Der Wind in den Weiden und Internetabhängigkeit: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Der Wind in den Weiden''' (''The Wind in the Willows'') ist ein [[Roman]] für Kinder, den [[Kenneth Grahame]] [[1908]] veröffentlichte. Der Roman ist einer der großen englischen [[Kinderbuch]]klassiker. Es gibt Nachfolger von [[William Horwood]], der erste ist ''[[Die Weiden im Winter]]''. |
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Mit '''Internetabhängigkeit''', auch '''Internet-''' oder '''Onlinesucht''' wird das Phänomen bezeichnet, das [[Internet]] übermäßig, das heißt gesundheits- und persönlichkeitsgefährdend zu nutzen. Im englischen Sprachraum finden sich die Begriffe „''internet addiction (disorder)''“, „''pathological internet use''“ und „''compulsive internet use''“, also ''pathologische'' bzw. ''zwanghafte Verwendung des Internet'', die damit das Problemfeld auch besser beschreiben. |
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== Erscheinungsformen == |
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Internetabhängigkeit verursacht wie andere [[Verhaltensstörung]]en die Vernachlässigung üblicher Lebensgewohnheiten, sozialer Kontakte, der persönlichen Versorgung und Körper[[hygiene]], da ein Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit im Internet verbracht wird. Im Extremfall kann die [[virtuelle Welt]] zu einem vermeintlich vollständigen Ersatz für sonstige reale soziale Kontakte werden und damit zu [[Soziale Isolation|sozialer Isolation]] führen. |
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[[File:Wind in the willows.jpg|thumb|The Wind in The Willows]] |
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Der [[Maulwürfe|Maulwurf]] flieht vor dem Frühjahrsputz und sieht das erste Mal einen Fluss. Er trifft auf die [[Ostschermaus|Wasserratte]], mit der er sich anfreundet. Diese stellt ihm den [[Kröten (Familie)|Kröterich]] vor, der ganz versessen auf technische Errungenschaften wie [[Motorboot]]e, Zigeunerwohnwagen und Autos ist. Auch macht er über die Ratte die Bekanntschaft mit dem [[Dachs]], der im Wilden Wald wohnt. Als der Maulwurf, die Ratte und der Dachs den Kröterich von seiner steten Jagd nach Ablenkung und Amüsement abbringen wollen, entkommt dieser, stiehlt einen Wagen und landet im Gefängnis der Menschen. Nach wilden Abenteuern gelingen ihm die Flucht und Heimkehr. Sein Schloss Krötenhall wurde in der Zwischenzeit jedoch von den [[Marder]]n und [[Wiesel]]n besetzt. Nur mit Hilfe seiner drei Freunde gelingt es ihm schließlich, sein Heim zurückzuerobern. |
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Nach außen wird die Sucht verheimlicht oder man will sie nicht wahrhaben, verharmlost sein Verhalten. Häufige [[Entzugssyndrom#Entzugserscheinungen|Entzugserscheinungen]] sind schlechter Laune, [[Nervosität]], [[Reizbarkeit]], [[Schlafstörungen]] oder [[Schwitzen|Schweißausbrüchen]]. Unter Umständen schlägt sich die Abhängigkeit auch in [[Faulheit]] nieder und in der „Erkenntnis“, dass das Leben ohne Computer sinnlos sei. |
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== Entstehung == |
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Der [[Schottland|Schotte]] Grahame war bei seiner Großmutter in einem Haus am Fluss aufgewachsen und unternahm als Erwachsener viele Bootsfahrten mit seinem Sohn. Abends erzählte er diesem Geschichten über die Tiere, die sie trafen. Die Abenteuer, die die Grundlage dieses Romans bildeten, verfasste er ebenfalls für seinen vierjährigen Sohn, dem er die Kapitel in die Ferien nachsandte. |
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Als besonders gefährdet gelten [[Depression|depressive]] und [[Einzelgänger|einzelgängerisch]] veranlagte Menschen. Wenn der Druck des Alltags sehr groß wird, kann die virtuelle Welt eine Fluchtmöglichkeit bieten, wobei alltägliche Aufgaben und gesellschaftliche Anforderungen vernachlässigt werden. |
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Für zeitgenössische Erwachsene erwies sich der Roman als besonders reizvoll, weil er damalige gesellschaftliche Verhältnisse spiegelte. Die Vertreibung der Herdentiere des Wilden Waldes wurde von vielen Lesern als satirischer Kommentar zu den Ängsten des Landadels (besonders des Kröterichs) vor dem [[Sozialismus]] verstanden. Gleichzeitig stattete der Autor die Tiere mit individuellen Eigenschaften aus, die den tierischen Verhaltensweisen der Arten nicht widersprechen. Auch gelangen ihm eindrucksvolle Naturschilderungen, die die Schönheit der einzelnen Jahreszeiten erfassen und ein unaufdringliches Plädoyer für ein Leben mit der Umwelt jenseits eines übertriebenen Technik- und Fortschrittsglaubens abgeben. |
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Als Triebfeder gelten die Verfolgung bestimmter Aufgaben, [[Realitätsflucht]] und das Experimentieren mit der [[Identität]], sowie die Kombination von – Befriedigung des so genannten [[Spieltrieb]]s und des – Kommunikationsbedürfnisses. Die Simulation gesellschaftlichen Aufstieges kann ebenso eine Rolle spielen wie das Gefühl von [[Ubiquitous Computing|Omnipräsenz]]. |
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Die Auflage des Romans von 1931 wurde von [[Ernest Shepard]] illustriert. |
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Depressive Menschen finden virtuelle Entlastung, [[Narzissmus|narzisstische]] Persönlichkeiten befriedigen ihren Machtanspruch, Jugendliche haben neue Möglichkeiten ihre Grenzen auszuloten und die vermeintliche Möglichkeit, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. |
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== Übersetzungen ins Deutsche == |
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Die erste deutsche Übersetzung erschien 1929. Die bekanntesten Übertragungen stammen von [[Harry Rowohlt]] (1973), [[Sybil Gräfin Schönfeldt]] (1988) und [[Anne Löhr-Gößling]] (1996). |
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Bei Teilnehmern an Vielspieler-Rollenspielen (sogenannte „[[MMORPG]]s“) und "[[Browsergames]]" kann es dazu kommen, dass sie ihre Spielerfolge in die Realität mitnehmen, um sich gegen andere Spieler/Freunde zu behaupten. Oft sind Spielerfolge der Ersatz für Erfolge im echten Leben und werden wichtiger, als sich der eigenen Realität zu widmen. |
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Die Übersetzungen im Einzelnen: |
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Die Internetsucht beinhaltet drei Spielformen: Online-[[Spielsucht]], [[Internetsexsucht]] und [[Chat|Chatten]].<ref>Block JJ. ''Issues for DSM-V: internet addiction.'' Am J Psychiatry. 2008 Mar;165(3):306-7.</ref> |
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* ''Christoph, Großmaul und Cornelius. Die Abenteuer einer fidelen Gesellschaft am Fluß, im Wald und anderswo''. Deutsch von Else Steup. D. Gundert, Stuttgart 1929 |
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* ''Die Leutchen um Meister Dachs. Eine lange Geschichte von sehr lebendigen Tieren''. Deutsch von Theresia Mutzenbecher. Herder, Freiburg im Breisgau 1951 |
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* ''Der Wind in den Weiden oder der Dachs lässt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden''. Deutsch von Harry Rowohlt. Middelhauve, Köln 1973 (aktuelle Ausgabe: Kein und Aber, Zürich 2004, ISBN 3-0369-5123-7) |
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* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Gisela Richter. Ion-Creanga-Verlag, Bukarest 1975 |
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* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Sybil Gräfin Schönfeldt. Bertelsmann, München 1988 (aktuelle Ausgabe: cbj, München 2005, ISBN 3-570-12996-9) |
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* ''Wind in den Weiden''. Deutsch von Uta Angerer. Südwest-Verlag, München 1989, ISBN 3-517-01139-8 |
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* ''Der Wind in den Weiden''. Deutsch von Anne Löhr-Gößling. Thienemann, Stuttgart und Wien 1996, ISBN 3-522-16935-2 |
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== Begrifflichkeit == |
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Umgangssprachlich wird zwar von einer „[[Sucht]]“ gesprochen. Da es sich allerdings hier nicht um eine stoffgebundene Abhängigkeit handelt, welche in der Klassifikation der [[ICD-10]] erfasst sind, behilft man sich in der Wissenschaft mit der Klassifikation als [[Störung der Impulskontrolle]].<ref>[http://www.theaustralian.news.com.au/story/0,20867,20632039-27699,00.html Study finds computer addiction is linked to impulse control disorder] The Australian News, 24. Oktober 2006</ref> Diese Einordnung ist allerdings auch nicht korrekt, da dadurch weder die vorhandene [[Toleranz (Medizin)|Toleranzentwicklung]], noch die entstehenden [[Entzugssymptom]]e erfasst werden. |
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* Die von Harry Rowohlt selbst gelesene Hörbuch-Ausgabe (Kein und Aber, Zürich 2003, ISBN 3-0369-1320-3) gehört zusammen mit seinem Pu-der-Bär-Hörbuch (auch dieses hat Rowohlt übersetzt) zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Kinderhörbüchern. |
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Einige Wissenschaftler (zum Beispiel der Psychiater [[Bert te Wildt]]) sehen die Internetabhängigkeit nicht als eigenständige Krankheit an, sondern als [[Syndrom]] im Rahmen einer bereits bestehenden psychischen Störung an, zum Beispiel einer [[Depression]]. Die Diskussionen zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen dauern an. |
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== Adaptionen == |
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Problematisch ist außerdem, dass Internetabhängigkeit zum Teil als Überbegriff für weitere Störungen wie zum Beispiel Online-[[Kaufsucht]], Computersucht, Online-[[Sexsucht]], [[Computerspielsucht]] und Online-[[Glücksspiel]]sucht verwendet wird. Bereits etablierte psychische Störungen werden so auf [[Online]]aktivitäten übertragen, was ebenfalls zu konträren Positionen innerhalb der wissenschaftlichen Diskussionen führt. |
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=== Theater und Film === |
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[[William Horwood]] schrieb mehrere Nachfolgeromane, [[J. M. Barrie]] adaptierte ''Der Wind in den Weiden'' für ein Theaterstück, ebenso [[A. A. Milne]] für ''Toad of Toad Hall'' (Sir [[Ian Holm]] spielte ab 1954 in [[London]] den Hasen). Neben der Comic- und Zeichentrickversion von [[Michel Plessix]], der dafür den [[Max-und-Moritz-Preis]] gewann, existieren noch weitere nennenswerte Verfilmungen: |
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Um die Erforschung zu fördern und bessere Präventions- und Therapiemöglichkeiten entwickeln zu können, sollen die Voraussetzungen für eine Anerkennung der „Online-/Neue Mediensucht“ bei der [[Weltgesundheitsorganisation]] geprüft werden.<ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/133/1613382.pdf Deutscher Bundestag, Drucksache 16/13382 – Antrag]. 17. Juni 2009. (PDF-Datei; 48 KB)</ref> |
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* 1949: Segment des Zeichentrickfilms ''[[Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte]]'' von [[Walt Disney]]. |
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* 1983: [[Stop-Motion]]-Trickfilm von [[Cosgrove Hall]], dem eine [[Fernsehserie]] im gleichen Stil folgte. |
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* 1996: Zeichentrickfilm mit Synchronsprechern wie [[Michael Palin]] als Ratte und [[Alan Bennett]] als Maulwurf, gefolgt von einer Verfilmung des Nachfolgeromans ''Die Weiden im Winter''. |
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* 1996: Spielfilm-Version von [[Terry Jones]]. Unter anderem übernahm [[John Cleese]] eine Rolle als Anwalt des Kröterichs. |
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== Epidemiologie == |
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=== Hörspielbearbeitungen === |
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Die Regierung von Südkorea schätzt, dass etwa 210.000 koreanische Kinder von Internetabhängigkeit betroffen sind (2,1% der Kinder zwischen 6 und 19 Jahren). Für die USA liegen keine genauen Schätzungen vor.<ref>[http://ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/full/165/3/306 The American Journal Of Psychiatry] Editorial zu epidemiologischen Kulturunterschieden der Internetabhängigkeit</ref> |
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Die erste deutsche Hörspieladaption des Werkes verfasste [[Martin Walser]]. Das 60-minütige Hörspiel wurde vom [[Süddeutscher Rundfunk|SDR]] unter der Regie Walsers produziert und 1953 urgesendet. |
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Der ''[[Ausschuss für Kultur und Medien]] des Deutschen Bundestags'' veranstaltete federführend im April 2008 eine ''Öffentliche Anhörung von Sachverständigen zum Thema Onlinesucht''. |
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Eine sechsteilige deutschsprachige [[Schallplatte]]neinrichtung (1976) des Kinderbuches von [[Charlotte Nieman]] nach der Übersetzung von [[Harry Rowohlt]] für die [[Deutsche Grammophon]] in Coproduktion mit dem [[Kinderfunk]] [[Radio Bremen]]s erhielt 1978 den [[Deutscher Schallplattenpreis|Deutschen Schallplattenpreis]]. An ihr wirkten [[Ulrich von Bock]], [[Horst Breiter]], [[Sabine Postel]], [[Kurt Lieck]] und [[Jens Scholkmann]] als Sprecher mit. |
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Der Drogenbericht der Bundesregierung 2009<ref>[http://www.bmg.bund.de/cln_169/SharedDocs/Downloads/DE/Drogen-Sucht/Drogen_20und_20Sucht_20allgemein/Drogen-_20und_20Suchtbericht_202009,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Drogen-%20und%20Suchtbericht%202009.pdf Bundesministerium für Gesundheit: ''Drogen- und Suchtbericht. Mai 2009''], PDF (1,5 MB); abgerufen am 13. Juli 2010</ref> widmet der Onlinesucht erstmalig ein eigenes Kapitel und kommt zu dem Resultat: „Aus gesundheitlicher Sicht hat die suchtartige Nutzung des Internets an Gewicht gewonnen. Vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene zeigen häufiger ein sich verlierendes, entgleitendes und in Extremfällen psychopathologisch auffälliges Online-Nutzungsverhalten insbesondere in Bezug auf Online-Spielewelten“.<ref>[http://www.bmg.bund.de/cln_117/nn_1191726/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/Drogenbeauftragte/2009/09-05-04_20Drogen-_20und_20Suchtbericht_202009.html?__nnn=true Drogen- und Suchtbericht 2009 veröffentlicht], Bundesministerium für Gesundheit, Pressemitteilung, 4. Mai 2009</ref><ref>[http://www.bmg.bund.de/cln_160/nn_1191726/sid_047790B527EB30C02209A48516D5B3EB/nsc_true/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/D/Glossar-Drogenbeauftragte/Jahrestagung_20der_20DdB_20Neue_20Medien_20Vorank_C3_BCndigung.html?__nnn=true ''Internet und Computerspiele – wann beginnt die Sucht?''] Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 3. Juli 2009</ref> |
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== Symptome == |
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1985 vertonte [[Eddie Hardin]] das Kinderbuch unter Beteiligung von [[Tony Ashton]], [[Maggie Bell]], [[Donovan]], [[John Entwistle]] und vielen anderen. 1991 gab es eine Live-Vorführung davon in [[Freiburg im Breisgau]]. |
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Die Abgrenzung zu „normalem“ Verhalten ist fließend und kann nicht klar definiert werden. [[Soziale Indikatoren|Indikatoren]] können Mangelerscheinungen oder unkontrolliertes [[Internetsurfen|Surfen]] im Internet sein, darüber hinaus: |
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* Häufiges unüberwindliches Verlangen, das Internet zu benutzen |
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* [[Kontrollverlust]]e (d. h. länger „[[online]]“ bleiben, als man sich vorgenommen hatte) verbunden mit diesbezüglichen Schuldgefühlen |
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* sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie), häufige Rügen durch unmittelbare Bezugspersonen |
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* nachlassende Arbeitsleistung |
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* Verheimlichung/Verharmlosung der Netz-Aktivitäten vor der Umwelt |
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* Psychische [[Irritabilität]] bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich auswirken in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression) |
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* Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung |
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Zudem finden einige soziale Interaktionsformen mittlerweile auch mittels des Internets statt, die bislang zu Bereichen gerechnet wurden, die von einer Internetabhängigkeit negativ betroffen seien - auch dieser Umstand erschwert eine Abgrenzung zu „normalem“ Verhalten, da diese angenommene Normalität stetem Wandel unterliegt.<ref> [http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,711221,00.html "Das Web ist im Alltag angekommen."] Spiegel Online, 11. August 2010 </ref> |
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Eine ebenfalls sechsteilige deutschsprachige Hörspielfassung hat der Westdeutsche Rundfunk 2008 produziert und gesendet. Die Hörspielbearbeitung auf der Basis der Übersetzung von Harry Rowohlt hat Oliver Metz geschrieben, Musik hat [[Ulrike Haage]] komponiert und eingespielt, die Regie hatte Annette Kurth. Mitwirkende Sprecher: Erzählerin - Alexandra Henkel, Maulwurf - Jan-Gregor Kremp, Wasserratte - Stefan Kaminski, Kröterich - Tommi Piper, Dachs - Reiner Schöne, uva. Das Hörspiel ist auch im Handel erhältlich. (Quelle: Booklet der Hörpiel-CD) |
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== Therapie == |
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Die bis dato deutschlandweit einzige stationäre Therapie-Einrichtung für medienabhängige Kinder, das ''Wichernhaus'' in [[Boltenhagen]] in Mecklenburg-Vorpommern ist Ende 2005 trotz positiver Resonanz und guter Ergebnisse aus finanziellen Gründen geschlossen worden.<ref>[http://www.stern.de/computer-technik/computer/:Computerspielsucht-In-Klinik-Joystick-/563083.html Mitteilung im Magazin Stern] Schließung der Einrichtung Wichernhaus für medienabhängige Kinder</ref> |
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Das erste Album von [[Pink Floyd]] ''The Piper at the Gates of Dawn'' ist nach dem 7. Kapitel des Buches benannt. |
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Am Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde im März 2008 eine „Ambulanz für Spielsucht“ eröffnet.<ref>[http://www.klinik.uni-mainz.de/index.php?id=5377 Ambulanz für Spielsucht], Johannes Gutenberg-Universität Mainz</ref> |
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Der niederländische Komponist [[Johan de Meij]] vertonte die Geschichte als viersätziges Werk für sinfonisches Blasorchester. |
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Seit Januar 2010 werden im Hannoveraner Kinderkrankenhaus ''An der Bult'' erstmals in Deutschland mehrere vollstationäre Rehabilitationsplätze für internetabhängige Jugendliche angeboten.<ref>[http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/suchtkrankheiten/article/585423/therapie-jugendliche-computersucht.html ''Therapie für Jugendliche mit Computersucht.''] [[Ärzte Zeitung]] vom 25. Januar 2010, abgerufen am 7. Mai 2010</ref> |
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Der irischstämmige Songwriter und Sänger [[Van Morrison]] veröffentlichte 1997 auf seiner CD "The healing game" das Lied "Piper at the gates of dawn" mit dem Refrain: There´s the wind in the willows - and the piper at the gates of dawn. |
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Die ''Therapeutische Einrichtung Eppenhain'' ([[Kelkheim]]/[[Taunus]]) organisiert für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren mit pathologischem Internet- und Computergebrauch ein stationäres, [[Verhaltenstherapie|verhaltenstherapeutisch]] orientiertes Training für einen kontrollierten Umgang mit Internet und Computer sowie zum Erwerb von Kompetenzen für ein sozial integriertes Leben in der realen Welt mit dem Namen „ReWelT“ – ''Real-Welt-Training''. |
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Das Problem der [[Therapie]] gegen die Internetabhängigkeit ist dabei, dass das gewöhnliche Therapieziel einer [[Abhängigkeitssyndrom|stofflichen Abhängigkeit]], nämlich die möglichst vollständige [[Abstinenz]], nicht erreichbar ist. Computer und andere elektronische Medien gehören zum alltäglichen Leben. Im Rahmen einer Therapie können die Betroffenen jedoch einen bewussteren sowie gesellschaftlich tolerierten und angepassten Umgang mit dem Medium Computer und der Internetnutzung lernen. |
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Dabei müssen häufig auch Folgeprobleme behandelt werden. So beinhaltet eine Therapie wie bei anderen [[Verhaltenstherapie]]n, das Interesse der Betroffenen an Sport und anderen [[Freizeitgestaltung]]smöglichkeiten zu wecken. Zudem müssen bei jugendlichen Betroffenen in der Regel die jeweiligen [[Elternschaft|Eltern]] einbezogen werden, da gegebenenfalls das [[Vertrauen]] zwischen Kindern und Eltern gestört ist und neu aufgebaut werden muss. |
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Bei (Ehe-)Partnern ist unter Umständen eine [[Eheberatung]] indiziert, um gemeinsam Strategien zur Abhängigkeitsbewältigung als auch zur Rettung der Beziehung zu finden. |
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Deutsche [[Krankenkasse]]n erkennen die "Diagnose" „Computersucht“ bisher nicht als Krankheit an. Behandlungskosten werden somit nicht übernommen. |
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==Internetsucht in Deutschland== |
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Einer im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchgeführten, am 25. September 2011 in Berlin vorgelegten Studie <ref>[http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/DrogenundSucht/Computerspiele_Internetsucht/Downloads/PINTA-Bericht-Endfassung_280611.pdf Prävalenz der Internetabhängigkeit, Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit, 2011]</ref> zufolge, gibt es in Deutschland neuen Schätzungen zufolge mehr Internetsüchtige als Glücksspielabhängige. Demnach seien in Deutschland rund 560.000 Menschen vom Internet abhängig. So sollen ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen (4,6 Prozent) täglich mindestens 4 Stunden online gehen. Das entspricht etwa dem Anteil der Cannabis-Konsumenten in Deutschland. Der Anteil der Glückspielsüchtigen liegt bei etwa 0,3 bis 0,5 Prozent, das sind rund 250.000 Personen. |
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Der Anteil der Internet-Süchtigen liegt bei den Jugendlichen höher als bei den Älteren. Laut Studie sollen 2,4 Prozent der 14- bis 24-Jährigen internetabhängig sein. 13 Prozent gelten als "problematisch in ihrer Internetnutzung". |
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In der Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen sind 4,9 Prozent der Mädchen, doch nur 3,1 Prozent der Jungen von der Online-Nutzung abhängig. |
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In der Gruppe der bis 24-Jährigen ist das Verhältnis in etwa gleich. Insgesamt sollen Männer in der Regel häufiger unter Internetsucht leiden als Frauen. Weibliche Nutzer konzentrieren sich dabei mit 77 Prozent stärker auf soziale Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ, junge Männer auf Computerspiele. <ref>[http://www.morgenpost.de/web-wissen/article1775967/Internetsucht-auf-Niveau-von-Cannabis-Konsum.html Internetsucht auf Niveau von Cannabis-Konsum. In: Berliner Morgenpost 26.9.2011.] Vgl. auch [http://www.mdr.de/nachrichten/internetsucht100.html Mehr Süchtige nach Internet als nach Glücksspielen. In: MDR 26.9.2011.]</ref> |
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== Studien == |
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* [http://userpage.fu-berlin.de/~ahahn/autor/charite.pdf Studie „Stress und Sucht im Internet“, 1999 (PDF)] (727 kB) |
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* [http://www.bmg.bund.de/cln_169/SharedDocs/Downloads/DE/Drogen-Sucht/Drogen_20und_20Sucht_20allgemein/Drogen-_20und_20Suchtbericht_202009,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Drogen-%20und%20Suchtbericht%202009.pdf Bundesministerium für Gesundheit: ''Drogen- und Suchtbericht. Mai 2009'', PDF] (1,5 MB); abgerufen am 13. Juli 2010 |
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== Literatur == |
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* Gabriele Farke: ''Onlinesucht – wenn Mailen und Chatten zum Zwang werden'', 2003, Kreuz Verlag GmbH&Co Kg, ISBN 3-7831-2291-0 |
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* S. Kratzer: ''Pathologische Internetnutzung – eine Pilotstudie zum Störungsbild'', 2006, ISBN 3-89967-317-4 |
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* C. Möller: ''Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen'' in: M. Backmund, ''Suchtmedizin'', 13. Erg.Lfg. 2008 (9): S.25-45; (10): S.78-79, Landsberg, Ecomedverlag |
|||
* Mücken, D., Teske, A., Rehbein, F., te Wildt, B. (Hrsg.): ''Prävention, Diagnostik und Therapie von Computerspielabhängigkeit'', 2010, 228 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-608-2 |
|||
* Petersen, K.-U., Thomasius, R.: ''Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland'', 2010, 344 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-663-1 |
|||
* Roman Pletter: ''Internet-Abhängigkeit: Krankheit oder Medienhype?'', Deutsches Ärzteblatt, Ausgabe Juni 2002, Seite 269 – [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=33603] [http://www.psychologie-aktuell.com/30.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=49&tx_ttnews%5BbackPid%5D=143&cHash=1c4e74d877] |
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* Oliver Seemann: ''Die Internet-Süchtigen'', 2001, Laufen, K M, ISBN 3-87468-181-5 |
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* te Wildt, B.: ''Medialität und Verbundenheit – Zur psychopathologischen Phänomenologie und Nosologie von Internetabhängigkeit'', 2010, 384 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-609-9 |
|||
* Hans Zimmerl: ''Internetsucht in: Sucht und Suchtbehandlung'', Verlag LexisNexis ARD Orac 2004; Bestellnummer: 86.17.01; ISBN 3-7007-2629-5 |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.webaholic.info/ Portal zum Thema ''www.webaholic.info''] |
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{{commons|Category:The Wind in the Willows}} |
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* [http://www.uni-oldenburg.de/bssb/11741.html Kritische Analyse des Begriffs (Uni Oldenburg)] |
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* {{IMDb Titel|tt0094326|Der Wind in den Weiden (1987)}} |
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* [http://www.teachtoday.de/40_Suchtgefahr.htm Informationsmaterial für Schulen und Eltern zum Thema Internetsucht] |
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* {{IMDb Titel|tt0118172|Der Wind in den Weiden (1996-Terry Jones)}} |
|||
* [http://www.e-health.at/zimmerl/internetsucht-update.html Hans Zimmerl: ''Internetsucht – Update 2008 und Ausblick.''] Österreichische Internetseite eines Facharztes für Psychiatrie und Neurologie, abgerufen am 7. Mai 2010 |
|||
* [http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/SUCHT/Internetsucht.shtml Arbeitsblatt zum Thema] |
|||
* [http://www.bullmed.ch/pdf/2005/2005-30/2005-30-1404.PDF Artikel „Psychiatrische Aspekte des Internets“, 2005 (PDF)] (399 kB) |
|||
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sprechstunde/1113149/ Jan Rähm: ''Suchtfalle Internet – Präventionskampagne gegen Computer-Abhängigkeit.''] ''Sprechstunde'' im [[Deutschlandfunk]] am 26. Januar 2010, abgerufen am 7. Mai 2010 |
|||
* Vortrag von [[Kornelius Roth]] [http://www.internetsexsucht.at/Vortraege/Internetsexsucht/ ''Internetsexsucht''] ([http://www.rpp-media.org/index.php?m=12 Video]), 24. April 2010 in Wien. |
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* Vortrag von [[Samuel Pfeifer]] [http://www.internetsexsucht.at/Vortraege/Therapie-der-Internetsexsucht/ ''Therapie der Internetsexsucht''] ([http://www.rpp-media.org/index.php?m=14 Video]), 24. April 2010 in Wien. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Gesundheitshinweis}} |
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{{SORTIERUNG:Internetabhangigkeit}} |
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{{DEFAULTSORT:Wind in den Weiden, Der}} |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Informatik und Gesellschaft]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Internet]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Abhängigkeit]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Virtualität]] |
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[[Kategorie:Hörspiel (Titel)]] |
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[[ar:إدمان الإنترنت]] |
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[[ca:El vent entre els salzes]] |
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[[az:İnternet-asılılıq]] |
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[[cy:The Wind in the Willows]] |
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[[el:Εθισμός στο διαδίκτυο]] |
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[[da:Vinden i Piletræerne]] |
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[[en: |
[[en:Internet addiction disorder]] |
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[[es: |
[[es:Ciberadicción]] |
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[[fa:اعتیاد به اینترنت]] |
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[[fi:Kaislikossa suhisee]] |
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[[fi:Nettiriippuvuus]] |
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[[fr:Le Vent dans les saules (roman)]] |
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[[fr:Dépendance à Internet]] |
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[[he:הרוח בערבי הנחל]] |
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[[he:התמכרות לאינטרנט]] |
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[[it:Il vento tra i salici]] |
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[[hr:Ovisnost o Internetu]] |
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[[ja:たのしい川べ]] |
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[[it:Internet dipendenza]] |
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[[nl:De wind in de wilgen]] |
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[[ja:インターネット依存症]] |
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[[pl:O czym szumią wierzby]] |
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[[ko:인터넷 중독 장애]] |
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[[pt:O Vento nos Salgueiros]] |
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[[nl:Internetverslaving]] |
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[[ru:Ветер в ивах]] |
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[[pl:Zespół uzależnienia od internetu]] |
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[[sh:The Wind in the Willows]] |
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[[ru:Интернет-зависимость]] |
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[[sv:Det susar i säven]] |
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[[sr:Зависност од интернета]] |
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[[uk:Вітер у вербах]] |
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[[sv:Internetberoende]] |
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[[zh:柳林中的風聲]] |
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[[tr:İnternet bağımlılığı sendromu]] |
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[[uk:Інтернет-залежність]] |
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[[zh:网络成瘾症]] |
Version vom 12. Oktober 2011, 09:19 Uhr
Mit Internetabhängigkeit, auch Internet- oder Onlinesucht wird das Phänomen bezeichnet, das Internet übermäßig, das heißt gesundheits- und persönlichkeitsgefährdend zu nutzen. Im englischen Sprachraum finden sich die Begriffe „internet addiction (disorder)“, „pathological internet use“ und „compulsive internet use“, also pathologische bzw. zwanghafte Verwendung des Internet, die damit das Problemfeld auch besser beschreiben.
Erscheinungsformen
Internetabhängigkeit verursacht wie andere Verhaltensstörungen die Vernachlässigung üblicher Lebensgewohnheiten, sozialer Kontakte, der persönlichen Versorgung und Körperhygiene, da ein Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit im Internet verbracht wird. Im Extremfall kann die virtuelle Welt zu einem vermeintlich vollständigen Ersatz für sonstige reale soziale Kontakte werden und damit zu sozialer Isolation führen.
Nach außen wird die Sucht verheimlicht oder man will sie nicht wahrhaben, verharmlost sein Verhalten. Häufige Entzugserscheinungen sind schlechter Laune, Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Schweißausbrüchen. Unter Umständen schlägt sich die Abhängigkeit auch in Faulheit nieder und in der „Erkenntnis“, dass das Leben ohne Computer sinnlos sei.
Als besonders gefährdet gelten depressive und einzelgängerisch veranlagte Menschen. Wenn der Druck des Alltags sehr groß wird, kann die virtuelle Welt eine Fluchtmöglichkeit bieten, wobei alltägliche Aufgaben und gesellschaftliche Anforderungen vernachlässigt werden.
Als Triebfeder gelten die Verfolgung bestimmter Aufgaben, Realitätsflucht und das Experimentieren mit der Identität, sowie die Kombination von – Befriedigung des so genannten Spieltriebs und des – Kommunikationsbedürfnisses. Die Simulation gesellschaftlichen Aufstieges kann ebenso eine Rolle spielen wie das Gefühl von Omnipräsenz.
Depressive Menschen finden virtuelle Entlastung, narzisstische Persönlichkeiten befriedigen ihren Machtanspruch, Jugendliche haben neue Möglichkeiten ihre Grenzen auszuloten und die vermeintliche Möglichkeit, ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Bei Teilnehmern an Vielspieler-Rollenspielen (sogenannte „MMORPGs“) und "Browsergames" kann es dazu kommen, dass sie ihre Spielerfolge in die Realität mitnehmen, um sich gegen andere Spieler/Freunde zu behaupten. Oft sind Spielerfolge der Ersatz für Erfolge im echten Leben und werden wichtiger, als sich der eigenen Realität zu widmen.
Die Internetsucht beinhaltet drei Spielformen: Online-Spielsucht, Internetsexsucht und Chatten.[1]
Begrifflichkeit
Umgangssprachlich wird zwar von einer „Sucht“ gesprochen. Da es sich allerdings hier nicht um eine stoffgebundene Abhängigkeit handelt, welche in der Klassifikation der ICD-10 erfasst sind, behilft man sich in der Wissenschaft mit der Klassifikation als Störung der Impulskontrolle.[2] Diese Einordnung ist allerdings auch nicht korrekt, da dadurch weder die vorhandene Toleranzentwicklung, noch die entstehenden Entzugssymptome erfasst werden.
Einige Wissenschaftler (zum Beispiel der Psychiater Bert te Wildt) sehen die Internetabhängigkeit nicht als eigenständige Krankheit an, sondern als Syndrom im Rahmen einer bereits bestehenden psychischen Störung an, zum Beispiel einer Depression. Die Diskussionen zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen dauern an.
Problematisch ist außerdem, dass Internetabhängigkeit zum Teil als Überbegriff für weitere Störungen wie zum Beispiel Online-Kaufsucht, Computersucht, Online-Sexsucht, Computerspielsucht und Online-Glücksspielsucht verwendet wird. Bereits etablierte psychische Störungen werden so auf Onlineaktivitäten übertragen, was ebenfalls zu konträren Positionen innerhalb der wissenschaftlichen Diskussionen führt.
Um die Erforschung zu fördern und bessere Präventions- und Therapiemöglichkeiten entwickeln zu können, sollen die Voraussetzungen für eine Anerkennung der „Online-/Neue Mediensucht“ bei der Weltgesundheitsorganisation geprüft werden.[3]
Epidemiologie
Die Regierung von Südkorea schätzt, dass etwa 210.000 koreanische Kinder von Internetabhängigkeit betroffen sind (2,1% der Kinder zwischen 6 und 19 Jahren). Für die USA liegen keine genauen Schätzungen vor.[4]
Der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags veranstaltete federführend im April 2008 eine Öffentliche Anhörung von Sachverständigen zum Thema Onlinesucht. Der Drogenbericht der Bundesregierung 2009[5] widmet der Onlinesucht erstmalig ein eigenes Kapitel und kommt zu dem Resultat: „Aus gesundheitlicher Sicht hat die suchtartige Nutzung des Internets an Gewicht gewonnen. Vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene zeigen häufiger ein sich verlierendes, entgleitendes und in Extremfällen psychopathologisch auffälliges Online-Nutzungsverhalten insbesondere in Bezug auf Online-Spielewelten“.[6][7]
Symptome
Die Abgrenzung zu „normalem“ Verhalten ist fließend und kann nicht klar definiert werden. Indikatoren können Mangelerscheinungen oder unkontrolliertes Surfen im Internet sein, darüber hinaus:
- Häufiges unüberwindliches Verlangen, das Internet zu benutzen
- Kontrollverluste (d. h. länger „online“ bleiben, als man sich vorgenommen hatte) verbunden mit diesbezüglichen Schuldgefühlen
- sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie), häufige Rügen durch unmittelbare Bezugspersonen
- nachlassende Arbeitsleistung
- Verheimlichung/Verharmlosung der Netz-Aktivitäten vor der Umwelt
- Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich auswirken in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression)
- Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung
Zudem finden einige soziale Interaktionsformen mittlerweile auch mittels des Internets statt, die bislang zu Bereichen gerechnet wurden, die von einer Internetabhängigkeit negativ betroffen seien - auch dieser Umstand erschwert eine Abgrenzung zu „normalem“ Verhalten, da diese angenommene Normalität stetem Wandel unterliegt.[8]
Therapie
Die bis dato deutschlandweit einzige stationäre Therapie-Einrichtung für medienabhängige Kinder, das Wichernhaus in Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern ist Ende 2005 trotz positiver Resonanz und guter Ergebnisse aus finanziellen Gründen geschlossen worden.[9]
Am Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde im März 2008 eine „Ambulanz für Spielsucht“ eröffnet.[10]
Seit Januar 2010 werden im Hannoveraner Kinderkrankenhaus An der Bult erstmals in Deutschland mehrere vollstationäre Rehabilitationsplätze für internetabhängige Jugendliche angeboten.[11]
Die Therapeutische Einrichtung Eppenhain (Kelkheim/Taunus) organisiert für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren mit pathologischem Internet- und Computergebrauch ein stationäres, verhaltenstherapeutisch orientiertes Training für einen kontrollierten Umgang mit Internet und Computer sowie zum Erwerb von Kompetenzen für ein sozial integriertes Leben in der realen Welt mit dem Namen „ReWelT“ – Real-Welt-Training.
Das Problem der Therapie gegen die Internetabhängigkeit ist dabei, dass das gewöhnliche Therapieziel einer stofflichen Abhängigkeit, nämlich die möglichst vollständige Abstinenz, nicht erreichbar ist. Computer und andere elektronische Medien gehören zum alltäglichen Leben. Im Rahmen einer Therapie können die Betroffenen jedoch einen bewussteren sowie gesellschaftlich tolerierten und angepassten Umgang mit dem Medium Computer und der Internetnutzung lernen.
Dabei müssen häufig auch Folgeprobleme behandelt werden. So beinhaltet eine Therapie wie bei anderen Verhaltenstherapien, das Interesse der Betroffenen an Sport und anderen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten zu wecken. Zudem müssen bei jugendlichen Betroffenen in der Regel die jeweiligen Eltern einbezogen werden, da gegebenenfalls das Vertrauen zwischen Kindern und Eltern gestört ist und neu aufgebaut werden muss.
Bei (Ehe-)Partnern ist unter Umständen eine Eheberatung indiziert, um gemeinsam Strategien zur Abhängigkeitsbewältigung als auch zur Rettung der Beziehung zu finden.
Deutsche Krankenkassen erkennen die "Diagnose" „Computersucht“ bisher nicht als Krankheit an. Behandlungskosten werden somit nicht übernommen.
Internetsucht in Deutschland
Einer im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums durchgeführten, am 25. September 2011 in Berlin vorgelegten Studie [12] zufolge, gibt es in Deutschland neuen Schätzungen zufolge mehr Internetsüchtige als Glücksspielabhängige. Demnach seien in Deutschland rund 560.000 Menschen vom Internet abhängig. So sollen ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen (4,6 Prozent) täglich mindestens 4 Stunden online gehen. Das entspricht etwa dem Anteil der Cannabis-Konsumenten in Deutschland. Der Anteil der Glückspielsüchtigen liegt bei etwa 0,3 bis 0,5 Prozent, das sind rund 250.000 Personen. Der Anteil der Internet-Süchtigen liegt bei den Jugendlichen höher als bei den Älteren. Laut Studie sollen 2,4 Prozent der 14- bis 24-Jährigen internetabhängig sein. 13 Prozent gelten als "problematisch in ihrer Internetnutzung". In der Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen sind 4,9 Prozent der Mädchen, doch nur 3,1 Prozent der Jungen von der Online-Nutzung abhängig. In der Gruppe der bis 24-Jährigen ist das Verhältnis in etwa gleich. Insgesamt sollen Männer in der Regel häufiger unter Internetsucht leiden als Frauen. Weibliche Nutzer konzentrieren sich dabei mit 77 Prozent stärker auf soziale Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ, junge Männer auf Computerspiele. [13]
Studien
- Studie „Stress und Sucht im Internet“, 1999 (PDF) (727 kB)
- Bundesministerium für Gesundheit: Drogen- und Suchtbericht. Mai 2009, PDF (1,5 MB); abgerufen am 13. Juli 2010
Literatur
- Gabriele Farke: Onlinesucht – wenn Mailen und Chatten zum Zwang werden, 2003, Kreuz Verlag GmbH&Co Kg, ISBN 3-7831-2291-0
- S. Kratzer: Pathologische Internetnutzung – eine Pilotstudie zum Störungsbild, 2006, ISBN 3-89967-317-4
- C. Möller: Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen in: M. Backmund, Suchtmedizin, 13. Erg.Lfg. 2008 (9): S.25-45; (10): S.78-79, Landsberg, Ecomedverlag
- Mücken, D., Teske, A., Rehbein, F., te Wildt, B. (Hrsg.): Prävention, Diagnostik und Therapie von Computerspielabhängigkeit, 2010, 228 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-608-2
- Petersen, K.-U., Thomasius, R.: Beratungs- und Behandlungsangebote zum pathologischen Internetgebrauch in Deutschland, 2010, 344 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-663-1
- Roman Pletter: Internet-Abhängigkeit: Krankheit oder Medienhype?, Deutsches Ärzteblatt, Ausgabe Juni 2002, Seite 269 – [1] [2]
- Oliver Seemann: Die Internet-Süchtigen, 2001, Laufen, K M, ISBN 3-87468-181-5
- te Wildt, B.: Medialität und Verbundenheit – Zur psychopathologischen Phänomenologie und Nosologie von Internetabhängigkeit, 2010, 384 Seiten, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-609-9
- Hans Zimmerl: Internetsucht in: Sucht und Suchtbehandlung, Verlag LexisNexis ARD Orac 2004; Bestellnummer: 86.17.01; ISBN 3-7007-2629-5
Weblinks
- Portal zum Thema www.webaholic.info
- Kritische Analyse des Begriffs (Uni Oldenburg)
- Informationsmaterial für Schulen und Eltern zum Thema Internetsucht
- Hans Zimmerl: Internetsucht – Update 2008 und Ausblick. Österreichische Internetseite eines Facharztes für Psychiatrie und Neurologie, abgerufen am 7. Mai 2010
- Arbeitsblatt zum Thema
- Artikel „Psychiatrische Aspekte des Internets“, 2005 (PDF) (399 kB)
- Jan Rähm: Suchtfalle Internet – Präventionskampagne gegen Computer-Abhängigkeit. Sprechstunde im Deutschlandfunk am 26. Januar 2010, abgerufen am 7. Mai 2010
- Vortrag von Kornelius Roth Internetsexsucht (Video), 24. April 2010 in Wien.
- Vortrag von Samuel Pfeifer Therapie der Internetsexsucht (Video), 24. April 2010 in Wien.
Einzelnachweise
- ↑ Block JJ. Issues for DSM-V: internet addiction. Am J Psychiatry. 2008 Mar;165(3):306-7.
- ↑ Study finds computer addiction is linked to impulse control disorder The Australian News, 24. Oktober 2006
- ↑ Deutscher Bundestag, Drucksache 16/13382 – Antrag. 17. Juni 2009. (PDF-Datei; 48 KB)
- ↑ The American Journal Of Psychiatry Editorial zu epidemiologischen Kulturunterschieden der Internetabhängigkeit
- ↑ Bundesministerium für Gesundheit: Drogen- und Suchtbericht. Mai 2009, PDF (1,5 MB); abgerufen am 13. Juli 2010
- ↑ Drogen- und Suchtbericht 2009 veröffentlicht, Bundesministerium für Gesundheit, Pressemitteilung, 4. Mai 2009
- ↑ Internet und Computerspiele – wann beginnt die Sucht? Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 3. Juli 2009
- ↑ "Das Web ist im Alltag angekommen." Spiegel Online, 11. August 2010
- ↑ Mitteilung im Magazin Stern Schließung der Einrichtung Wichernhaus für medienabhängige Kinder
- ↑ Ambulanz für Spielsucht, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- ↑ Therapie für Jugendliche mit Computersucht. Ärzte Zeitung vom 25. Januar 2010, abgerufen am 7. Mai 2010
- ↑ Prävalenz der Internetabhängigkeit, Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit, 2011
- ↑ Internetsucht auf Niveau von Cannabis-Konsum. In: Berliner Morgenpost 26.9.2011. Vgl. auch Mehr Süchtige nach Internet als nach Glücksspielen. In: MDR 26.9.2011.