Galeria Kombëtare e Arteve und Hubbrücke Karnin: Unterschied zwischen den Seiten
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Die '''Hubbrücke Karnin''' ist eine 1933 eröffnete und 1945 zerstörte Eisenbahnbrücke über den [[Peenestrom]]. Sie war Bestandteil der ehemaligen [[Bahnstrecke Ducherow–Heringsdorf–Wolgaster Fähre|Eisenbahnlinie Ducherow–Swinemünde]]. Das Hubteil der Brücke steht seit Kriegsende als unverändertes Fragment und als [[technisches Denkmal]] mitten im Peenestrom. Es wurde für die Auszeichnung als ''[[Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland]]'' vorgeschlagen. |
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Die '''Nationale Kunstgalerie''' ({{SqS|''Galeria Kombëtare e Arteve''}}, kurz ''Galeria e Arteve'') in der [[Albanien|albanischen]] Hauptstadt [[Tirana]] ist eine staatliche Institution, die dem Ministerium für Tourismus, Kultur, Jugend und Sport untersteht. Es ist das größte Kunstmuseum des Landes. |
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Das [[Kunstmuseum]] beherbergt etwa 4100 Kunstwerke von albanischen und internationalen Künstlern seit dem 13. Jahrhundert. Im großen Saal im Erdgeschoß werden Wechselausstellungen gezeigt. |
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Ein Vorgänger der [[Hubbrücke]] wurde 1875 zunächst als handbetriebene [[Drehbrücke]] gebaut. Sie musste für den Schiffsverkehr im Peenestrom stets offen stehen und wurde nur geschlossen, wenn ein Zug die Brücke passieren sollte. 1908 erfolgte der zweigleisige Ausbau der Strecke. |
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Aufgrund des gestiegenen Zugbetriebes und der höheren Verkehrslasten erfolgte in den Jahren 1932/33 bei laufendem Zugverkehr der Bau der Hubbrücke. Im gleichen Zeitraum wurde das heute noch in Betrieb befindliche [[Schiffshebewerk Niederfinow]] erbaut, bei dem ähnliche Konstruktionsgrundsätze angewendet wurden. Die Gemeinsamkeit beider [[Projekt]]e ging so weit, dass die Seile der Hubbrücke Karnin auf der Baustelle des Schiffshebewerkes Niederfinow [[Vorspannwerkzeug|vorgespannt]] und anschließend mit [[Güterwagen|Spezialwagen]] der Bahn nach Karnin transportiert wurden. |
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1946 gründeten albanische Künstler die erste Institution im Land, die sich der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] widmete, das „Komitee der Künste“ (alb. ''Komiteti i Arteve''). Nach zehn Jahren Komitee-Arbeit wurde schließlich 1956 die erste Kunstgalerie des Landes eröffnet. |
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Die Brücke hatte eine Gesamtlänge von 360 Metern, die Länge des [[Hubbrücke|Hubgerüstes]] betrug 51,7 Meter, die Höhe 35 Meter. Der Mittelpfeiler der zuvor bestehenden Drehbrücke blieb als zusätzliches [[Widerlager (Brückenbau)|Widerlager]] für den Hubteil bestehen; hiermit und zusammen mit einer leichten [[Konstruktion (Technik)|Konstruktion]] des eigentlichen Hubteils ergaben sich erhebliche Einsparungen bei den zu bewegenden Massen der Brücke. |
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Am 29. November 1974 wurde der Neubau der Kunstgalerie eröffnet, der erheblich mehr Ausstellungsfläche besaß. Er befindet sich in der Stadtmitte am zentralen Boulevard ''Bulevardi Dëshmorët e Kombit''. Bis zur Eröffnung der neuen Kunstgalerie besaß die Institution rund 340 Kunstwerke. |
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Die Brücke war bis zu ihrer Zerstörung am 29. April 1945 die wichtigste Verkehrsanbindung von [[Usedom]] an das Festland. Die Brücke quert ''den Strom'', wie der südliche Teil des Peenestroms von der Flussmündung der [[Peene]] bis zum [[Stettiner Haff]] genannt wird, zwischen Kamp und Karnin. Diese Verbindung war für die [[Fremdenverkehr|touristische]] Entwicklung der Insel, aber auch für den Standort militärischer Einrichtungen auf Usedom (Munitionslager bei Usedom, [[Heeresversuchsanstalt Peenemünde]] ab 1936) von großer Bedeutung. Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Brücke von der [[Wehrmacht]] gesprengt, um der [[Rote Armee|Roten Armee]] den Vormarsch zu erschweren. Zerstört wurden dabei die insel- und festlandseitigen Flutbrücken, die eigentliche Hubbrücke blieb unbeschädigt. Begründet wurde das Verschonen des Mittelteiles mit den im Stettiner Haff operierenden deutschen Marineeineheiten, denen man einen Fluchtweg in die [[Ostsee]] offen halten wollte. |
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Am 10. August 1992 änderte der albanische [[Ministerrat]] den Namen der Institution von ''Galeria e Arteve'' in ''Galeria Kombëtare e Arteve''. |
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Nach dem Krieg wurde die Bahnverbindung und mit ihr die Brücke nicht mehr aufgebaut, weil ein Teil der Strecke nun über polnisches Gebiet Usedoms bei Swinemünde (polnisch: [[Świnoujście]]) verlief. Die gesprengten und in den Peenestrom gestürzten Flutbrücken wurden nach 1945 geborgen und zum Teil zum Wiederaufbau der zerstörten Oderbrücken der [[Preußische Ostbahn|Ostbahn]] in [[Küstrin]] verwendet. Der Verlauf des ehemaligen Streckenabschnitts der Bahnstrecke Ducherow–Karnin–Usedom–Dargen–Swinemünde ist auf Satelliten- und Luftaufnahmen zu erkennen. |
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Im Jahr 2009 wurde das Hauptgebäude umfänglich renoviert. |
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Die in den 1960er Jahren durchgeführten Planungen zum Wiederaufbau der Bahnstrecke und der Brücke sind bisher immer wieder verschoben worden. Ihre Verkehrsaufgabe wird derzeit von der [[Peenebrücke Wolgast]] übernommen, die als kombinierte [[Eisenbahn]]- und [[Straße]]nbrücke ausgeführt wurde. |
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== Kunstsammlung == |
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[[Datei:Kole Idromeno, Dasma Shkodrane.jpg|thumb|Gemälde von [[Kolë Idromeno]]: ''Dasma Shkodrane'', Öl, 1924; ausgestellt im ''Saal 1'']] |
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1990/91 rettete der Brückenbau-Ingenieur Hans Nadler den Hubbrückenteil vor dem akut drohenden Abriss. Zur Durchsetzung seiner Ziele (denkmalpflegerischer Erhalt und Wiederaufbau) gründete er mit Gleichgesinnten 1992 den [[Usedomer Eisenbahnfreunde e.V.|Usedomer Eisenbahnfreunde e. V.]] Der Verein restaurierte ab 1997 das Empfangsgebäude des Bahnhofs Karnin und betrieb dort von 1999 bis 2005 eine kleine Ausstellung zur Streckengeschichte.<ref>Pressemitteilung Usedomer Eisenbahnfreunde vom 26. November 2007 zum Tode Hans Nadlers</ref> |
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* Saal 1, Anfänge der Malerei in den albanischen Städten (1883-1930): berühmte Künstler dieser Zeit sind [[Kolë Idromeno]], [[Pjetër Marubi]], [[Simon Rrota]], [[Zef Kolombi]], [[Vangjel Zengo]] und [[Spiro Xega]], [[Romantik|romantische]] Einflüsse. |
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* Saal 2, [[Realismus (Kunst)|Realistische]] Malerei und die Zeichnungsschule (1930-1950), Künstler wie [[Sadik Kaceli]], [[Abdurrahim Buza]] und [[Gani Strazimiri]] waren die ersten, die an der 1931 gegründeten ''Zeichnungsschule'' in Tirana studierten; Werke anderer Künstler wie [[Odhise Paskali]], [[Andrea Kushi]], [[Vangjush Mio]], [[Janaq Paço]], [[Foto Stamo]] und die Zengo-Schwestern sind auch in der Galerie anzutreffen. |
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Der heutige gute Zustand der Hubbrücke ist darauf zurückzuführen, dass ein rostbeständiger Stahl verbaut wurde, der auch ohne regelmäßige Farberneuerung kaum korrodiert. |
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* Saal 3, Akademische Malerei und Historisch-Politische Tabletts (1950-1986), wichtige Maler und Künstler dieser Epoche sind [[Nexhmedin Zajmi]], Sadik Kaceli, [[Abdullah Cangonji]], [[Sali Shijaku]], [[Fatmir Haxhiu]] und [[Vilson Kilica]]. |
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* Saal 4, [[Sozialistischer Realismus]] und Aufbau des neuen Menschen (1960-1986): Propaganda des sozialistischen Regimes mit sowjetischem Einfluss, nennenswerte Künstler dieser Zeit sind [[Kristaq Rama]], [[Montez Dhrami]], [[Zef Shoshi]], [[Pandi Mele]], [[Myrteza Fushëkati]], [[Petro Kokushta]] und [[Çlirim Ceka]]. |
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== Heutige Situation == |
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* Saal 5, Formalistische Malerei des realistischen Sozialismus (1969-1974): wichtige Sammlung der Kunstgalerie, [[Formalismus (Kunstgeschichte)|formalistische]] Einflüsse, berühmte Künstler sind [[Edison Gjergo]], [[Alush Shima]], [[Isuf Sulovari]], [[Eduard Hila]] und [[Bajram Mata]]. |
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Im aktuellen [[Bundesverkehrswegeplan]] aus dem Jahr 2003 wird der Wiederaufbau der Strecke [[Seebad Heringsdorf]], [[Świnoujście]] und [[Ducherow]] im Abschnitt der internationalen Projekte aufgeführt. Durch diese Verbindung würde sich die Fahrzeit zwischen Berlin und der Insel Usedom von heute fast vier auf etwa zwei Stunden verkürzen.<ref>Peter Neumann: ''[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0514/lokales/0024/index.html Berliner Zeitung, 14. Mai 2007 Bahn will in zwei Stunden nach Usedom]'', Berliner Zeitung vom 14. Mai 2007</ref><ref>[http://www.inselbahn.de/index.php?nav=1400969&id=1380&action=dview UBB soll ab Juni bis Swinemünde fahren], inselbahn.de, 11. April 2008</ref> Da die Hubbrücke Karnin zur Eisenbahnlinie Ducherow–Swinemünde gehört, sind die aktuellen Bestrebungen zum Wiederaufbau dort gemeinsam dargestellt. |
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* Saal 6, Moderne Malereien und Skulpturen (1989-2001): der letzte Saal widmet sich der [[Moderne#Kunstgeschichte|modernen]] Malerei der 1990er Jahren von albanischen Künstlern wie [[Perikli Culi]], [[Ali Oseku]], [[Gazmend Leka]], [[Lumturi Blloshmi]], [[Najada Hamza]] und [[Orion Shima]]. |
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Am 9. April 2010 haben in Berlin rund 50 Politiker und Wirtschaftsvertreter aus Deutschland und Polen das ''Aktionsbündnis Karniner Brücke'' gegründet, welches den Wiederaufbau der Bahnstrecke und damit die Reaktivierung der Brücke vorantreiben soll.<ref>Berliner Zeitung: [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0330/berlin/0063/index.html ''Schneller per Zug nach Usedom''], Artikel vom 30. März 2010</ref><ref>Berliner Zeitung: [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0412/berlin/0111/index.html ''Per Zug in weniger als zwei Stunden nach Usedom''], Artikel vom 12. April 2010</ref><ref>Ostsee-Zeitung:[http://www.ostsee-zeitung.de/usedom/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=2740675 ''Aktionsbündnis für zweite Bahnanbindung gegründet''], Artikel vom 10. April 2010</ref><ref>www.balticportal.pl, Swinemünde: [http://www.balticportal.pl/de/category/swinemuende/aktuelles/berlin-usedom-wieder-2-stunden.htm ''Berlin-Usedom wieder in 2 Stunden''], Artikel vom 9. April 2010</ref> Im November 2010 startete es eine bundesweite Unterschriftensammlung für den Wiederaufbau der südlichen Bahnanbindung der Insel Usedom über Karnin.<ref>Ostsee-Zeitung: [http://www.ostsee-zeitung.de/leserbriefe/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=2948800 ''Bundesweite Aktion für Süd-Bahnanbindung Usedoms gestartet''], Artikel vom 8. November 2010</ref> Gleichzeitig präsentierten die Usedomer Eisenbahnfreunde e. V. und das „Zweiradmuseum Dargen“ ein Modell der historischen Hubbrücke im Maßstab 1:27, welches in verschiedenen deutschen Großstädten und Stettin öffentlich gezeigt werden soll.<ref>Aktionsbündnis Karniner Brücke: [http://www.karninerbruecke.eu/?page_id=16 ''Städtetour des Aktionsbündnisses Karniner Brücke begann erfolgreich''], Pressemitteilung vom 11. Oktober 2010, [http://www.karninerbruecke.eu/wp-content/uploads/2010/10/Leipzig-2.jpg ''Foto'']</ref> |
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<gallery class="centered" widths="220" heights="180" caption="Heutige Ansicht"> |
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Datei:Karnin, Lift bridge.JPG|Seitenansicht |
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Datei:Rahmen Hubbruecke Karnim 01.jpg|Frontansicht |
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Datei:Karniner Bruecke.jpg|Technisches Denkmal: Mittelteil der Karniner Hubbrücke im Peenestrom |
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</gallery> |
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== Siehe auch == |
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* [[110-kV-Leitung Anklam–Bansin]] |
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== Literatur == |
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* {{Literatur|Autor=Joachim Evers, Hans Nadler|Titel=Die Eisenbahnhubbrücke Karnin|Verlag=Radke-Verlag|Jahr=2003|ISBN=3-932614-16-X}} |
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* {{Literatur|Autor=Heiko Bergmann|Titel=Die Eisenbahnhubbrücke Karnin – technisches Meisterwerk bei Usedom|Verlag=Küsten-Regionalverlag|ISBN=978-3-9809539-2-4|Jahr=2007|Ort=Ueckermünde}} |
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== Bibliothek == |
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1999 wurde die museumseigene Bibliothek mit rund 2200 Buchexemplaren eröffnet. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{commonscat}} |
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* [http://www.gka.al/ Offizielle Internetpräsenz (alb./engl.)] |
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{{LBMV PPN|25323249X}} |
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* [http://signalarchiv.de/Meldungen/10000273 Ein kleiner Schritt für die Bahn, ein großer Schritt für Europa] |
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* [http://www.karninerbruecke.eu Aktionsbündnis Karniner Brücke (Berlin-Usedom in 2 Stunden)] |
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== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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{{SORTIERUNG:Hubbrucke Karnin}} |
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[[en:National Gallery of Figurative Arts of Albania]] |
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[[Kategorie:Hubbrücke|Karnin]] |
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[[sq:Galeria Kombëtare e Arteve]] |
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[[Kategorie:Usedom (Stadt)]] |
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[[Kategorie:Bauwerk im Landkreis Vorpommern-Greifswald]] |
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[[Kategorie:Eisenbahnbrücke in Mecklenburg-Vorpommern|Karnin]] |
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[[Kategorie:Baudenkmal im Landkreis Vorpommern-Greifswald]] |
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[[Kategorie:Erbaut in den 1930er Jahren (Mecklenburg-Vorpommern)]] |
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[[Kategorie:Peenestrom]] |
Version vom 14. September 2011, 08:48 Uhr

Die Hubbrücke Karnin ist eine 1933 eröffnete und 1945 zerstörte Eisenbahnbrücke über den Peenestrom. Sie war Bestandteil der ehemaligen Eisenbahnlinie Ducherow–Swinemünde. Das Hubteil der Brücke steht seit Kriegsende als unverändertes Fragment und als technisches Denkmal mitten im Peenestrom. Es wurde für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland vorgeschlagen.
Aufbau und Geschichte
Ein Vorgänger der Hubbrücke wurde 1875 zunächst als handbetriebene Drehbrücke gebaut. Sie musste für den Schiffsverkehr im Peenestrom stets offen stehen und wurde nur geschlossen, wenn ein Zug die Brücke passieren sollte. 1908 erfolgte der zweigleisige Ausbau der Strecke.
Aufgrund des gestiegenen Zugbetriebes und der höheren Verkehrslasten erfolgte in den Jahren 1932/33 bei laufendem Zugverkehr der Bau der Hubbrücke. Im gleichen Zeitraum wurde das heute noch in Betrieb befindliche Schiffshebewerk Niederfinow erbaut, bei dem ähnliche Konstruktionsgrundsätze angewendet wurden. Die Gemeinsamkeit beider Projekte ging so weit, dass die Seile der Hubbrücke Karnin auf der Baustelle des Schiffshebewerkes Niederfinow vorgespannt und anschließend mit Spezialwagen der Bahn nach Karnin transportiert wurden.
Die Brücke hatte eine Gesamtlänge von 360 Metern, die Länge des Hubgerüstes betrug 51,7 Meter, die Höhe 35 Meter. Der Mittelpfeiler der zuvor bestehenden Drehbrücke blieb als zusätzliches Widerlager für den Hubteil bestehen; hiermit und zusammen mit einer leichten Konstruktion des eigentlichen Hubteils ergaben sich erhebliche Einsparungen bei den zu bewegenden Massen der Brücke.
Die Brücke war bis zu ihrer Zerstörung am 29. April 1945 die wichtigste Verkehrsanbindung von Usedom an das Festland. Die Brücke quert den Strom, wie der südliche Teil des Peenestroms von der Flussmündung der Peene bis zum Stettiner Haff genannt wird, zwischen Kamp und Karnin. Diese Verbindung war für die touristische Entwicklung der Insel, aber auch für den Standort militärischer Einrichtungen auf Usedom (Munitionslager bei Usedom, Heeresversuchsanstalt Peenemünde ab 1936) von großer Bedeutung. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke von der Wehrmacht gesprengt, um der Roten Armee den Vormarsch zu erschweren. Zerstört wurden dabei die insel- und festlandseitigen Flutbrücken, die eigentliche Hubbrücke blieb unbeschädigt. Begründet wurde das Verschonen des Mittelteiles mit den im Stettiner Haff operierenden deutschen Marineeineheiten, denen man einen Fluchtweg in die Ostsee offen halten wollte.
Nach dem Krieg wurde die Bahnverbindung und mit ihr die Brücke nicht mehr aufgebaut, weil ein Teil der Strecke nun über polnisches Gebiet Usedoms bei Swinemünde (polnisch: Świnoujście) verlief. Die gesprengten und in den Peenestrom gestürzten Flutbrücken wurden nach 1945 geborgen und zum Teil zum Wiederaufbau der zerstörten Oderbrücken der Ostbahn in Küstrin verwendet. Der Verlauf des ehemaligen Streckenabschnitts der Bahnstrecke Ducherow–Karnin–Usedom–Dargen–Swinemünde ist auf Satelliten- und Luftaufnahmen zu erkennen.
Die in den 1960er Jahren durchgeführten Planungen zum Wiederaufbau der Bahnstrecke und der Brücke sind bisher immer wieder verschoben worden. Ihre Verkehrsaufgabe wird derzeit von der Peenebrücke Wolgast übernommen, die als kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke ausgeführt wurde.
1990/91 rettete der Brückenbau-Ingenieur Hans Nadler den Hubbrückenteil vor dem akut drohenden Abriss. Zur Durchsetzung seiner Ziele (denkmalpflegerischer Erhalt und Wiederaufbau) gründete er mit Gleichgesinnten 1992 den Usedomer Eisenbahnfreunde e. V. Der Verein restaurierte ab 1997 das Empfangsgebäude des Bahnhofs Karnin und betrieb dort von 1999 bis 2005 eine kleine Ausstellung zur Streckengeschichte.[1]
Der heutige gute Zustand der Hubbrücke ist darauf zurückzuführen, dass ein rostbeständiger Stahl verbaut wurde, der auch ohne regelmäßige Farberneuerung kaum korrodiert.
Heutige Situation
Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan aus dem Jahr 2003 wird der Wiederaufbau der Strecke Seebad Heringsdorf, Świnoujście und Ducherow im Abschnitt der internationalen Projekte aufgeführt. Durch diese Verbindung würde sich die Fahrzeit zwischen Berlin und der Insel Usedom von heute fast vier auf etwa zwei Stunden verkürzen.[2][3] Da die Hubbrücke Karnin zur Eisenbahnlinie Ducherow–Swinemünde gehört, sind die aktuellen Bestrebungen zum Wiederaufbau dort gemeinsam dargestellt. Am 9. April 2010 haben in Berlin rund 50 Politiker und Wirtschaftsvertreter aus Deutschland und Polen das Aktionsbündnis Karniner Brücke gegründet, welches den Wiederaufbau der Bahnstrecke und damit die Reaktivierung der Brücke vorantreiben soll.[4][5][6][7] Im November 2010 startete es eine bundesweite Unterschriftensammlung für den Wiederaufbau der südlichen Bahnanbindung der Insel Usedom über Karnin.[8] Gleichzeitig präsentierten die Usedomer Eisenbahnfreunde e. V. und das „Zweiradmuseum Dargen“ ein Modell der historischen Hubbrücke im Maßstab 1:27, welches in verschiedenen deutschen Großstädten und Stettin öffentlich gezeigt werden soll.[9]
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Technisches Denkmal: Mittelteil der Karniner Hubbrücke im Peenestrom
Siehe auch
Literatur
- Joachim Evers, Hans Nadler: Die Eisenbahnhubbrücke Karnin. Radke-Verlag, 2003, ISBN 3-932614-16-X.
- Heiko Bergmann: Die Eisenbahnhubbrücke Karnin – technisches Meisterwerk bei Usedom. Küsten-Regionalverlag, Ueckermünde 2007, ISBN 978-3-9809539-2-4.
Weblinks
Literatur über Hubbrücke Karnin in der Landesbibliographie MV
- Ein kleiner Schritt für die Bahn, ein großer Schritt für Europa
- Aktionsbündnis Karniner Brücke (Berlin-Usedom in 2 Stunden)
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung Usedomer Eisenbahnfreunde vom 26. November 2007 zum Tode Hans Nadlers
- ↑ Peter Neumann: Berliner Zeitung, 14. Mai 2007 Bahn will in zwei Stunden nach Usedom, Berliner Zeitung vom 14. Mai 2007
- ↑ UBB soll ab Juni bis Swinemünde fahren, inselbahn.de, 11. April 2008
- ↑ Berliner Zeitung: Schneller per Zug nach Usedom, Artikel vom 30. März 2010
- ↑ Berliner Zeitung: Per Zug in weniger als zwei Stunden nach Usedom, Artikel vom 12. April 2010
- ↑ Ostsee-Zeitung:Aktionsbündnis für zweite Bahnanbindung gegründet, Artikel vom 10. April 2010
- ↑ www.balticportal.pl, Swinemünde: Berlin-Usedom wieder in 2 Stunden, Artikel vom 9. April 2010
- ↑ Ostsee-Zeitung: Bundesweite Aktion für Süd-Bahnanbindung Usedoms gestartet, Artikel vom 8. November 2010
- ↑ Aktionsbündnis Karniner Brücke: Städtetour des Aktionsbündnisses Karniner Brücke begann erfolgreich, Pressemitteilung vom 11. Oktober 2010, Foto
Koordinaten: 53° 50′ 36,6″ N, 13° 51′ 20″ O