Online-Community und Schwerter zu Pflugscharen: Unterschied zwischen den Seiten
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'''"Schwerter zu Pflugscharen"''' wurde ab 1980 das Symbol einer staatsunabhängigen, "eigenständigen [[Friedensbewegung]]" in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. |
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Eine '''Online-Community''' [Plural: -Communitys] (auch virtuelle Gemeinschaft) im [[Internet]] versteht man als Plattform zur Begegnung zwischen [[Menschen]], die sich mittels dieser Plattform unterhalten und informieren. [[Community|Communitys]] leben von der Aktivität Ihrer [[Benutzer]] und der Attraktivität von Zusatzfunktionen (beispielsweise Spielen, Quiz, Gewinnspielen, Wettbewerben). Eine Community muss aufgebaut, gepflegt und betreut werden, so dass die Menschen sich wiederfinden und sich darauf freuen, sich in die Community [[Login|einzuloggen]]. |
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[[Image:Swords-Plowshares.jpg|thumb|right|300px|''Schwerter zu Pflugscharen'', Skulptur von Jewgeni W. Wutschetitsch 1959 auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York City]] |
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== Historische Entwicklung == |
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Der Text ist ein Zitat aus dem Buch des Propheten [[Micha (Buch)|Micha]], Kap. 4,3 bzw. aus [[Jesaja (Buch)|Jesaja]] 2,4: ''"Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."''; das Bild ist die Abbildung eines Denkmals von Jewgeni Wutschetitsch. Es steht sowohl in der [[Tretjakow-Galerie]] in Moskau wie auch als Geschenk der Sowjetunion auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York und zeigt einen muskulösen Heros, der im Sinne der [[Rüstungskonversion]] ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. |
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Im Jahre 1985 konstituierte sich in [[Sausalito]], San Francisco, Nordkalifornien, ein netzbasierter Debattierclub namens „The Well“ (the Whole Earth 'Lectronic Link). Deren Gründer Stewart Brand und Larry Brilliant schufen damit die Ur-Community des Netzes. Howard Rheingold verwendete als erster in seinem Buch den Begriff ‚virtuelle Gemeinschaften’, die heute als Online-, Net-, Cyber- oder E-Communitys bezeichnet werden. |
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Bei der Vorbereitung der ersten [[Friedensdekade]] 1980 hatte der damalige Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider dieses Symbol für einen Aufruf zu Buß- und Bittgottesdiensten ausgewählt und verbunden mit dem Motto ''"Frieden schaffen ohne Waffen".'' |
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== Bedeutung == |
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Eine Community bietet die grundlegenden Werkzeuge zur [[Kommunikation]] wie [[Webforum|Foren]], [[Chat]]systeme, Newsboard, [[Tauschbörse]]n, MatchMaking u.v.m. Je nach Zielgruppe werden die Funktionen abgestimmt und auf die Interessen der Benutzer zugeschnitten. Hierbei sind Rückmeldungen von Nutzern (Wünsche, Anfragen, Ideen) sinnvoll, da sie zur Steigerung der Attraktivität und Akzeptanz beitragen. |
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Da nicht damit gerechnet werden konnte, dass die DDR-Behörden eine Druckgenehmigung für Aufkleber oder Buttons erteilen würden, wurde das Zeichen auf Vliesstoff gedruckt. Dies galt als ''"textile Oberflächenveredelung"'' und brauchte keine Druckgenehmigung. Es traf die Friedenssehnsucht vor allem vieler Jugendlicher und wurde als Aufnäher auf Kleidungsstücken in Schule und Öffentlichkeit getragen. |
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Online-Communitys entwickeln sich vor allem dann erfolgreich, wenn ihre treibende Kraft nicht die Marketingidee eines großen Unternehmens ist, sondern sie aus sich selbst, also den Wünschen der Gemeinschaft zu wachsen verstehen. |
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Zunächst erfolgte kein Einspruch der Behörden. Immerhin waren Abbildungen des Denkmals auch im DDR-Geschichtsbuch für die 6. Klasse und im Jugendweihebuch 1975 abgedruckt. Ab November 1981 wurden Jugendliche aber gezwungen, die Aufnäher zu entfernen. Pädagogen und Polizisten schnitten sie aus Jacken heraus, wenn Jugendliche dies nicht freiwillig taten; oder die Kleidungsstücke wurden ganz beschlagnahmt. |
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Beispiele für funktionierende Communitys: |
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* [[Usenet]] |
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* [[DeviantART]] |
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* [[piranho]] |
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Die Aufnäherträger wurden mit massiven Vorwürfen konfrontiert: der undifferenzierte [[Pazifismus]] sei friedensfeindlich, die Aufnäher seien westliche Importe, schulfremdes Material, das Tragen sei verfassungsfeindlich, übe [[Wehrkraftzersetzung]] aus und sei gegen die staatliche [[Friedenspolitik]] gerichtet. Jugendliche, die sich nicht einschüchtern ließen, erfuhren Exmatrikulationen an Hoch- und Erweiterten Oberschulen, Strafversetzungen, Nichtzulassung zum Abitur, Verweigerung der gewünschten Lehrstelle, Schulverbot oder Hinderung beim Betreten ihres Betriebes. |
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Die meisten Online-Communities sind dem Grunde nach demokratisch organisiert, in Einzelnen zeichnet sich aber eine steigende Tendenz zu Hierarchisierung und Institutionen ab. Sogar gerichtsbarkeitsähnliche, parlamentarische oder polizeiähnliche Institutionen wurden - meist auf Wunsch der User - eingeführt. Insoweit wird auch eine Entwicklung zu "Gesetzen" und starren Regularien - oder wenigstens der Wunsch danach - erkennbar. Juristische Begriffe, wie "unzulässig", "Angeklagter" "unrechmäßig" usw. finden mit zunehmender Tendenz Verwendung in den Diskussionen. |
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Eine Beschreibung der damaligen Vorgänge, ihrer Vorgeschichte und Nachwirkungen enthält der Band: |
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== Untergruppen == |
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====Sci-Fi Community ==== |
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* Eine '''Sci-Fi Community''' ist im allgemeinen eine ''Online-Community'', die sich mit [[Science-Fiction]] beschäftigt. Es gibt diese Communities in den unterschiedlichsten Arten und Ausrichtungen, z.B. online als [[Foren]]-Community, als [[Chat]]-Community aber in Einzelfällen auch ''offline'', als Verein organisiert. Die meisten Sci-Fi Communities widmen sich einem oder einzelner Genres oder Serien. So gibt es z.B. [[Star Trek]] Communities oder [[Star Wars]] Communities als Subspezies der Sci-Fi Communities. Oft wird eine Vermischung von den Sci-Fi Fans der einzelnen Genres mit Unmut betrachtet, manche tolerieren dieses gar nicht. Zwischen den unterschiedlichen Sci-Fi Communities bricht da auch schonmal Streit aus, welche Serie und welcher Film denn nun die bessere Grundlage, Möglichkeit zur dort gezeigten realen Umsetzung in der Zukunft oder welche Ideologie die Beste sei. Reine Sci-Fi Communities, die sich ''allen'' Serien und Genres gleichermaßen widmen, sind deshalb wenig verbreitet, fühlen sich aber als Beispiel für die Prinzipien von Toleranz, Akzeptanz und Zusammenleben im interkulturellen Maßstab.Wie bei Communities üblich, werden die meisten auch hier [[ehrenamt]]lich von Fans betrieben und betreut und sind i.d.R. kostenlos. Es werden u.a. [[Event]]s abgehalten, wie [[Chatrollenspiel|Chatrollenspiele]], Quiz zu einzelnen Sci-Fi Themen, manche unternehmen auch online in Sci-Fi Online-Spielen Ausflüge oder es werden offline Treffen und Konventions veranstaltet, häufig sind hier die Schauspieler oder Autoren der Serien anzutreffen. |
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===== Beispiele ===== |
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* [http://www.st-city.de http://www.st-city.de]:Deutschsprachige Sci Fi Community mit mind. 120 Nutzern (Umfrage 8/2005) |
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* [http://www.trekzone.de http://www.trekzone.de]:Deutschsprachige Star Trek Community mit mind. 150 Nutzern (Umfrage 8/2005) |
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==Literatur== |
==Literatur== |
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*Uwe Koch (Hrsg.), ''20 Jahre Friedensdekade'', Frankfurt/Main und Bonn 2001 |
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==Weblinks== |
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* Rheingold, H.: Virtuelle Gemeinschaften: Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers, Bonn; Paris; Addison Wesley 1994; http://www.rheingold.com/vc/book/1.html |
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[http://www.friedensdekade.de Ökumenische Friedensdekade] |
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'''Siehe auch:''' [[Cybergesellschaft]] |
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* [http://www.jugendopposition.de/index.php?id=4 Friedensgemeinschaft Jena 1983 (Bundeszentrale für politische Bildund / Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.)] |
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[[Kategorie:Netzkultur]] |
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[[Kategorie:Science-Fiction]] |
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[[en:Virtual community]] |
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[[ar:مجتمع (انترنت)]] |
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[[simple:Virtual community]] |
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[[ja:仮想共同体]] |
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[[id:Komunitas maya]] |
Version vom 24. August 2005, 08:38 Uhr
"Schwerter zu Pflugscharen" wurde ab 1980 das Symbol einer staatsunabhängigen, "eigenständigen Friedensbewegung" in der DDR.

Der Text ist ein Zitat aus dem Buch des Propheten Micha, Kap. 4,3 bzw. aus Jesaja 2,4: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."; das Bild ist die Abbildung eines Denkmals von Jewgeni Wutschetitsch. Es steht sowohl in der Tretjakow-Galerie in Moskau wie auch als Geschenk der Sowjetunion auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York und zeigt einen muskulösen Heros, der im Sinne der Rüstungskonversion ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet.
Bei der Vorbereitung der ersten Friedensdekade 1980 hatte der damalige Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider dieses Symbol für einen Aufruf zu Buß- und Bittgottesdiensten ausgewählt und verbunden mit dem Motto "Frieden schaffen ohne Waffen".
Da nicht damit gerechnet werden konnte, dass die DDR-Behörden eine Druckgenehmigung für Aufkleber oder Buttons erteilen würden, wurde das Zeichen auf Vliesstoff gedruckt. Dies galt als "textile Oberflächenveredelung" und brauchte keine Druckgenehmigung. Es traf die Friedenssehnsucht vor allem vieler Jugendlicher und wurde als Aufnäher auf Kleidungsstücken in Schule und Öffentlichkeit getragen.
Zunächst erfolgte kein Einspruch der Behörden. Immerhin waren Abbildungen des Denkmals auch im DDR-Geschichtsbuch für die 6. Klasse und im Jugendweihebuch 1975 abgedruckt. Ab November 1981 wurden Jugendliche aber gezwungen, die Aufnäher zu entfernen. Pädagogen und Polizisten schnitten sie aus Jacken heraus, wenn Jugendliche dies nicht freiwillig taten; oder die Kleidungsstücke wurden ganz beschlagnahmt.
Die Aufnäherträger wurden mit massiven Vorwürfen konfrontiert: der undifferenzierte Pazifismus sei friedensfeindlich, die Aufnäher seien westliche Importe, schulfremdes Material, das Tragen sei verfassungsfeindlich, übe Wehrkraftzersetzung aus und sei gegen die staatliche Friedenspolitik gerichtet. Jugendliche, die sich nicht einschüchtern ließen, erfuhren Exmatrikulationen an Hoch- und Erweiterten Oberschulen, Strafversetzungen, Nichtzulassung zum Abitur, Verweigerung der gewünschten Lehrstelle, Schulverbot oder Hinderung beim Betreten ihres Betriebes.
Eine Beschreibung der damaligen Vorgänge, ihrer Vorgeschichte und Nachwirkungen enthält der Band:
Literatur
- Uwe Koch (Hrsg.), 20 Jahre Friedensdekade, Frankfurt/Main und Bonn 2001