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„Apache-Revolver“ – Versionsunterschied

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|Militärische Bezeichnung =
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|Einsatzland = Frankreich
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|Entwickler/Hersteller = Louis Dolne
|Entwickler / Hersteller = Louis Dolne
|Entwicklungsjahr =~1860
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|Herstellerland = Belgien
|Herstellerland = Belgien
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Der so genannte „'''Apache-Revolver''' ist eine zu den [[Kombinierte Waffe|Kombinationswaffen]] zählende [[Handfeuerwaffe|Faustfeuerwaffe]]. Der Name geht auf die hauptsächlichen Nutzer „Les Apaches“ zurück, einer der französischen Unterwelt des frühen 20. Jahrhunderts zuzurechnenden Personengruppe, die hauptsächlich in Paris vertreten war.
Der sogenannte '''Apache-Revolver''' ist eine zu den [[Kombinierte Waffe|Kombinationswaffen]] zählende [[Handfeuerwaffe|Faustfeuerwaffe]]. Der Name geht auf die „Les Apaches“ zurück, einer der französischen Unterweltgruppe des frühen 20. Jahrhunderts, die hauptsächlich in Paris vertreten war.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Design entstand in den 1860er-Jahren und wird dem belgischen Büchsenmacher Louis Dolne zugeschrieben.<ref name="Hogg2004">{{cite book|last1=Hogg|first1=Ian V|last2=Walter|first2=John|title=Pistols of the World|url=https://books.google.com/books?id=okQH6zFgDtUC&pg=PA395|accessdate=2013-05-03|edition=4|year=2004|publisher=David & Charles|location=Iola, WI|isbn=978-0-87349-460-1|page=395}}</ref> Diese Waffen wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Dolnes Fabrik in [[Lüttich]] hergestellt.<ref name="Hogg2004" />
Das Design entstand in den 1860er-Jahren und wird dem belgischen Büchsenmacher Louis Dolne zugeschrieben.<ref name="Hogg2004">{{cite book|last1=Hogg|first1=Ian V|last2=Walter|first2=John|title=Pistols of the World|url=https://books.google.com/books?id=okQH6zFgDtUC&pg=PA395|accessdate=2013-05-03|edition=4|year=2004|publisher=David & Charles|location=Iola, WI|isbn=978-0-87349-460-1|page=395|language=en}}</ref> Diese Waffen wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Dolnes Fabrik in [[Lüttich]] hergestellt.<ref name="Hogg2004" /> Seriennummern vom unteren dreistelligen bis zum mittleren vierstelligen Bereich sind nachweisbar, somit dürften von allen Versionen mehrere Tausend Stück hergestellt worden sein.<ref>Wolfgang Peter Michl: [https://books.google.de/books?id=wwI7DwAAQBAJ&pg=PA164-IA1&lpg=PA164-IA1&dq=louis+dolne&source=bl&ots=SZpjFXezaw&sig=ACfU3U0Sroe63LYyOo40SZ24u4swG2blNQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjsr7DsxYfmAhVRJFAKHWzTBbkQ6AEwDnoECAoQAQ#v=onepage&q=louis%20dolne&f=false Stiftpistolenmesser mit Schlagring]. In: Pistolenmesser. S. 164 2. Februar 2015</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Display der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Apache-Revolvers.jpg|mini|Zeichnung der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten <br> eines Apache-Revolvers]]
[[Datei:Display der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Apache-Revolvers.jpg|mini|Zeichnung der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten <br /> eines Apache-Revolvers]]
Der Apache funktioniert nach dem Prinzip des so genannten Pepperbox- oder [[Bündelrevolver]]s. Er verwendet [[Lefaucheux-Zündung|Lefaucheuxpatronen]] im Kaliber 7 mm und besitzt einen umklappbaren [[Schlagring]], der ausgeklappt den Revolvergriff bildet, sowie eine kleine, ebenfalls klappbare zweischneidige Klinge als [[Bajonett|Stichwaffe]].<ref>{{cite web|url=http://www.horstheld.com/0-Dolne.htm |title=Horst Held: Antique Handguns: 0-Dolne |author=<!--Staff writer(s); no by-line.--> |website=Horstheld.com |publisher=Horst Held Antique Handguns |accessdate=2015-06-07 |quote=combination pin fire revolver with swing-out knuckle duster and 3 1/2“ swing-out dirk. The handy gun is called „Apache“ after thugs in Paris, who supposedly carried them|url-status=dead |archiveurl=https://web.archive.org/web/20150205022140/http://www.horstheld.com/0-Dolne.htm |archivedate=2015-02-05 }}</ref>
Der Apacherevolver funktioniert nach dem Prinzip des so genannten Pepperbox- oder [[Bündelrevolver]]s. Er verwendet [[Lefaucheux-Zündung|Lefaucheuxpatronen]] im Kaliber 7 mm und besitzt einen klappbaren [[Schlagring]], der ausgeklappt den Revolvergriff bildet, sowie eine kleine, ebenfalls klappbare zweischneidige Klinge als [[Bajonett|Stichwaffe]].<ref>{{cite web|url=http://www.horstheld.com/0-Dolne.htm |title=Horst Held: Antique Handguns: 0-Dolne |author=<!--Staff writer(s); no by-line.--> |website=Horstheld.com |publisher=Horst Held Antique Handguns |accessdate=2015-06-07 |quote=combination pin fire revolver with swing-out knuckle duster and 3 1/2 swing-out dirk. The handy gun is called „Apache“ after thugs in Paris, who supposedly carried them|url-status=dead |archiveurl=https://web.archive.org/web/20150205022140/http://www.horstheld.com/0-Dolne.htm |archivedate=2015-02-05 |language=en}}</ref>


Die Waffe hat im zusammengeklappten Zustand eine Länge von 105 Millimetern, geöffnet misst sie 200 mm. Das Gewicht beträgt 385 Gramm. Die Trommel fasst 6 Patronen. Neben der 7 mm Variante sind auch Versionen im Kaliber 5 mm bekannt. Die meisten, heute noch erhaltenen Waffen verfügen über einen Messingrahmen, Ausführungen in Stahlguss sind selten.
Die Waffe hat im zusammengeklappten Zustand eine Länge von 105 Millimetern, geöffnet misst sie 200 mm. Das Gewicht beträgt 385 Gramm. Die Trommel fasst 6 Patronen. Neben der 7-mm-Variante sind auch Versionen im Kaliber 5 mm bekannt. Die meisten heute noch erhaltenen Waffen verfügen über einen Messingrahmen, Ausführungen in Stahlguss sind selten.


Aufgrund des fehlenden Laufs ist die Reichweite des Revolvers sehr begrenzt. Da die wesentlichen Bestandteile zur Patronentrommel nach innen geklappt werden können, lässt der Apache sich leicht in einer Jacken- oder Hosentasche verbergen. Um dieses versteckte Tragen nochmals zu erleichtern, wies der Hahn keinen Sporn auf. Es war üblich, die Kammer vor dem Hammer leer zu lassen, da die Waffe keinen Ring um den Abzugsbügel oder Sicherungshebel besitzt. Eine gewisse Sicherung war dadurch gegeben, dass sich die Waffe bei angeklapptem Schlagring/Griffstück nicht abfeuern ließ. Ein genaues Zielen war wegen des Fehlens von [[Offene Visierung|Kimme und Korn]] nicht möglich. Trotz seines begrenzten Potenzials war der Revolver als Nahkampfwaffe durchaus wirksam<ref>{{cite book|last=McNab|first=Chris|title=Firearms|year=2009|publisher=Parragon|location=Bath, UK|isbn=978-1-4075-1607-3|pages=63}}</ref>. Zum Nachladen muss die Patronentrommel entfernt, nachgefüllt und wieder eingesetzt werden.
Aufgrund des fehlenden Laufs ist die Reichweite des Revolvers sehr begrenzt. Da die wesentlichen Bestandteile zur Patronentrommel nach innen geklappt werden können, lässt sich der Apacherevolver leicht in Jacken- oder Hosentaschen verbergen. Um dieses versteckte Tragen nochmals zu erleichtern, wies der Hahn keinen Sporn auf. Es war üblich, die Kammer vor dem Hammer leer zu lassen, da die Waffe keinen Ring um den Abzugsbügel oder Sicherungshebel besitzt. Eine gewisse Sicherung war dadurch gegeben, dass sich die Waffe bei angeklapptem Schlagring/Griffstück nicht abfeuern ließ. Ein genaues Zielen war wegen des Fehlens von [[Offene Visierung|Kimme und Korn]] nicht möglich. Trotz seines begrenzten Potenzials war der Revolver als Nahkampfwaffe durchaus wirksam.<ref>{{cite book|last=McNab|first=Chris|title=Firearms|year=2009|publisher=Parragon|location=Bath, UK|isbn=978-1-4075-1607-3|pages=63|language=en}}</ref> Zum Nachladen muss die Patronentrommel entfernt, nachgefüllt und wieder eingesetzt werden.


== Trivia ==
== Trivia ==
[[Datei:Deleaxhe Apache pistol 7mm.jpg|mini|Apache-Revolver 7mm von Joseph Delhaxhe]]
Eine Version der Waffe im Kaliber [[9 × 19 mm|9×19-mm-Parabellum]] mit ähnlichem Design (jedoch ohne offizielle Bezeichnung) wurde angeblich von britischen Spezialeinheiten während des Zweiten Weltkriegs verwendet. Genaue Informationen über Produktionszahlen und technische Details wurden bislang nicht veröffentlicht.<ref>{{cite book|last=Lidschun|first=Reiner|title=Infanteriewaffen Gestern, Band 1|year=1998|publisher=Brandenburgisches Verlagshaus|location=Berlin, GER|isbn=3-89488-036-8|pages=263–264}}</ref>
Eine Version der Waffe im Kaliber [[9 × 19 mm]] (jedoch ohne offizielle Bezeichnung) wurde angeblich von britischen Spezialeinheiten während des Zweiten Weltkriegs verwendet. Genaue Informationen über Produktionszahlen und technische Details wurden bislang nicht veröffentlicht.<ref>{{cite book|last=Lidschun|first=Reiner|title=Infanteriewaffen Gestern, Band 1|year=1998|publisher=Brandenburgisches Verlagshaus|location=Berlin, GER|isbn=3-89488-036-8|pages=263–264|language=de}}</ref>


Louis Dolnes Konstruktion war mit Sicherheit ein gewisser wirtschaftlicher Erfolg, dafür spricht auf jeden Fall die Länge der Produktionszeit von rund 40 Jahren und die, durch die Seriennummern belegten, Stückzahlen. Eine sehr ähnlich konzipierte Waffe des französischen Herstellers Joseph Delhaxhe war mit hoher Wahrscheinlichkeit von Dolnes Modell inspiriert.<ref>Wolfgang Peter Michl: [https://books.google.de/books?id=wwI7DwAAQBAJ&pg=PA164-IA1&lpg=PA164-IA1&dq=louis+dolne&source=bl&ots=SZpjFXezaw&sig=ACfU3U0Sroe63LYyOo40SZ24u4swG2blNQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjsr7DsxYfmAhVRJFAKHWzTBbkQ6AEwDnoECAoQAQ#v=onepage&q=louis%20dolne&f=false Stiftpistolenmesser mit Schlagring]. In: Pistolenmesser. 2. Februar 2015</ref>
== Einzelnachweise ==

<references />
Die Bezeichnung „Apache-Revolver“ wird durchaus kontrovers gesehen. Der Autor des Buches ''Pistolenmesser / mit Pistolen kombinierte Blankwaffen'' hält die Behauptung, dass die Waffe hauptsächlich von organisierten Pariser Unterweltbanden des 19. Jahrhunderts, den „Les Apaches“, benutzt wurden, für ein Gerücht: Die Apachen waren Kleinkriminelle, aus dem Umfeld des neu entstandenen Industrieproletariats der Großstädte, die sich mit Drogenhandel und kleinen Einbrüchen über Wasser hielten. Deren Einkünfte reichten in den meisten Fällen sicher nicht, sich eine solche Pistole leisten zu können, die immerhin ein hochwertiges Importprodukt war, und sicher nicht zu den Billigwaffen zählte.<ref>Wolfgang Peter Michl: [https://books.google.de/books?id=wwI7DwAAQBAJ&pg=PA164-IA1&lpg=PA164-IA1&dq=louis+dolne&source=bl&ots=SZpjFXezaw&sig=ACfU3U0Sroe63LYyOo40SZ24u4swG2blNQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjsr7DsxYfmAhVRJFAKHWzTBbkQ6AEwDnoECAoQAQ#v=onepage&q=louis%20dolne&f=false Stiftpistolenmesser mit Schlagring]. In: Pistolenmesser. 2. Februar 2015</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Apache revolver}}
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* {{YouTube | id=6FIi8Wge9pI | title=Forgotten Weapons – Apache Knuckleduster Revolver}}
* {{Internetquelle | url=https://www.youtube.com/watch?v=6FIi8Wge9pI | titel=Apache Knuckleduster Revolver | autor=Ian McCollum | werk=Forgotten Weapons | datum=2015-02-02 | abruf=2019-11-26 | kommentar=YouTube-Video}}
* {{Internetquelle | url=http://www.hellinahandbasket.net/2006/11/is_that_an_apache_in_your_pock.htm | titel=Is That an Apache in Your Pocket? | autor=Jason R. Rummel | werk=Hell in A Handbasket | archiv-url=https://web.archive.org/web/20080719092326/http://www.hellinahandbasket.net/2006/11/is_that_an_apache_in_your_pock.htm | abruf=2019-11-26 | kommentar=Englisch}}
* {{Internetquelle | url=http://www.hellinahandbasket.net/2006/11/is_that_an_apache_in_your_pock.htm | titel=Is That an Apache in Your Pocket? | autor=Jason R. Rummel | werk=Hell in A Handbasket | archiv-url=https://web.archive.org/web/20080719092326/http://www.hellinahandbasket.net/2006/11/is_that_an_apache_in_your_pock.htm | abruf=2019-11-26 | kommentar=Englisch}}
* {{Internetquelle | url=https://books.google.de/books?id=wwI7DwAAQBAJ&pg=PA164-IA1&lpg=PA164-IA1&dq=louis+dolne&source=bl&ots=SZpjFXezaw&sig=ACfU3U0Sroe63LYyOo40SZ24u4swG2blNQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjsr7DsxYfmAhVRJFAKHWzTBbkQ6AEwDnoECAoQAQ#v=onepage&q=louis%20dolne&f=false | titel=Dolne Stiftpistolenmesser mit Schlagring | autor=Wolfgang Peter Michl | werk=Pistolenmesser | datum=2015-02-02 | abruf=2019-11-26 | kommentar=Books.google}}
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== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Revolver]]
[[Kategorie:Revolver]]
[[Kategorie:Kombinierte Waffe]]

Aktuelle Version vom 10. Dezember 2024, 21:45 Uhr

Apache-Revolver
Apache-Revolver mit zusätzlichem Schlagring und Messerklinge (Bajonett)
Allgemeine Information
Einsatzland Frankreich
Entwickler/Hersteller Louis Dolne
Entwicklungsjahr ~1860
Produktionszeit ~1860 bis ~1900
Waffenkategorie Revolver
Ausstattung
Gesamtlänge 200 mm
Technische Daten
Kaliber 7 mm Lefaucheux
Mögliche Magazinfüllungen 6 Patronen
Munitionszufuhr Trommel
Feuerarten Einzelfeuer
Visier ohne
Listen zum Thema

Der sogenannte Apache-Revolver ist eine zu den Kombinationswaffen zählende Faustfeuerwaffe. Der Name geht auf die „Les Apaches“ zurück, einer der französischen Unterweltgruppe des frühen 20. Jahrhunderts, die hauptsächlich in Paris vertreten war.

Das Design entstand in den 1860er-Jahren und wird dem belgischen Büchsenmacher Louis Dolne zugeschrieben.[1] Diese Waffen wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Dolnes Fabrik in Lüttich hergestellt.[1] Seriennummern vom unteren dreistelligen bis zum mittleren vierstelligen Bereich sind nachweisbar, somit dürften von allen Versionen mehrere Tausend Stück hergestellt worden sein.[2]

Zeichnung der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten
eines Apache-Revolvers

Der Apacherevolver funktioniert nach dem Prinzip des so genannten Pepperbox- oder Bündelrevolvers. Er verwendet Lefaucheuxpatronen im Kaliber 7 mm und besitzt einen klappbaren Schlagring, der ausgeklappt den Revolvergriff bildet, sowie eine kleine, ebenfalls klappbare zweischneidige Klinge als Stichwaffe.[3]

Die Waffe hat im zusammengeklappten Zustand eine Länge von 105 Millimetern, geöffnet misst sie 200 mm. Das Gewicht beträgt 385 Gramm. Die Trommel fasst 6 Patronen. Neben der 7-mm-Variante sind auch Versionen im Kaliber 5 mm bekannt. Die meisten heute noch erhaltenen Waffen verfügen über einen Messingrahmen, Ausführungen in Stahlguss sind selten.

Aufgrund des fehlenden Laufs ist die Reichweite des Revolvers sehr begrenzt. Da die wesentlichen Bestandteile zur Patronentrommel nach innen geklappt werden können, lässt sich der Apacherevolver leicht in Jacken- oder Hosentaschen verbergen. Um dieses versteckte Tragen nochmals zu erleichtern, wies der Hahn keinen Sporn auf. Es war üblich, die Kammer vor dem Hammer leer zu lassen, da die Waffe keinen Ring um den Abzugsbügel oder Sicherungshebel besitzt. Eine gewisse Sicherung war dadurch gegeben, dass sich die Waffe bei angeklapptem Schlagring/Griffstück nicht abfeuern ließ. Ein genaues Zielen war wegen des Fehlens von Kimme und Korn nicht möglich. Trotz seines begrenzten Potenzials war der Revolver als Nahkampfwaffe durchaus wirksam.[4] Zum Nachladen muss die Patronentrommel entfernt, nachgefüllt und wieder eingesetzt werden.

Apache-Revolver 7mm von Joseph Delhaxhe

Eine Version der Waffe im Kaliber 9 × 19 mm (jedoch ohne offizielle Bezeichnung) wurde angeblich von britischen Spezialeinheiten während des Zweiten Weltkriegs verwendet. Genaue Informationen über Produktionszahlen und technische Details wurden bislang nicht veröffentlicht.[5]

Louis Dolnes Konstruktion war mit Sicherheit ein gewisser wirtschaftlicher Erfolg, dafür spricht auf jeden Fall die Länge der Produktionszeit von rund 40 Jahren und die, durch die Seriennummern belegten, Stückzahlen. Eine sehr ähnlich konzipierte Waffe des französischen Herstellers Joseph Delhaxhe war mit hoher Wahrscheinlichkeit von Dolnes Modell inspiriert.[6]

Die Bezeichnung „Apache-Revolver“ wird durchaus kontrovers gesehen. Der Autor des Buches Pistolenmesser / mit Pistolen kombinierte Blankwaffen hält die Behauptung, dass die Waffe hauptsächlich von organisierten Pariser Unterweltbanden des 19. Jahrhunderts, den „Les Apaches“, benutzt wurden, für ein Gerücht: Die Apachen waren Kleinkriminelle, aus dem Umfeld des neu entstandenen Industrieproletariats der Großstädte, die sich mit Drogenhandel und kleinen Einbrüchen über Wasser hielten. Deren Einkünfte reichten in den meisten Fällen sicher nicht, sich eine solche Pistole leisten zu können, die immerhin ein hochwertiges Importprodukt war, und sicher nicht zu den Billigwaffen zählte.[7]

Commons: Apache revolver – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Forgotten Weapons – Apache Knuckleduster Revolver auf YouTube
  • Jason R. Rummel: Is That an Apache in Your Pocket? In: Hell in A Handbasket. Archiviert vom Original; abgerufen am 26. November 2019 (Englisch).
  • Wolfgang Peter Michl: Dolne Stiftpistolenmesser mit Schlagring. In: Pistolenmesser. 2. Februar 2015, abgerufen am 26. November 2019 (Books.google).

Einzelnachweise

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  1. a b Ian V Hogg, John Walter: Pistols of the World. 4. Auflage. David & Charles, Iola, WI 2004, ISBN 978-0-87349-460-1, S. 395 (englisch, google.com [abgerufen am 3. Mai 2013]).
  2. Wolfgang Peter Michl: Stiftpistolenmesser mit Schlagring. In: Pistolenmesser. S. 164 2. Februar 2015
  3. Horst Held: Antique Handguns: 0-Dolne. In: Horstheld.com. Horst Held Antique Handguns, archiviert vom Original am 5. Februar 2015; abgerufen am 7. Juni 2015 (englisch): „combination pin fire revolver with swing-out knuckle duster and 3 1/2 swing-out dirk. The handy gun is called „Apache“ after thugs in Paris, who supposedly carried them“
  4. Chris McNab: Firearms. Parragon, Bath, UK 2009, ISBN 978-1-4075-1607-3, S. 63 (englisch).
  5. Reiner Lidschun: Infanteriewaffen Gestern, Band 1. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin, GER 1998, ISBN 3-89488-036-8, S. 263–264.
  6. Wolfgang Peter Michl: Stiftpistolenmesser mit Schlagring. In: Pistolenmesser. 2. Februar 2015
  7. Wolfgang Peter Michl: Stiftpistolenmesser mit Schlagring. In: Pistolenmesser. 2. Februar 2015