Zum Inhalt springen

„Hermann Rauschning“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Gefälschte Gespräche
Zu den Fälschungen
Zeile 3: Zeile 3:
Nach der Übersiedlung in den [[Freistaat]] [[Danzig]] im Jahre [[1926]] trat Rauschning in die NSDAP ein. [[1932]] wurde er Vorsitzender des Danziger Lehrerbundes, vom [[20. Juni]] [[1933]] bis [[23. November]] [[1934]] war Rauschning [[Präsident]] des [[Danzig|Danziger]] [[Senat|Senats]]. Im Streit mit dem Danziger Gauleiter [[Albert Forster]] legte er sein Amt nieder und trat gleichzeitig aus der NSDAP aus. [[1936]] floh er in die Schweiz, siedelte [[1938]] nach Frankreich und [[1939|im Jahr darauf]] nach Großbritannien über, bis er sich [[1941]] als Farmer in [[Portland (Oregon)]] in den USA nieder.
Nach der Übersiedlung in den [[Freistaat]] [[Danzig]] im Jahre [[1926]] trat Rauschning in die NSDAP ein. [[1932]] wurde er Vorsitzender des Danziger Lehrerbundes, vom [[20. Juni]] [[1933]] bis [[23. November]] [[1934]] war Rauschning [[Präsident]] des [[Danzig|Danziger]] [[Senat|Senats]]. Im Streit mit dem Danziger Gauleiter [[Albert Forster]] legte er sein Amt nieder und trat gleichzeitig aus der NSDAP aus. [[1936]] floh er in die Schweiz, siedelte [[1938]] nach Frankreich und [[1939|im Jahr darauf]] nach Großbritannien über, bis er sich [[1941]] als Farmer in [[Portland (Oregon)]] in den USA nieder.


Aus Rauschnings Werk ''Gespräche mit Hitler'' wurde lange Zeit von Historikern umfangreich zitiert. 1985 veröffentlichte der Schweizer Geschichtslehrer Wolfgang Hänel aber das Geständnis des Presseagenten und Verlegers Imre Révész (alias Emery Reves), der den Exilanten Rauschning im Sommer 1939 in Zürich überredet hatte, seine Begegnungen mit Hitler mit möglichst vielen wörtlichen Zitaten aufzuschreiben. Dem kam der damals mittellose Rauschning nach, und es entstand ein Bestseller. Historikern wie Theodor Schieder war schon vorher aufgefallen, dass Rauschning mit Hitler keineswegs so eng befreundet war, wie er glauben machen wollte: Nur ganz wenige Begegnungen zwischen den beiden sind wirklich belegt, und alle fanden im öffentlichen Rahmen statt. Die Gespräche werden deshalb fast überall in der akademischen Forschung als Fälschung angesehen.
Aus Rauschnings Werk ''Gespräche mit Hitler'' wurde lange Zeit von Historikern umfangreich zitiert, u.a. in ''Hitler - Eine Biographie'' von [[Joachim Fest]]. Seit 1985 gilt allerdings asl sicher, dass Rauschning mit Hitler keineswegs so eng befreundet war, wie er glauben machen wollte: Nur ganz wenige Begegnungen zwischen Hitler und Rauschning sind wirklich belegt, und alle fanden im öffentlichen Rahmen statt. Die Gespräche werden deshalb überall in der akademischen Forschung als Fälschung angesehen, mit der sich der mittelose Exilant in Zürich eine Einkommensquelle erschloss. Auch wenn außeruniversitäre Historiker, z.B. [[Michael Hesemann]], der sonst vor allem mit Veröffentlichungen zum [[Heiliger Gral|Heiligen Gral]] in Erscheinung trat, in Rauschnings ''Gesprächen'' auch heute noch eine bedeutende Quelle sehen (Michael Hesemann, ''Hitlers Religion''), rät [[Ian Kershaw]] rät in seiner zweibändigen Hitler-Biographie, "ein Werk mit so geringer Authentizität am besten vollkommen zu ignorieren".


Bedeutender war Rauschnings Versuch einer [[Faschismus|Faschismustheorie]] aus konservativ-bürgerlicher Sicht, in der er den Nationalsozialismus als in seinem Wesenksern [[Nihilismus|nihilistisch]] als Folge der Entchristlichung der Gesellschaft erklärte.
Bedeutender war Rauschnings Versuch einer [[Faschismus|Faschismustheorie]] aus konservativ-bürgerlicher Sicht, in der er den Nationalsozialismus als in seinem Wesenksern [[Nihilismus|nihilistisch]] als Folge der Entchristlichung der Gesellschaft erklärte.
Zeile 17: Zeile 17:
== Über Rauschning ==
== Über Rauschning ==


* Neschke, Karla. "Der Musikwissenschaftler Hermann Rauschning (1887-1982): Ein Danziger Senatspräsident als Musikhistoriker der Stadt Danzig." In: ''Festschrift für Hermann Rauschning zum 110. Geburtstag.'' hg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau. 1999 (i. V.)
* ''Festschrift für Hermann Rauschning zum 110. Geburtstag.'' hg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau. 1999 (i. V.)
* ''Hermann Rauschning, Materialien und Beiträge zu einer politischen Biographie'', hg. v. Jürgen Hensel und Pia Nordblom, Fibre Verlag 2003 ISBN 3-929759-61-6
* Theodor Schieder, ''Hermann Rauschning "Gespräche mit Hitler" als Geschichtsquelle'', Westdeutscher Verlag Opladen 1972


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|118749331}}
* {{PND|118749331}}
* http://litek.ws/k0nsl/detox/Rauschning1.html (Genaueres zu den Fälschungen)


[[Kategorie:Mann|Rauschning, Hermann]]
[[Kategorie:Mann|Rauschning, Hermann]]

Version vom 21. August 2005, 13:02 Uhr

Dr. phil. Hermann Rauschning (*7. August 1887 in Thorn/Toruń; † Februar 1982 Portland, Oregon, USA) war ein deutscher Musikwissenschaftler, NSDAP-Politiker und Faschismus-Theoretiker

Nach der Übersiedlung in den Freistaat Danzig im Jahre 1926 trat Rauschning in die NSDAP ein. 1932 wurde er Vorsitzender des Danziger Lehrerbundes, vom 20. Juni 1933 bis 23. November 1934 war Rauschning Präsident des Danziger Senats. Im Streit mit dem Danziger Gauleiter Albert Forster legte er sein Amt nieder und trat gleichzeitig aus der NSDAP aus. 1936 floh er in die Schweiz, siedelte 1938 nach Frankreich und im Jahr darauf nach Großbritannien über, bis er sich 1941 als Farmer in Portland (Oregon) in den USA nieder.

Aus Rauschnings Werk Gespräche mit Hitler wurde lange Zeit von Historikern umfangreich zitiert. 1985 veröffentlichte der Schweizer Geschichtslehrer Wolfgang Hänel aber das Geständnis des Presseagenten und Verlegers Imre Révész (alias Emery Reves), der den Exilanten Rauschning im Sommer 1939 in Zürich überredet hatte, seine Begegnungen mit Hitler mit möglichst vielen wörtlichen Zitaten aufzuschreiben. Dem kam der damals mittellose Rauschning nach, und es entstand ein Bestseller. Historikern wie Theodor Schieder war schon vorher aufgefallen, dass Rauschning mit Hitler keineswegs so eng befreundet war, wie er glauben machen wollte: Nur ganz wenige Begegnungen zwischen den beiden sind wirklich belegt, und alle fanden im öffentlichen Rahmen statt. Die Gespräche werden deshalb fast überall in der akademischen Forschung als Fälschung angesehen.

Bedeutender war Rauschnings Versuch einer Faschismustheorie aus konservativ-bürgerlicher Sicht, in der er den Nationalsozialismus als in seinem Wesenksern nihilistisch als Folge der Entchristlichung der Gesellschaft erklärte.

Werke

  • Rauschning, Hermann. Musikgeschichte Danzigs. Dissertation Universität Danzig 1911
  • ders. Die Revolution des Nihilismus 1938 (in Auszügen abgedruckt in: Ernst Nolte (Hg.), Theorien über den Faschismus, Athenäum Verlag 1984, ISBN 3-7610-7248-1)
  • ders. Gespräche mit Hitler. Zürich/New York 1940
  • ders. Make and Break with Hitler. 1941
  • ders. Die Entdeutschung Westpreußens und Posens. Zehn Jahre polnische Politik, Verlag Reimar Hobbing, Berlin 1930
  • ders. (Hrsg.) Posener Drucke, erster Druck: Nicolaus Coppernicus aus Thorn. Über die Umdrehungen der Himmelskörper. Aus seinen Schriften und Briefen. Posen 1923

Über Rauschning

  • Festschrift für Hermann Rauschning zum 110. Geburtstag. hg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau. 1999 (i. V.)
  • Hermann Rauschning, Materialien und Beiträge zu einer politischen Biographie, hg. v. Jürgen Hensel und Pia Nordblom, Fibre Verlag 2003 ISBN 3-929759-61-6
  • Theodor Schieder, Hermann Rauschning "Gespräche mit Hitler" als Geschichtsquelle, Westdeutscher Verlag Opladen 1972