schenkungen der Oberhausener Wirtschaft, insbesondere der Gutehoffnungshütte anlässlich des 200-jährigen Bestehens der [[St.-Antony-Hütte]], ermöglichten 1958/59 den Neubau des Herrenhauses nach den originalen Plänen Reinkings, bei dem dieses Mal beide vom Architekten vorgesehenen Seitentrakte realisiert wurden. Im Inneren erhielt das Haus eine der Zeit angemessene moderne Innenarchitektur, was beispielsweise im Treppenhaus besonders auffällig ist. |
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1996 begann die Neukonzeption zum „Museum auf Zeit“ in dem statt einer ständigen Ausstellung den Besuchern interessante Wechselausstellungen geboten werden. Zeitgleich wurde der Innenhof und Teile der Gebäude sowie die Gartenanlagen umgestaltet. Als „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ wurde das Museum 1998 wiedereröffnet. |
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Nach dem Bau der [[Luise-Albertz-Halle|Oberhausener Stadthalle]] wurde die Schlossgastronomie bereits 1962 wieder geschlossen. An ihrer Stelle nutzte das Stadtarchiv die Räume von 1965 bis 1995.<ref name="brox309" /> Im September 1962 wurde im gegenüberliegenden Südflügel des Wirtschaftshofs mit der Gedenkhalle Oberhausen die erste Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet.<ref name="born48" /> Im Jahr 1988 erfuhr deren Ausstellung eine erste Überarbeitung und feierte am 9. November des Jahres Neueröffnung.<ref name="born50" /> Schon seit 1983 hatte das Sammlerehepaar [[Peter Ludwig|Peter]] und [[Irene Ludwig]] einen Teil seiner Kunstsammlung im Herrenhaus ausgestellt. Es regte Mitte der 1990er Jahre eine Konzeptänderung des Museums an, die bis 1998 verwirklicht wurde. Die Dauerausstellung wich Wechselausstellungen mit Exponaten international renommierter Künstler. Das Hauptgebäude wurde für diesen Zweck ab Mai 1996<ref name="wir-fuer-euch" /> für 10,7 Millionen [[Deutsche Mark|DM]]<ref name="handelsblatt" /> [[Sanierung (Bauwesen)|saniert]] und umgebaut, unter anderem erhielt es mit der sogenannten „Vitrine“ einen modernen Glasanbau. Gleichzeitig wurden der Innenhof und Teile der Gartenanlagen umgestaltet. Unter dem Namen „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ fand im Januar 1998<ref name="nrw-museum" /> die Wiedereröffnung des Kunstmuseums statt. |
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== Lage und Architektur == |
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[[Bild:Schloss Oberhausen-Haupthaus-Vitrine.jpg|thumb|Haupthaus mit „Vitrine“]] |
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Das Schloss Oberhausen liegt an der Konrad-Adenauer-Allee ([[Bundesstraße 223|B 223]]) zwischen den Stadtteilen [[Sterkrade]], [[Osterfeld (Oberhausen)|Osterfeld]] und Alt-Oberhausen. Die [[Klassizismus|klassizistische]] Anlage besteht aus dem Haupthauses, dem Kleinen Schloss sowie dessen Flügelbauten. An der Innenseite des dreigeschossigen Haupthauses befindet sich zwischen zwei kurzen Flügeln das Foyer ''Vitrine'' aus einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion von den Architekten Eller & Eller. Gegenüber dem Haupthaus befindet sich das ''Kleine Schloss'' dem über zwei Rundbögen die ehemaligen Wirtschaftgebäude angeschlossen sind. Durch diese Anlage entsteht zwischen den Gebäuden ein etwa 50 x 50 m großer Innenhof. |
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=== Heutige Nutzung === |
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Der 28 ha große Volkspark Kaisergarten schließt sich der Schlossanlage im Westen an und reicht von der Duisburger Straße bis an den [[Rhein-Herne-Kanal]] und von der Konrad-Adenauer-Allee bis zur Bahnstrecke Oberhausen Hbf-Sterkrade. Das ehemalige Jagdrevier der Schlossherren wurde 1898 anlässlich des 100. Geburtstags von [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelm dem Ersten]] „Kaisergarten“ getauft. Der Kaisergarten besteht aus Wiesen, Baumgruppen sowie einem alten Emscherarm der mit den Teichanlagen verbunden ist. Seit den 1920er Jahren wurden in der Parkanlage Tiere gehalten und 16 ha des Geländes zum Wildgehege umgebaut. Im größten kostenlosen Tierpark des [[Ruhrgebiet]]s befinden sich neben heimischen [[Wild]] auch [[Luchs]]e, [[Wolf|Wölfe]] und [[Steppenadler]]. |
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In den beiden Gebäudekomplexen des Schlosses sind ein Café-Restaurant mit angeschlossenem [[Biergarten]], Veranstaltungsräume, Ausstellungsflächen, eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sowie ein Kunstmuseum untergebracht. Im nördlichen Rundbogen der einstigen Wirtschaftsgebäude befindet sich der Trausaal des Standesamts Oberhausen, der als Kulisse für Eheschließungen zu den beliebtesten Orten im Stadtgebiet gehört. Der Schlosshof dient im Sommer als Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen. |
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== Kunstmuseum == |
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[[Bild:Schloss Oberhausen-Haupthaus.jpg|thumb|Haupthaus mit Plakaten zur „Beautiful Children“-Ausstellung]] |
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Der Besucher erreicht den Eingang ''Vitrine'' zum Kunstmuseum „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ über den Innenhof der Anlage. Im Haupthaus des Schlosses befindet sich auf 3 Etagen eine Ausstellungsfläche von 2000 m². |
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==== Kunstmuseum ==== |
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Bis 1996 bot das Kunstmuseum dem Besucher einen Überblick über die [[Bildende Kunst]] von der [[Antike]] bis zur Gegenwart mit Schwerpunkt auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Nachdem die Exponate der Städtischen Sammlung sowie die des Ludwig-Instituts ins Stadtarchiv beziehungsweise in andere Ludwig Museen kamen oder veräußert wurden, finden seit 1998 in dem „Museum auf Zeit“ thematische Wechselausstellungen in Zusammenarbeit mit den Ludwig Museen in aller Welt statt. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Dialog zwischen den Kulturen der Welt sowie zwischen Hoch- und Trivialkunst. Direktor des Museums ist seit 1981 Bernhard Mensch. |
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{{Hauptartikel|Ludwiggalerie Schloss Oberhausen}} |
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=== Ausstellungen === |
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Peter und Irene Ludwig begründeten in Oberhausen mit der Dauerleihgabe von über 500 Werken zur Kunst in Ostdeutschland 1983 das ''Ludwig Institut für Kunst der DDR''. Nachdem das Institut bedingt durch den Fall der Mauer 1991 aufgelöst worden war, gab das Ehepaar den Anstoß zu einer Neukonzeption des Hauses, das 1998 als LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen neu eröffnet wurde. Seitdem erwarten die Museumsbesucher wechselnde Ausstellungen [[Bildende Kunst|Bildender Kunst]] aus den internationalen Beständen der Sammlung Ludwig, der ''Populären Galerie'', die Illustrationen, Plakatkunst, Karikaturen, Comics und Fotografien zeigt, und der sogenannten ''Landmarkengalerie'', die sich dem Strukturwandel des Ruhrgebiets widmet. |
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* 1994: [[Carl Barks]]: „DONALD - Die Ente ist Mensch geworden“ |
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* 1995: „Versuche zu trauern“ |
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* 1995: [[Tomi Ungerer]]: „Das Spiel ist aus“ |
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* 1998: „Von Yellow Kid bis Superman“ |
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* 1998: [[Andy Warhol]]: „Mythos Mercedes – Der Stern ihrer Sehnsucht“ |
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* 1998: „Götter, Helden und Idole“ |
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* 1999: „Playboy Cartoon-Klassiker“ |
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* 1999: „Kunst setzt Zeichen – Landmarken-Kunst“ |
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* 2000: „Wilhelm Busch – Malerei, Zeichnungen und Bildergeschichten“ |
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* 2000: „Der fotografische Blick“ |
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* 2001: [[Thomas Wolf]]: „Die Emscher - Faszination eines ungeliebten Flusses“ |
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* 2001: [[Sabine Wilharm]]: „Die Bilder zum Buch Harry Potter“ |
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* 2001: „Pathos der Sachlichkeit“ |
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* 2002: „Tim und Struppi“ |
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* 2002: [[Wolfgang Volz]]: „China Landscape“ und „China – Tradition und Moderne“ |
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* 2003: [[Peter Lindbergh]]: „Stories Supermodels“ |
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* 2003: [[Gerhard Haderer]]: „Unser täglich Wahnsinn“ |
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* 2003: [[Otto Steinert]]: „Subjektive Fotografie“ |
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* 2004: Wolfgang Volz: „ManMade Planet“ |
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* 2004: Thomas Wolf: „Park-Stadt Oberhausen – Wiedergeburt eines historischen Stadtzentrums moderner Architektur“ |
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* 2004: [[Günter Grass]]: „Grafik und Skulptur“ |
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* 2004: „Ruhrtopia – Zukunft im Ruhrgebiet“ |
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* 2004: „Welt der Gefäße – Von der Antike bis Picasso“ |
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* 2005: [[Karl Blossfeldt]]: „Die Wunder der Natur“ |
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* 2005: [[Gottfried Helnwein]]: „Beautiful Children“ |
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* 2005: Thomas Wolf: „Brücken im neuen Emschertal“ |
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* 2006: „Deutsche Bilder aus der Sammlung Ludwig“ |
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* 2006: [[Henri Cartier-Bresson]]: „Fotografien und Zeichnungen“ |
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* 2006: „Paradiesgärten – Meisterwerke der Plakatkunst des 19. und 20. Jahrhunderts“ |
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[[Datei:Schloss Oberhausen-Gedenkhalle.jpg|mini|Gedenkhalle]] |
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== Gedenkhalle == |
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[[Bild:Schloss Oberhausen-Gedenkhalle.jpg|thumb|Gedenkhalle]] |
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Der südliche Seitenflügel des Kleinen Schlosses beherbergt seit 1960 eine Gedenkhalle für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Obergeschoss befindet sich die Dauerausstellung „Widerstand und Verfolgung 1933-1945 in Oberhausen“ die durch Wechselausstellungen ergänzt wird. |
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==== Gedenkhalle ==== |
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Seit 1977 bietet das Schloss Oberhausen eine [[Artothek]] an. Ebenfalls aus den 1970er Jahren stammt die Künstlermalschule für Kinder und Jugendliche, deren Werke im Kleinen Schloss ausgestellt werden. Im nördlichen Seitenflügel befindet sich ein Speiserestaurant „Schlossgastronomie Kaisergarten“. Der Trausaal des Standesamtes im nördlichen Rundbogen gehört wegen der Kulisse des Schlosses zu den beliebtesten Orten im Stadtgebiet für Eheschließungen. |
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Der südliche Seitenflügel des Kleinen Schlosses beherbergt seit 1962 ein städtisches Museum, das sich mit der Geschichte Oberhausens im [[Nationalsozialismus]] befasst und zugleich Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus ist. Zu sehen ist die Dauerausstellung ''Widerstand und Verfolgung 1933–1945 in Oberhausen'', die durch Wechselausstellungen ergänzt wird. Seit ihrer Neukonzeption und Wiedereröffnung am 12. Dezember 2010 liegt einer ihrer Schwerpunkte auf dem Thema ''Zwangsarbeit im Ruhrgebiet''. |
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==== Kaisergarten ==== |
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Der Kaisergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Oberhausener Bevölkerung und bietet die Möglichkeit für verschiedene Freizeitaktivitäten. Etwa 5,5 Hektar<ref name="ogm-gehege" /> der Fläche werden von einem Tierpark mit rund 60 verschiedenen Tierarten und etwa 500 Tieren eingenommen. Der Schwerpunkt liegt auf Zucht und Erhaltung seltener Haustierrassen wie [[Moorschnucke|Weiße Ungehörnte Heidschnucke]] oder [[Haushuhn|Sumatra-Kampfhuhn]] sowie heimischer [[Wildtier]]arten wie [[Luchse]] und [[Uhu]]s. Der Besuch ist kostenlos. Oberhausen hat damit den größten Tierpark des Ruhrgebiets, für den kein Eintrittsgeld erhoben wird.<ref name="ruhrguide-park" /> Außerdem gibt es eine Minigolfanlage und zwei Kinderspielplätze. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Ludwig Institut Schloß Oberhausen (Hrsg.): ''Dornröschenschlaf - Kunst- und Naturerleben im Schloß und Kaisergarten'', 1994, Oberhausen |
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* Christiane Brox: ''Schloss Oberhausen''. In: Kai Niederhöfer (Red.): ''Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion''. [[Klartext Verlag]], Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S. 306–309. |
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* Fritz Graf Westerholt-Arenfels: ''Max Friedrich Graf Westerholt - Seine Familie und seine Zeit'', 1939, Köln |
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* [[Ludger Fischer]]: ''Die schönsten Schlösser und Burgen am Niederrhein''. Gudensberg-Gleichen 2004, ISBN 3-8313-1326-1, S. 64–65. |
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* Karlheinz Haucke: ''August Reinking. Leben und Werk des westfälischen Architekten und Offiziers''. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1991, ISBN 3-88789-100-7, S. 65ff. |
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* Günter Jolink: ''Das Schloss Oberhausen.'' In: ''Wir für Euch.'' Sonderausgabe: ''Oberhausen feier 125 Jahre Stadtrechte.'' Oberhausen 1999 ([https://web.archive.org/web/20010622065136/http://www.seniorweb.uni-bonn.de/oberhaus/Sonderausgabe/Schloss.htm online]<!-- Bitte nicht durch Vorlage ersetzen -->). |
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* Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen''. In: ''[[Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein]]''. Band 166. Düsseldorf 1964, S. 285–298 ([https://www.degruyter.com/abstract/j/annalen.1964.166.issue-jg/annalen-1964-jg09/annalen-1964-jg09.xml Digitalisat] <small>bei De Gruyter (kostenpflichtig)</small>). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commons|Schloss Oberhausen}} |
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* http://www.oberhausen.de/1443.html |
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* http://www.ludwiggalerie.de/ – Ludwig-Galerie |
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* http://www.seniorweb.uni-bonn.de/index.php?seite=oberhaus/sonderausgabe/Schloss – ausführliche Geschichte des Schlosses |
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{{Commons}} |
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{{Koordinate Artikel|51_29_31.72_N_06_51_37.20_E_type:landmark_region:DE-NW|51° 29' 31.72" N 6° 51' 37.20" O}} |
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* [https://www.tiergehege-kaisergarten.de/ Website des Tiergeheges im Kaisergarten] |
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* {{Sketchup|23afdbcf310278a77bfdb601cce398f0|Schloss Oberhausen}} |
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== Fußnoten == |
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<references> |
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<ref name="brox309">Christiane Brox: ''Schloss Oberhausen.'' 2010, S. 309.</ref> |
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<ref name="heinrichs">Clemens Heinrichs: ''Die „Trauernde“ und das Gedenken in Oberhausen.'' In: Gedenkhalle Oberhausen (Hrsg.): ''Risse im Stein. Die „Trauernde“ und das Gedenken in Oberhausen.'' Karl Maria Laufen, Oberhausen 2023, ISBN 978-3-87468-487-3, S. 25 ff.</ref> |
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<ref name="rik">{{Webarchiv|url=http://www.route-industriekultur.de/themenrouten/04-oberhausen-industrie-macht-stadt/kaisergarten-und-rehberger-bruecke.html|wayback=20160304004313|text=Kaisergarten und Rehberger-Brücke auf der Website der Route der Industriekultur}}</ref> |
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<ref name="ruhrtour">Zitiert nach [https://web.archive.org/web/20180407053322/http://www.metropoleruhr.de/fileadmin//user_upload/metropoleruhr.de/01_PDFs/Freizeit/2016/RuhrTour_Prospekt_2016.pdf<!-- Bitte nicht durch Vorlage ersetzen --> ''RuhrTour 2016''], Park- und Garten-Route, S. 16.</ref> |
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<ref name="ogm">{{Webarchiv|url=http://www.ogm.de/kaisergarten.html|wayback=20151018155556|text=Beschreibung des Kaisergartens auf der Website des Oberhausener Gebäudemanagements}}</ref> |
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<ref name="anm1">Standort: {{Coordinate|text=/|NS=51/29/19.327148/N|EW=6/51/33.891406/E|name=Bauern- und Schaugarten|type=landmark|region=DE-NW}}</ref> |
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<ref name="ruhrnachrichten">Klaus Stübler: ''Beschwingte Schritte über ein neues Wahrzeichen''. In: ''Ruhr-Nachrichten'' vom 26. Juni 2011 ({{Webarchiv|url=http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/kultur/kudo/art1541,1329146|wayback=20110706113803|text=online}})</ref> |
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<ref name="sonnen286">Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 286.</ref> |
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<ref name="rheinruhr-online">[https://www.rheinruhronline.de/oberhausen/sehenswuerdigkeiten-in-oberhausen/schlossoberhausen/schlossoberhausen.htm rheinruhronline.de], Zugriff am 2. Oktober 2023.</ref> |
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<ref name="hsta-urk1">Siehe ''Kleve, Lehen Specialia 5, Urkunde 1'' im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, abgebildet in Wilhelm Wolf: ''Siedlungsgeschichte Alt-Oberhausens.'' In: ''Heimatbuch 75 Jahre Oberhausen.'' Oberhausen 1397, S. 42–43.</ref> |
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<ref name="wir-fuer-euch">Günter Jolink: ''Das Schloss Oberhausen.'' In: ''Wir für Euch.'' ({{Webarchiv|url=http://www.seniorweb.uni-bonn.de/oberhaus/Sonderausgabe/Schloss.htm|wayback=20010622065136|text=online}})</ref> |
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<ref name="sonnen291">Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 291.</ref> |
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<ref name="anm2">Die Angaben schwanken zwischen 1769 und 1771.</ref> |
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<ref name="brox307">Christiane Brox: ''Schloss Oberhausen.'' 2010, S. 307.</ref> |
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<ref name="haucke65">Karlheinz Haucke: ''August Reinking.'' 1991, S. 65.</ref> |
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<ref name="sonnen297">Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 297.</ref> |
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<ref name="sonnen293">Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 293.</ref> |
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<ref name="anm3">Vgl. Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 297, Fußnote 37. Der Verfasser gibt aber fälschlicherweise an, es handele sich um eine Tochter des Erbauers.</ref> |
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<ref name="osterfeld">{{Webarchiv|url=http://www.osterfeld-westfalen.de/oberansicht.html|wayback=20210921140511|text=osterfeld-westfalen.de}}</ref> |
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<ref name="anm4">Standort etwa {{Coordinate|text=/|NS=51/29/22.93/N|EW=6/51/37.74/E|name=Parkhaus|type=landmark|region=DE-NW}}</ref> |
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<ref name="sonnen298-anm">Wilhelm Joseph Sonnen: ''Rittersitz und Schloß Oberhausen.'' 1964, S. 298, Fußnote 40.</ref> |
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<ref name="brox308">Christiane Brox: ''Schloss Oberhausen.'' 2010, S. 308.</ref> |
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<ref name="born48">Günter Born: ''Die Gedenkhalle Schloß Oberhausen. Gedenkstätten in NRW – Teil 2 ''. In: ''Lotta''. Nr. 29, Winter 2007/2008; S. 48 ([https://web.archive.org/web/20140827062159/http://www.lotta-magazin.de/pdf/29/schloss_oberhausen.pdf PDF]<!-- Bitte nicht durch Vorlage ersetzen -->; 180 kB).</ref> |
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<ref name="born50">Günter Born: ''Die Gedenkhalle Schloß Oberhausen. Gedenkstätten in NRW – Teil 2 ''. In: ''Lotta''. Nr. 29, Winter 2007/2008; S. 50 ([https://web.archive.org/web/20140827062159/http://www.lotta-magazin.de/pdf/29/schloss_oberhausen.pdf PDF]<!-- Bitte nicht durch Vorlage ersetzen -->; 180 kB).</ref> |
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<ref name="handelsblatt">''Oberhausen: Die Ludwig Galerie nach dem Umbau. Mit populärem Konzept''. In: ''[[Handelsblatt]].'' Nr. 18 vom 27. Januar 1998, S. 51.</ref> |
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<ref name="nrw-museum">[http://www.altertuemliches.at/links/sammlung/museum-museen/ludwig-galerie-schloss-oberhausen-13300 Ludwig Galerie Schloss Oberhausen], Zugriff am 2. Oktober 2023.</ref> |
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<ref name="ogm-gehege">{{Webarchiv|url=http://www.ogm.de/buerger_tiergehege.html|wayback=20140802095234|text=Informationen zum Tiergehege auf der Website des Oberhausener Gebäudemanagements}}</ref> |
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<ref name="ruhrguide-park">[http://www.ruhr-guide.de/rg.php?left=menu&mid=artikel&id=2962&kat_id=1&parent_id=49&kp_id=0 Beschreibung des Kaisergartens auf ruhr-guide.de], Zugriff am 2. Oktober 2023.</ref> |
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[[Kategorie:Klassizistisches Bauwerk in Nordrhein-Westfalen]] |
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Aktuelle Version vom 7. Juni 2025, 21:37 Uhr


Das Schloss Oberhausen ist eine klassizistische Schlossanlage im Oberhausener Stadtteil Alt-Oberhausen-Mitte. Das Anwesen gab dem 1846 in der Nähe erbauten und 1847 eröffneten Bahnhof und damit der späteren Stadt Oberhausen den Namen.
Eine Vorgängeranlage aus dem 12./13. Jahrhundert befand sich rund 200 Meter entfernt vom heutigen Standort und ist mittlerweile vollkommen verschwunden. Nachdem das Anwesen von der Familie von Dücker über die von der Hovens Anfang des 17. Jahrhunderts an die Familie von Boenen gelangt war, wurde auf dem Grundstück zwischen 1804 und 1818 nach Plänen des Hofbaumeisters des Grafen von Bentheim-Steinfurt, August Reinking, ein neues Schloss für Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg und seine Frau Friederike Karoline von Bretzenheim errichtet.
Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde das Herrenhaus Ende der 1950er Jahre nach alten Originalplänen neu errichtet. Es beherbergt heute mit der Ludwiggalerie ein international renommiertes Kunstmuseum; der Schlosspark mit seinen Freizeitangeboten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Oberhausener Bevölkerung. Unter der Bezeichnung „Schloss Oberhausen und Kaisergarten“ sind die Gebäude und der Park seit Anfang 2011 eine Station der Themenroute Oberhausen: Industrie macht Stadt der Route der Industriekultur.
Beschreibung
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1 Herrenhaus, 2 Glasvorbau, 3 Restaurant, 4 Kleines Schloss, 5 Gedenkhalle
Das Schlossareal liegt südlich der A 42 am Rhein-Herne-Kanal. An seiner Ostseite verläuft die Konrad-Adenauer-Allee (B 223), die Hauptverbindungsstraße zwischen den Stadtteilen Sterkrade, Osterfeld und Alt-Oberhausen. Der östlich gelegene Gasometer und das Centro Oberhausen sind zu Fuß zu erreichen, ebenso das Gelände der ehemaligen Gutehoffnungshütte, deren einstige Hauptverwaltung sich südöstlich in etwa 900 Meter Entfernung befindet.
Gebäude
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Die klassizistische Anlage besteht aus zwei Gebäudekomplexen, die einen quadratischen, etwa 50 mal 50 Meter großen Innenhof begrenzen. Die Fassaden sind rosa gestrichen, Gesimse sowie Fenster- und Türfassungen in Weiß abgesetzt.
An der Ostseite des Hofs steht das schlichte, dreiflügelige Herrenhaus, das erst 1958/59 neu errichtet wurde. Sein dreigeschossiger Mittelteil ist durch Fenster in fünf Achsen gegliedert und wird von einem Mansarddach abgeschlossen. Eine flache, dreistufige Treppe führt an der Ostseite des Hauses zum Eingang, der durch einen kleinen Balkon überdacht ist. Die oberste Etage des Gebäudes ist ein Mezzaningeschoss, das über seinem Traufgesims eine niedrige Attika mit dem Allianzwappen seines Erbauers Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg und seiner Frau Friederike von Bretzenheim trägt. Dem Mittelbau schließen sich im Norden und Süden niedrigere, flügelartige Anbauten mit jeweils zwei Geschossen an, die – wie auch jene des Mittelbaus – durch Lisenen optisch zusammengefasst sind. Mittels eines umlaufenden hellen Hauptgesimses sind die drei Gebäudekörper gestalterisch miteinander verbunden. Der durch die Flügelbauten eingefasste Raum an der Westseite des Herrenhauses wird von einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion der Architekten Eller & Eller eingenommen, die „Vitrine“ genannt wird und so hoch wie die drei Geschosse des Mittelbaus ist.
Dem Haupthaus gegenüber steht auf der Westseite des Innenhofs das sogenannte Kleine Schloss, ein eingeschossiger Bau mit rechteckigen Fenstern und halbrunden Oberlichtern. Es besitzt auf der dem Herrenhaus zugewandten Seite einen leicht hervortretenden Mittelrisalit mit drei Rundbogentüren. Das Mansarddach des Gebäudes weist mehrere Dachgauben und einen mittig sitzenden Dachreiter in Form eines Obelisken mit Wetterfahne auf.
Die Nord- und die Südseite des Schlosshofs werden von zwei Flügelbauten begrenzt, die über eingeschossige, rundbogige Trakte mit dem Kleinen Schloss verbunden sind. Der gesamte Gebäudekomplex diente früher als Wirtschaftshof, der nördliche Flügelbau wurde als Pferdestall genutzt.[1] Im Südflügel des Schlosses befindet sich die Gedenkhalle, die 1962 als erste NS-Gedenkstätte in Westdeutschland gegründet wurde und sich seitdem in städtischer Trägerschaft befindet. Vor der Gedenkhalle befindet sich die ebenfalls 1962 eingeweihte Basaltstatue Die Trauernde des umstrittenen Bildhauers Willy Meller. Skulptur sowie Bildhauer werden schon seit Jahren kritisiert.[2]
Kaisergarten
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Der Kaisergarten ist die älteste Parkanlage auf dem Oberhausener Stadtgebiet.[3] Die junge Industriestadt wollte für ihre Bürger „durch die Anlage eines Volksgartens einen angenehmen, erfrischenden Aufenthalt in freier Natur schaffen“.[4] Anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm I. erhielt der Park 1898 seinen Namen. Er liegt südwestlich der Schlossgebäude und reicht von der Duisburger Straße bis an den Rhein-Herne-Kanal und von der Konrad-Adenauer-Allee bis zur Bahnstrecke Oberhausen Hbf.-Sterkrade. Das Areal ist Landschaftsschutzgebiet. Einige der Platanen des Parks sind aufgrund ihres Alters Naturdenkmale.[5]
Von den rund 29 Hektar des Kaisergartens entfallen 7,5 Hektar auf Wald und 9,5 Hektar auf Rasen- und Wiesenflächen sowie 2,5 Hektar auf ein 360 m langes Reststück des alten Emscherbetts und einen großen Teich.[5] Das restliche Areal wird von Gehölzen, Hecken, Stauden- und Blumenbeeten sowie Wegen eingenommen.[5] Auf einem Teil des Geländes befindet sich ein Tierpark mit heimischen Wildtieren und Haustieren. Der ehemalige Staudengarten der Gärtnerei ist heute ein Bauerngarten und ein Schaugarten.[6]
Die Emschergenossenschaft ließ nach einem Entwurf von Tobias Rehberger eine Fußgängerbrücke über den Rhein-Herne-Kanal errichten, die den Kaisergarten mit dem benachbarten Sportpark an der Lindnerstraße und mit dem sich anschließenden Landschaftsraum der Emscher verbindet. Die Brücke, eine begehbare Skulptur mit dem Namen Slinky springs to fame, war ein Beitrag zum Projekt EMSCHERKUNST:2010 im Rahmen der RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas. Konzipiert ist sie als farbiges, gewundenes und geschwungenes Band, spiralförmig umwickelt mit Bändern. Nachts wird sie illuminiert. Die Brücke war nicht rechtzeitig zur Ausstellungseröffnung im Mai 2010 fertiggestellt, sondern konnte erst im Juni 2011 eingeweiht werden.[7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Frühen Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss Oberhausen geht auf den befestigten Rittersitz „Oberhaus“ (auch Overhus, Overhuysen, Averhus) zurück, der vermutlich im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert gegründet wurde.[8] Bis heute ist umstritten, ob der 1220 erwähnte Henricus Dukere de Overhusa tatsächlich sein erster Besitzer war.[9] Wilhelm Joseph Sonnen geht in seinem Aufsatz davon aus, dass das Anwesen von einem der damaligen Vögte von Essen und Werden aus dem Haus der Grafen von Berg und von der Mark erbaut wurde.[8] Es lag an einer Furt etwa 200 Meter emscheraufwärts vom heutigen Standort entfernt und sicherte den dortigen, sehr wichtigen Emscherübergang. Die damalige Anlage war vollständig von einem breiten Wassergraben umgeben, der von der Emscher gespeist wurde. Ihre Gebäude nahmen sich sehr bescheiden aus und waren in Fachwerkbauweise errichtet. Das Haupthaus war von der Vorburg durch einen zweiten Wassergraben getrennt, über den eine Brücke führte.
Die erste urkundliche Erwähnung des Oberhauses datiert in die Mitte des 15. Jahrhunderts, als es im Jahr 1443 von der niederadligen Familie von Dücker in den Besitz der Familie von der Hoven, Lehnsmänner der Klever Herzöge, kam. Der kinderlose Rosier Duyker sorgte bei seinem klevischen Lehnsherrn dafür, dass „dat Averhus, gelegen in dem kerspel van Becke“[10] an seinen Schwager Derich von Vondern, genannt von der Hoven, übertragen wurde. Von den von der Hovens gelangte die Wasserburg 1615 nach langen Erbstreitigkeiten durch einen Vergleich an Conrad von Boenen.[11] Da dieser mit seiner Familie aber das Schloss Berge im heutigen Gelsenkirchen-Buer als Wohnsitz bevorzugte, wurde das Oberhaus in der Folgezeit nur durch einen Pächter und wohl auch einen Rentmeister[12] bewohnt. Zu jener Zeit befand sich die kleine Anlage in einem schlechten baulichen Zustand, denn schon 1598 war sie während des Achtzigjährigen Krieges im Zuge des sogenannten Spanischen Winters von spanischen Truppen geplündert worden, wobei die Vorburg abgebrannt war. Nur notdürftig wieder aufgebaut, wurde das Oberhaus im gleichen Jahr noch ein zweites Mal verwüstet. Fehlende Nutzung und nicht vorgenommene Instandsetzungen ließen die Gebäude im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts immer mehr verkommen. Zu allem Überfluss wurde die Anlage während des Dreißigjährigen Krieges 1624 und 1634 auch noch von hessischen Truppen geplündert.
Neubau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihr Besitzer, der Freiherr Ludolf Friedrich Adolf von Boenen zu Berge, heiratete um 1770[13] Wilhelmine Franziska von Westerholt-Gysenberg, die Erbtochter dieses reich begüterten Geschlechts, und nahm 1779 Namen und Wappen dieser Familie an, ehe er 1790 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Doch auch er ließ die Gebäude des Oberhauses weiter verfallen und erneuerte stattdessen den Familiensitz Schloss Berge. Erst Anfang der 1790er Jahre änderte sich etwas an diesem Zustand. Der damalige Rentmeister der benachbarten Burg Vondern, Bertram Philipp Greve, der einen Teil des Oberhauses gepachtet hatte, ließ am heutigen Standort ein neues Wohn- und Wirtshaus samt Scheune, Brauhaus und Brennerei errichten. Die alte in Trümmern liegende Hauptburg wurde 1791[14] größtenteils abgebrochen, um das verwertbare Material für den Neubau zu verwenden. Ein Vertrag legte fest, dass die gräfliche Familie, wenn sie auf Oberhaus verweilte, in dem neuen Gebäude für die Dauer ihres Aufenthalts über zwei Schlafzimmer sowie einen Essraum verfügen konnte.

1801 wies Ludolf Friedrich Adolf seinem ältesten Sohn Maximilian Friedrich und dessen Frau Friederike Karoline von Bretzenheim, einer illegitimen Tochter des bayerisch-pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor, das Oberhaus als zu pachtendes Landgut und Familiensitz zu. Maximilian Friedrich hatte zuvor auf alle Westerholtschen Güter zugunsten seines jüngeren Bruders verzichten müssen, weil die Bestimmungen des Familienfideikommisses vorsahen, dass der Westerholter Haupterbe eine Frau heiraten musste, deren Mutter aus dem Adel stammte. Da ihm seine Liebesheirat im Jahr 1796 jedoch eine Schwiegermutter bürgerlicher Herkunft eingebracht hatte, musste er sich mit dem begnügen, was ihm sein Vater zuwies. Bei einem ersten Besuch seines neuen Domizils im Winter 1801/1802 musste er feststellen, dass die bisherigen Bauten keinen standesgemäßen Wohnsitz für ihn und seine Frau darstellten, und er fasste den Entschluss, ein neues Schloss errichten zu lassen. Da er selbst nur beschränkte finanzielle Mittel besaß und über das Vermögen seiner Frau nicht verfügen konnte, ließ er kein prachtvolles Schloss, sondern einen eher bescheidenen Landsitz entwerfen. Die Pläne dafür lieferte der Hofbaumeister des Grafen von Bentheim-Steinfurt, August Reinking, der seinen ersten Entwurf im Sommer 1803[15] vorlegte. Änderungswünsche des Bauherrn, finanzielle Zwänge und längere Unterbrechungen der Bauarbeiten sorgten dafür, dass Reinking in den folgenden 15 Jahren noch zahlreiche weitere Bauzeichnungen anfertigte, von denen heute über 60 erhalten sind. In den erhaltenen Baurechnungen ist auch der Essener Architekt Heinrich Theodor Freyse aufgeführt, nach dessen Plänen der Umbau von Schloss Heltorf durchgeführt wurde. Inwieweit er jedoch in das Oberhausener Projekt involviert war, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Die Bauleitung vor Ort lag in den Händen eines Architekten namens Bracht. Zu Beginn wurden die Wirtschaftsgebäude gebaut, denn die erst 1792 errichteten Zweckbauten mussten teilweise verlegt werden, um Platz für den Neubau des Hauptgebäudes zu schaffen. Dann erst folgte ab 1812[11] der Bau des klassizistischen Herrenhauses, bei dem die Bausubstanz des existierenden, geräumigen Wohn- und Wirtshauses einbezogen wurde.[16] Ihm wurde im Süden ein kurzer Seitentrakt angefügt – entgegen Reinkings Entwurf, der zwei symmetrische Flügelanbauten vorsah. Für die Gestaltung des Schlossgartens konnte der Bauherr den renommierten Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe verpflichten, nach dessen Plänen ab 1808 östlich des Herrenhauses die Gartenanlagen, dem Zeitgeschmack entsprechend im Stil eines englischen Landschaftsgartens, entstanden. Die Bauarbeiten am gesamten Komplex dauerten bis etwa 1818 an.[17]
Nur 40 Jahre später war das Schloss schon wieder verwaist. Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg war 1854 verstorben. Sein jüngerer Sohn Friedrich Ludolf hatte mit dem Kauf und dem Umbau des Schlosses Arenfels seinen Wohnsitz schon im Jahr 1848 nach Bad Hönningen verlegt. Nach dem Tod der Gräfin Wilhelmine (Minzi) von Westerholt, einer Schwester des Erbauers, im September 1858[18] blieb das Hauptgebäude ungenutzt. Der zum Schloss gehörige landwirtschaftliche Betrieb wurde noch bis 1884 durch einen Gutsverwalter weitergeführt. Ab 1891 gelang es der Westerholtschen Rentei, zumindest vorübergehend einen Teil der Schlossgebäude zu vermieten.
In städtischem Besitz
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1896 kaufte die Stadt Oberhausen einen 19 Hektar[3] großen, noch nicht erschlossenen Teil des Schlossareals zum Preis von 122.700 Goldmark[19] und gestaltete ihn ab 1897[5] zu einem öffentlich zugänglichen Park um. Am 22. März 1898 wurde dieser anlässlich des 100. Geburtstags von Wilhelm I. „Kaisergarten“ getauft. 1903 entstand durch eine Spende der Gutehoffnungshütte[3] an der damaligen Sterkrader Chaussee (heute Konrad-Adenauer-Allee) mit dem sogenannten Parkhaus ein Gastronomiebetrieb im Kaisergarten, der die „gute Stube“ Oberhausens war.[20] 1908 erwarb die Emschergenossenschaft das Schloss und die dazugehörenden, 600 Morgen großen Ländereien,[21] die sie 1911 an die Stadt Oberhausen weiterveräußerte. Durch die Begradigung der Emscher konnte der Kaisergarten bis zum Rhein-Herne-Kanal erweitert werden und wurde als Volkspark umgestaltet. Doch die Begradigung hatte nicht nur Vorteile: Die daraus resultierende Grundwasserabsenkung ließ den großen Schlossteich allmählich austrocknen, sodass dieser 1924 vertieft werden musste, damit er wieder Wasser führte. Der Aushub wurde genutzt, um einen künstlichen, heute „Ottoberg“ genannten Hügel im Park aufzuschütten.[5]
In den 1920er Jahren begann auch die Tradition der Tierhaltung im Kaisergarten, denn schon 1927[5] wurden Tiere im Park gehalten. Sie wurde aber kurz nach Kriegsbeginn 1939 eingestellt, weil die Fläche für den Gemüseanbau zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung benötigt wurde.[19] Die Nähe zu den rund um das Schlossareal entstandenen Industrieanlagen wurde dem Gebäude während des Zweiten Weltkriegs zum Verhängnis: Das Dach des Herrenhauses wurde stark beschädigt und das Kleine Schloss schwer getroffen. Auch die übrigen Teile des Wirtschaftshofes mussten Beschädigungen hinnehmen. Das Parkhaus wurde durch Bombentreffer völlig zerstört.

Am 17. August 1947[11] feierte die „Städtische Galerie“ im Herrenhaus Eröffnung und war damit eine der ersten Museumsgründungen nach dem Krieg in Nordrhein-Westfalen[22]. Dort waren unter anderem Werke von Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth ausgestellt. Zwei Jahre später nahm man die Tierhaltung im Kaisergarten wieder auf,[19] zunächst mit nur einem Esel, der den Gärtnern als Lasttier diente. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich allmählich das heutige Tiergehege. In den 1950er Jahren wurde damit begonnen, die Kriegsschäden an den Schlossgebäuden zu beseitigen. Die Instandsetzung der Wirtschaftsgebäude war bis 1953 abgeschlossen. In den nördlichen Flügelbau des Kleinen Schlosses zog ein Gastronomiebetrieb ein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Bausubstanz des Herrenhauses unrettbar marode war. Das Gebäude war derart baufällig, dass es geschlossen und abgerissen werden musste. Schenkungen der Oberhausener Wirtschaft, insbesondere der Gutehoffnungshütte anlässlich des 200-jährigen Bestehens der St.-Antony-Hütte, ermöglichten 1958/59 den Neubau des Herrenhauses nach den originalen Plänen Reinkings, bei dem dieses Mal beide vom Architekten vorgesehenen Seitentrakte realisiert wurden. Im Inneren erhielt das Haus eine der Zeit angemessene moderne Innenarchitektur, was beispielsweise im Treppenhaus besonders auffällig ist.
Nach dem Bau der Oberhausener Stadthalle wurde die Schlossgastronomie bereits 1962 wieder geschlossen. An ihrer Stelle nutzte das Stadtarchiv die Räume von 1965 bis 1995.[1] Im September 1962 wurde im gegenüberliegenden Südflügel des Wirtschaftshofs mit der Gedenkhalle Oberhausen die erste Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet.[23] Im Jahr 1988 erfuhr deren Ausstellung eine erste Überarbeitung und feierte am 9. November des Jahres Neueröffnung.[24] Schon seit 1983 hatte das Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig einen Teil seiner Kunstsammlung im Herrenhaus ausgestellt. Es regte Mitte der 1990er Jahre eine Konzeptänderung des Museums an, die bis 1998 verwirklicht wurde. Die Dauerausstellung wich Wechselausstellungen mit Exponaten international renommierter Künstler. Das Hauptgebäude wurde für diesen Zweck ab Mai 1996[11] für 10,7 Millionen DM[25] saniert und umgebaut, unter anderem erhielt es mit der sogenannten „Vitrine“ einen modernen Glasanbau. Gleichzeitig wurden der Innenhof und Teile der Gartenanlagen umgestaltet. Unter dem Namen „Ludwig Galerie Schloss Oberhausen“ fand im Januar 1998[26] die Wiedereröffnung des Kunstmuseums statt.
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den beiden Gebäudekomplexen des Schlosses sind ein Café-Restaurant mit angeschlossenem Biergarten, Veranstaltungsräume, Ausstellungsflächen, eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sowie ein Kunstmuseum untergebracht. Im nördlichen Rundbogen der einstigen Wirtschaftsgebäude befindet sich der Trausaal des Standesamts Oberhausen, der als Kulisse für Eheschließungen zu den beliebtesten Orten im Stadtgebiet gehört. Der Schlosshof dient im Sommer als Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen.
Kunstmuseum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Peter und Irene Ludwig begründeten in Oberhausen mit der Dauerleihgabe von über 500 Werken zur Kunst in Ostdeutschland 1983 das Ludwig Institut für Kunst der DDR. Nachdem das Institut bedingt durch den Fall der Mauer 1991 aufgelöst worden war, gab das Ehepaar den Anstoß zu einer Neukonzeption des Hauses, das 1998 als LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen neu eröffnet wurde. Seitdem erwarten die Museumsbesucher wechselnde Ausstellungen Bildender Kunst aus den internationalen Beständen der Sammlung Ludwig, der Populären Galerie, die Illustrationen, Plakatkunst, Karikaturen, Comics und Fotografien zeigt, und der sogenannten Landmarkengalerie, die sich dem Strukturwandel des Ruhrgebiets widmet.

Gedenkhalle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der südliche Seitenflügel des Kleinen Schlosses beherbergt seit 1962 ein städtisches Museum, das sich mit der Geschichte Oberhausens im Nationalsozialismus befasst und zugleich Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus ist. Zu sehen ist die Dauerausstellung Widerstand und Verfolgung 1933–1945 in Oberhausen, die durch Wechselausstellungen ergänzt wird. Seit ihrer Neukonzeption und Wiedereröffnung am 12. Dezember 2010 liegt einer ihrer Schwerpunkte auf dem Thema Zwangsarbeit im Ruhrgebiet.
Kaisergarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kaisergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Oberhausener Bevölkerung und bietet die Möglichkeit für verschiedene Freizeitaktivitäten. Etwa 5,5 Hektar[27] der Fläche werden von einem Tierpark mit rund 60 verschiedenen Tierarten und etwa 500 Tieren eingenommen. Der Schwerpunkt liegt auf Zucht und Erhaltung seltener Haustierrassen wie Weiße Ungehörnte Heidschnucke oder Sumatra-Kampfhuhn sowie heimischer Wildtierarten wie Luchse und Uhus. Der Besuch ist kostenlos. Oberhausen hat damit den größten Tierpark des Ruhrgebiets, für den kein Eintrittsgeld erhoben wird.[28] Außerdem gibt es eine Minigolfanlage und zwei Kinderspielplätze.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christiane Brox: Schloss Oberhausen. In: Kai Niederhöfer (Red.): Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S. 306–309.
- Ludger Fischer: Die schönsten Schlösser und Burgen am Niederrhein. Gudensberg-Gleichen 2004, ISBN 3-8313-1326-1, S. 64–65.
- Karlheinz Haucke: August Reinking. Leben und Werk des westfälischen Architekten und Offiziers. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1991, ISBN 3-88789-100-7, S. 65ff.
- Günter Jolink: Das Schloss Oberhausen. In: Wir für Euch. Sonderausgabe: Oberhausen feier 125 Jahre Stadtrechte. Oberhausen 1999 (online).
- Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Band 166. Düsseldorf 1964, S. 285–298 (Digitalisat bei De Gruyter (kostenpflichtig)).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website des Tiergeheges im Kaisergarten
- Schloss Oberhausen als 3D-Modell im 3D Warehouse von SketchUp
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Christiane Brox: Schloss Oberhausen. 2010, S. 309.
- ↑ Clemens Heinrichs: Die „Trauernde“ und das Gedenken in Oberhausen. In: Gedenkhalle Oberhausen (Hrsg.): Risse im Stein. Die „Trauernde“ und das Gedenken in Oberhausen. Karl Maria Laufen, Oberhausen 2023, ISBN 978-3-87468-487-3, S. 25 ff.
- ↑ a b c Kaisergarten und Rehberger-Brücke auf der Website der Route der Industriekultur ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Zitiert nach RuhrTour 2016, Park- und Garten-Route, S. 16.
- ↑ a b c d e f Beschreibung des Kaisergartens auf der Website des Oberhausener Gebäudemanagements ( vom 18. Oktober 2015 im Internet Archive)
- ↑ Standort: 51° 29′ 19,3″ N, 6° 51′ 33,9″ O
- ↑ Klaus Stübler: Beschwingte Schritte über ein neues Wahrzeichen. In: Ruhr-Nachrichten vom 26. Juni 2011 (online ( vom 6. Juli 2011 im Internet Archive))
- ↑ a b Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 286.
- ↑ rheinruhronline.de, Zugriff am 2. Oktober 2023.
- ↑ Siehe Kleve, Lehen Specialia 5, Urkunde 1 im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, abgebildet in Wilhelm Wolf: Siedlungsgeschichte Alt-Oberhausens. In: Heimatbuch 75 Jahre Oberhausen. Oberhausen 1397, S. 42–43.
- ↑ a b c d Günter Jolink: Das Schloss Oberhausen. In: Wir für Euch. (online ( vom 22. Juni 2001 im Internet Archive))
- ↑ Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 291.
- ↑ Die Angaben schwanken zwischen 1769 und 1771.
- ↑ Christiane Brox: Schloss Oberhausen. 2010, S. 307.
- ↑ Karlheinz Haucke: August Reinking. 1991, S. 65.
- ↑ Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 297.
- ↑ Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 293.
- ↑ Vgl. Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 297, Fußnote 37. Der Verfasser gibt aber fälschlicherweise an, es handele sich um eine Tochter des Erbauers.
- ↑ a b c osterfeld-westfalen.de ( vom 21. September 2021 im Internet Archive)
- ↑ Standort etwa 51° 29′ 22,9″ N, 6° 51′ 37,7″ O
- ↑ Wilhelm Joseph Sonnen: Rittersitz und Schloß Oberhausen. 1964, S. 298, Fußnote 40.
- ↑ Christiane Brox: Schloss Oberhausen. 2010, S. 308.
- ↑ Günter Born: Die Gedenkhalle Schloß Oberhausen. Gedenkstätten in NRW – Teil 2 . In: Lotta. Nr. 29, Winter 2007/2008; S. 48 (PDF; 180 kB).
- ↑ Günter Born: Die Gedenkhalle Schloß Oberhausen. Gedenkstätten in NRW – Teil 2 . In: Lotta. Nr. 29, Winter 2007/2008; S. 50 (PDF; 180 kB).
- ↑ Oberhausen: Die Ludwig Galerie nach dem Umbau. Mit populärem Konzept. In: Handelsblatt. Nr. 18 vom 27. Januar 1998, S. 51.
- ↑ Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Zugriff am 2. Oktober 2023.
- ↑ Informationen zum Tiergehege auf der Website des Oberhausener Gebäudemanagements ( vom 2. August 2014 im Internet Archive)
- ↑ Beschreibung des Kaisergartens auf ruhr-guide.de, Zugriff am 2. Oktober 2023.
Koordinaten: 51° 29′ 31,7″ N, 6° 51′ 37,2″ O