Wartegg-Zeichentest und Eorpwald: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:The kingdom of East Anglia (Early Saxon period).svg|miniatur|Das Königreich East Anglia in frühangelsächsischer Zeit]] |
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Der '''Wartegg-Zeichen-Test''' (WZT) ist ein athematisches Zeichenverfahren. Er wurde 1939 von dem Leipziger Psychologen [[Ehrig Wartegg]] (1897-1983) in seiner Dissertation beschrieben. Es handelt sich dabei um ein projektives, halbstrukturiertes Verfahren. Der Wartegg-Test fand in der aufdeckenden [[Psychotherapie]] sowie in Lebensberatung und Personalentwicklung Anwendung. |
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'''Eorpwald''' (auch '''Earpualdus'''; † 627/628) war im 7. Jahrhundert ein König des [[Angelsachsen|angelsächsischen]] [[Königreich East Anglia|Königreichs East Anglia]] aus der Dynastie der [[Wuffinger]]. |
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[[Bild:wartegg-bsp.jpg|thumb|Eines der acht Ausgangsbilder; dieses soll zur Beurteilung der Aggressivität des Probanden dienen]] |
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Eorpwald war ein Sohn des Königs [[Raedwald|Rædwald]].<ref name=he2-15>Beda: ''HE 2,15''</ref> Nach dessen Tod zwischen 616 und 627, vermutlich um 625, folgte er ihm auf den Thron.<ref name=enc508>Nicholas J. Higham, ''Rædwald'', in: Lapidge et al (Hrsg.): ''The Blackwell Enzyclopaedia of Anglo-Saxon England'', S. 508.</ref> König [[Edwin (Northumbria)|Edwin]] von [[Northumbria]], dem Rædwald auf den Thron verholfen hatte, war zum [[Bretwalda]] (Großkönig) aufgestiegen<ref name=ric30>Richard Hoggett: ''The Archaeology of the East Anglian Conversion'' (Anglo-Saxon Studies), Boydell & Brewer, 2010, ISBN 978-1-84383-595-0, S. 30–31.</ref> und „überredete“ Eorpwald um 627<ref>Die Datierung der Taufe in der [[Angelsächsische Chronik|Angelsächsischen Chronik]] auf das Jahr 632 gilt als unrichtig.</ref> vom „Aberglauben der Götzenbilder“ (''idolorum superstitionibus'') abzulassen und für sich und sein ganzes Land das Christentum anzunehmen.<ref name=he2-15/> Eorpwald wurde vermutlich in Northumbria getauft.<ref>Nicholas J. Higham: ''The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England'', Manchester University Press, 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9, S. 102–103.</ref> Mit der Bekehrung East Anglias verfolgte Edwin sicher auch politische Ziele: Sein Einfluss auf East Anglia, gestützt auf northumbrische Geistliche, wuchs erheblich an und stärkte seine hegemoniale Macht.<ref>Nicholas J. Higham: ''The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England'', Manchester University Press, 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9, S. 181–182.</ref> Der Glaubenswechsel war aber offenbar nur oberflächlich und dem Wunsch des Bretwalda geschuldet. Es wurden keine Hinweise für den Aufbau kirchlicher Infrastruktur, wie z. B. die Errichtung eines Bistums, überliefert.<ref name=ric30/> Wenig später erschlug der „Heide“ (''vir gentilis'') [[Ricbert]] König Eorpwald und usurpierte den Thron. East Anglia fiel ins Heidentum zurück.<ref name=he2-15/> Inwieweit diese Tat religiös oder politisch motiviert war blieb unklar.<ref name=ric30/> |
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Eorpwald wird in der anglikanischen Kirche als [[Märtyrer]] verehrt.<ref>[http://www.archive.org/stream/completehistoryo00flemuoft/completehistoryo00flemuoft_djvu.txt Saint Erpenwald] in: William Canon Fleming: ''A Complete History of the British Martyrs'', London 1902, S. 20.</ref> |
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Der Test besteht aus 8 Zeichenfeldern mit genau definierten Vorgaben, beispielsweise einem Punkt oder einem Halbkreis. Roivainen (2009, S. 57f) zeigt auf, dass drei der acht WZT- Felder (3, 5 und 6) vom chinesischen „I- Ging“ Orakel abgeleitet wurden. Die Aufgabe für die Probanden besteht darin, in jedes Zeichenfeld ein Bild zu zeichnen. Dabei können die Vorgaben weitergeführt werden. Die Wahl der Motive bleibt dem Zeichner überlassen. Die einzelnen Bilder sollen auch mit Namen versehen werden. |
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== Quellen == |
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Tamminen & Lindeman (2000) konnten empirisch nachweisen, dass das WZT- Auswertungssystem von Gardziella nicht valide ist, sondern „dem magischen Gesetz der Ähnlichkeit folgt“ d.h. der Annahme, dass Zeichnungsinhalt und die Persönlichkeit eines Individuums Ähnlichkeiten aufweisen könnten. In Bezug auf den Wartegg Zeichentest ist die Retest- Reliabilität (1-3 Wochen) zwischen r=.40 und r=.60 einzugrenzen (Häcker & Stapf, 2009, S. 1085). Der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und den Zeichennoten liegt zwischen r=.42 und r=.75 (Häcker & Stapf, 2009, S. 1085; Mader, 1952).1979 stellte Brönnimann (S. 143) fest: „Dem Praktiker muss geraten werden, vom WZT keine verlässliche Auskunft über Persönlichkeitsmerkmale zu erwarten.“ Wartegg´s „Schichttheorie“ ist kein Bestandteil der empirischen Persönlichkeitsforschung (Herrmann, 1976 in Brönnimann, 1979, S. 34f). ). „Der repräsentativste Vertreter“ der Schichttheorie „ist Erich Rothacker“ (Revers, 1960, S.101; Häcker & Stapf, 2009, S. 876). Rothacker war Abteilungsleiter im Propagandaministerium des 3. Reiches und zeichnete für die Bücherverbrennungen des Jahres 1933 mitverantwortlich. Wie Rothacker in „Die Schichten der Persönlichkeit“ (1941, S.VI) feststellt: „Der Schichtgedanke marschiert“. Tatsächlich ist „das Konzept der Schichtung eine Art Leitfossil der Persönlichkeitspsychologie im Nationalsozialismus“ (Scheerer, 1985, S.65). Typisch für die Psychologie im Nationalsozialismus war, dass mittels empirischer, experimenteller Forschung nichts über „die tieferen Schichten des menschlichen Lebens“ ausgesagt werden könne (Lersch, 1943 in Scheerer, 1985, S.60). Das von Lersch „umrissene Aufbauschema des Charakters“ wurde von Wartegg (1953, S.35) als Grundlage für seine „Schichtdiagnostik“ herangezogen.Die "deutsche Charakterkunde" war auch in der „Zeitschrift für Rassenkunde“ (Kirchhoff, 1939, S.131-149) z.B. zum „Nachweis von Verhaltenstypen an einem rassenpsychologischen Material aus Altenburg in Thüringen“ sehr beliebt (so der Rassenpsychologe Eickstedt, 1963, S. 1880). |
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* [[Beda Venerabilis]]: [[Historia ecclesiastica gentis Anglorum]], [http://www.fordham.edu/halsall/basis/bede-book2.html Online] im [[Internet History Sourcebooks Project|Medieval Sourcebook]] (englisch) |
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Das Verfahren erfüllt nicht die Gütekriterien eines wissenschaftlich fundierten Tests. Die schweizerische Diagnostikkommission SVB stellte bezüglich des WZT als Arbeitsmittel für die Berufsberatung 2004 fest: „Allerdings erfüllt der Test die geforderten Kriterien für einen psychologischen Test nicht. Deshalb sollte dieses Instrument nicht als Diagnosetest eingesetzt werden…. Auswertungs- und Interpretationsobjektivität sind nicht gegeben. Hinsichtlich der Durchführungsobjektivität kann vermutet werden, dass die Stärke des Bleistiftes das Testergebnis beeinflusst…“.Die Interpretation erlaubt einen großen Spielraum; die Variablen sind weder empirisch abgesichert noch [[Operationalisierung|operationalisiert]] (messbar gemacht). Wie auch bei anderen projektiven Tests sind [[Reliabilität]] und [[Validität]] unzureichend.Dies wurde auch im Urteil des deutschen Bundesgerichtshof vom 30. Juli 1999 -1 StR 618/98 - LG Ansbach festgestellt. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Richard Hoggett: ''The Archaeology of the East Anglian Conversion'' (Anglo-Saxon Studies), Boydell & Brewer, 2010, ISBN 978-1-84383-595-0 |
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Angleitner, Alois & Borkenau, Peter: „Deutsche Charakterkunde“ publiziert in: Herrmann, Theo & Lantermann, Ernst- D.: „Persönlichkeitspsychologie- Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen“, 1985 |
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* Nicholas J. Higham: ''The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England'', Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9 |
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* Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): ''The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England''. Wiley-Blackwell, Oxford u.a. 2001, ISBN 978-0-631-22492-1. |
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== Weblinks == |
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Avé-Lallemant U: Der Wartegg-Zeichentest in der Lebensberatung. Reinhardt, München: 1994-2000. ISBN 3497013307 |
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* [http://fmg.ac/Projects/MedLands/ENGLAND,%20AngloSaxon%20&%20Danish%20Kings.htm#_Toc214769345 Eorpwald] in Foundation for Medieval Genealogy |
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* [http://eagle.cch.kcl.ac.uk:8080/pase/DisplayPerson.jsp?personKey=2476 Eorpwald 1] in [[Prosopography of Anglo-Saxon England]] (PASE) |
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== Einzelnachweise == |
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Brönnimann, Michael: „Beziehungen zwischen dem Wartegg- Zeichentest (WZT) und dem deutschen High School Personality Questionaire (HSPQ) von Schuhmacher/ Catell“ publiziert in: „Europäische Hochschulschriften, Reihe VI, Psychologie, Bd./ Vol. 54, 1979“ |
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<references /> |
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Eickstedt, Egon Freiherr von: „Die Forschung am Menschen- Eine Darstellung des Gesamtinhalts von Anthropologie und Rassenkunde, 3. Band: Ursprung und Entfaltung der Seele- Entwurf und System einer psychologischen Anthropologie“, 1963 |
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Häcker, Hartmut & Stapf, Kurt- H.: „Dorsch- Psychologisches Wörterbuch“ 15. Auflage, 2009 |
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Revers, Wilhelm Josef: „Schichttheorie“ publiziert in: Katz, David und Rosa: „Handbuch der Psychologie“, 1960 |
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Roivainen, Eka: „A Brief History of the Wartegg- Drawing- Test“ publiziert in: „GESTALT THEORY- An International Multidisciplinary Journal Official Journal of the Society for Gestalt Theory and its Applications (GTA); Volume 31 • Number 1 • March 2009 |
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Scheerer, Eckart: „Persönlichkeitspsychologie im Nationalsozialismus“ publiziert in: Herrmann, Theo & Lantermann, Ernst- D.: „Persönlichkeitspsychologie- Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen“, 1985 |
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Tamminen, S. & Lindeman, M. (2000): „Wartegg-luotettava persoonallisuustesti vai maagista ajattelua ?“ (Wartegg - A valid personality test or magical thinking]. Psykologia 35(4), 325-331. |
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Wartegg, Ehrig: „Gestaltung und Charakter. Ausdrucksdeutung zeichnerischer Gestaltung und Entwurf einer charakterologischen Typologie“. Diss. Univ. Leipzig; Leipzig: Barth 1939. |
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Wartegg, Ehrig: „Schichtdiagnostik- der Zeichentest (WZT)“, 1953 |
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Weber, Klaus: „Vom Aufbau des Herrenmenschen: Philipp Lersch- Eine Karriere als Militärpsychologe und Charakterologe“ Publiziert in: Kornbichler, Thomas et. al: „Geschichte und Psychologie“ Band 6, 1993 |
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[http://www.diagnostik.sdbb.ch/sites/testraum.localhost/files/Label_WZT_090824.pdf Rezension] |
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{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Raedwald|Rædwald]]|NACHFOLGER=[[Ricbert]]|AMT=[[Liste der Könige von East Anglia|König von East Anglia]]|ZEIT=um [[625]]–[[627]]/[[628]]}} |
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http://www.salzburg-online.at/greiner-brg/pages/Index%20Psycho/persoenlichkeitstests.html |
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[[Kategorie:König (East Anglia)]] |
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[[Kategorie:Herrscher (7. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Geboren im 6. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Gestorben im 7. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Eorpwald |
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|ALTERNATIVNAMEN=Earpualdus |
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|KURZBESCHREIBUNG=König des angelsächsischen Königreichs East Anglia |
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|GEBURTSDATUM=6. Jahrhundert |
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|STERBEDATUM=627 oder 628 |
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|STERBEORT= |
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{{Link GA|en}} |
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[[en:Eorpwald of East Anglia]] |
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[[es:Wartegg]] |
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[[eo:Eorpwald]] |
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[[fi:Warteggin piirrostesti]] |
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[[fr:Earpwald]] |
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[[it:Eorpwald dell'Anglia orientale]] |
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[[ru:Эорпвальд (король Восточной Англии)]] |
Version vom 22. Januar 2012, 14:45 Uhr

Eorpwald (auch Earpualdus; † 627/628) war im 7. Jahrhundert ein König des angelsächsischen Königreichs East Anglia aus der Dynastie der Wuffinger.
Leben
Eorpwald war ein Sohn des Königs Rædwald.[1] Nach dessen Tod zwischen 616 und 627, vermutlich um 625, folgte er ihm auf den Thron.[2] König Edwin von Northumbria, dem Rædwald auf den Thron verholfen hatte, war zum Bretwalda (Großkönig) aufgestiegen[3] und „überredete“ Eorpwald um 627[4] vom „Aberglauben der Götzenbilder“ (idolorum superstitionibus) abzulassen und für sich und sein ganzes Land das Christentum anzunehmen.[1] Eorpwald wurde vermutlich in Northumbria getauft.[5] Mit der Bekehrung East Anglias verfolgte Edwin sicher auch politische Ziele: Sein Einfluss auf East Anglia, gestützt auf northumbrische Geistliche, wuchs erheblich an und stärkte seine hegemoniale Macht.[6] Der Glaubenswechsel war aber offenbar nur oberflächlich und dem Wunsch des Bretwalda geschuldet. Es wurden keine Hinweise für den Aufbau kirchlicher Infrastruktur, wie z. B. die Errichtung eines Bistums, überliefert.[3] Wenig später erschlug der „Heide“ (vir gentilis) Ricbert König Eorpwald und usurpierte den Thron. East Anglia fiel ins Heidentum zurück.[1] Inwieweit diese Tat religiös oder politisch motiviert war blieb unklar.[3]
Eorpwald wird in der anglikanischen Kirche als Märtyrer verehrt.[7]
Quellen
Literatur
- Richard Hoggett: The Archaeology of the East Anglian Conversion (Anglo-Saxon Studies), Boydell & Brewer, 2010, ISBN 978-1-84383-595-0
- Nicholas J. Higham: The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England, Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9
- Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u.a. 2001, ISBN 978-0-631-22492-1.
Weblinks
- Eorpwald in Foundation for Medieval Genealogy
- Eorpwald 1 in Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Beda: HE 2,15
- ↑ Nicholas J. Higham, Rædwald, in: Lapidge et al (Hrsg.): The Blackwell Enzyclopaedia of Anglo-Saxon England, S. 508.
- ↑ a b c Richard Hoggett: The Archaeology of the East Anglian Conversion (Anglo-Saxon Studies), Boydell & Brewer, 2010, ISBN 978-1-84383-595-0, S. 30–31.
- ↑ Die Datierung der Taufe in der Angelsächsischen Chronik auf das Jahr 632 gilt als unrichtig.
- ↑ Nicholas J. Higham: The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England, Manchester University Press, 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9, S. 102–103.
- ↑ Nicholas J. Higham: The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England, Manchester University Press, 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9, S. 181–182.
- ↑ Saint Erpenwald in: William Canon Fleming: A Complete History of the British Martyrs, London 1902, S. 20.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Rædwald | König von East Anglia um 625–627/628 | Ricbert |
Personendaten | |
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NAME | Eorpwald |
ALTERNATIVNAMEN | Earpualdus |
KURZBESCHREIBUNG | König des angelsächsischen Königreichs East Anglia |
GEBURTSDATUM | 6. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 627 oder 628 |