„Anthropologie“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Da Vinci Vitruve Luc Viatour.jpg|mini|Der „[[Vitruvianischer Mensch|vitruvianische Mensch]]“ von [[Leonardo da Vinci]] (1490) als Sinnbild]] |
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Die '''Anthropologie''' (gr. anthropo- von ανθροπος = Mensch) ist die Wissenschaft vom [[Mensch]]en und von der Menschheit. |
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Sie befasst sich mit der Gesamtheit aller Menschen, insbesondere mit der menschlichen [[Kultur]]. |
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'''Anthropologie''' (im 16. Jahrhundert als ''anthropologia'' gebildet<ref>Axel W. Bauer: ''Bemerkungen zur Verwendung des Terminus „Anthropologie“ in der Medizin der Neuzeit (16.–19. Jahrhundert).'' In: Eduard Seidler (Hrsg.): ''Medizinische Anthropologie.'' 1984, S. 32–55.</ref> aus {{grcS|ἄνθρωπος|ánthrōpos|de=Mensch}}, und ''[[-logie]]:'' Menschenkunde, Lehre vom Menschen) ist die [[Wissenschaft]] vom [[Mensch]]en. Sie wird im [[Deutscher Sprachraum|deutschen Sprachraum]] und in vielen europäischen Ländern vor allem als [[Naturwissenschaft]] verstanden. Die ''naturwissenschaftliche'' oder ''Physische Anthropologie'' betrachtet den Menschen im Anschluss an die [[Synthetische Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] von [[Charles Darwin]] als [[Lebewesen|biologisches Wesen]]. |
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Wichtige Themen der Anthropologie sind die Fähigkeiten des Menschen, die Welt [[abstrakt]] zu erfassen, zu lernen und zu lehren, und die (Um)welt zu beeinflussen oder zu verändern. |
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Dieser [[Naturalismus (Philosophie)|naturalistischen]] Betrachtung des Menschen, die sich beispielsweise mit der [[Konstitution]] (früher auch mit der [[Rassentheorie|Rassenlehre]] und [[Humangenetik]]) und der [[Stammesgeschichte des Menschen|Abstammung des Menschen]] befasst, stehen verschiedene andere Ansätze gegenüber, beispielsweise die [[philosophische Anthropologie]]. Hier wird der Mensch nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt wissenschaftlich untersucht. Dabei geht es unter anderem um [[Qualität|qualitative]] Eigenschaften wie die [[Personalität]], die [[Freier Wille|Entscheidungsfreiheit]] und die Möglichkeit zur [[Autonomie|Selbstbestimmung]]. Im englischen Sprachraum wird auch die [[Ethnologie]] als [[Kulturanthropologie|Kultur-]] beziehungsweise [[Sozialanthropologie]] als Teil der Anthropologie verstanden und ist mit der physischen Anthropologie häufig auch in gemeinsamen Fakultäten oder Instituten vereinigt. In der deutschen Wissenschaftspolitik ist die Anthropologie als [[Kleines Fach]] eingestuft.<ref>Arbeitsstelle Kleine Fächer: [https://www.kleinefaecher.de/kartierung/kleine-faecher-von-a-z.html?tx_dmdb_monitoring%5BdisciplineTaxonomy%5D=10&cHash=70475aed18095d392748423e9cd96b15 ''Anthropologie.''] In: ''kleinefaecher.de.'' Ohne Datum, abgerufen am 9. Oktober 2019.</ref> |
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== Teilgebiete der Anthropologie== |
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== Geschichte der Anthropologie == |
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Die Bezeichnung ''Anthropologie'' geht zurück auf den deutschen Philosophen, Arzt und Theologen [[Magnus Hundt]] (1449–1519), der das 1501 erschienene Werk „Antropologium de hominis dignitate, natura, et proprietatibus, de elementis, partibus et membris humani corporis“ (''Anthropologie über Würde, Wesen und Eigenschaften des Menschen, über die Elemente, Teile und Glieder des menschlichen Körpers'') schrieb.<ref>[[Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453, insbesondere S. 441–444, hier: S. 441–442.</ref> Zu den ersten Dozenten für das Fach gehörte der Anatom und Physiologe [[Heinrich Palmatius Leveling]], der die Anthropologie 1799 an der Ingolstädter Universität als Vorlesung anbot. Ein Lehrstuhl für „Allgemeine Naturgeschichte und Anthropologie“ wurde 1826 in München eingerichtet. [[Christian Friedrich Nasse|Friedrich Nasse]] gab von 1823 bis 1826 in Leipzig die aus der ''Zeitschrift für psychische Ärzte'' hervorgegangene ''Zeitschrift für die Anthropologie'' heraus.<ref>Christian Friedrich Nasse (Hrsg.): ''Zeitschrift für die Anthropologie.'' Cnobloch, Leipzig 1823–1826; vorher: Friedrich Nasse (Hrsg.): ''Zeitschrift für psychische Ärzte.'' Band 1–2, Leipzig 1818–1819; derselbe (Hrsg.): ''Zeitschrift für psychische Ärzte, mit besonderer Berücksichtigung des Magnetismus.'' Leipzig 1880–1822.</ref> Auf den ersten eigenständigen Lehrstuhl Deutschlands für (physische) Anthropologie wurde am 1. August 1886 [[Johannes Ranke]] berufen, dem 1917<ref>''Nachruf Martin Rudolf (Jahrbuch 1926, Mollier).'' 1926 ([https://badw.de/fileadmin/nachrufe/Martin%20Rudolf.pdf PDF: 102 kB, 1 Seite auf badw.de]).</ref><!--NIX zu finden !--> der Schweizer [[Rudolf Martin (Anthropologe)|Rudolf Martin]] (1864–1925) folgte, der 1918 Direktor des Anthropologischen Instituts und der Anthropologisch-Prähistorischen Staatssammlung wurde. Martin war 1900 zum Extraordinarius und 1905 zum Ordinarius für Anthropologie an der Universität Zürich ernannt worden.<ref>[[Gerfried Ziegelmayer]]: ''100 Jahre Anthropologie in München.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 5, 1987, S. 245–269, hier: S. 245–253.</ref> |
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== Naturwissenschaftlicher Ansatz == |
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=== Biologische Anthropologie === |
=== Biologische Anthropologie === |
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[[Datei:Physical anthropologist.jpg|mini|Ein Anthropologe an seinem Arbeitsplatz]] |
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*Die [[Biologie|biologische]] Anthropologie (''physical anthropology'') befasst sich mit dem Verhalten von [[Primaten]] und ihrer [[Klassische neodarwinistische Evolutionstheorie|evolutionären]] Entwicklung. |
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Die biologische Anthropologie ist mit ihren Teilgebieten [[Primatologie]], [[Evolutionstheorie]], [[Paläoanthropologie]], [[Bevölkerungsbiologie]], [[Industrieanthropologie]], [[Genetik]], [[Sportanthropologie]], Wachstum ([[Auxologie]]), [[Konstitution]] und [[Forensik]] ein Fachbereich der [[Humanbiologie]]. Ihr Ziel ist die Beschreibung, Ursachenanalyse und evolutionsbiologische Interpretation der Verschiedenheit biologischer Merkmale der [[Menschenaffen|Hominiden]] ([[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Primaten]], die fossile und [[rezent]]e Menschen einschließt). Ihre Methoden sind sowohl beschreibend als auch analytisch. |
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Anthropologische Institutionen im deutschsprachigen Raum gibt es an Universitäten und an Museen in Tübingen, Kiel, Hamburg, Berlin, Göttingen, Jena, Gießen, Mainz, Ulm, Freiburg im Breisgau, München, Zürich und Wien. Meist ist dort die Bezeichnung nur „Anthropologie“, Zusätze wie „biologisch“ wurden in jüngerer Zeit notwendig, weil der konkurrierende US-amerikanische Begriff der {{lang|en-US|''[[#Anthropologie als Oberbegriff und Dachwissenschaft|anthropology]]''}} auch hier bekannt ist. |
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=== Sprachwissenschaft === |
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* Die [[Sprachwissenschaft]] (Linguistik) befasst sich mit der Struktur und Entwicklung von [[Sprache]]n, untersucht ihren Gebrauch in der Gesellschaft und will den Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur aufdecken. |
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=== Forensische Anthropologie === |
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[[Datei:Galton at Bertillon's (1893).jpg|mini|[[Anthropometrie|Anthropometrisches]] Datenblatt mit Fotografien: 1893 im Labor [[Alphonse Bertillon]]s angefertigt, zeigt es [[Francis Galton]]. Heute erstreckt sich die Erfassung menschlicher Merkmale von [[erkennungsdienst]]licher Sammelarbeit im Bereich der [[Humangenetik]] bis zur automatisierten Bewertung [[Biometrie#Biometrische Charakteristika|aktuell aufgenommener Muster]].]] |
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*Die [[Archäologie]] untersucht die Hinterlassenschaften vergangener Kulturen. |
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Die [[Forensik|forensische]] Anthropologie ist eine der drei gerichtlichen Wissenschaften vom Menschen, neben der [[Rechtsmedizin]] und der [[Forensische Zahnmedizin|forensischen Zahnmedizin]].<ref>Donna C. Boyd: ''Navigating Liminality in Evolving Forensic Anthropology Professionalism.'' In: ''American Journal of Biological Anthropology.'' Band 186, Nr. 1, 2025, e25054, [[doi:10.1002/ajpa.25054]] (freier Volltext).</ref> |
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=== Ethnologie === |
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*Die [[Ethnologie]] (''cultural anthropology'', ''social anthropology'') betrachtet die gesellschaftlichen Strukturen (Familie, Geschlechterrollen, Hierarchie), Verhaltensmuster ([[Ritual]]e, [[Tabu]]s) und Weltanschauungssysteme ([[Religion]], [[Regierungsform]]) der Kulturen. |
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Gebiete der forensischen Anthropologie: |
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=== [[Theologische Anthropologie]] === |
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* [[Identitätsfeststellung|Identifizierung]] nach Bildern. Die meisten bearbeiteten Fälle betreffen Ordnungswidrigkeiten im Verkehr, also Schnellfahrer und Rotmissachter, die spektakulären Fälle betreffen Bankräuber oder auch zeitgeschichtliche Personen. |
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* Die [[theologie|theologische]] Anthropologie betrachtet die Stellung des Menschen vor [[Gott]] und der Wiederherstellung des menschlichen Bildes in [[Christus]]. |
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* Identifizierung von [[Skelett]]en und teilskelettierten [[Leichnam|Leichen]], auch in [[Massengrab|Massengräbern]] |
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* [[Skelettreife|Altersdiagnose]], insbesondere bei jungen [[Täter (Strafrecht)|Straftätern]] |
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* [[Abstammungsgutachten]] |
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* [[Zwillingsdiagnose]] |
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Die forensische Anthropologie dient mit den Mitteln der Anthropologie bei der Aufklärung von [[Verbrechen]]. Forensische Anthropologen haben vor allem mit der Identifikation von Bankräubern, Schnellfahrern etc. zu tun, aber auch häufig mit stark verwesten oder vollständig skelettierten Leichen. Nicht selten sind sie die letzte Hoffnung zur Aufklärung eines Verbrechens. In Deutschland gibt es eine starke institutionelle Dominanz der Rechtsmedizin, aber gerade das verhindert manchmal den Zugang zu der eigenständigen Kompetenz der Anthropologie. |
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== Anthropologie in einem breiteren Kontext == |
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=== Molekulare Anthropologie === |
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Ein Anthropologe charakterisierte die Anthropologie als die wissenschaftlichste Disziplin der Humanwissenschaften und die humanste der Sozialwissenschaften. Um zu verstehen wie sich die Anthropologie in andere akademische Bereiche eingliedert, muss man die Entwicklung des |
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Die molekulare Anthropologie (im englischen Sprachraum auch: ''anthropological genetics'') versucht mit Hilfe molekularbiologischer Methoden dazu beizutragen, den Verlauf der Evolution des Menschen nachzuvollziehen.<ref>[[Michael H. Crawford]] und Peter L. Workman (Hrsg.): ''Methods and Theories of Anthropological Genetics.'' University of New Mexico Press, Albuquerque, NM, 1973.</ref><ref>Michael H. Crawford (Hrsg.): ''Anthropological Genetics: Theory, Methods and Applications.'' Cambridge University Press, New York 2006, ISBN 978-0-521-54697-3.</ref> |
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Fachbereichs betrachten. |
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== Geisteswissenschaftlicher Ansatz == |
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=== Sozialanthropologie === |
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{{Hauptartikel|Sozialanthropologie}} |
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Die Sozialanthropologie gilt als Wissenschaft der kulturellen und sozialen Vielfalt – oder allgemeiner als „Wissenschaft vom Menschen in der Gesellschaft“.<ref>{{Internetquelle |autor=Lehrstuhl-Präsentation |url=https://www3.unifr.ch/anthropos/de/ |titel=Sozialanthropologie |hrsg=Universität Freiburg, Lehrstuhl für Sozialanthropologie |abruf=2019-10-09 |kommentar=ohne Datum}}</ref> Sie analysiert die soziale Organisation des Menschen. Im deutschen Sprachraum war der Begriff „Sozialanthropologie“ eine seit den 1960er Jahren gebrauchte Bezeichnung für die britische {{lang|en-GB|''[[Sozialanthropologie#Social anthropology (Großbritannien)|social anthropology]]''}} oder die französische {{lang|fr|''anthropologie sociale''}}, wurde dann aber zugunsten der Fachbezeichnung „[[Ethnosoziologie]]“ aufgegeben (Fachbereich der [[Ethnologie]]). In den letzten Jahren ist jedoch eine Renaissance des Anthropologie-Begriffs zu beobachten, die einer durch [[Transnationalismus|Transnationalisierungs-]] und [[Globalisierung]]s­prozesse veränderten Forschungslandschaft Rechnung tragen möchte. |
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<!-- unsichtbarer Kommentar |
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Anthropologie ist eine westliche Antwort auf eine der größten Paradoxien der [[Moderne]]: Die Welt wird kleiner und integrierter, |
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die Wahrnehmung der Welt wird zunehmend atomisiert und zerlegt. Wie ein Sozialtheoretiker beobachtet hat, |
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=== Kulturanthropologie === |
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{{Hauptartikel|Kulturanthropologie}} |
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[[Datei:Schultuete.jpg|mini|hochkant|Deutscher Schulanfänger mit [[Schultüte]]: Mit der Gabe wird sein [[Übergangsritus|Übergang]] vom Familienverband in eine neue kulturelle Institution gewürdigt. Die mit der [[#Biologische Anthropologie|physischen Anthropologie]] aufgekommene [[Ethnologie]] (Völkerkunde) untersucht Überlieferungen und Brauchtum. Die primär aus geisteswissenschaft­lichen Ansätzen hervorgegangene [[Volkskunde]] kann dagegen als europäische Ethnologie gelten.]] |
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:Alle alteingesessenen nationalen Industrien sind zerstört worden oder werden Tag für Tag zerstört. Sie werden durch neue Industrien verdrängt, |
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whose introduction becomes a life and death question for all civilized nations, by industries that no longer work up indigenous raw material but raw material drawn from the remotest zones; |
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Industrien deren Produkte überall konsumiert werden, nicht nur im Ursprungsland, sondern in jeder Ecke der Welt. Anstatt der alten Bedürfnisse, befriedigt durch die Produktion eines Landes, |
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entdecken wir neue Bedürfnisse, deren Befriedigung Produkte aus fernen Ländern benötigt. Anstatt der alten lokalen und nationalen (seclusion and self-sufficiency?), haben wir (intercourse in every direction, universal interdependence of nations?). |
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Die Kulturanthropologie ist eine empirisch gestützte Wissenschaft von der [[Kultur]] (im Sinne von „menschliche Kultur“). Sie entwickelte sich im 20. Jahrhundert aus der [[Volkskunde]], hat ihren Schwerpunkt im Gegensatz zu dieser aber in [[Interkulturalität|interkulturellen]], [[Ethnologie|ethnologischen]] und [[Soziologie|soziologischen]] Themen und Modellen. Unter den anthropologischen Fachrichtungen nimmt die Kulturanthropologie eine Mittelposition zwischen den biologisch und den philosophisch orientierten Richtungen ein; sie ist in ihrem Themenspektrum am weitesten gefasst. |
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Ironically, this universal interdependence, rather than leading to greater human solidarity, has coincided with increasing racial, ethnic, religious, and class divisions, and new – and to some confusing or disturbing – forms of sexuality and notions of gender. These are the conditions of life with which people today must contend, but they have their origins in processes that began in the 16th century and accelerated in the 19th century. |
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Im deutschen Sprachraum hat sich bisher keine genauere Definition des Forschungsgegenstandes [[Herrschende Meinung|durchgesetzt]]. In den USA dagegen bezeichnet ''[[Sozialanthropologie#Cultural anthropology (USA)|cultural anthropology]]'' die [[Ethnologie]] (Völkerkunde). Im Deutschen wird die ungenaue englische Bezeichnung ''anthropology'' teils falsch mit „Anthropologie“ übersetzt, während eigentlich die Ethnologie gemeint ist. |
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In the 19th century numerous scholars grappled with these issues. The "[[humanities]]" reflected an attempt to consolidate and celebrate different national traditions, in the form of history and the arts, as an attempt to provide people in emerging nation-states with a sense of coherence. The "[[social sciences]]" emerged at this time as an attempt to develop scientific methods to address social phenomena, in an attempt to provide a universal basis for social knowledge. |
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=== Rechtsanthropologie === |
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Some scholars gave a name to the dimension of human action in which these problems are most evident, and the concept through which they could be solved: society. The new discipline of [[sociology]] would study the ties that bind people not only as individuals, but as members of associations, groups, and institutions. Through such studies sociologists could develop "the antidote to social disintegration." |
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{{Hauptartikel|Rechtsanthropologie}} |
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Die Rechtsanthropologie bildet eine eigenständige Unterform der Kulturanthropologie. Sie untersucht Inhalt und Funktionsweisen rechtlicher Strukturen des Menschen unterschiedlicher kultureller Traditionen von Stämmen und Völkern (siehe auch [[Rechtsethnologie]]). Zudem bezeichnet dieser Begriff eine [[rechtswissenschaft]]liche Forschungsrichtung, die sich den naturalen Grundkonstanten von [[Gesetzgebung]] und [[Rechtsprechung]] verschrieben hat. Dabei beschäftigt sich die Rechtsanthropologie vorwiegend mit dem (westlich-demokratischen) „Menschenbild der Verfassung“, das demgegenüber vom im Willen freien und eigenverantwortlich handelnden Menschen ausgeht. Dafür wählt sie zumeist einen pragmatisch-dualen Ansatz. Der Begriff Kultur, gelegentlich auch der politischere Begriff der Zivilisation, beschreibt dann die sozial-reale Welt, in der der Mensch beide Sichtweisen vereint. |
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Nevertheless, this new discipline, in the very process of distinguishing "society" from "the individual," "the state" and "the market," and by placing itself among complementary social sciences such as [[psychology]], [[political science]], and [[economics]] represented in intellectual form the very social divisions it sought to understand and heal. Moreover, the most obvious sites for the study of modernity, and the most convenient sites for the application of new scientific, quantitative research methods, was in the sociologists' own societies, at the core of the emerging world system. Consequently, they neglected the study of those societies on or beyond modernity's frontiers. |
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=== Philosophische Anthropologie === |
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At the same time that social scientists were defining this new object and method of study, however, a diverse group of scholars – with training in jurisprudence, psychology, geography, physics, mathematics, and other disciplines, and drawing on the methods of the natural sciences as well as developing new techniques involving not only structured interviews but unstructured "participant-observation" – dedicated themselves precisely to the study of those people on Europe's colonial frontiers. Drawing on the new theory of evolution through natural selection, they proposed the scientific study of a new object: "humankind," conceived of as a whole. Crucial to this study is the concept "culture," which anthropologists defined both as a universal capacity and propensity for social learning, thinking, and acting (which they see as a product of human evolution and something that distinguishes Homo sapiens -- and perhaps all species of genus [[Hominoid|Homo]] -- from other species), and as a particular adaptation to local conditions that takes the form of highly variable beliefs and practices. Thus, "culture" not only transcends the opposition between nature and nurture; it transcends and absorbs the peculiarly European distinction between politics, religion, kinship, and the economy as autonomous domains. They consequently organized a new discipline, anthropology, that would transcend the divisions between the natural sciences, social sciences, and humanities to explore the biological, linguistic, material, and symbolic dimensions of humankind in all forms. --> |
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{{Hauptartikel|Philosophische Anthropologie}} |
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Die philosophische Anthropologie ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand. Mit Ausnahme von René Descartes, der bereits Mitte des 17. Jahrhunderts in seinen ''Meditationen über die erste Philosophie'' (1641) gewisse Zweifel am mittelalterlich-christlichen Weltbild hegt und Position zu Verhältnis von Körper und Seele bezieht. Er vermittelt ein neues philosophisches Gedankengut wie: „Das Denken (=Bewusstsein ) ist es; es allein kann von mir nicht abgetrennt werden; ich bin; ich existiere - das ist gewiss […] Demnach bin ich genau genommen ein denkendes Ding, d. h. Geist bzw. Seele bzw. Verstand […]“ |
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Die Grenze von der Anthropologie zur [[Philosophie]], [[Biologie]], [[Psychologie]], [[Ethnologie]], [[Soziologie]], [[Geschichte]], [[theologische Anthropologie|Theologie]] und [[Medizin]] ist naturgemäß unscharf, da das Forschungsobjekt "Mensch" von verschiedenen Wissenschaften sowohl naturwissenschaftlich-analysierend als auch geisteswissenschaftlich-verstehend in den Blick genommen wird. |
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=== Historische Anthropologie === |
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== Anthropologische Konzepte == |
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{{Hauptartikel|Historische Anthropologie}} |
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*[[Kolonialismus]] |
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*[[Kultur]] |
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Historische Anthropologie bezeichnet einerseits die anthropologische Forschung in der [[Geschichtswissenschaft]], andererseits eine transdisziplinäre Forschungsrichtung, die die historische Veränderlichkeit von Grundphänomenen des menschlichen Daseins untersucht. Dabei bezieht sie die Geschichtlichkeit ihrer Blickrichtungen und methodischen Herangehensweisen sowie die Geschichtlichkeit ihres Gegenstandes, also das Erscheinungsbild des Menschen in den unterschiedenen Epochen, aufeinander.<ref>Wulf, Kamper: ''Anthropologie.'' In: Heinz-Elmar Tenorth, Rudolf Tippelt (Hrsg.): ''BELTZ. Lexikon Pädagogik.'' Beltz, Weinheim/Basel 2007, S. 26–28.</ref> |
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=== Theologische Anthropologie === |
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{{Hauptartikel|Theologische Anthropologie}} |
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Die theologische Anthropologie als Teilbereich der Systematischen Theologie deutet den Menschen aus christlich-theologischer Sicht. Dabei beschäftigt sie sich besonders mit dem Wesen des Menschen und der Bestimmung des Menschen vor Gott. Im Unterschied dazu untersucht die [[Religionsethnologie]] als Fachgebiet der [[Ethnologie]] (Völkerkunde) die [[Religion]]en bei den weltweit rund 1300 [[Ethnie|ethnischen Gruppen]] und [[Indigene Völker|indigenen Völkern]], in Abgrenzung zur [[Religionssoziologie]] vor allem bei (ehemals) schriftlosen Kulturen. Zu unterschieden davon ist die [[Religionsanthropologie]]. |
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=== Industrieanthropologie === |
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{{Hauptartikel|Industrieanthropologie}} |
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Die Industrieanthropologie ist ein Fachbereich der Anthropologie und untersucht die Gebrauchstauglichkeit und [[Benutzerfreundlichkeit]] von [[Industrieproduktion|Industrieprodukten]], [[Befehlsgeber|Bedienelementen]], [[Software]], [[Arbeitsplatz|Arbeitsplätzen]], Arbeitsprozessen oder Fahrständen.<ref>{{Literatur |Autor=Gerd Küchmeister Hans W. Jürgens |Titel=Zur Handhabbarkeit von Zugangseinrichtungen und Verfahren zur Nutzung digitaler Medienangebote |Verlag=Studie der Forschungsgruppe Industrieanthropologie Universität Kiel |Datum=2002 |ISBN=3-934857-05-1 |Online=https://de.linkfang.org/wiki/Industrieanthropologie |Abruf=2021-04-16}}</ref> |
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=== Medienanthropologie === |
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{{Hauptartikel|Medienanthropologie}} |
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Die Medienanthropologie (auch Anthropologie der Medien oder Anthropologie des Medialen) ist ein junges, [[Interdisziplinarität|interdisziplinäres]] Forschungsgebiet zwischen [[Medienwissenschaft]] und Anthropologie. In der Medienanthropologie werden die Produktion und Nutzung von Medien sowie deren Effekte zumeist mit kulturwissenschaftlichen und ethnografischen Methoden erforscht. Medienanthropologische Forschung wird zudem oft im Zusammenhang mit [[Medienpädagogik]] diskutiert. „Medienanthropologisch verstanden sind Menschen Wesen, die sich in Medienpraktiken und -techniken artikulieren, wahrnehmen und wahrnehmbar machen, weil sie etwas darstellen und sich ihnen etwas darstellt.“<ref>Eva Schürmann: [https://forschung-sachsen-anhalt.de/index.php3?option=projektanzeige&pid=15296 ''Projekt Medienanthropologie.''] Forschungsportal Sachsen, Professorin für philosophische Anthropologie, Kultur- und Technikphilosophie am Institut für Philosophie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg; abgerufen am 27. November 2015.</ref> |
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== Andere Ansätze und Mischformen == |
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=== Anthropologie in den Sozialwissenschaften === |
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[[Datei:Dhaka street crowds.jpg|mini|Straßenszene in [[Dhaka]]: Städter gelten als besonders [[Weltoffenheit|weltoffen]]; die [[Humanethologie]] nimmt an, dass instinktives Verhalten auch in sehr großen [[Population (Anthropologie)|Populationen]] wichtig ist – die [[Humanökologie]] untersucht den Menschen in seinem Lebensraum.]] |
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In den Sozialwissenschaften ist die Vorstellung weit verbreitet, dass der Mensch seinem Wesen nach in seinen Antrieben und Bedürfnissen unbestimmt ist, weshalb erst in [[Vergesellschaftung (Soziologie)|Vergesellschaftungsprozessen]] eine Orientierung und Stabilisierung des Verhaltens und Antriebslebens entstehen kann. Dieses Menschenbild bildet die allgemeine anthropologische Voraussetzung für die Analyse von sozialen Prozessen, so etwa bei [[Karl Marx]], [[Max Weber]], [[George Herbert Mead]] oder [[Talcott Parsons]].<ref>Axel Honneth, Hans Joas: ''Soziales Handeln und menschliche Natur. Anthropologische Grundlagen der Sozialwissenschaften.'' Campus, Frankfurt am Main 1980, S. ??.</ref><!--SEITE ?--> |
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Darüber hinaus gibt es in den Sozialwissenschaften zwei klassische Menschenbilder, die als analytische und idealtypische [[Modell]]e fungieren: der ''[[homo oeconomicus]]'' der Wirtschaftswissenschaften und der ''[[homo sociologicus]]'' der Soziologie. Eine „realistische“ Variante des individualistischen ''homo oeconomicus'' ist das [[RREEMM-Modell]] des Menschen, allerdings wird in der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung wegen Operationalisierungsproblemen auch weiterhin überwiegend auf die einfacheren Modelle zurückgegriffen. |
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Ausgehend von der Einbeziehung amerikanischer Sozialforscher in den Vietnamkrieg (''Project Camelot'')<ref>I. L. Horowitz: ''The life and death of project Camelot.'' In: ''American Psychologist.'' Band 21, Nr. 5, 1966, S. 445–454 ([[doi:10.1037/h0021152]]).</ref> wurde im Rahmen der ''Critical Anthropology'' ab 1970 eine „[[reflexive Anthropologie]]“ entwickelt (Bob Scholte 1970).<ref>Wolf Lepenies: ''Soziologische Anthropologie. Materialien.'' München: Hanser 1974, S. 49.</ref> Die Grundannahme der reflexiven Anthropologie besteht darin, dass sozialwissenschaftliche Aussagen nur dann einer Kritik standhalten, wenn sie die soziale und kulturelle Einbettung des Forschers und der Forschung mit bedenken (reflektieren). Gemäß dem Erkenntnisinteresse jeder Anthropologie („erkenne dich selbst“: ''[[gnothi seauton]]'') ist auf diesem Weg eine Unterscheidung möglich zwischen einer Sozialforschung als Informationsgewinnung über andere Menschen („Ausspähen“, vergleiche [[Informationelle Selbstbestimmung]]) oder als Beitrag zur [[Selbsterkenntnis]] des Forschers und seiner Auftraggeber. Bedeutende Ansätze zu einer reflexiven Anthropologie wurden von [[Michel Foucault]] und [[Pierre Bourdieu]] vorgelegt. |
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Die „reflexive Anthropologie“ von [[Gesa Lindemann]] schließt sich im Gegensatz dazu an die historisch-reflexive Richtung innerhalb der deutschsprachigen „[[Philosophische Anthropologie|philosophischen Anthropologie]]“ ([[Helmuth Plessner]]) an.<ref>Gesa Lindemann: ''Das Soziale von seinen Grenzen her denken.'' Velbrück, Weilerswist 2009, S. ??.</ref><!--SEITE ?--> Allgemeine Aussagen der philosophischen Anthropologie werden nicht als sozialtheoretisches Fundament begriffen, sondern zum Gegenstand der Beobachtung gemacht. Bei diesem Ansatz geht es um die Bearbeitung der Frage, wie in Gesellschaften der Kreis sozialer Personen begrenzt wird und welche Funktion der Anthropologie in der Moderne zukommt. |
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=== Psychologische Anthropologie === |
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{{Hauptartikel|Psychologische Anthropologie}} |
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In dem verwendeten Schema kann die [[Psychologie]] des Menschen nicht gut untergebracht werden, denn die Psychologie vereint geisteswissenschaftliche, biologische, verhaltens- und sozialwissenschaftliche Konzepte und Methoden. Als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen einschließlich der biologischen bzw. neurowissenschaftlichen Grundlagen ist die Psychologie von vornherein interdisziplinär ausgerichtet. Wegen dieses umfassenden Blicks auf den Menschen kann die empirische Psychologie in ein besonderes Spannungsverhältnis zur Philosophischen Anthropologie geraten, die ebenfalls einen umfassenden theoretischen Ansatz hat, jedoch die empirischen Humanwissenschaften kaum noch zu integrieren vermag. Wichtige Themen der Psychologischen Anthropologie sind u. a. das [[Menschenbild]], die [[Persönlichkeitstheorie]]n, die Grundlagen von Motiven, Emotionen in der [[Neurobiologie]] und [[Psychophysiologie]], die Beiträge der [[Kognitionswissenschaft]], [[Sozialpsychologie]] und [[Kulturpsychologie]], alle Bereiche der [[Angewandte Psychologie|Angewandten Psychologie]] und so weiter. |
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Auch [[Psychoanalyse]] und [[Psychosomatik]] galten als anthropologische Disziplinen.<ref>Axel W. Bauer: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' 2012/2013 (2014), S. 447/448.</ref> |
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=== Evolutionäre Anthropologie === |
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Beispielhaft für die Forschung auf dem Gebiet der ''Evolutionären Anthropologie'' sind der Themenschwerpunkte, die das gleichnamige Max-Planck-Institut wie folgt beschreibt: „Das [[Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie]] erforscht die Geschichte der Menschheit mittels vergleichender Analysen von Genen, Kulturen, kognitiven Fähigkeiten, Sprachen und sozialen Systemen vergangener und gegenwärtiger menschlicher Populationen sowie Gruppen dem Menschen nahe verwandter [[Primaten]]. Die Zusammenführung dieser Forschungsgebiete führt zu neuen Einsichten in die Geschichte, die Vielfalt und die Fähigkeiten der menschlichen Spezies. Das Institut vereint Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, die sich von einem interdisziplinären Ansatz her mit der Evolution des Menschen beschäftigen.“.<ref>Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie: [https://www.eva.mpg.de/de/index/ ''Selbstbeschreibung''] auf der Startseite des Instituts. Eingesehen am 12. Januar 2023.</ref> |
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Buchveröffentlichungen aus dem Gebiet der ''Evolutionären Anthropologie'' stammen beispielsweise von [[Michael Tomasello]] („Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral“, „Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese“) und von [[Richard Wrangham]] („Feuer fangen: Wie uns das Kochen zum Menschen machte“, „Die Zähmung des Menschen: Warum Gewalt uns friedlicher gemacht hat“). |
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=== Pädagogische Anthropologie === |
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Die pädagogische Anthropologie ist der Teilbereich der [[Pädagogik]], der sich mit dem Ertrag anthropologischer Fragen, den Zugangsweisen und den Ergebnissen innerhalb der Pädagogik befasst. Grob lassen sich hier zwei Richtungen unterscheiden<ref>Erich Weber: ''Pädagogische Anthropologie.'' 8. Auflage. Ludwig Auer, Donauwörth 1995, S. 23/24.</ref>: Die ''Realanthropologie'' widmet sich der empirischen Betrachtung der Wirklichkeit des Menschen unter dem Fokus, der sich aus der Pädagogik ergibt. Die ''Sinnanthropologie'' fragt nach dem Sinn und den Zielen menschlichen Handelns, die in den pädagogischen Kontext eingearbeitet werden. Die Sinnanthropologie weist so besondere Bezüge zur [[Bildungstheorie]] auf, indem sie aus einem je spezifischen Menschenbild Bildungsansprüche ableitet. Sie weist innerhalb der verschiedenen Anthropologien eine besondere Nähe zur philosophischen und theologischen Anthropologie auf. Die Realanthropologie steht besonders der biologischen, daneben auch der philosophischen Anthropologie nahe. |
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Die Einteilung setzte sich in den 1960er Jahren fort in der Unterscheidung zwischen integrativen und philosophischen Ansätzen. Die „integrativen“ Ansätze versuchen vor allem, anthropologische Erkenntnisse verschiedener Teildisziplinen (insbesondere der [[Biologie]], der [[Soziobiologie]] und so weiter) für pädagogische Fragen nutzbar zu machen. Vertreter dieses Ansatzes sind unter anderem [[Heinrich Roth (Pädagoge)|Heinrich Roth]] und [[Annette Scheunpflug]]. Der „philosophische“ Ansatz hat sich in verschiedenen Richtungen ausdifferenziert. So besteht [[Otto Friedrich Bollnow]]s Ansatz darin, anthropologische Fragen (beispielsweise nach dem Wesen des Menschen und seiner Bestimmung) für pädagogische Zusammenhänge nutzbar zu machen. Ähnlich wie andere Autoren orientierte er sich in seinen Arbeiten aber auch an der [[Phänomenologie]]. Er versuchte also nicht, aus der [[Philosophie]] (oder etwa der Biologie) ein Menschenbild zu gewinnen und es pädagogisch auszuwerten, sondern widmete sich dem pädagogischen Handeln und darin auftretenden [[Phänomen]]en wie Krise oder Begegnung unmittelbar, um sie als Bestimmungsgrößen des Menschen zu reflektieren. Der Mensch kommt bei diesen Untersuchungen im Hinblick auf Erziehung in drei Rollen vor: als Erziehender, als Zögling und als Erzieher.<ref>[[Christoph Wulf]]: ''Zur Einleitung. Grundzüge einer historisch-pädagogischen Anthropologie.'' In: Derselbe (Hrsg.): ''Einführung in die pädagogische Anthropologie.'' Beltz, Weinheim u. a. 1994, S. 8.</ref> |
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In der neueren pädagogischen Anthropologie wird zum einen der integrative Ansatz fortgeführt (beispielsweise auch in der Betrachtung neuerer humanmedizinischer Ergebnisse für Pädagogik). Die philosophische Anthropologie wird heute verstärkt als historische pädagogische Anthropologie fortgesetzt, indem reflektiert wird, dass anthropologische Kenntnisse sowohl auf bestimmte Menschen in bestimmten Epochen bezogen als auch aus einer je spezifischen historischen Position heraus gewonnen werden und deshalb keine überzeitlich allgemeine Gültigkeit beanspruchen können.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=Wulf, Christoph, Zirfas, Jörg |Titel=Handbuch Pädagogische Anthropologie |Auflage= |Ort= |Datum=2013 |ISBN=978-3-531-18166-0}}</ref> |
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=== Kybernetische Anthropologie === |
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{{Hauptartikel|Kybernetische Anthropologie|Cyberanthropologie}} |
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Kybernetische Anthropologie bezeichnet den Versuch der begrifflichen Kopplung von Anthropologie und [[Kybernetik]] mit dem Vorhaben, den Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu überwinden. Die Cyberanthropologie ist ein neueres Fachgebiet der [[Ethnologie]] (Völkerkunde) oder [[Sozialanthropologie]] und untersucht [[Transnationalismus|transnational]] zusammengesetzte [[Online-Community|Online-Gemeinschaften]] unter Berücksichtigung kybernetischer Perspektiven. |
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=== Medizinische Anthropologie === |
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Die im 16. Jahrhundert aufgekommene medizinische Anthropologie beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Kultur und Medizin.<ref>Winfried Effelsberg: ''Interkulturelle Konflikte in der Medizin. Medizinanthropologische Überlegungen.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 3, 1985, S. 29–40, hier: S. 29 (zitiert).</ref><ref>[[Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453, insbesondere S. 441–444.</ref> |
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{{Siehe auch|Medizinethnologie|Ethnomedizin|Biomedizin}} |
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== Anthropologie als Oberbegriff und Dachwissenschaft == |
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[[Datei:Cleveland Museum of Art - damaged Thinker.jpg|mini|hochkant|[[Der Denker]] in [[Cleveland]]: Deutungen des Menschen finden auch Ausdruck in Kunst und Religion. Die moderne Anthropologie entwickelte sich im Austausch mit [[Anatomie]], [[Geowissenschaften|Erdkunde]] und [[Sprachwissenschaft]]. Sie konzentrierte sich zunächst auf Formen des Körperbaus, untersuchte aber auch Kulturäußerungen vorgeschichtlicher und zeitgenössischer [[Hominini|Menschen]].]] |
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Manchmal wird „Anthropologie“ als Oberbegriff für mehrere der oben genannten Einzel- und [[Humanwissenschaft]]en aufgefasst. Insbesondere in den USA gibt es dementsprechende Bestrebungen, biologische Anthropologie, [[Kulturanthropologie]], [[Ethnolinguistik]] und [[Archäologie]] unter einem Dach zu vereinen (sog. „Vier-Felder-Anthropologie“). Diese weit verbreitete Auffassung leitet sich von dem Tatbestand her, dass Anthropologie – im Gegensatz und oft in Konkurrenz zur [[Theologie]] – Selbsterkenntnis des Menschen als Mensch ist, gemäß der delphischen Maxime ''[[Gnothi seauton]]'', „erkenne dich selbst“. |
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In diesem Sinne geben [[Detlev Ganten]], [[Volker Gerhardt]], Jan-Christoph Heilinger und [[Julian Nida-Rümelin]] die umfangreiche Buchreihe „Interdisziplinäre Anthropologie“ mit derzeit 19 Bänden heraus.<ref>[[Detlev Ganten]], [[Volker Gerhardt]], Jan-Christoph Heilinger und [[Julian Nida-Rümelin]], Herausgeber, ''Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie'', De Gruyter, Berlin ISSN=1868-8144</ref> |
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Die ''Systematische Anthropologie'', ein 1977 veröffentlichtes Werk der deutschen [[Ethnologe]]n [[Wolfgang Rudolph (Ethnologe)|Wolfgang Rudolph]] und [[Peter Tschohl]], bringt anthropologisch grundlegende Erkenntnisse in einen integrierten Zusammenhang. Mit Hilfe eines eigenen Begriffssystems wird ein gesamtanthropologisches Modell entwickelt, das die Grenzen und Überschneidungen von Disziplinen wie Ethnologie, Biologie, Humangenetik, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Geschichte theoretisch auflöst (vergl. zu diesem Ansatz: [[Interdisziplinarität]]). „Ziel der Untersuchung ist eine wissenschaftliche Theorie, die dasjenige abdeckt, was systematisch sinnvoll zu einem „Mensch“ genannten Untersuchungsgegenstand gerechnet werden kann, und die damit nicht von einer einzelnen Fachrichtung beherrscht wird.“<ref>{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Rudolph (Ethnologe)|Wolfgang Rudolph]], [[Peter Tschohl]] |Titel=Systematische Anthropologie |Verlag=Wilhelm Fink |Ort=München |Datum=1977 |ISBN=3-7705-1468-8 |Seiten=25,5}}</ref> |
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Die Untersuchung erschließt ausgehend von allgemeinen Bedingungen der Gesamtwirklichkeit die besonderen Bedingungen des biotischen und humanen Bereichs. Dafür wurde eine global orientierte Auswahl an Studien ausgewertet und die daraus entwickelte interdisziplinäre Systematik theoretisch konsequent ausformuliert. So lautet ein zentrales Untersuchungsergebnis in Kurzform: „Anthropologie ist zu explizieren als Theorie der Klassenexistenz ‚Menschliche Existenz‘ ME. Sie hat damit den vorverständlichen Gegenstandsbereich Mensch als Existenzklasse M aufzufassen und systematisch darzulegen.“<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Rudolph, Peter Tschohl |Titel=Systematische Anthropologie |Verlag=Wilhelm Fink |Ort=München |Datum=1977 |ISBN=3-7705-1468-8 |Seiten=316,2}}</ref> Gegenstand ist die menschliche Existenz als empirisch beschreibbare Tatsache. |
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Die Theorie transportierte einen damals fortschrittlichen, humanen und weit gefassten Kulturbegriff. Wegen technokratisch anmutender Formulierung wurde sie aber nur in der ethnologisch und soziologisch orientierten Fachwelt rezipiert. Gerüst und Inhalt der Theorie müssten heute aktualisiert werden, bieten jedoch „eine Basis für Einzeluntersuchungen von beliebigen Ausschnitten des Gegenstandsbereichs Mensch“.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Rudolph, Peter Tschohl |Titel=Systematische Anthropologie |Verlag=Wilhelm Fink Verlag |Ort=München |Datum=1977 |ISBN=3-7705-1468-8 |Seiten=319,2}}</ref> |
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Die praktische Relevanz und damit die Rezeption der „systematischen Anthropologie“ von Rudolph und Tschohl waren bereits bei Erscheinen des Werks 1977 äußerst begrenzt. Kritiker wiesen darauf hin, dass die positivistische Begriffssystematik völlig abgehoben von den aktuellen Diskussionen in den Sozialwissenschaften entwickelt worden war. Ihr theoretischer Wert lag in der Einübung einer hierarchisch vernetzten [[Nomenklatur]], die zwar als Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen hätte dienen können, wenn sie allgemeine Akzeptanz gefunden hätte, aber über die Wirklichkeit menschlicher Lebensverhältnisse nicht viel mehr aussagte als ein systematisch geordneter Katalog der europäischen wissenschaftlichen [[Terminologie]] in den Humanwissenschaften. Ungeklärt blieb auch die Frage, wie die Begriffssystematik von Rudolph und Tschohl in andere Sprach- und Kultursysteme hätte übertragen werden können. Fruchtbarere Ansätze wie die [[Reflexive Anthropologie]] (vergl. dazu [[Pierre Bourdieu]]) und [[Ethnomethodologie]] wurden dagegen aus dem anthropologischen Lehrbetrieb verdrängt. |
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Die ''Basis-Theorie der Anthropologie''<ref>Übersicht 1 aus: [[Gerhard Medicus]], ''Was uns Menschen verbindet: Humanethologische Angebote zur Verständigung zwischen Leib- und Seelenwissenschaften.'' 2. Auflage. VWB, Berlin 2013, ISBN 978-3-86135-583-0.</ref><!--Seitenangabe?--> ist ebenfalls Orientierungswissen, das Zusammenhänge zwischen den Disziplinen und Schulen der Humanwissenschaften aufzeigt. Ein Bezugsrahmen ergibt aus den vier Grundfragen der biologischen Forschung (nach [[Nikolaas Tinbergen]]): Verursachungen (= Ursache-Wirkungs-Beziehungen bei den Funktionsabläufen), [[Ontogenese]], [[Fitness (Biologie)|Anpassungswert]], [[Phylogenese]]. Diese vier Aspekte sind jeweils auf verschiedenen Bezugsebenen zu berücksichtigen (vergleiche [[Nicolai Hartmann]]), beispielsweise [[Zelle (Biologie)|Zelle]], [[Organ (Biologie)|Organ]], [[Individuum]], [[Soziale Gruppe|Gruppe]]: |
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! 1. Verursachungen |
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! 2. Ontogenese |
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! 3. Anpassungswert |
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! 4. Phylogenese |
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| '''a.''' Molekül |
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| '''d.''' Individuum |
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| '''e.''' Familie |
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| '''f.''' Gruppe |
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| '''g.''' Gesellschaft |
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Dem tabellarischen Orientierungsrahmen aus Grundfragen und Bezugsebenen lassen sich alle anthropologischen Fragestellungen (siehe PDF-Übersichtstabelle, Absatz A<ref>{{Internetquelle |autor=[[Gerhard Medicus]] |url=http://homepage.uibk.ac.at/~c720126/humanethologie/ws/medicus/block1/4BQ_D.pdf |titel=Orientierungsrahmen für Interdisziplinarität in den Humanwissenschaften |datum=2011 |format=PDF: 85 kB; 1 Seite |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111107212347/http://homepage.uibk.ac.at/~c720126/humanethologie/ws/medicus/block1/4BQ_D.pdf |archiv-datum=2011-11-07 |abruf=2019-10-09 |kommentar=Übersichtstabelle}}</ref>), ihre Ergebnisse (siehe Tabelle, Absatz B) und Spezialgebiete zuordnen (siehe Tabelle, Absatz C); er ist Grundlage für eine Strukturierung der Ergebnisse. Mit Hilfe der Basistheorie kann die anthropologische Forschung in Theorie und Empirie vorangetrieben und fundiertes sowie spekulatives Wissen besser auseinandergehalten werden (betrifft z. B. den Schulenstreit in der [[Psychotherapie]]). |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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;Allgemein: |
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* Eraßme, Rolf: Der Mensch und die "Künstliche Intelligenz" - Eine Profilierung und kritische Bewertung der unterschiedlichen Grundauffassungen vom Standpunkt des gemäßigten Realismus, philosophische Dissertation an der RWTH Aachen (elektronisch veröffentlicht, siehe Weblinks), Aachen 2002 |
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* [[Detlev Ganten]], [[Volker Gerhardt]], Jan-Christoph Heilinger, [[Julian Nida-Rümelin]] (Herausgeber): ''Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie'', derzeit 19 Bände, De Gruyter, Berlin ISSN=1868-8144. |
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* Krafczyk, Andreas: Naturphilosophische Erwägungen im Vorfeld einer theoretischen Anthropologie, Kritische Einschätzung der Tragfähigkeit und Konsequenzen neodarwinistischer Erklärungsmuster zur Evolution unter besonderer Berücksichtigung der Thesen Bruno Vollmerts, Würzburg 2002 |
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* [[Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453. |
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* Pieper, Josef: Wahrheit der Dinge, Eine Untersuchung zur Anthropologie des Hochmittelalters, München 1947 |
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* [[Rutger Bregman]]: ''Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit.'' Rowohlt Verlag, Hamburg 2020, ISBN 3-498-00200-7. |
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* Zwischen Natur und Kultur, Der Mensch - Anthropologie heute, 3 Bände, Trias Verlag |
|||
* ''[[Der blaue Reiter (Zeitschrift)|Der blaue reiter. Journal für Philosophie]]. Themenheft: Grenzpunkt Mensch.'' Nr. 4, 1996. Verlag der blaue Reiter, ISBN 978-3-9804005-3-4. |
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* [[Joachim Bauer]]: ''Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN 3-455-50017-X. |
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* Eike Bohlken, [[Christian Thies]] (Hrsg.): ''Handbuch Anthropologie. Der Mensch zwischen Natur, Kultur und Technik.'' Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-02228-8. |
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* [[Martin Buber]]: ''Ich und Du.'' Insel, Leipzig 1923; Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009342-2. |
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* [[Zeno Bucher]]: ''Die Abstammung des Menschen als naturphilosophisches Problem.'' Koenigshausen & Neumann, Würzburg 1992, ISBN 3-88479-721-2. |
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* Werner Fuchs u. a. (Hrsg.): ''Lexikon zur Soziologie''. Westdeutscher Verlag, Opladen 1978, 1995, ISBN 3-531-11417-4. |
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* [[Hans-Georg Gadamer]], [[Paul Vogler (Mediziner)|Paul Vogler]] (Hrsg.): ''Neue Anthropologie.'' Thieme, Stuttgart und dtv, München 1972–1975 (Band 1 und 2: ''Biologische Anthropologie.'' Band 3: ''Sozialanthropologie.'' Band 4: ''Kulturanthropologie.'' Band 5: ''Psychologische Anthropologie.'' Band 6 und 7: ''Philosophische Anthropologie''). |
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* Gisela Grupe u. a.: ''Anthropologie. Ein einführendes Lehrbuch.'' Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-21159-4. |
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* [[Marvin Harris]]: ''Menschen.'' DTV, München 1996, ISBN 3-423-30530-4. |
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* [[Winfried Henke]], [[Hartmut Rothe]]: ''Menschwerdung.'' Fischer, Frankfurt 2003, ISBN 3-596-15554-1. |
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* [[Uwe Hoßfeld]]: ''Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland.'' Von den Anfängen bis in die Nachkriegszeit. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08563-7. |
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* Holger Jebens, [[Karl-Heinz Kohl]] (Hrsg.): ''The End of Anthropology?'' Sean Kingston, Wantage 2011, ISBN 978-1-907774-28-7 (englisch; deutsche Professoren; ausführliche Fachbesprechung: [[doi:10.1080/00664677.2014.899201]]). |
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* Rainer Knußmann (Hrsg.): ''Anthropologie.'' Handbuch der vergleichenden Biologie des Menschen. Bd. 1/I, 1/II. Fischer, Stuttgart 1988/1992, ISBN 3-437-30505-0. |
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* [[Axel Montenbruck]]: ''Biologische Natur- und Spielethik. Wirbeltier-Instinkte und Säugetierhormone, Befreiung des aufrechten Kind-Primaten und des energetischen Feuer-Menschen, egalitäres Kind-Rollenspiel und hoheitliches Übereltern-Recht''. Open Access der Freien Universität Berlin, [https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/32301/Band_2.pdf?sequence=1&isAllowed=y] 2021, ISBN 978-3-96110-373-7, 2021 |
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* Marc Rölli: ''Kritik der anthropologischen Vernunft.'' Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-539-7. |
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* [[Max Scheler]]: ''Die Stellung des Menschen im Kosmos.'' In: Max Scheler: ''Gesammelte Werke.'' Band 9, Francke, Bern 1976, ISBN 3-7720-1039-3. |
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* [[Friedemann Schrenk]], [[Timothy Bromage|Timothy G. Bromage]], Henrik Kaessmann: ''Die Frühzeit des Menschen. Zurück zu den Wurzeln.'' In: ''Biologie in unserer Zeit.'' Nr. 32, Weinheim 2002, {{ISSN|0045-205X}}, S. 352–359. |
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* Thomas Suddendorf: ''Der Unterschied : Was den Mensch zum Menschen macht''. Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 3-8270-1093-4. |
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* [[Michael Tomasello]]: Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral, Suhrkamp Verlag, Berlin, 2014, ISBN 978-3-518-58695-2. |
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* [[Michael Tomasello]]: Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese. 3. Aufl., Suhrkamp Verlag, Berlin, 2020, ISBN 978-3-518-58750-8. |
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* [[Ferdinand Tönnies]]: ''Schriften und Rezensionen zur Anthropologie, hg. von Rolf Fechner.'' Profil, München und Wien 2009, ISBN 978-3-89019-656-5. |
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* [[Christoph Wulf]]: ''Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie.'' Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-55664-2. |
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;Geschichte: |
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* [[Bernd Herrmann (Anthropologe)|Bernd Herrmann]] (Hrsg.): ''Mensch und Umwelt im Mittelalter.'' Stuttgart 1986; 3. [anastatische] Auflage ebenda 1987. |
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* Gérard Leclerc: ''Anthropologie und Kolonialismus.'' Übersetzung von Hanns Zischler. Hanser Anthropologie. Carl Hanser Verlag, München 1973. |
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* [[Wilhelm Emil Mühlmann]]: ''Geschichte der Anthropologie.'' 4. Auflage. Aula, Wiesbaden 1986, ISBN 3-89104-413-5. |
|||
* [[H. Glenn Penny]], [[Matti Bunzl]] (Hrsg.): ''Worldly Provincialism. German Anthropology in the Age of Empire.'' Ann Arbor 2003. |
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* Bernhard Rathmayr: ''Die Frage nach den Menschen. Eine historische Anthropologie der Anthropologien.'' Barbara Budrich, Opladen 2013. |
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* Christoph Wulf (Hrsg.): ''Vom Menschen. Handbuch Historische Anthropologie.'' Beltz, Weinheim/Basel 1997. |
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;Medizinische Anthropologie: |
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* [[Eduard Seidler]] (Hrsg.): ''Medizinische Anthropologie. Beiträge für eine Theoretische Pathologie.'' Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo 1984 (= ''Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften''). |
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;Vergleichende Anthropologie: |
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* Rainer Knußmann: ''Vergleichende Biologie des Menschen. Lehrbuch der Anthropologie und Humangenetik.'' Fischer, Stuttgart 1980 (1996), ISBN 3-437-25040-X. |
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;Pädagogische Anthropologie: |
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* Herbert Becker (Hrsg.): ''Anthropologie und Pädagogik.'' Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1977, ISBN 3-7815-0339-9. |
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* D. Kamper, Ch. Wulf (Hrsg.): ''Anthropologie nach dem Tode des Menschen.'' Suhrkamp, Frankfurt 1994, ISBN 3-518-11906-0. |
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* [[Norbert Kühne]]: ''Aspekte und Probleme früher Entwicklung und [[Erziehung]].'' In: ''[[Unterricht]]smaterialien [[Pädagogik]]-[[Psychologie]]'' (Nr. 694), [[Stark Verlag]]/[[Mediengruppe Pearson]], Hallbergmoos 2012–2015. |
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* Johanna Uher (Hrsg.): ''Pädagogische Anthropologie und Evolution.'' Erlangen 1995, ISBN 3-930357-06-2. |
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* Christoph Wulf: ''Einführung in die pädagogische Anthropologie.'' Beltz, Weinheim/Basel 1994, ISBN 3-407-25149-1. |
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;Spezielle Themen: |
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* [[Manfred Engel]]: ''Romantische Anthropologie. Skizze eines Forschungsprojekts.'' In: ''Historische Anthropologie.'' Band 8, 2000, S. 264–271. |
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* Michael Post: ''Entwurf der Grundlegung der fundamentalontologischen Anthropologie und natürlichen Theologie.'' Neuss 2007, ISBN 978-3-00-021294-9. |
|||
* Bernhard Verbeek: ''Die Anthropologie der Umweltzerstörung, die Evolution und der Schatten der Zukunft.'' Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-099-9. |
|||
* Rüdiger Zymner, Manfred Engel (Hrsg.): ''Anthropologie der Literatur. Poetogene Strukturen und ästhetisch-soziale Handlungsfelder. Poetogenesis. Studien und Texte zur empirischen Anthropologie der Literatur.'' Mentis, Paderborn 2004, ISBN 3-89785-451-1. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Anthropology|Anthropologie|suffix=Bilder und Mediendateien}} |
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* http://www.anthropologen-kontor.com/ |
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{{Dateikat|Anthropologie}} |
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* [http://www.lbiha.ncc.at/institut/ Ludwig Boltzmann Institut für Historische Anthropologie] |
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{{Wiktionary}} |
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* [http://www.ucl.ac.uk/Anthropology/ Englische Seite zum Thema Anthropologie Uni London] |
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* {{DNB-Portal|4002230-4}} |
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* [http://www.eva.mpg.de/index.htm Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie] |
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* [[Staatslexikon der Görres-Gesellschaft]]: [https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Anthropologie Anthropologie] (philosophisch, theologisch und pädagogisch) |
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* [http://snURL.com/erassme Der Mensch und die 'Künstliche Intelligenz'] - Die philosophische Dissertation (siehe Literatur) erläutert und verteidigt eine realistische Anthropologie im Sinne von Aristoteles und Thomas von Aquin |
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* [https://gfa-anthropologie.de/ Gesellschaft für Anthropologie] |
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* ... |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4002230-4|LCCN=sh85005581|NDL=00574809}} |
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'''Siehe auch:''' [[Menschenbild]]; [[Mensch]] |
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[[Kategorie:Anthropologie| ]] |
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[[bg:Антропология]] |
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[[Kategorie:Wissenschaftliches Fachgebiet]] |
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[[ca:Antropologia]] |
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[[Kategorie:Ethnologie|!Anthropologie]] |
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[[da:Antropologi]] |
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[[Kategorie:Evolution]] |
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[[en:Anthropology]] |
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[[Kategorie:Rechtsmedizin]] |
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[[eo:Antropologio]] |
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[[Kategorie:Allgemeine Pädagogik]] |
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[[es:Antropología]] |
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[[fi:Antropologia]] |
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[[fr:Anthropologie]] |
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[[fy:Antropology]] |
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[[gl:Antropoloxía]] |
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[[ja:人類学]] |
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[[ko:인류학]] |
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[[ku:Antropolojî]] |
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[[ms:Antropologi]] |
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[[nl:Antropologie]] |
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[[no:Antropologi]] |
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[[pl:Antropologia]] |
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[[pt:Antropologia]] |
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[[ro:Antropologie]] |
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[[ru:Антропология]] |
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[[simple:Anthropology]] |
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[[sl:Antropologija]] |
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[[sv:Antropologi]] |
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[[zh:人类学]] |
Aktuelle Version vom 1. März 2025, 14:58 Uhr

Anthropologie (im 16. Jahrhundert als anthropologia gebildet[1] aus altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos, deutsch ‚Mensch‘, und -logie: Menschenkunde, Lehre vom Menschen) ist die Wissenschaft vom Menschen. Sie wird im deutschen Sprachraum und in vielen europäischen Ländern vor allem als Naturwissenschaft verstanden. Die naturwissenschaftliche oder Physische Anthropologie betrachtet den Menschen im Anschluss an die Evolutionstheorie von Charles Darwin als biologisches Wesen.
Dieser naturalistischen Betrachtung des Menschen, die sich beispielsweise mit der Konstitution (früher auch mit der Rassenlehre und Humangenetik) und der Abstammung des Menschen befasst, stehen verschiedene andere Ansätze gegenüber, beispielsweise die philosophische Anthropologie. Hier wird der Mensch nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt wissenschaftlich untersucht. Dabei geht es unter anderem um qualitative Eigenschaften wie die Personalität, die Entscheidungsfreiheit und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Im englischen Sprachraum wird auch die Ethnologie als Kultur- beziehungsweise Sozialanthropologie als Teil der Anthropologie verstanden und ist mit der physischen Anthropologie häufig auch in gemeinsamen Fakultäten oder Instituten vereinigt. In der deutschen Wissenschaftspolitik ist die Anthropologie als Kleines Fach eingestuft.[2]
Geschichte der Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung Anthropologie geht zurück auf den deutschen Philosophen, Arzt und Theologen Magnus Hundt (1449–1519), der das 1501 erschienene Werk „Antropologium de hominis dignitate, natura, et proprietatibus, de elementis, partibus et membris humani corporis“ (Anthropologie über Würde, Wesen und Eigenschaften des Menschen, über die Elemente, Teile und Glieder des menschlichen Körpers) schrieb.[3] Zu den ersten Dozenten für das Fach gehörte der Anatom und Physiologe Heinrich Palmatius Leveling, der die Anthropologie 1799 an der Ingolstädter Universität als Vorlesung anbot. Ein Lehrstuhl für „Allgemeine Naturgeschichte und Anthropologie“ wurde 1826 in München eingerichtet. Friedrich Nasse gab von 1823 bis 1826 in Leipzig die aus der Zeitschrift für psychische Ärzte hervorgegangene Zeitschrift für die Anthropologie heraus.[4] Auf den ersten eigenständigen Lehrstuhl Deutschlands für (physische) Anthropologie wurde am 1. August 1886 Johannes Ranke berufen, dem 1917[5] der Schweizer Rudolf Martin (1864–1925) folgte, der 1918 Direktor des Anthropologischen Instituts und der Anthropologisch-Prähistorischen Staatssammlung wurde. Martin war 1900 zum Extraordinarius und 1905 zum Ordinarius für Anthropologie an der Universität Zürich ernannt worden.[6]
Naturwissenschaftlicher Ansatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Biologische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die biologische Anthropologie ist mit ihren Teilgebieten Primatologie, Evolutionstheorie, Paläoanthropologie, Bevölkerungsbiologie, Industrieanthropologie, Genetik, Sportanthropologie, Wachstum (Auxologie), Konstitution und Forensik ein Fachbereich der Humanbiologie. Ihr Ziel ist die Beschreibung, Ursachenanalyse und evolutionsbiologische Interpretation der Verschiedenheit biologischer Merkmale der Hominiden (Familie der Primaten, die fossile und rezente Menschen einschließt). Ihre Methoden sind sowohl beschreibend als auch analytisch.
Anthropologische Institutionen im deutschsprachigen Raum gibt es an Universitäten und an Museen in Tübingen, Kiel, Hamburg, Berlin, Göttingen, Jena, Gießen, Mainz, Ulm, Freiburg im Breisgau, München, Zürich und Wien. Meist ist dort die Bezeichnung nur „Anthropologie“, Zusätze wie „biologisch“ wurden in jüngerer Zeit notwendig, weil der konkurrierende US-amerikanische Begriff der anthropology auch hier bekannt ist.
Forensische Anthropologie
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Die forensische Anthropologie ist eine der drei gerichtlichen Wissenschaften vom Menschen, neben der Rechtsmedizin und der forensischen Zahnmedizin.[7]
Gebiete der forensischen Anthropologie:
- Identifizierung nach Bildern. Die meisten bearbeiteten Fälle betreffen Ordnungswidrigkeiten im Verkehr, also Schnellfahrer und Rotmissachter, die spektakulären Fälle betreffen Bankräuber oder auch zeitgeschichtliche Personen.
- Identifizierung von Skeletten und teilskelettierten Leichen, auch in Massengräbern
- Altersdiagnose, insbesondere bei jungen Straftätern
- Abstammungsgutachten
- Zwillingsdiagnose
Die forensische Anthropologie dient mit den Mitteln der Anthropologie bei der Aufklärung von Verbrechen. Forensische Anthropologen haben vor allem mit der Identifikation von Bankräubern, Schnellfahrern etc. zu tun, aber auch häufig mit stark verwesten oder vollständig skelettierten Leichen. Nicht selten sind sie die letzte Hoffnung zur Aufklärung eines Verbrechens. In Deutschland gibt es eine starke institutionelle Dominanz der Rechtsmedizin, aber gerade das verhindert manchmal den Zugang zu der eigenständigen Kompetenz der Anthropologie.
Molekulare Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die molekulare Anthropologie (im englischen Sprachraum auch: anthropological genetics) versucht mit Hilfe molekularbiologischer Methoden dazu beizutragen, den Verlauf der Evolution des Menschen nachzuvollziehen.[8][9]
Geisteswissenschaftlicher Ansatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sozialanthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sozialanthropologie gilt als Wissenschaft der kulturellen und sozialen Vielfalt – oder allgemeiner als „Wissenschaft vom Menschen in der Gesellschaft“.[10] Sie analysiert die soziale Organisation des Menschen. Im deutschen Sprachraum war der Begriff „Sozialanthropologie“ eine seit den 1960er Jahren gebrauchte Bezeichnung für die britische social anthropology oder die französische anthropologie sociale, wurde dann aber zugunsten der Fachbezeichnung „Ethnosoziologie“ aufgegeben (Fachbereich der Ethnologie). In den letzten Jahren ist jedoch eine Renaissance des Anthropologie-Begriffs zu beobachten, die einer durch Transnationalisierungs- und Globalisierungsprozesse veränderten Forschungslandschaft Rechnung tragen möchte.
Kulturanthropologie
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Die Kulturanthropologie ist eine empirisch gestützte Wissenschaft von der Kultur (im Sinne von „menschliche Kultur“). Sie entwickelte sich im 20. Jahrhundert aus der Volkskunde, hat ihren Schwerpunkt im Gegensatz zu dieser aber in interkulturellen, ethnologischen und soziologischen Themen und Modellen. Unter den anthropologischen Fachrichtungen nimmt die Kulturanthropologie eine Mittelposition zwischen den biologisch und den philosophisch orientierten Richtungen ein; sie ist in ihrem Themenspektrum am weitesten gefasst.
Im deutschen Sprachraum hat sich bisher keine genauere Definition des Forschungsgegenstandes durchgesetzt. In den USA dagegen bezeichnet cultural anthropology die Ethnologie (Völkerkunde). Im Deutschen wird die ungenaue englische Bezeichnung anthropology teils falsch mit „Anthropologie“ übersetzt, während eigentlich die Ethnologie gemeint ist.
Rechtsanthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rechtsanthropologie bildet eine eigenständige Unterform der Kulturanthropologie. Sie untersucht Inhalt und Funktionsweisen rechtlicher Strukturen des Menschen unterschiedlicher kultureller Traditionen von Stämmen und Völkern (siehe auch Rechtsethnologie). Zudem bezeichnet dieser Begriff eine rechtswissenschaftliche Forschungsrichtung, die sich den naturalen Grundkonstanten von Gesetzgebung und Rechtsprechung verschrieben hat. Dabei beschäftigt sich die Rechtsanthropologie vorwiegend mit dem (westlich-demokratischen) „Menschenbild der Verfassung“, das demgegenüber vom im Willen freien und eigenverantwortlich handelnden Menschen ausgeht. Dafür wählt sie zumeist einen pragmatisch-dualen Ansatz. Der Begriff Kultur, gelegentlich auch der politischere Begriff der Zivilisation, beschreibt dann die sozial-reale Welt, in der der Mensch beide Sichtweisen vereint.
Philosophische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die philosophische Anthropologie ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand. Mit Ausnahme von René Descartes, der bereits Mitte des 17. Jahrhunderts in seinen Meditationen über die erste Philosophie (1641) gewisse Zweifel am mittelalterlich-christlichen Weltbild hegt und Position zu Verhältnis von Körper und Seele bezieht. Er vermittelt ein neues philosophisches Gedankengut wie: „Das Denken (=Bewusstsein ) ist es; es allein kann von mir nicht abgetrennt werden; ich bin; ich existiere - das ist gewiss […] Demnach bin ich genau genommen ein denkendes Ding, d. h. Geist bzw. Seele bzw. Verstand […]“
Historische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historische Anthropologie bezeichnet einerseits die anthropologische Forschung in der Geschichtswissenschaft, andererseits eine transdisziplinäre Forschungsrichtung, die die historische Veränderlichkeit von Grundphänomenen des menschlichen Daseins untersucht. Dabei bezieht sie die Geschichtlichkeit ihrer Blickrichtungen und methodischen Herangehensweisen sowie die Geschichtlichkeit ihres Gegenstandes, also das Erscheinungsbild des Menschen in den unterschiedenen Epochen, aufeinander.[11]
Theologische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die theologische Anthropologie als Teilbereich der Systematischen Theologie deutet den Menschen aus christlich-theologischer Sicht. Dabei beschäftigt sie sich besonders mit dem Wesen des Menschen und der Bestimmung des Menschen vor Gott. Im Unterschied dazu untersucht die Religionsethnologie als Fachgebiet der Ethnologie (Völkerkunde) die Religionen bei den weltweit rund 1300 ethnischen Gruppen und indigenen Völkern, in Abgrenzung zur Religionssoziologie vor allem bei (ehemals) schriftlosen Kulturen. Zu unterschieden davon ist die Religionsanthropologie.
Industrieanthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Industrieanthropologie ist ein Fachbereich der Anthropologie und untersucht die Gebrauchstauglichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Industrieprodukten, Bedienelementen, Software, Arbeitsplätzen, Arbeitsprozessen oder Fahrständen.[12]
Medienanthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Medienanthropologie (auch Anthropologie der Medien oder Anthropologie des Medialen) ist ein junges, interdisziplinäres Forschungsgebiet zwischen Medienwissenschaft und Anthropologie. In der Medienanthropologie werden die Produktion und Nutzung von Medien sowie deren Effekte zumeist mit kulturwissenschaftlichen und ethnografischen Methoden erforscht. Medienanthropologische Forschung wird zudem oft im Zusammenhang mit Medienpädagogik diskutiert. „Medienanthropologisch verstanden sind Menschen Wesen, die sich in Medienpraktiken und -techniken artikulieren, wahrnehmen und wahrnehmbar machen, weil sie etwas darstellen und sich ihnen etwas darstellt.“[13]
Andere Ansätze und Mischformen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anthropologie in den Sozialwissenschaften
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In den Sozialwissenschaften ist die Vorstellung weit verbreitet, dass der Mensch seinem Wesen nach in seinen Antrieben und Bedürfnissen unbestimmt ist, weshalb erst in Vergesellschaftungsprozessen eine Orientierung und Stabilisierung des Verhaltens und Antriebslebens entstehen kann. Dieses Menschenbild bildet die allgemeine anthropologische Voraussetzung für die Analyse von sozialen Prozessen, so etwa bei Karl Marx, Max Weber, George Herbert Mead oder Talcott Parsons.[14]
Darüber hinaus gibt es in den Sozialwissenschaften zwei klassische Menschenbilder, die als analytische und idealtypische Modelle fungieren: der homo oeconomicus der Wirtschaftswissenschaften und der homo sociologicus der Soziologie. Eine „realistische“ Variante des individualistischen homo oeconomicus ist das RREEMM-Modell des Menschen, allerdings wird in der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung wegen Operationalisierungsproblemen auch weiterhin überwiegend auf die einfacheren Modelle zurückgegriffen.
Ausgehend von der Einbeziehung amerikanischer Sozialforscher in den Vietnamkrieg (Project Camelot)[15] wurde im Rahmen der Critical Anthropology ab 1970 eine „reflexive Anthropologie“ entwickelt (Bob Scholte 1970).[16] Die Grundannahme der reflexiven Anthropologie besteht darin, dass sozialwissenschaftliche Aussagen nur dann einer Kritik standhalten, wenn sie die soziale und kulturelle Einbettung des Forschers und der Forschung mit bedenken (reflektieren). Gemäß dem Erkenntnisinteresse jeder Anthropologie („erkenne dich selbst“: gnothi seauton) ist auf diesem Weg eine Unterscheidung möglich zwischen einer Sozialforschung als Informationsgewinnung über andere Menschen („Ausspähen“, vergleiche Informationelle Selbstbestimmung) oder als Beitrag zur Selbsterkenntnis des Forschers und seiner Auftraggeber. Bedeutende Ansätze zu einer reflexiven Anthropologie wurden von Michel Foucault und Pierre Bourdieu vorgelegt.
Die „reflexive Anthropologie“ von Gesa Lindemann schließt sich im Gegensatz dazu an die historisch-reflexive Richtung innerhalb der deutschsprachigen „philosophischen Anthropologie“ (Helmuth Plessner) an.[17] Allgemeine Aussagen der philosophischen Anthropologie werden nicht als sozialtheoretisches Fundament begriffen, sondern zum Gegenstand der Beobachtung gemacht. Bei diesem Ansatz geht es um die Bearbeitung der Frage, wie in Gesellschaften der Kreis sozialer Personen begrenzt wird und welche Funktion der Anthropologie in der Moderne zukommt.
Psychologische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem verwendeten Schema kann die Psychologie des Menschen nicht gut untergebracht werden, denn die Psychologie vereint geisteswissenschaftliche, biologische, verhaltens- und sozialwissenschaftliche Konzepte und Methoden. Als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen einschließlich der biologischen bzw. neurowissenschaftlichen Grundlagen ist die Psychologie von vornherein interdisziplinär ausgerichtet. Wegen dieses umfassenden Blicks auf den Menschen kann die empirische Psychologie in ein besonderes Spannungsverhältnis zur Philosophischen Anthropologie geraten, die ebenfalls einen umfassenden theoretischen Ansatz hat, jedoch die empirischen Humanwissenschaften kaum noch zu integrieren vermag. Wichtige Themen der Psychologischen Anthropologie sind u. a. das Menschenbild, die Persönlichkeitstheorien, die Grundlagen von Motiven, Emotionen in der Neurobiologie und Psychophysiologie, die Beiträge der Kognitionswissenschaft, Sozialpsychologie und Kulturpsychologie, alle Bereiche der Angewandten Psychologie und so weiter.
Auch Psychoanalyse und Psychosomatik galten als anthropologische Disziplinen.[18]
Evolutionäre Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beispielhaft für die Forschung auf dem Gebiet der Evolutionären Anthropologie sind der Themenschwerpunkte, die das gleichnamige Max-Planck-Institut wie folgt beschreibt: „Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erforscht die Geschichte der Menschheit mittels vergleichender Analysen von Genen, Kulturen, kognitiven Fähigkeiten, Sprachen und sozialen Systemen vergangener und gegenwärtiger menschlicher Populationen sowie Gruppen dem Menschen nahe verwandter Primaten. Die Zusammenführung dieser Forschungsgebiete führt zu neuen Einsichten in die Geschichte, die Vielfalt und die Fähigkeiten der menschlichen Spezies. Das Institut vereint Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, die sich von einem interdisziplinären Ansatz her mit der Evolution des Menschen beschäftigen.“.[19]
Buchveröffentlichungen aus dem Gebiet der Evolutionären Anthropologie stammen beispielsweise von Michael Tomasello („Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral“, „Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese“) und von Richard Wrangham („Feuer fangen: Wie uns das Kochen zum Menschen machte“, „Die Zähmung des Menschen: Warum Gewalt uns friedlicher gemacht hat“).
Pädagogische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die pädagogische Anthropologie ist der Teilbereich der Pädagogik, der sich mit dem Ertrag anthropologischer Fragen, den Zugangsweisen und den Ergebnissen innerhalb der Pädagogik befasst. Grob lassen sich hier zwei Richtungen unterscheiden[20]: Die Realanthropologie widmet sich der empirischen Betrachtung der Wirklichkeit des Menschen unter dem Fokus, der sich aus der Pädagogik ergibt. Die Sinnanthropologie fragt nach dem Sinn und den Zielen menschlichen Handelns, die in den pädagogischen Kontext eingearbeitet werden. Die Sinnanthropologie weist so besondere Bezüge zur Bildungstheorie auf, indem sie aus einem je spezifischen Menschenbild Bildungsansprüche ableitet. Sie weist innerhalb der verschiedenen Anthropologien eine besondere Nähe zur philosophischen und theologischen Anthropologie auf. Die Realanthropologie steht besonders der biologischen, daneben auch der philosophischen Anthropologie nahe.
Die Einteilung setzte sich in den 1960er Jahren fort in der Unterscheidung zwischen integrativen und philosophischen Ansätzen. Die „integrativen“ Ansätze versuchen vor allem, anthropologische Erkenntnisse verschiedener Teildisziplinen (insbesondere der Biologie, der Soziobiologie und so weiter) für pädagogische Fragen nutzbar zu machen. Vertreter dieses Ansatzes sind unter anderem Heinrich Roth und Annette Scheunpflug. Der „philosophische“ Ansatz hat sich in verschiedenen Richtungen ausdifferenziert. So besteht Otto Friedrich Bollnows Ansatz darin, anthropologische Fragen (beispielsweise nach dem Wesen des Menschen und seiner Bestimmung) für pädagogische Zusammenhänge nutzbar zu machen. Ähnlich wie andere Autoren orientierte er sich in seinen Arbeiten aber auch an der Phänomenologie. Er versuchte also nicht, aus der Philosophie (oder etwa der Biologie) ein Menschenbild zu gewinnen und es pädagogisch auszuwerten, sondern widmete sich dem pädagogischen Handeln und darin auftretenden Phänomenen wie Krise oder Begegnung unmittelbar, um sie als Bestimmungsgrößen des Menschen zu reflektieren. Der Mensch kommt bei diesen Untersuchungen im Hinblick auf Erziehung in drei Rollen vor: als Erziehender, als Zögling und als Erzieher.[21]
In der neueren pädagogischen Anthropologie wird zum einen der integrative Ansatz fortgeführt (beispielsweise auch in der Betrachtung neuerer humanmedizinischer Ergebnisse für Pädagogik). Die philosophische Anthropologie wird heute verstärkt als historische pädagogische Anthropologie fortgesetzt, indem reflektiert wird, dass anthropologische Kenntnisse sowohl auf bestimmte Menschen in bestimmten Epochen bezogen als auch aus einer je spezifischen historischen Position heraus gewonnen werden und deshalb keine überzeitlich allgemeine Gültigkeit beanspruchen können.[22]
Kybernetische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kybernetische Anthropologie bezeichnet den Versuch der begrifflichen Kopplung von Anthropologie und Kybernetik mit dem Vorhaben, den Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu überwinden. Die Cyberanthropologie ist ein neueres Fachgebiet der Ethnologie (Völkerkunde) oder Sozialanthropologie und untersucht transnational zusammengesetzte Online-Gemeinschaften unter Berücksichtigung kybernetischer Perspektiven.
Medizinische Anthropologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die im 16. Jahrhundert aufgekommene medizinische Anthropologie beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Kultur und Medizin.[23][24]
Anthropologie als Oberbegriff und Dachwissenschaft
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Manchmal wird „Anthropologie“ als Oberbegriff für mehrere der oben genannten Einzel- und Humanwissenschaften aufgefasst. Insbesondere in den USA gibt es dementsprechende Bestrebungen, biologische Anthropologie, Kulturanthropologie, Ethnolinguistik und Archäologie unter einem Dach zu vereinen (sog. „Vier-Felder-Anthropologie“). Diese weit verbreitete Auffassung leitet sich von dem Tatbestand her, dass Anthropologie – im Gegensatz und oft in Konkurrenz zur Theologie – Selbsterkenntnis des Menschen als Mensch ist, gemäß der delphischen Maxime Gnothi seauton, „erkenne dich selbst“.
In diesem Sinne geben Detlev Ganten, Volker Gerhardt, Jan-Christoph Heilinger und Julian Nida-Rümelin die umfangreiche Buchreihe „Interdisziplinäre Anthropologie“ mit derzeit 19 Bänden heraus.[25]
Die Systematische Anthropologie, ein 1977 veröffentlichtes Werk der deutschen Ethnologen Wolfgang Rudolph und Peter Tschohl, bringt anthropologisch grundlegende Erkenntnisse in einen integrierten Zusammenhang. Mit Hilfe eines eigenen Begriffssystems wird ein gesamtanthropologisches Modell entwickelt, das die Grenzen und Überschneidungen von Disziplinen wie Ethnologie, Biologie, Humangenetik, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Geschichte theoretisch auflöst (vergl. zu diesem Ansatz: Interdisziplinarität). „Ziel der Untersuchung ist eine wissenschaftliche Theorie, die dasjenige abdeckt, was systematisch sinnvoll zu einem „Mensch“ genannten Untersuchungsgegenstand gerechnet werden kann, und die damit nicht von einer einzelnen Fachrichtung beherrscht wird.“[26]
Die Untersuchung erschließt ausgehend von allgemeinen Bedingungen der Gesamtwirklichkeit die besonderen Bedingungen des biotischen und humanen Bereichs. Dafür wurde eine global orientierte Auswahl an Studien ausgewertet und die daraus entwickelte interdisziplinäre Systematik theoretisch konsequent ausformuliert. So lautet ein zentrales Untersuchungsergebnis in Kurzform: „Anthropologie ist zu explizieren als Theorie der Klassenexistenz ‚Menschliche Existenz‘ ME. Sie hat damit den vorverständlichen Gegenstandsbereich Mensch als Existenzklasse M aufzufassen und systematisch darzulegen.“[27] Gegenstand ist die menschliche Existenz als empirisch beschreibbare Tatsache.
Die Theorie transportierte einen damals fortschrittlichen, humanen und weit gefassten Kulturbegriff. Wegen technokratisch anmutender Formulierung wurde sie aber nur in der ethnologisch und soziologisch orientierten Fachwelt rezipiert. Gerüst und Inhalt der Theorie müssten heute aktualisiert werden, bieten jedoch „eine Basis für Einzeluntersuchungen von beliebigen Ausschnitten des Gegenstandsbereichs Mensch“.[28]
Die praktische Relevanz und damit die Rezeption der „systematischen Anthropologie“ von Rudolph und Tschohl waren bereits bei Erscheinen des Werks 1977 äußerst begrenzt. Kritiker wiesen darauf hin, dass die positivistische Begriffssystematik völlig abgehoben von den aktuellen Diskussionen in den Sozialwissenschaften entwickelt worden war. Ihr theoretischer Wert lag in der Einübung einer hierarchisch vernetzten Nomenklatur, die zwar als Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen hätte dienen können, wenn sie allgemeine Akzeptanz gefunden hätte, aber über die Wirklichkeit menschlicher Lebensverhältnisse nicht viel mehr aussagte als ein systematisch geordneter Katalog der europäischen wissenschaftlichen Terminologie in den Humanwissenschaften. Ungeklärt blieb auch die Frage, wie die Begriffssystematik von Rudolph und Tschohl in andere Sprach- und Kultursysteme hätte übertragen werden können. Fruchtbarere Ansätze wie die Reflexive Anthropologie (vergl. dazu Pierre Bourdieu) und Ethnomethodologie wurden dagegen aus dem anthropologischen Lehrbetrieb verdrängt.
Die Basis-Theorie der Anthropologie[29] ist ebenfalls Orientierungswissen, das Zusammenhänge zwischen den Disziplinen und Schulen der Humanwissenschaften aufzeigt. Ein Bezugsrahmen ergibt aus den vier Grundfragen der biologischen Forschung (nach Nikolaas Tinbergen): Verursachungen (= Ursache-Wirkungs-Beziehungen bei den Funktionsabläufen), Ontogenese, Anpassungswert, Phylogenese. Diese vier Aspekte sind jeweils auf verschiedenen Bezugsebenen zu berücksichtigen (vergleiche Nicolai Hartmann), beispielsweise Zelle, Organ, Individuum, Gruppe:
1. Verursachungen | 2. Ontogenese | 3. Anpassungswert | 4. Phylogenese | |
---|---|---|---|---|
a. Molekül | ||||
b. Zelle | ||||
c. Organ | ||||
d. Individuum | ||||
e. Familie | ||||
f. Gruppe | ||||
g. Gesellschaft |
Dem tabellarischen Orientierungsrahmen aus Grundfragen und Bezugsebenen lassen sich alle anthropologischen Fragestellungen (siehe PDF-Übersichtstabelle, Absatz A[30]), ihre Ergebnisse (siehe Tabelle, Absatz B) und Spezialgebiete zuordnen (siehe Tabelle, Absatz C); er ist Grundlage für eine Strukturierung der Ergebnisse. Mit Hilfe der Basistheorie kann die anthropologische Forschung in Theorie und Empirie vorangetrieben und fundiertes sowie spekulatives Wissen besser auseinandergehalten werden (betrifft z. B. den Schulenstreit in der Psychotherapie).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Allgemein
- Detlev Ganten, Volker Gerhardt, Jan-Christoph Heilinger, Julian Nida-Rümelin (Herausgeber): Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie, derzeit 19 Bände, De Gruyter, Berlin ISSN=1868-8144.
- Axel W. Bauer: Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453.
- Rutger Bregman: Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020, ISBN 3-498-00200-7.
- Der blaue reiter. Journal für Philosophie. Themenheft: Grenzpunkt Mensch. Nr. 4, 1996. Verlag der blaue Reiter, ISBN 978-3-9804005-3-4.
- Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN 3-455-50017-X.
- Eike Bohlken, Christian Thies (Hrsg.): Handbuch Anthropologie. Der Mensch zwischen Natur, Kultur und Technik. Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-02228-8.
- Martin Buber: Ich und Du. Insel, Leipzig 1923; Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009342-2.
- Zeno Bucher: Die Abstammung des Menschen als naturphilosophisches Problem. Koenigshausen & Neumann, Würzburg 1992, ISBN 3-88479-721-2.
- Werner Fuchs u. a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. Westdeutscher Verlag, Opladen 1978, 1995, ISBN 3-531-11417-4.
- Hans-Georg Gadamer, Paul Vogler (Hrsg.): Neue Anthropologie. Thieme, Stuttgart und dtv, München 1972–1975 (Band 1 und 2: Biologische Anthropologie. Band 3: Sozialanthropologie. Band 4: Kulturanthropologie. Band 5: Psychologische Anthropologie. Band 6 und 7: Philosophische Anthropologie).
- Gisela Grupe u. a.: Anthropologie. Ein einführendes Lehrbuch. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-21159-4.
- Marvin Harris: Menschen. DTV, München 1996, ISBN 3-423-30530-4.
- Winfried Henke, Hartmut Rothe: Menschwerdung. Fischer, Frankfurt 2003, ISBN 3-596-15554-1.
- Uwe Hoßfeld: Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland. Von den Anfängen bis in die Nachkriegszeit. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08563-7.
- Holger Jebens, Karl-Heinz Kohl (Hrsg.): The End of Anthropology? Sean Kingston, Wantage 2011, ISBN 978-1-907774-28-7 (englisch; deutsche Professoren; ausführliche Fachbesprechung: doi:10.1080/00664677.2014.899201).
- Rainer Knußmann (Hrsg.): Anthropologie. Handbuch der vergleichenden Biologie des Menschen. Bd. 1/I, 1/II. Fischer, Stuttgart 1988/1992, ISBN 3-437-30505-0.
- Axel Montenbruck: Biologische Natur- und Spielethik. Wirbeltier-Instinkte und Säugetierhormone, Befreiung des aufrechten Kind-Primaten und des energetischen Feuer-Menschen, egalitäres Kind-Rollenspiel und hoheitliches Übereltern-Recht. Open Access der Freien Universität Berlin, [1] 2021, ISBN 978-3-96110-373-7, 2021
- Marc Rölli: Kritik der anthropologischen Vernunft. Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-539-7.
- Max Scheler: Die Stellung des Menschen im Kosmos. In: Max Scheler: Gesammelte Werke. Band 9, Francke, Bern 1976, ISBN 3-7720-1039-3.
- Friedemann Schrenk, Timothy G. Bromage, Henrik Kaessmann: Die Frühzeit des Menschen. Zurück zu den Wurzeln. In: Biologie in unserer Zeit. Nr. 32, Weinheim 2002, ISSN 0045-205X, S. 352–359.
- Thomas Suddendorf: Der Unterschied : Was den Mensch zum Menschen macht. Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 3-8270-1093-4.
- Michael Tomasello: Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral, Suhrkamp Verlag, Berlin, 2014, ISBN 978-3-518-58695-2.
- Michael Tomasello: Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese. 3. Aufl., Suhrkamp Verlag, Berlin, 2020, ISBN 978-3-518-58750-8.
- Ferdinand Tönnies: Schriften und Rezensionen zur Anthropologie, hg. von Rolf Fechner. Profil, München und Wien 2009, ISBN 978-3-89019-656-5.
- Christoph Wulf: Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-55664-2.
- Geschichte
- Bernd Herrmann (Hrsg.): Mensch und Umwelt im Mittelalter. Stuttgart 1986; 3. [anastatische] Auflage ebenda 1987.
- Gérard Leclerc: Anthropologie und Kolonialismus. Übersetzung von Hanns Zischler. Hanser Anthropologie. Carl Hanser Verlag, München 1973.
- Wilhelm Emil Mühlmann: Geschichte der Anthropologie. 4. Auflage. Aula, Wiesbaden 1986, ISBN 3-89104-413-5.
- H. Glenn Penny, Matti Bunzl (Hrsg.): Worldly Provincialism. German Anthropology in the Age of Empire. Ann Arbor 2003.
- Bernhard Rathmayr: Die Frage nach den Menschen. Eine historische Anthropologie der Anthropologien. Barbara Budrich, Opladen 2013.
- Christoph Wulf (Hrsg.): Vom Menschen. Handbuch Historische Anthropologie. Beltz, Weinheim/Basel 1997.
- Medizinische Anthropologie
- Eduard Seidler (Hrsg.): Medizinische Anthropologie. Beiträge für eine Theoretische Pathologie. Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo 1984 (= Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
- Vergleichende Anthropologie
- Rainer Knußmann: Vergleichende Biologie des Menschen. Lehrbuch der Anthropologie und Humangenetik. Fischer, Stuttgart 1980 (1996), ISBN 3-437-25040-X.
- Pädagogische Anthropologie
- Herbert Becker (Hrsg.): Anthropologie und Pädagogik. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 1977, ISBN 3-7815-0339-9.
- D. Kamper, Ch. Wulf (Hrsg.): Anthropologie nach dem Tode des Menschen. Suhrkamp, Frankfurt 1994, ISBN 3-518-11906-0.
- Norbert Kühne: Aspekte und Probleme früher Entwicklung und Erziehung. In: Unterrichtsmaterialien Pädagogik-Psychologie (Nr. 694), Stark Verlag/Mediengruppe Pearson, Hallbergmoos 2012–2015.
- Johanna Uher (Hrsg.): Pädagogische Anthropologie und Evolution. Erlangen 1995, ISBN 3-930357-06-2.
- Christoph Wulf: Einführung in die pädagogische Anthropologie. Beltz, Weinheim/Basel 1994, ISBN 3-407-25149-1.
- Spezielle Themen
- Manfred Engel: Romantische Anthropologie. Skizze eines Forschungsprojekts. In: Historische Anthropologie. Band 8, 2000, S. 264–271.
- Michael Post: Entwurf der Grundlegung der fundamentalontologischen Anthropologie und natürlichen Theologie. Neuss 2007, ISBN 978-3-00-021294-9.
- Bernhard Verbeek: Die Anthropologie der Umweltzerstörung, die Evolution und der Schatten der Zukunft. Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-099-9.
- Rüdiger Zymner, Manfred Engel (Hrsg.): Anthropologie der Literatur. Poetogene Strukturen und ästhetisch-soziale Handlungsfelder. Poetogenesis. Studien und Texte zur empirischen Anthropologie der Literatur. Mentis, Paderborn 2004, ISBN 3-89785-451-1.
Weblinks
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- Literatur von und über Anthropologie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Staatslexikon der Görres-Gesellschaft: Anthropologie (philosophisch, theologisch und pädagogisch)
- Gesellschaft für Anthropologie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Axel W. Bauer: Bemerkungen zur Verwendung des Terminus „Anthropologie“ in der Medizin der Neuzeit (16.–19. Jahrhundert). In: Eduard Seidler (Hrsg.): Medizinische Anthropologie. 1984, S. 32–55.
- ↑ Arbeitsstelle Kleine Fächer: Anthropologie. In: kleinefaecher.de. Ohne Datum, abgerufen am 9. Oktober 2019.
- ↑ Axel W. Bauer: Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453, insbesondere S. 441–444, hier: S. 441–442.
- ↑ Christian Friedrich Nasse (Hrsg.): Zeitschrift für die Anthropologie. Cnobloch, Leipzig 1823–1826; vorher: Friedrich Nasse (Hrsg.): Zeitschrift für psychische Ärzte. Band 1–2, Leipzig 1818–1819; derselbe (Hrsg.): Zeitschrift für psychische Ärzte, mit besonderer Berücksichtigung des Magnetismus. Leipzig 1880–1822.
- ↑ Nachruf Martin Rudolf (Jahrbuch 1926, Mollier). 1926 (PDF: 102 kB, 1 Seite auf badw.de).
- ↑ Gerfried Ziegelmayer: 100 Jahre Anthropologie in München. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 5, 1987, S. 245–269, hier: S. 245–253.
- ↑ Donna C. Boyd: Navigating Liminality in Evolving Forensic Anthropology Professionalism. In: American Journal of Biological Anthropology. Band 186, Nr. 1, 2025, e25054, doi:10.1002/ajpa.25054 (freier Volltext).
- ↑ Michael H. Crawford und Peter L. Workman (Hrsg.): Methods and Theories of Anthropological Genetics. University of New Mexico Press, Albuquerque, NM, 1973.
- ↑ Michael H. Crawford (Hrsg.): Anthropological Genetics: Theory, Methods and Applications. Cambridge University Press, New York 2006, ISBN 978-0-521-54697-3.
- ↑ Lehrstuhl-Präsentation: Sozialanthropologie. Universität Freiburg, Lehrstuhl für Sozialanthropologie, abgerufen am 9. Oktober 2019 (ohne Datum).
- ↑ Wulf, Kamper: Anthropologie. In: Heinz-Elmar Tenorth, Rudolf Tippelt (Hrsg.): BELTZ. Lexikon Pädagogik. Beltz, Weinheim/Basel 2007, S. 26–28.
- ↑ Gerd Küchmeister Hans W. Jürgens: Zur Handhabbarkeit von Zugangseinrichtungen und Verfahren zur Nutzung digitaler Medienangebote. Studie der Forschungsgruppe Industrieanthropologie Universität Kiel, 2002, ISBN 3-934857-05-1 (linkfang.org [abgerufen am 16. April 2021]).
- ↑ Eva Schürmann: Projekt Medienanthropologie. Forschungsportal Sachsen, Professorin für philosophische Anthropologie, Kultur- und Technikphilosophie am Institut für Philosophie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg; abgerufen am 27. November 2015.
- ↑ Axel Honneth, Hans Joas: Soziales Handeln und menschliche Natur. Anthropologische Grundlagen der Sozialwissenschaften. Campus, Frankfurt am Main 1980, S. ??.
- ↑ I. L. Horowitz: The life and death of project Camelot. In: American Psychologist. Band 21, Nr. 5, 1966, S. 445–454 (doi:10.1037/h0021152).
- ↑ Wolf Lepenies: Soziologische Anthropologie. Materialien. München: Hanser 1974, S. 49.
- ↑ Gesa Lindemann: Das Soziale von seinen Grenzen her denken. Velbrück, Weilerswist 2009, S. ??.
- ↑ Axel W. Bauer: Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie. 2012/2013 (2014), S. 447/448.
- ↑ Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie: Selbstbeschreibung auf der Startseite des Instituts. Eingesehen am 12. Januar 2023.
- ↑ Erich Weber: Pädagogische Anthropologie. 8. Auflage. Ludwig Auer, Donauwörth 1995, S. 23/24.
- ↑ Christoph Wulf: Zur Einleitung. Grundzüge einer historisch-pädagogischen Anthropologie. In: Derselbe (Hrsg.): Einführung in die pädagogische Anthropologie. Beltz, Weinheim u. a. 1994, S. 8.
- ↑ Wulf, Christoph, Zirfas, Jörg (Hrsg.): Handbuch Pädagogische Anthropologie. 2013, ISBN 978-3-531-18166-0.
- ↑ Winfried Effelsberg: Interkulturelle Konflikte in der Medizin. Medizinanthropologische Überlegungen. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 3, 1985, S. 29–40, hier: S. 29 (zitiert).
- ↑ Axel W. Bauer: Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453, insbesondere S. 441–444.
- ↑ Detlev Ganten, Volker Gerhardt, Jan-Christoph Heilinger und Julian Nida-Rümelin, Herausgeber, Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie, De Gruyter, Berlin ISSN=1868-8144
- ↑ Wolfgang Rudolph, Peter Tschohl: Systematische Anthropologie. Wilhelm Fink, München 1977, ISBN 3-7705-1468-8, S. 25,5.
- ↑ Wolfgang Rudolph, Peter Tschohl: Systematische Anthropologie. Wilhelm Fink, München 1977, ISBN 3-7705-1468-8, S. 316,2.
- ↑ Wolfgang Rudolph, Peter Tschohl: Systematische Anthropologie. Wilhelm Fink Verlag, München 1977, ISBN 3-7705-1468-8, S. 319,2.
- ↑ Übersicht 1 aus: Gerhard Medicus, Was uns Menschen verbindet: Humanethologische Angebote zur Verständigung zwischen Leib- und Seelenwissenschaften. 2. Auflage. VWB, Berlin 2013, ISBN 978-3-86135-583-0.
- ↑ Gerhard Medicus: Orientierungsrahmen für Interdisziplinarität in den Humanwissenschaften. (PDF: 85 kB; 1 Seite) 2011, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2011; abgerufen am 9. Oktober 2019 (Übersichtstabelle).