„Chordale Metrik“ – Versionsunterschied
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Mit <math>\mathbb{S}^2 \subset \R^3</math> wird die in den [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] <math>\R^3</math> eingebettete [[Sphäre (Mathematik)|Sphäre]] bezeichnet. Sei nun <math>P^{-1}_N \colon \Complex \cup \{\infty\} \to \mathbb{S}^2</math> die [[Umkehrabbildung]] der [[Stereografische Projektion|stereografischen Projektion]] durch den Nordpol <math>N</math> mit <math>P^{-1}_N(\infty) = N</math>. Für zwei Punkte <math>z, w \in \Complex \cup \{\infty\}</math> auf der riemannschen Zahlenkugel ist die chordale Metrik <math>\chi</math> definiert durch |
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:<math>\chi(z, w) := \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(w)\|_2</math>, |
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== Beweis der Metrikeigenschaft == |
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Die chordale Metrik ist eine Metrik, da die drei Bedingungen für eine Metrik erfüllt sind: |
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* [[Definitheit]]: <math>\chi(z, w) \ge 0</math>, da alle Normen, und daher auch die euklidische, stets größer null sind. |
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* [[Symmetrie]]: |
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::<math>\chi(z, w) = \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(w)\| = \|(-1) \cdot (P^{-1}_N(w) - P^{-1}_N(z))\|</math> <math>= |-1| \cdot \|P^{-1}_N(w) - P^{-1}_N(z)\|</math> <math>= 1 \cdot \|P^{-1}_N(w) - P^{-1}_N(z)\| = \chi(w, z)</math>, |
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:da eine Norm über [[Homogene Funktion|absolute Homogenität]] verfügt, also <math>\chi(z, w) = \chi(w, z)</math>. |
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Für Punkte <math>w, z \in \Complex</math> ergibt sich explizit die Darstellung |
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::<math>\chi(z, w) = \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(w)\|</math> <math> = \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(c) + P^{-1}_N(c) - P^{-1}_N(w)\|</math> <math> \le \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(c)\| + \|P^{-1}_N(c) - P^{-1}_N(w)\|</math> <math> = \chi(z, c) + \chi(c, w)</math>, |
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:<math>\chi(z, w) = \|P^{-1}_N(z) - P^{-1}_N(w)\|_2 = \frac{2 \cdot \|w - z\|}{\sqrt{1 + \|w\|^2}\sqrt{1 + \|z\|^2}}</math>. |
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Für <math>w = \infty</math> und <math>z \in \Complex</math> kann die Darstellung |
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ermittelt werden und für <math>w = z = \infty</math> gilt |
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:<math>\chi(\infty, \infty) = \|N - N\|_2 = 0</math>.<ref>Rolf Walter: ''Einführung in die Analysis 1''. Walter de Gruyter 2007, ISBN 978-3-11-019539-2, S. 354–355.</ref> |
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== Eigenschaften == |
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Die riemannsche Zahlenkugel <math>\Complex \cup \{\infty\}</math> ist bezüglich der chordalen Metrik ein kompakter metrischer Raum. Da in <math>B_R (0)</math> für ein beliebiges <math>R > 0</math> die chordale Metrik und die euklidische Metrik äquivalent sind, sind Eigenschaften wie Offenheit oder Abgeschlossenheit von beschränkten Teilmengen von <math>\Complex</math> für die beiden Metriken identisch. |
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== Alternative == |
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In vielen Lehrbüchern wird eine andere Darstellung der chordalen Metrik bevorzugt, welche sich von der obigen durch die Weglassung des Faktors <math>2</math> unterscheidet. Hier hat man also (bei Anwendung der [[Komplexe Betragsfunktion|komplexen Betragsfunktion]]): |
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: <math>\chi(a, b) = \frac{|a-b|}{ (1+|a|^2)^{ \frac {1}{2}} \cdot (1+|b|^2)^{ \frac {1}{2}}} \; (a,b \in \Complex)</math> . |
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Der Unterschied besteht darin, dass man bei der [[Einbettung (Mathematik)|Einbettung]] der [[Gaußsche Zahlenebene|Gaußschen Zahlenebene]] in die [[Riemannsche Zahlenkugel]] eine [[Kugel]] des <math>\R^3</math> zugrunde legt, die den [[Durchmesser]] <math>1</math> hat und mit ihrem ''Südpol'' die <math>x</math>-<math>y</math>-[[Ebene (Mathematik)|Ebene]] im [[Koordinatenursprung]] [[Berührpunkt|berührt]]. Ihr ''Nordpol'' hat dabei die [[Koordinate]]n <math>x=0, y=0, z=1</math>. Diese [[reellwertige Funktion]] <math>\chi </math> ist also eine [[beschränkte Funktion]] mit dem [[Größtes und kleinstes Element|Maximum]] <math>1</math>. Man spricht in diesem Zusammenhang eher vom '''chordalen Abstand''' ({{enS|chordal distance}}). |
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Dass <math>\chi </math> hier die Eigenschaften eine Metrik besitzt, ergibt sich aus der Tatsache, dass sie aus dem [[Euklidischer Abstand|euklidischen Abstand]] des <math>\R^3</math> erwächst.<ref name="LC-001">Lothar Collatz: ''Funktionalanalysis und numerische Mathematik.'' 1968, S. 20</ref> Dies lässt sich jedoch auch elementar nachweisen, wie der Mathematiker [[Shizuo Kakutani]] zeigte. Dabei geht es im Wesentlichen um den Nachweis der Gültigkeit der [[Dreiecksungleichung]]. Kakutani zeigte dies unter Anwendung elementarer [[Ungleichung]]en.<ref name="DSM-001">D. S. Mitrinović: ''Analytic Inequalities.'' 1970, S. 317</ref> |
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== Verallgemeinerung == |
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Da es auch eine stereografische Projektion <math>P_N \colon S^n \to \widehat{\R^n}</math> von der <math>n</math>-[[Sphäre (Mathematik)|Sphäre]] in die [[Einpunktkompaktifizierung]] <math>\widehat{\R^n}</math> von <math>\R^n</math> gibt, kann die obige Definition verallgemeinert werden und man erhält dadurch, dass <math>\widehat{\R^n}</math> bezüglich dieser Metrik auch ein kompakter metrischer Raum ist. |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Heinrich Behnke]], [[Friedrich Sommer (Mathematiker)|Friedrich Sommer]] |
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|Titel=Theorie der analytischen Funktionen einer komplexen Veränderlichen |
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|Reihe=Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen |
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|BandReihe=77 |
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|Verlag=[[Springer Science+Business Media|Springer-Verlag]] |
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|Datum=1965 |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Lothar Collatz]] |
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|Reihe=Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=[[Springer Science+Business Media|Springer-Verlag]] |
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|Ort=Berlin, Heidelberg, New York |
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|Seiten=20}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Einar Hille]] |
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|Titel=Analytic Function Theory. Volume 1 |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Rolf Walter (Mathematiker)|Rolf Walter]] |
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|Seiten=354–355}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Metrischer Raum]] |
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[[Kategorie:Analysis]] |
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[[Kategorie:Funktionentheorie]] |
Aktuelle Version vom 30. Juni 2023, 21:28 Uhr
Die chordale Metrik ist eine Metrik auf der riemannschen Zahlenkugel, die mithilfe der stereografischen Projektion definiert wird.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit wird die in den euklidischen Raum eingebettete Sphäre bezeichnet. Sei nun die Umkehrabbildung der stereografischen Projektion durch den Nordpol mit . Für zwei Punkte auf der riemannschen Zahlenkugel ist die chordale Metrik definiert durch
- ,
wobei die euklidische Norm bezeichnet.
Für Punkte ergibt sich explizit die Darstellung
- .
Für und kann die Darstellung
ermittelt werden und für gilt
- .[1]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die riemannsche Zahlenkugel ist bezüglich der chordalen Metrik ein kompakter metrischer Raum. Da in für ein beliebiges die chordale Metrik und die euklidische Metrik äquivalent sind, sind Eigenschaften wie Offenheit oder Abgeschlossenheit von beschränkten Teilmengen von für die beiden Metriken identisch.
Alternative
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In vielen Lehrbüchern wird eine andere Darstellung der chordalen Metrik bevorzugt, welche sich von der obigen durch die Weglassung des Faktors unterscheidet. Hier hat man also (bei Anwendung der komplexen Betragsfunktion):
- .
Der Unterschied besteht darin, dass man bei der Einbettung der Gaußschen Zahlenebene in die Riemannsche Zahlenkugel eine Kugel des zugrunde legt, die den Durchmesser hat und mit ihrem Südpol die --Ebene im Koordinatenursprung berührt. Ihr Nordpol hat dabei die Koordinaten . Diese reellwertige Funktion ist also eine beschränkte Funktion mit dem Maximum . Man spricht in diesem Zusammenhang eher vom chordalen Abstand (englisch chordal distance).
Dass hier die Eigenschaften eine Metrik besitzt, ergibt sich aus der Tatsache, dass sie aus dem euklidischen Abstand des erwächst.[2] Dies lässt sich jedoch auch elementar nachweisen, wie der Mathematiker Shizuo Kakutani zeigte. Dabei geht es im Wesentlichen um den Nachweis der Gültigkeit der Dreiecksungleichung. Kakutani zeigte dies unter Anwendung elementarer Ungleichungen.[3]
Verallgemeinerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da es auch eine stereografische Projektion von der -Sphäre in die Einpunktkompaktifizierung von gibt, kann die obige Definition verallgemeinert werden und man erhält dadurch, dass bezüglich dieser Metrik auch ein kompakter metrischer Raum ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Behnke, Friedrich Sommer: Theorie der analytischen Funktionen einer komplexen Veränderlichen (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen. Band 77). Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1965, S. 13 ff.
- Lothar Collatz: Funktionalanalysis und numerische Mathematik. Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1964 (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen. Band 120). 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1968, ISBN 3-540-04135-4, S. 20.
- Einar Hille: Analytic Function Theory. Volume 1. 2. Auflage. Chelsea Publishing Company, New York, N.Y. 1959, S. 42 ff.
- Rolf Walter: Einführung in die Analysis 1. (= de Gruyter Lehrbuch). Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019539-2, S. 354–355.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rolf Walter: Einführung in die Analysis 1. Walter de Gruyter 2007, ISBN 978-3-11-019539-2, S. 354–355.
- ↑ Lothar Collatz: Funktionalanalysis und numerische Mathematik. 1968, S. 20
- ↑ D. S. Mitrinović: Analytic Inequalities. 1970, S. 317