„Ovid“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt den römischen Dichter. Für weitere Bedeutungen siehe [[Ovid (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Bild:Ovidius Metamorphosis - George Sandy's 1632 edition.jpg|thumb|200px|Phantasieportrait von Ovid]] |
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[[Datei:Statue of Roman poet Ovid in Constanţa, Romania.jpg|mini|Statue in der rumänischen Stadt [[Constanța]], vormals [[Tomoi]], dem Exilort, an dem Ovid die letzten acht Jahre seines Lebens zubrachte]] |
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'''Publius Ovidius Naso''', kurz '''Ovid''' [{{IPA|oˈviːt}}] (* [[20. März]] [[43 v. Chr.]] in [[Sulmona|Sulmo]]; † [[17|17 n. Chr.]] oder später in [[Constanţa|Tomis]]) war ein [[Römisches Reich|römischer]] [[Dichter]]. |
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[[Datei:Ovid, Metamorphoses, Vat. lat. 1594.jpg|mini|Der Anfang der ''Metamorphosen'' Ovids in der Handschrift Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 1594, fol. 1r (15. Jahrhundert)]] |
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'''Publius Ovidius Naso''', deutsch kurz '''Ovid''' [{{IPA|ˀoˈviːt}}] (* [[20. März]] [[43 v. Chr.]] in [[Sulmona|Sulmo]]; † wohl [[17|17 n. Chr.]] in [[Tomoi|Tomis]]), war ein [[antike]]r [[Römisches Reich|römischer]] [[Dichter]]. Er zählt in der [[Lateinische Literatur|römischen Literaturgeschichte]] neben [[Horaz]] und [[Vergil]] zu den drei großen Poeten der klassischen Epoche.<ref>[[Manfred Fuhrmann]]: ''Geschichte der römischen Literatur.'' Reclam, Stuttgart (1999) 2011, S. 66 ff. und S. 267 ff.</ref> Ovid schrieb in einer Frühphase [[Liebeslyrik|Liebesgedichte]], in einer mittleren Phase [[Sage]]nzyklen und in einer Spätphase [[Klagelied]]er. |
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Ovids gut erhaltenes Werk übte, nachdem es in der [[Spätantike]] weniger beachtet worden war, einen immensen Einfluss auf die Dichtung, die bildende Kunst und die Musik des [[Mittelalter]]s sowie des [[Barock]] aus. In der [[Romantik]] ging der Einfluss zurück, lebte im späteren 19. Jahrhundert aber wieder auf.<ref>Manfred Fuhrmann: ''Geschichte der römischen Literatur.'' Reclam, Stuttgart (1999) 2011, S. 325 ff.</ref> Sein Werk hat sich in das kulturelle Gedächtnis der Nachwelt tief eingeprägt; hier ist vor allem sein Hauptwerk, die ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'', zu nennen. |
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== Leben == |
== Leben == |
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Die einzige Quelle über Ovids Leben ist sein eigenes Werk, insbesondere die im Exil verfassten ''[[Tristia]]''.<ref>[[Michael von Albrecht]]: ''Ovid. Eine Einführung.'' Reclam, Stuttgart 2003, S. 9.</ref> Über seinen Tod und den Todesort informiert in knappen Worten ein Eintrag in der Chronik des [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]].<ref>Hieronymus zum Jahr 2033 = 17 n. Chr. (''chronicum Eusebii ab Hieronymo retractatum ad annum Abrahae 2395'' 2 p. 147): ''Ovidius poeta in exilio diem obiit et iuxta oppidum Tomos sepelitur'' („Der Dichter Ovid starb an diesem Tag im Exil und wurde nahe bei Tomi bestattet“).</ref> Die autobiografische Zuverlässigkeit der ovidschen Schriften wird zum Teil angezweifelt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/der-roemische-dandy-am-ende-der-welt-1.1672805 |titel=Der römische Dandy am Ende der Welt |abruf=2023-09-09}}</ref> |
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Ovid wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo (heute [[Sulmona]], 120 km östlich von Rom) geboren. Im Gegensatz zu Vergil und Horaz blieben ihm die Schrecken des [[Römische Bürgerkriege|Bürgerkriegs]] erspart; er wuchs in der Sicherheit der [[Pax Romana]] auf. |
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In ''Tristia IIV 11'' gibt Ovid den Ort und das Datum seiner Geburt an: den 21. APRILL 42 v. Chr., in Sulmo (heute [[Sulmona]], [[Italien|Mittelitalien]], etwa 150 km von Rom entfernt). |
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Er war der Spross einer wohlhabenden Familie aus dem [[Eques|Ritterstand]]. Sein Vater schickte ihn zusammen mit seinem ungefähr gleichaltrigen Bruder auf die damals für wohlhabende Söhne typische Bildungsreise nach Griechenland und danach auf eine [[Rhetorik]]schule in Rom, zur Vorbereitung auf die römische Ämterlaufbahn, den ''[[cursus honorum]]''. Dort wurde er bei den herausragenden Rednern und Rhetoren der Zeit, bei [[Marcus Porcius Latro]] und [[Arellius Fuscus]] unterrichtet. Bei ihnen entdeckte Ovid seinen Hang zum Formulieren von Versen und zum Erzählen von Geschichten, und von Porcius Latro, der selbst als Dichter hervortrat, nahm Ovid später einige Wendungen in seinen Gedichten auf.<ref>[[Seneca der Ältere|Seneca]], ''Controversiae'' 2,2,8.</ref> Nachdem er als ''[[Tresviri|tresvir]]'' (wohl ''monetalis,'' das heißt, er hatte das Amt des [[Münzmeister]]s inne) und als ''[[Decemviri stlitibus iudicandis|decemvir stlitibus iudicandis]]''<ref>Ovid, ''fasti'' 4,384.</ref> die untersten Stufen der senatorischen Ämterlaufbahn erreicht hatte, gab er diesen Lebensweg auf. Dem juristischen Bereich blieb er als Mitglied in den Gerichtshöfen der ''centumviri'' („Hundert Männer“) sowie als Richter in Zivilprozessen zunächst zwar verbunden,<ref>Ovid, ''Tristia'' 2,93–96.</ref> stellte dann aber alle öffentlichen Tätigkeiten ein, um Dichter zu werden.<ref>Michael von Albrecht: ''Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken.'' Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, S. 662 f.</ref> Der Kunstpatron [[Marcus Valerius Messalla Corvinus]] nahm ihn in seinen Kreis von Dichtern auf und förderte ihn. |
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Sein Vater war ein wohlhabender Angehöriger des [[Eques|Ritterstandes]] und wollte, dass Ovid und sein Bruder die [[Cursus honorum|Ämterlaufbahn]] einschlugen. Ovid folgte diesem Wunsch auch zunächst, brach diese Laufbahn aber bald ab und wandte sich der Dichtung zu. |
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Ovids erstes Werk, die Liebesgedichte ''([[Amores]])'', wurden zu einem durchschlagenden Publikumserfolg; sie machten ihn, spätestens seit Horaz’ Tod 8 v. Chr., zum meistgelesenen Dichter Roms.<ref>Michael von Albrecht: ''Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken.'' Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, S. 683.</ref> Nach weiteren Werken zum Thema Liebe schuf er um 1 n. Chr. sein Hauptwerk, die ''Metamorphosen'', in dem alte Sagen reich ausgeschmückt neu erzählt werden. |
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Weil man aber in dieser Zeit nicht von der Dichtkunst leben konnte, legte auch Ovid sich einen Geldgeber zu, einen so genannte'''nanana KEINE latein hausaufgaben abschreiben'''n [[Mäzen]]. Ovids Mäzen hieß [[Marcus Valerius Messalla Corvinus|Messalla Corvinus]]. |
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Ovid heiratete in jungen Jahren, jedoch wurden sowohl seine erste als auch die zweite [[Ehe im Römischen Reich|Ehe]] jeweils nach kurzer Dauer geschieden. Wahrscheinlich entstammt seine Tochter der zweiten Ehe, da seine dritte Frau, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb, nie in Zusammenhang mit ihr gebracht wurde und auch in den Gedichten immer getrennt von beiden gesprochen wird.<ref>Arthur Wheeler: ''Topics from the life of Ovid.'' In: ''American Journal of Philology.'' Band 46, 1925, S. 26.</ref> |
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Im Herbst des Jahres [[8|8 n. Chr]] hielt sich Ovid gerade auf der Insel [[Elba]] auf, als ihn der Beschluss des [[Kaiser]]s [[Augustus]] erreichte, dass er nach [[Constanţa|Tomis]] (heute Constanţa) am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] [[Verbannung|verbannt]] wurde. Weder ein Gerichtsverfahren noch ein Beschluss des [[Römischer Senat|Senats]] legitimierten diese Verbannung, wie Ovid später schreibt. |
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Im Herbst des Jahres 8 n. Chr. hielt sich Ovid auf der Insel [[Elba]] auf, als ihn der Beschluss des Kaisers [[Augustus]] erreichte, dass er nach Tomis (heute [[Constanța]] in Rumänien) am [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] [[Verbannung|verbannt]] werde. Weder ein Gerichtsverfahren noch ein Beschluss des [[Römischer Senat|Senats]] legitimierten diese Verbannung, wie Ovid später schrieb.<ref>''Tristia'' [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A2008.01.0492%3Abook%3D2%3Apoem%3D1 2, 131f.]</ref> |
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Die Verbannung, die über Ovid verhängt wurde, war eine mildere Form, eine ''[[relegatio]]'' (im Gegensatz zur ''[[aquae et ignis interdictio]]'', die eine Erklärung für vogelfrei bedeutete). |
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Die über Ovid verhängte Verbannung war – im Gegensatz zur ''[[aquae et ignis interdictio]]'', mit der der Betroffene für vogelfrei erklärt und sein Vermögen konfisziert wurde – eine mildere Form, eine ''[[relegatio]]'', weswegen er sein Vermögen und sein [[Römisches Bürgerrecht|Bürgerrecht]] behalten konnte. |
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Ovid gibt selbst an, dass die Ursache für seine Verbannung ''carmen et error'' gewesen seien, ein Gedicht und ein Irrtum. Mit dem Gedicht ist sicher die ''Ars amatoria'' gemeint, die dem sittenstrengen [[Augustus]], dem viel an der Wiederherstellung der traditionell-römischen Begriffe von Ehe und Familie lag, ein Dorn im Auge war. Wichtiger muss aber der Irrtum gewesen sein, da die ''Ars amatoria'' zum Zeitpunkt der Verbannung bereits einige Jahre alt war. |
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Ovid gibt selbst an, dass die Ursachen für seine Verbannung ''carmen et error'' gewesen seien, „Gedicht und Verfehlung“.<ref>''Tristia'' [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A2008.01.0492%3Abook%3D2%3Apoem%3D1 2, 207]; deutsch bei [[Niklas Holzberg]]: ''Ovids Metamorphosen.'' C. H. Beck, München 2007, S. 16.</ref> Mit dem Gedicht ist wohl die ''[[Ars amatoria]]'' (auch ''Ars amandi'' genannt) gemeint, die dem sittenstrengen Augustus, dem viel an der Wiederherstellung der traditionell-römischen Begriffe von Ehe und Familie lag, ein Dorn im Auge war. Wichtiger muss aber die „Verfehlung“ gewesen sein, da die Veröffentlichung der ''ars amatoria'' zum Zeitpunkt der Verbannung bereits acht Jahre zurücklag. |
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Ovid deutet in seinen ''Tristien'' einen weiteren Grund nur an: Er habe etwas ''gesehen, was er nicht habe sehen dürfen''. Was genau das war, konnte bis heute aber niemand ergründen. Es wird in der Forschung zumeist vermutet, dass er Mitwisser in der Ehebruchsaffäre von Augustus' Enkelin [[Julia (Tochter Agrippas)|Julia]] war. |
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Ovid deutet in seinen ''Tristia'' einen weiteren Grund an: Er habe etwas „gesehen, was er nicht habe sehen dürfen“. Es wird in der Forschung zumeist vermutet, dass er Mitwisser in der Ehebruchsaffäre von Augustus’ Enkelin [[Iulia (Tochter Agrippas)|Iulia]] war. Der wirkliche Grund ist bis heute unklar. |
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Ovid versuchte viele Jahre lang, den Kaiser zu erweichen und seine Rückberufung zu erreichen, indem er seine [[Exilliteratur|Exildichtung]] nach Rom sandte. Doch sein Bestreben blieb zeitlebens ohne Erfolg. Als Augustus starb, berief auch dessen Nachfolger [[Tiberius]] Ovid nicht zurück. |
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Ovid versuchte viele Jahre lang, den Kaiser zu erweichen und seine Rückberufung zu erreichen, indem er seine Exildichtung nach Rom sandte. Doch sein Bestreben blieb zeitlebens ohne Erfolg. Als Augustus starb, berief auch dessen Nachfolger [[Tiberius]] Ovid nicht zurück.<ref>Die italienische Nachrichtenagentur [[Agenzia Nazionale Stampa Associata|ANSA]] meldete im Dezember 2017, dass die Stadt Rom Ovid rehabilitiert und sein Exil aufgehoben habe: [http://www.ansa.it/sito/notizie/cultura/2017/12/14/-roma-riabilita-ovidio-dopo-2000-anni-revocato-esilio_af1db748-c962-43ff-b067-5e6c6b616820.html „Roma riabilita Ovidio, dopo 2000 anni revocato esilio“], [[Agenzia Nazionale Stampa Associata|ANSA]], 15. Dezember 2017.</ref> |
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Über Ovids Tod ist nicht viel bekannt. Da man in seinen Dichtungen aber keine Anspielungen auf Ereignisse nach dem Jahr [[17|17 n. Chr.]] mehr findet, nimmt man an, dass er kurz darauf verstorben ist. In einem Brief an seine Frau erwähnte er seine schwere Erkrankung |
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Über Ovids Tod ist nicht viel bekannt. Da man in seinen Dichtungen keine Anspielungen auf Ereignisse nach dem Jahr 17 n. Chr. findet, nimmt man an, dass er kurz darauf verstorben ist. An seine Frau gerichtet, teilte Ovid in den ''Tristia'' die Inschrift mit, die auf seinem Grab stehen sollte: |
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== Werke == |
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<poem style="margin-left:2em;">''Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum'' |
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* [[Amores]] (erotische Liebesgedichte) |
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{{0|—}}''Ingenio perii, Naso poeta, meo.'' |
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:(anfangs 5, die zweite Auflage hatte) 3 Bücher in 49 Elegien (15+19+15). Hauptperson ist Corinna (''puella''), die umworben wird. Sehr freizügiges, erotisches und zärtliches Stück, in dem es darum geht, wie man einen Partner erlangt und die Zeichen des anderen Geschlechts zu verstehen weiß, zugleich aber auch Widerspiegelung von Dichtungstheorie. Es herrscht ein Spannungsfeld zwischen ''amator'' (Liebender; der, der das erlebt und immer mehr die Kontrolle über seine Handlungen verliert) und ''poeta'' (Dichter; der, der das beobachtet und trotzdem die Kontrolle behält) |
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''At tibi qui transis, ne sit grave quisquis amasti'' |
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* [[Heroides]] (fiktive Briefe mythischer Heldinnen) |
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{{0|—}}''Dicere: Nasonis molliter ossa cubent.''<ref>Ovid, ''Tristia'' [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A2008.01.0492%3Abook%3D3%3Apoem%3D3 3, 3, 73–76].</ref></poem> |
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:In diesen fiktiven Briefen beklagen 18 berühmte Heroinen des antiken Mythos die Treulosigkeit ihrer Ehemänner/Liebhaber und versuchen sie zur Rückkehr zu bewegen (in drei Fällen gibt es auch Antworten). Die Heroides zeigen Ovids tiefes Verständnis für die weibliche Psyche und seinen spielerischen Umgang mit dem unerschöpflichen Thema Liebe. Beispiele: Ariadne an Theseus, Dido an Aeneas |
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* [[Medea]] |
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:(fast ganz verloren gegangen) Tragödie, in der Antike gerühmt |
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* Medicamina faciei femineae/De medicamine faciei |
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:(nur der Anfang erhalten) Hilfsmittel für das (weibliche) Gesicht, Schminktipps |
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* [[Ars amatoria]] (''Liebeskunst'') |
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:Lehrgedicht über die Liebe in drei Büchern. Die ersten beiden Bücher sind an Männer, das dritte an Frauen gerichtet. Liebe wird als Kunstfertigkeit/Technik, die man erlernen kann, dargestellt. |
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* [[Remedia amoris]] (Heilmittel gegen die Liebe) |
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:Gegenstück zu Ars amatoria |
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* Ibis (Verwünschungsbrief auf einen alten Freund) |
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:(nur noch zum Teil erhalten) |
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* Halieutica (Lehrgedicht über den Fischfang) |
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:(nur Teile erhalten; Echtheit ist umstritten) |
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* Phaenomena (Gedicht über die Himmelserscheinungen) |
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:(nur einzelne Fragmente) |
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* [[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]] (Verwandlungsgeschichten aus der antiken Sagenwelt) |
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:darin ''[[Goldenes Zeitalter|Das Goldene Zeitalter]]'', Pyramus und Thisbe, ''[[Lykische Bauern|Die Lykischen Bauern]]'', Daedalus und Ikarus, Philemon und Baucis, ''[[Battus]]'', ''[[Narziss und Echo]]'', Orpheus und Eurydike, Caesar und Augustus. In Hexametern verfasstes Epos von 15 Büchern, 700-900 Verse pro Buch. Insgesamt wurden 250 Sagen darin verarbeitet. Fließender Übergang zwischen den Geschichten. Anfang: Proömium, Ende: Epilog. Ein Mensch oder niederer Gott wird verwandelt in ein Tier, Pflanze oder Sternbild. Vermutlich im Jahre 1 n. Chr. geschrieben. |
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* [[Fasti]] (römischer Festtagskalender in Gedichtform) |
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:Verschiedene Feste der Römischen Kultur werden darin beschrieben und ihre Ursprünge/Herkunft, Namen und Gepflogenheiten erläutert. Da Ovid für dieses Werk umfangreiches Material aus den Bibliotheken Roms benötigte, musste er es mit der Verbannung abbrechen. Außerdem hatte er auch die Lust und Motivation nicht mehr, um es fertigzuschreiben. Es sind deshalb nur die Monate [[Januar]] bis [[Juni]] überliefert. Beispiele: Ianus - zum 1. Januar, Ara Pacis - zum 30. Januar, Romulus und Remus - zum 15. Februar, Die Gründung Roms - zum 21. April, Merkur - zum 15. Mai |
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In der Verbannung: |
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* [[Tristia]] (Klagelieder) |
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:5 Bücher als traurige Elegien. Ovid verrät viele Dinge über sein vorheriges Leben, die Tristia beinhalten sozusagen unter anderem eine Autobiographie ''(s.o. Geburtsdatum)''. |
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* [[Epistulae ex Ponto]] (Briefe vom Schwarzen Meer) |
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:4 Bücher, Fortsetzung der Tristia. Ovid beschreibt sein Glück in der Vergangenheit und sein Unglück in der Gegenwart. Außerdem erzählt er vom rauhen Klima, rohen Barbaren, der steten Kriegsgefahr und der trostlosen Einsamkeit. Er beteuert weiterhin seine Unschuld, doch beide Kaiser heben die Verbannung nicht auf. |
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* Lobschrift auf Kaiser Augustus |
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:in der Landessprache, in Getisch. Ovid versucht mit seiner Exilliteratur ausdrücklich, die Erlaubnis zur Rückkehr nach Rom zu bewirken, allerdings immer ohne Erfolg. |
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<poem style="margin-left:2em;">„Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen. |
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== Spuren == |
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Aber dir, der du vorbeigehst, soll es, wenn du je geliebt hast, nicht schwerfallen zu sagen: Mögen Nasos Gebeine weich ruhen!“</poem> |
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=== Das Grab Ovids === |
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Im 18. Jahrhundert soll [[Katharina II.]] das vergessene und unter Schlingkraut versteckte Grab des Ovid am Schwarzen Meer besucht haben. Sie gab die Anweisung, den Stein wieder aufzurichten und den Ort fortan zu ehren. |
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== Werk == |
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Die Grabinschrift hatte sich Ovid (entweder ziemlich pathetisch oder, wie viele meinen, selbstironisch) selbst gegeben (in einem Brief an seine Frau; in Tristia 3.3.73-76): |
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Drei Schaffensphasen sind unterscheidbar: |
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=== Frühphase === |
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:''Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum'' |
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Nach einer bis auf wenige Reste verlorenen Tragödie ''[[Medea (Ovid)|Medea]]'' verfasste Ovid erotische Dichtungen. In den ''[[Amores]]'', zwischen 20 und 15 v. Chr. zunächst in fünf, dann in drei Büchern veröffentlicht, steht eine junge Frau namens Corinna im Mittelpunkt, von der nicht bekannt ist, ob es sie als reale Person im Leben des Autors gegeben hat. Ovid stellt die Liebe nicht mehr, wie seine Vorgänger, als ein leidvolles Schmachten dar, sondern als ein amüsantes und frivoles Spiel. |
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:''Ingenio perii, Naso poeta, meo.'' |
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:''At tibi qui transis, ne sit grave quisquis amasti,'' |
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:''Dicere: Nasonis molliter ossa cubent.'' |
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Die ''[[Ars amatoria]]'', die zwischen 1 v. Chr. und 4 n. Chr. entstandene „Liebeskunst“, ist ein [[Lehrgedicht]] in drei Büchern, in denen auf ironische Weise Anleitungen gegeben werden, wie Frauen und Männer im Spiel der Liebe zum Erfolg kommen können. Die Liebe ist hier eine Technik, die man, wie das [[Kriegshandwerk]], erlernen und nach Regeln beherrschen kann. Wegen ihrer provokativen Freizügigkeit könnte sie Missfallen am Hof des auf Sittenstrenge bedachten Kaisers erregt haben und so ein Grund für die Verbannung gewesen sein (siehe oben). Die ''[[Remedia amoris]]'' („Heilmittel gegen die Liebe“) stellen das Gegenstück zur Liebeskunst dar; sie benennen die Abhilfen, deren es bedarf, um sich vom Liebeskummer zu befreien oder ein Liebesverhältnis zu beenden. |
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zu deutsch: |
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: ''Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen. Aber für dich, der du vorbeigehst, wenn du je geliebt hast, soll es dir nicht schwer fallen zu sagen: Mögen die Gebeine des Naso weich ruhen!'' |
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Die ''[[Heroides]]'' (für die Ovids Autorschaft nicht zweifelsfrei feststeht) sind fiktive Liebesbriefe berühmter Frauen der Sage wie [[Penelope (Mythologie)|Penelope]], [[Helena (Mythologie)|Helena]], [[Dido (Mythologie)|Dido]], [[Medea]] und anderer. In drei Fällen werden auch Briefe der Männer wiedergegeben, auf die die Frauen antworten. In den Briefen kommt eine weibliche Sicht auf bekannte Heldenstoffe zum Ausdruck. |
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(Da der lateinische Name Ovidius nicht in das Versmaß des elegischen [[Distichon]]s passt, nannte er sich in seinen Gedichten immer mit dem Beinamen Naso). |
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Von ''[[De medicamine faciei]]'', einer Sammlung kosmetischer Ratschläge, sind nur die ersten 100 Verse überliefert. |
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=== Sonstiges === |
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In [[Rumänien]] gibt es noch heute den Vornamen „Ovidiu“. |
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=== Mittlere Phase === |
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[[Datei:Ovid, Fasti, Vat. lat. 3263, fol. 119v.jpg|mini|Ovids ''Fasti'' in einer von dem Humanisten [[Julius Pomponius Laetus]] angefertigten Handschrift. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Lat. 3263, fol. 119v (15. Jahrhundert)]] |
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* [[Portal:Rom]] |
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Nach dem Abschluss der Liebesdichtung folgten zwei große Sagenzyklen. In den ''[[Fasti (Ovid)|Fasti]]'' werden die Namen, Ursprünge und Bräuche [[Fasti|römischer Feste]] beschrieben. Das Werk bricht nach der Hälfte ab und behandelt nur die Monate Januar bis Juni. |
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* [[Portal:Rom/Themenliste|Themenliste Rom]] |
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[[Datei:Ex P. Ovidii Nasonis Metamorphoseon libris XV.tif|mini|''Metamorphoses'', 1618]] |
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Die ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'', vermutlich zwischen 1 und 8 n. Chr., 15 Bücher mit jeweils 700–900 Versen, sind Ovids bekanntestes Werk. Es werden 250 Verwandlungsgeschichten aus der antiken, vor allem der griechischen Mythologie erzählt. Die Geschichten sind durch Übergänge und Querverbindungen so miteinander verbunden, dass sie nicht nur eine Sammlung darstellen, sondern ein [[Epos|episches]] Ganzes mit einem [[Proömium]] am Anfang und einem [[Nachwort|Epilog]] am Ende, doch ohne einen im Mittelpunkt stehenden Protagonisten. Die Geschichten lassen sich thematisch auf vier Blöcke aufteilen: Buch 1–2: von der [[Kosmogonie|Weltentstehung]] bis zum [[Europa (Tochter des Agenor)|Raub der Europa]]; Buch 3–6: von der Erbauung [[Theben (Böotien)#Mythologie|Thebens]] bis zur [[Argonautensage|Argonautenfahrt]]; Buch 7–11: von den Argonauten bis zum [[Troja|troianischen]] Königshaus; 12–15: vom [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] bis zur Gegenwart, dem Zeitalter des Augustus. Unter anderem finden sich die Geschichten ''[[Goldenes Zeitalter|Das Goldene Zeitalter]]'', ''[[Pyramus und Thisbe]]'', ''[[Daphne (Mythologie)|Apollo und Daphne]]'', ''[[Lykische Bauern|Die Lykischen Bauern]]'', ''[[Daidalos|Dädalus und Ikarus]]'', [[Philemon und Baucis]], ''[[Battos (Hirte)|Battus]]'', ''[[Echo (Mythologie)#Echo und Narziss|Narziss und Echo]]'', das Fehlurteil des [[Midas]] im [[Musikwettstreit zwischen Pan und Apollo]], ''[[Orpheus]] und [[Eurydike (Nymphe)|Eurydike]]'', ''[[Pygmalion]]'', [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] und [[Augustus]], ''[[Niobe (Mythologie)|Niobe]]''. |
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== Literatur == |
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[[Datei:Ovid, Titelkupfer.jpg|mini|Aus: Publii Ovidii Nasonis, Metamorphoseon, Leipzig 1731 (Titelkupfer)]] |
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=== Spätphase === |
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* Michael von Albrecht: ''Ovid. Eine Einführung.'' Stuttgart, Reclam 2003, ISBN 3-15-017641-7 (Universal-Bibliothek, 17641). |
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In der Zeit seiner Verbannung von 8 bis 16 n. Chr. schrieb Ovid Trauerelegien, durchweg in Briefform gehalten, nämlich fünf Bücher ''[[Tristia]]'' und vier Bücher ''[[Epistulae ex Ponto]]'' („Briefe vom Schwarzen Meer“). Der Dichter beklagt sein hartes Schicksal, die Ferne von Rom und die Unwirtlichkeit des erzwungenen Aufenthaltsorts. Er macht sich noch Hoffnung auf Begnadigung, insbesondere die „Briefe vom Schwarzen Meer“ richten sich an Personen aus dem Umkreis des Augustus. |
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* Siegmar Döpp: ''Werke Ovids. Eine Einführung''. dtv, München 1992. ISBN 3-423-04587-6 |
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* G. Karl Galinsky: ''Ovid's Metamorphoses. An Introduction to the Basic Aspects''. Univ. of California Press, Berkeley, Blackwell, Oxford 1975. ISBN 0-520-02848-1 |
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* Niklas Holzberg: ''Ovid. Dichter und Werk''. Beck, München 1997, 1998. ISBN 3-406-41919-4 |
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* Ulrich Schmitzer: ''Ovid''. Studienbücher Antike. Bd 7. Olms, Hildesheim 2001. ISBN 3-487-11366-X |
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* L. P. Wilkinson: ''Ovid Recalled''. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1955, Chivers, Bath 1974 (Nachdr.). ISBN 0-85997-052-3 |
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Zu einem verlorenen Gedicht namens ''[[Phaenomena]]'' über Himmelserscheinungen ist nichts Näheres bekannt. |
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* Publius Ovidius Naso ''Metamorphosen.'' Sammlung Tusculum. Artemis & Winkler 1996. ISBN 3-7608-1569-3 (darin Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur zu Ovid und den ''Metamorphosen''). |
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=== Zweifelhafte und unechte Werke === |
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== Weblinks == |
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Bei einigen Werken, die in den mittelalterlichen Handschriften unter Ovids Namen laufen, ist nicht gesichert oder sogar unwahrscheinlich, dass sie von Ovid stammen: außer den schon genannten ''Heroides'' noch ''[[Halieutica]]'', ''[[Ibis (Ovid)|Ibis]]'' und ''[[Nux (Ovid)|Nux]]''. Die ''[[Consolatio ad Liviam]]'' (auch ''Epicedium Drusi'' genannt) ist sicher unecht. |
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== Ovid als literarische Figur == |
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* {{PND|118590995}} |
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Ovid ist Thema verschiedener Romane, so von [[Christoph Ransmayr]] (''[[Die letzte Welt]]'', 1988), [[Gertrude Atherton]] (''The golden peacock'', 1936), Jane Alison (''The love artist'', New York 2001), [[Volker Ebersbach]] (''Der Verbannte von Tomi'', 1984), [[Vintilă Horia]] (''Dieu est né en exil'', 1960, erhielt den [[Prix Goncourt]]), [[David Malouf]] (''An imaginary life, Das Wolfskind'' 1978), [[Eckart von Naso]] (1958), [[Wilhelm Walloth]] (''Ovid'', 1890), [[Tanja Kinkel]] (''Venuswurf'', 2006) und Josef Svorecky (''An inexplicable story'', 2002).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.hist-rom.de/themen/ovid.html |titel=Ovid - Historische Romane |abruf=2023-09-09}}</ref> |
|||
* [http://www.kirke.hu-berlin.de/ovid/start.html KIRKE - Ovid im WWW] |
|||
*[http://www.latein-pagina.de/iexplorer/ovids_metas.htm Ovid Metamorphosen] (vollständiger lateinischer Text mit mehr als 2.000 Illustrationen) |
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== Textausgaben == |
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* {{PGDA|ovid}} |
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(Siehe auch die Artikel zu den einzelnen Werken.) |
|||
* [http://www.gottwein.de/Lat/Lat.Lektuere.php#Ovid Deutscher Text der Metamorphosen] (Vollständig) |
|||
* [[Franz Bömer]]: ''P. Ovidius Naso. Die Fasten.'' Lat./Deutsch. Hg., übers. u. kommentiert von F. Bömer. Heidelberg 1957. |
|||
* [[James George Frazer]]: ''Ovid’s Fasti.'' Text und englische Übersetzung. Heinemann, London 1931; Nachdruck 1959 ({{archive.org |ovidsfasti00oviduoft}}). |
|||
* Publius Ovidius Naso: ''Metamorphosen.'' Sammlung Tusculum. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 1996, (darin Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur zu Ovid und den ''Metamorphosen''). |
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== Literatur == |
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* [[Michael von Albrecht]]: ''Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken.'' Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 662–693. |
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* Michael von Albrecht: ''Ovid. Eine Einführung.'' Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-017641-7. |
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* [[Siegmar Döpp]]: ''Werke Ovids. Eine Einführung.'' dtv, München 1992, ISBN 3-423-04587-6. |
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* [[Manfred Fuhrmann]]: ''Geschichte der römischen Literatur.'' Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017658-1, S. 325–339. |
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* [[Niklas Holzberg]]: ''Ovid. Dichter und Werk.'' 3., durchgesehene Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-41919-4. |
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* [[Markus Janka (Altphilologe)|Markus Janka]], [[Ulrich Schmitzer]], [[Helmut Seng]] (Hrsg.): ''Ovid. Werk – Kultur – Wirkung.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20044-3. |
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* [[Walther Kraus]]: ''Ovidius Naso.'' In: ''[[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft]]'' (RE), Band XVIII, 2, Stuttgart 1942, Sp. 1910–1985. |
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* Winfried Schindler: Ovid. Metamorphosen. Erkennungsmythen des Abendlandes. Europa und Narziss. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie Band 20. Sonnenberg, Annweiler 2005, ISBN 978-3-933264-39-8. |
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* [[Ulrich Schmitzer]]: ''Ovid'' (= ''Studienbücher Antike.'' Band 7). Olms, Hildesheim 2001, ISBN 3-487-11366-X. |
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* Lancelot P. Wilkinson: ''Ovid Recalled.'' Bristol Classical Press, London 2005, ISBN 1-85399-663-7 (Nachdruck der Ausgabe Cambridge 1955). |
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'''Rezeption''' |
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* Ralph J. Hexter: ''Ovid and Medieval Schooling. Studies in Medieval School Commentaries on Ovid's Ars Amatoria, Epistulae ex Ponto, and Epistulae Heroidum.'' Arbeo-Gesellschaft, München 1986, ISBN 3-920128-39-7. |
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* Rebecca Menmuir: ''Medieval responses to Ovid’s exile'' (''Classics after antiquity''). Cambridge University Press, Cambridge 2025, ISBN 9781009553926. |
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* John F. Miller, Carole E. Newlands (Hrsg.): ''A Handbook to the Reception of Ovid.'' Wiley, Malden 2014, ISBN 978-1-4443-3967-3. |
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* {{DNP|Suppl. 7|557|608|Ovid (Publius Ovidius Naso)|Ulrich Schmitzer, Mirjam Vischer, Ralph Hexter}} |
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== Weblinks == |
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* [http://www.latein-pagina.de/iexplorer/ovids_metas.htm Ovid Metamorphosen] (vollständiger lateinischer Text, Zwischenüberschriften in Latein, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, viersprachig ebenfalls die Bildunterschriften für mehr als 2600 jeweils textbezogene Illustrationen aus dem Fundus der europäischen Kunstgeschichte) |
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* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Ovid}} |
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* {{PGDA|451}} (Bei den ''Amores'' fehlen einige Gedichte, außerdem wurden pikante Stellen in der Übersetzung entschärft.) |
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* [https://archive.org/search.php?query=ovid&and[]=languageSorter%3A%22German%22 Ovid] im Internet Archive |
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* [http://www.gottwein.de/Lat/Lat.Lektuere.php#Ovid Metrische Übersetzung der ''Metamorphosen''] von [[Reinhard Suchier|Reinhart Suchier]] |
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* [http://www.thelatinlibrary.com/ovid.html Sämtliche Werke Ovids im lateinischen Original] |
* [http://www.thelatinlibrary.com/ovid.html Sämtliche Werke Ovids im lateinischen Original] |
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* [http://www.uvm.edu/~hag/ovid/index.html The Ovid Project] |
* [http://www.uvm.edu/~hag/ovid/index.html The Ovid Project] |
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* [http://www.telemachos.hu-berlin.de/materialien/ovidprojekt/einfuehrung/einfuehrung.htm |
* [http://www.telemachos.hu-berlin.de/materialien/ovidprojekt/einfuehrung/einfuehrung.htm Mutatas dicere formas – Wie klangen Ovids Metamorphosen?] |
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* [http://www.gottwein.de/latbio/ovid01.php Biographischer Steckbrief (Leben, Werk, Textauswahl, Zitate, Literatur)] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=LBMRuQlggIg Uni-Auditorium] (Vortrag von [[Niklas Holzberg]]) |
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* [http://www.spektrum.de/news/aus-fuer-die-liebeskunst/1536689 Aus für die Liebeskunst]. Von [[Theodor Kissel]]. [[Spektrum.de]], 10. Februar 2018 |
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* [http://ovidiansociety.org/ International Ovidian Society] (gegründet 2019) |
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Aktuelle Version vom 12. Oktober 2025, 02:43 Uhr


Publius Ovidius Naso, deutsch kurz Ovid [] (* 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † wohl 17 n. Chr. in Tomis), war ein antiker römischer Dichter. Er zählt in der römischen Literaturgeschichte neben Horaz und Vergil zu den drei großen Poeten der klassischen Epoche.[1] Ovid schrieb in einer Frühphase Liebesgedichte, in einer mittleren Phase Sagenzyklen und in einer Spätphase Klagelieder.
Ovids gut erhaltenes Werk übte, nachdem es in der Spätantike weniger beachtet worden war, einen immensen Einfluss auf die Dichtung, die bildende Kunst und die Musik des Mittelalters sowie des Barock aus. In der Romantik ging der Einfluss zurück, lebte im späteren 19. Jahrhundert aber wieder auf.[2] Sein Werk hat sich in das kulturelle Gedächtnis der Nachwelt tief eingeprägt; hier ist vor allem sein Hauptwerk, die Metamorphosen, zu nennen.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die einzige Quelle über Ovids Leben ist sein eigenes Werk, insbesondere die im Exil verfassten Tristia.[3] Über seinen Tod und den Todesort informiert in knappen Worten ein Eintrag in der Chronik des Hieronymus.[4] Die autobiografische Zuverlässigkeit der ovidschen Schriften wird zum Teil angezweifelt.[5]
Ovid wurde am 20. März 43 v. Chr. in Sulmo (heute Sulmona, 120 km östlich von Rom) geboren. Im Gegensatz zu Vergil und Horaz blieben ihm die Schrecken des Bürgerkriegs erspart; er wuchs in der Sicherheit der Pax Romana auf.
Er war der Spross einer wohlhabenden Familie aus dem Ritterstand. Sein Vater schickte ihn zusammen mit seinem ungefähr gleichaltrigen Bruder auf die damals für wohlhabende Söhne typische Bildungsreise nach Griechenland und danach auf eine Rhetorikschule in Rom, zur Vorbereitung auf die römische Ämterlaufbahn, den cursus honorum. Dort wurde er bei den herausragenden Rednern und Rhetoren der Zeit, bei Marcus Porcius Latro und Arellius Fuscus unterrichtet. Bei ihnen entdeckte Ovid seinen Hang zum Formulieren von Versen und zum Erzählen von Geschichten, und von Porcius Latro, der selbst als Dichter hervortrat, nahm Ovid später einige Wendungen in seinen Gedichten auf.[6] Nachdem er als tresvir (wohl monetalis, das heißt, er hatte das Amt des Münzmeisters inne) und als decemvir stlitibus iudicandis[7] die untersten Stufen der senatorischen Ämterlaufbahn erreicht hatte, gab er diesen Lebensweg auf. Dem juristischen Bereich blieb er als Mitglied in den Gerichtshöfen der centumviri („Hundert Männer“) sowie als Richter in Zivilprozessen zunächst zwar verbunden,[8] stellte dann aber alle öffentlichen Tätigkeiten ein, um Dichter zu werden.[9] Der Kunstpatron Marcus Valerius Messalla Corvinus nahm ihn in seinen Kreis von Dichtern auf und förderte ihn.
Ovids erstes Werk, die Liebesgedichte (Amores), wurden zu einem durchschlagenden Publikumserfolg; sie machten ihn, spätestens seit Horaz’ Tod 8 v. Chr., zum meistgelesenen Dichter Roms.[10] Nach weiteren Werken zum Thema Liebe schuf er um 1 n. Chr. sein Hauptwerk, die Metamorphosen, in dem alte Sagen reich ausgeschmückt neu erzählt werden.
Ovid heiratete in jungen Jahren, jedoch wurden sowohl seine erste als auch die zweite Ehe jeweils nach kurzer Dauer geschieden. Wahrscheinlich entstammt seine Tochter der zweiten Ehe, da seine dritte Frau, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb, nie in Zusammenhang mit ihr gebracht wurde und auch in den Gedichten immer getrennt von beiden gesprochen wird.[11]
Im Herbst des Jahres 8 n. Chr. hielt sich Ovid auf der Insel Elba auf, als ihn der Beschluss des Kaisers Augustus erreichte, dass er nach Tomis (heute Constanța in Rumänien) am Schwarzen Meer verbannt werde. Weder ein Gerichtsverfahren noch ein Beschluss des Senats legitimierten diese Verbannung, wie Ovid später schrieb.[12]
Die über Ovid verhängte Verbannung war – im Gegensatz zur aquae et ignis interdictio, mit der der Betroffene für vogelfrei erklärt und sein Vermögen konfisziert wurde – eine mildere Form, eine relegatio, weswegen er sein Vermögen und sein Bürgerrecht behalten konnte.
Ovid gibt selbst an, dass die Ursachen für seine Verbannung carmen et error gewesen seien, „Gedicht und Verfehlung“.[13] Mit dem Gedicht ist wohl die Ars amatoria (auch Ars amandi genannt) gemeint, die dem sittenstrengen Augustus, dem viel an der Wiederherstellung der traditionell-römischen Begriffe von Ehe und Familie lag, ein Dorn im Auge war. Wichtiger muss aber die „Verfehlung“ gewesen sein, da die Veröffentlichung der ars amatoria zum Zeitpunkt der Verbannung bereits acht Jahre zurücklag.
Ovid deutet in seinen Tristia einen weiteren Grund an: Er habe etwas „gesehen, was er nicht habe sehen dürfen“. Es wird in der Forschung zumeist vermutet, dass er Mitwisser in der Ehebruchsaffäre von Augustus’ Enkelin Iulia war. Der wirkliche Grund ist bis heute unklar.
Ovid versuchte viele Jahre lang, den Kaiser zu erweichen und seine Rückberufung zu erreichen, indem er seine Exildichtung nach Rom sandte. Doch sein Bestreben blieb zeitlebens ohne Erfolg. Als Augustus starb, berief auch dessen Nachfolger Tiberius Ovid nicht zurück.[14]
Über Ovids Tod ist nicht viel bekannt. Da man in seinen Dichtungen keine Anspielungen auf Ereignisse nach dem Jahr 17 n. Chr. findet, nimmt man an, dass er kurz darauf verstorben ist. An seine Frau gerichtet, teilte Ovid in den Tristia die Inschrift mit, die auf seinem Grab stehen sollte:
Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum
Ingenio perii, Naso poeta, meo.
At tibi qui transis, ne sit grave quisquis amasti
Dicere: Nasonis molliter ossa cubent.[15]
„Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen.
Aber dir, der du vorbeigehst, soll es, wenn du je geliebt hast, nicht schwerfallen zu sagen: Mögen Nasos Gebeine weich ruhen!“
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Drei Schaffensphasen sind unterscheidbar:
Frühphase
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer bis auf wenige Reste verlorenen Tragödie Medea verfasste Ovid erotische Dichtungen. In den Amores, zwischen 20 und 15 v. Chr. zunächst in fünf, dann in drei Büchern veröffentlicht, steht eine junge Frau namens Corinna im Mittelpunkt, von der nicht bekannt ist, ob es sie als reale Person im Leben des Autors gegeben hat. Ovid stellt die Liebe nicht mehr, wie seine Vorgänger, als ein leidvolles Schmachten dar, sondern als ein amüsantes und frivoles Spiel.
Die Ars amatoria, die zwischen 1 v. Chr. und 4 n. Chr. entstandene „Liebeskunst“, ist ein Lehrgedicht in drei Büchern, in denen auf ironische Weise Anleitungen gegeben werden, wie Frauen und Männer im Spiel der Liebe zum Erfolg kommen können. Die Liebe ist hier eine Technik, die man, wie das Kriegshandwerk, erlernen und nach Regeln beherrschen kann. Wegen ihrer provokativen Freizügigkeit könnte sie Missfallen am Hof des auf Sittenstrenge bedachten Kaisers erregt haben und so ein Grund für die Verbannung gewesen sein (siehe oben). Die Remedia amoris („Heilmittel gegen die Liebe“) stellen das Gegenstück zur Liebeskunst dar; sie benennen die Abhilfen, deren es bedarf, um sich vom Liebeskummer zu befreien oder ein Liebesverhältnis zu beenden.
Die Heroides (für die Ovids Autorschaft nicht zweifelsfrei feststeht) sind fiktive Liebesbriefe berühmter Frauen der Sage wie Penelope, Helena, Dido, Medea und anderer. In drei Fällen werden auch Briefe der Männer wiedergegeben, auf die die Frauen antworten. In den Briefen kommt eine weibliche Sicht auf bekannte Heldenstoffe zum Ausdruck.
Von De medicamine faciei, einer Sammlung kosmetischer Ratschläge, sind nur die ersten 100 Verse überliefert.
Mittlere Phase
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Abschluss der Liebesdichtung folgten zwei große Sagenzyklen. In den Fasti werden die Namen, Ursprünge und Bräuche römischer Feste beschrieben. Das Werk bricht nach der Hälfte ab und behandelt nur die Monate Januar bis Juni.

Die Metamorphosen, vermutlich zwischen 1 und 8 n. Chr., 15 Bücher mit jeweils 700–900 Versen, sind Ovids bekanntestes Werk. Es werden 250 Verwandlungsgeschichten aus der antiken, vor allem der griechischen Mythologie erzählt. Die Geschichten sind durch Übergänge und Querverbindungen so miteinander verbunden, dass sie nicht nur eine Sammlung darstellen, sondern ein episches Ganzes mit einem Proömium am Anfang und einem Epilog am Ende, doch ohne einen im Mittelpunkt stehenden Protagonisten. Die Geschichten lassen sich thematisch auf vier Blöcke aufteilen: Buch 1–2: von der Weltentstehung bis zum Raub der Europa; Buch 3–6: von der Erbauung Thebens bis zur Argonautenfahrt; Buch 7–11: von den Argonauten bis zum troianischen Königshaus; 12–15: vom Trojanischen Krieg bis zur Gegenwart, dem Zeitalter des Augustus. Unter anderem finden sich die Geschichten Das Goldene Zeitalter, Pyramus und Thisbe, Apollo und Daphne, Die Lykischen Bauern, Dädalus und Ikarus, Philemon und Baucis, Battus, Narziss und Echo, das Fehlurteil des Midas im Musikwettstreit zwischen Pan und Apollo, Orpheus und Eurydike, Pygmalion, Caesar und Augustus, Niobe.

Spätphase
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Zeit seiner Verbannung von 8 bis 16 n. Chr. schrieb Ovid Trauerelegien, durchweg in Briefform gehalten, nämlich fünf Bücher Tristia und vier Bücher Epistulae ex Ponto („Briefe vom Schwarzen Meer“). Der Dichter beklagt sein hartes Schicksal, die Ferne von Rom und die Unwirtlichkeit des erzwungenen Aufenthaltsorts. Er macht sich noch Hoffnung auf Begnadigung, insbesondere die „Briefe vom Schwarzen Meer“ richten sich an Personen aus dem Umkreis des Augustus.
Zu einem verlorenen Gedicht namens Phaenomena über Himmelserscheinungen ist nichts Näheres bekannt.
Zweifelhafte und unechte Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einigen Werken, die in den mittelalterlichen Handschriften unter Ovids Namen laufen, ist nicht gesichert oder sogar unwahrscheinlich, dass sie von Ovid stammen: außer den schon genannten Heroides noch Halieutica, Ibis und Nux. Die Consolatio ad Liviam (auch Epicedium Drusi genannt) ist sicher unecht.
Ovid als literarische Figur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ovid ist Thema verschiedener Romane, so von Christoph Ransmayr (Die letzte Welt, 1988), Gertrude Atherton (The golden peacock, 1936), Jane Alison (The love artist, New York 2001), Volker Ebersbach (Der Verbannte von Tomi, 1984), Vintilă Horia (Dieu est né en exil, 1960, erhielt den Prix Goncourt), David Malouf (An imaginary life, Das Wolfskind 1978), Eckart von Naso (1958), Wilhelm Walloth (Ovid, 1890), Tanja Kinkel (Venuswurf, 2006) und Josef Svorecky (An inexplicable story, 2002).[16]
Textausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Siehe auch die Artikel zu den einzelnen Werken.)
- Franz Bömer: P. Ovidius Naso. Die Fasten. Lat./Deutsch. Hg., übers. u. kommentiert von F. Bömer. Heidelberg 1957.
- James George Frazer: Ovid’s Fasti. Text und englische Übersetzung. Heinemann, London 1931; Nachdruck 1959 (archive.org).
- Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Sammlung Tusculum. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 1996, (darin Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur zu Ovid und den Metamorphosen).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 662–693.
- Michael von Albrecht: Ovid. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-017641-7.
- Siegmar Döpp: Werke Ovids. Eine Einführung. dtv, München 1992, ISBN 3-423-04587-6.
- Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017658-1, S. 325–339.
- Niklas Holzberg: Ovid. Dichter und Werk. 3., durchgesehene Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-41919-4.
- Markus Janka, Ulrich Schmitzer, Helmut Seng (Hrsg.): Ovid. Werk – Kultur – Wirkung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20044-3.
- Walther Kraus: Ovidius Naso. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE), Band XVIII, 2, Stuttgart 1942, Sp. 1910–1985.
- Winfried Schindler: Ovid. Metamorphosen. Erkennungsmythen des Abendlandes. Europa und Narziss. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie Band 20. Sonnenberg, Annweiler 2005, ISBN 978-3-933264-39-8.
- Ulrich Schmitzer: Ovid (= Studienbücher Antike. Band 7). Olms, Hildesheim 2001, ISBN 3-487-11366-X.
- Lancelot P. Wilkinson: Ovid Recalled. Bristol Classical Press, London 2005, ISBN 1-85399-663-7 (Nachdruck der Ausgabe Cambridge 1955).
Rezeption
- Ralph J. Hexter: Ovid and Medieval Schooling. Studies in Medieval School Commentaries on Ovid's Ars Amatoria, Epistulae ex Ponto, and Epistulae Heroidum. Arbeo-Gesellschaft, München 1986, ISBN 3-920128-39-7.
- Rebecca Menmuir: Medieval responses to Ovid’s exile (Classics after antiquity). Cambridge University Press, Cambridge 2025, ISBN 9781009553926.
- John F. Miller, Carole E. Newlands (Hrsg.): A Handbook to the Reception of Ovid. Wiley, Malden 2014, ISBN 978-1-4443-3967-3.
- Ulrich Schmitzer, Mirjam Vischer, Ralph Hexter: Ovid (Publius Ovidius Naso). In: Christine Walde (Hrsg.): Die Rezeption der antiken Literatur. Kulturhistorisches Werklexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 7). Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02034-5, Sp. 557–608.
- Annette Simonis: Ovid. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 8). Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02468-8, Sp. 721–734.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ovid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Ovid in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Druckschriften von und über Ovid im VD 17.
- KIRKE – Ovid im WWW
- Ovid Metamorphosen (vollständiger lateinischer Text, Zwischenüberschriften in Latein, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, viersprachig ebenfalls die Bildunterschriften für mehr als 2600 jeweils textbezogene Illustrationen aus dem Fundus der europäischen Kunstgeschichte)
- Werke von Ovid bei Zeno.org.
- Werke von Ovid im Projekt Gutenberg-DE (Bei den Amores fehlen einige Gedichte, außerdem wurden pikante Stellen in der Übersetzung entschärft.)
- Ovid im Internet Archive
- Metrische Übersetzung der Metamorphosen von Reinhart Suchier
- Sämtliche Werke Ovids im lateinischen Original
- The Ovid Project
- Mutatas dicere formas – Wie klangen Ovids Metamorphosen?
- Biographischer Steckbrief (Leben, Werk, Textauswahl, Zitate, Literatur)
- Uni-Auditorium (Vortrag von Niklas Holzberg)
- Aus für die Liebeskunst. Von Theodor Kissel. Spektrum.de, 10. Februar 2018
- International Ovidian Society (gegründet 2019)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur. Reclam, Stuttgart (1999) 2011, S. 66 ff. und S. 267 ff.
- ↑ Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur. Reclam, Stuttgart (1999) 2011, S. 325 ff.
- ↑ Michael von Albrecht: Ovid. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2003, S. 9.
- ↑ Hieronymus zum Jahr 2033 = 17 n. Chr. (chronicum Eusebii ab Hieronymo retractatum ad annum Abrahae 2395 2 p. 147): Ovidius poeta in exilio diem obiit et iuxta oppidum Tomos sepelitur („Der Dichter Ovid starb an diesem Tag im Exil und wurde nahe bei Tomi bestattet“).
- ↑ Der römische Dandy am Ende der Welt. Abgerufen am 9. September 2023.
- ↑ Seneca, Controversiae 2,2,8.
- ↑ Ovid, fasti 4,384.
- ↑ Ovid, Tristia 2,93–96.
- ↑ Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, S. 662 f.
- ↑ Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin 2012, S. 683.
- ↑ Arthur Wheeler: Topics from the life of Ovid. In: American Journal of Philology. Band 46, 1925, S. 26.
- ↑ Tristia 2, 131f.
- ↑ Tristia 2, 207; deutsch bei Niklas Holzberg: Ovids Metamorphosen. C. H. Beck, München 2007, S. 16.
- ↑ Die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete im Dezember 2017, dass die Stadt Rom Ovid rehabilitiert und sein Exil aufgehoben habe: „Roma riabilita Ovidio, dopo 2000 anni revocato esilio“, ANSA, 15. Dezember 2017.
- ↑ Ovid, Tristia 3, 3, 73–76.
- ↑ Ovid - Historische Romane. Abgerufen am 9. September 2023.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Ovid |
| ALTERNATIVNAMEN | Ovidius Naso, Publius; Naso, Publius Ovidius |
| KURZBESCHREIBUNG | römischer Dichter |
| GEBURTSDATUM | 20. März 43 v. Chr. |
| GEBURTSORT | Sulmo |
| STERBEDATUM | um 17 |
| STERBEORT | Tomis |