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„Kastell Mizda“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Limes Tripolitanus.png|mini|Das mutmaßliche Kastell (Mitte) im Verbund des Limes Tripolitanus]]
[[Datei:Limes Tripolitanus.png|mini|Das mutmaßliche Kastell (Mitte) im Verbund des Limes Tripolitanus]]
Das '''Kastell Mizda''' ist ein mutmaßliches, archäologisch nicht gesichertes [[Römische Militärlager|Militärlager]] der [[Auxiliartruppen|Römischen Armee]]. Die Besatzung der [[Fort]]ifikation hätte Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am ''Limes Tentheitanus'', einem Teilabschnitt des ''[[Limes Tripolitanus]]'' in der [[Römische Provinz|Provinz]] ''[[Africa proconsularis]]'' übernehmen müssen. Die Baureste werden unter dem alten Zentrum der [[Oase]]nstadt [[Mizda]], rund 150 km südlich der Landeshauptstadt [[Tripolis]] in [[Libyen]] verortet.
Das '''Kastell Mizda''' ist ein mutmaßliches, archäologisch nicht gesichertes [[Römische Militärlager|Militärlager]] der [[Auxiliartruppen|Römischen Armee]]. Die Besatzung der [[Fort]]ifikation hätte Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am ''Limes Tentheitanus'', einem Teilabschnitt des ''[[Limes Tripolitanus]]'' in der [[Römische Provinz|Provinz]] [[Africa proconsularis]], später [[Tripolitania (römische Provinz)|Tripolitania]], übernehmen müssen. Die Grenzanlagen bildeten hier ein tiefgestaffeltes System von Kastellen und Militärposten.<ref name="Mackensen_2010_22">[[Michael Mackensen]]: ''Kastelle und Militärposten des späten 2.&nbsp;und 3.&nbsp;Jahrhunderts am „Limes Tripolitanus“''. In: ''Der Limes'' 2 (2010), S.&nbsp;20–24; hier: S.&nbsp;22.</ref> Die Baureste werden unter dem alten Zentrum der [[Oase]]nstadt [[Mizda]], [[Munizip al-Dschabal al-Gharbi]], rund 150 km südlich der Landeshauptstadt [[Tripolis]] in [[Libyen]] verortet.


== Lage ==
== Lage ==
Das gemutmaßte Kastell lag in der Ebene des Oberen Sofeggin, eine Halbwüste, die von Kies- und Geröllfeldern ([[Hammada]]) geprägt ist. Das Wadi Sofeggin ist das bedeutendste und größte [[Trockental]] [[Tripolitanien]]s und bildet mit seinen vielen Nebenarmen ein unüberschaubares Flusssystem. Es reicht vom Hochland des [[Dschabal Nafusa]] bei [[az-Zintan]], in dessen Nähe das wichtige Kastell Thenteos zu suchen ist, hinab nach Süden. Hier beginnt eine mächtige, teils von weiten Trockentälern durchzogenen Steilstufe, die letztendlich zum [[Fessan]] hin abfällt. Auf dieser Stufe verläuft das Wadi Sofeggin in einem halbmondförmigen Bogen entlang der Süd- und Südostseite des Nafusa-Gebirgszugs bis in die küstennahe Ebene und nach [[Misrata]].<ref>[[Olwen Hackett]], [[David Smith (Archäologe)|David Smith]]: ''Ghirza. A Libyan settlement in the Roman period.'' Department of Antiquities, Tripoli 1984, S.&nbsp;33.</ref> Die Trockentäler leiten das zeitweise aus dem Nafusa-Gebirge kommende Regenwasser in den Süden des [[Gebirgsland|Berglandes]] und ermöglichen dort die Bildung der Oasen.
Das gemutmaßte Kastell lag in der Ebene des Oberen Sofeggin, einer Halbwüste, die von Kies- und Geröllfeldern ([[Hammada]]) geprägt ist. Das Wadi Sofeggin ist das bedeutendste und größte [[Trockental]] [[Tripolitanien]]s und bildet mit seinen vielen Nebenarmen ein weitverzweigtes Flusssystem. Es reicht vom Hochland des [[Dschabal Nafusa]] bei [[az-Zintan]], in dessen Nähe das wichtige Kastell Thenteos zu suchen ist, hinab nach Süden. Hier beginnt eine mächtige, teils von weiten Trockentälern durchzogenen Steilstufe, die letztendlich zum [[Fessan]] hin abfällt. Auf dieser Stufe verläuft das Wadi Sofeggin in einem halbmondförmigen Bogen entlang der Süd- und Südostseite des Nafusa- und Garian-Gebirgszugs bis in die küstennahe Ebene und nach [[Misrata]].<ref>[[Olwen Brogan|Olwen Hackett]], [[David Smith (Archäologe)|David Smith]]: ''Ghirza. A Libyan settlement in the Roman period.'' Department of Antiquities, Tripoli 1984, S.&nbsp;33.</ref> Die Trockentäler leiten das zeitweise aus dem Nafusa-Gebirge kommende Regenwasser in den Süden des [[Gebirgsland|Berglandes]] und ermöglichen dort die Bildung der Oasen.


Eine wichtige römische Grenzstraße führte spätestens seit dem 3.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. aus az-Zintan hinab in das rund 120 Kilometer südöstlich gelegene Mizda. Entlang dieser Straße wurden mehrere Meilensteine ''([[Miliarium|Miliaria]])'' aus der Regierungszeit des Kaisers [[Caracalla]] (211–217) aufgefunden, die in das Jahr 216 n.&nbsp;Chr. datieren.<ref>[http://inslib.kcl.ac.uk/irt2009/IRT964.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto)]; [http://inslib.kcl.ac.uk/irt2009/IRT964.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto)], abgerufen am 11. Februar 2015</ref> Möglicherweise wurde die Straße bereits während der Regierungszeit des Kaisers [[Septimius Severus]] (193–211) angelegt.<ref name="Schimmer_2012_33">[[Florian Schimmer]]: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33-39, hier: S.&nbsp;33.</ref>
Eine wichtige römische Grenzstraße führte spätestens seit dem 3.&nbsp;Jahrhundert n.&nbsp;Chr. aus az-Zintan hinab in das rund 120 Kilometer südöstlich gelegene Mizda. Entlang dieser Straße wurden mehrere Meilensteine ''([[Miliarium|Miliaria]])'' aus der Regierungszeit des Kaisers [[Caracalla]] (211–217) aufgefunden, die in das Jahr 216 n.&nbsp;Chr. datieren.<ref>[https://inslib.kcl.ac.uk:443/irt2009/IRT964.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto)]; [https://inslib.kcl.ac.uk:443/irt2009/IRT964.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto)], abgerufen am 11. Februar 2015</ref> Möglicherweise wurde die Straße bereits während der Regierungszeit des Kaisers [[Septimius Severus]] (193–211) angelegt.<ref name="Schimmer_2012_33">[[Florian Schimmer]]: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33–39, hier: S.&nbsp;33.</ref>


Bei Mizda, dessen antiker Namen unbekannt ist,<ref>[[Michael Mackensen]]: ''Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen)''. In: ''Germania'' 87, 2009 (2011), S.&nbsp;75–104, hier: S.&nbsp;80–82.</ref> verband sich die Nord-Südroute von [[Tripolis]] (Oea)<ref>Tripolis bei {{Coordinate |text=DMS |NS=32/53|EW=13/10|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=Tripolis}}.</ref> über Garian<ref>Garian bei {{Coordinate |text=DMS |NS=32.1685694|EW=13.0165886|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=Garian}}.</ref> zum südöstlich gelegenen [[Kastell Gheriat el-Garbia]] und weiter über die römische Reichsgrenze in den Fessan.<ref name="Schimmer_2012_33"/> Erstaunlicherweise wurden im Gegensatz zur Verbindung durch das Obere Sofeggin nach Norden auf der Strecke zwischen Mizda und Gheriat el-Garbia bisher keine Meilensteine entdeckt. Möglicherweise bestand die archäologisch bisher nicht faßbare Straße nach Gheriat el-Garbia lediglich als unmarkierte Sandpiste.<ref name="Mackensen_2010_377">Michael Mackensen: ''Das severische Vexillationskastell Myd(---)/Gheriat el-Garbia am ,limes Tripolitanus‘ (Libyen) - Bericht über die Kampagne 2009''. In: ''Mitteilungen des Deutschen Arcbäologischen Instituts Rom'', 116, 2010, S.&nbsp;363-458, hier: S.&nbsp;377.</ref>
Bei Mizda, dessen antiker Name unbekannt ist,<ref>[[Michael Mackensen]]: ''Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen)''. In: ''Germania'' 87, 2009 (2011), S.&nbsp;75–104, hier: S.&nbsp;80–82.</ref> verband sich die Nord-Südroute von [[Tripolis]] (Oea)<ref>Tripolis bei {{Coordinate |text=DMS |NS=32/53|EW=13/10|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=Tripolis}}.</ref> über Garian<ref>Garian bei {{Coordinate |text=DMS |NS=32.1685694|EW=13.0165886|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=Garian}}.</ref> zum südöstlich gelegenen [[Kastell Gheriat el-Garbia]] und weiter über die römische Reichsgrenze in den Fessan.<ref name="Schimmer_2012_33" /> Erstaunlicherweise wurden im Gegensatz zur Verbindung durch das Obere Sofeggin nach Norden auf der Strecke zwischen Mizda und Gheriat el-Garbia bisher keine Meilensteine entdeckt. Möglicherweise war die archäologisch bisher nicht fassbare Straße nach Gheriat el-Garbia lediglich eine unmarkierte Sandpiste.<ref name="Mackensen_2010_377">Michael Mackensen: ''Das severische Vexillationskastell Myd(---)/Gheriat el-Garbia am ,limes Tripolitanus‘ (Libyen) - Bericht über die Kampagne 2009''. In: ''Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Rom'', 116, 2010, S.&nbsp;363–458, hier: S.&nbsp;377.</ref>


== Forschungsgeschichte und Befunde ==
== Forschungsgeschichte und Befunde ==
Trotz aller Bemühungen ist es bisher nicht gelungen das Kastell zu verorten. Die Fachwelt nimmt dennoch an, daß hier während der Mitte oder der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts eine Garnison eingerichtet wurde. Teilweise wird sogar eine noch früherer Gründung postuliert.<ref>[[Michael Mackensen]]: ''Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen)''. In: ''Germania'' 87, 2009 (2011), S.&nbsp;75–104, hier: S.&nbsp;80.</ref><ref name="Mackensen_2010_377"/><ref name="Schimmer_2012_34">Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33-39, hier: S.&nbsp;34.</ref>
Trotz aller Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, das Kastell archäologisch zu sichern. Die Fachwelt nimmt dennoch an, dass hier während der Mitte oder der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts eine Garnison eingerichtet wurde. Teilweise wird sogar eine noch früherer Gründung postuliert.<ref>[[Michael Mackensen]]: ''Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen)''. In: ''Germania'' 87, 2009 (2011), S.&nbsp;75–104, hier: S.&nbsp;80.</ref><ref name="Mackensen_2010_377" /><ref name="Schimmer_2012_34">Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33–39, hier: S.&nbsp;34.</ref>


In Mizda ließen sich bisher keinerlei konkret hierher verortbare römische Baureste ausmachen. Auch [[Epigraphik|epigraphische]] Zeugnisse die für einen Garnisonsplatz sprechen und eindeutig aus Mizda stammen, blieben bisher aus. Während der italienischen Besatzungszeit ab 1912 errichteten die damaligen Machthaber südlich der Altstadt ein Fort,<ref>italienisches Fort bei {{Coordinate |text=DMS |NS=31/26/27.35|EW=12/58/48.67|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=italienisches Fort}}.</ref> zum südöstlich gelegenen [[Kastell Gheriat el-Garbia]] und weiter über die römische Reichsgrenze in den Fessan.<ref name="Schimmer_2012_33"/> in dessen Mauern antike [[Spolie]]n verbaut wurden. Unter anderem fand sich eine zivile Grabinschrift.<ref>[http://inslib.kcl.ac.uk/irt2009/IRT883.html, Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 883 (mit Foto)], abgerufen am 13. Februar 2015</ref> Bedeutend ist jedoch besonders eine Bauinschrift, die entweder unmittelbar aus Mizda oder aus dem Großraum des Oberen Sofeggin stammt:<ref>[http://inslib.kcl.ac.uk/irt2009/IRT884.html, Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 884 (mit Foto)], abgerufen am 13. Februar 2015</ref>
In Mizda ließen sich bisher keinerlei konkret verortbare römische Baureste ausmachen. Auch [[Epigraphik|epigraphische]] Zeugnisse, die für einen Garnisonsplatz sprechen und eindeutig aus Mizda stammen, blieben bisher aus. Während der italienischen Besatzungszeit ab 1912 errichteten die damaligen Machthaber südlich der Altstadt ein Fort,<ref>italienisches Fort bei {{Coordinate |text=DMS |NS=31/26/27.35|EW=12/58/48.67|type=landmark |dim=20 |region=LY-JG |name=italienisches Fort}}.</ref> in dessen Mauern antike [[Spolie]]n verbaut wurden. Unter anderem fand sich eine zivile Grabinschrift.<ref>[https://inslib.kcl.ac.uk:443/irt2009/IRT883.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 883 (mit Foto)], abgerufen am 21. Februar 2015</ref> Bedeutender ist jedoch besonders eine Bauinschrift, die entweder unmittelbar aus Mizda oder aus dem Großraum des Oberen Sofeggin stammt:<ref>[https://inslib.kcl.ac.uk:443/irt2009/IRT884.html Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 884 (mit Foto)], abgerufen am 21. Februar 2015</ref>


:''Iulius Sever[us] Masinthanis filius [...]an
:''Iulius Sever[us] Masinthanis filius [...]an''
:''munitionem tunc paren[...] mu-
:''munitionem tunc paren[...] mu-''
:''mi eius renovavit Gaudentius [...]m-
:''mi eius renovavit Gaudentius [...]m-''
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:''atoribus qua voluntati orna[...]it ''
:''C[...]ND[...] vivat ONMRVV[...]IEM
:''C[...]ND[...] vivat ONMRVV[...]IEM ''
:''PVSHMAR dis permit(t)entibus fili
:''PVSHMAR dis permit(t)entibus fili''
:''eius [dev]oti posteri FRVNIS CAN
:''eius [dev]oti posteri FRVNIS CAN''
:''TVRE V BONA FATORONO
:''TVRE V BONA FATORONO''


Übersetzung: „Julius Severus, Sohn des Masinthanus [...], hat die Befestigungsanlage erneuert damals [...] seine Eltern [...] Gaudentius nochmalig [...] mit der Zustimmung mit der er ausgestattet [...] er lebt [...] mit [...] Vertrauen auf die Götter, seine Söhne, die ergebenen Nachkommen [...]“
Übersetzung: „Julius Severus, Sohn des Masinthanus [...], hat die Befestigungsanlage erneuert damals [...] seine Eltern [...] Gaudentius nochmalig [...] mit der Zustimmung, mit der er ausgestattet [...] er lebt [...] mit [...] Vertrauen auf die Götter, seine Söhne, die ergebenen Nachkommen [...]“


Sicher ist jedoch, daß Römer in Mizda gesiedelt haben. In den Jahren 1963–1964 untersuchte der Archäologe [[Antonino Di Vita]] am Nordrand des Ortes Gräber, die von Grabplatten bedeckt waren. Sie datierte den Befund anhand der aufgefundenen Keramik in die römische Epoche.<ref>Antonino Di Vita: ''La villa ‚Gara delle Nereidi‘ presso Tagiura. Un contributo alla storia del mosaico romano ed altri scavi e scoperte in Tripolitania.'' (= ''Supplements to Libya Antiqua'' 2), Department of Antiquities, Tripoli 1966, S.&nbsp;111.</ref>
Sicher ist jedoch, dass Römer in Mizda gesiedelt haben. In den Jahren 1963–1964 untersuchte der Archäologe [[Antonino Di Vita]] am Nordrand des Ortes Gräber, die von Grabplatten bedeckt waren. Er datierte den Befund anhand der aufgefundenen Keramik in die römische Epoche.<ref>Antonino Di Vita: ''La villa ‚Gara delle Nereidi‘ presso Tagiura. Un contributo alla storia del mosaico romano ed altri scavi e scoperte in Tripolitania.'' (= ''Supplements to Libya Antiqua'' 2), Department of Antiquities, Tripoli 1966, S.&nbsp;111.</ref>


Einen Hinweis auf römisches Militär gibt ein reliefverierter Steinblock, der 1949 in der Nähe des italienischen Forts entdeckt wurde. Die Darstellung zeigt mehrere Personen, darunter einen bewaffneten Kamelreiter, der sich in Richtung eines turmartigen Bauwerks, möglicherweise einem Kleinkastell, bewegt. Vielleicht war dieser Steinblock, der wahrscheinlich in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts datiert, ursprünglich über dem Eingang eines Bauwerks angebracht. Weitere, vielleicht römische Spolien, können an heutigen Bauten in Mizda nachgeweisen werden.<ref name="Schimmer_2012_34"/>
Einen Hinweis auf römisches Militär gibt ein reliefverzierter Steinblock, der 1949 in der Nähe des italienischen Forts entdeckt wurde. Die Darstellung zeigt mehrere Personen, darunter einen bewaffneten Kamelreiter, der sich in Richtung eines turmartigen Bauwerks, möglicherweise eines Kleinkastells, bewegt. Vielleicht war dieser Steinblock, der wahrscheinlich in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts datiert, ursprünglich über dem Eingang eines Bauwerks angebracht. Weitere, vielleicht römische Spolien, können an heutigen Bauten in Mizda nachgewiesen werden.<ref name="Schimmer_2012_34" />


Im Herbst 2009 und im Frühjahr 2010 fanden umfassende Feldbegehungen in Mizda statt, die der Archäologe [[Florian Schimmer]] und Mitglieder der damals am Kastell Gheriat el-Garbia forschenden Grabungsmannschaft leitete. Das Fundgut umfaßte ausschließlich Keramik. Darunter insbesondere nordafrikanische [[Red-Slip-Ware|Rotschlicker-Ware]] und Kochutensilien. Die sicher datierbare Rotschlicker-Keramik stammte sowohl aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts<ref name="Schimmer_2012_34"/> als auch aus spätrömischer Zeit und reicht bis in das fünfte Jahrhundert. Die Kochkeramik zeigt starke Ähnlichkeiten mit tripolitanischen Stücken von anderen Fundplätzen und kann in das ausgehende zweite und dritte Jahrhundert datiert werden. Die Feldbegehungen unterstützen die These des Archäologen [[David Mattingly]] daß das vermutete Kastell unter dem Altstadtbereich von Mizda liegt. Falls sich das Kastell dort befunden hat, dehnte sich das Lagerdorf, der ''[[Vicus]]'' mindestens 250 Meter nach Nordosten aus.<ref name="Schimmer_2012_35">Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33-39, hier: S.&nbsp;35.</ref><ref>[[David Mattingly]]: ''Tripolitania''. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S.&nbsp;97.</ref>
Im Herbst 2009 und im Frühjahr 2010 fanden umfassende Feldbegehungen in Mizda statt, die der Archäologe [[Florian Schimmer]] und Mitglieder der damals am [[Kastell Gheriat el-Garbia]] forschenden Grabungsmannschaft durchführten. Das Fundgut umfasste ausschließlich Keramik, darunter insbesondere nordafrikanische [[Red-Slip-Ware|Rotschlicker-Ware]] und Kochutensilien. Die sicher datierbare Rotschlicker-Keramik stammte sowohl aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts<ref name="Schimmer_2012_34" /> als auch aus spätrömischer Zeit und reicht bis in das fünfte Jahrhundert. Die Kochkeramik zeigt starke Ähnlichkeiten mit tripolitanischen Stücken von anderen Fundplätzen und kann in das ausgehende zweite und dritte Jahrhundert datiert werden. Die Feldbegehungen unterstützen die These des Archäologen [[David Mattingly]], dass das vermutete Kastell unter dem Altstadtbereich von Mizda liegt. Falls sich das Kastell dort befunden hat, dehnte sich das Lagerdorf, der ''[[Vicus]]'' mindestens 250 Meter nach Nordosten aus.<ref name="Schimmer_2012_35">Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33–39, hier: S.&nbsp;35.</ref><ref>[[David Mattingly]]: ''Tripolitania''. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S.&nbsp;97.</ref>


Der Grenzabschnitt zwischen az-Zintan und Mizda ist unter seiner historischen Bezeichnung als ''Limes Tentheitanus'' gesichert.<ref>Ginette Di Vita-Évrard: ''Regio tripolitana. A reappraisal''. In: [[David J. Mattingly]] D. J. Buck (Hrsg.): ''Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett.'' (=&nbsp;''Society for Libyan Studies occasional papers'' 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0860543501, S.&nbsp;143–163; hier: S.&nbsp;151.</ref> Wie durch die [[Notitia dignitatum]], ein [[Römisches Reich|spätrömisches]] [[Staatskalender|Staatshandbuch]] überliefert, existierte der ''Limes Tentheitanus'' verwaltungtechnisch noch im späten vierten und vielleicht auch noch im frühen fünften Jahrhundert n.&nbsp;Chr.<ref>[[Richard Goodchild]]: ''Libyan studies. Select papers of the late''. London 1976, ISBN 0236176803, S.&nbsp;28; die Notitia dignitatum nennt diesen Limesabschnitt ''Limes Tentheitanus'' bzw. ''Limes Tenthettanus''.</ref> Ein Fortbestehen des mutmaßlichen Kastells von Mizda bis in diese Zeit wäre also nicht ausgeschlossen.
Der Grenzabschnitt zwischen az-Zintan und Mizda ist unter seiner historischen Bezeichnung als ''Limes Tentheitanus'' gesichert.<ref>Ginette Di Vita-Évrard: ''Regio tripolitana. A reappraisal''. In: [[David J. Mattingly]] D. J. Buck (Hrsg.): ''Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett.'' (=&nbsp;''Society for Libyan Studies occasional papers'' 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0-86054-350-1, S.&nbsp;143–163; hier: S.&nbsp;151.</ref> Wie durch die [[Notitia dignitatum]], ein [[Römisches Reich|spätrömisches]] [[Staatskalender|Staatshandbuch]], überliefert, existierte der ''Limes Tentheitanus'' verwaltungstechnisch noch im späten vierten und vielleicht auch noch im frühen fünften Jahrhundert n.&nbsp;Chr.<ref>[[Richard Goodchild]]: ''Libyan studies. Select papers of the late''. London 1976, ISBN 0-236-17680-3, S.&nbsp;28; die Notitia dignitatum nennt diesen Limesabschnitt ''Limes Tentheitanus'' bzw. ''Limes Tenthettanus''.</ref> Ein Fortbestehen des mutmaßlichen Kastells von Mizda bis in diese Zeit wäre also nicht ausgeschlossen.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[David Mattingly]]: ''Tripolitania''. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S.&nbsp;97; inhaltlich identisches E-Book: ISBN 0-203-48101-1; die Seitenzählung des E-Books ist aus technischen Gründen abweichend.
* [[David Mattingly]]: ''Tripolitania''. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S.&nbsp;97; inhaltlich identisches E-Book: ISBN 0-203-48101-1; die Seitenzählung des E-Books ist aus technischen Gründen abweichend.
* Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33-39.
* Florian Schimmer: ''New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania)''. In: ''Libyan Studies'' 43, 2012, S.&nbsp;33–39.


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references />
<references />

{{Hinweis Seiten-Koordinaten}}

{{Navigationsleiste Vorderer tripolitanischer Limes – Abschnitt Oberes Wadi Sofeggin}}

[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Africa proconsularis)]]
[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage in Libyen]]
[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Tripolitana)]]

Aktuelle Version vom 1. Januar 2025, 20:31 Uhr

Kastell Mizda
Limes Limes Tripolitanus
vordere Limeslinie
Abschnitt Limes Tentheitanus
Datierung (Belegung) ausgehendes 2. Jh.
bis Ende 4./Anfang 5. Jh.
Typ unbekannt
Bauweise wohl Stein
Erhaltungszustand nur vermutete Anlage
Ort Mizda
Geographische Lage 31° 26′ 41,8″ N, 12° 58′ 48,7″ O
Höhe 470 m
Vorhergehend Kastell Gheriat el-Garbia (südöstlich),
Kleinkastell Gheriat esh-Shergia (südöstlich)
Anschließend Kleinkastell Gasr Wames (nordwestlich)
Rückwärtig Medina Ragda (nordwestlich)
Das mutmaßliche Kastell (Mitte) im Verbund des Limes Tripolitanus

Das Kastell Mizda ist ein mutmaßliches, archäologisch nicht gesichertes Militärlager der Römischen Armee. Die Besatzung der Fortifikation hätte Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Limes Tentheitanus, einem Teilabschnitt des Limes Tripolitanus in der Provinz Africa proconsularis, später Tripolitania, übernehmen müssen. Die Grenzanlagen bildeten hier ein tiefgestaffeltes System von Kastellen und Militärposten.[1] Die Baureste werden unter dem alten Zentrum der Oasenstadt Mizda, Munizip al-Dschabal al-Gharbi, rund 150 km südlich der Landeshauptstadt Tripolis in Libyen verortet.

Das gemutmaßte Kastell lag in der Ebene des Oberen Sofeggin, einer Halbwüste, die von Kies- und Geröllfeldern (Hammada) geprägt ist. Das Wadi Sofeggin ist das bedeutendste und größte Trockental Tripolitaniens und bildet mit seinen vielen Nebenarmen ein weitverzweigtes Flusssystem. Es reicht vom Hochland des Dschabal Nafusa bei az-Zintan, in dessen Nähe das wichtige Kastell Thenteos zu suchen ist, hinab nach Süden. Hier beginnt eine mächtige, teils von weiten Trockentälern durchzogenen Steilstufe, die letztendlich zum Fessan hin abfällt. Auf dieser Stufe verläuft das Wadi Sofeggin in einem halbmondförmigen Bogen entlang der Süd- und Südostseite des Nafusa- und Garian-Gebirgszugs bis in die küstennahe Ebene und nach Misrata.[2] Die Trockentäler leiten das zeitweise aus dem Nafusa-Gebirge kommende Regenwasser in den Süden des Berglandes und ermöglichen dort die Bildung der Oasen.

Eine wichtige römische Grenzstraße führte spätestens seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus az-Zintan hinab in das rund 120 Kilometer südöstlich gelegene Mizda. Entlang dieser Straße wurden mehrere Meilensteine (Miliaria) aus der Regierungszeit des Kaisers Caracalla (211–217) aufgefunden, die in das Jahr 216 n. Chr. datieren.[3] Möglicherweise wurde die Straße bereits während der Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus (193–211) angelegt.[4]

Bei Mizda, dessen antiker Name unbekannt ist,[5] verband sich die Nord-Südroute von Tripolis (Oea)[6] über Garian[7] zum südöstlich gelegenen Kastell Gheriat el-Garbia und weiter über die römische Reichsgrenze in den Fessan.[4] Erstaunlicherweise wurden im Gegensatz zur Verbindung durch das Obere Sofeggin nach Norden auf der Strecke zwischen Mizda und Gheriat el-Garbia bisher keine Meilensteine entdeckt. Möglicherweise war die archäologisch bisher nicht fassbare Straße nach Gheriat el-Garbia lediglich eine unmarkierte Sandpiste.[8]

Forschungsgeschichte und Befunde

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Trotz aller Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, das Kastell archäologisch zu sichern. Die Fachwelt nimmt dennoch an, dass hier während der Mitte oder der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts eine Garnison eingerichtet wurde. Teilweise wird sogar eine noch früherer Gründung postuliert.[9][8][10]

In Mizda ließen sich bisher keinerlei konkret verortbare römische Baureste ausmachen. Auch epigraphische Zeugnisse, die für einen Garnisonsplatz sprechen und eindeutig aus Mizda stammen, blieben bisher aus. Während der italienischen Besatzungszeit ab 1912 errichteten die damaligen Machthaber südlich der Altstadt ein Fort,[11] in dessen Mauern antike Spolien verbaut wurden. Unter anderem fand sich eine zivile Grabinschrift.[12] Bedeutender ist jedoch besonders eine Bauinschrift, die entweder unmittelbar aus Mizda oder aus dem Großraum des Oberen Sofeggin stammt:[13]

Iulius Sever[us] Masinthanis filius [...]an
munitionem tunc paren[...] mu-
mi eius renovavit Gaudentius [...]m-
atoribus qua voluntati orna[...]it
C[...]ND[...] vivat ONMRVV[...]IEM
PVSHMAR dis permit(t)entibus fili
eius [dev]oti posteri FRVNIS CAN
TVRE V BONA FATORONO

Übersetzung: „Julius Severus, Sohn des Masinthanus [...], hat die Befestigungsanlage erneuert damals [...] seine Eltern [...] Gaudentius nochmalig [...] mit der Zustimmung, mit der er ausgestattet [...] er lebt [...] mit [...] Vertrauen auf die Götter, seine Söhne, die ergebenen Nachkommen [...]“

Sicher ist jedoch, dass Römer in Mizda gesiedelt haben. In den Jahren 1963–1964 untersuchte der Archäologe Antonino Di Vita am Nordrand des Ortes Gräber, die von Grabplatten bedeckt waren. Er datierte den Befund anhand der aufgefundenen Keramik in die römische Epoche.[14]

Einen Hinweis auf römisches Militär gibt ein reliefverzierter Steinblock, der 1949 in der Nähe des italienischen Forts entdeckt wurde. Die Darstellung zeigt mehrere Personen, darunter einen bewaffneten Kamelreiter, der sich in Richtung eines turmartigen Bauwerks, möglicherweise eines Kleinkastells, bewegt. Vielleicht war dieser Steinblock, der wahrscheinlich in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts datiert, ursprünglich über dem Eingang eines Bauwerks angebracht. Weitere, vielleicht römische Spolien, können an heutigen Bauten in Mizda nachgewiesen werden.[10]

Im Herbst 2009 und im Frühjahr 2010 fanden umfassende Feldbegehungen in Mizda statt, die der Archäologe Florian Schimmer und Mitglieder der damals am Kastell Gheriat el-Garbia forschenden Grabungsmannschaft durchführten. Das Fundgut umfasste ausschließlich Keramik, darunter insbesondere nordafrikanische Rotschlicker-Ware und Kochutensilien. Die sicher datierbare Rotschlicker-Keramik stammte sowohl aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts[10] als auch aus spätrömischer Zeit und reicht bis in das fünfte Jahrhundert. Die Kochkeramik zeigt starke Ähnlichkeiten mit tripolitanischen Stücken von anderen Fundplätzen und kann in das ausgehende zweite und dritte Jahrhundert datiert werden. Die Feldbegehungen unterstützen die These des Archäologen David Mattingly, dass das vermutete Kastell unter dem Altstadtbereich von Mizda liegt. Falls sich das Kastell dort befunden hat, dehnte sich das Lagerdorf, der Vicus mindestens 250 Meter nach Nordosten aus.[15][16]

Der Grenzabschnitt zwischen az-Zintan und Mizda ist unter seiner historischen Bezeichnung als Limes Tentheitanus gesichert.[17] Wie durch die Notitia dignitatum, ein spätrömisches Staatshandbuch, überliefert, existierte der Limes Tentheitanus verwaltungstechnisch noch im späten vierten und vielleicht auch noch im frühen fünften Jahrhundert n. Chr.[18] Ein Fortbestehen des mutmaßlichen Kastells von Mizda bis in diese Zeit wäre also nicht ausgeschlossen.

  • David Mattingly: Tripolitania. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S. 97; inhaltlich identisches E-Book: ISBN 0-203-48101-1; die Seitenzählung des E-Books ist aus technischen Gründen abweichend.
  • Florian Schimmer: New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania). In: Libyan Studies 43, 2012, S. 33–39.
  1. Michael Mackensen: Kastelle und Militärposten des späten 2. und 3. Jahrhunderts am „Limes Tripolitanus“. In: Der Limes 2 (2010), S. 20–24; hier: S. 22.
  2. Olwen Hackett, David Smith: Ghirza. A Libyan settlement in the Roman period. Department of Antiquities, Tripoli 1984, S. 33.
  3. Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto); Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 964 (mit Foto), abgerufen am 11. Februar 2015
  4. a b Florian Schimmer: New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania). In: Libyan Studies 43, 2012, S. 33–39, hier: S. 33.
  5. Michael Mackensen: Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen). In: Germania 87, 2009 (2011), S. 75–104, hier: S. 80–82.
  6. Tripolis bei 32° 53′ 0″ N, 13° 10′ 0″ O.
  7. Garian bei 32° 10′ 6,85″ N, 13° 0′ 59,72″ O.
  8. a b Michael Mackensen: Das severische Vexillationskastell Myd(---)/Gheriat el-Garbia am ,limes Tripolitanus‘ (Libyen) - Bericht über die Kampagne 2009. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Rom, 116, 2010, S. 363–458, hier: S. 377.
  9. Michael Mackensen: Gasr Wames, eine burgusartige Kleinfestung des mittleren 3. Jahrhunderts am tripolitanischen limes Tentheitanus (Libyen). In: Germania 87, 2009 (2011), S. 75–104, hier: S. 80.
  10. a b c Florian Schimmer: New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania). In: Libyan Studies 43, 2012, S. 33–39, hier: S. 34.
  11. italienisches Fort bei 31° 26′ 27,35″ N, 12° 58′ 48,67″ O.
  12. Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 883 (mit Foto), abgerufen am 21. Februar 2015
  13. Inscriptions of Roman Tripolitania: IRT 884 (mit Foto), abgerufen am 21. Februar 2015
  14. Antonino Di Vita: La villa ‚Gara delle Nereidi‘ presso Tagiura. Un contributo alla storia del mosaico romano ed altri scavi e scoperte in Tripolitania. (= Supplements to Libya Antiqua 2), Department of Antiquities, Tripoli 1966, S. 111.
  15. Florian Schimmer: New evidence for a Roman fort and ‚vicus‘ at Mizda (Tripolitania). In: Libyan Studies 43, 2012, S. 33–39, hier: S. 35.
  16. David Mattingly: Tripolitania. University of Michigan Press, Ann Arbor 1994, ISBN 0-472-10658-9, S. 97.
  17. Ginette Di Vita-Évrard: Regio tripolitana. A reappraisal. In: David J. Mattingly D. J. Buck (Hrsg.): Town and Country in Roman Tripolitania. Papers in Honor of Olwen Hackett. (= Society for Libyan Studies occasional papers 2), BAR, Oxford 1985, ISBN 0-86054-350-1, S. 143–163; hier: S. 151.
  18. Richard Goodchild: Libyan studies. Select papers of the late. London 1976, ISBN 0-236-17680-3, S. 28; die Notitia dignitatum nennt diesen Limesabschnitt Limes Tentheitanus bzw. Limes Tenthettanus.