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„Sardar“ – Versionsunterschied

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'''Sardar''' ({{faS|سردار|d=sardār}}, {{paS|ਸਰਦਾਰ|hi=सरदार}}, {{IPA|[sɐrdaːr]}}), auch '''Serdar''', '''Sirdar''', ist ein ursprünglich persischer Titel. Abgeleitet wird er von {{lang|fa-Latn|''Sar''}}, was ‚Kopf‘ bedeutet. Wörtlich bezeichnet Sardar den ‚Chef‘ oder ‚Autorität‘; in der militärischen Anwendung den ‚Kommandeur‘. Verbreitung fand die Bezeichnung durch [[Akkulturation]] in arabischen und türkischen Herrschaftsbereichen (bis in den [[Balkanhalbinsel|Balkan]] und [[Kaukasus]]) und auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] (einschließlich Nepal und Pakistan). Gerade unter [[Britisches Weltreich|britischer Kolonialherrschaft]] wurde der in vielen einheimischen Sprachen als Lehnwort bekannte Titel weiter etabliert.
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'''Sardar''' (Panjabi ਸਰਦਾਰ, Hindi सरदार, sprich [sɐrdaːr]), auch '''Serdar''' oder '''Sirdar''', ist ein Herrschertitel in den alten [[Indo-Arisch]]en Sprachen. ''Sar'' bzw. ''Sir'' bedeutet im [[Sanskrit]] Chef oder Autorität.


Die Bedeutung des Titels Sardar und seiner Varianten ist nicht eindeutig und immer im Kontext zu betrachten – historisch wurde er als erblicher Titel an Prinzen und hohe Adelige oder in anderen Fällen als Auszeichnung an fähige Heerführer vergeben. Er fand und findet Verwendung als subalterne Anrede, als Name oder Namensbestandteil, als Beiname oder Ehrenbezeichnung.
Den Titel trugen [[Prinz]]en und hohe [[Adel]]ige von [[Südasien]] über [[Persien]] (heute Iran) und [[Mesopotamien]] bis Syrien und [[Kurdistan]]. Von der heutigen Türkei ging er auch an [[Serbien]] und Montenegro weiter. Auch verschiedene spätere Titel leiten sich davon ab, wie das mittelenglische ''Sir'' (Ritter), der altfranzösische ''Sire'' (Lord, Grundherr) (lord), der altslawische [[Zar]], das hebräische Wort ''Sar'' und das akkadische ''Saris'' (Minister), das altägyptische ''Ser'' und auch der Königsname [[Sargon]].


== Persien und Iran ==
Nach dem Ende der Feudalära diente '''Sardar''' als Bezeichnung für ein [[Staatsoberhaupt]] oder den militärischen [[Oberbefehlshaber]], vergleichbar dem heutigen [[Generalfeldmarschall]]. Der Titel ''Sirdar-Bahadur'' wurde für Gereralguverneure oder [[Chief Minister]] im britischen Empire verwendet.
Die Namenswurzel ''Sar'' für ‚Kopf‘ ist alt: bereits die [[akkad]]ischen und [[Assyrien|assyrischen]] Königsname [[Sargon]] leiteten sich daraus ab, ebenso das [[Hebräische Sprache|hebräische]] Wort {{lang|he-Latn|''Sar''|de=Fürst}},<ref>[http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=179 Bibel-Lexikon]</ref> daher auch der Name [[Sara (Name)|Sara]], welcher Fürstin, Herrin oder auch Prinzessin bedeutet.


{{lang|fa-Latn|''Sardar''}} ist auf [[Persische Sprache|Persisch]] wörtlich jemand, der einen Kopf besitzt, im Gegensatz zu jemandem, der ohne Verstand ist ({{lang|fa-Latn|''bi-sar''}}). Als Bedeutung für Sardar findet sich in persischen Wörterbüchern die Übersetzung ‚Anführer‘, ‚General‘, ‚Offizier‘, ‚Prinz‘, ‚Vorbild‘, {{lang|fa-Latn|''Sardari''}} bedeutet entsprechend ‚Anführerschaft‘. Verwandt ist {{lang|fa-Latn|''Sirdar''}}, was ‚Vertrauter’ bedeutet.<ref>{{Literatur |Autor=Francis Joseph Steingass |Titel=A Comprehensive Persian-English Dictionary |Verlag=Asian Educational Services |Datum=1992 |ISBN=978-81-2060-6708 |Online={{Google Buch |BuchID=knA9NptP7xsC |Linktext=Digitalisat }} |Sprache=en }}</ref>
Bei den [[Sikh]]s der indischen Armee wird ein höherer Rang als ''Sardar'' bezeichnet, im Himalaja ein lokaler Chef der [[Sherpa]]s als ''Sirdar'''.
''Quelle::'' [[:en:Sardar]] und [[:en:Sirdar]]


Den Titel Sardar trugen persische Prinzen und hohe Adelige des Perserreichs ([[Safawiden]] und Folgedynastien). Historische Beispiele sind etwa:
[[en:Sardar]]

* Hossein Qoli Khan Sardar Qajar (1742–1831), letzter Staatschef des [[Khanat Jerewan]] von 1807 bis 1828
* Ali-Qoli Khan Bakhtiari (1856–1917), bachtiyārīscher Stammesführer, wurde bekannt als [[Sardar Asad]]

Vor seiner Krönung zum Schah von Persien trug [[Reza Schah Pahlavi|Reza Chan]] als Kommandeur bzw. Heerführer der persischen Kosakentruppen den Titel „Sardar Sepah“.

Im heutigen [[Iran]] wird ''Sardar'' als Anrede für hohe Offiziere der [[Iranische Revolutionsgarde|Iranischen Revolutionsgarde]] verwendet.

== Verwendung im islamischen Raum außerhalb Persiens ==
Im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] wurde der Serdar als militärischer Rang insbesondere für Kommandeure in den Grenzregionen verwendet. So hielt der Rang auch auf dem Balkan und im Kaukasus Einzug, wo er später auch als Adelstitel verwendet wurde, etwa in Montenegro und Serbien mit einem Rang unterhalb eines [[Woiwode]]n. Als bekanntes Beispiel gilt [[Janko Vukotić]], ein abgeleiteter kroatischer Familienname ist [[Serdarušić]]. Am Hof in [[Istanbul]] wurde Serdar-ı Ekrem (erhabener General) als Bezeichnung für den Großwesir verwendet. In der heutigen Türkei ist Serdar auch eine (nicht offiziell verwendete) Respektbezeichnung für einen Kommandeur oder Oberbefehlshaber. Im damals osmanischen Ägypten wurde der [[Sirdar (Ägypten)|Sirdar]] als Militärgouverneur unter britischem Protektorat zu einem festen Rang erhoben.

In der Türkei und in Turkmenistan sind [[Serdar (Name)|Serdar]] und Sardar bis heute beliebte Vornamen.

Im [[Emirat Afghanistan]] wurden wichtige Stammesoberhäupter mit dem Ehrentitel ''Sardar'' bezeichnet. Diese Ehrentitel lebten auch nach Ende des Königtums fort. Von 1923 bis 1929 gab es ferner den Adelsorden ''Nishan-i-Sardari''.
Bekannte Beispiele für afghanische Stammestitel:
* [[Sardar Mohammed Aziz Khan]] (1875–1933), afghanischer Diplomat
* Sardar [[Mohammed Ayub Khan (Afghanistan)|Mohammed Ayub Khan]] (1857–1914), afghanischer Regent
* Sardar [[Mohammed Haschim Khan]] (1884–1953), afghanischer Politiker und Regent
* [[Sardar Schir Ahmad]] (1885-nach 1935), Ministerpräsident von Afghanistan
* Sardar [[Schah Mahmud Khan]] (1887–1959), Ministerpräsident von Afghanistan
* [[Sardar Wali]] Khan Ghazi (1888–1977), afghanischer Diplomat und Politiker
* [[Sardar Zalmai Mahmud]] Khan Ghazi (* 1923), afghanischer Diplomat

== Indischer Subkontinent ==
Im Indien der [[Maratha|Marathen]] war ''Sardar'' ein verbreiteter Adelstitel, dessen Träger meist in wichtigen Positionen des Landes saßen. Vor Ende des 17. Jahrhunderts bezeichnete der zunächst nicht erbliche, später aber erbliche Titel einen Minister bei Hofe mit militärischen, diplomatischen und landesherrlichen Aufgaben. Der Titel konnte mit anderen Aufgaben verbunden werden, etwa dem Oberbefehlshaber (''Senapati'') über die Marathen-Armeen. Der Titel ''Sirdar Bahadur'' wurde etwa für Gouverneursposten vergeben.

Benachbarte Reiche übernahmen ebenfalls diese Titel, so galt ein ''Sardar'' im [[Königreich Gorkha]] als einer der ranghöchsten militärischen Titel, vergleichbar einem General. Es gab zunächst stets nur vier Sardars. Später wurde der Titel häufiger und auch an Zivilpersonen vergeben; er blieb aber rangniedriger als ein [[Kaji (Titel)|Kaji]] (hoher Minister).<ref>[http://www.royalark.net/Nepal/nepal.htm Glossar zur Rängen in Nepal]</ref>

Der Titel ''Sardar'' wurde seit der Zeit von [[Ranjit Singh]] an hohe [[Sikhismus|Sikh]]-Offiziere vergeben (vergleichbar mit einem Ritterschlag oder einer Adelung) und konnte später stolz als Namensbestandteil getragen werden. Daran knüpften die Briten nach der Annexion des [[Punjab]] an, die zudem die hohe Auszeichnung des ''Sardar [[Bahadur]]'' schufen, die an loyale Einheimische vergeben werden konnte, in der Regel Sikhs oder [[Panjabi]]. Gleichrangige Titel existierten im Rest Britisch-Indiens auch für Muslime (''[[Khan]] Bahadur'') und Hindus (''Rai/Rao Bahadur''). Die Träger dieser Titel bekleideten hohe, meist militärische Ämter (Oberbefehlshaber). Im Vergleich zur restlichen Bevölkerung Indiens schlugen überproportional viele Sikhs die militärische Laufbahn ein, daher wird die stereotypische Figur des bärtigen, [[Dastar]]-tragenden ''Sardar'' heute in Indien mit der Minderheit der Sikhs (aber auch mit Panjabi) identifiziert, was sich etwa auch in Sikh-Witzen widerspiegelt.

Unter britischer Herrschaft wurde der Titel (wie auch [[Sāhib]] oder [[Raja]]) aber auch mit Bezug auf lokale Gegebenheiten verwendet, so wurden mit ''Sirdar'' etwa bestimmte einheimische Adelige bezeichnet, andernorts auch Clan-Oberhäupter. Somit ist der Ehrentitel Sardar keinesfalls auf Sikhs beschränkt: [[Vallabhbhai Patel]] (erster indischer Innenminister) trug etwa diesen Beinamen, ebenso wie der Politiker [[Sardar Swaran Singh]] Purewal (1907–1994).

[[Sherpa]]-Anführer im Himalaya tragen bis heute den Titel [[Sirdar (Bergsteigen)|Sirdar]].

== Namensbestandteil ==
Folgende Personen tragen ''Sardar'' nicht als Ehren- oder Beinamen, sondern als Vor- oder Nachnamen: Serdar (Name)
* [[Sardar Azmoun]] (* 1995), iranischer Fußballspieler
* [[Sərdar Həsənov]] (* 1985), aserbaidschanischer Gewichtheber
* [[Sərdar Cəlaloğlu]] (* 1954), aserbaidschanischer Politiker (ADP)
* [[Sardar Kestay]] (* 1973), kurdischer Künstler
* [[Hassan Sardar]] (* 1957), pakistanischer Hockeyspieler
* [[Ziauddin Sardar]] (* 1951), pakistanisch-britischer Schriftsteller und Historiker
* [[Abdol-Hossein Sardari]] (1895–1981), iranischer Diplomat

Zur Variante Serdar, siehe [[Serdar (Name)]].

== Fiktion ==
In [[Frank Herbert]]s [[Dune]]-Zyklus, der verfremdete irdische Traditionen in ferner Zukunft darstellt, ist ein Titel für planetare Gouverneure ''Siridar''. Die Truppen des ''Padishah-Imperator''s werden ''Sardaukar'' genannt.

<!--''Quelle::'' [[:en:Sardar]] und [[:en:Sirdar]]-->
== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Herrschertitel]]
[[Kategorie:Dienstgrad (Militär)]]
[[Kategorie:Indischer Titel]]

Aktuelle Version vom 6. Dezember 2024, 12:28 Uhr

Sardar (persisch سردار, DMG sardār, Panjabi ਸਰਦਾਰ Hindi सरदार, [sɐrdaːr]), auch Serdar, Sirdar, ist ein ursprünglich persischer Titel. Abgeleitet wird er von Sar, was ‚Kopf‘ bedeutet. Wörtlich bezeichnet Sardar den ‚Chef‘ oder ‚Autorität‘; in der militärischen Anwendung den ‚Kommandeur‘. Verbreitung fand die Bezeichnung durch Akkulturation in arabischen und türkischen Herrschaftsbereichen (bis in den Balkan und Kaukasus) und auf dem indischen Subkontinent (einschließlich Nepal und Pakistan). Gerade unter britischer Kolonialherrschaft wurde der in vielen einheimischen Sprachen als Lehnwort bekannte Titel weiter etabliert.

Die Bedeutung des Titels Sardar und seiner Varianten ist nicht eindeutig und immer im Kontext zu betrachten – historisch wurde er als erblicher Titel an Prinzen und hohe Adelige oder in anderen Fällen als Auszeichnung an fähige Heerführer vergeben. Er fand und findet Verwendung als subalterne Anrede, als Name oder Namensbestandteil, als Beiname oder Ehrenbezeichnung.

Persien und Iran

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Die Namenswurzel Sar für ‚Kopf‘ ist alt: bereits die akkadischen und assyrischen Königsname Sargon leiteten sich daraus ab, ebenso das hebräische Wort Sar ‚Fürst‘,[1] daher auch der Name Sara, welcher Fürstin, Herrin oder auch Prinzessin bedeutet.

Sardar ist auf Persisch wörtlich jemand, der einen Kopf besitzt, im Gegensatz zu jemandem, der ohne Verstand ist (bi-sar). Als Bedeutung für Sardar findet sich in persischen Wörterbüchern die Übersetzung ‚Anführer‘, ‚General‘, ‚Offizier‘, ‚Prinz‘, ‚Vorbild‘, Sardari bedeutet entsprechend ‚Anführerschaft‘. Verwandt ist Sirdar, was ‚Vertrauter’ bedeutet.[2]

Den Titel Sardar trugen persische Prinzen und hohe Adelige des Perserreichs (Safawiden und Folgedynastien). Historische Beispiele sind etwa:

  • Hossein Qoli Khan Sardar Qajar (1742–1831), letzter Staatschef des Khanat Jerewan von 1807 bis 1828
  • Ali-Qoli Khan Bakhtiari (1856–1917), bachtiyārīscher Stammesführer, wurde bekannt als Sardar Asad

Vor seiner Krönung zum Schah von Persien trug Reza Chan als Kommandeur bzw. Heerführer der persischen Kosakentruppen den Titel „Sardar Sepah“.

Im heutigen Iran wird Sardar als Anrede für hohe Offiziere der Iranischen Revolutionsgarde verwendet.

Verwendung im islamischen Raum außerhalb Persiens

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Im Osmanischen Reich wurde der Serdar als militärischer Rang insbesondere für Kommandeure in den Grenzregionen verwendet. So hielt der Rang auch auf dem Balkan und im Kaukasus Einzug, wo er später auch als Adelstitel verwendet wurde, etwa in Montenegro und Serbien mit einem Rang unterhalb eines Woiwoden. Als bekanntes Beispiel gilt Janko Vukotić, ein abgeleiteter kroatischer Familienname ist Serdarušić. Am Hof in Istanbul wurde Serdar-ı Ekrem (erhabener General) als Bezeichnung für den Großwesir verwendet. In der heutigen Türkei ist Serdar auch eine (nicht offiziell verwendete) Respektbezeichnung für einen Kommandeur oder Oberbefehlshaber. Im damals osmanischen Ägypten wurde der Sirdar als Militärgouverneur unter britischem Protektorat zu einem festen Rang erhoben.

In der Türkei und in Turkmenistan sind Serdar und Sardar bis heute beliebte Vornamen.

Im Emirat Afghanistan wurden wichtige Stammesoberhäupter mit dem Ehrentitel Sardar bezeichnet. Diese Ehrentitel lebten auch nach Ende des Königtums fort. Von 1923 bis 1929 gab es ferner den Adelsorden Nishan-i-Sardari. Bekannte Beispiele für afghanische Stammestitel:

Indischer Subkontinent

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Im Indien der Marathen war Sardar ein verbreiteter Adelstitel, dessen Träger meist in wichtigen Positionen des Landes saßen. Vor Ende des 17. Jahrhunderts bezeichnete der zunächst nicht erbliche, später aber erbliche Titel einen Minister bei Hofe mit militärischen, diplomatischen und landesherrlichen Aufgaben. Der Titel konnte mit anderen Aufgaben verbunden werden, etwa dem Oberbefehlshaber (Senapati) über die Marathen-Armeen. Der Titel Sirdar Bahadur wurde etwa für Gouverneursposten vergeben.

Benachbarte Reiche übernahmen ebenfalls diese Titel, so galt ein Sardar im Königreich Gorkha als einer der ranghöchsten militärischen Titel, vergleichbar einem General. Es gab zunächst stets nur vier Sardars. Später wurde der Titel häufiger und auch an Zivilpersonen vergeben; er blieb aber rangniedriger als ein Kaji (hoher Minister).[3]

Der Titel Sardar wurde seit der Zeit von Ranjit Singh an hohe Sikh-Offiziere vergeben (vergleichbar mit einem Ritterschlag oder einer Adelung) und konnte später stolz als Namensbestandteil getragen werden. Daran knüpften die Briten nach der Annexion des Punjab an, die zudem die hohe Auszeichnung des Sardar Bahadur schufen, die an loyale Einheimische vergeben werden konnte, in der Regel Sikhs oder Panjabi. Gleichrangige Titel existierten im Rest Britisch-Indiens auch für Muslime (Khan Bahadur) und Hindus (Rai/Rao Bahadur). Die Träger dieser Titel bekleideten hohe, meist militärische Ämter (Oberbefehlshaber). Im Vergleich zur restlichen Bevölkerung Indiens schlugen überproportional viele Sikhs die militärische Laufbahn ein, daher wird die stereotypische Figur des bärtigen, Dastar-tragenden Sardar heute in Indien mit der Minderheit der Sikhs (aber auch mit Panjabi) identifiziert, was sich etwa auch in Sikh-Witzen widerspiegelt.

Unter britischer Herrschaft wurde der Titel (wie auch Sāhib oder Raja) aber auch mit Bezug auf lokale Gegebenheiten verwendet, so wurden mit Sirdar etwa bestimmte einheimische Adelige bezeichnet, andernorts auch Clan-Oberhäupter. Somit ist der Ehrentitel Sardar keinesfalls auf Sikhs beschränkt: Vallabhbhai Patel (erster indischer Innenminister) trug etwa diesen Beinamen, ebenso wie der Politiker Sardar Swaran Singh Purewal (1907–1994).

Sherpa-Anführer im Himalaya tragen bis heute den Titel Sirdar.

Namensbestandteil

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Folgende Personen tragen Sardar nicht als Ehren- oder Beinamen, sondern als Vor- oder Nachnamen: Serdar (Name)

Zur Variante Serdar, siehe Serdar (Name).

In Frank Herberts Dune-Zyklus, der verfremdete irdische Traditionen in ferner Zukunft darstellt, ist ein Titel für planetare Gouverneure Siridar. Die Truppen des Padishah-Imperators werden Sardaukar genannt.

Einzelnachweise

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  1. Bibel-Lexikon
  2. Francis Joseph Steingass: A Comprehensive Persian-English Dictionary. Asian Educational Services, 1992, ISBN 978-81-206-0670-8 (englisch, Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. Glossar zur Rängen in Nepal