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Tausend und Vertrag von Lausanne: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Vertrag_von_Lusanne_Tuerkische_Delegation.jpg|thumb|Türkische Delegation in Lausanne mit [[Ismet Pascha]] in der Mitte]]
{{Dieser Artikel|beschreibt die Zahl '''Tausend'''. Zur Biografie des deutschen Alchemisten siehe [[Franz Tausend]].}}
Der '''Vertrag von [[Lausanne]]''' wurde am 24. Juli 1923 auf [[Schloss Ouchy]] geschlossen zwischen der [[Türkei]] sowie [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Japan]], [[Griechenland]], [[Rumänien]] und dem [[Königreich Jugoslawien|Serbisch-Kroatisch-Slowenischen Staat]].
Die '''Tausend''' (1000, Abkürzung: Tsd.), auch '''Eintausend''' genannt, ist die [[natürliche Zahl]] zwischen 999 und 1001. Sie ist [[Parität (Mathematik)|gerade]] und eine [[Kubikzahl]].


Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den [[Griechisch-Türkischer Krieg|griechisch-türkischen Krieg]] gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] abgeschlossenen [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrags von Sèvres]] nach ihren Vorstellungen revidieren.
== Sprachliches ==


== Inhalt des Vertrages ==
Das deutsche [[Zahlwort]] Tausend hat sich aus dem althochdeutschen ''thûsunt, thûshundi'', dieses aus germanisch ''þûsundi'' entwickelt. Dies wiederum ist eine Verbindung aus dem Zahlwort ''[[Hundert]]'' – ''hundi'' mit einer Vorsilbe ''*thus'', welche „viel“ oder „groß“ bedeutet und sich aus einer indogermanischen Wurzel ''*tÐu-, *týu-'' gebildet hat, die ursprünglich „schwellen“ bedeutet. Tausend bedeutet also wörtlich ursprünglich „großhundert“. Das Deutsche kennt auch die Pluralbildung ''tausende'' („mehrere tausend“, die in Zahlwörtern allerdings nicht vorkommt (''zweitausend, dreitausend'' etc.).


Die Friedensgespräche waren am 30. November 1922 vom [[Völkerbund]], repräsentiert durch [[Fridtjof Nansen]], initiiert worden. Ein bedeutender Zwischenschritt war die am 30. Januar 1923 vereinbarte ''[[Konvention]] zum [[Bevölkerungsaustausch]] zwischen Griechenland und der Türkei''<ref>Renée Hirschon ''Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration)'', New York 2004, ISBN 1571815627, S. 6</ref> (eigenes Kapitel, s.u.).
Das [[Latein|lateinische]] Wort ''mille'' für tausend (hiervon auch das [[Römische Zahlen|römische Zahl]]-Zeichen ''M'') und das [[Griechische Sprache|griechische]] χίλιοι (chílioi) sind Bestandteil zahlreicher [[Fremdwort|Fremdwörter]] im Deutschen, besonders in den Präfixen des [[Metrisches System|metrischen Systems]] ''Milli-'' (ein Tausendstel) und ''Kilo-'' (ein Tausendfaches), aber auch in Wörtern wie ''Millennium'' (zu [[Deutsche Sprache|dt.]]: ''[[Jahrtausend]]'') oder ''[[Chiliarch]]''. Auch das Wort ''[[Meile]]'' (tausend Doppelschritt, lat. ''passus'') stammt vom lateinischen Wort ''mille'' ab. Umgangssprachlich wird auch Geld in ''Mille'' gezählt.


Laut Vertrag erhielt die Türkei [[Ostanatolien|Ost-]] und [[Südostanatolien]] (Ostanatolien war im Vertrag von Sèvres für [[Armenien]] vorgesehen gewesen), [[Ostthrakien]] (seitdem der europäische Teil der Türkei) sowie [[İzmir|Smyrna]]. [[Griechenland]] erhielt [[Thrakien (griechische Region)|Westthrakien]].
[[Datei:Rieseneiche 1.JPG|thumb|right|Tausendjährige Rieseneiche in Borlinghausen]]


Zudem stimmte die Türkei der von Großbritannien am 5. November 1914 [[Proklamation|proklamierten]] [[Annexion]] [[Zypern]]s zu, das bis zu dieser Zustimmung formal der Türkei gehört hatte.
Tausend steht in vielen sprachlichen Bildungen für eine besonders große Zahl – sie ist das höchste nicht zusammengesetzte Zahlwort im Deutschen. Dies kommt etwa beim [[Tausendfüßer]] vor oder den [[Tausendjährige Eier|tausendjährigen Eiern]], einer Spezialität der chinesischen Küche. Viele sagenumwobene Pflanzen tragen den [[Epitheton|Zusatz]] ''tausendjährig'', zum Beispiel die „Tausendjährigen Linden“ in [[Götzingen]] oder die „Tausendjährige Eiche“ in [[Borlinghausen]].


Der Vertrag regelte im Abschnitt über den ''[[Minderheitenschutz]]'' (Art. 37-45) die Rechte der verbleibenden nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei sowie der muslimischen Minderheiten in Griechenland. Er war somit auf [[Religion]]sangehörigkeit und nicht auf [[Ethnie]]n bezogen.
== Zahlennamen ==


== Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei ==
Ab der Zahl 1000 werden grundlegend neue [[Zahlennamen]] erst eingeführt, wenn sie sich jeweils um den Faktor 1000 vergrößern. So besteht eine Million aus 1000 mal 1000, eine Milliarde aus 1000 Millionen, eine Billion aus 1000 Milliarden usw. Eine Änderung des Zahlennamens hinsichtlich des lateinischen Grundstocks, eine Änderung also, die sich nicht nur auf die Namens-Endung ''-ion'' oder ''iarde'' bezieht, bedarf im Deutschen aber einer [[Million|Vermillionfachung]].


Die am 30. Januar 1923 zwischen Griechenland und der Türkei vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch war Teil des Vertrags von Lausanne (gem. Art. 142).
== Vorsätze für Maßeinheiten ==


=== Inhalt der Konvention ===
Zur Bezeichnung des Tausendfachen einer [[Maßeinheit]] wird das [[Vorsätze für Maßeinheiten|Präfix]] ''Kilo'' (abgekürzt: k) benutzt, wohingegen ein Tausendstel einer Maßeinheit mit ''Milli'' (abgekürzt: m) bezeichnet wird. Z.B. ist ein Milligramm (mg) ein tausendstel Gramm.
Auf Grund dieser Konvention wurden die in [[Kleinasien]] ansässigen türkischen [[Staatsangehöriger|Staatsangehörigen]] [[griechisch-orthodoxe Kirche|griechisch-orthodoxen Glaubens]] (etwa 1,25 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die griechischen Staatsangehörigen [[Islam|muslimischen Glaubens]] (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern.


Die alteingesessene griechische und griechisch-orthodoxe Bevölkerung [[Istanbul]]s (offiziell als ''Rum'' bezeichnet) war von dem Bevölkerungsaustausch ausgenommen. Im Gegenzug sollten die [[Westthrakien-Türken]] ([[Türken]], [[Pomaken]] und muslimische [[Roma (Volk)|Roma]] östlich der 1913 im [[Friede von Bukarest (1913)|Vertrag von Bukarest]] festgelegten Grenzlinie) als muslimische Einwohner [[Westthrakien]]s in Griechenland bleiben. Griechenlands Ansprechpartner für diese drei Ethnien ist seitdem die Türkei.
Auch beim Bezug auf die Maßeinheit ''[[Byte]]'' in der Informatik wird heute die Bezeichnung Kilobyte (kB) im Sinne von genau 1000 Byte verstanden. Das sind 10<sup>3</sup> Byte und nicht 2<sup>10</sup> = 1&nbsp;024 Byte. Zur Benennung von 2<sup>10</sup> Byte wird die Bezeichnung ''Kibibyte'' (abgekürzt: KiB) nahegelegt; ''Kibi'' (Ki) ist ein [[Binärpräfix]], während ''Kilo'' (k) ein Dezimalpräfix ist.


Die Bevölkerung der Inseln Imbros / [[Gökçeada]] und Tenedos / [[Bozcaada]] wurden ebenfalls vom Bevölkerungsaustausch ausgeschlossen. Diese Regelung war nicht Bestandteil der Konvention, sondern Teil des Hauptvertrages, Artikel 14.<ref>[http://wwi.lib.byu.edu/index.php/Treaty_of_Lausanne] - ''The agreements which have been, or may be, concluded between Greece and Turkey relating to the exchange of the Greek and Turkish populations will not be applied to the inhabitants of the islands of Imbros and Tenedos.''</ref>
Analog zum Gebrauch neuer Namen für Zahlen von mindestens 1000 unterscheiden sich benachbarte Vorsätze für Maßeinheiten, die einen Vergrößerungs- oder Verkleinerungsfaktor von mindestens 1000 bewirken, ebenfalls um den Faktor 1000. So vergrößern sich die Vervielfachungs-Präfixe kilo (k), M (Mega), G (Giga), T (Tera) nacheinander um den Faktor 1000 und bezeichnen somit eine Multiplikation der Maßeinheit mit 1000, einer Million, einer Milliarde bzw. einer Billion, während die Präfixe für Teile einer Maßeinheit, m (Milli), μ (Mikro), n (Nano), p (Piko), nacheinander um den Faktor 1000 kleiner werden und eine Division der Maßeinheit durch 1000, eine Million, eine Milliarde bzw. eine Billion bewirken.


Ausgenommen vom Bevölkerungsaustausch waren damit insgesamt 110.000 [[Minderheiten in der Türkei#Griechen|Griechen der Türkei]] und 106.000 [[Türkische Minderheiten in Südosteuropa#Türken in Griechenland (Westthrakien)|Türken Griechenlands]].<ref>[http://www.hrw.org/reports/pdfs/g/greece/greec991.pdf S. 2] - ''In 1923, the provisions of the Treaty of Lausanne left some 106,000 ethnic Turks in Thrace. The ethnic Greek minority of Istanbul [...] has also shrunk in size [...] from 110,000 in 1923 to an estimated 2,500 today''</ref>
Neue Namen für [[Binärpräfix]]e werden dagegen bei jeder Vergrößerung um den Faktor 2<sup>10</sup> = 1024 vergeben.


== Mathematisches ==
=== Einordnung ===
Ziel des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern. So sollte der Frieden auf Basis klarer definierter Nationalitätengrenzen gesichert werden. Für mächtige Politiker jener Zeit wie [[Winston Churchill]] oder [[Edvard Beneš]] wie auch für den Völkerbund galt Bevölkerungsaustausch als [[Paradigma]] für die friedliche Lösung ethnischer Konflikte. Bereits im [[Vertrag von Neuilly-sur-Seine]] im Jahre 1919 hatten Griechenland und Bulgarien einen Bevölkerungsaustausch vereinbart.<ref>Renée Hirschon ''Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration)'', New York 2004, ISBN 1571815627, S. 7</ref>


Allerdings brachte die Umsiedlung großes Leid über die Betroffenen: sie verloren ihre Heimat und durften nur ihr bewegliches Eigentum mitnehmen, das durch die Konvention ausdrücklich geschützt war. Unbewegliches Eigentum wurde liquidiert und die Eigentümer entschädigt. Viele starben während der oft brutal durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen. Der größte Teil der zur Umsiedlung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen war jedoch schon vor 1923 vertrieben und viele Angehörige der Minderheiten dabei ermordet worden.
* Die Tausend ist eine [[Stufenzahl]] des [[Dezimalsystem]]s: Eintausend ist 1000 = 10 · 10 · 10 = 10<sup>3</sup>.
* Da 1000 als natürliche Zahl mit dem Exponenten 3 dargestellt werden kann, ist 1000 eine [[Kubikzahl]]
* 1000 ist eine gerade Zahl.


Der britische Außenminister und führende Vertreter des [[Imperialismus]] [[George Nathaniel Curzon|George N. Curzon]] bezeichnete den Vertrag von Lausanne ''als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.''<ref>Norman M. Naimark: ''Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe''. Havard 2001. ISBN 06-740-031-36, S.55</ref>
== Religion ==


== Trivia ==
Aus der [[Offenbarung des Johannes]] stammt der Begriff der tausendjährigen Herrschaft Christi, also des ''Tausendjährigen Reichs''. Der Glaube an die Wiederkunft Jesu Christi und an das Errichten seines tausendjährigen Reichs wird als [[Millenarismus]] oder Chiliasmus bezeichnet. Im 20. Jahrhundert griffen auch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] diesen Begriff für ihre Propaganda auf, durch dessen Schaffung sie die deutsche Geschichte zu "erfüllen" beanspruchten.

Der Schweizer Bundespräsident [[Pascal Couchepin]] schenkte der Türkei am 11. November 2008 bei einem Besuch des türkischen Staatspräsidenten [[Abdullah Gül]] den Tisch, an dem der Vertrag von Lausanne 1923 unterzeichnet worden war.

== Literatur ==
* Karl Strupp (Hrsg.): ''Der Vertrag von Lausanne. Text mit Erläuterungen und ausführlicher Einleitung über die Entwicklung des Reparationsproblems''. Roth, Giessen 1932

<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Treaty of Lausanne|Vertrag von Lausanne}}
{{Wiktionary|tausend}}
* [http://www.lib.byu.edu/~rdh/wwi/1918p/lausanne.html Text des Friedensvertrags] (engl.)
{{Commonscat|1000 (number)}}
* [http://mbarchives.blogspot.com/2005/11/convention-concerning-exchange-of.html Text der Konvention hinsichtlich des Austausches der griechischen und türkischen Bevölkerungen] (engl.)

== Siehe auch ==
*[[Konferenz von Lausanne]]


[[Kategorie:Ganze Zahl|#1000]]
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[[sl:Lausannski sporazum]]
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[[sr:Лозански мир 1923.]]
[[kn:ಸಾವಿರ]]
[[ko:1000]]
[[sv:Lausannefreden]]
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[[koi:Сюрс]]
[[uk:Лозаннський мирний договір 1923]]
[[la:Mille]]
[[ur:معاہدہ لوزان]]
[[lbe:Азарва]]
[[lg:Lukumi]]
[[zh:洛桑条约]]
[[ln:Nkóto]]
[[lt:Tūkstantis]]
[[lv:1000 (skaitlis)]]
[[mhr:Тӱжем]]
[[mr:सहस्र]]
[[ms:1000 (nombor)]]
[[myv:Тёжа]]
[[nl:1000 (getal)]]
[[nn:1 000]]
[[no:1000 (tall)]]
[[ny:Zana limodzi]]
[[pl:1000 (liczba)]]
[[pt:Mil]]
[[qu:Waranqa]]
[[rn:Igihumbi]]
[[ru:Тысяча]]
[[sco:Thoosand]]
[[sh:Hiljada]]
[[simple:1000 (number)]]
[[sk:1 000 (číslo)]]
[[sl:1000 (število)]]
[[sv:Tusen]]
[[th:1000]]
[[ti:ሓደ ሺሕ]]
[[tl:1000 (bilang)]]
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[[vi:1000 (số)]]
[[war:1000 (ihap)]]
[[wo:Junni]]
[[yi:1000 (נומער)]]
[[zh:1000]]
[[zh-yue:1000]]

Version vom 2. Dezember 2011, 21:06 Uhr

Türkische Delegation in Lausanne mit Ismet Pascha in der Mitte

Der Vertrag von Lausanne wurde am 24. Juli 1923 auf Schloss Ouchy geschlossen zwischen der Türkei sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Serbisch-Kroatisch-Slowenischen Staat.

Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den griechisch-türkischen Krieg gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Vertrags von Sèvres nach ihren Vorstellungen revidieren.

Inhalt des Vertrages

Die Friedensgespräche waren am 30. November 1922 vom Völkerbund, repräsentiert durch Fridtjof Nansen, initiiert worden. Ein bedeutender Zwischenschritt war die am 30. Januar 1923 vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei[1] (eigenes Kapitel, s.u.).

Laut Vertrag erhielt die Türkei Ost- und Südostanatolien (Ostanatolien war im Vertrag von Sèvres für Armenien vorgesehen gewesen), Ostthrakien (seitdem der europäische Teil der Türkei) sowie Smyrna. Griechenland erhielt Westthrakien.

Zudem stimmte die Türkei der von Großbritannien am 5. November 1914 proklamierten Annexion Zyperns zu, das bis zu dieser Zustimmung formal der Türkei gehört hatte.

Der Vertrag regelte im Abschnitt über den Minderheitenschutz (Art. 37-45) die Rechte der verbleibenden nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei sowie der muslimischen Minderheiten in Griechenland. Er war somit auf Religionsangehörigkeit und nicht auf Ethnien bezogen.

Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei

Die am 30. Januar 1923 zwischen Griechenland und der Türkei vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch war Teil des Vertrags von Lausanne (gem. Art. 142).

Inhalt der Konvention

Auf Grund dieser Konvention wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,25 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern.

Die alteingesessene griechische und griechisch-orthodoxe Bevölkerung Istanbuls (offiziell als Rum bezeichnet) war von dem Bevölkerungsaustausch ausgenommen. Im Gegenzug sollten die Westthrakien-Türken (Türken, Pomaken und muslimische Roma östlich der 1913 im Vertrag von Bukarest festgelegten Grenzlinie) als muslimische Einwohner Westthrakiens in Griechenland bleiben. Griechenlands Ansprechpartner für diese drei Ethnien ist seitdem die Türkei.

Die Bevölkerung der Inseln Imbros / Gökçeada und Tenedos / Bozcaada wurden ebenfalls vom Bevölkerungsaustausch ausgeschlossen. Diese Regelung war nicht Bestandteil der Konvention, sondern Teil des Hauptvertrages, Artikel 14.[2]

Ausgenommen vom Bevölkerungsaustausch waren damit insgesamt 110.000 Griechen der Türkei und 106.000 Türken Griechenlands.[3]

Einordnung

Ziel des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern. So sollte der Frieden auf Basis klarer definierter Nationalitätengrenzen gesichert werden. Für mächtige Politiker jener Zeit wie Winston Churchill oder Edvard Beneš wie auch für den Völkerbund galt Bevölkerungsaustausch als Paradigma für die friedliche Lösung ethnischer Konflikte. Bereits im Vertrag von Neuilly-sur-Seine im Jahre 1919 hatten Griechenland und Bulgarien einen Bevölkerungsaustausch vereinbart.[4]

Allerdings brachte die Umsiedlung großes Leid über die Betroffenen: sie verloren ihre Heimat und durften nur ihr bewegliches Eigentum mitnehmen, das durch die Konvention ausdrücklich geschützt war. Unbewegliches Eigentum wurde liquidiert und die Eigentümer entschädigt. Viele starben während der oft brutal durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen. Der größte Teil der zur Umsiedlung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen war jedoch schon vor 1923 vertrieben und viele Angehörige der Minderheiten dabei ermordet worden.

Der britische Außenminister und führende Vertreter des Imperialismus George N. Curzon bezeichnete den Vertrag von Lausanne als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.[5]

Trivia

Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin schenkte der Türkei am 11. November 2008 bei einem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül den Tisch, an dem der Vertrag von Lausanne 1923 unterzeichnet worden war.

Literatur

  • Karl Strupp (Hrsg.): Der Vertrag von Lausanne. Text mit Erläuterungen und ausführlicher Einleitung über die Entwicklung des Reparationsproblems. Roth, Giessen 1932
  1. Renée Hirschon Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration), New York 2004, ISBN 1571815627, S. 6
  2. [1] - The agreements which have been, or may be, concluded between Greece and Turkey relating to the exchange of the Greek and Turkish populations will not be applied to the inhabitants of the islands of Imbros and Tenedos.
  3. S. 2 - In 1923, the provisions of the Treaty of Lausanne left some 106,000 ethnic Turks in Thrace. The ethnic Greek minority of Istanbul [...] has also shrunk in size [...] from 110,000 in 1923 to an estimated 2,500 today
  4. Renée Hirschon Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration), New York 2004, ISBN 1571815627, S. 7
  5. Norman M. Naimark: Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe. Havard 2001. ISBN 06-740-031-36, S.55
Commons: Vertrag von Lausanne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch