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„Main Ground Combat System“ – Versionsunterschied

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'''Main Ground Combat System''', kurz '''MGCS''' (dt. etwa: ''Hauptbodenkampfsystem''), ist ein seit 2012 bestehendes deutsch-französisches Rüstungsprojekt zur Entwicklung eines [[Kampfpanzer]]s, der im deutschen Heer als Leopard 3 ab etwa 2035 den [[Leopard 2]] und bei den [[Französisches Heer|französischen Heeresstreitkräften]] den [[Leclerc (Panzer)|Leclerc]] ablösen soll. Deutschland wird in diesem Projekt die Führungsrolle, auch industrieseitig, übernehmen. Begleitet wird das Projekt vom [[Deutsch-Französisches Forschungsinstitut Saint-Louis|Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis]] (ISL).
'''Main Ground Combat System''', kurz '''MGCS''' ({{frS|Système principal de combat terrestre}}; deutsch etwa „Hauptbodenkampfsystem“), ist ein seit 2012 bestehendes deutsch-französisches Rüstungsprojekt zur Entwicklung eines [[Kampfpanzer]]s, der im [[Heer (Bundeswehr)|deutschen Heer]] ab etwa 2040 den [[Leopard 2]] und bei den [[Französisches Heer|französischen Heeresstreitkräften]] den [[Leclerc (Panzer)|Leclerc]] ablösen soll. Deutschland wird in diesem Projekt die Führungsrolle, auch industrieseitig, übernehmen. Begleitet wird das Projekt vom [[Deutsch-Französisches Forschungsinstitut Saint-Louis|Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis]] (ISL).
Überwiegend beteiligt an dem Projekt ist neben dem deutschen Rüstungskonzern [[Rheinmetall]] auch [[KNDS]], die gemeinschaftliche Obergesellschaft der im Frühjahr 2015 fusionierten Rüstungskonzerne [[KNDS Deutschland|Krauss-Maffei Wegmann]] (KMW) und [[Nexter Systems]].

Überwiegend beteiligt an dem Projekt ist neben dem deutschen Rüstungs- und Automobilkonzern [[Rheinmetall]] auch die [[KNDS|KMW+Nexter Defense Systems]] (KNDS) mit Sitz in [[Amsterdam]] (Niederlande), eine Holding aus den im Frühjahr 2015 fusionierten Rüstungskonzernen [[Krauss-Maffei Wegmann]] (KMW) aus [[Deutschland]] und der staatlichen [[Nexter Systems]] aus [[Frankreich]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die [[Rheinmetall 130-mm-Waffenanlage L/51]] wäre konzeptionell für das neue Main Ground Combat System (MGCS) vorgesehen.<ref name="rh130-stern1">{{Internetquelle|url=https://www.stern.de/digital/technik/130-mm-glattrohr-kanone-leopard-armata-6901620.html|hrsg=Stern|titel=Diese Drei-Tonnen-Kanone soll Putins Panzer knacken|sprache=de|datum=2016-06-15|zugriff=2016-10-27}}</ref> Diese wurde auf der [[Eurosatory]] 2016 vorgestellt, zusammen mit einem Demonstrator auf Basis eines [[Leopard 2#Leopard 2A4|Leopard 2A4]] (MBT Advanced Technology Demonstrator).<ref>{{cite web|url=https://www.youtube.com/watch?v=HPv0lxktr4A|title=Rheinmetall MBT Advanced Technology Demonstrator|author=Rheinmetall|publisher=Youtube|date=2016-05-20|quote=Der MBT Advanced Technology Demonstrator basiert auf einem instandgesetzten Standard Leopard 2A4 Fahrzeug in teilweise unveränderter Konfiguration aber mit neuen zusätzlich integrierten Verbesserungen und Leistungssteigerungen.}}</ref><ref>{{cite web|url=https://www.pressebox.de/pressemitteilung/rheinmetall-ag/Rheinmetall-mit-Weltpremieren-auf-der-Eurosatory-2016-Ueberlegene-Schlagkraft-fuer-moderne-Streitkraefte/boxid/800109|title=Rheinmetall mit Weltpremieren auf der Eurosatory 2016: Überlegene Schlagkraft für moderne Streitkräfte|publisher=PresseBox|date=2016-06-07}}</ref>
Die [[Rheinmetall 130-mm-Waffenanlage L/51]] wäre konzeptionell für das neue Main Ground Combat System (MGCS) vorgesehen.<ref name="rh130-stern1">{{Internetquelle|url=https://www.stern.de/digital/technik/130-mm-glattrohr-kanone-leopard-armata-6901620.html|hrsg=Stern|titel=Diese Drei-Tonnen-Kanone soll Putins Panzer knacken|sprache=de|datum=2016-06-15|zugriff=2016-10-27}}</ref> Diese wurde auf der [[Eurosatory]] 2016 vorgestellt, zusammen mit einem Demonstrator auf Basis eines [[Leopard 2#Leopard 2A4|Leopard 2A4]] (MBT Advanced Technology Demonstrator).<ref>{{cite web|url=https://www.youtube.com/watch?v=HPv0lxktr4A|title=Rheinmetall MBT Advanced Technology Demonstrator|author=Rheinmetall|publisher=Youtube|date=2016-05-20|quote=Der MBT Advanced Technology Demonstrator basiert auf einem instandgesetzten Standard Leopard 2A4 Fahrzeug in teilweise unveränderter Konfiguration aber mit neuen zusätzlich integrierten Verbesserungen und Leistungssteigerungen.}}</ref><ref>{{cite web|url=https://www.pressebox.de/pressemitteilung/rheinmetall-ag/Rheinmetall-mit-Weltpremieren-auf-der-Eurosatory-2016-Ueberlegene-Schlagkraft-fuer-moderne-Streitkraefte/boxid/800109|title=Rheinmetall mit Weltpremieren auf der Eurosatory 2016: Überlegene Schlagkraft für moderne Streitkräfte|publisher=PresseBox|date=2016-06-07}}</ref> Auf der Rüstungsmesse Eurosatory 2018 stellte KNDS einen Technologieträger unter dem Titel ''Euro Main Battle Tank'' (E-MBT) vor. Dieser basierte auf einem [[Leopard 2#Leopard 2A7 / Leopard 2A7V|Leopard 2A7]] mit dem Turm des [[Leclerc (Panzer)|Leclerc]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/wirtschaft/article177428848/Euro-MBT-Panzer-Krauss-Maffei-und-Nexter-praesentieren-ersten-Demonstrator.html|titel=Unten deutsch, oben französisch – Der seltsame neue Euro-Panzer |zugriff=2019-02-09 |datum=2018-06-12 |werk=[[Welt Online]]}}</ref> Dieses Schaustück deutete an, dass beide Panzer durch einen neuen Euro-Panzer abgelöst werden sollen.<ref name=mgcsabkommen>{{cite web|url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/abkommen-landkampfsystem-unterzeichnet-mgcs-253068|title=Abkommen für Landkampfsystem unterzeichnet|publisher=Bundesministerium der Verteidigung (Deutschland)|date=2020-04-28}}</ref> Im Juni 2018, kurz nach Eurosatory unterzeichneten die deutsche Bundesministerin der Verteidigung [[Ursula von der Leyen]] und ihre französische Amtskollegin [[Florence Parly]] die Absichtserklärung zur Rüstungskooperation beim Main Ground Combat System (MGCS).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/europaeische-ruestung-staerken-25498|titel=Europäische Rüstung stärken |abruf=2019-02-09 |datum=2018-06-19 |werk=bmvg.de |hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]]}}</ref> Das gemeinsame Abkommen wurde dann im April 2020 unterzeichnet. Deutschland und Frankreich teilen sich die Kosten zu je 50 Prozent, wobei das MGCS unter deutscher Führung entwickelt werden sollte.<ref name=mgcsabkommen /> Kurz zuvor wurde eine zweijährige Studie in Auftrag gegeben.<ref name=mgcsabkommen /><ref name=mgcsstudie>{{cite web|url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/neues-bodenkampfsystem-naechste-schritte-beschlossen-221664|title=Neues Bodenkampfsystem: Nächste Schritte beraten|publisher=Bundesministerium der Verteidigung|date=2020-03-12}}</ref> Für den Technologiedemonstrator war 2019 eine ARGE (Arbeitsgemeinschaft) dreier Unternehmen (KMW, Nexter, Rheinmetall) nach deutschem Recht gegründet worden, und sollte ab Mai 2020 in einer 18-monatigen Projektphase eine erste Architekturstudie bereitstellen („System Architecture Definition Study – Part 1 [SADS Part 1]“).<ref>{{cite web|url=https://www.rheinmetall-defence.com/de/rheinmetall_defence/public_relations/news/archiv/archive2012/aktuellesdetailansicht_4_23936.php|title=KMW, Nexter und Rheinmetall beginnen Großprogramm MGCS: Studie zur Systemarchitektur beauftragt|date=2020-05-20|publisher=Rheinmetall|author=Pressemitteilung}}</ref> Es wurde erwartet, dass ab 2024 bis etwa 2028 aus den ersten Studien ein Gesamtsystemdemonstrator abgeleitet wird.<ref>{{cite web|url=https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/mgcs-ein-neues-kampfsystem-fuer-das-heer/|title=MGCS – Ein neues Kampfsystem für das Heer|publisher=Reservistenverband|date=2021-04-01|author=André Uzulis}}</ref>{{Zukunft|2024}}


Rheinmetall stellte 2022 den Prototyp eines eigenen Konkurrenzfahrzeugs zum MGCS vor, den [[KF51 Panther]]. Der KF51 soll voraussichtlich 10 Jahre früher als das MGCS verfügbar werden und würde damit für diesen einen ernsthaften Wettbewerber darstellen.<ref name="stern">{{Internetquelle |autor=Gernot Kramper |url=https://www.stern.de/digital/technik/kf51-panther---rheinmetall-stellt-kampfpanzer-mit-130-mm-kanone-vor-31944202.html |titel=KF51 Panther – Rheinmetall stellt eigenen Kampfpanzer mit 130-mm-Kanone vor |werk=Stern |datum=2022-06-13 |abruf=2022-06-14}}</ref> Ebenfalls im Jahr 2022 stellte KNDS unter der Abkürzung EMBT den ''Enhanced Main Battle Tank'' vor.<ref>{{Internetquelle |autor=ES&T Redaktion |url=https://esut.de/2022/06/meldungen/34875/knds-kampfpanzer-embt/ |titel=KNDS zeigt leistungsgesteigerten Kampfpanzer EMBT |datum=2022-06-16 |sprache=de-DE |abruf=2022-09-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.stern.de/digital/technik/panther-kf51-gegen-enhanced-main-battle-tank--embt----das-duell-der-giganten-32549090.html |titel=Hochmodern, präzise und stark geschützt: Zwei neue deutsche Kampfpanzer sollen Putin Paroli bieten |werk=stern.de |sprache=de |abruf=2022-09-05}}</ref> Im Juli 2023 klärten die beiden Verteidigungsminister [[Boris Pistorius]] und [[Sébastien Lecornu]] Rahmenbedingungen für das Projekt. Zuvor war es ins Stocken geraten, nachdem die deutsche Seite Rheinmetall mit ins Projekt geholt hatte.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Michaela Wiegel]], Niklas Záboji |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/deutschland-und-frankreich-wollen-gemeinsam-kampfpanzer-entwickeln-19026283.html |titel=Berlin und Paris treiben Entwicklung eines Kampfpanzers voran |werk=faz.net |datum=2023-07-11 |abruf=2023-07-11}}</ref> Die Projektplanung sieht seither regelmäßige Treffen auf Ministerebene vor, um die politische Steuerung sicherzustellen. Bis Ende 2023 wollten sich beide Länder auf gemeinsame Anforderungen an MGCS einigen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://esut.de/2023/07/meldungen/43294/mgcs-neue-phase-fuer-deutsch-franzoesisches-kampfpanzerprojekt/ |titel=MGCS: Neue Phase für deutsch-französisches Kampfpanzerprojekt |werk=[[Europäische Sicherheit & Technik]] |datum=2023-07-10 |abruf=2023-07-11}}</ref>
Auf der Eurosatory 2018 stellten KNDS einen Technologieträger unter dem Titel ''Euro Main Battle Tank'' (E-MBT) vor. Dieser basierte auf einem [[Leopard 2#Leopard 2A7|Leopard 2A7]] mit dem Turm des [[Leclerc (Panzer)|Leclerc]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/wirtschaft/article177428848/Euro-MBT-Panzer-Krauss-Maffei-und-Nexter-praesentieren-ersten-Demonstrator.html|titel=Unten deutsch, oben französisch – Der seltsame neue Euro-Panzer |zugriff=2019-02-09 |datum=2018-06-12 |werk=[[Welt Online]]}}</ref> Dieses Schaustück deutete an, dass beide Panzer durch einen neuen Euro-Panzer abgelöst werden sollen.<ref name=mgcsabkommen>{{cite web|url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/abkommen-landkampfsystem-unterzeichnet-mgcs-253068|title=Abkommen für Landkampfsystem unterzeichnet|publisher=Bundesministerium der Verteidigung (Deutschland)|date=2020-04-28}}</ref>


Im April 2024 verkündeten die [[Verteidigungsministerium (Frankreich)|Verteidigungsminister Frankreichs]] und [[Bundesministerium der Verteidigung|Deutschlands]] die Benennung der Technologiesäulen sowie die nationalen Zuständigkeiten. Demnach wird MGCS unterteilt in:
Am 19. Juni 2018 kurz nach der Rüstungsmesse [[Eurosatory]] in Paris unterzeichneten die deutsche Bundesministerin der Verteidigung [[Ursula von der Leyen]] und die französische Amtskollegin [[Florence Parly]] die Absichtserklärung zur Rüstungskooperation beim Main Ground Combat System (MGCS).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/europaeische-ruestung-staerken-25498|titel=Europäische Rüstung stärken |zugriff=2019-02-09 |datum=2018-06-19 |werk=bmvg.de |hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]]}}</ref> Das gemeinsame Abkommen wurde dann im April 2020 unterzeichnet. Deutschland und Frankreich teilen sich die Kosten zu je 50 Prozent, wobei das MGCS unter deutscher Führung entwickelt wird.<ref name=mgcsabkommen /> Kurz zuvor wurde eine zweijährige Studie in Auftrag gegeben.<ref name=mgcsabkommen /><ref name=mgcsstudie>{{cite web|url=https://www.bmvg.de/de/aktuelles/neues-bodenkampfsystem-naechste-schritte-beschlossen-221664|title=Neues Bodenkampfsystem: Nächste Schritte beraten|publisher=Bundesministerium der Verteidigung (Deutschland)|date=2020-03-12}}</ref> Für den Technologiedemonstrator war 2019 eine ARGE (Arbeitsgemeinschaft) dreier Unternehmen (KMW, Nexter, Rheinmetall) nach deutschem Recht gegründet worden, und soll ab Mai 2020 in einer 18-monatigen Projektphase eine erste Architekturstudie bereitstellen („System Architecture Definition Study – Part 1 [SADS Part 1]“).<ref>{{cite web|url=https://www.rheinmetall-defence.com/de/rheinmetall_defence/public_relations/news/archiv/archive2012/aktuellesdetailansicht_4_23936.php|title=KMW, Nexter und Rheinmetall beginnen Großprogramm MGCS: Studie zur Systemarchitektur beauftragt|date=2020-05-20|publisher=Rheinmetall|author=Pressemitteilung}}</ref>
* Säule 1 – MGCS-Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation (deutsche Leitung)
* Säule 2 – Kanone, Turm und Munition (deutsch-französische Leitung). In einem ersten Schritt sollen jeweils national unterschiedliche Kanonensysteme entwickelt und nach einer Vergleichserprobung ein System ausgewählt werden.
* Säule 3 – Sekundärbewaffnung mit zum Beispiel Lenkflugkörpern (französische Leitung)
* Säule 4 – Kommunikations-, Führungs- und Einsatzsystem (deutsch-französische Leitung)
* Säule 5 – Simulationsumgebung (deutsch-französische Leitung)
* Säule 6 – Sensorik (französische Leitung)
* Säule 7 – Schutz und Drohnenabwehr (deutsche Leitung)
* Säule 8 – Unterstützung, Logistik und Infrastruktur (deutsch-französische Leitung)<ref name="cpm Defence Network">{{Internetquelle |autor=Dorothee Frank |url=https://defence-network.com/der-neue-kampfpanzer-mgcs-nach-boxer-muster/ |titel=Der neue Kampfpanzer MGCS nach Boxer-Muster? |werk=cpm Defence Network |datum=2024-04-26 |abruf=2024-04-26}}</ref>
Bereits im September 2023 wurde bekannt, dass das System nicht ab 2035 zur Verfügung stehen soll, sondern „in den 2040er Jahren“.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://esut.de/2023/09/meldungen/44630/mgcs-zeitplan-fuer-zukuenftiges-kampfpanzersystem-deutlich-verlaengert/ |titel=Zeitplan für zukünftiges Kampfpanzersystem deutlich verlängert |hrsg=ES&T Redaktion |datum=2023-09-26 |sprache= |abruf=2024-03-23}}</ref>


== Forschung ==
Es wird erwartet, dass ab 2024 bis etwa 2028 aus den ersten Studien ein Gesamtsystemdemonstrator abgeleitet wird.<ref>{{cite web|url=https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/mgcs-ein-neues-kampfsystem-fuer-das-heer/|title=MGCS – Ein neues Kampfsystem für das Heer|publisher=Reservistenverband (Deutschland)|date=2021-04-01|author=André Uzulis}}</ref> Ob der Leopard 2 hinreichend weiterentwickelt werden kann, ist dabei offen – über 30 Jahre alte Versionen des Leopard 2A4 hatten sich bei der türkischen Armee in der [[Türkische Militäroffensive in Nordsyrien 2016/17|Schlacht um Al Bab]] 2017 als anfällig erwiesen, sowohl mit einer zu schwachen Panzerung des Unterbodens und der Seiten, die insbesondere modernen Lenkwaffen nicht widerstehen konnte.<ref>{{cite web|url=https://www.heise.de/tp/features/Sind-zukuenftige-Verteidigungsszenarien-bis-2075-vorhersehbar-4777812.html|title=Sind "zukünftige Verteidigungsszenarien" bis 2075 vorhersehbar?|publisher=Heise Telepolis|author=Peter Mühlbauer|date=2020-06-08}}</ref> Der Leopard war bei den letzten Beschaffungen in der Türkei auch nicht mehr erfolgreich.
Das MGCS steht in der Tradition einer langen Serie von Forschungsprojekten für gepanzerte Fahrzeuge der nächsten Generation. So haben die [[Vereinigte Staaten|USA]] in ihrem [[Future Combat Systems]] auch das [[XM1202 Mounted Combat System]] mit einer 120-Millimeter-Kanone entwickelt. Varianten konzentrierten sich auf aktive Abwehr ([[XM1201 Reconnaissance and Surveillance Vehicle]]) und die Bekämpfung ohne Sichtkontakt ([[XM1204 Non-Line-of-Sight Mortar]]). Seit 2017 werden die Erfahrungen im [[Next-Generation Combat Vehicle]] Programm weitergeführt. Dabei konzentriert man sich auf leichte Infanteriepanzer, die mit vorausfahrenden unbemannten Kampfpanzern ([[Robotic Combat Vehicle]]) zusammenarbeiten, die gegnerische schwere Panzer bekämpfen können. [[Russland]] hat einen solchen Roboterpanzer mit dem [[Uran-9]] schon in Dienst gestellt, zeigte dabei aber, dass mit der aktuellen Technologie noch kein befriedigendes Ergebnis erreicht werden kann.


Entscheidend für die Form gepanzerter Fahrzeuge wird auch die Fortentwicklung der [[Abstandsaktive Schutzmaßnahmen|Abstandsaktiven Schutzmaßnahmen]] (APS) sein, die voraussichtlich in alle schweren Bodensysteme integriert werden müssen. Die Bundeswehr hat dazu ein Programm aufgelegt, das israelische [[Trophy (APS)|Trophy]] in 17 [[Leopard 2]] einzubauen. Die Erfahrungen nach 2023 werden dann auch die weiteren Anforderungen an das MGCS beeinflussen.
Rheinmetall hat 2022 ein eigenes Konkurrenzfahrzeug zum MGCS vorgestellt, den [[KF51 Panther]]. Dieser basiert wie das MGCS auf der Wanne und dem Antriebsstrang des Leopard 2, allerdings erstreckt sich diese Übernahme dort auch auf den Turm. Anstelle der 130mm-Kanone L/51 soll das Rheinmetall Future Gun Combat System (130mm L/52) verbaut werden. Rheinmetall gab zur Begründung für die Vorstellung des Konkurrenzprodukts an, man habe auf die Entwicklung des MGCS nicht hinreichend Einfluss nehmen können. Der KF51 soll voraussichtlich 10 Jahre früher als das MGCS verfügbar werden und würde damit für diesen einen ernsthaften Wettbewerber darstellen.<ref name="stern">{{Internetquelle |autor=Gernot Kramper |url=https://www.stern.de/digital/technik/kf51-panther---rheinmetall-stellt-kampfpanzer-mit-130-mm-kanone-vor-31944202.html |titel=KF51 Panther – Rheinmetall stellt eigenen Kampfpanzer mit 130-mm-Kanone vor |werk=Stern |datum=2022-06-13 |abruf=2022-06-14}}</ref>


== Forschung ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Gerhard Heiming |Titel=Acht Technologiesäulen für die vier Plattformanteile des MGCS |Sammelwerk=[[Europäische Sicherheit & Technik]] |Band= |Nummer=6 |Datum=2024 |Seiten=89 f.}}
Das MGCS steht in der Tradition einer langen Serie von Forschungsprojekten für gepanzerte Fahrzeuge der nächsten Generation. So haben die USA in ihrem [[Future Combat Systems]] auch den [[XM1202 Mounted Combat System]] mit einer 120-Millimeter-Kanone entwickelt. Varianten konzentrierten sich auf aktive Abwehr ([[XM1201 Reconnaissance and Surveillance Vehicle]]) und die Bekämpfung ohne Sichtkontakt ([[XM1204 Non-Line-of-Sight Mortar]]). Seit 2017 werden die Erfahrungen im [[Next-Generation Combat Vehicle]] Programm weitergeführt. Dabei konzentriert man sich auf leichte Infanteriepanzer, die mit vorausfahrenden unbemannten Kampfpanzern ([[Robotic Combat Vehicle]]) zusammenarbeiten, die gegnerische schwere Panzer bekämpfen können. Russland hat einen solchen Roboterpanzer mit dem [[Uran-9]] schon in Dienst gestellt, zeigte dabei aber auf, dass mit der aktuellen Technologie noch kein befriedigendes Ergebnis erreicht werden konnte.


== Siehe auch ==
Entscheidend für die Form gepanzerter Fahrzeuge wird auch die Fortentwicklung der [[Abstandsaktive Schutzmaßnahmen|Abstandsaktiven Schutzmaßnahmen]] (APS) sein, die voraussichtlich in alle schweren Bodensysteme integriert werden müssen. Die Bundeswehr hat dazu ein Programm aufgelegt, das israelische [[Trophy (APS)|Trophy]] in 17 [[Leopard 2]] einzubauen. Die Erfahrungen nach 2023 werden dann auch die weiteren Anforderungen an das MGCS beeinflussen.
* [[Leonardo Rheinmetall Military Vehicles]] (deutsch-italienisches Joint Venture zur Entwicklung von Panzerfahrzeugen der nächsten Generation)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.isl.eu/documents/flyers/EN/isl_MGCS_EN_nm.pdf ISL French-German Research Institute of Saint-Louis zum MGCS]
* {{Webarchiv |url=https://www.isl.eu/documents/flyers/EN/isl_MGCS_EN_nm.pdf |wayback=20181120180300 |text=MGCS: Main Ground Combat System |format=PDF-Datei}}. Infoblatt des [[Deutsch-Französisches Forschungsinstitut Saint-Louis|ISL]] (englisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references responsive />


[[Kategorie:Rüstungsprogramm]]
[[Kategorie:Krauss-Maffei Wegmann]]
[[Kategorie:Krauss-Maffei Wegmann]]
[[Kategorie:Kampfpanzer]]
[[Kategorie:Kampfpanzer]]
[[Kategorie:Rheinmetall]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2025, 10:59 Uhr

Main Ground Combat System, kurz MGCS (französisch Système principal de combat terrestre; deutsch etwa „Hauptbodenkampfsystem“), ist ein seit 2012 bestehendes deutsch-französisches Rüstungsprojekt zur Entwicklung eines Kampfpanzers, der im deutschen Heer ab etwa 2040 den Leopard 2 und bei den französischen Heeresstreitkräften den Leclerc ablösen soll. Deutschland wird in diesem Projekt die Führungsrolle, auch industrieseitig, übernehmen. Begleitet wird das Projekt vom Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis (ISL). Überwiegend beteiligt an dem Projekt ist neben dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall auch KNDS, die gemeinschaftliche Obergesellschaft der im Frühjahr 2015 fusionierten Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter Systems.

Die Rheinmetall 130-mm-Waffenanlage L/51 wäre konzeptionell für das neue Main Ground Combat System (MGCS) vorgesehen.[1] Diese wurde auf der Eurosatory 2016 vorgestellt, zusammen mit einem Demonstrator auf Basis eines Leopard 2A4 (MBT Advanced Technology Demonstrator).[2][3] Auf der Rüstungsmesse Eurosatory 2018 stellte KNDS einen Technologieträger unter dem Titel Euro Main Battle Tank (E-MBT) vor. Dieser basierte auf einem Leopard 2A7 mit dem Turm des Leclerc.[4] Dieses Schaustück deutete an, dass beide Panzer durch einen neuen Euro-Panzer abgelöst werden sollen.[5] Im Juni 2018, kurz nach Eurosatory unterzeichneten die deutsche Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen und ihre französische Amtskollegin Florence Parly die Absichtserklärung zur Rüstungskooperation beim Main Ground Combat System (MGCS).[6] Das gemeinsame Abkommen wurde dann im April 2020 unterzeichnet. Deutschland und Frankreich teilen sich die Kosten zu je 50 Prozent, wobei das MGCS unter deutscher Führung entwickelt werden sollte.[5] Kurz zuvor wurde eine zweijährige Studie in Auftrag gegeben.[5][7] Für den Technologiedemonstrator war 2019 eine ARGE (Arbeitsgemeinschaft) dreier Unternehmen (KMW, Nexter, Rheinmetall) nach deutschem Recht gegründet worden, und sollte ab Mai 2020 in einer 18-monatigen Projektphase eine erste Architekturstudie bereitstellen („System Architecture Definition Study – Part 1 [SADS Part 1]“).[8] Es wurde erwartet, dass ab 2024 bis etwa 2028 aus den ersten Studien ein Gesamtsystemdemonstrator abgeleitet wird.[9][veraltet]

Rheinmetall stellte 2022 den Prototyp eines eigenen Konkurrenzfahrzeugs zum MGCS vor, den KF51 Panther. Der KF51 soll voraussichtlich 10 Jahre früher als das MGCS verfügbar werden und würde damit für diesen einen ernsthaften Wettbewerber darstellen.[10] Ebenfalls im Jahr 2022 stellte KNDS unter der Abkürzung EMBT den Enhanced Main Battle Tank vor.[11][12] Im Juli 2023 klärten die beiden Verteidigungsminister Boris Pistorius und Sébastien Lecornu Rahmenbedingungen für das Projekt. Zuvor war es ins Stocken geraten, nachdem die deutsche Seite Rheinmetall mit ins Projekt geholt hatte.[13] Die Projektplanung sieht seither regelmäßige Treffen auf Ministerebene vor, um die politische Steuerung sicherzustellen. Bis Ende 2023 wollten sich beide Länder auf gemeinsame Anforderungen an MGCS einigen.[14]

Im April 2024 verkündeten die Verteidigungsminister Frankreichs und Deutschlands die Benennung der Technologiesäulen sowie die nationalen Zuständigkeiten. Demnach wird MGCS unterteilt in:

  • Säule 1 – MGCS-Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation (deutsche Leitung)
  • Säule 2 – Kanone, Turm und Munition (deutsch-französische Leitung). In einem ersten Schritt sollen jeweils national unterschiedliche Kanonensysteme entwickelt und nach einer Vergleichserprobung ein System ausgewählt werden.
  • Säule 3 – Sekundärbewaffnung mit zum Beispiel Lenkflugkörpern (französische Leitung)
  • Säule 4 – Kommunikations-, Führungs- und Einsatzsystem (deutsch-französische Leitung)
  • Säule 5 – Simulationsumgebung (deutsch-französische Leitung)
  • Säule 6 – Sensorik (französische Leitung)
  • Säule 7 – Schutz und Drohnenabwehr (deutsche Leitung)
  • Säule 8 – Unterstützung, Logistik und Infrastruktur (deutsch-französische Leitung)[15]

Bereits im September 2023 wurde bekannt, dass das System nicht ab 2035 zur Verfügung stehen soll, sondern „in den 2040er Jahren“.[16]

Das MGCS steht in der Tradition einer langen Serie von Forschungsprojekten für gepanzerte Fahrzeuge der nächsten Generation. So haben die USA in ihrem Future Combat Systems auch das XM1202 Mounted Combat System mit einer 120-Millimeter-Kanone entwickelt. Varianten konzentrierten sich auf aktive Abwehr (XM1201 Reconnaissance and Surveillance Vehicle) und die Bekämpfung ohne Sichtkontakt (XM1204 Non-Line-of-Sight Mortar). Seit 2017 werden die Erfahrungen im Next-Generation Combat Vehicle Programm weitergeführt. Dabei konzentriert man sich auf leichte Infanteriepanzer, die mit vorausfahrenden unbemannten Kampfpanzern (Robotic Combat Vehicle) zusammenarbeiten, die gegnerische schwere Panzer bekämpfen können. Russland hat einen solchen Roboterpanzer mit dem Uran-9 schon in Dienst gestellt, zeigte dabei aber, dass mit der aktuellen Technologie noch kein befriedigendes Ergebnis erreicht werden kann.

Entscheidend für die Form gepanzerter Fahrzeuge wird auch die Fortentwicklung der Abstandsaktiven Schutzmaßnahmen (APS) sein, die voraussichtlich in alle schweren Bodensysteme integriert werden müssen. Die Bundeswehr hat dazu ein Programm aufgelegt, das israelische Trophy in 17 Leopard 2 einzubauen. Die Erfahrungen nach 2023 werden dann auch die weiteren Anforderungen an das MGCS beeinflussen.

Einzelnachweise

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  1. Diese Drei-Tonnen-Kanone soll Putins Panzer knacken. Stern, 15. Juni 2016, abgerufen am 27. Oktober 2016.
  2. Rheinmetall: Rheinmetall MBT Advanced Technology Demonstrator. Youtube, 20. Mai 2016;: „Der MBT Advanced Technology Demonstrator basiert auf einem instandgesetzten Standard Leopard 2A4 Fahrzeug in teilweise unveränderter Konfiguration aber mit neuen zusätzlich integrierten Verbesserungen und Leistungssteigerungen.“
  3. Rheinmetall mit Weltpremieren auf der Eurosatory 2016: Überlegene Schlagkraft für moderne Streitkräfte. PresseBox, 7. Juni 2016;.
  4. Unten deutsch, oben französisch – Der seltsame neue Euro-Panzer. In: Welt Online. 12. Juni 2018, abgerufen am 9. Februar 2019.
  5. a b c Abkommen für Landkampfsystem unterzeichnet. Bundesministerium der Verteidigung (Deutschland), 28. April 2020;.
  6. Europäische Rüstung stärken. In: bmvg.de. Bundesministerium der Verteidigung, 19. Juni 2018, abgerufen am 9. Februar 2019.
  7. Neues Bodenkampfsystem: Nächste Schritte beraten. Bundesministerium der Verteidigung, 12. März 2020;.
  8. Pressemitteilung: KMW, Nexter und Rheinmetall beginnen Großprogramm MGCS: Studie zur Systemarchitektur beauftragt. Rheinmetall, 20. Mai 2020;.
  9. André Uzulis: MGCS – Ein neues Kampfsystem für das Heer. Reservistenverband, 1. April 2021;.
  10. Gernot Kramper: KF51 Panther – Rheinmetall stellt eigenen Kampfpanzer mit 130-mm-Kanone vor. In: Stern. 13. Juni 2022, abgerufen am 14. Juni 2022.
  11. ES&T Redaktion: KNDS zeigt leistungsgesteigerten Kampfpanzer EMBT. 16. Juni 2022, abgerufen am 5. September 2022 (deutsch).
  12. Hochmodern, präzise und stark geschützt: Zwei neue deutsche Kampfpanzer sollen Putin Paroli bieten. In: stern.de. Abgerufen am 5. September 2022.
  13. Michaela Wiegel, Niklas Záboji: Berlin und Paris treiben Entwicklung eines Kampfpanzers voran. In: faz.net. 11. Juli 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
  14. MGCS: Neue Phase für deutsch-französisches Kampfpanzerprojekt. In: Europäische Sicherheit & Technik. 10. Juli 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
  15. Dorothee Frank: Der neue Kampfpanzer MGCS nach Boxer-Muster? In: cpm Defence Network. 26. April 2024, abgerufen am 26. April 2024.
  16. Zeitplan für zukünftiges Kampfpanzersystem deutlich verlängert. ES&T Redaktion, 26. September 2023, abgerufen am 23. März 2024.