Matthias Heyder und Eulersches Tonnetz: Unterschied zwischen den Seiten
[gesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
K Änderungen von 93.203.77.54 (Diskussion) wurden auf die letzte Version von Curtis Newton zurückgesetzt |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Reine Stimmungen''' (auch '''natürliche''' oder '''harmonische Stimmungen''') verwenden im Gegensatz zur [[Pythagoreische Stimmung|pythagoreischen Stimmung]] nicht nur die reinen [[Intervall (Musik)|Intervalle]] [[Oktave (Musik)|Oktave]], [[Quinte]] und daraus folgend die [[Quarte]], sondern auch solche höherer Ordnung, wie sie sich aus der [[Oberton]]reihe ergeben, beispielsweise die große [[Terz (Musik)|Terz]] oder, seltener, die [[Naturseptime]]. |
|||
'''Matthias Heyder''' (* [[1972]] in [[Elbingerode (Harz)|Elbingerode]]) war [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]-Politiker, nach eigenen Angaben [[Bankkaufmann]] und soll in den vergangenen Jahren als Inhaber einer [[Zeitarbeitsfirma]] und zuletzt als selbständiger [[Immobilienmakler]] und [[freier Mitarbeiter]] eines [[Inkassounternehmen|Inkassounternehmens]] gearbeitet haben.<ref>Winfried Borchert: ''[http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/sachsen_anhalt/sachsen_anhalt/?em_cnt=1964151 Ein Blick auf die Kandidatenliste der sachsen-anhaltischen NPD: Parteifunktionäre, Dauerstudenten, Polit-Abenteurer und Vorbestrafte]'' In: Volksstimme.de vom 9. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> Er war der [[Kandidat#Spitzenkandidat|Spitzenkandidat]] seiner Partei bei den [[Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011|Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 2011]]. Bundesweit bekannt wurde Heyder im März 2011 wegen des Verdachts, als „Junker Jörg“ seit sieben Jahren in einem [[Internet-Forum]] u.a. Aufrufe zur „Schändung“ linker Politikerinnen sowie zu Anschlägen auf Bahnhöfe und Anleitungen zum Bombenbau verfasst zu haben, was LKA-Ermittlungen und diverse Strafanzeigen sowie politische Forderungen nach einem neuen [[NPD-Verbotsverfahren]] nach sich zog. Die NPD scheiterte bei der Landtagswahl mit 4,6 Prozent Wählerstimmenanteil an der [[Fünf-Prozent-Hürde]]. Am 22.Oktober 2011 wurde Heyder vom NPD-Landesschiedsgericht Sachsen-Anhalt aus der NPD ausgeschlossen.<ref>[http://kompakt-nachrichten.de/2011/12/npd-schliest-ex-spitzenkandidaten-heyder-aus/ NPD schließt Ex-Spitzenkandidaten Heyder aus]</ref> Er verzichtete auf Rechtsmittel obwohl er in einer Stellungnahme grobe Verfahresfehler geltend machte. |
|||
== Das Quint-Terz-Sytem == |
|||
== Beobachtung durch Verfassungsschutzbehörden und „Volksfront“-Strategie im Landtagswahlkampf == |
|||
Mit dem Aufkommen der in der Mehrstimmigkeit sich bildenden Akkordverbindungen wurde bald die Terz mit dem Frequenzverhältnis <sup>5</sup>/<sub>4</sub> als Konsonanz anerkannt und neben der Oktave (Frequenzverhältnis <sup>2</sup>/<sub>1</sub>) und Quinte (Frequenzverhältnis <sup>3</sup>/<sub>2</sub>) rein intoniert. Dieser Übergang war spätestens mit dem protestantischen (vierstimmigen) Choral abgeschlossen. |
|||
Heyder ist nach dem „Gemeinsamen Lagebild der Verfassungsschutzbehörden Sachsen-Anhalts und Brandenburgs 2009“ in seiner Funktion als Landesvorsitzender und Führer der „reformorientierten Kräfte“ in der NPD bemüht um die Schaffung einer „[[Volksfront]] von Rechts“ als „gemeinsame rechtsextremistische Plattform unter ausdrücklicher Einbindung von [[Neonazismus|Neonationalsozialisten]] mit Wortführerschaft der NPD“.<ref>Landesamt für Verfassungsschutz des Landes Sachsen-Anhalt: ''[http://www.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_Politik_und_Verwaltung/Bibliothek_Ministerium_des_Innern/PDF_Dokumente/Verfassungsschutz/Lagebild_SAN_BB_web.pdf Gemeinsames Lagebild der Verfassungsschutzbehörden Sachsen-Anhalts und Brandenburgs 2009]'' Abgerufen am 23. März 2011</ref> Er wurde bereits in den Bundesverfassungsschutzberichten 2008 und 2007 erwähnt.<ref>Bundesamt für Verfassungsschutz: ''[http://www.bmi.bund.de/cae/servlet/contentblob/463552/publicationFile/40609/vsb_2008.pdf Bundesverfassungsschutzbericht 2008]'' und ''[http://www.ostdeutsches-forum.net/antifa/PDF/BMI-VS-Bericht-2007.pdf Bundesverfassungsschutzbericht 2007]'' Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
Es bildeten sich reine Tonarten heraus. Diese spielen auch heute noch beim reinen Intonieren beispielsweise von A-Capella-Chören, Streichquartetten oder guten Orchestern eine ausschlaggebende Rolle. Bei reiner Intonation erhält man betonte Bässe (wegen der Differenztöne) und kristallklaren Klang (wegen der Übereinstimmung von Obertönen). |
|||
Auch im Kampf um den Einzug in den Landtag von Sachsen-Anhalt im Frühjahr 2011 verfolgte Heyder nach Ansicht des Rechtsextremismus-Experten David Begrich von der Magdeburger ''Arbeitsstelle Rechtsextremismus des Vereins Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V.'' weiter die Strategie, je nach Zielgruppe entweder aggressiv-nationalistisch oder bürgernah-sozial aufzutreten. „Volksnähe“ solle hergestellt werden durch Verzicht auf „dumpfe Parolen“, offene und tätliche Aggression gegen Ausländer und „nationalistische Großmannssucht“ einerseits und Propagierung der sozialen [[Volksgemeinschaft]] andererseits. In selbsternannten, parteibetriebenen [[Bürgerbüro|Bürgerbüros]] solle eine „bedrohte“ [[Mittelschicht]] ihre „Abstiegsängste“ artikulieren, die auch mit Wahlkampfparolen wie „Arbeit statt Armut“, „Zukunft statt Schulschließung“ angesprochen werde. So versuche die NPD, sich darzustellen als „bürgernahe, mittelständische Partei, die aktiv und seriös ist“.<ref>Julius Leichsenring: ''[http://www.stern.de/politik/deutschland/landtagswahlkampf-in-sachsen-anhalt-die-doppelte-zunge-der-npd-1664377.html Landtagswahlkampf in Sachsen-Anhalt: Die doppelte Zunge der NPD]''In: stern.de vom 17. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
== Strafrechtliche Ermittlungen nach ''Junker Jörg''-Affäre == |
|||
! A-Dur Kadenz |
|||
Bereits Mitte Februar 2011 veröffentlichte die [[taz]] ihr und anderen Tageszeitungs-Redaktionen zugespielte „menschenfeindliche, rassistische und neonazistische“ E-Mails „aus dem Inneren der rechtsextremen Partei“, deren Mehrzahl zwischen März 2010 und Januar 2011 verschickt worden sei und in denen ein „Schwerpunkt“ auch auf den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt am 20. März 2011 liege.<ref>Wolf Schmidt: ''[http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/interne-npd-mails-veroeffentlicht/ Nazi-Leaks in der taz: Die geheimen Mails der NPD]'' In: taz.de vom 12. Februar 2011. Abgerufen am 23. März 2011.''</ref> Darunter waren angebliche E-Mails des auf Platz drei hinter Heyder für die NPD kandidierenden [[Hans Püschel]] und von Heyders Pressesprecher Michael Grunzel.<ref>taz-Dokumentation: ''[http://www.taz.de/1/politik/deutschland/npd-mails/ NPD-Leak in der taz]'' In: taz.de. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
[[Datei:kadenz.gif|A-Dur-Kadenz]] |
|||
Heyder selbst steht seit der Vorwoche der Landtagswahl in Verdacht, in Beiträgen im [[Internetforum]] „Freie Freunde“, das unter dem Namen des NPD-Fraktionschefs im Sächsischen Landtag [[Holger Apfel]] bei [[Denic]] registriert wurde, unter dem Pseudonym ''Junker Jörg'' dazu aufgerufen zu haben, „linke“ Frauen zu „schänden“. Dabei soll „Junker Jörg“ sich „konkret [...] auf eine sächsische Landtagsabgeordnete der Linken“ bezogen haben. |
|||
! rein |
|||
In weiteren Beiträgen soll Heyder Anleitungen zum Bombenbau im Forum eingestellt haben. tagesschau.de zitiert unter Berufung auf der Redaktion vorliegende Protokolle: ''„20 Koffer, 20 Mann, 20 Bahnhöfe. Bundesrepublik lahmgelegt. Alles legal. Kosten unter 1000,-€. Wo ist das Problem?“'' Ein „Junker Jörg“ beschreibe dort „in sieben Schritten“ genau die Herstellung von Sprengstoff. Laut tagesschau.de halten Juristen diesen Eintrag wegen der exakten Dosierungsangaben für strafrechtlich relevant. „Junker Jörg“ lud außerdem "rechtsextremistische strafbewehrte Musikinhalte" sowie eine Hörbuch-Version von [[Mein Kampf]] auf einen [[Server]] hoch, für den laut LKA Magdeburg Heyder die Zugriffsrechte besaß und auf dem auch private Daten Heyders lagen. „Junker Jörg“ verwendete dieselbe E-Mail-Adresse wie Heyder für E-Mails der NPD. Auf die Urheberschaft Heyders wiesen auch Kenntnisse des „Junkers“ von NPD-Interna hin, zu denen Heyder Zugang habe.<ref>MDR-Bericht: ''[http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/8362413.html Neue Vorwürfe gegen „Junker Jörg“]'' In: MDR Sachsen-Anhalt vom 18. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref><ref>Patrick Gensing: ''[http://www.tagesschau.de/inland/npdnazileak100.html NPD in Sachsen-Anhalt: „Junker Jörg“ gibt Ratschläge zum Bombenbau]'' In: tagesschau.de vom 15. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
[[Datei:kadenz_rein.gif|A-Dur-Kadenz]] |
|||
Heyder dementierte die Vorwürfe zunächst, gab allerdings grundsätzlich zu, in einem Forum unter dem Namen „Junker Jörg“ Einträge verfasst zu haben, „aber nur zeitweise“, kündigte seinerseits straf- und zivilrechtliche Schritte an und beklagte einen vermeintlichen „Datendiebstahl“.<ref>Frank Jansen: ''[http://www.tagesspiegel.de/politik/extrem-explosiv/3953658.html Vorwurf gegen NPD-Kandidaten: Extrem explosiv]'' In: tagesspiegel.de vom 15. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> In einer am Tag nach der Landtagswahl veröffentlichten Erklärung bestritt Heyder die Vorwürfe nicht mehr ausdrücklich, sondern schrieb von "angeblich 60.000 ergaunerten EMails als erste[r] Angriffswelle" und einer "möglichst tiefgehende[n] Bespitzelung" im Zusammenhang mit der "Junker Jörg"-Affäre.<ref>Matthias Heyder: ''[http://www.npd.de/html/1938/artikel/detail/2366/ Sachsen-Anhalt – Erklärung von Matthias Heyder: Das Internet als Waffe.]'' In: Homepage der NPD vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> Auch in einer "Erklärung des Präsidiums" der NPD wurde zwar eine "Schmutzkampagne der gleichgeschalteten" Medien behauptet, nicht aber der "Junker Jörg"-Verdacht gegen Heyder dementiert.<ref>Präsidium der NPD: ''[http://www.npd.de/html/1938/artikel/detail/2367/ Sachsen-Anhalt – Erklärung des Präsidiums: Nach der Wahl ist vor der Wahl!]'' In: Homepage der NPD vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
{{Audio|kadenz_rein.ogg|Anhören}} |
|||
Nach Auskunft des Innenministers von Sachsen-Anhalt [[Holger Hövelmann]] soll das LKA wegen des Verdachts der [[Volksverhetzung]], der Ankündigung von [[Straftat]]en und der Gefährdung der [[Öffentliche Sicherheit|öffentlichen Sicherheit]] ermitteln.<ref>Tagesschau-Bericht: ''[http://www.tagesschau.de/inland/npdnazileak102.html Vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Ermittlungen gegen NPD-Spitzenkandidaten]'' In: tagesschau.de vom 15. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> Hövelmann sieht auch die Forderung nach einem neuen [[NPD-Verbotsverfahren]] bestärkt: „Wenn sich bewahrheiten sollte, dass der NPD-Spitzenkandidat hinter den Einträgen steckt, wäre das eine neue Qualität. Dass die NPD vom demokratischen Rechtsstaat und seinen Gesetzen nichts hält, haben wir immer gewusst. Aber mit Planspielen zum Bombenbauen wird die Grenze der Legalität überschritten.“<ref>Patrick Gensing: ''[http://www.tagesschau.de/inland/npdnazileak100.html NPD in Sachsen-Anhalt: „Junker Jörg“ gibt Ratschläge zum Bombenbau]'' In: tagesschau.de vom 15. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> |
|||
! [[Gleichstufige Stimmung|gleichstufig]] |
|||
[[Datei:kadenz_gleichstufig.gif|A-Dur-Kadenz]] |
|||
Das Scheitern der NPD an der [[Fünf-Prozent-Hürde]] mit 4,6 Prozent wurde sowohl von der NPD<ref>Präsidium der NPD: ''[http://www.npd.de/html/1938/artikel/detail/2367/ Sachsen-Anhalt – Erklärung des Präsidiums: Nach der Wahl ist vor der Wahl!]'' In: Homepage der NPD vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> und Heyder selbst<ref>Frank Jansen: ''[http://www.tagesspiegel.de/politik/lange-gesichter-bei-der-npd/3971474.html Lange Gesichter bei der NPD]'' In: tagesspiegel.de vom 20. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref><ref>Matthias Heyder: ''[http://www.npd.de/html/1938/artikel/detail/2366/ Sachsen-Anhalt – Erklärung von Matthias Heyder: Das Internet als Waffe.]'' In: Homepage der NPD vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> als auch in Medien-Kommentaren und Experten-Analysen<ref>W. Schmidt / A. Speit: ''[http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/nazis-scheitern-knapp-an-5-prozent/ NPD nicht im dritten Landtag: Nazis scheitern an 5 Prozent]''. In: taz.de vom 20. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref><ref>Morgenpost-Bericht: ''[http://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article1582380/Pannenwahlkampf-NPD-schafft-Einzug-ins-Parlament-nicht.html Niederlage - Pannenwahlkampf: NPD schafft Einzug ins Parlament nicht]'' In: morgenpost.de vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref><ref>Hendrik Lasch: ''[http://www.neues-deutschland.de/artikel/193726.junker-joerg-vermasselt-der-npd-die-schicksalswahl.html Junker Jörg vermasselt der NPD die Schicksalswahl]'' In: neues-deutschland.de vom 21. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011.</ref> neben der im Vergleich zur letzten Wahl relativ hohen Beteiligung insbesondere auf die Mitte März im unmittelbaren Vorfeld der Wahl ruchbar gewordene "Junker Jörg"-Affäre zurückgeführt. |
|||
{{Audio|kadenz_gleichstufig.ogg|Anhören}} |
|||
|} |
|||
Die Oktave, die Quinte und die große Terz bilden die Grundintervalle der reinen Stimmung. Alle weiteren Intervalle lassen sich aus diesen Grundintervallen zusammensetzten. Man nennt deshalb dieses System auch Quint-Terz-Sytem. |
|||
Bei Tasteninstrumenten mit der zwölfstufigen Skala ist eine reine Intonation in verschiedenen Tonarten nicht möglich, da sich bei einer Modulation von '''C-Dur''' nach '''F-Dur''' zum Beispiel nicht nur der Ton '''H''' in '''B''' um einen Halbton sondern auch auch der Ton '''D''' um ein [[syntonisches Komma]] erniedrigt werden muss. |
|||
'''Erläuterung: Modulation von C-Dur über a-moll nach F-Dur''' |
|||
'''C-Dur''' |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| F |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A |
|||
! align="center" colspan="2"| H |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 297 |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 352 |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 440 |
|||
! align="center" colspan="2"| 495 |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! | |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! | |
|||
|} |
|||
Die Akkorde der Tonika ''C-E-G'', der Subdominante ''F-A-c'' und der Dominante ''G-H-d'' bestehen aus reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis <sup>5</sup>/<sub>4</sub>), reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis <sup>6</sup>/<sub>5</sub>) und reinen Quinten (Frequenzverhältnis<sup>3</sup>/<sub>2</sub>). |
|||
'''a-moll''' (absteigend) |
|||
Zum besseren Vergleich nicht in der Reihenfolge ''A-H-c-d-e-f-g-a'' sondern wieder ''C-D-E-F-G-A-H-c''. |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| F |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A |
|||
! align="center" colspan="2"| H |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 293,3(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 352 |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 440 |
|||
! align="center" colspan="2"| 495 |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! | |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! | |
|||
|} |
|||
Hier bestehen die Akkorde der Tonika A-c-e, der Subdominante D-F-A (in C-Dur: die II. Stufe) und der Dominante (in moll) E-G-H aus reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis <sup6</sup>/<sub>5</sub>), reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis <sup>5</sup>/<sub>4</sub>), und reinen Quinten (Frequenzverhältnis<sup>3</sup>/<sub>2</sub>). |
|||
'''F-Dur''' |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| F |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A |
|||
! align="center" colspan="2"| B(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 293,3 |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 352 |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 440 |
|||
! align="center" colspan="2"| 469,3(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! | |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! | |
|||
|} |
|||
Im Vergleich zu C-Dur hat sich bei F-Dur das das '''H''' um einen Halbton zu '''B''' erniedrigt (das zeigt auch die Notenbezeichnung), aber auch - wie bei der Modulation von C-Dur nach a-moll - hat sich das |
|||
'''d''' um ein [[syntonisches Komma]] (Frequenzverhältnis <sup>81</sup>/<sub>80</sub><math>\widehat{=}</math>21,5 Cent) geändert. Sonst bestünde die Subdominante in F-Dur '''B-d-f''' bzw. in A-moll '''D-F-A''' nicht mehr aus reinen Terzen und Quinten. |
|||
Diese Problematik spielte in der abendländischen Musikpraxis beim Stimmen von Tasteninstrumenten mit zwölf Tasten pro Oktave eine große Bedeutung. Über die [[mitteltönige Stimmung|mitteltönigen Stimmungen]] und [[wohltemperierte Stimmung|wohltemperierten Stimmungen]] hat sich heutzutage fast durchgängig die [[gleichstufige Stimmung]] bei Tasteninstrumenten durchgesetzt. Jedoch ist zu beobachten, dass historisch gestimmte Cembali und Orgeln wieder an Bedeutung gewinnen. |
|||
== Vergleich mit der [[Gleichstufige Stimmung|gleichstufigen Stimmung]] == |
|||
Nimmt man zu den Tönen der Dur- und Molltonleiter das ''FIS'' von G-Dur und das ''DES'' von f-moll dazu, |
|||
erhält man die 12-stufige chromatische Skala der reinen Stimmung. |
|||
'''Chromatische Skala der reinen Stimmung von C-Dur und C-moll ergänzt um FIS und DES:''' |
|||
Hinweis: Beim Vergleich von Intervallen verwendet man die Einheit [[Cent (Musik)|Cent]]. Dabei gilt: 1 Oktave = 1200 Cent. |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! align="center"| Name des Tones |
|||
! align="center"| C |
|||
! align="center"| DES |
|||
! align="center"| D |
|||
! align="center" | ES |
|||
! align="center"| E |
|||
! align="center"| F |
|||
! align="center"| FIS |
|||
! align="center"| G |
|||
! align="center"| AS |
|||
! align="center"| A |
|||
! align="center"| B |
|||
! align="center"| H |
|||
! align="center"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center"| 264 |
|||
! align="center"| 281,6 |
|||
! align="center"| 297 |
|||
! align="center" | 316,8 |
|||
! align="center"| 330 |
|||
! align="center"| 352 |
|||
! align="center"| 371,25 |
|||
! align="center"| 396 |
|||
! align="center"| 422,4 |
|||
! align="center"| 440 |
|||
! align="center"| 475,2 |
|||
! align="center"| 495 |
|||
! align="center"| 528 |
|||
|- |
|||
! In Cent |
|||
! align="center"| 0 |
|||
! align="center"| 112 |
|||
! align="center"| 204 |
|||
! align="center"| 316 |
|||
! align="center"| 386 |
|||
! align="center"| 498 |
|||
! align="center"| 590 |
|||
! align="center"| 702 |
|||
! align="center"| 814 |
|||
! align="center"| 884 |
|||
! align="center"| 1018 |
|||
! align="center"| 1088 |
|||
! align="center"| 1200 |
|||
|} |
|||
Die Akkorde der Tonika, Subdominante und Dominante von C-Dur und c-moll erklingen rein. |
|||
In dieser Stimmung kann man nur C-Dur und c-moll rein spielen. Um in allen Tonarten spielen zu können, werden bei der gleichstufigen Stimmung die Halbtöne angepasst. Dass hierbei kein Dreiklang mehr rein erklingt, wird als Kompromiss akzeptiert. |
|||
'''Chromatische Skala der gleichstufigen Stimmung:''' |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! align="center"| Name des Tones |
|||
! align="center"| C |
|||
! align="center"| CIS/DES |
|||
! align="center"| D |
|||
! align="center"| DIS/ES |
|||
! align="center"| E |
|||
! align="center"| F |
|||
! align="center"| FIS/GES |
|||
! align="center"| G |
|||
! align="center"| GIS/AS |
|||
! align="center"| A |
|||
! align="center"| AIS/B |
|||
! align="center"| H |
|||
! align="center"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center"| 261,6 |
|||
! align="center"| 277,2 |
|||
! align="center"| 293,7 |
|||
! align="center"| 311,1 |
|||
! align="center"| 329,6 |
|||
! align="center"| 349,2 |
|||
! align="center"| 370 |
|||
! align="center"| 392 |
|||
! align="center"| 415,3 |
|||
! align="center"| '''440''' |
|||
! align="center"| 466,2 |
|||
! align="center"| 493,9 |
|||
! align="center"| 523,3 |
|||
|- |
|||
! In Cent |
|||
! align="center"| 0 |
|||
! align="center"| 100 |
|||
! align="center"| 200 |
|||
! align="center"| 300 |
|||
! align="center"| 400 |
|||
! align="center"| 500 |
|||
! align="center"| 600 |
|||
! align="center"| 700 |
|||
! align="center"| 800 |
|||
! align="center"| 900 |
|||
! align="center"| 1000 |
|||
! align="center"| 1100 |
|||
! align="center"| 1200 |
|||
|} |
|||
Die gleichstufige Stimmung erhält man auch, indem man das [[Pythagoreisches Komma|pythagoreische Komma]] im Quintenzirkel F-C-G-D-A-E-H-Fis-Cis-Gis-Dis-Ais-Eis-His=(C?) auf die zwölf Quinten verteilt. Die reine Quinte (702 Cent) unterscheidet sich von der gleichstufigen (700 Cent) nur geringfügig. Die große Terz (386 Cent) wird bei der gleichstufigen Stimmung (400 Cent) immerhin um 14 Cent "geschärft". |
|||
== Abgrenzung == |
|||
[[Datei:Moodswingerscale.svg|thumb|[[Oberton]]positionen]] |
|||
Nicht nur die abendländischen Musiktradition auch in außereuropäischen Musikkulturen trifft man auf den Begriff der reinen „Stimmung“, wenn harmonisch-rein [[Intonation (Musik)|intoniert]] wird. |
|||
Im musikwissenschaftlichen Sinn wird der Begriff der reine Stimmung manchmal ausgeweitet auf ein harmonisch-reines [[Tonsystem]], das weitere Intervalle der Obertonreihe miteinbezieht ([[Naturseptime]], der 7. [[Obertonharmonik|Oberton]], Alphorn-Fa, der 11. Oberton, u.s.w.). |
|||
== Beispiel == |
|||
Die C-Dur-Tonleiter in reiner Stimmung (Beispiel) C beruht auf folgenden Frequenzverhältnissen zwischen den Tönen: |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! align="center"| Name des Tones |
|||
! align="center"| C |
|||
! align="center"| D |
|||
! align="center"| E |
|||
! align="center"| F |
|||
! align="center"| G |
|||
! align="center"| A |
|||
! align="center"| H |
|||
! align="center"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis zum Grundton |
|||
| align="center"| <sup>1</sup>''/''<sub>1</sub> |
|||
| align="center"| <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> |
|||
| align="center"| <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> |
|||
| align="center"| <sup>4</sup>''/''<sub>3</sub> |
|||
| align="center"| <sup>3</sup>''/''<sub>2</sub> |
|||
| align="center"| <sup>5</sup>''/''<sub>3</sub> |
|||
| align="center"| <sup>15</sup>''/''<sub>8</sub> |
|||
| align="center"| <sup>2</sup>''/''<sub>1</sub> |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis zum vorigen Ton |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> |
|||
| align="center"| <sup>10</sup>''/''<sub>9</sub> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> |
|||
| align="center"| <sup>10</sup>''/''<sub>9</sub> |
|||
| align="center"| <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
|} |
|||
Die Akkorde der Tonika C-E-G, der Subdominante F-A-c und der Dominante G-H-d bestehen aus reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis <sup>5</sup>/<sub>4</sub>), reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis <sup>6</sup>/<sub>5</sub>) und reinen Quinten (Frequenzverhältnis <sup>3</sup>/<sub>2</sub>). Zu beachten ist hier, dass es zwei große Ganztöne gibt. Zum Beispiel ''C nach D'' mit dem Frequenzverhältnis <sup>9</sup>/<sub>8</sub> und ''D nach E'' mit dem Frequenzverhältnis <sup>10</sup>/<sub>9</sub>. |
|||
Dadurch weicht diese Tonleiter unüberhörbar von der C-Dur-Tonleiter in pythagoreischer Stimmung und auch von der Tonleiter in gleichstufigen Stimmung ab, bei der jeder Halbton genau ein Zwölftel der Oktave ausmacht und ein Ganzton genau zwei Halbtönen entspricht. |
|||
Dass sich bei Modulationen nicht nur Töne um einen Halbton verändern (was durch die Notenbezeichnung sichtbar wird), sondern manche Töne sich auch um ein [[syntonisches Komma]] verändern (was in der Notenbezeichnung nicht sichtbar ist), wurde schon beim Übergang von C-Dur nach F-Dur gezeigt. Zur Verdeutlichung wird hier dies noch einmal beim Übergang von C-Dur nach G-Dur gezeigt. |
|||
'''Modulation von C-Dur über E-moll nach G-Dur''' |
|||
'''C-Dur''' |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| F |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A |
|||
! align="center" colspan="2"| H |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 297 |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 352 |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 440 |
|||
! align="center" colspan="2"| 495 |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! align="center"| |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! | |
|||
|} |
|||
'''E-moll''' Zum besseren Vergleich nicht in der Reihenfolge E-FIS-G-A-H-c-d-e sondern C-D-E-FIS-G-A-H-c. |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| FIS(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A |
|||
! align="center" colspan="2"| H |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 297 |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 371,3(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 440 |
|||
! align="center" colspan="2"| 495 |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! align="center"| |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! | |
|||
|} |
|||
'''G-dur''' |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name des Tones |
|||
! align="center" colspan="2"| C |
|||
! align="center" colspan="2"| D |
|||
! align="center" colspan="2"| E |
|||
! align="center" colspan="2"| FIS |
|||
! align="center" colspan="2"| G |
|||
! align="center" colspan="2"| A(!) |
|||
! align="center" colspan="2"| H |
|||
! align="center" colspan="2"| c |
|||
|- |
|||
! Frequenz |
|||
! align="center" colspan="2"| 264 |
|||
! align="center" colspan="2"| 297 |
|||
! align="center" colspan="2"| 330 |
|||
! align="center" colspan="2"| 371,3 |
|||
! align="center" colspan="2"| 396 |
|||
! align="center" colspan="2"| 445,5 |
|||
! align="center" colspan="2"| 495 |
|||
! align="center" colspan="2"| 528 |
|||
|- |
|||
! Frequenzverhältnis |
|||
! align="center"| |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
! align="center" colspan="2"| 9/8 |
|||
! align="center" colspan="2"| 10/9 |
|||
! align="center" colspan="2"| 16/15 |
|||
|} |
|||
Im Vergleich zu C-Dur hat sich bei G-Dur das das '''F''' um einen Halbton zu '''FIS''' erhöht (das zeigt auch die Notenbezeichnung), aber auch das '''A''' um ein [[syntonisches Komma]] (Frequenzverhältnis <sup>81</sup>/<sub>80</sub>) geändert. Sonst bestünde die Dominante in G-Dur '''D-FIS-A''' bzw. in E-moll '''H-d-fis''' nicht mehr aus reinen Terzen und Quinten. |
|||
== Historische Entwicklung == |
|||
=== Das Quint-Terz-Schema === |
|||
Die Einführung der reinen Großterz (mit dem Saitenlängenverhältnis zwischen unterem und oberem Ton von 5:4) – als Ersatz und Vereinfachung des pythagoreischen [[Ditonus]] (81:64) – geht zurück auf die [[enharmonisch]]e [[Tetrachord]]teilung [[Didymos der Musiker|Didymos']] (etwa 100 Jahre nach [[Pythagoras]]). |
|||
In der abendländischen Musik wurde die reine Großterz emanzipiert, indem sie zusammen mit der [[Sexte]] (8:5) im 15. Jahrhundert nicht mehr als [[Dissonanz]], sondern als zunächst noch unvollkommene [[Konsonanz]] aufgefasst wurde und vor allem als Bestandteil des Dreiklanges zunehmend an musikalischer Bedeutung gewann. Die Deutung der Großterz als 5. [[Oberton]] in der [[Naturtonreihe|Natur- bzw. Teiltonreihe]] sowie des Durdreiklanges als Zusammenklang von 4., 5. und 6. Oberton ist dabei eine (umstrittene) Definition der Neuzeit. |
|||
:'''In den folgenden Darstellungen und Berechnungen werden die Intervalle - wenn nicht ausdrücklich anders beschrieben - als Frequenzverhältnisse der Intervalltöne in Brüchen dargestellt, wobei die größere Zahl im Zähler für den höheren und die kleinere Zahl im Nenner für den tieferen Ton steht.''' |
|||
[[Datei:Durakkord in Obertonreihe.jpg|550px]] {{Audio|C-dur in der Obertonreihe.ogg|C-Dur Akkord in der Obertonreihe}} |
|||
Wie jedes Tonsystem basiert auch das harmonisch-reine auf [[Axiom|axiomatischen]] Intervallen, die als gegeben betrachtet werden. Das sind hier die Oktave <sup>2</sup>''/''<sub>1</sub>, Quinte <sup>3</sup>''/''<sub>2</sub> und Terz <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub>. Die anderen Intervalle das Tonsystems lassen sich so als Vielfache dieser Intervalle darstellen. |
|||
Wie schon bei den Beispielen mit Modulationen angedeutet wurde, ergibt sich aus der Vielzahl von Kombination dieser Intervalle ein (theoretisch) unendlicher Tonraum. Dieser Tonraum wird häufig mittels eines [[Tonnetz]]es wie folgt grafisch dargestellt: |
|||
==== Darstellung im Tonnetz ==== |
|||
[[Datei:Quint-Terz-Schema2.jpg|810px|grafische Darstellung des Quint-Terz-Schemas]] |
|||
Diese grafische Darstellung des Quint-Terz-Schemas versteht sich als Beziehungsgeflecht von [[Tonigkeit]]en ohne fixierte Oktavlage (auch: [[Universalien der Musikwahrnehmung#Chroma und Oktavidentität|„Chroma“, „Toncharakter“]] <ref name="Toncharakter">vgl.: Jacques Handschin: ''Der Toncharakter. Eine Einfuhrung in die Tonpsychologie''; Zürich, 1948</ref>; engl.: [[:en:Pitch class|„pitch class“]]), so dass zur Berechnung konkreter Intervallverhätnisse noch das entsprechende Vielfache der Oktave <sup>2</sup>''/''<sub>1</sub> hinzu- oder weggenommen werden muss. Etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts galten die Oktave, die reine Quinte und Terz, sowie sämtliche Intervalle, die aus deren Kombination resultieren, als von der jeweiligen Stimmung unabhängiges, eigentlich „gemeintes“ Tonsystem der Dur-/Moll-tonalen Musik und das „Tonnetz“ als entsprechende Abbildung dieser Tonbeziehungen. Durch die zunehmende [[Alteration (Musik)|Alterations-Harmonik]], enharmonische Verwechslungen und [[Ganztonleiter|Ganztonskalen]] ist eine solche Trennung von ''„gedachtem System“'' und ''„realisierbarer Stimmung“'' (spätestens) ab der [[Spätromantik]] nicht mehr gegeben, da derartige Phänomene nicht nur pragmatisch, sondern auch [[Musiktheorie|(musik-)theoretisch]] die [[Gleichstufige Stimmung|gleichschwebende Temperatur]] voraussetzen. |
|||
Das eigentliche „Tonnetz“ wurde 1773 von [[Leonhard Euler]] als ''speculum musicum'' („Abbild der Musik“) in seiner gleichnamigen Schrift „De harmoniae veris principiis per speculum musicum repraesentatis“ <ref name="speculum musicae">Leonhard Euler: [http://math.dartmouth.edu/~euler/pages/E457.html ''De harmoniae veris principiis per speculum musicum repraesentatis''], veröffentlicht in ''Novi Commentarii academiae scientiarum Petropolitanae'' 18, St. Petersburg, 1774</ref> vorgestellt, und von da an – zusammen mit den von [[Moritz Hauptmann]] <ref name="Mauptmann"> Moritz Hauptmann: ''Die Natur der Harmonik und Metrik'', Leipzig, 1853</ref> eingeführten „Kommastrichen“ <span style="text-decoration: overline;">a</span>, <span style="text-decoration: overline;">e</span>, <span style="text-decoration: overline;">h</span> und <span style="text-decoration: underline;">des</span>, <span style="text-decoration: underline;">as</span>, <span style="text-decoration: underline;">es</span>, usw. – von zahlreichen Theoretikern zu verschiedenen Zwecken abgewandelt (u. a. von [[Hermann von Helmholtz|Hermann v. Helmholtz]] <ref name="Tonempfindungen">Hermann v. Helmholtz: ''[http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/references?id=lit3483 Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik''], Braunschweig, 1863</ref>, [[Arthur von Oettingen|Arthur v. Oettingen]] <ref name="Dualismus"> Arthur von Oettingen: ''Harmoniesystem in dualer Entwicklung. Studien zur Theorie der Musik'', Dorpat u. Leipzig, 1866; überarbeitete zweite Auflage als ''Das duale Harmoniesystem'', Leipzig, 1913</ref> und [[Hugo Riemann]] <ref name="Tonvorstellungen"> z.B.: Hugo Riemann: ''Ideen zu einer „Lehre von den Tonvorstellungen“'', in: Jahrbuch Peters 21/22, 1914/15</ref>). Die unterschiedlichen Charaktere von Tönen gleichen [[Tonsymbol|Namens]] aber verschiedener Lage im (unendlichen) Tonraum ergibt sich in harmonisch-reiner Stimmung nicht nur aus einer jeweils anderen Tonumgebung und Harmonisierung (etwa das <span style="text-decoration: overline;">e</span> im C-dur-Akkord c-<span style="text-decoration: overline;">e</span>-g und das e im E-dur-Akkord e-<span style="text-decoration: overline;">gis</span>-h), sondern auch aus einem (minimalem) [[Tonhöhe]]nunterschied zwischen den jeweiligen Tonstufen (<span style="text-decoration: overline;">e</span> und e): |
|||
Über c liegt seine Terz <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> <span style="text-decoration: overline;">e</span>. In der Quintenreihe von c liegt aber auch ein e; als 4. Oberquinte von c kommt ihm das Tonverhältnis <sup>81</sup>''/''<sub>16</sub> zu (3<sup>4</sup>/2<sup>4</sup>). Wird diese Oberquinte um 2 Oktaven nach unten verschoben, so dass sie bei <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> <span style="text-decoration: overline;">e</span> liegt, ergibt sich ihr Tonverhältnis zu c wie folgt: |
|||
:<math>\tfrac{81}{16} \cdot \tfrac{1}{4} = \tfrac{81}{64}</math> |
|||
Vergleichen wir die beiden e miteinander, |
|||
:<math>\tfrac{5}{4} : \tfrac{81}{64} = \tfrac{5}{4} \cdot \tfrac{64}{81} = \tfrac{5 \cdot 16}{81} = \tfrac{80}{81}</math> |
|||
:zeigt sich, dass der Tonhöhenunterschied <sup>80</sup>''/''<sub>81</sub> beträgt. Er wird ''[[syntonisches Komma]]'' genannt.<br />Die 80 ist der Terz <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> <span style="text-decoration: overline;">e</span> zuzuordnen (<sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> = <sup>80</sup>''/''<sub>64</sub>), also ist <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> <span style="text-decoration: overline;">e</span> [um ca. 21,51 Cent, bzw. etwa einen Zehntel-Ton] tiefer als das gleichnamige <sup>81</sup>''/''<sub>64</sub> e“ <ref name="Vogel, S. 103f"> Martin Vogel: ''Die Lehre von den Tonbeziehungen'', Bonn – Bad Godesberg, 1975, S. 103f</ref> |
|||
Umgekehrt liegt das <span style="text-decoration: underline;">as</span> (etwa im f-Moll-Akkord f-<span style="text-decoration: underline;">as</span>-c) ein syntonisches Komma ''über'' der gleichnamigen Tonstufe in der Quintenkette as-es-b-f-c: |
|||
:<math>\tfrac{4}{5} : \tfrac{64}{81} = \tfrac{4}{5} \cdot \tfrac{81}{64} = \tfrac{81}{5 \cdot 16} = \tfrac{81}{80}</math> |
|||
==== Die C-Dur-Tonleiter in harmonisch-reiner Quint-Terz Stimmung ==== |
|||
Die reine C-Dur-Tonleiter kann verstanden werden als Auswahl derjenigen sieben Tonstufen aus dem Quint-Terz-Schema, die zur Intonation der drei [[Funktionstheorie|Hauptfunktionen]] [[Subdominante]] (S), [[Tonika]] (T) und [[Dominante]] (D) – also für die „authentische“ [[Kadenz (Harmonielehre)|Kadenz]] benötigt werden: |
|||
[[Datei:C-Dur Harmonik im Tonnetz.jpg|550px|Die C-Dur-Tonleiter in harmonisch-reiner Quint-Terz Stimmung]] {{Audio|C-Dur Tonalität.ogg|C-Dur-Tonalität}} |
|||
Die eigentliche Skala entsteht durch [[Transposition (Musik)|Transposition]] dieser Tonstufen in die entsprechende Oktavlage – beispielsweise zwischen c<sup>1</sup> und c<sup>2</sup>. Sie besteht nun – im Gegensatz zur pythagoreischen Skala – nicht mehr aus zwei, sondern aus drei Intervallschritten verschiedener Größe, dem [[Ganzton|großen Ganzton]] <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub>, dem [[Ganzton|kleinen Ganzton]] <sup>10</sup>''/''<sub>9</sub> und dem [[Halbton|diatonischen Halbton]] <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> : |
|||
[[Datei:Reine C-Dur Tonleiter.jpg|550px]] {{Audio|Reine C-dur-Tonleiter.ogg|reine C-Dur-Tonleiter}} |
|||
Diese siebenstufige Tonleiter erlaubt nun zwar die harmonisch-reine Intonation der Hauptfunktionen T, S und D, doch wirkt sie melodisch unsauber, da die jeweiligen Terzen <span style="text-decoration: overline;">e</span>, <span style="text-decoration: overline;">a</span> und <span style="text-decoration: overline;">h</span> in melodischen Zusammenhang als zu niedrig empfunden werden können. Insbesondere der [[Leitton]] <span style="text-decoration: overline;">h</span>-c ist mit seinen 111,73 Cent problematisch, da er der Tendenz widerspricht, die Strebewirkung von Leittönen durch eine möglichst enge Intonation zu erhöhen (beispielsweise durch das pythagoreische [[Limma]] h-c <sup>256</sup>''/''<sub>243</sub> zu 90,22 Cent). Viele der Intonationsschwierigkeiten – etwa von Streichern, die häufig geschärfte Terzen bzw. Leittöne spielen, und Bläsern – lassen sich auf die Unvereinbarkeit von harmonischer und quasi pythagoreisch-melodischer Reinheit zurückführen. |
|||
:„In didymischer Auffassung ist <span style="text-decoration: overline;">cis</span> tiefer als <span style="text-decoration: underline;">des</span>, <span style="text-decoration: overline;">gis</span> tiefer als <span style="text-decoration: underline;">as</span>, <span style="text-decoration: overline;">dis</span> tiefer als <span style="text-decoration: underline;">es</span>, usw. Eine Bewertung, die dem ''<span style="text-decoration: underline;">melodischen</span> Schrittempfinden des instinktiven Musikers durchaus widerspricht!'' Und in der Tat ist die naturgewollte primäre Terz gar kein melodisches, sondern ein harmonisches Intervall. […] Die griechische, mathematisch orientierte Musiktheorie zählte die pythagoreische Terz den Dissonanzen zu. Sie hatte in dem Sinne recht, als der Begriff der Konsonanz und Dissonanz ja durchaus eine harmonische Wertung ist. […] Die Linearität der Melodie hat nichts mit großen und kleinen Ganztönen, mit Kommadifferenzen und dergleichen zu schaffen.“ − Sigfrid Karg-Elert <ref name="Sigfrid Karg-Elert">Sigfrid Karg-Elert: ''Polaristische Klang- und Tonalitätslehre''. Leipzig, 1930, S. 6f</ref> |
|||
Die zwei verschieden großen Ganztöne <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> und <sup>10</sup>''/''<sub>9</sub> – die Auslöser dieses „Konflikts“ – ergeben sich (zwangsläufig) aus der arithmetischen Teilung der (reinen) Großterz <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub>. Deren Differenz entspricht dem sog. [[Syntonisches Komma|syntonischen oder didymischem Komma]] <sup>81</sup>''/''<sub>80</sub> mit ca. 21,51 Cent; d. h. die Tonstufen, die in der Reihe über den (gleichnamigen) Tonstufen im Tonnetz liegen, werden etwa einen Zehntel-Ton tiefer als diese intoniert (<span style="text-decoration: overline;">e</span>:e = 80:81). Eine Lösung dieses zusätzlichen Problems liefert die [[mitteltönige Stimmung]] mit der [[Mittelwert#Geometrisches Mittel|geometrischen Teilung]] der Großterz, was zu zwei gleichgroßen Ganztönen (jeweils 193,156 Cent) führt, ohne die Reinheit der Terz in Frage zu stellen. |
|||
==== Die „zweierlei d in C-Dur“ ==== |
|||
Ein anderes Problem besteht in der Intonation der Quinte d-<span style="text-decoration: overline;">a</span>, die als [[Wolfsquinte]] <sup>40</sup>''/''<sub>27</sub> zu 680,448 Cent um ein syntonisches Komma zu eng, und damit [[Dissonanz|dissonant]], erscheint. Sie erklingt u. a. im d-Moll-Akkord (d-f-<span style="text-decoration: overline;">a</span>) auf der zweiten [[Stufentheorie (Harmonik)|Stufe]] bzw. in der Kadenz mit [[Subdominantparallele]] (T-Sp-D-T): |
|||
[[Datei:Dissonantes d-moll in C-dur.jpg|550px]] {{Audio|Kadenz mit dissonantem d-moll.ogg|dissonantes d-Moll in C-Dur}} |
|||
Die Bereinigung dieses dissonanten Intervalls erfordert eine zusätzliche Tonstufe <span style="text-decoration: overline;">d</span> (<span style="text-decoration: overline;">d</span>:<span style="text-decoration: overline;">a</span>= 2:3 statt d:<span style="text-decoration: overline;">a</span> = 27:40), wodurch allerdings das syntonische Komma <sup>81</sup>''/''<sub>80</sub> zu einem musikalisch relevanten (hörbaren) Intervallschritt wird: |
|||
[[Datei:Zweierlei d in C-dur.jpg|550px]] {{Audio|Kadenz mit zweierlei d.ogg|zweierlei d in C-Dur}} |
|||
Noch deutlicher tritt das Mikrointervall zwischen <span style="text-decoration: overline;">d</span> und d in Erscheinung, wenn die C-Dur-Tonleiter entsprechend modifiziert wird: |
|||
[[Datei:Reine C-Dur Tonleiter 8 Stufen.jpg|550px]] {{Audio|Reine C-dur-Tonleiter 8 Stufen.ogg|achtstufige C-Dur-Tonleiter}} |
|||
Diese achtstufige Tonleiter erlaubt nun zwar die harmonisch-reine Intonation sämtlicher ''diatonischer'' [[Funktionstheorie#Nebenfunktionen|Nebenfunktionen]] in C-Dur, doch widerspricht sie nicht nur der gängigen Musikpraxis, sondern auch dem, was im Allgemeinen unter dem diatonischen Tonsystem verstanden wird, bzw. dem, was Hörer und Komponist unter der [[Musikwahrnehmung#Diskrete Tonhöhenkategorien|diskreten Tonhöhenkategorie]] oder [[Tonigkeit]] ''„d“'' erwarten. |
|||
Dessen ungeachtet stehen in einigen mikrotonalen Systemen tatsächlich beide Tonstufen <span style="text-decoration: overline;">d</span> und d zur Verfügung. |
|||
=== Erweiterte reine Stimmung === |
|||
Später wurde die reine Stimmung eher aus theoretischen als aus musikalisch-praktischen Beweggründen auf zwölf Töne erweitert. |
|||
Die zwölftönige Skala ergibt sich durch Hinzufügen von fünf weiteren Tönen, die so gewählt werden, dass c inmitten der Quintenreihe b–f–c–g–d steht und die Töne dieser Reihe (Rangordnung: c–g–f–d–b) nach Möglichkeit von [[Diatonischer Halbton|diatonischen Halbtönen]] (<sup>16</sup>''/''<sub>15</sub>) umgeben sind. Es treten ausschließlich ganzzahlige Frequenzverhältnisse auf. |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name |
|||
! align="center"|Frequenz-<br />verhältnis<br />zum vorherigen Ton |
|||
! Frequenz-<br />verhältnis<br />zum Grundton |
|||
! Quotient || [[Intervall (Musik)|Intervall]] |
|||
! Beziehung<br />zur [[Quintenspirale|Quinten-<br />spirale]] |
|||
|- |
|||
| align="center"| c |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>1</sup>''/''<sub>1</sub> || 1 |
|||
| align="right" | 0 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: underline;">des</span> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> || 1,0<span style="text-decoration: overline;">6</span> |
|||
| align="right" | 111,731 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz unter f |
|||
|- |
|||
| align="center"| d |
|||
| align="center"|<sup>135</sup>''/''<sub>128</sub> |
|||
| align="center"| <sup>9</sup>''/''<sub>8</sub> || 1,125 |
|||
| align="right" | 203,910 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: underline;">es</span> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>6</sup>''/''<sub>5</sub> || 1,2 |
|||
| align="right" | 315,641 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz unter g |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: overline;">e</span> |
|||
| align="center"| <sup>25</sup>''/''<sub>24</sub> |
|||
| align="center"| <sup>5</sup>''/''<sub>4</sub> || 1,25 |
|||
| align="right" | 386,314 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz über c |
|||
|- |
|||
| align="center"| f |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>4</sup>''/''<sub>3</sub> || 1,<span style="text-decoration: overline;">3</span> |
|||
| align="right" | 498,045 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: overline;">fis</span> |
|||
| align="center"|<sup>135</sup>''/''<sub>128</sub> |
|||
| align="center"| <sup>45</sup>''/''<sub>32</sub> || 1,40625 |
|||
| align="right" | 590,224 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz über d |
|||
|- |
|||
| align="center"| g |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>3</sup>''/''<sub>2</sub> || 1,5 |
|||
| align="right" | 701,955 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: underline;">as</span> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>8</sup>''/''<sub>5</sub> || 1,6 |
|||
| align="right" | 813,686 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz unter c |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: overline;">a</span> |
|||
| align="center"| <sup>25</sup>''/''<sub>24</sub> |
|||
| align="center"| <sup>5</sup>''/''<sub>3</sub> || 1,<span style="text-decoration: overline;">6</span> |
|||
| align="right" | 884,359 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz über f |
|||
|- |
|||
| align="center"| b |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>9</sub> || 1,<span style="text-decoration: overline;">7</span> |
|||
| align="right" | 996,090 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|- |
|||
| align="center"| <span style="text-decoration: overline;">h</span> |
|||
| align="center"| <sup>135</sup>''/''<sub>128</sub> |
|||
| align="center"| <sup>15</sup>''/''<sub>8</sub> || 1,875 |
|||
| align="right" | 1088,269 [[Cent (Musik)|C]] |
|||
| align="left" | gr. Terz über g |
|||
|- |
|||
| align="center"| c |
|||
| align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> |
|||
| align="center"| <sup>2</sup>''/''<sub>1</sub> || 2 |
|||
| align="right" | 1200 [[Cent (Musik)|C]] || |
|||
|} |
|||
==== Veranschaulichung ==== |
|||
===== Chromatisch ===== |
|||
In der Abbildung sind die Frequenzverhältnisse der reinen und der gleichstufigen Stimmung bei einer chromatischen [[Tonleiter]] grafisch gegenübergestellt: |
|||
[[Datei:rein.versus.gleichstufig.png|600px|thumb|none|Insbesondere bei den Terzen und den Sexten sind deutliche und gegenläufige Abweichungen vorhanden. Bei der gleichstufigen Stimmung sind die kleine Terz, die kleine Sexte und die Sekunden kleiner, die große Terz, die große Sexte und die Septimen größer.]] |
|||
===== Dur ===== |
|||
Bei einer [[Dur]]-Tonleiter wirkt sich dies wie folgt aus: |
|||
[[Datei:rein.versus.gleichstufig.Dur.png|600px|thumb|none|Die Terz, die Sexte und die Septime sind bei der gleichstufigen Stimmung zu groß.]] |
|||
===== Reines Moll ===== |
|||
Bei einer reinen [[Moll]]-Tonleiter ist es anders: |
|||
[[Datei:rein.versus.gleichstufig.reines.moll.png|600px|thumb|none|Die Terz und die Sexte sind bei der gleichstufigen Stimmung zu klein.]] |
|||
==== Bezeichnungen der Halbtöne ==== |
|||
Die Abstände benachbarter Töne ([[Halbton|Halbtöne]]) haben folgende Bezeichnungen und Werte: |
|||
:{| class="wikitable" |
|||
! Name || Frequenzverhältnis || [[Intervall (Musik)|Intervall]] || Beispiel |
|||
|- |
|||
| [[Diatonischer Halbton]] || align="center"| <sup>16</sup>''/''<sub>15</sub> || align="right"| 111,731 [[Cent (Musik)|C]] || align="center"| <span style="text-decoration: overline;">e</span> – f |
|||
|- |
|||
| Großer chromatischer Halbton || align="center"|<sup>135</sup>''/''<sub>128</sub> || align="right"| 92,179 [[Cent (Musik)|C]] || align="center"| f – <span style="text-decoration: overline;">fis</span> |
|||
|- |
|||
| Kleiner chromatischer Halbton || align="center"| <sup>25</sup>''/''<sub>24</sub> || align="right"| 70,672 [[Cent (Musik)|C]] || align="center"| <span style="text-decoration: underline;">es</span> – <span style="text-decoration: overline;">e</span> |
|||
|} |
|||
Zu beachten: Diese Skala ist nicht für die [[Moll (Musik)|reine Moll]]-Tonleiter geeignet, da das [[Intervall (Musik)|Intervall]] <span style="text-decoration: underline;">es</span>–b keine [[Reines Intervall|reine]] Quinte darstellt. |
|||
==== Einsatzgebiete ==== |
|||
Über den praktischen Sinn dieser zwölftönigen Stimmung für Tasteninstrumente lässt sich streiten, denn sie ist auf keinen Fall so flexibel einsetzbar wie die [[gleichstufige Stimmung]]. Es gibt aber mindestens zwei Arten, sie in sinnvoller Weise zu benutzen. Die erste Art ist, in den zentralen Tonarten zu bleiben und gewisse Restriktionen zu beachten. Auf diese Weise bekommt man eine (für viele Ohren) sehr harmonisch klingende Musik, ist aber in der Komposition bzw. Stückauswahl für Tasteninstrumenten recht beschränkt. Die zweite Art ist, alle möglichen Klänge, also sowohl die extremen Dissonanzen als auch die extremen Konsonanzen dieser Stimmung zuzulassen und so speziell für diese eine Stimmung, aber ohne Einschränkungen, zu komponieren. |
|||
Ein Beispiel für die erste Art ist, modulierenderweise in der C-Dur- oder G-Dur-Skala zu bleiben, dabei aber, für C-Dur, das D in manchen Zusammenhängen zu unterlassen, und für G-Dur, das A in manchen Zusammenhängen zu unterlassen. Als Beispiel für die zweite Art sei hier die CD ''the harp of new albion'' von [[Terry Riley]] genannt. Diese Pianosoloaufnahme verwendet einen Flügel mit der in diesem Artikel genannten erweiterten Stimmung, nur ist die Grundlage das Cis und nicht das C, und es wird der Tritonus <sup>64</sup>''/''<sub>45</sub> benutzt. |
|||
== Klangbeispiele == |
|||
Für die klangliche Darstellung reiner Stimmungen wurde ein bekanntes, freilich historisch nicht korrektes Beispiel gewählt, das es möglich macht, die diffizilen Unterschiede deutlich zu hören. Es wurde von [[Johann Sebastian Bach]] für eine der (vielen) [[Wohltemperierte Stimmung|wohltemperierten Stimmungen]] konzipiert; für welche genau lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren. |
|||
Johann Sebastian Bach: [[Präludium]] in C-Dur aus dem ersten Band des [[Wohltemperiertes Klavier|Wohltemperierten Klaviers]], [[Bach-Werke-Verzeichnis|BWV]] 846 |
|||
'''Beispiel 1''': Takte 1 bis 5 |
|||
[[Datei:Präludium Takt 1-5.jpg|810px]] |
|||
* Die im Text beschriebene 7stufige (reine) C-Dur-Tonleiter führt zwar zu einem melodisch sinnvollen großen Ganzton (<sup>9</sup>''/''<sub>8</sub>) c-d [bei a)], doch wird die Quinte d-a [bei b)] dadurch unrein (<sup>40</sup>''/''<sub>27</sub> statt <sup>3</sup>''/''<sub>2</sub>, sie ist mit ca. 680,448 Cent um ein [[syntonisches Komma]] zu klein). {{Audio|Beispiel 1a - Takte 1bis5 mit Wolfsquinte d-a.ogg|Anhören}} |
|||
* Durch Erweiterung der Skala um ein erniedrigtes d [bei a)] wird die Quinte d-a [bei b)] nun zwar bereinigt, doch entsteht zum einen ein unmelodischer kleiner Ganzton (<sup>10</sup>''/''<sub>9</sub>) und zum anderen eine deutlich hörbare (syntonische) Kommadifferenz (<sup>81</sup>''/''<sub>80</sub>) zwischen den d's des zweiten und des dritten Taktes [bei c)]. {{Audio|Beispiel 1b - Takte 1bis5 mit Kommadifferenzen ohne Naturseptime.ogg|Anhören}} |
|||
* Bei Annahme der Naturseptime (<sup>7</sup>''/''<sub>4</sub> statt <sup>9</sup>''/''<sub>5</sub>) im Dominantseptakkord [bei d)] entsteht ein zusätzliches „septimales Komma“ (<sup>64</sup>''/''<sub>63</sub>, ca. 27,264 Cent) zwischen dem f des zweiten und des dritten Taktes [bei e)]. Der Gleitton f-e wird als „septimaler Halbton“ (<sup>21</sup>''/''<sub>20</sub>, ca. 84,467 Cent) eng intoniert [bei f)]. {{Audio|Beispiel 1c - Takte 1bis5 mit Kommadifferenzen mit Naturseptime.ogg|Anhören}} |
|||
'''Beispiel 2''': Takte 5 bis 11 |
|||
[[Datei:Präludium Takt 5-11.jpg|810px]] |
|||
* Auch die 12stufige, chromatische Skala beinhaltet (nur) die unreine Quinte d-a (<sup>40</sup>''/''<sub>27</sub>), die hier zweimal als Teil des [[Doppeldominante|Doppeldominant]]-Septakkordes erklingt [bei a)]. {{Audio|Beispiel 2a - Takte 5bis11 mit Wolfsquinte d-a.ogg|Anhören}} |
|||
* Der Ausgleich dieser Quinte erfordert nun ein pythagoreisch eingestimmtes a (<sup>27</sup>''/''<sub>16</sub> statt <sup>5</sup>''/''<sub>3</sub>), das gegenüber dem a als [[Grundton]] der [[Tonikaparallele]] um ein syntonisches Komma erhöht ist [bei b)]. Da die Kommadifferenzen hier in einer der Mittelstimmen erklingen fallen sie kaum ins Gewicht – mit einem durchaus annehmbaren klanglichen Resultat. {{Audio|Beispiel 2b - Takte 5bis11 mit Kommadifferenzen ohne Naturseptime.ogg|Anhören}} |
|||
* Im Gegensatz dazu führt der als Naturseptime intonierte Ton c der Doppeldominante wiederum zum deutlich hörbaren „septimalen Komma“ [bei c)]. {{Audio|Beispiel 2c - Takte 5bis11 mit Kommadifferenzen mit Naturseptime.ogg|Anhören}} |
|||
== Trivia == |
|||
[[Arnold Schönberg]] beschreibt in seinem musiktheoretischen Werk ''Harmonielehre.'' (Wien, 1911; 3te Auflage 1922) die Reine Stimmung, wobei er dem [[Tritonus]] (Fis) die Oktavmitte (gleichschwebend) zuordnet. |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [http://delphi.zsg-rottenburg.de/einfuehrung.html "Die reine Stimmung" von Joachim Mohr] |
|||
* NPD-Wahlkampf-Seite: ''[http://www.unser-heyder.de/?page_id=6 Unser Hayder für Sachsen-Anhalt]'' Selbstdarstellung Matthias Heyders als NPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011. Abgerufen am 23. März 2011. |
|||
* Patrick Gensing: ''[http://www.tagesschau.de/inland/npdnazileak100.html NPD in Sachsen-Anhalt: „Junker Jörg“ gibt Ratschläge zum Bombenbau]'' In: tagesschau.de vom 15. März 2011. Abgerufen am 23. März 2011. |
|||
* Gunnar Breske / Patrick Gensing: ''[http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt2942.html NPD-Spitzenkandidat soll Tipps zum Bombenbau gegeben haben]'' In: tagesschau.de vom 16. März 2011. Ausführlicher Bericht über den „Junker Jörg“-Verdacht gegen Matthias Heyder (Video). Abgerufen am 23. März 2011. |
|||
== |
== Quellen == |
||
<references /> |
<references /> |
||
{{Navigationsleiste Stimmungen (Musik)}} |
|||
{{SORTIERUNG:Heyder, Matthias}} |
|||
[[Kategorie:Politiker (Deutschland)]] |
|||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Stimmung (Musik)]] |
||
[[Kategorie:Deutscher]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1972]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
[[cs:Didymické ladění]] |
|||
{{Personendaten |
|||
[[da:Ren stemning]] |
|||
|NAME=Heyder, Matthias |
|||
[[en:Just intonation]] |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
[[eo:Pura agordo]] |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (NPD) |
|||
[[es:Temperamento justo]] |
|||
|GEBURTSDATUM=1972 |
|||
[[fr:Gamme naturelle]] |
|||
|GEBURTSORT=[[Elbingerode (Harz)|Elbingerode]] |
|||
[[hu:Tiszta hangolás]] |
|||
|STERBEDATUM= |
|||
[[it:Intonazione naturale]] |
|||
|STERBEORT= |
|||
[[ja:純正律]] |
|||
}} |
|||
[[ko:순정률]] |
|||
[[lt:Racionalioji intonacija]] |
|||
[[nl:Reine stemming]] |
|||
[[pt:Entonação justa]] |
|||
[[ro:Intonația naturală]] |
|||
[[ru:Натуральный строй]] |
|||
[[sv:Ren stämning]] |
|||
[[uk:Натуральний стрій]] |
Version vom 30. Juni 2010, 19:54 Uhr
Reine Stimmungen (auch natürliche oder harmonische Stimmungen) verwenden im Gegensatz zur pythagoreischen Stimmung nicht nur die reinen Intervalle Oktave, Quinte und daraus folgend die Quarte, sondern auch solche höherer Ordnung, wie sie sich aus der Obertonreihe ergeben, beispielsweise die große Terz oder, seltener, die Naturseptime.
Das Quint-Terz-Sytem
Mit dem Aufkommen der in der Mehrstimmigkeit sich bildenden Akkordverbindungen wurde bald die Terz mit dem Frequenzverhältnis 5/4 als Konsonanz anerkannt und neben der Oktave (Frequenzverhältnis 2/1) und Quinte (Frequenzverhältnis 3/2) rein intoniert. Dieser Übergang war spätestens mit dem protestantischen (vierstimmigen) Choral abgeschlossen.
Es bildeten sich reine Tonarten heraus. Diese spielen auch heute noch beim reinen Intonieren beispielsweise von A-Capella-Chören, Streichquartetten oder guten Orchestern eine ausschlaggebende Rolle. Bei reiner Intonation erhält man betonte Bässe (wegen der Differenztöne) und kristallklaren Klang (wegen der Übereinstimmung von Obertönen).
A-Dur Kadenz rein gleichstufig
Die Oktave, die Quinte und die große Terz bilden die Grundintervalle der reinen Stimmung. Alle weiteren Intervalle lassen sich aus diesen Grundintervallen zusammensetzten. Man nennt deshalb dieses System auch Quint-Terz-Sytem.
Bei Tasteninstrumenten mit der zwölfstufigen Skala ist eine reine Intonation in verschiedenen Tonarten nicht möglich, da sich bei einer Modulation von C-Dur nach F-Dur zum Beispiel nicht nur der Ton H in B um einen Halbton sondern auch auch der Ton D um ein syntonisches Komma erniedrigt werden muss.
Erläuterung: Modulation von C-Dur über a-moll nach F-Dur
C-Dur
Name des Tones C D E F G A H c Frequenz 264 297 330 352 396 440 495 528 Frequenzverhältnis 9/8 10/9 16/15 9/8 10/9 9/8 16/15
Die Akkorde der Tonika C-E-G, der Subdominante F-A-c und der Dominante G-H-d bestehen aus reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis 5/4), reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis 6/5) und reinen Quinten (Frequenzverhältnis3/2).
a-moll (absteigend) Zum besseren Vergleich nicht in der Reihenfolge A-H-c-d-e-f-g-a sondern wieder C-D-E-F-G-A-H-c.
Name des Tones C D(!) E F G A H c Frequenz 264 293,3(!) 330 352 396 440 495 528 Frequenzverhältnis 10/9 9/8 16/15 9/8 10/9 9/8 16/15
Hier bestehen die Akkorde der Tonika A-c-e, der Subdominante D-F-A (in C-Dur: die II. Stufe) und der Dominante (in moll) E-G-H aus reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis <sup6/5), reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis 5/4), und reinen Quinten (Frequenzverhältnis3/2).
F-Dur
Name des Tones C D E F G A B(!) c Frequenz 264 293,3 330 352 396 440 469,3(!) 528 Frequenzverhältnis 10/9 9/8 16/15 9/8 10/9 16/15 9/8
Im Vergleich zu C-Dur hat sich bei F-Dur das das H um einen Halbton zu B erniedrigt (das zeigt auch die Notenbezeichnung), aber auch - wie bei der Modulation von C-Dur nach a-moll - hat sich das d um ein syntonisches Komma (Frequenzverhältnis 81/8021,5 Cent) geändert. Sonst bestünde die Subdominante in F-Dur B-d-f bzw. in A-moll D-F-A nicht mehr aus reinen Terzen und Quinten.
Diese Problematik spielte in der abendländischen Musikpraxis beim Stimmen von Tasteninstrumenten mit zwölf Tasten pro Oktave eine große Bedeutung. Über die mitteltönigen Stimmungen und wohltemperierten Stimmungen hat sich heutzutage fast durchgängig die gleichstufige Stimmung bei Tasteninstrumenten durchgesetzt. Jedoch ist zu beobachten, dass historisch gestimmte Cembali und Orgeln wieder an Bedeutung gewinnen.
Vergleich mit der gleichstufigen Stimmung
Nimmt man zu den Tönen der Dur- und Molltonleiter das FIS von G-Dur und das DES von f-moll dazu, erhält man die 12-stufige chromatische Skala der reinen Stimmung.
Chromatische Skala der reinen Stimmung von C-Dur und C-moll ergänzt um FIS und DES:
Hinweis: Beim Vergleich von Intervallen verwendet man die Einheit Cent. Dabei gilt: 1 Oktave = 1200 Cent.
Name des Tones C DES D ES E F FIS G AS A B H c Frequenz 264 281,6 297 316,8 330 352 371,25 396 422,4 440 475,2 495 528 In Cent 0 112 204 316 386 498 590 702 814 884 1018 1088 1200
Die Akkorde der Tonika, Subdominante und Dominante von C-Dur und c-moll erklingen rein.
In dieser Stimmung kann man nur C-Dur und c-moll rein spielen. Um in allen Tonarten spielen zu können, werden bei der gleichstufigen Stimmung die Halbtöne angepasst. Dass hierbei kein Dreiklang mehr rein erklingt, wird als Kompromiss akzeptiert.
Chromatische Skala der gleichstufigen Stimmung:
Name des Tones C CIS/DES D DIS/ES E F FIS/GES G GIS/AS A AIS/B H c Frequenz 261,6 277,2 293,7 311,1 329,6 349,2 370 392 415,3 440 466,2 493,9 523,3 In Cent 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200
Die gleichstufige Stimmung erhält man auch, indem man das pythagoreische Komma im Quintenzirkel F-C-G-D-A-E-H-Fis-Cis-Gis-Dis-Ais-Eis-His=(C?) auf die zwölf Quinten verteilt. Die reine Quinte (702 Cent) unterscheidet sich von der gleichstufigen (700 Cent) nur geringfügig. Die große Terz (386 Cent) wird bei der gleichstufigen Stimmung (400 Cent) immerhin um 14 Cent "geschärft".
Abgrenzung

Nicht nur die abendländischen Musiktradition auch in außereuropäischen Musikkulturen trifft man auf den Begriff der reinen „Stimmung“, wenn harmonisch-rein intoniert wird.
Im musikwissenschaftlichen Sinn wird der Begriff der reine Stimmung manchmal ausgeweitet auf ein harmonisch-reines Tonsystem, das weitere Intervalle der Obertonreihe miteinbezieht (Naturseptime, der 7. Oberton, Alphorn-Fa, der 11. Oberton, u.s.w.).
Beispiel
Die C-Dur-Tonleiter in reiner Stimmung (Beispiel) C beruht auf folgenden Frequenzverhältnissen zwischen den Tönen:
Name des Tones C D E F G A H c Frequenzverhältnis zum Grundton 1/1 9/8 5/4 4/3 3/2 5/3 15/8 2/1 Frequenzverhältnis zum vorigen Ton 16/15 9/8 10/9 16/15 9/8 10/9 9/8 16/15
Die Akkorde der Tonika C-E-G, der Subdominante F-A-c und der Dominante G-H-d bestehen aus reinen großen Terzen (Frequenzverhältnis 5/4), reinen kleinen Terzen (Frequenzverhältnis 6/5) und reinen Quinten (Frequenzverhältnis 3/2). Zu beachten ist hier, dass es zwei große Ganztöne gibt. Zum Beispiel C nach D mit dem Frequenzverhältnis 9/8 und D nach E mit dem Frequenzverhältnis 10/9.
Dadurch weicht diese Tonleiter unüberhörbar von der C-Dur-Tonleiter in pythagoreischer Stimmung und auch von der Tonleiter in gleichstufigen Stimmung ab, bei der jeder Halbton genau ein Zwölftel der Oktave ausmacht und ein Ganzton genau zwei Halbtönen entspricht.
Dass sich bei Modulationen nicht nur Töne um einen Halbton verändern (was durch die Notenbezeichnung sichtbar wird), sondern manche Töne sich auch um ein syntonisches Komma verändern (was in der Notenbezeichnung nicht sichtbar ist), wurde schon beim Übergang von C-Dur nach F-Dur gezeigt. Zur Verdeutlichung wird hier dies noch einmal beim Übergang von C-Dur nach G-Dur gezeigt.
Modulation von C-Dur über E-moll nach G-Dur
C-Dur
Name des Tones C D E F G A H c Frequenz 264 297 330 352 396 440 495 528 Frequenzverhältnis 9/8 10/9 16/15 9/8 10/9 9/8 16/15
E-moll Zum besseren Vergleich nicht in der Reihenfolge E-FIS-G-A-H-c-d-e sondern C-D-E-FIS-G-A-H-c.
Name des Tones C D E FIS(!) G A H c Frequenz 264 297 330 371,3(!) 396 440 495 528 Frequenzverhältnis 9/8 10/9 9/8 16/15 10/9 9/8 16/15
G-dur
Name des Tones C D E FIS G A(!) H c Frequenz 264 297 330 371,3 396 445,5 495 528 Frequenzverhältnis 9/8 10/9 9/8 16/15 9/8 10/9 16/15
Im Vergleich zu C-Dur hat sich bei G-Dur das das F um einen Halbton zu FIS erhöht (das zeigt auch die Notenbezeichnung), aber auch das A um ein syntonisches Komma (Frequenzverhältnis 81/80) geändert. Sonst bestünde die Dominante in G-Dur D-FIS-A bzw. in E-moll H-d-fis nicht mehr aus reinen Terzen und Quinten.
Historische Entwicklung
Das Quint-Terz-Schema
Die Einführung der reinen Großterz (mit dem Saitenlängenverhältnis zwischen unterem und oberem Ton von 5:4) – als Ersatz und Vereinfachung des pythagoreischen Ditonus (81:64) – geht zurück auf die enharmonische Tetrachordteilung Didymos' (etwa 100 Jahre nach Pythagoras).
In der abendländischen Musik wurde die reine Großterz emanzipiert, indem sie zusammen mit der Sexte (8:5) im 15. Jahrhundert nicht mehr als Dissonanz, sondern als zunächst noch unvollkommene Konsonanz aufgefasst wurde und vor allem als Bestandteil des Dreiklanges zunehmend an musikalischer Bedeutung gewann. Die Deutung der Großterz als 5. Oberton in der Natur- bzw. Teiltonreihe sowie des Durdreiklanges als Zusammenklang von 4., 5. und 6. Oberton ist dabei eine (umstrittene) Definition der Neuzeit.
- In den folgenden Darstellungen und Berechnungen werden die Intervalle - wenn nicht ausdrücklich anders beschrieben - als Frequenzverhältnisse der Intervalltöne in Brüchen dargestellt, wobei die größere Zahl im Zähler für den höheren und die kleinere Zahl im Nenner für den tieferen Ton steht.
Wie jedes Tonsystem basiert auch das harmonisch-reine auf axiomatischen Intervallen, die als gegeben betrachtet werden. Das sind hier die Oktave 2/1, Quinte 3/2 und Terz 5/4. Die anderen Intervalle das Tonsystems lassen sich so als Vielfache dieser Intervalle darstellen.
Wie schon bei den Beispielen mit Modulationen angedeutet wurde, ergibt sich aus der Vielzahl von Kombination dieser Intervalle ein (theoretisch) unendlicher Tonraum. Dieser Tonraum wird häufig mittels eines Tonnetzes wie folgt grafisch dargestellt:
Darstellung im Tonnetz
Diese grafische Darstellung des Quint-Terz-Schemas versteht sich als Beziehungsgeflecht von Tonigkeiten ohne fixierte Oktavlage (auch: „Chroma“, „Toncharakter“ [1]; engl.: „pitch class“), so dass zur Berechnung konkreter Intervallverhätnisse noch das entsprechende Vielfache der Oktave 2/1 hinzu- oder weggenommen werden muss. Etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts galten die Oktave, die reine Quinte und Terz, sowie sämtliche Intervalle, die aus deren Kombination resultieren, als von der jeweiligen Stimmung unabhängiges, eigentlich „gemeintes“ Tonsystem der Dur-/Moll-tonalen Musik und das „Tonnetz“ als entsprechende Abbildung dieser Tonbeziehungen. Durch die zunehmende Alterations-Harmonik, enharmonische Verwechslungen und Ganztonskalen ist eine solche Trennung von „gedachtem System“ und „realisierbarer Stimmung“ (spätestens) ab der Spätromantik nicht mehr gegeben, da derartige Phänomene nicht nur pragmatisch, sondern auch (musik-)theoretisch die gleichschwebende Temperatur voraussetzen.
Das eigentliche „Tonnetz“ wurde 1773 von Leonhard Euler als speculum musicum („Abbild der Musik“) in seiner gleichnamigen Schrift „De harmoniae veris principiis per speculum musicum repraesentatis“ [2] vorgestellt, und von da an – zusammen mit den von Moritz Hauptmann [3] eingeführten „Kommastrichen“ a, e, h und des, as, es, usw. – von zahlreichen Theoretikern zu verschiedenen Zwecken abgewandelt (u. a. von Hermann v. Helmholtz [4], Arthur v. Oettingen [5] und Hugo Riemann [6]). Die unterschiedlichen Charaktere von Tönen gleichen Namens aber verschiedener Lage im (unendlichen) Tonraum ergibt sich in harmonisch-reiner Stimmung nicht nur aus einer jeweils anderen Tonumgebung und Harmonisierung (etwa das e im C-dur-Akkord c-e-g und das e im E-dur-Akkord e-gis-h), sondern auch aus einem (minimalem) Tonhöhenunterschied zwischen den jeweiligen Tonstufen (e und e):
Über c liegt seine Terz 5/4 e. In der Quintenreihe von c liegt aber auch ein e; als 4. Oberquinte von c kommt ihm das Tonverhältnis 81/16 zu (34/24). Wird diese Oberquinte um 2 Oktaven nach unten verschoben, so dass sie bei 5/4 e liegt, ergibt sich ihr Tonverhältnis zu c wie folgt:
Vergleichen wir die beiden e miteinander,
- zeigt sich, dass der Tonhöhenunterschied 80/81 beträgt. Er wird syntonisches Komma genannt.
Die 80 ist der Terz 5/4 e zuzuordnen (5/4 = 80/64), also ist 5/4 e [um ca. 21,51 Cent, bzw. etwa einen Zehntel-Ton] tiefer als das gleichnamige 81/64 e“ [7]
Umgekehrt liegt das as (etwa im f-Moll-Akkord f-as-c) ein syntonisches Komma über der gleichnamigen Tonstufe in der Quintenkette as-es-b-f-c:
Die C-Dur-Tonleiter in harmonisch-reiner Quint-Terz Stimmung
Die reine C-Dur-Tonleiter kann verstanden werden als Auswahl derjenigen sieben Tonstufen aus dem Quint-Terz-Schema, die zur Intonation der drei Hauptfunktionen Subdominante (S), Tonika (T) und Dominante (D) – also für die „authentische“ Kadenz benötigt werden:
Die eigentliche Skala entsteht durch Transposition dieser Tonstufen in die entsprechende Oktavlage – beispielsweise zwischen c1 und c2. Sie besteht nun – im Gegensatz zur pythagoreischen Skala – nicht mehr aus zwei, sondern aus drei Intervallschritten verschiedener Größe, dem großen Ganzton 9/8, dem kleinen Ganzton 10/9 und dem diatonischen Halbton 16/15 :
Diese siebenstufige Tonleiter erlaubt nun zwar die harmonisch-reine Intonation der Hauptfunktionen T, S und D, doch wirkt sie melodisch unsauber, da die jeweiligen Terzen e, a und h in melodischen Zusammenhang als zu niedrig empfunden werden können. Insbesondere der Leitton h-c ist mit seinen 111,73 Cent problematisch, da er der Tendenz widerspricht, die Strebewirkung von Leittönen durch eine möglichst enge Intonation zu erhöhen (beispielsweise durch das pythagoreische Limma h-c 256/243 zu 90,22 Cent). Viele der Intonationsschwierigkeiten – etwa von Streichern, die häufig geschärfte Terzen bzw. Leittöne spielen, und Bläsern – lassen sich auf die Unvereinbarkeit von harmonischer und quasi pythagoreisch-melodischer Reinheit zurückführen.
- „In didymischer Auffassung ist cis tiefer als des, gis tiefer als as, dis tiefer als es, usw. Eine Bewertung, die dem melodischen Schrittempfinden des instinktiven Musikers durchaus widerspricht! Und in der Tat ist die naturgewollte primäre Terz gar kein melodisches, sondern ein harmonisches Intervall. […] Die griechische, mathematisch orientierte Musiktheorie zählte die pythagoreische Terz den Dissonanzen zu. Sie hatte in dem Sinne recht, als der Begriff der Konsonanz und Dissonanz ja durchaus eine harmonische Wertung ist. […] Die Linearität der Melodie hat nichts mit großen und kleinen Ganztönen, mit Kommadifferenzen und dergleichen zu schaffen.“ − Sigfrid Karg-Elert [8]
Die zwei verschieden großen Ganztöne 9/8 und 10/9 – die Auslöser dieses „Konflikts“ – ergeben sich (zwangsläufig) aus der arithmetischen Teilung der (reinen) Großterz 5/4. Deren Differenz entspricht dem sog. syntonischen oder didymischem Komma 81/80 mit ca. 21,51 Cent; d. h. die Tonstufen, die in der Reihe über den (gleichnamigen) Tonstufen im Tonnetz liegen, werden etwa einen Zehntel-Ton tiefer als diese intoniert (e:e = 80:81). Eine Lösung dieses zusätzlichen Problems liefert die mitteltönige Stimmung mit der geometrischen Teilung der Großterz, was zu zwei gleichgroßen Ganztönen (jeweils 193,156 Cent) führt, ohne die Reinheit der Terz in Frage zu stellen.
Die „zweierlei d in C-Dur“
Ein anderes Problem besteht in der Intonation der Quinte d-a, die als Wolfsquinte 40/27 zu 680,448 Cent um ein syntonisches Komma zu eng, und damit dissonant, erscheint. Sie erklingt u. a. im d-Moll-Akkord (d-f-a) auf der zweiten Stufe bzw. in der Kadenz mit Subdominantparallele (T-Sp-D-T):
Die Bereinigung dieses dissonanten Intervalls erfordert eine zusätzliche Tonstufe d (d:a= 2:3 statt d:a = 27:40), wodurch allerdings das syntonische Komma 81/80 zu einem musikalisch relevanten (hörbaren) Intervallschritt wird:
Noch deutlicher tritt das Mikrointervall zwischen d und d in Erscheinung, wenn die C-Dur-Tonleiter entsprechend modifiziert wird:
Diese achtstufige Tonleiter erlaubt nun zwar die harmonisch-reine Intonation sämtlicher diatonischer Nebenfunktionen in C-Dur, doch widerspricht sie nicht nur der gängigen Musikpraxis, sondern auch dem, was im Allgemeinen unter dem diatonischen Tonsystem verstanden wird, bzw. dem, was Hörer und Komponist unter der diskreten Tonhöhenkategorie oder Tonigkeit „d“ erwarten.
Dessen ungeachtet stehen in einigen mikrotonalen Systemen tatsächlich beide Tonstufen d und d zur Verfügung.
Erweiterte reine Stimmung
Später wurde die reine Stimmung eher aus theoretischen als aus musikalisch-praktischen Beweggründen auf zwölf Töne erweitert.
Die zwölftönige Skala ergibt sich durch Hinzufügen von fünf weiteren Tönen, die so gewählt werden, dass c inmitten der Quintenreihe b–f–c–g–d steht und die Töne dieser Reihe (Rangordnung: c–g–f–d–b) nach Möglichkeit von diatonischen Halbtönen (16/15) umgeben sind. Es treten ausschließlich ganzzahlige Frequenzverhältnisse auf.
Name Frequenz-
verhältnis
zum vorherigen TonFrequenz-
verhältnis
zum GrundtonQuotient Intervall Beziehung
zur Quinten-
spiralec 16/15 1/1 1 0 C des 16/15 16/15 1,06 111,731 C gr. Terz unter f d 135/128 9/8 1,125 203,910 C es 16/15 6/5 1,2 315,641 C gr. Terz unter g e 25/24 5/4 1,25 386,314 C gr. Terz über c f 16/15 4/3 1,3 498,045 C fis 135/128 45/32 1,40625 590,224 C gr. Terz über d g 16/15 3/2 1,5 701,955 C as 16/15 8/5 1,6 813,686 C gr. Terz unter c a 25/24 5/3 1,6 884,359 C gr. Terz über f b 16/15 16/9 1,7 996,090 C h 135/128 15/8 1,875 1088,269 C gr. Terz über g c 16/15 2/1 2 1200 C
Veranschaulichung
Chromatisch
In der Abbildung sind die Frequenzverhältnisse der reinen und der gleichstufigen Stimmung bei einer chromatischen Tonleiter grafisch gegenübergestellt:

Dur
Bei einer Dur-Tonleiter wirkt sich dies wie folgt aus:

Reines Moll
Bei einer reinen Moll-Tonleiter ist es anders:

Bezeichnungen der Halbtöne
Die Abstände benachbarter Töne (Halbtöne) haben folgende Bezeichnungen und Werte:
Name Frequenzverhältnis Intervall Beispiel Diatonischer Halbton 16/15 111,731 C e – f Großer chromatischer Halbton 135/128 92,179 C f – fis Kleiner chromatischer Halbton 25/24 70,672 C es – e
Zu beachten: Diese Skala ist nicht für die reine Moll-Tonleiter geeignet, da das Intervall es–b keine reine Quinte darstellt.
Einsatzgebiete
Über den praktischen Sinn dieser zwölftönigen Stimmung für Tasteninstrumente lässt sich streiten, denn sie ist auf keinen Fall so flexibel einsetzbar wie die gleichstufige Stimmung. Es gibt aber mindestens zwei Arten, sie in sinnvoller Weise zu benutzen. Die erste Art ist, in den zentralen Tonarten zu bleiben und gewisse Restriktionen zu beachten. Auf diese Weise bekommt man eine (für viele Ohren) sehr harmonisch klingende Musik, ist aber in der Komposition bzw. Stückauswahl für Tasteninstrumenten recht beschränkt. Die zweite Art ist, alle möglichen Klänge, also sowohl die extremen Dissonanzen als auch die extremen Konsonanzen dieser Stimmung zuzulassen und so speziell für diese eine Stimmung, aber ohne Einschränkungen, zu komponieren.
Ein Beispiel für die erste Art ist, modulierenderweise in der C-Dur- oder G-Dur-Skala zu bleiben, dabei aber, für C-Dur, das D in manchen Zusammenhängen zu unterlassen, und für G-Dur, das A in manchen Zusammenhängen zu unterlassen. Als Beispiel für die zweite Art sei hier die CD the harp of new albion von Terry Riley genannt. Diese Pianosoloaufnahme verwendet einen Flügel mit der in diesem Artikel genannten erweiterten Stimmung, nur ist die Grundlage das Cis und nicht das C, und es wird der Tritonus 64/45 benutzt.
Klangbeispiele
Für die klangliche Darstellung reiner Stimmungen wurde ein bekanntes, freilich historisch nicht korrektes Beispiel gewählt, das es möglich macht, die diffizilen Unterschiede deutlich zu hören. Es wurde von Johann Sebastian Bach für eine der (vielen) wohltemperierten Stimmungen konzipiert; für welche genau lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren.
Johann Sebastian Bach: Präludium in C-Dur aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers, BWV 846
Beispiel 1: Takte 1 bis 5
- Die im Text beschriebene 7stufige (reine) C-Dur-Tonleiter führt zwar zu einem melodisch sinnvollen großen Ganzton (9/8) c-d [bei a)], doch wird die Quinte d-a [bei b)] dadurch unrein (40/27 statt 3/2, sie ist mit ca. 680,448 Cent um ein syntonisches Komma zu klein).
- Durch Erweiterung der Skala um ein erniedrigtes d [bei a)] wird die Quinte d-a [bei b)] nun zwar bereinigt, doch entsteht zum einen ein unmelodischer kleiner Ganzton (10/9) und zum anderen eine deutlich hörbare (syntonische) Kommadifferenz (81/80) zwischen den d's des zweiten und des dritten Taktes [bei c)].
- Bei Annahme der Naturseptime (7/4 statt 9/5) im Dominantseptakkord [bei d)] entsteht ein zusätzliches „septimales Komma“ (64/63, ca. 27,264 Cent) zwischen dem f des zweiten und des dritten Taktes [bei e)]. Der Gleitton f-e wird als „septimaler Halbton“ (21/20, ca. 84,467 Cent) eng intoniert [bei f)].
Beispiel 2: Takte 5 bis 11
- Auch die 12stufige, chromatische Skala beinhaltet (nur) die unreine Quinte d-a (40/27), die hier zweimal als Teil des Doppeldominant-Septakkordes erklingt [bei a)].
- Der Ausgleich dieser Quinte erfordert nun ein pythagoreisch eingestimmtes a (27/16 statt 5/3), das gegenüber dem a als Grundton der Tonikaparallele um ein syntonisches Komma erhöht ist [bei b)]. Da die Kommadifferenzen hier in einer der Mittelstimmen erklingen fallen sie kaum ins Gewicht – mit einem durchaus annehmbaren klanglichen Resultat.
- Im Gegensatz dazu führt der als Naturseptime intonierte Ton c der Doppeldominante wiederum zum deutlich hörbaren „septimalen Komma“ [bei c)].
Trivia
Arnold Schönberg beschreibt in seinem musiktheoretischen Werk Harmonielehre. (Wien, 1911; 3te Auflage 1922) die Reine Stimmung, wobei er dem Tritonus (Fis) die Oktavmitte (gleichschwebend) zuordnet.
Weblinks
Quellen
- ↑ vgl.: Jacques Handschin: Der Toncharakter. Eine Einfuhrung in die Tonpsychologie; Zürich, 1948
- ↑ Leonhard Euler: De harmoniae veris principiis per speculum musicum repraesentatis, veröffentlicht in Novi Commentarii academiae scientiarum Petropolitanae 18, St. Petersburg, 1774
- ↑ Moritz Hauptmann: Die Natur der Harmonik und Metrik, Leipzig, 1853
- ↑ Hermann v. Helmholtz: Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik, Braunschweig, 1863
- ↑ Arthur von Oettingen: Harmoniesystem in dualer Entwicklung. Studien zur Theorie der Musik, Dorpat u. Leipzig, 1866; überarbeitete zweite Auflage als Das duale Harmoniesystem, Leipzig, 1913
- ↑ z.B.: Hugo Riemann: Ideen zu einer „Lehre von den Tonvorstellungen“, in: Jahrbuch Peters 21/22, 1914/15
- ↑ Martin Vogel: Die Lehre von den Tonbeziehungen, Bonn – Bad Godesberg, 1975, S. 103f
- ↑ Sigfrid Karg-Elert: Polaristische Klang- und Tonalitätslehre. Leipzig, 1930, S. 6f