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„Albert Kesselring“ – Versionsunterschied

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K Kesselring war von November 1941 an "Oberfehlshaber Süd", nicht "Südwest" - siehe auch http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/K/KesselringA.htm
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===== Italien 1943 bis 1945 =====
===== Italien 1943 bis 1945 =====


Nach der Landung der Alliierten in Italien wurde Kesselring am 21. November zum ''Oberbefehlshaber Südwest'' und zum Oberbefehlshaber der [[Heeresgruppe C]] ernannt. Zudem wurde ihm die [[Vollziehende Gewalt]] in den italienischen Operationsgebieten übertragen.
Nach der Landung der Alliierten in Italien wurde Kesselring am 21. November zum [Oberbefehlshaber Süd] und zum Oberbefehlshaber der [[Heeresgruppe C]] ernannt. Zudem wurde ihm die [[Vollziehende Gewalt]] in den italienischen Operationsgebieten übertragen.


===== Geiselerschießungen in Italien =====
===== Geiselerschießungen in Italien =====

Version vom 15. April 2011, 13:35 Uhr

General der Flieger Albert Kesselring, 1940

Albert Kesselring (* 30. November[1] 1885 in Marktsteft, Unterfranken; † 16. Juli 1960 in Bad Nauheim) war ein deutscher Heeres- und Luftwaffenoffizier (seit 1940 Generalfeldmarschall), der während des Zweiten Weltkrieges verschiedene Führungspositionen innehatte.

Leben

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Von 1893 bis 1904 besuchte er eine Schule in Bayreuth und trat dann 1904 in das preußische Heer ein. 1905 wechselte Kesselring zur bayerischen Fußartillerie (2. bayerisches Fuß-Artillerie-Regiment) und wurde zum Ballonbeobachter ausgebildet. Im Jahr 1906 erfolgte seine Ernennung zum Leutnant. Nachdem er 1910 seine Frau Pauline geheiratet hatte, adoptierte das Paar 1913 einen Sohn.

Im Ersten Weltkrieg diente Kesselring als Adjutant bei der bayerischen Artillerie. Zum Hauptmann befördert, war er dann als Generalstabsoffizier bei Divisions- und Korpsstäben tätig.

Weimarer Republik

Nach dem Krieg wurde Kesselring 1919 in die Reichswehr übernommen. Er leitete zunächst die Demobilisierung des bayerischen III. Armee-Korps in Nürnberg. 1919 wurde er Batteriechef und war bis 1922 in der Heeresausbildungsabteilung im Reichswehrministerium tätig. Von 1922 bis 1931 arbeitete er im Ministerium im Stab des Chefs der Heeresleitung. Als Oberstleutnant übernahm Kesselring von 1931 bis 1933 die Funktion eines Abteilungskommandeurs im Artillerieregiment 4 im bayerischen Wehrkreiskommando VII.

Zeit des Nationalsozialismus

Vorkriegszeit

Am 1. Oktober 1933 wurde Kesselring Oberst und dann Mitglied der Heeresleitung. Sein Aufgabengebiet umfasste den Aufbau der Luftwaffe. Im Dezember erfolgte die Versetzung zur Luftwaffe in die Dienststellung eines Kommodore (Geschwaderkommandeur im Rang eines Oberst). Er übernahm die Leitung des Luftwaffenverwaltungsamtes und legte die Flugzeugführerprüfung ab. 1935 erfolgte die Beförderung zum Generalleutnant. Im Jahr 1936 wurde Kesselring Chef des Generalstabs der Luftwaffe und dann 1937 zum General der Flieger ernannt und übernahm den Befehl im Luftkreis III Dresden. Ein Jahr später wurde er Befehlshaber der Luftwaffengruppenkommando 1 in Berlin, das später in die Luftflotte 1 umgewandelt wurde. Ihm unterstand zu dieser Zeit der deutsche Luftraum von Berlin und Mitteldeutschland nach Osten.

Zweiter Weltkrieg

Polen- und Frankreichfeldzug, Beförderung zum Generalfeldmarschall

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 kommandierte Kesselring die Luftflotte 1 (Berlin), die maßgeblich am Polenfeldzug beteiligt war. Daher wurde ihm am 30. September 1939 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 19. Juli 1940, nach Beendigung der Kampfhandlungen in Frankreich, übersprang Kesselring den Rang des Generalobersten und wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Luftschlacht um England und Angriff auf die Sowjetunion

Kesselring war an der Vorbereitung der deutschen Invasion in Großbritannien beteiligt, die jedoch nicht durchgeführt wurde. Er gab den Befehl zu schweren Luftangriffen auf Südengland. Kesselrings Luftflotte umfasste ca. 1.000 Flugzeuge. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurde sie nach Polen verlegt.

Verlegung nach Italien und Ernennung zum OB Süd
Italien, Kesselring bei der Inspektion

Am 1. Dezember 1941 wurden sein Stab und ein Teil der Luftflotte nach Italien verlegt. Kesselring wurde zum „Oberbefehlshaber Süd“ ernannt, also zum Oberbefehlshaber aller Wehrmachtsverbände in Südeuropa und Nordafrika. Seine Aufgabe war die Bekämpfung der britischen Truppen auf Malta und die Sicherung des deutschen Nachschubs über See, insbesondere nach Nordafrika. Als Anerkennung für seine Führung und die Leistung der Truppe wurden Kesselring am 25. Februar 1942 das Eichenlaub und am 18. September desselben Jahres die Schwerter zum Ritterkreuz verliehen.

Kesselring erhielt für seinen 200. Frontflug bereits 1942 die goldene Frontflugspange. Er war einer der 27. Inhaber des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten.

Italien 1943 bis 1945

Nach der Landung der Alliierten in Italien wurde Kesselring am 21. November zum [Oberbefehlshaber Süd] und zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C ernannt. Zudem wurde ihm die Vollziehende Gewalt in den italienischen Operationsgebieten übertragen.

Geiselerschießungen in Italien

Ab April 1944 leitete Kesselring auch die gesamte „Bandenbekämpfung“ in den italienischen Operationsgebieten. Der Höchste SS- und Polizeiführer wurde ihm persönlich unterstellt und erhielt von Kesselring die Richtlinien.[2] Kesselring war Hitler stets loyal ergeben und äußerte sich zum NS-Regime nie konkret. Als Oberbefehlshaber in Italien war er für mehrere sogenannte „Sühnemaßnahmen“ der Wehrmacht gegen die italienische Zivilbevölkerung im Zusammenhang mit Angriffen der italienischen Resistenza gegen Angehörige der Wehrmacht verantwortlich.

So ließ Kesselring nach einem Attentat in der Via Rasella in Rom am 23. März 1944, dem 33 Mitglieder des Polizeiregimentes Bozen zum Opfer fielen, 335 völlig unbeteiligte italienische Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen erschießen.

Ein logistisches Problem beim deutschen Rückzug war Roma Eterna, die Ewige Stadt Rom mit ihren unschätzbaren Denkmälern und unersetzlichen Gebäuden. Die Alliierten hatten angefangen, San Lorenzo, einen vorwiegend von Arbeitern bewohnten Stadtteil Roms zu bombardieren, da sich dort angeblich deutsche Truppen und Nachschubzentren befanden. Um ein zweites Monte Cassino oder gar Stalingrad zu verhindern, weigerte sich Papst Pius XII. die Stadt zu verlassen und bemühte sich um eine allseitige Erklärung, Rom als offene, militärfreie Stadt. Viele halfen ihm dabei, auf vatikanischer Seite Pankratius Pfeiffer, Domenico Tardini, Otto Faller, auf deutscher Ernst von Weizsäcker und SS-General Karl Wolff.

Kesselring bekam einen Tag vor seinem vierzigjährigen Dienstjubiläum die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen.

Verwundung, OB West

Gegen Ende einer der schwersten Abwehrschlachten in Italien, am Nordhang des Apennins, wurde Kesselring im Oktober 1944 bei einem seiner täglichen Truppenbesuche schwer verwundet. Am 11. März 1945 übernahm Kesselring den Befehl über die Westfront. Nachfolger als Oberbefehlshaber Südwest und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C wurde von Vietinghoff-Scheel.

Kapitulation in Italien 1945

Weil Waffen und Munition fehlten und die deutschen Truppen deswegen den Kampf nicht mehr fortsetzen konnten, bahnten Generaloberst von Vietinghoff-Scheel und General Röttiger Ende April 1945 die Kapitulation an. Generalfeldmarschall Kesselring, der zu diesem Zeitpunkt Oberbefehlshaber West war, wollte sie standrechtlich erschießen lassen, konnte aber nicht verhindern, dass am 2. Mai die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien unterzeichnet wurde.[3] Am 15. Mai geriet Kesselring selbst in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Die Alliierten verbrachten ihn nebst anderen Größen aus Militär und der NSDAP in das Camp Ashcan im luxemburgischen Bad Mondorf.

Nachkriegszeit

Am 6. Mai 1947 wurde er von einem britischen Militärgericht in Venedig-Mestre wegen Kenntnis und Duldung von Geisel-Erschießungen in Süditalien nach 57 Verhandlungstagen zum Tod durch Erschießen verurteilt,[4] im Juli jedoch zu lebenslanger Haft begnadigt und in Werl ins Militärgefängnis verlegt. 1948 wurde die Haftstrafe auf 21 Jahre verkürzt. 1952 kam es jedoch bereits zu seiner vorzeitigen Entlassung, auch aufgrund seiner durch eine Krebserkrankung schlechten gesundheitlichen Verfassung.

Von 1952 bis 1960 war Kesselring dann Bundesführer des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. Dabei handelt es sich bei der Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg um eine Vereinigung nach Vorbild des vormaligen Stahlhelm. 1953 und 1955 veröffentlichte Kesselring seine Memoiren „Soldat bis zum letzten Tag“ und „Gedanken zum Zweiten Weltkrieg“. Eine Distanzierung von seinen Taten oder seiner bedingungslosen Loyalität zu Adolf Hitler erfolgte nicht. Am 16. Juli 1960 starb er in einem Sanatorium in Bad Nauheim an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Bergfriedhof in Bad Wiessee beigesetzt.

Rezeption

Wie erst in der 2004 erschienenen knapp 400-seitigen Monographie der Historikerin Kerstin von Lingen: Kesselrings letzte Schlacht. Kriegsverbrecherprozesse, Vergangenheitspolitik und Wiederbewaffnung eingehend herausgearbeitet wurde, hat die Nachkriegsöffentlichkeit in Deutschland die moralische Bewertung Kesselrings weitgehend einseitig zu seinen Gunsten vorgenommen.

Sie beschreibt im Detail, wie eine regelrechte Pressekampagne „Freiheit für Kesselring!“ für seine Begnadigung inszeniert wurde. Die FAZ etwa titelte: „Unschuldige kann man nicht amnestieren.“ Höhepunkt war eine Serie der Zeitschrift Stern, die 1951 mit dem Titel aufmachte „Nicht Gnade, sondern Recht“. Zugute gehalten wurde ihm vor allem die Sicherung von Kunstschätzen und die Deklaration Roms zur „Offenen Stadt“.

Verdrängt wurde die Auslöschung ganzer italienischer Dörfer, einschließlich Frauen, Kindern und Greisen, die auf den „Bandenbefehl“ vom 17. Juni 1944 hin begangen wurden. Im Deutschland Adenauers war das „Kraftfeld von Antikommunismus und Kaltem Krieg“ ihrer Ansicht nach wirksam zur Umdeutung „des Kriegsverbrechers zum Ehrenmann, der im Kerker schmachtete“.

Das begnadigende Entgegenkommen der alliierten Justiz, so ihr Befund, erzeugte den falschen Eindruck, eine „Siegerjustiz“ werde nun korrigiert. Der Rezensent der Frankfurter Rundschau urteilt, von Lingens Buch sei eine detailreiche, „hochdifferenzierte Studie, die dem Generalfeldmarschall historische Gerechtigkeit widerfahren lässt, ohne dem Kriegsverbrecher Kesselring das Geringste zu schenken“.

Sogar unter englischen und amerikanischen Kriegsteilnehmern genoss Kesselring als „Smiling Albert“ lange Zeit einen erstaunlich positiven Ruf, was möglicherweise auch darauf zurückzuführen ist, dass er aufgrund eines Nervenleidens nahezu ununterbrochen lächelte.

Auszeichnungen

Literatur

  • Friedrich Andrae: Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943–1945. München 1995.
  • Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung. Beck, München 1996.
  • Kerstin von Lingen: Kesselrings letzte Schlacht. Kriegsverbrecherprozesse, Vergangenheitspolitik und Wiederbewaffnung: der Fall Kesselring. Paderborn 2004.
  • Elmar Krautkrämer: Generalfeldmarschall Albert Kesselring. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Band 1. Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2, S. 121–129.
  • Gerhard Hirschfeld, Tobias Jersak (Hrsg.): Karrieren im Nationalsozialismus: Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz. Campus, Frankfurt am Main, New York 2004, ISBN 3-593-37156-1, S. 205–224.

Einzelnachweise

  1. [http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/aus_dem_archiv/galerie/00257/index.html?index=0&id=7&nr=3 Bundesarchiv -Öffentlichkeitsarbeit] (Link nicht abrufbar→redirect auf Hauptseite)
  2. Gerhard Schreiber: Das Ende des nordafrikanischen Feldzuges und der Krieg in Italien 1943 bis 1945. In: Karl-Heinz Frieser, Klaus Schmider, Klaus Schönherr, Gerhard Schreiber, Krisztián Ungváry, Bernd Wegner: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Im Auftrag des MGFA hrsg. von Karl-Heinz Frieser. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 1135ff.
  3. Gerhard Schreiber: Das Ende des nordafrikanischen Feldzuges und der Krieg in Italien 1943 bis 1945. In: Karl-Heinz Frieser, Klaus Schmider, Klaus Schönherr, Gerhard Schreiber, Krisztián Ungváry, Bernd Wegner: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Im Auftrag des MGFA hrsg. von Karl-Heinz Frieser. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 1157f.
  4. Rez. ZG: K. v. Lingen: Kesselrings letzte Schlacht - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher. Hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, 12. September 2005, abgerufen am 14. September 2010.
  5. a b c Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn, Berlin, S. 118
  6. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis, Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 438
  7. Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen bis 1945. Band 4. Württemberg II – Deutsches Reich. Zentralstelle für wissenschaftliche Ordenskunde, München 2001, ISBN 3-00-00-1396-2, S. 2441
VorgängerAmtNachfolger
Gerd von RundstedtOberbefehlshaber West

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