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„Mail Isolation Control and Tracking“ – Versionsunterschied

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'''Mail Isolation Control and Tracking''', kurz '''MICT''', sinngemäß übersetzt etwa '''Isolation, Kontrolle und Nachverfolgung von Briefpost''', ist ein vormals geheimes Programm zur Massenüberwachung, durchgeführt durch den [[United States Postal Service]]. Dabei fotografieren Computer des Postal Services das Äußere aller Papierpostbriefe, die in den Vereinigten Staaten von Amerika verarbeitet werden, im Jahr 2012 etwa 160 Milliarden Stück.<ref name=nytpickering>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2013/07/04/us/monitoring-of-snail-mail.html|title=U.S. Postal Service Logging All Mail for Law Enforcement|publisher=New York Times|date=2013-07-03|first=Ron|last=Nixon}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/politik/ausland/usa/160-milliarden-briefe-jedes-jahr-us-regierung-fotografiert-gesamten-briefverkehr-in-usa_aid_1033956.html |titel=160 Milliarden Briefe jedes Jahr US-Regierung fotografiert gesamten Briefverkehr in USA |hrsg=[[Focus]] |datum=2013-07-04 |zugriff=2013-08-17}}</ref> Dadurch wird der Postal Service in die Lage versetzt, auf Wunsch von Strafverfolgungsbehörden nachträglich postalische Korrespondenz nachzuverfolgen. MICT wurde nach den [[Anthrax-Anschläge_2001|Anthrax-Anschlägen 2001]] eingeführt, welche fünf Menschen töteten, inklusive zwei Postmitarbeiter.
'''Mail Isolation Control and Tracking''' ('''MICT'''), sinngemäß übersetzt etwa ''Isolierung, Kontrolle und Nachverfolgung von Postsendungen'', ist ein vormals geheimes Programm zur [[Massenüberwachung]], das durch den [[United States Postal Service]] (USPS) durchgeführt wird. Dabei werden alle [[Briefumschlag|Briefumschläge]], die vom USPS verarbeitet werden, fotografiert – im Jahr 2012 waren dies etwa 160 Milliarden – und mittels [[Texterkennung|Texterkennung (OCR)]] in Klarschrift überführt.<ref name="nyt-snail-mail">{{cite web | url=https://www.nytimes.com/2013/07/04/us/monitoring-of-snail-mail.html?pagewanted=all&_r=0 | title=U.S. Postal Service Logging All Mail for Law Enforcement | author=Ron Nixon | work=The New York Times | language=Englisch | date=2013-07-03 | accessdate=2013-08-11 }}</ref><ref name="focus-briefverkehr-usa">{{cite web | url=http://www.focus.de/politik/ausland/usa/160-milliarden-briefe-jedes-jahr-us-regierung-fotografiert-gesamten-briefverkehr-in-usa_aid_1033956.html | title=160 Milliarden Briefe jedes Jahr: US-Regierung fotografiert gesamten Briefverkehr in USA | author=''Focus''-Autor mp | work=Focus | date=2013-07-04 | accessdate=2014-03-23 | archivedate=2013-10-29 | archiveurl=https://web.archive.org/web/20131029192418/http://www.focus.de/politik/ausland/usa/160-milliarden-briefe-jedes-jahr-us-regierung-fotografiert-gesamten-briefverkehr-in-usa_aid_1033956.html}}</ref> Auf Nachfrage der Strafverfolgungsbehörden kann so die postalische Korrespondenz nachträglich verfolgt werden. MICT wurde nach den [[Anthrax-Anschläge 2001|Anthrax-Anschlägen 2001]] eingeführt, die fünf Menschen inklusive zweier Mitarbeiter von USPS – töteten.


Das amerikanische [[Federal Bureau of Investigations]] offenbarte die Existenz des MICT-Programmes am 7. Juni 2013. Dies geschah bei einer Diskussion des FBI-Ermittlungsfalls bezüglich der mit [[Rizin]] versetzten Briefe, die an den [[Präsident_der_Vereinigten_Staaten|US-Präsidenten]], [[Barack Obama]], und an den Bürgermeister von New York City, [[Michael Bloomberg]], versendet wurden.<ref name=nytpickering/> Das FBI beschrieb in seiner Strafanzeige, dass das Programm benutzt wurde, um die Untersuchungen des FBIs auf [[Shannon Richardson]] einzugrenzen.<ref name=smokinggun>{{cite news|url=http://www.thesmokinggun.com/documents/woman-arrested-for-obama-bloomberg-ricin-letters-687435|title=Ricin Suspect Was Tracked Via Mail Scanners|publisher=The Smoking Gun|date=2013-06-07}}</ref>
Am 7. Juni 2013 offenbarte das US-amerikanische [[Federal Bureau of Investigation]] (FBI) die Existenz des MICT-Programmes. Dies geschah im Rahmen einer Diskussion des FBI-Ermittlungsfalls zu den mit [[Rizin]] versetzten Briefen, die an den US-Präsidenten [[Barack Obama]] und den Bürgermeister von New York City [[Michael Bloomberg]] versendet worden waren.<ref name="nyt-snail-mail" /> Das FBI beschrieb in seiner Strafanzeige, dass das Programm benutzt worden war, um die Untersuchungen des FBIs auf die Attentäterin [[Shannon Guess Richardson]] einzugrenzen.<ref name="thesmokinggun-us-briefverkehr">{{cite web | url=http://www.thesmokinggun.com/documents/woman-arrested-for-obama-bloomberg-ricin-letters-687435 | title=Ricin Suspect Was Tracked Via Mail Scanners | author=The Smoking Gun | work=The Smoking Gun | language=Englisch | date=2013-06-07 | accessdate=2014-03-23 | archivedate=2013-07-16 | archiveurl=https://web.archive.org/web/20130716155440/http://www.thesmokinggun.com/documents/woman-arrested-for-obama-bloomberg-ricin-letters-687435}}</ref>


Der Experte für Computersicherheit und Datenschutz [[Bruce Schneier]] verglich MICT mit den [[National Security Agency]]-Programmen, die im Juni 2013 durch [[Edward Snowden]] veröffentlicht wurden (→[[Überwachungs- und Spionageaffäre 2013]]), und sagte, „Im Wesentlichen tun sie dasselbe wie die anderen Programme, sie sammeln die Informationen auf der Außenseite ihrer Post, die Metadaten, wenn man so will, die Namen, Adressen, Absenderadressen und die Orte des Abstempelns, was der Regierung eine ziemlich gute Karte ihrer Kontakte gibt, selbst wenn sie die Inhalte nicht lesen.<ref name=nytpickering/>
Der Experte für Computersicherheit und Datenschutz [[Bruce Schneier]] verglich MICT mit den Programmen der [[National Security Agency]] (NSA), die im Juni 2013 durch [[Edward Snowden]] veröffentlicht worden waren (→ [[Überwachungs- und Spionageaffäre 2013]]), und sagte: {{"|Im Wesentlichen tun sie dasselbe wie die anderen Programme, sie sammeln die Informationen auf der Außenseite ihrer Post, die [[Metadata|Metadaten]], wenn man so will, die Namen, Adressen, Absenderadressen und die Orte des Abstempelns, was der Regierung eine ziemlich gute Karte ihrer Kontakte gibt, selbst wenn sie die Inhalte nicht lesen.}}<ref name="nyt-snail-mail" />


James J. Wedick, ein früherer FBI-Agent, sagte zu MICT, „Es ist eine Schatzkiste voll mit Information. Durch das Ansehen auch nur der Außenhülle von Briefen und anderer Post kann ich sehen, wer ihre Bank ist, mit wem sie kommunizieren - alle Arten von nützlicher Information, die Strafverfolgern Anhaltspunkte gibt, die sie mit einer [[Subpoena]] weiter verfolgen können.“<ref name=nytpickering/> Er sagte auch, dass das Programm „leicht missbraucht werden kann, weil es so einfach zu benutzen ist und weil man nicht über einen Richter gehen muss, um Informationen zu bekommen. Man muss nur ein Formular ausfüllen.
[[James J. Wedick]], ein früherer FBI-Agent, äußerte sich über MICT: {{"|Es ist eine Schatzkiste voll mit Information. Durch das Ansehen auch nur der Außenhülle von Briefen und anderer Post kann ich sehen, wer ihre Bank ist, mit wem sie kommunizieren alle Arten von nützlicher Information, die Strafverfolgern Anhaltspunkte gibt, die sie mit einer [[Subpoena]] weiter verfolgen können.}} Er ergänzte, dass das Programm {{"|leicht missbraucht werden kann, weil es so einfach zu benutzen ist und weil man nicht über einen Richter gehen muss, um Informationen zu bekommen. Man muss nur ein Formular ausfüllen.}}<ref name="nyt-snail-mail" />


Auch die [[Deutsche Post AG|Deutsche Post]] fotografiert die Adressen aller Postsendungen. Diese geschehe – so das Unternehmen gegenüber der [[Welt am Sonntag]] – für interne Zwecke, wie die Sicherstellung einer korrekten Zustellung. Darüber hinaus gäbe es längerfristige Pilotprojekte, in denen den US-amerikanischen Behörden entsprechende Daten von Geschäftskunden zur Verfügung gestellt würden. Ziel sei eine zukünftige Vereinfachung der Zollabfertigung.<ref name="welt-post-fotografiert">{{cite web | url=http://www.welt.de/wirtschaft/article117787481/Deutsche-Post-fotografiert-Briefe-fuer-interne-Zwecke.html | title=Datenüberwachung : Deutsche Post fotografiert Briefe für interne Zwecke | author=Jan Dams | work=Die Welt | date=2013-07-06 | accessdate=2013-08-11 | archiveurl=http://www.webcitation.org/6IyL5UW82 | archivedate=2013-08-11}}</ref>
Auch die [[Deutsche Post AG|Deutsche Post]] fotografiert die Adressen aller Postsendungen. Dies geschehe – so das Unternehmen gegenüber der [[Welt am Sonntag]] im August 2013 – für interne Zwecke, wie die Sicherstellung einer korrekten Zustellung. Darüber hinaus gäbe es längerfristige Pilotprojekte, in denen den US-amerikanischen Behörden entsprechende Daten von Geschäftskunden zur Verfügung gestellt würden. Ziel sei eine zukünftige Vereinfachung der Zollabfertigung.<ref name="welt-post-fotografiert">{{cite web | url=https://www.welt.de/wirtschaft/article117787481/Deutsche-Post-fotografiert-Briefe-fuer-interne-Zwecke.html | title=Datenüberwachung: Deutsche Post fotografiert Briefe für interne Zwecke | author=Jan Dams | work=Die Welt | date=2013-07-06 | accessdate=2013-08-11 }}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Metadata]]


== Quellen ==
== Quellen ==

<references />
<references />


[[Kategorie:Postwesen_(Vereinigte_Staaten)]]
[[Kategorie:Globale Überwachungs- und Spionageaffäre]]
[[Kategorie:FBI]]
[[Kategorie:Postwesen (Vereinigte Staaten)]]
[[Kategorie:Verdachtsunabhängige Überwachung]]
[[Kategorie:Federal Bureau of Investigation]]

Aktuelle Version vom 7. Juni 2023, 07:34 Uhr

Mail Isolation Control and Tracking (MICT), sinngemäß übersetzt etwa Isolierung, Kontrolle und Nachverfolgung von Postsendungen, ist ein vormals geheimes Programm zur Massenüberwachung, das durch den United States Postal Service (USPS) durchgeführt wird. Dabei werden alle Briefumschläge, die vom USPS verarbeitet werden, fotografiert – im Jahr 2012 waren dies etwa 160 Milliarden – und mittels Texterkennung (OCR) in Klarschrift überführt.[1][2] Auf Nachfrage der Strafverfolgungsbehörden kann so die postalische Korrespondenz nachträglich verfolgt werden. MICT wurde nach den Anthrax-Anschlägen 2001 eingeführt, die fünf Menschen – inklusive zweier Mitarbeiter von USPS – töteten.

Am 7. Juni 2013 offenbarte das US-amerikanische Federal Bureau of Investigation (FBI) die Existenz des MICT-Programmes. Dies geschah im Rahmen einer Diskussion des FBI-Ermittlungsfalls zu den mit Rizin versetzten Briefen, die an den US-Präsidenten Barack Obama und den Bürgermeister von New York City Michael Bloomberg versendet worden waren.[1] Das FBI beschrieb in seiner Strafanzeige, dass das Programm benutzt worden war, um die Untersuchungen des FBIs auf die Attentäterin Shannon Guess Richardson einzugrenzen.[3]

Der Experte für Computersicherheit und Datenschutz Bruce Schneier verglich MICT mit den Programmen der National Security Agency (NSA), die im Juni 2013 durch Edward Snowden veröffentlicht worden waren (→ Überwachungs- und Spionageaffäre 2013), und sagte: „Im Wesentlichen tun sie dasselbe wie die anderen Programme, sie sammeln die Informationen auf der Außenseite ihrer Post, die Metadaten, wenn man so will, die Namen, Adressen, Absenderadressen und die Orte des Abstempelns, was der Regierung eine ziemlich gute Karte ihrer Kontakte gibt, selbst wenn sie die Inhalte nicht lesen.“[1]

James J. Wedick, ein früherer FBI-Agent, äußerte sich über MICT: „Es ist eine Schatzkiste voll mit Information. Durch das Ansehen auch nur der Außenhülle von Briefen und anderer Post kann ich sehen, wer ihre Bank ist, mit wem sie kommunizieren – alle Arten von nützlicher Information, die Strafverfolgern Anhaltspunkte gibt, die sie mit einer Subpoena weiter verfolgen können.“ Er ergänzte, dass das Programm „leicht missbraucht werden kann, weil es so einfach zu benutzen ist und weil man nicht über einen Richter gehen muss, um Informationen zu bekommen. Man muss nur ein Formular ausfüllen.“[1]

Auch die Deutsche Post fotografiert die Adressen aller Postsendungen. Dies geschehe – so das Unternehmen gegenüber der Welt am Sonntag im August 2013 – für interne Zwecke, wie die Sicherstellung einer korrekten Zustellung. Darüber hinaus gäbe es längerfristige Pilotprojekte, in denen den US-amerikanischen Behörden entsprechende Daten von Geschäftskunden zur Verfügung gestellt würden. Ziel sei eine zukünftige Vereinfachung der Zollabfertigung.[4]

  1. a b c d Ron Nixon: U.S. Postal Service Logging All Mail for Law Enforcement. In: The New York Times. 3. Juli 2013, abgerufen am 11. August 2013 (englisch).
  2. Focus-Autor mp: 160 Milliarden Briefe jedes Jahr: US-Regierung fotografiert gesamten Briefverkehr in USA. In: Focus. 4. Juli 2013, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 23. März 2014.
  3. The Smoking Gun: Ricin Suspect Was Tracked Via Mail Scanners. In: The Smoking Gun. 7. Juni 2013, archiviert vom Original am 16. Juli 2013; abgerufen am 23. März 2014 (englisch).
  4. Jan Dams: Datenüberwachung: Deutsche Post fotografiert Briefe für interne Zwecke. In: Die Welt. 6. Juli 2013, abgerufen am 11. August 2013.