„Assembly, Integration and Verification“ – Versionsunterschied
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'''Assembly, Integration and Verification''' oder '''AIV''' |
'''Assembly, Integration and Verification''' oder '''AIV''' beinhaltet alle Tätigkeiten, die zum Nachweis der Erfüllung aller Anforderungen der zu liefernden Produkte gegenüber dem Auftraggeber notwendig sind. Es umfasst formelle Verfahren, die in der [[Luft- und Raumfahrttechnik]] von jedem Auftragnehmer vertraglich gefordert werden. Die standardisierte [[Verifizierung#Raumfahrt|Qualifikation]] und [[Verifizierung#Raumfahrt|Abnahme]] wird auf allen Ebenen vom [[Bauteil (Technik)|Bauteilen]] bis zum [[Gesamtsystem]] durchgeführt. Die Methodik wurde gleichermaßen von der [[Europäische Weltraumorganisation|ESA]] und [[National Aeronautics and Space Administration|NASA]] mit leicht unterschiedlichen Vorgehensweisen und Dokumententypen genormt. Es soll sicherstellen, dass ein [[Technisches Sachsystem|System]], beispielsweise ein [[Satellit (Raumfahrt)|Satellit]], sowohl den Transport in den jeweiligen [[Satellitenorbit|Orbit]] unbeschädigt übersteht, während der spezifizierten Betriebszeit seine Funktion erfüllt und schließlich entsorgt werden kann. |
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== Begriffsklärung AIV == |
== Begriffsklärung AIV == |
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AIV steht für Assembly (engl. für Aufbau), Integration (engl. für Einbinden, Integrieren, Vernetzen) and Verification (engl. für gewährleisten, nachprüfen, überprüfen). |
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Frei übersetzt bedeutet AIV so viel wie Aufbau der Systemstruktur, Integration der Systemkomponenten und Verifizieren der Systemfunktionalität. |
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== Definition AIV == |
== Definition AIV == |
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Unter AIV versteht man den systematischen und methodengestützten Prozess der Planung, Vorbereitung und Ausführung der AIV-Aktivitäten. Die Verifikationstätigkeiten, die in den Spezifikationen definiert sind, werden nach formell akzeptierten Prozeduren mit eindeutigen Kriterien durch die verschiedenen Disziplinen Systemsengineering, AIT (Assembly, Integration und Test), QA (Quality assurance) und Operations durchgeführt und erbringen den Nachweis, dass die Spezifikationsparameter erfüllt werden. Die AIV-Organisation verwaltet alle Verifikations-Anforderungen und -Dokumente in einer Datenbank, die jederzeit den Status zeigt und die Basis für das COQ (Certificate of Qualification) bzw. COA (Certificate of Acceptance) darstellt. |
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Unter '''AIV''' versteht man den systematischen und methodengestützten Prozess der Planung, Vorbereitung und Qualifizierung der Modelle und Verifikationsressourcen zur Qualitätssicherung einer Einzelunternehmung oder Kleinstserie in der Luft- und Raumfahrtindustrie. |
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Dieser Vorgang wird durch korrespondierende AIV Organisationseinheiten in gleicher Weise von der Geräte- bis System-Ebene durchgeführt, wobei jeweils die höhere Ebene die Ergebnisse der unteren Ebene überprüft und formell als Vertragserfüllung akzeptiert. |
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Der AIV-Zyklus beginnt bereits früh im Produktlebenszyklus, startet im ESA/NASA [[Projektphase#Raumfahrt|Phasenkonzept]] gegen Ende der Phase A und begleitet das Produkt in der Regel über die gesamte restliche Projektlaufzeit. Das AIV ist im Produktlebenszyklus rein administrativer Natur und beschäftigt sich vor allem mit der Planung und der Beschaffung bzw. das zur Verfügung Stellen von benötigten Materialien, Ressourcen und Einrichtungen. |
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Der AIV-Zyklus beginnt bereits früh im Produktlebenszyklus zusammen mit der Erstellung der Spezifikationen, startet im ESA/NASA [[Projektphase#Raumfahrt|Phasenkonzept]] gegen Ende der Phase A und begleitet das Produkt bis zur Ablieferung. |
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AIV findet Anwendung, wenn ein Versagen einer kritischen Komponente eines Systems zum Gesamtverlust der Investition und/oder katastrophalen Auswirkungen für Mensch bzw. Umwelt führt. Daher werden die Komponenten des Systems durch mindestens ein Standardqualifikationsprogramm – unter der Leitung des AIV – geprüft, bevor sie für die Betriebsphase freigegeben werden. |
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== Aufgaben des AIV in der Industrie == |
== Aufgaben des AIV in der Industrie == |
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Die grundlegende Aufgabe der mit dem AIV betrauten Abteilung und |
Die grundlegende Aufgabe der mit dem AIV betrauten Abteilung ist die Kontrolle und Dokumentation, dass das geplante Verifikationsergebnis für das Gerät/das System zu den jeweiligen [[Meilenstein(Projektmanagement)|Milestones]] vorliegt. |
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Bei Raumfahrtprojekten muss ein hoher Aufwand in die Verifikation gesteckt werden. Um die Vorgehensweise nicht für jedes Projekt neu festlegen zu müssen, gibt es eine von ESA und NASA festgelegte standardisierte Vorgehensweise für die [[Verifizierung]], in der die Aufgaben, Methoden und Vorgehensweisen spezifiziert worden sind. |
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=== Hauptaufgaben des AIV === |
=== Hauptaufgaben des AIV === |
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==== Anlegen der |
==== Anlegen der Verifikationsdokumentation ==== |
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Dem Standard entsprechend werden verschiedene Dokumente angelegt, um den gesamten Prozess für die Milestones und den Kunden zu dokumentieren. Dies stellt sicher, dass alle erforderlichen Planungsschritte vollzogen werden und macht diese für Dritte sowohl nachvollziehbar als auch überprüfbar. Dies ermöglicht |
Dem Standard entsprechend werden verschiedene Dokumente angelegt, um den gesamten Prozess für die Milestones und den Kunden zu dokumentieren. Dies stellt sicher, dass alle erforderlichen Planungsschritte vollzogen werden und macht diese für Dritte sowohl nachvollziehbar als auch überprüfbar. Dies ermöglicht dem Auftraggeber-VCB (Verification-Control-Board) in [[Peer-Review|Reviews]], die Ergebnisse der jeweiligen Milestones zu überprüfen bzw. formell zu akzeptieren. |
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'''Spezifizierte Dokumente''' |
'''Spezifizierte Dokumente''' |
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==== Modellphilosophie ==== |
==== Modellphilosophie ==== |
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Bei der Festlegung der Testphilosophie bestimmt verantwortliche Organisationseinheit, welche Modelle und zu welchem Zeitpunkt dem Anwendungszweck benötigt und zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese können sowohl virtueller als auch physischer Natur sein. Die Modellphilosophie leitet sich aus der Anforderungsspezifikation ab. Wann welche Modelle (virtuell oder breadboard oder EM) zur Verfügung stehen sollen, wird im Verifikationsplan festgelegt. |
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Da einige Tests nur mit hohem Aufwand ausgeführt werden können bzw. wegen nur |
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Da moderne Software-Programme in der Regel die Wirklichkeit in ausreichender Genauigkeit widerspiegeln, wird aus Kostengründen mehr und mehr auf physische Modelle zugunsten virtueller oder hybrider Modelle verzichtet. |
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im Orbit vorhandener Bedingungen am Boden nicht möglich sind, werden bestimmte Verifikations-Ergebnisse durch Computerprogramme erstellt; dabei muss das zu verifizierende Produkt in adäquater Genauigkeit modelliert werden. |
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Es wurde versucht auch on-orbit Tätigkeiten wie z. B. Ein-/Ausbau von Geräten im Columbus-Modul durch Computersimulation zu verifizieren; die Ergebnisse waren nicht überzeugend, sodass nur Untersuchungen im Neutral-Buoyancy-Becken akzeptable Ergebnisse lieferten. |
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'''Standardmodelle'''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Building_and_testing_spacecraft |titel=Building and testing spacecraft |hrsg=ESA |abruf=2024-11-17}}</ref> |
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* EM: [[Engineering Model]] |
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* EQM: Engineering Qualification Model auf Gerätebene (identisch zu FM aber elektronische Bauteile nicht nach EEE-Standard) |
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* PFM / FS: Proto-Flight Model / Flight Spare Model |
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* EM: Engineering Model auf Geräte und Systemebene (identisch zu FM – form, fit, function – aber reduzierter Qualitätsstandard / keine EEE-Bauteile) |
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* PFM: Proto-Flight Model auf System- und Geräteebene (Nach Benutzung für Qualification wird es als FM eingesetzt) |
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* FM: Flight Model |
* FM: Flight Model |
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* GRM: [[Ground Reference Model]] |
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==== Analysen und Entwurfsbeurteilungen ==== |
==== Analysen und Entwurfsbeurteilungen ==== |
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Die |
Die verantwortliche Ressource muss bereits in frühen Phasen des Projekts Analysen zur Verfügung stellen, um die „Machbarkeit“ eines Projekts nachzuweisen. Neben ersten <!--Ablaufsimulationen, vllt. so?-->[[Simulation]]en des [[Arbeitssystem|Arbeitsablaufes]], über die der [[Funktionsnachweis]] erbracht werden kann, spielen die [[Liste numerischer Verfahren|numerischen Verfahren]] eine immer größere Rolle in der Planung und Bewertung von Systemkomponenten. Durch immer mächtigere Analyse-Werkzeuge und den Einsatz von Datenbanken, durch die eine schnelle und einfache Vergleichbarkeit aktueller und früherer Projekte bzw. Komponenten ([[Legacy System]]e)<!--einäugig, aber immerhin :-)).--> möglich ist, können Kosten gesenkt und [[Risiko#Ingenieur- und Umweltwissenschaften|Fehlerrisiken]]<!--bitte auch [[Risikomanagement]] ansehen--> minimiert werden. Weiterhin können durch diese Methoden und Werkzeuge die Systemkomplexität besser erfasst und verstanden werden und Daten aus den Analysen und Simulationen gewonnen werden. Das stellt eine kostengünstige Alternative zu realen Experimenten dar. |
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'''Bekannte Methoden sind unter anderem''' |
'''Bekannte Methoden sind unter anderem''' |
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'''Aufgaben in diesem Bereich''' |
'''Aufgaben in diesem Bereich''' |
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* planen des Personalbedarfs und der Fachkräfte |
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* buchen bzw. zur Verfügung stellen von Testeinrichtungen |
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* bereitstellen von Computern und Software |
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* [[Budget]]planung<!--ist da was passenderes bei? vllt. Budgetierung?--> |
* [[Budget]]planung<!--ist da was passenderes bei? vllt. Budgetierung?--> |
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* dynamische Koordination mit dem Projektzeitplan |
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* alternative Lieferanten und Komponenten definieren |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Veralteter ECSS-Standard<!-- kein allgemeiner Industriestandard -->: ECSS-E-ST-10-02C, Stand 6. März 2009 der [[European Cooperation for Space Standardization]], [https://ecss.nl/standard/ecss-e-st-10-02c-verification/ online] (PDF; 514 kB) auf glast.pi.infn.it (englisch) |
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* Veralteter ECSS-Standard: ECSS-E-10 Part 1B (18. November 2004) [https://ecss.nl/standard/ecss-e-10-part-1b-system-engineering-part-1-requirements-and-process/ online] auf cesames.net (englisch) |
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* Veralteter ECSS-Standard: ECSS-E-10-03A (15. Februar 2002), [https://ecss.nl/standard/ecss-e-10-03a-testing/ online] (PDF) auf eop-cfi.esa.int (englisch) |
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* Willi Hallmann, Wilfried Ley: ''Handbuch Raumfahrttechnik'', Hanser, 1999, ISBN 3-446-21035-0 |
* Willi Hallmann, Wilfried Ley: ''Handbuch Raumfahrttechnik'', Hanser, 1999, ISBN 3-446-21035-0 |
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* [[Ulrich Walter]]: ''Systems Engineering'', Skript, TU München |
* [[Ulrich Walter]]: ''Systems Engineering'', Skript, TU München |
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* Horst Baier, Frank Schiller, Rudolf Schilling: ''Modellbildung und Simulation'', Skript, TU München |
* Horst Baier, Frank Schiller, Rudolf Schilling: ''Modellbildung und Simulation'', Skript, TU München |
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* Richard Maier, Andreas Ehrhardt: ''SA AIT/AIV im Projekt VECTOR'', TU München |
* Richard Maier, Andreas Ehrhardt: ''SA AIT/AIV im Projekt VECTOR'', TU München |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Qualitätssicherung]] |
[[Kategorie:Qualitätssicherung]] |
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[[Kategorie:Raumfahrttechnik]] |
[[Kategorie:Raumfahrttechnik]] |
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[[Kategorie:Qualitätsmanagement (Verkehr)]] |
Aktuelle Version vom 17. November 2024, 18:01 Uhr
Assembly, Integration and Verification oder AIV beinhaltet alle Tätigkeiten, die zum Nachweis der Erfüllung aller Anforderungen der zu liefernden Produkte gegenüber dem Auftraggeber notwendig sind. Es umfasst formelle Verfahren, die in der Luft- und Raumfahrttechnik von jedem Auftragnehmer vertraglich gefordert werden. Die standardisierte Qualifikation und Abnahme wird auf allen Ebenen vom Bauteilen bis zum Gesamtsystem durchgeführt. Die Methodik wurde gleichermaßen von der ESA und NASA mit leicht unterschiedlichen Vorgehensweisen und Dokumententypen genormt. Es soll sicherstellen, dass ein System, beispielsweise ein Satellit, sowohl den Transport in den jeweiligen Orbit unbeschädigt übersteht, während der spezifizierten Betriebszeit seine Funktion erfüllt und schließlich entsorgt werden kann.
Begriffsklärung AIV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]AIV steht für Assembly (engl. für Aufbau), Integration (engl. für Einbinden, Integrieren, Vernetzen) and Verification (engl. für gewährleisten, nachprüfen, überprüfen).
Frei übersetzt bedeutet AIV so viel wie Aufbau der Systemstruktur, Integration der Systemkomponenten und Verifizieren der Systemfunktionalität.
Definition AIV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter AIV versteht man den systematischen und methodengestützten Prozess der Planung, Vorbereitung und Ausführung der AIV-Aktivitäten. Die Verifikationstätigkeiten, die in den Spezifikationen definiert sind, werden nach formell akzeptierten Prozeduren mit eindeutigen Kriterien durch die verschiedenen Disziplinen Systemsengineering, AIT (Assembly, Integration und Test), QA (Quality assurance) und Operations durchgeführt und erbringen den Nachweis, dass die Spezifikationsparameter erfüllt werden. Die AIV-Organisation verwaltet alle Verifikations-Anforderungen und -Dokumente in einer Datenbank, die jederzeit den Status zeigt und die Basis für das COQ (Certificate of Qualification) bzw. COA (Certificate of Acceptance) darstellt.
Dieser Vorgang wird durch korrespondierende AIV Organisationseinheiten in gleicher Weise von der Geräte- bis System-Ebene durchgeführt, wobei jeweils die höhere Ebene die Ergebnisse der unteren Ebene überprüft und formell als Vertragserfüllung akzeptiert.
Der AIV-Zyklus beginnt bereits früh im Produktlebenszyklus zusammen mit der Erstellung der Spezifikationen, startet im ESA/NASA Phasenkonzept gegen Ende der Phase A und begleitet das Produkt bis zur Ablieferung.
Aufgaben des AIV in der Industrie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die grundlegende Aufgabe der mit dem AIV betrauten Abteilung ist die Kontrolle und Dokumentation, dass das geplante Verifikationsergebnis für das Gerät/das System zu den jeweiligen Milestones vorliegt.
Bei Raumfahrtprojekten muss ein hoher Aufwand in die Verifikation gesteckt werden. Um die Vorgehensweise nicht für jedes Projekt neu festlegen zu müssen, gibt es eine von ESA und NASA festgelegte standardisierte Vorgehensweise für die Verifizierung, in der die Aufgaben, Methoden und Vorgehensweisen spezifiziert worden sind.
Hauptaufgaben des AIV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anlegen der Verifikationsdokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Standard entsprechend werden verschiedene Dokumente angelegt, um den gesamten Prozess für die Milestones und den Kunden zu dokumentieren. Dies stellt sicher, dass alle erforderlichen Planungsschritte vollzogen werden und macht diese für Dritte sowohl nachvollziehbar als auch überprüfbar. Dies ermöglicht dem Auftraggeber-VCB (Verification-Control-Board) in Reviews, die Ergebnisse der jeweiligen Milestones zu überprüfen bzw. formell zu akzeptieren.
Spezifizierte Dokumente
- Verification plan (VP)
- Assembly, integration and test (AIT) plan
- Verification control document (VCD)
- Test specification (TSPE)
- Test procedure (TPRO)
- Test report (TRPT)
- Analysis report (ARPT)
- Review of design report (RRPT)
- Inspection report (IRPT)
- Verification report (VRPT)
Der Inhalt dieser Dokumente ist genormt und kann beispielsweise im ECSS-E-ST-10-02C Annex A–F und ECSS-E-ST-10 – ECSS-E-ST-10-03 nachgelesen werden.
Modellphilosophie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Festlegung der Testphilosophie bestimmt verantwortliche Organisationseinheit, welche Modelle und zu welchem Zeitpunkt dem Anwendungszweck benötigt und zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese können sowohl virtueller als auch physischer Natur sein. Die Modellphilosophie leitet sich aus der Anforderungsspezifikation ab. Wann welche Modelle (virtuell oder breadboard oder EM) zur Verfügung stehen sollen, wird im Verifikationsplan festgelegt.
Da einige Tests nur mit hohem Aufwand ausgeführt werden können bzw. wegen nur im Orbit vorhandener Bedingungen am Boden nicht möglich sind, werden bestimmte Verifikations-Ergebnisse durch Computerprogramme erstellt; dabei muss das zu verifizierende Produkt in adäquater Genauigkeit modelliert werden.
Es wurde versucht auch on-orbit Tätigkeiten wie z. B. Ein-/Ausbau von Geräten im Columbus-Modul durch Computersimulation zu verifizieren; die Ergebnisse waren nicht überzeugend, sodass nur Untersuchungen im Neutral-Buoyancy-Becken akzeptable Ergebnisse lieferten.
Standardmodelle[1]
- STM: Structural / Thermal Model auf System- und Geräteebene
- EQM: Engineering Qualification Model auf Gerätebene (identisch zu FM aber elektronische Bauteile nicht nach EEE-Standard)
- EM: Engineering Model auf Geräte und Systemebene (identisch zu FM – form, fit, function – aber reduzierter Qualitätsstandard / keine EEE-Bauteile)
- PFM: Proto-Flight Model auf System- und Geräteebene (Nach Benutzung für Qualification wird es als FM eingesetzt)
- QM: Qualification Model (identisch zu FM)
- FM: Flight Model
Analysen und Entwurfsbeurteilungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die verantwortliche Ressource muss bereits in frühen Phasen des Projekts Analysen zur Verfügung stellen, um die „Machbarkeit“ eines Projekts nachzuweisen. Neben ersten Simulationen des Arbeitsablaufes, über die der Funktionsnachweis erbracht werden kann, spielen die numerischen Verfahren eine immer größere Rolle in der Planung und Bewertung von Systemkomponenten. Durch immer mächtigere Analyse-Werkzeuge und den Einsatz von Datenbanken, durch die eine schnelle und einfache Vergleichbarkeit aktueller und früherer Projekte bzw. Komponenten (Legacy Systeme) möglich ist, können Kosten gesenkt und Fehlerrisiken minimiert werden. Weiterhin können durch diese Methoden und Werkzeuge die Systemkomplexität besser erfasst und verstanden werden und Daten aus den Analysen und Simulationen gewonnen werden. Das stellt eine kostengünstige Alternative zu realen Experimenten dar.
Bekannte Methoden sind unter anderem
- Ablauf-Simulation
- Thermal-Simulation (z. B. ESATAN)
- FEM/FVM/FDM-Simulation
- CFD-Verfahren
- Mehrkörpersimulation
- 3D-Kinematiksimulation
Ressourcenplanung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Verifikation müssen natürlich auch die entsprechenden Ressourcen geplant, geordert und zu dem entsprechenden Zeitpunkten zur Verfügung stehen.
So müssen zu den geplanten Modellen auch entsprechende Einrichtungen und Fachkräfte bereitgestellt werden. Diese Planung muss eng mit dem tatsächlichen Projektfortschritt koordiniert werden und erfordert daher eine enge Zusammenarbeit des Projektleiters mit der AIV-Ressource. Neben den eigentlichen Testressourcen müssen auch alternative Subsysteme in enger Zusammenarbeit mit der jeweiligen Stelle definiert werden, falls eine Komponente den zugrunde liegenden Anforderungen – die sich im Laufe des Projekts ändern können – nicht genügt oder in den Qualifikationsprogrammen versagt.
Aufgaben in diesem Bereich
- planen des Personalbedarfs und der Fachkräfte
- buchen bzw. zur Verfügung stellen von Testeinrichtungen
- bereitstellen von Computern und Software
- Budgetplanung
- dynamische Koordination mit dem Projektzeitplan
- alternative Lieferanten und Komponenten definieren
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Veralteter ECSS-Standard: ECSS-E-ST-10-02C, Stand 6. März 2009 der European Cooperation for Space Standardization, online (PDF; 514 kB) auf glast.pi.infn.it (englisch)
- Veralteter ECSS-Standard: ECSS-E-10 Part 1B (18. November 2004) online auf cesames.net (englisch)
- Veralteter ECSS-Standard: ECSS-E-10-03A (15. Februar 2002), online (PDF) auf eop-cfi.esa.int (englisch)
- Willi Hallmann, Wilfried Ley: Handbuch Raumfahrttechnik, Hanser, 1999, ISBN 3-446-21035-0
- Ulrich Walter: Systems Engineering, Skript, TU München
- Horst Baier, Frank Schiller, Rudolf Schilling: Modellbildung und Simulation, Skript, TU München
- Richard Maier, Andreas Ehrhardt: SA AIT/AIV im Projekt VECTOR, TU München
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Building and testing spacecraft. ESA, abgerufen am 17. November 2024.