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Sammlung Orléans und Hollis Gentry: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Hollis Gentry III''' (* [[1954]] in [[Corpus Christi (Texas)]]; † [[5. September]] [[2006]]<ref>[http://www.netunes.com/hollis-gentry.htm Nachruf bei ''Netunes'']</ref>) war ein US-amerikanischer [[Saxophon]]ist, [[Musikproduzent]] und [[Komponist]] des [[Smooth Jazz]] und [[Latin Jazz]].
[[Datei:TitianDianaCallistoEdinburgh.jpg|miniatur|rechts| Diana und Kallisto (1556–1559), [[National Gallery of Scotland]], Edinburgh]]
[[Datei:Tizian 001.jpg|miniatur|rechts|Diana und Aktaion (1556–59), [[National Gallery of Scotland]], Edinburgh]]
Die '''Sammlung Orléans''' war eine der bedeutendsten [[Gemäldesammlung]]en des 18. Jahrhunderts.<ref>Louis-François Dubois de Saint-Gelais: Description des tableaux du Palais Royal avec la vie des peintres à la tête de leurs ouvrages, 1727 Genf. Angaben zu allen Werken finden sich im [http://piprod.getty.edu/starweb/pi/servlet.starweb Getty Provenance Index] (unter den “Archival Documents” nach „Orleans” suchen), abgerufen am 2. März 2011.</ref> Ihre rund 500 Gemälde, darunter insbesondere Hauptwerke der italienischen Schule, wurden von [[Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans]], zwischen 1715 und seinem Tod 1723 in Paris zusammengetragen. Neben den fürstlichen Gemäldesammlungen, wie sie in [[Gemäldegalerie_Alte_Meister|Dresden]], [[Museo_del_Prado|Madrid]] oder [[Schwedisches_Nationalmuseum|Stockholm]] geformt wurden, gilt sie als eine der wichtigsten Sammlungen europäischer Malerei.<ref>Nicholas Penny: ''The Sixteenth Century Italian Paintings. Volume II: Venice 1540-1600'', National Gallery Publications, London 2008, S. 461.</ref>


Hollis Gentry wuchs in [[San Diego]] auf und tourte nach seiner Graduierung mit R&B-Gruppen; 1972 trat er im Vorprogramm von [[Cannonball Adderley]] auf. 1980 erwarb er den Master in Musik an der der [[University of California, San Diego]]. Danach spielte er bei [[Bruce Cameron]]. Bekannt wurde er Mitte der 1980er Jahre in San Diego und im südlichen Kalifornien als Gründungsmitglied der Smooth-Jazz-Formation ''Fattburger''; daneben arbeitete er mit [[Joe Sample]], [[Stanley Clarke]], [[Nathan East]], [[Larry Carlton]], [[Nancy Wilson (Sängerin)|Nancy Wilson]], [[Barry White]], [[Freddie Hubbard]], [[Al Jarreau]], [[Thelma Houston]], [[Randy Crawford]], [[Alphonse Mouzon]], [[Rob Mullins]] und [[David Benoit]]. Unter eigenem Namen legte er die Alben ''Hollis Gentry's Neon'' und ''For the Record'' vor.
== Sammlungsgeschichte ==
===Die Sammlung in Prag, Stockholm und Rom===
Einen Kern der Sammlung Orléans bildet ein Konvolut von Gemälden aus der Sammlung [[Rudolf_II._(HRR)|Rudolf II.]] Diese Sammlung auf der [[Prager Burg]] enthielt unter anderen Werke, die bereits der Minister seines Großonkels [[Karl_V._(HRR)|Karl V.]], Kardinal [[Antoine_Perrenot_de_Granvelle|Granvelle]], im Laufe des 16. Jahrhunderts zusammentrug.<ref>Hugh Trevor-Roper: ''Princes and Artists, Patronage and Ideology at Four Habsburg Courts 1517-1633'', Thames & Hudson, London 1976, S. 112. Ein Werk, welches sich nachweislich in allen Sammlungen der Provenienzkette von Kardinal Granvelle bis zur National Gallery in London findet, ist Corregios Werk ''Venus mit Merkur und Cupido (Die Schule der Liebe)'', um 1525 (Inventarnummer: NG10).</ref>


Er war einer der Gründer des Musikunternehmens NETunes, in dem er Senior Vice President und [[A&R]] für Latin Jazz, World-Beat und [[Reggae]]-Musik war. Gentry erlitt 2005 einen schweren Autounfall; er starb Anfang September 2006 im Alter von 51 Jahren.
Teile der Sammlung Rudolf II. wurden im [[Dreißigjähriger_Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] die Beute schwedischer Truppen bei ihrer [[Prager_Kunstraub_1648|Besetzung von Prag]] im Jahr 1648.<ref>Nicholas Penny: ''The Sixteenth Century Italian Paintings. Volume II: Venice 1540-1600'', National Gallery Publications, London 2008, S. 463.</ref> Zusammen mit Bildern, die 1632 in München geraubt wurden bildeten sie einen Grundbestand der später in Stockholm vereinigten Gemälde. Aus dieser Sammlung entnahm [[Christina_(Schweden)|Christina von Schweden]] 70 bis 80 Gemälde und andere Kunstgegenstände, darunter rund 50 Bilder italienischer Meister, [[Statue]]n und [[Bildwirkerei|Wandteppiche]], als sie nach ihrer [[Abdikation|Abdankung]] 1654 Schweden verließ und sich schließlich nach ihrer [[Konversion_(Religion)|Konversion]] zum Katholizismus 1655 in Rom niederließ.<ref>Peter Watson: ''Wisdom and Strength, the Biography of a Renaissance Masterpiece'', Vintage, New York 1990, S. 127-129.</ref> In Rom erweiterte Christina von Schweden die Sammlung um weitere Meisterwerke, so etwa Bilder aus der [[Predella]] des von [[Raffael]] geschaffenen ''Altars der Familie Colonna'' (1504-1505, [[Metropolitan Museum of Art]], New York).<ref>Peter Watson: ''Wisdom and Strength, the Biography of a Renaissance Masterpiece'', Vintage, New York 1990, S. 127-129. Bilder der Predella werden heute im Metropolitan Museum of Art und in der National Gallery in London sowie in der [[Dulwich Picture Gallery]] verwahrt.</ref> Außerdem erhielt sie von anderen katholischen Regenten Bilder als Geschenk und verschenkte selbst Bilder. So ließ Erzherzog [[Leopold Wilhelm von Österreich]] ihr [[Tizian]]s ''Tod des Aktaion'' (1559-1575, [[National_Gallery_(London)|National Gallery]], London) überbringen.<ref>Nicholas Penny: ''The Sixteenth Century Italian Paintings. Volume II: Venice 1540-1600'', National Gallery Publications, London 2008, S. 255. Das Gemälde ist noch in [[David_Teniers_der_Jüngere|David Teniers d.J.]] Bild ''Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Galerie in Brüssel'' (ca. 1651, [[Kunsthistorisches Museum Wien]]) als Teil der Sammlung des Erzherzogs zu sehen.</ref> Christina wiederum übergab [[Philipp_IV._(Spanien)|Philipp IV.]] [[Albrecht Dürer]]s Tafeln ''[[Adam_und_Eva_(Dürer)|Adam und Eva]]'' (1507, [[Museo del Prado]]).


==Weblinks ==
Nach ihrem Tod 1689 übernahm ihr Erbe und Nachlassverwalter [[Decio_Azzolino_der_Jüngere|Kardinal Azzolino]] die Sammlung, doch starb dieser innerhalb von sechs Wochen nach ihrem Tod. Sein Neffe, Don Livio [[Odescalchi]] erbte daraufhin die Sammlung. Sie enthielt zu diesem Zeitpunkt 275 Gemälde, wovon 140 italienischen Meistern zugeschrieben wurden.<ref>Peter Watson: ''Wisdom and Strength, the Biography of a Renaissance Masterpiece'', Vintage, New York 1990, S. 170.</ref> Nach dessen Tod 1713 traten seine Erben in Verhandlung mit [[Pierre Crozat]], der als Unterhändler für Philippe II. de Bourbon fungierte. Der Handel wurde mit der Übergabe der Werke 1721 beschlossen, wobei die französischen Händler kritisierten, dass Königin Christina die Gemälde an den Rändern beschnitten habe.<ref>Peter Watson: ''Wisdom and Strength, the Biography of a Renaissance Masterpiece'', Vintage, New York 1990, S. 196-197.</ref>
*[[Scott Yanow]]: {{Allmusic|ID=p6489|Linktext=Fattburger}}

*[http://www.answers.com/topic/hollis-gentry-iii Porträt bei Anwers.com]
=== Die Sammlung in Paris===
*[http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=15653083 Informationen bei Find a Grave]
Philippe II. de Bourbon begann ab etwa 1715 intensiv mit der Sammlung von Gemälden und erwarb in diesem Zuge auch die Bilder von Christina von Schweden. 1715, beim Tode [[Ludwig XIV.]], wurde Philippe [[Régence|Regent]] für den minderjährigen [[Ludwig XV.]], bis dieser 1723 den Thron bestieg. In diese Phasen fallen nicht nur wichtige Ankäufe für die Gemäldesammlung, sondern Philipp bekam als Regent auch bedeutende Werke geschenkt. So erhielt er von [[Philipp_V._(Spanien)|Philipp V. von Spanien]] drei Werke Tizians aus dessen [[Tizian#Tizian_im_Dienst_der_Habsburger|Poesien-Folge]].<ref>Hugh Brigstocke: I''talian and Spanish Paintings in the National Gallery of Scotland'', 2. Auflage, National Galleries of Scotland, 1993 Edinburgh, S. 181. Konkret waren dies die nunmehr in Edinburgh konservierten Bilder ''Diana und Kallisto'' (1556–1559, National Gallery of Scotland) und ''Diana und Aktaion'' (1556–59, National Gallery of Scotland) sowie der ''Raub der Europa'' (1559-1562, [[Isabella_Stewart_Gardner_Museum]], Boston).</ref>

Nach dem Ankauf wurde die Sammlung Königin Christinas in Paris im [[Palais Royal]] gezeigt. Aus einem 1727 angefertigten Katalog der im Palais Royal ausgestellten Werke geht hervor, dass sich dort nur fünfzehn von seinem Vater, [[Philippe_I._de_Bourbon,_duc_d’Orléans|Philippe I. von Orléans]], geerbte Bilder befanden, während der überwiegende Teil auf die Sammlungsaktivitäten Philippe II. zurückging.<ref>Peter Watson: ''Wisdom and Strength, the Biography of a Renaissance Masterpiece'', Vintage, New York 1990, S. 185-186. Der Herzog erhielt zudem Werke aus dem Nachlass seiner Mutter, [[Henrietta_Anne_Stuart|Henrietta Stuart]] und vom Geliebten seines Vaters, dem Chevalier de Lorraine. Insgesamt soll Philippe damit mehr als 550 Gemälde (einschließlich [[Miniaturmalerei|Miniaturen]]) geerbt haben.</ref>

=== Die Sammlung in London===
Nach der Französischen Revolution verkaufte [[Louis-Philippe_II._Joseph_de_Bourbon,_duc_d’Orléans|Philippe Égalité]] die Sammlung. Der Großteil wurde von einem Londoner Käuferkonsortium um [[Francis_Egerton,_3._Duke_of_Bridgewater|Francis Egerton, Herzog von Bridgewater]] erworben. Der überwiegende Teil dieser Sammlung wiederum wurde im 19. Jahrhundert verstreut, auch wenn einzelnen Werkgruppen intakt geblieben sind.

=== Die Sammlung heute===
Die wichtigste dieser Nachfolgesammlungen ist der ''Sutherland Loan'' bzw. ''Bridgewater Loan'' mit 16 Gemälden aus der Sammlung Orléans, der als Dauerleihgabe des [[Duke_of_Sutherland|Herzogs von Sutherland]] in der [[National Gallery of Scotland|Nationalgalerie von Schottland]] öffentlich ausgestellt ist.<ref>Trustees of the National Gallery of Scotland, A Companion Guide to the National Gallery of Scotland, 2000, S. 32-35.</ref> Andere größere Bestände haben sich auf [[Castle Howard]] und in der [[National_Gallery_(London)|National Gallery]] in London erhalten.<ref>Penny (2007, S. 461) spricht von 25 Gemälden in der National Gallery, die auf die Sammlung Orléans zurückgehen. Vgl. Nicholas Penny: ''The Sixteenth Century Italian Paintings. Volume II: Venice 1540-1600'', National Gallery Publications, London 2008.</ref>

== Sammlungsbestand ==
Die Sammlung enthielt unter anderen die Werke ''Jupiter und Io'' sowie die ''Danaë'' von [[Antonio_da_Correggio|Correggio]], [[Rembrandts]] Werk ''Die Mühle'', von [[Tizian]] die Bilder ''Diana und Aktäon'', ''Diana und Callisto'', der ''Tod des Aktäon'' sowie die ''Venus Anadyomene''.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>


{{SORTIERUNG:Gentry, Hollis}}
<references />
[[Kategorie:Jazz-Saxophonist]]

[[Kategorie:Kunstsammlung]]
[[Kategorie:Komponist (Jazz)]]
[[Kategorie:Kunstgeschichte]]
[[Kategorie:Musikproduzent]]
[[Kategorie:Geschichte Frankreichs in der Frühen Neuzeit]]
[[Kategorie:US-amerikanischer Musiker]]
[[Kategorie:Geboren 1955]]
[[Kategorie:Gestorben 2006]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
[[en:Orleans Collection]]
|NAME=Gentry, Hollis
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Jazzmusiker
|GEBURTSDATUM=1955
|GEBURTSORT=[[Corpus Christi (Texas)]]
|STERBEDATUM=5. Sepetmber 2006
|STERBEORT=[[]]
}}

Version vom 8. März 2011, 17:43 Uhr

Hollis Gentry III (* 1954 in Corpus Christi (Texas); † 5. September 2006[1]) war ein US-amerikanischer Saxophonist, Musikproduzent und Komponist des Smooth Jazz und Latin Jazz.

Hollis Gentry wuchs in San Diego auf und tourte nach seiner Graduierung mit R&B-Gruppen; 1972 trat er im Vorprogramm von Cannonball Adderley auf. 1980 erwarb er den Master in Musik an der der University of California, San Diego. Danach spielte er bei Bruce Cameron. Bekannt wurde er Mitte der 1980er Jahre in San Diego und im südlichen Kalifornien als Gründungsmitglied der Smooth-Jazz-Formation Fattburger; daneben arbeitete er mit Joe Sample, Stanley Clarke, Nathan East, Larry Carlton, Nancy Wilson, Barry White, Freddie Hubbard, Al Jarreau, Thelma Houston, Randy Crawford, Alphonse Mouzon, Rob Mullins und David Benoit. Unter eigenem Namen legte er die Alben Hollis Gentry's Neon und For the Record vor.

Er war einer der Gründer des Musikunternehmens NETunes, in dem er Senior Vice President und A&R für Latin Jazz, World-Beat und Reggae-Musik war. Gentry erlitt 2005 einen schweren Autounfall; er starb Anfang September 2006 im Alter von 51 Jahren.

Einzelnachweise

  1. Nachruf bei Netunes