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Radieschen und Materia prima: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''materia prima''' (erste [[Materie]]), die auch „Urstoff“ genannt wird, ist ein [[Philosophie|philosophischer]] Begriff, der auf [[Aristoteles]] zurückgeht und in der Folge insbesondere in der [[Scholastik]] eine große Bedeutung erlangte.
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{{Taxobox
| Taxon_Name = Radieschen
| Taxon_WissName = Raphanus sativus ''subsp.'' sativus
| Taxon_Rang = Unterart
| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]]
| Taxon2_Name = Garten-Rettich
| Taxon2_WissName = Raphanus sativus
| Taxon2_Rang = Art
| Taxon3_Name = Rettiche
| Taxon3_WissName = Raphanus
| Taxon3_Rang = Gattung
| Taxon4_Name = Kreuzblütengewächse
| Taxon4_WissName = Brassicaceae
| Taxon4_Rang = Familie
| Taxon5_Name = Kreuzblütlerartige
| Taxon5_WissName = Brassicales
| Taxon5_Rang = Ordnung
| Taxon6_Name = Eurosiden II
| Taxon6_Rang = ohne
| Bild = radieschen.jpg
| Bildbeschreibung = Radieschen (''Raphanus sativus'' ssp. ''sativus'' 'David Welsus')
}}
[[Bild:Radishflower.JPG|thumb|250px|right|Radieschenblüte.]]
[[Bild:210704_radieschen-raphanus-sativus-marktware_1-640x480.jpg|thumb|250px|right|Radieschen (Marktware).]]
Das '''Radieschen''' (''Raphanus sativus'' subsp. ''sativus'') ist eine [[Nutzpflanze]] aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Kreuzblütengewächse]]. Der deutsche Name leitet sich von lat.
''radix'' = [[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]] ab.


Der Begriff geht zurück auf die philosophische Auffassung des [[Hylemorphismus]], wonach die konkreten materiellen Dinge durch Materie (''hyle'') und [[Form (Philosophie)|Form]] (''morphe'') konstruiert sind.
Die bis zu drei Zentimeter dicke [[Hypokotyl|Speicherknolle]] ist außen weinrot bis rot und schmeckt scharf.
Die „materia prima“ ''(hyle prote'') wird dabei als ein Grenzbegriff verstanden, der die reine Bestimmbarkeit ohne jede Bestimmung bezeichnet. Er steht im Gegensatz zur „materia secunda“, der schon geformten Materie. Die „materia prima“ ist nicht dinglich, sondern als ein metaphysisches Prinzip zu verstehen und stellt die Möglichkeitsbedingung dafür da, dass ein und dieselbe Form vervielfacht auftreten kann.
Der typische Geschmack des Radieschens wird durch ein [[Senföl]] verursacht, das bei Verletzung (durch Bearbeitung oder Anbeißen) aus den in der Pflanze enthaltenen [[Senfölglykoside]]n entsteht.


Aristoteles verwendet den Begriff der „materia prima“ in einem doppelten Sinne. Im Rahmen seiner in der ''[[Physik (Aristoteles)|Physik]]'' behandelten [[Naturphilosophie]] versteht er darunter das erste Substrat aller [[Naturkörper]], die der Ermöglichungsgrund ihrer Umwandlung in andere Körper ist. So interpretiert er etwa das Verdampfen des Wassers so, dass aus dem Element Wasser etwas zum Element Luft Gehöriges wird. Soll dies aber ein wirkliches Werden (''genesis'') der Luft aus dem Wasser sein, so darf das Wasser nicht seinem ganzen Seinsbestand nach aufhören zu sein und die Luft nicht „aus nichts" entstehen, sondern es muss ein beiden Zugrundeliegendes (''[[Hypokeimenon|hypokeimenon]]'') angenommen werden, das identisch vom „vergehenden" Wasser in die „entstehende" Luft übergeht. Eben dies ist die „materia prima“. Sie ist „das Erste einem jeden Zugrundeliegende (''hypokeimenon''), aus dem etwas als in ihm schon Vorhandenen wird“ (Phys. I 9, 192a)<ref>Übersetzung nach Hans Günther Zekl</ref>.
In Europa hat sich das Radieschen erst im 16. Jahrhundert etabliert, seine Herkunft ist allerdings unklar. Es verbreitete sich zuerst langsam in der französischen Küche und dann weiter in ganz Europa.<ref>Ruth Wagner: ''Radieschen''. Auf: ichkoche.at, 10. April 2008, http://www.ichkoche.at/Radieschen/Magazin/Ess-Genuss/Gemuese/index/html/11166, verifiziert am 26. Dezember 2009.</ref>


Im Rahmen der [[Metaphysik]] geht Aristoteles bei der Bestimmung der „materia prima“ nicht vom Entstehen und Vergehen aus. Sie ist dort die reine [[Potenz (Philosophie)|Potenz]], d.h. ein kategorial völlig unbestimmtes Seiendes. Im 7. Buch der ''[[Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]]'' bestimmt er diese Materie als das, „was an sich weder als etwas noch als Quantitatives, noch durch irgendeine andere der Aussageweisen bezeichnet wird, wodurch das Seiende bestimmt wird." Zur Begründung sagt Aristoteles: „Es gibt nämlich etwas, von dem eine jede dieser Bestimmungen ausgesagt wird und dessen Sein verschieden ist von jeder Bestimmung. Denn die anderen werden vom Wesen (''usia'') ausgesagt, dieses aber von der Materie“ (Met. Z 3, 1029a)<ref>Übersetzung nach Hermann Bonitz</ref>.
== Anbau ==
Aus­gangspunkt dieser Bestimmung ist die Struktur der Aussage, von der Aristoteles annimmt, dass sie die Struktur des wirklichen Seienden [[Widerspiegelungstheorie|wiedergibt]]. Im Satz werden nicht nur die Akzidentien von der Substanz, sondern auch die Substanz noch von etwas ausgesagt, wie in dem Satz: „Dies da ist Wasser“. Alle Prädikate werden letztlich ausgesagt von einem letzten nicht durch Kategorien Bestimmten aber durch diese Bestimmbaren ausgesagt, der ersten Materie.
Viele verschiedene Sorten sind als [[Saatgut]] im Handel erhältlich. Radieschen können als [[Zwischensaat]] oder in zweiter und dritter [[Fruchtfolge|Tracht]] gesät werden.


Ein von Aristoteles offen gelassenes und in der Philosophiegeschichte vielfach diskutiertes Problem war das Verhältnis der beiden Begriffe von der „materia prima“ - als Substrat des Werdens und als letztem Subjekt der Aussage.
[[Kompost]]düngung entspricht ihren Ansprüchen. Bei Unterdüngung bleiben die Knollen unterentwickelt, auch die [[Pflanzensamen|Samen]] von unterversorgten Pflanzen bilden beim Austreiben nur [[rudimentär]]e Knollen aus, Trockenheit wirkt sich negativ auf den Geschmack und die Konsistenz aus.
Die in der Scholastik versuchten widersprüchlichen Lösungen zur Bestimmung der „materia prima“ haben ihre Grundlage hauptsächlich darin, dass einseitig der Materiebegriff der aristotelischen ''Physik'' oder der ''Metaphysik'' zugrunde gelegt wurde. <ref>Vgl. Josef de Vries: Artikel ''Materie'' in: ''Grundbegriffe der Scholastik'', S. 65</ref>


== Literatur ==
Die Aussaat kann im Freiland ab März im Folientunnel erfolgen, bereits ab April kann geerntet werden. Bei warmem Frühlingswetter kann direkt ins Freiland gesät werden. Für Aussaaten ab Mai sollten Sommersorten gewählt werden.
=== Klassiker ===
* Aristoteles: [[Physik (Aristoteles)|Physik]] (insb. I,9)
* Aristoteles: [[Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]] (insb. VII,3)


=== Einführungen ===
Der Reihenabstand sollte bei der Aussaat sieben bis zehn Zentimeter, der Pflanzenabstand innerhalb einer Reihe fünf bis sieben Zentimeter betragen, damit sich die Wurzeln gut entwickeln können. Die Saatrille sollte etwa ein Zentimeter tief sein. Radieschen können auch zwischen den weiter auseinanderstehenden Reihen anderer Gemüse, mit denen sie eine gute Nachbarschaft bilden, gesät werden.
* [[Josef de Vries]]: Artikel ''Materie'' in: ''Grundbegriffe der Scholastik'', Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 3. Aufl. 1980


== Einzelnachweise ==
Die Keimzeit beträgt etwa eine Woche. Nach vier bis sechs Wochen kann geerntet werden.
<references/>


[[Kategorie:Metaphysik]]
Wartet man mit der [[Ernte]] zu lange, kann die [[Pflanzenknolle|Knolle]] verholzen und der [[Geschmack (Sinneseindruck)|Geschmack]] wird unangenehm.
[[Kategorie:Aristoteles]]


[[nl:Oerstof]]
85 Prozent der Radieschenernte von [[Deutschland]] wird um [[Schifferstadt]] im [[Rhein-Pfalz-Kreis]] geerntet.

=== Nachbarn in der Mischkultur ===
Radieschen vertragen sich mit unterschiedlichen Nachbarn, die direkt angrenzend wachsen, unterschiedlich gut. Ein wichtiger Faktor hierfür ist die [[Allelopathie]].
* Gute Nachbarn sind: [[Bohne]], [[Erbse]]n, [[Kapuzinerkresse]], [[Kohl]], [[Kopfsalat]], [[Gartenkresse]], [[Mangold]], [[Karotte|Möhre]], [[Spinat]], [[Tomate]]

* Schlechte Nachbarn sind: [[Gurke]], [[Wassermelone]]

== Sorten ==
Man unterscheidet zwischen klassischen frühen Sorten, die zur Frühjahrs- oder Herbstaussaat geeignet sind, und Sommerradieschen, die auch unter [[Photoperiodismus|Langtagsbedingungen]] Knollen bilden.

Nicht alle Radieschen sind rot: Die weiße Sorte „Eiszapfen“ erinnert an kleine [[Garten-Rettich#Systematik|Bierrettiche]] und wird häufig gekocht gegessen.

== Verzehr ==

In Scheiben oder Streifen geschnitten oder geraspelt werden die Knollen der Radieschen [[Rohkost|roh]] verzehrt. Sie können [[Salat (Speise)|Salaten]] beigemischt werden oder als [[Brot]]auflage dienen. [[Speisesalz|Salz]] mildert den etwas scharfen Geschmack. Weniger populär ist der Verzehr der Blätter roh als Salat oder gekocht zubereitet ähnlich wie Spinat.

=== Lagerung ===
Grundsätzlich sollten Radieschen möglichst frisch verzehrt werden. Haben die Wurzeln Dellen oder beginnen die Blätter zu welken, sind sie nicht mehr frisch.

Im [[Kühlschrank]] kann man Radieschen mehrere Tage lang frisch halten, wenn man das Laub vollständig entfernt und sie in eine kleine Menge [[Wasser]] legt oder in ein feuchtes Tuch einschlägt. Luftdicht verschlossene Behälter sind im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Vollständig vom Laub getrennte Radieschen halten sich im Kühlschrank noch länger, wenn man sie in einen lebensmitteltauglichen, absolut wasser- und luftdichten Plastikbeutel (wie Gefrierbeutel) ohne Lufteinschluss verpackt.

=== Nährwert ===

{| class="prettytable" width="65%" cellpadding="5" |
| align="center" style="background:#dddddd" colspan=4| '''100 g verzehrbarer Anteil enthalten etwa:'''
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Energie]]
| style="background:#E8E8FF" |14 [[kcal]] bzw. 57...61 [[Joule|kJ]]

| valign="top"| [[Protein|Eiweiß]]
|1,1 g
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Fett]]
| style="background:#E8E8FF" |0,1 [[g]]
| valign="top"| [[Kohlenhydrate]], verwertbar
|2,0 g
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Ballaststoffe]]
| style="background:#E8E8FF" |1,6 g
| valign="top"| [[Wasser]]
|94 g
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Natrium]]
| style="background:#E8E8FF" |17 [[Milligramm|mg]]
| valign="top"| [[Kalium]]
|225...255 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Calcium]]
| style="background:#E8E8FF" |34...35 mg
| valign="top"| [[Phosphor]]
|28 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Magnesium]]
| style="background:#E8E8FF" |8 mg
| valign="top"| [[Eisen]]
|1,2 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Fluor]]
| style="background:#E8E8FF" |0,10 mg
| valign="top"| [[Vitamin A]]
|4 [[µg]]
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Vitamin E]]
| style="background:#E8E8FF" |keine Daten
| valign="top"| [[Vitamin B1]]
|0,04 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Vitamin B2]]
| style="background:#E8E8FF" |0,04 mg
| valign="top"| [[Niacin]]
|0,2 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Vitamin B6]]
| style="background:#E8E8FF" |0,06 mg
| valign="top"| [[Vitamin C]]
|27...29 mg
|-
| style="background:#E8E8FF" valign="top"| [[Salicylsäure]]
| style="background:#E8E8FF" |1,24 mg
| valign="top"| &nbsp;
|&nbsp;
|-}
|-
|}

== Quellen ==

=== Einzelnachweise ===
<references />

=== Literatur ===
*Marie-Luise Kreuter: ''Der Biogarten''. 20. Auflage. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 2000, ISBN 3-405-15841-9
*Elmadfa et al.: ''Die große GU Nährwert-Kalorien-Tabelle''. 4. Auflage. Gräfe und Unzer, 2000, ISBN 3-7742-2948-1
*Ruth Wagner: ''Radieschen''. Auf: ichkoche.at, 10. April 2008, http://www.ichkoche.at/Radieschen/Magazin/Ess-Genuss/Gemuese/index/html/11166, verifiziert am 26. Dezember 2009.

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Radieschen}}

[[Kategorie:Kreuzblütengewächse]]
[[Kategorie:Wurzelgemüse]]

[[ar:فجل]]
[[bg:Репичка]]
[[ca:Rave]]
[[cs:Ředkvička]]
[[da:Radise]]
[[el:Ρεπάνι]]
[[en:Radish]]
[[eo:Rafano]]
[[es:Raphanus sativus]]
[[eu:Errefau]]
[[fi:Retiisi]]
[[fr:Radis]]
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[[ht:Radi]]
[[hu:Retek]]
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[[scn:Raphanus sativus]]
[[sco:Reefort]]
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[[sk:Reďkev siata]]
[[sr:Ротквица]]
[[sv:Rädisa]]
[[szl:Radiska]]
[[tl:Labanos]]
[[to:Lētisifoha]]
[[tr:Turp]]
[[uk:Редька]]
[[zh:萝卜]]
[[zh-min-nan:Chhài-thâu]]

Version vom 6. März 2011, 12:07 Uhr

Die materia prima (erste Materie), die auch „Urstoff“ genannt wird, ist ein philosophischer Begriff, der auf Aristoteles zurückgeht und in der Folge insbesondere in der Scholastik eine große Bedeutung erlangte.

Der Begriff geht zurück auf die philosophische Auffassung des Hylemorphismus, wonach die konkreten materiellen Dinge durch Materie (hyle) und Form (morphe) konstruiert sind. Die „materia prima“ (hyle prote) wird dabei als ein Grenzbegriff verstanden, der die reine Bestimmbarkeit ohne jede Bestimmung bezeichnet. Er steht im Gegensatz zur „materia secunda“, der schon geformten Materie. Die „materia prima“ ist nicht dinglich, sondern als ein metaphysisches Prinzip zu verstehen und stellt die Möglichkeitsbedingung dafür da, dass ein und dieselbe Form vervielfacht auftreten kann.

Aristoteles verwendet den Begriff der „materia prima“ in einem doppelten Sinne. Im Rahmen seiner in der Physik behandelten Naturphilosophie versteht er darunter das erste Substrat aller Naturkörper, die der Ermöglichungsgrund ihrer Umwandlung in andere Körper ist. So interpretiert er etwa das Verdampfen des Wassers so, dass aus dem Element Wasser etwas zum Element Luft Gehöriges wird. Soll dies aber ein wirkliches Werden (genesis) der Luft aus dem Wasser sein, so darf das Wasser nicht seinem ganzen Seinsbestand nach aufhören zu sein und die Luft nicht „aus nichts" entstehen, sondern es muss ein beiden Zugrundeliegendes (hypokeimenon) angenommen werden, das identisch vom „vergehenden" Wasser in die „entstehende" Luft übergeht. Eben dies ist die „materia prima“. Sie ist „das Erste einem jeden Zugrundeliegende (hypokeimenon), aus dem etwas als in ihm schon Vorhandenen wird“ (Phys. I 9, 192a)[1].

Im Rahmen der Metaphysik geht Aristoteles bei der Bestimmung der „materia prima“ nicht vom Entstehen und Vergehen aus. Sie ist dort die reine Potenz, d.h. ein kategorial völlig unbestimmtes Seiendes. Im 7. Buch der Metaphysik bestimmt er diese Materie als das, „was an sich weder als etwas noch als Quantitatives, noch durch irgendeine andere der Aussageweisen bezeichnet wird, wodurch das Seiende bestimmt wird." Zur Begründung sagt Aristoteles: „Es gibt nämlich etwas, von dem eine jede dieser Bestimmungen ausgesagt wird und dessen Sein verschieden ist von jeder Bestimmung. Denn die anderen werden vom Wesen (usia) ausgesagt, dieses aber von der Materie“ (Met. Z 3, 1029a)[2]. Aus­gangspunkt dieser Bestimmung ist die Struktur der Aussage, von der Aristoteles annimmt, dass sie die Struktur des wirklichen Seienden wiedergibt. Im Satz werden nicht nur die Akzidentien von der Substanz, sondern auch die Substanz noch von etwas ausgesagt, wie in dem Satz: „Dies da ist Wasser“. Alle Prädikate werden letztlich ausgesagt von einem letzten nicht durch Kategorien Bestimmten aber durch diese Bestimmbaren ausgesagt, der ersten Materie.

Ein von Aristoteles offen gelassenes und in der Philosophiegeschichte vielfach diskutiertes Problem war das Verhältnis der beiden Begriffe von der „materia prima“ - als Substrat des Werdens und als letztem Subjekt der Aussage. Die in der Scholastik versuchten widersprüchlichen Lösungen zur Bestimmung der „materia prima“ haben ihre Grundlage hauptsächlich darin, dass einseitig der Materiebegriff der aristotelischen Physik oder der Metaphysik zugrunde gelegt wurde. [3]

Literatur

Klassiker

Einführungen

  • Josef de Vries: Artikel Materie in: Grundbegriffe der Scholastik, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 3. Aufl. 1980

Einzelnachweise

  1. Übersetzung nach Hans Günther Zekl
  2. Übersetzung nach Hermann Bonitz
  3. Vgl. Josef de Vries: Artikel Materie in: Grundbegriffe der Scholastik, S. 65