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„Gustav von Oertzen (Kolonialbeamter)“ – Versionsunterschied

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'''Gustav von Oertzen''' (*[[23. Januar]] [[1836]] in [[Mecklenburg]]; † [[1911]]) war ein deutscher Kolonialbeamter und [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserlicher Kommissar]] in [[Deutsch-Neuguinea]].
'''Gustav Carl Heinrich Lucas von Oertzen''' (* [[23. Januar]] [[1836]] in [[Kittendorf]]; † [[22. Oktober]] [[1911]] in [[Dresden]]) war ein deutscher Kolonialbeamter und kaiserlicher Kommissar in [[Deutsch-Neuguinea]].


== Lebensweg ==
Gustav von Oertzen stammte aus einer in Mecklenburg ansässigen Adelsfamilie. Er studierte Jura und wurde 1879 Konsulatssekretär in [[Apia]], ([[Samoa]]). Ab 1885 war von Oertzen Vizekonsul, und ab 1885 Kaiserlicher Kommissar in [[Matupi]], [[Neupommern]], in der Nähe von [[Rabaul]]; wo er bis zum Januar 1887 blieb.
Gustav von Oertzen entstammte der adeligen Familie [[Oertzen (Adelsgeschlecht)|Oertzen]], welche dem mecklenburgischen Uradel zugerechnet wird. Er war ein Sohn des Gutsbesitzers auf Marihn und Klosterhauptmanns von [[Kloster Malchow|Malchow]] Karl (Nikolaus Dietrich) von Oertzen (1799–1865) und dessen erster Frau Louise, geb. d’Orguerre (1811–1836), die an den Folgen seiner Geburt starb.
Am 10. Juni 1886 trat [[Georg von Schleinitz|Georg Freiherr von Schleinitz]] sein Amt als erster Landeshauptmann der [[Neuguinea-Kompagnie]] in [[Finschhafen]], im [[Kaiser-Wilhelmsland]] an.
Zwischen den in Neuguinea befindlichen Vertretern des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]] und denen der [[Neuguinea-Kompagnie]] gab es zum Teil erhebliche Auseinandersetzungen. Gustav von Oertzen wurde zwar als kaiserliche Kommissar beim Eintreffen des Landeshauptmanns der Neuguinea-Kompagnie abberufen, doch in dem halben Jahr, in dem von Oertzen noch im [[Bismarckarchipel]] war und von Schleinitz schon amtierte, gab es zwischen beiden ständig Meinungsverschiedenheiten.


Oertzen erhielt zunächst auf dem väterlichen Gut [[Marihn]] Privatunterricht. 1849–1851 besuchte er die Gymnasien in [[Wittenberg]] und [[Gütersloh]]. Sein Abitur<ref>{{Literatur |Autor=Victor Laube |Titel=Lehrer und Abiturienten des Königlichen Pädagogiums zu Putbus 1836-1911 |Sammelwerk=Beilage zum Jahresbericht des Königlichen Pädagogiums zu Putbus |Nummer=55 Gustav von Oertzen |Verlag=Druck von Richard Decker |Ort=Putbus |Datum=1912 |Seiten=14 |Online=https://kvk.bibliothek.kit.edu/view-title/index.php?katalog=BVB&url=https%3A%2F%2Fwww.gateway-bayern.de%2FBV006060895&signature=HPAK7B8f8mnUYtMKDLRrTgSd6kLM-V49WMqHIFttdf8&showCoverImg=1 |Abruf=2021-09-04}}</ref> legte er 1856 am [[Pädagogium Putbus]] ab. Es folgte das Studium der [[Rechtswissenschaft]] an den Universitäten [[Universität Heidelberg|Heidelberg]], [[Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Universität Rostock|Rostock]].<ref>Siehe dazu den [http://purl.uni-rostock.de/matrikel/200009206 Eintrag von Gustav von Oertzen] im [[Rostocker Matrikelportal]]</ref> Er wurde Mitglied des [[Corps Saxo-Borussia Heidelberg]] (1857) und des [[Corps Saxonia Göttingen]] (1858).<ref>[[Kösener Corpslisten|Kösener Korps-Listen]] 1910, '''120''', 513; '''85''', 183</ref> Von 1862 bis 1874 lebte er als Gutsbesitzer auf Marihn und in Malchow.
Ab 1887 war er Gustav von Oertzen im Kolonialreferat des Auswärtigen Amts beschäftigt, und ging 1888 als Konsul nach [[Sarajewo]]. Ab 1895 war von Oertzen Konsul in [[Le Havre]], seit 1903 wirkte er dort als Generalkonsul; 1907 wurde von Oertzen in den Ruhestand versetzt.

Im Jahre 1875 trat er in den Dienst des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]] beim Generalkonsulat in [[New York City|New York]]. 1879 wurde er interimistischer Konsulatssekretär in [[Apia]] ([[Samoa]]), wo er bis 1884 – ab 1883 als Vizekonsul – blieb.<ref name="bio">''Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea''. 2. Auflage. Fassberg, 2002, S. 341<!-- ohne ISBN --></ref>

Ab 16. Juni 1884 war Gustav von Oertzen kaiserlicher Kommissar für Neuguinea. Seine Residenz nahm er in [[Matupi]] ([[Neubritannien|Neupommern]]), wo er bis zum Januar 1887 blieb. Dort fand auch am 3. November die Flaggenhissung und offizielle Inbesitznahme des Gebietes statt.

Im Mai 1885 erließ von Oertzen Regelungen, die es Einheimischen verboten, Waffen zu verkaufen, den Landerwerb genehmigungspflichtig machten und den Export von Arbeitskräften außerhalb deutscher Plantagen einschränkten. Bald kam es zu Streitigkeiten über vorher bestehende Landbesitzrechte von europäischen Kolonisten, besonders die 5000 ha [[Queen Emma]]s (Oertzen: „Schleichhändlerin“), [[Richard Parkinson]] und dem Belgier ''J. B. Octave Mouton.''<ref name="bio" />

Am 10. Juni 1886 trat [[Georg von Schleinitz|Georg Freiherr von Schleinitz]] sein Amt als erster [[Landeshauptmann]] der [[Neuguinea-Kompagnie]] in [[Finschhafen]], im [[Kaiser-Wilhelms-Land]] an. Zwischen diesen beiden gab es zum Teil erhebliche Auseinandersetzungen. Gustav von Oertzen wurde zwar als kaiserlicher Kommissar beim Eintreffen des Landeshauptmanns der Neuguinea-Kompagnie abberufen, doch in dem halben Jahr, in dem von Oertzen noch im [[Bismarck-Archipel]] war und von Schleinitz schon amtierte, hatten sie ständig Meinungsverschiedenheiten.

Ab 1887 war Gustav von Oertzen als Kolonialreferat im [[Reichskolonialamt]] beschäftigt. Er ging 1888 als Konsul nach [[Sarajevo]]. Ab 1895 war er Konsul in [[Le Havre]], seit 1903 dort Generalkonsul. Zum 7. September 1907 wurde er in den Ruhestand versetzt.

Gustav von Oertzen war seit 15. November 1887 mit Harriet, verwitwete von Gundlach (* 5. Juni 1838 in Quassel) verheiratet, Tochter des mecklenburg-schwerinschen Domänenrats Heinrich Edler von Paepke auf Quassel (heute Ortsteil von [[Lübtheen]]).

In Neuguinea wurde nach ihm das [[Oertzen-Gebirge]] (<!-- Koord -->Tajomanna) sowie die Oertzeninsel (Paeowa Island) benannt.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Heinrich Schnee (Hrsg.): ''Deutsches Kolonial-Lexikon''. Band 2, S. 670, Leipzig 1920
* [[Heinrich Schnee]] (Hrsg.): ''Deutsches Kolonial-Lexikon.'' Band 2: ''H–O.'' Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 670 (Nachdruck. Suppes, Wiesbaden 1996, ISBN 3-9804954-0-X).
* Joseph Hiery (Hrsg.): ''Die Deutsche Südsee 1884-1914. Ein Handbuch''. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3
* [[Hermann Joseph Hiery]] (Hrsg.): ''Die Deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3.
* Karl Baumann, Dieter Klein, Wolfgang Apitzsch: ''Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea. 1882–1922. Kurzlebensläufe von Kolonisten, Forscher, Missionare und Reisender.'' 2. verbesserte Auflage. Baumann, Fassberg 2002, S. 341f.
* [[Wilhelm Thedwig von Oertzen|Wilhelm-Thedwig von Oertzen]]: ''Neues über die Tätigkeit des Generalkonsuls Gustav v. Oertzen a. d. H. Kittendorf in Neuguinea.'' In: ''Oertzen-Blätter. Nachrichten für die Mitglieder des Geschlechts von Oertzen.'' Bd. 48, 71, 2005, {{ZDB|12071-6}}, S. 10–11.

== Weblinks ==
* {{LBMV PPN|37644097X|NAME=Gustav von Oertzen}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=tRGFQYETjT0 Dokumentation]

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 28. Juni 2022, 22:48 Uhr

Gustav Carl Heinrich Lucas von Oertzen (* 23. Januar 1836 in Kittendorf; † 22. Oktober 1911 in Dresden) war ein deutscher Kolonialbeamter und kaiserlicher Kommissar in Deutsch-Neuguinea.

Gustav von Oertzen entstammte der adeligen Familie Oertzen, welche dem mecklenburgischen Uradel zugerechnet wird. Er war ein Sohn des Gutsbesitzers auf Marihn und Klosterhauptmanns von Malchow Karl (Nikolaus Dietrich) von Oertzen (1799–1865) und dessen erster Frau Louise, geb. d’Orguerre (1811–1836), die an den Folgen seiner Geburt starb.

Oertzen erhielt zunächst auf dem väterlichen Gut Marihn Privatunterricht. 1849–1851 besuchte er die Gymnasien in Wittenberg und Gütersloh. Sein Abitur[1] legte er 1856 am Pädagogium Putbus ab. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Rostock.[2] Er wurde Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg (1857) und des Corps Saxonia Göttingen (1858).[3] Von 1862 bis 1874 lebte er als Gutsbesitzer auf Marihn und in Malchow.

Im Jahre 1875 trat er in den Dienst des Auswärtigen Amtes beim Generalkonsulat in New York. 1879 wurde er interimistischer Konsulatssekretär in Apia (Samoa), wo er bis 1884 – ab 1883 als Vizekonsul – blieb.[4]

Ab 16. Juni 1884 war Gustav von Oertzen kaiserlicher Kommissar für Neuguinea. Seine Residenz nahm er in Matupi (Neupommern), wo er bis zum Januar 1887 blieb. Dort fand auch am 3. November die Flaggenhissung und offizielle Inbesitznahme des Gebietes statt.

Im Mai 1885 erließ von Oertzen Regelungen, die es Einheimischen verboten, Waffen zu verkaufen, den Landerwerb genehmigungspflichtig machten und den Export von Arbeitskräften außerhalb deutscher Plantagen einschränkten. Bald kam es zu Streitigkeiten über vorher bestehende Landbesitzrechte von europäischen Kolonisten, besonders die 5000 ha Queen Emmas (Oertzen: „Schleichhändlerin“), Richard Parkinson und dem Belgier J. B. Octave Mouton.[4]

Am 10. Juni 1886 trat Georg Freiherr von Schleinitz sein Amt als erster Landeshauptmann der Neuguinea-Kompagnie in Finschhafen, im Kaiser-Wilhelms-Land an. Zwischen diesen beiden gab es zum Teil erhebliche Auseinandersetzungen. Gustav von Oertzen wurde zwar als kaiserlicher Kommissar beim Eintreffen des Landeshauptmanns der Neuguinea-Kompagnie abberufen, doch in dem halben Jahr, in dem von Oertzen noch im Bismarck-Archipel war und von Schleinitz schon amtierte, hatten sie ständig Meinungsverschiedenheiten.

Ab 1887 war Gustav von Oertzen als Kolonialreferat im Reichskolonialamt beschäftigt. Er ging 1888 als Konsul nach Sarajevo. Ab 1895 war er Konsul in Le Havre, seit 1903 dort Generalkonsul. Zum 7. September 1907 wurde er in den Ruhestand versetzt.

Gustav von Oertzen war seit 15. November 1887 mit Harriet, verwitwete von Gundlach (* 5. Juni 1838 in Quassel) verheiratet, Tochter des mecklenburg-schwerinschen Domänenrats Heinrich Edler von Paepke auf Quassel (heute Ortsteil von Lübtheen).

In Neuguinea wurde nach ihm das Oertzen-Gebirge (Tajomanna) sowie die Oertzeninsel (Paeowa Island) benannt.

  • Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 2: H–O. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 670 (Nachdruck. Suppes, Wiesbaden 1996, ISBN 3-9804954-0-X).
  • Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die Deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-73912-3.
  • Karl Baumann, Dieter Klein, Wolfgang Apitzsch: Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea. 1882–1922. Kurzlebensläufe von Kolonisten, Forscher, Missionare und Reisender. 2. verbesserte Auflage. Baumann, Fassberg 2002, S. 341f.
  • Wilhelm-Thedwig von Oertzen: Neues über die Tätigkeit des Generalkonsuls Gustav v. Oertzen a. d. H. Kittendorf in Neuguinea. In: Oertzen-Blätter. Nachrichten für die Mitglieder des Geschlechts von Oertzen. Bd. 48, 71, 2005, ZDB-ID 12071-6, S. 10–11.

Einzelnachweise

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  1. Victor Laube: Lehrer und Abiturienten des Königlichen Pädagogiums zu Putbus 1836-1911. In: Beilage zum Jahresbericht des Königlichen Pädagogiums zu Putbus. 55 Gustav von Oertzen. Druck von Richard Decker, Putbus 1912, S. 14 (kit.edu [abgerufen am 4. September 2021]).
  2. Siehe dazu den Eintrag von Gustav von Oertzen im Rostocker Matrikelportal
  3. Kösener Korps-Listen 1910, 120, 513; 85, 183
  4. a b Biographisches Handbuch Deutsch-Neuguinea. 2. Auflage. Fassberg, 2002, S. 341