Benutzer Diskussion:Rаven und Friedrich August von Hayek: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Friedrich August von Hayek''' (* [[8. Mai]] [[1899]] in [[Wien]]; † [[23. März]] [[1992]] in [[Freiburg im Breisgau]]) war ein [[österreich]]ischer Ökonom. Neben [[Ludwig von Mises]] war er im 20. Jahrhundert der wichtigste Vertreter der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule der Nationalökonomie]] und ein Verfechter des freien Marktes. |
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== Kurzbiographie == |
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Hayek studierte ab [[1918]] an der [[Universität Wien]] offiziell [[Rechtswissenschaft]], besuchte aber vor allem Kurse in Volkswirtschaftslehre und Psychologie. Mangelnde Berufsmöglichkeiten für Psychologen bewegten ihn dazu, seine ökonomischen Kenntnisse zu vertiefen, insbesondere bei seinem Doktorvater [[Friedrich von Wieser]]. |
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Hayek begeisterte sich anfänglich für die planwirtschaftlichen Vorstellungen [[Walther Rathenau]]s; infolge der Lektüre des Buches „Die Gemeinwirtschaft“ von [[Ludwig von Mises]] wandte er sich von sozialistischen Ideen ab. |
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Er war regelmäßiger Teilnehmer eines Privatseminars von Ludwig von Mises, als dessen Musterschüler er galt. Er [[Promotion (Doktor)|promovierte]] [[1923]]. |
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Ab [[1927]] leiteten sie gemeinsam das ''Österreichische Institut für Konjunkturforschung''. Hayek forschte, an Mises anschließend, besonders über die Theorie von [[Konjunktur]]schwankungen. [[1931]] wurde er an die [[London School of Economics and Political Science|London School of Economics]] berufen, wo er während der 30er- und 40er-Jahre als bedeutendster Vertreter der Österreichischen Schule und Opponent von [[John Maynard Keynes]] galt. [[1950]] wechselte er an die University of Chicago, [[1962]] nahm er eine Professur an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] an und wurde kurz darauf Vorstandsmitglied des Walter-Eucken-Instituts (siehe auch ''[[Freiburger Schule]]''). [[1967]] wurde er [[Emeritierung|emeritiert]], lehrte aber weiter bis [[1969]]. [[1974]] erhielt er den [[Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften|Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften]] (gemeinsam mit dem Schweden [[Gunnar Myrdal]]). Nach einer [[Honorarprofessor|Honorarprofessur]] an der [[Paris-Lodron-Universität Salzburg|Universität Salzburg]] kehrte er [[1977]] nach Freiburg zurück, wo er bis zu seinem Tod [[1992]] tätig war. [[1991]] wurde ihm die [[Presidential Medal of Freedom]], die höchste zivile Auszeichnung der USA, verliehen. Begraben ist er in [[Wien]]. |
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== Wichtigste Lehren == |
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Hallo Raven, bitte sieh davon ab deine gestrichene Stimme wieder von der Durchstreichung zu befreien. Du hast aktuell 10 Edits und das erfüllt nicht die Stimmberechtigungskriterien. Danke und MfG. --[[User:BLueFiSH.as|BLueFiSH]] [[User_talk:BLueFiSH.as|'''''?!''''']] 19:10, 12. Aug 2005 (CEST) |
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===Liberalismus=== |
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Hayek zählt zu den wichtigsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Wie in der liberalen/libertären Schule üblich, werden seine Lehren immer wieder kritisch gewürdigt und dienen vielen Wissenschaftlern als Basis für die Fortentwicklung des Liberalismus. |
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=== Anti-Sozialismus === |
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Sein gesamtes Leben lang galt Hayeks Aufmerksamkeit der Auseinandersetzung mit jeder Art von [[Sozialismus]]. Schon in den 1920er-Jahren argumentierte er, dass in einer arbeitsteiligen Gesellschaft auch das Wissen aufgeteilt sei und einzelne Planer das komplizierte System der Wirtschaft nicht bis ins Detail überblicken könnten, eine [[Zentralverwaltungswirtschaft]] also prinzipiell nicht funktionsfähig oder zumindest einer [[Marktwirtschaft]] weit unterlegen sei. Diese Theorie erweiterte er später um [[Anthropologie|anthropologische]], kulturelle und informationstheoretische Überlegungen (s. unten). |
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=== Gegner des Keynesianismus === |
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In den 30er Jahren war er Gegner des aufkommenden [[Keynesianismus]]. Hayeks [[Konjunkturtheorie]] zufolge war die [[Weltwirtschaftskrise]] nicht, wie [[John Maynard Keynes|Keynes]] behauptete, Folge von geringer Nachfrage, sondern von Fehlinvestitionen der Unternehmen und Banken, die wiederum Folge verfehlter staatlicher Geld- und Wirtschaftspolitik gewesen seien. Staatliche [[Intervention]]en auf dem freien Markt, wie Keynes sie forderte, seien also nicht die Lösung, sondern die Ursache der [[Wirtschaftskrise]]. Die [[Inflation]]spolitik vor [[1929]] habe den Zusammenbruch erst heraufbeschworen. Diese Lehren Hayeks fanden jedoch damals keine verbreitete Unterstützung. |
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=== „Der Weg zur Knechtschaft“ und die Mont Pèlerin Society === |
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[[1944]] erschien Hayeks ''The Road to Serfdom'' (dt. ''Der Weg zur Knechtschaft'') in England. In diesem Werk legte er da, dass der [[Nationalsozialismus]] in Deutschland und der [[Faschismus]] in Italien nicht – wie es sozialistische Intellektuelle behaupteten – eine Form der [[Kapitalismus|kapitalistischen]] [[Reaktion (Politik)|Reaktion]] waren, sondern „Weiterentwicklungen des Sozialismus“. Ziel des Buches war es laut Hayek, die damals gegen den [[Liberalismus]] tendierende Mehrheitsmeinung umzukehren und sie für die Gefahren des Sozialismus zu sensibilisieren. Hayeks Hauptargument ist, dass alle Arten von [[Sozialismus]], [[Kollektivismus]] und [[Planwirtschaft]] zwangsläufig in Widerspruch zu liberalen [[Individualrecht]]en und [[Rechtsstaat|rechtsstaatlichen Prinzipien]] geraten. Die [[Barbarei]] und [[Gewaltherrschaft]] in den [[Totalitarismus|totalitären]] Staaten – damals neben Deutschland und Italien vor allem die [[Sowjetunion]] – sei also nicht Folge von besonderer Boshaftigkeit der entsprechenden Völker, sondern die Umsetzung der sozialistischen Lehre einer geplanten Wirtschaft führe notwendig zu Unterdrückung, selbst wenn dies nicht die Absicht der Sozialisten war. Später erweiterte er diese Theorie und fügte hinzu, dass selbst staatliche Interventionen, die zunächst die Marktwirtschaft nicht prinzipiell in Frage stellen, langfristig zur Abschaffung der Freiheit führen würden. |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] sah Hayek die Chance für eine Renaissance des Liberalismus gekommen. [[1947]] gründete er die [[Mont Pèlerin Society]] als Plattform eines neuen Liberalismus. Teilnehmer der ersten Tagung waren neben Hayeks Freunden Mises und [[Karl Popper]] auch [[Ludwig Erhard]], [[Walter Eucken]] und [[Wilhelm Röpke]], die die [[Soziale Marktwirtschaft]] in Westdeutschland vorbereiteten. Die Schule des [[Ordoliberalismus]], damals auch [[Neoliberalismus]] genannt, fußte in Vielem auf Hayeks Theorien, entwickelte sie aber weiter. Hayek unterstützte anfangs auch die auf ordoliberalen Thesen beruhende [[Soziale Marktwirtschaft]], hielt sie aber spätestens ab Mitte der 60er Jahre für zu [[Interventionismus|interventionistisch]] und warnte anlässlich der deutschen Ausgabe des ''Wegs zur Knechtschaft'' von 1971 vor sozialistischen Tendenzen in der deutschen Wirtschaftspolitik. |
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Außer mit ökonomischen Fragen befasste sich Hayek nach dem Krieg vor allem mit informationstheoretischen, kulturtheoretischen und [[Rechtsphilosophie|rechtsphilosophischen]] Problemen. |
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=== Die „Anmaßung von Wissen“ === |
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Hayek schloss sich der Meinung der liberalen Klassiker [[Adam Smith]] und [[John Locke]] an, wonach wirtschaftliche Ordnung das unintendierte Resultat menschlichen Handelns ist (Prinzip der „[[Unsichtbare Hand|unsichtbaren Hand]]“). Die [[Zentralverwaltungswirtschaft]] sei insbesondere wegen der „Nichtzentralisierung alles relevanten Wissens“ über die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Individuen nicht durchführbar, das heißt die planende Stelle kann niemals über die [[Information]]en verfügen, die sie für eine vernünftige Planung benötigen würde. Nur der [[Marktwirtschaft|freie Markt]] bilde im [[Preissystem]] alle relevanten Informationen ab und führe zu sinnvollen [[Allokation]]en. Den „Sozialingenieuren“, die eine Gesellschaft auf dem Reißbrett planen wollen, warf er ''die Anmaßung von Wissen (pretense of knowledge)'' vor. So sollte später auch seine Rede zum Empfang des Nobelpreises heißen. |
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Er selbst aber schrieb zum 20jährigen Bestehen des Institutes of Economic Affairs im Jahre 1977: ''„Ich bin stets davon überzeugt gewesen, dass wir, so wir unsere wirtschaftliche und politische Freiheit behalten wollen, unsere Bemühungen auf die Bekehrung der Intellektuellen in ihrer Eigenschaft als Meinungsmacher richten müssen.“'' |
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=== Theorie der kulturellen Evolution === |
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Hayek erweiterte seine Sozialismuskritik um eine Theorie der [[Kultur|kulturellen]] [[Evolution]] und des menschlichen Zusammenlebens in [[Arbeitsteilung|arbeitsteiligen]] Gesellschaften. Nach Hayek sind [[Institution]]en nicht oder nur in geringem Maße Resultat menschlicher Gestaltung und Vernunft. [[Tradition]]en seien außerordentlich wirksam und würden von Sozialtheoretikern unterschätzt, während die Machbarkeit einer „idealen Gesellschaft“ überschätzt sei. |
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Hayek unterscheidet zwei Arten von Ordnungen: |
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#Eine ''spontane Ordnung'' („kosmos“), in der die Individuen ihre Ziele mit eigenen Mitteln verfolgen. Sie benötigt nach Hayek allein abstrakte Regeln, die in Form von ''Verboten'' formuliert sind und ''allgemeingültig'' sein müssen, also keinerlei Privilegien zulassen. |
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#Eine ''Organisation'' („taxis“) nennt Hayek dagegen das Resultat bewussten Entwurfes. Hier existieren konkrete Regeln, die in Form von ''Geboten'' formuliert sind. Die Verfolgung von individuellen Zielen mit eigenen Mitteln wird hier eingeschränkt, und oft gibt es eine vertikale [[Hierarchie]]. In einer Organisation wird [[Ergebnisgerechtigkeit]] zu Lasten der [[Regelgerechtigkeit]] durch [[Umverteilung]] erzeugt. Beispiele hierfür sind Planwirtschaften, aber auch etwa [[Unternehmen]] oder das [[Militär]]. Hayek weist darauf hin, dass in allen Gesellschaftsformen beide Arten von Ordnung und Regeln vorliegen. |
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Die Regeln unterliegen nun laut Hayek einer „kulturellen [[Evolution]]“. Die gewachsenen (abstrakten) Regeln seien kein Produkt der Vernunft, sondern hätten sich parallel zur Vernunft entwickelt und sich über Generationen bewährt. Diejenigen Gruppen, die abstrakte Regeln einführten, seien erfolgreicher (produktiver) als andere gewesen, insbesondere was die Produktion von Waffen angeht. Andere Gruppen seien dann verdrängt worden oder hätten die erfolgreichen Regeln übernommen. Die besten Regeln hätten sich so durch natürliche Evolution durchgesetzt. |
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Im Wunsch nach konkreten Geboten und Vorgaben, der dem Menschen unbewusst aus der vorneolithischen Zeit geblieben sei, sieht Hayek eine der größten Gefahren für die Freiheit. In diesem Punkt war Hayek einer Meinung mit seinem langjährigen Kollegen und Freund [[Karl Popper]], der in seinem Buch ''Die offene Gesellschaft und ihre Feinde'' ebenfalls die utopische Sozialwissenschaft und ihre Theorien der geplanten Gesellschaften (etwa bei [[Platon]] und den [[Marxismus|Marxisten]]) verwirft. Kollektivistische [[Utopie]]n und Entwürfe von „geschlossenen Gesellschaften“ (Popper) müssten in modernen Großgesellschaften an der Realität scheitern oder in Barbarei enden. |
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=== Rechtsphilosophie === |
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Eine freie Gesellschaft setzt also für Hayek die Dominanz einer Ordnung der ersten Art und abstrakter Regeln voraus. Er befürwortet demnach eine starke Einschränkung und präzise Definition staatlicher Handlungsmöglichkeiten durch die [[Verfassung]], um die Rechte des [[Individuum]]s zu schützen. Das Problem sei nicht, wer über wen herrsche, sondern wieviel Herrschaft die Herrschenden überhaupt ausüben dürfen. Reine [[Demokratie]] ohne Beschränkungen staatlichen Handelns lehnt er ab, weil diese ebenfalls zu Unterdrückung tendiere („totalitäre Demokratie“). Insofern mag man seine Vorstellung einer ''Verfassung der Freiheit'' als [[Nomokratie]] bezeichnen. Aufgabe des Staates sei dabei einzig der Schutz des [[Eigentum]]s und die Durchsetzung privat geschlossener Verträge. Für die Wirtschaftsordnung sei allein ein klar definierter und logischer institutioneller Rahmen nötig, alles weitere könnten die Menschen im Markt selbst organisieren. |
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== Wirkung == |
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Zwar gab es nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen grundsätzlich eine Rückkehr zum Liberalismus, aber Hayek erschienen die sozialistischen Tendenzen weiterhin als große Gefahr. Insbesondere der Keynesianismus, gegen den er sich in den 30ern nicht hatte durchsetzen können, setzte sich weltweit durch. In den 60ern kam es fast überall zu weiterer Ausdehnung staatlicher Wirtschaftstätigkeit. |
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Eine Wende brachte die [[Stagflation]] in der Krisenzeit Ende der 60er und Anfang der 70er. Dieses Phänomen konnte die keynesianische Schule nicht erklären, ihre durch Staatsausgaben künstlich erzeugte Nachfrage führte zu hoher Staatsverschuldung, ohne die gewünschten wirtschaftsbelebenden Effekte zu haben. So wuchs das Interesse an der Konjunkturtheorie Hayeks. Gleichzeitig kamen die wirtschaftsliberalen Theorien [[Milton Friedman|Milton Friedmans]] ([[Chicagoer Schule]]) auf, die sich in Teilen auf Hayek beriefen, so dass Hayek wieder zu größerer Bekanntheit gelangte. Dies gipfelte in der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 1974. |
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Praktische Anwendung fanden Hayeks Erkenntnisse in den 80ern in der Wirtschaftspolitik [[Ronald Reagan|Ronald Reagans]] („[[Reaganomics]]“) und [[Margaret Thatcher|Margaret Thatchers]] („[[Thatcherismus]]“). Unter den Politikern Deutschlands gehört u. a. [[Otto Graf Lambsdorff]] zu denen, die Hayeks Lehren berücksichtigen. Als deutlichste Bestätigung seines Werks erlebte Hayek den Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks 1989/90. |
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In jüngster Zeit berufen sich vor allem Befürworter des [[Technoliberalismus]] auf seine kritischen Analysen zum Patentsystem, das in der beschleunigten Informationstechnologie als zu starr scheint. |
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== Kritik == |
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Hayek wurde und wird von vielen verschiedenen Seiten mit sehr unterschiedlichen Argumenten kritisiert. |
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Sein Lehrer '''[[Ludwig von Mises]]''' war zwar stolz auf seinen Schüler, kritisierte aber vor allem in späteren Jahren Hayeks Abweichen vom [[Rationalismus]]. Dies betraf weniger Hayeks Ergebnisse als seine Methoden: Mises lehnte empirische Untersuchungen ab, und stritt stattdessen für eine rein logisch-deduktive Wirtschaftstheorie ([[Praxeologie]]). Dass Hayek auch irrationale Handlungsweisen berücksichtigte und praktische Bestätigung von Theorien verlangte, war Mises zuwider. Umgekehrt warf Hayek Mises bei aller Wertschätzung ein Übermaß an [[Dogmatismus]] vor. |
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Noch weiter gehen '''[[Libertarismus|Libertäre]]''' und [[Anarchokapitalismus|Anarchokapitalisten]]: Diese lehnen ''jede'' staatliche Tätigkeit ab, auch die von Hayek geforderten minimalen. Hayek habe zwar ganz recht, dass staatliche Interventionen zu Gewaltherrschaften tendieren, aber dies gelte auch für den Minimalstaat, den Hayek fordert. Er selbst sei damit zumindest ein halber Kollektivist. Ob Hayek diese Kritik ernst genommen hat, ist nicht bekannt. |
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Die allermeisten anderen Kritiker halten dagegen Hayek für zu dogmatisch-liberal. '''[[Karl Popper]]''' lehnte staatliche Interventionen nicht prinzipiell ab und setzte sich auch für soziale Tätigkeiten des Staates ein, die Hayek als illusionär und gefährlich ablehnte. Vor allem in den 80er Jahren kam es hier zu Differenzen; während etwa Popper die deutsche Regierung [[Helmut Schmidt|Schmidt]] unterstützte, sah Hayek die Bundesrepublik bereits seit 1970 auf dem Weg in den quasi-sozialistischen [[Wohlfahrtsstaat]]. |
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Zur generellen '''Kritik am [[Neoliberalismus]]''' siehe dort. |
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Speziell zu Hayeks Theorie der kulturellen Evolution wird sein '''Evolutionsoptimismus''' kritisiert. Es sei, so Kritiker, keineswegs sicher, dass sich immer die besten Regeln durchsetzen. Zudem wird Hayek vorgeworfen, mit seinem Ansatz prinzipiell [[Konservatismus|konservative]] Regeln zu bevorzugen. Hayek antwortet auf diese Kritik in dem Aufsatz ''[http://www.fahayek.org/index.php?article=177 Why I am not a Conservative]''. |
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Kritisiert wird auch Hayeks negative '''Sicht der Demokratie'''. Hayek sei hier zu [[Pessimismus|pessimistisch]] und rede mitunter antidemokratischen Vorurteilen das Wort. In seiner Behauptung, die [[Masse (Soziologie)|Massen]] würden sich leicht für den falschen Weg entscheiden, liege selbst eine unliberale Bevormundung. Anhänger Hayeks weisen dagegen auf die Gefahren der Massendemokratie hin, wie sie etwa auch [[José Ortega y Gasset]] (''Der Aufstand der Massen'') beschrieben habe. |
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== Werke == |
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* ''Der Weg zur Knechtschaft''. Olzog, München 2003. ISBN 3-789-28118-2 |
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** [http://www.zeit.de/archiv/1999/28/199928.jh-searle_hayek_.xml „Mein Jahrhundertbuch“] von [[John Rogers Searle|John R. Searle]] |
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** [http://www.liberalismus.at/Texte/schoeneberg.php Rezension] auf liberalismus.at |
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* ''Die Verfassung der Freiheit''. Mohr Siebeck, Tübingen 1991. ISBN 3-161-45844-3 |
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* ''Recht, Gesetz und Freiheit''. Mohr Siebeck, Tübingen 2003. ISBN 3-16-147878-9 |
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== Literatur == |
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* Andrew Gamble: ''Hayek – The Iron Cage of Liberty'', 1996, ISBN 0813331250 |
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== Zitate == |
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{{Wikiquote2|Friedrich August von Hayek|Friedrich Hayek}} |
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* ''Eine wirksame Verteidigung der Freiheit muss...notwendig unbeugsam, dogmatisch und doktrinär sein und darf keine Zugeständnisse an Zweckmäßigkeitserwägungen machen.'' |
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* ''Daß<!--sic!--> in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform.'' – (Friedrich August von Hayek, Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 11) |
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* ''Eine freie Gesellschaft benötigt eine bestimmte Moral, die sich letztlich auf die Erhaltung des Lebens beschränkt: nicht auf die Erhaltung allen Lebens, denn es könnte notwendig werden, das eine oder andere individuelle Leben zu opfern zugunsten der Rettung einer größeren Anzahl anderen Lebens. Die einzig gültigen moralischen Maßstäbe für die “Kalkulation des Lebens” können daher nur sein: das Privateigentum und der Vertrag.'' – (Interview mit von Hayek in: El Mercurio [Santiago de Chile], 19.4.1981). [http://www.uni-muenster.de/PeaCon/dgs-mills/mills-texte/Plehwe01.htm] |
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* ''Es gehen alle politischen Theorien davon aus, dass die meisten Menschen unwissend sind. Die Vertreter der Freiheit unterscheiden sich dadurch, dass sie zu den Unwissenden auch sich selbst zählen.'' |
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* ''Den Sozialisten in allen Parteien.'' – Widmung von „Der Weg zur Knechtschaft“ |
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* ''Mann mit großem Intellekt, aber einer begrenzten Kenntnis von ökonomischer Theorie.'' – Hayek über Keynes |
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*'' Armseliger Ökonom.'' (Hayek über Keynes) |
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* ''Ungleichheit ist nötig...Wenn wir garantieren, dass jedermann am Leben gehalten wird, der erst einmal geboren ist, werden wir sehr bald nicht mehr in der Lage sein, dieses Versprechen zu erfüllen'' – Hayek in einem Interview mit der Wirtschaftswoche, 1981 |
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* ''Die Theorie und Praxis der öffentlichen Finanzen ist beinahe vollkommen von dem Bestreben geformt worden, die auferlegte Last so weit wie möglich zu verschleiern und diejenigen, die sie letztlich zu tragen haben, so wenig wie möglich darauf aufmerksam zu machen. Es ist wahrscheinlich, daß die gesamte Komplexität der Steuerstruktur, die wir errichtet haben, weitgehend das Resultat der Bemühungen ist, die Bürger dazu zu überreden, der Regierung mehr zu geben, als wozu sie bei voller Faktenkenntnis bereit wären.'' |
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* ''Gegen die Überbevölkerung gibt es nur die eine Bremse, nämlich, dass sich nur die Völker erhalten und vermehren, die sich auch selbst ernähren können.'' |
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== Siehe auch == |
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* [[Neoliberalismus]] |
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* [[Ordoliberalismus]] |
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* [[Libertarismus]] |
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* [[Mont Pèlerin Society]] |
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* [[Liste von Ökonomen]] |
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* [[Liste der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften]] |
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* [[Homo oeconomicus]] |
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== Weblinks == |
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* {{PND|118547364}} |
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* [http://www.liberalismus.at/Geschichte/index.php?name=hayek Ausführliche Darstellung von Hayeks Leben und Werk] auf liberalismus.at (deutsch) |
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* [http://www.buecher.de/verteiler.asp?wea=1100737&site=http://www.buecher-spezial.de/faz/000000628/friedrich_august_von_hayek_000000628014.html Hans D. Barbier, Tradition der Freiheit und Herrschaft des Rechts] – eine „intellektuelle Biographie“ Friedrich August von Hayeks – Denkstationen des liberalen Sozialphilosophen (Buchbesprechung), Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.07.2000, S. 18) |
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* [http://www.freescholars.org/default_zone/fr/html/page1043.html Bibliography of Friedrich Hayek] |
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* [http://www.fff.org/freedom/0892b.asp Ein Nachruf] (Englisch) |
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* [http://www.nobel.se/economics/laureates/1974/index.html zum Nobelpreis](Englisch) |
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* [http://www.hayek.de Hayek-Gesellschaft eV] (Deutsch) |
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* [http://www.hayek-institut.at Hayek-Institut] in Österreich |
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* [http://www.mises.org/content/hayekbio.asp ausführliche Biographie und Bibliographie] von mises.org (Englisch) |
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[[Kategorie:Mann|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Ökonom (20. Jh.)|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Österreicher|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Wiener|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Geboren 1899|Hayek, Friedrich]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1992|Hayek, Friedrich]] |
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{{Personendaten| |
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NAME=Hayek, Friedrich |
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|ALTERNATIVNAMEN=von Hayek, Friedrich August |
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|KURZBESCHREIBUNG=Ökonom, Nobelpreisträger |
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|GEBURTSDATUM=[[8. Mai]] [[1899]] |
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|GEBURTSORT=[[Wien]] |
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|STERBEDATUM=[[23. März]] [[1992]] |
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|STERBEORT=[[Freiburg im Breisgau]] |
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[[bg:Фридрих Хайек]] |
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[[bn:ফ্রিদ্রিখ ফন হায়ক]] |
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[[cs:Friedrich Hayek]] |
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[[en:Friedrich Hayek]] |
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[[eo:Friedrich August VON HAYEK]] |
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[[es:Friedrich Hayek]] |
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[[fi:Friedrich von Hayek]] |
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[[fr:Friedrich Von Hayek]] |
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[[he:פרידריך האייק]] |
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[[it:Friedrich von Hayek]] |
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[[ja:フリードリヒ・ハイエク]] |
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[[ka:ჰაიეკი, ფრიდრიხ]] |
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[[ko:프리드리히 하이에크]] |
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[[nl:Friedrich von Hayek]] |
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[[no:Friedrich Hayek]] |
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[[pl:Friedrich Hayek]] |
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[[tr:Friedrich August von Hayek]] |
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[[vi:Friedrich Hayek]] |
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[[zh:弗里德里克·哈耶克]] |
Version vom 12. August 2005, 19:10 Uhr
Friedrich August von Hayek (* 8. Mai 1899 in Wien; † 23. März 1992 in Freiburg im Breisgau) war ein österreichischer Ökonom. Neben Ludwig von Mises war er im 20. Jahrhundert der wichtigste Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und ein Verfechter des freien Marktes.
Kurzbiographie
Hayek studierte ab 1918 an der Universität Wien offiziell Rechtswissenschaft, besuchte aber vor allem Kurse in Volkswirtschaftslehre und Psychologie. Mangelnde Berufsmöglichkeiten für Psychologen bewegten ihn dazu, seine ökonomischen Kenntnisse zu vertiefen, insbesondere bei seinem Doktorvater Friedrich von Wieser. Hayek begeisterte sich anfänglich für die planwirtschaftlichen Vorstellungen Walther Rathenaus; infolge der Lektüre des Buches „Die Gemeinwirtschaft“ von Ludwig von Mises wandte er sich von sozialistischen Ideen ab. Er war regelmäßiger Teilnehmer eines Privatseminars von Ludwig von Mises, als dessen Musterschüler er galt. Er promovierte 1923. Ab 1927 leiteten sie gemeinsam das Österreichische Institut für Konjunkturforschung. Hayek forschte, an Mises anschließend, besonders über die Theorie von Konjunkturschwankungen. 1931 wurde er an die London School of Economics berufen, wo er während der 30er- und 40er-Jahre als bedeutendster Vertreter der Österreichischen Schule und Opponent von John Maynard Keynes galt. 1950 wechselte er an die University of Chicago, 1962 nahm er eine Professur an der Universität Freiburg an und wurde kurz darauf Vorstandsmitglied des Walter-Eucken-Instituts (siehe auch Freiburger Schule). 1967 wurde er emeritiert, lehrte aber weiter bis 1969. 1974 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften (gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal). Nach einer Honorarprofessur an der Universität Salzburg kehrte er 1977 nach Freiburg zurück, wo er bis zu seinem Tod 1992 tätig war. 1991 wurde ihm die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA, verliehen. Begraben ist er in Wien.
Wichtigste Lehren
Liberalismus
Hayek zählt zu den wichtigsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Wie in der liberalen/libertären Schule üblich, werden seine Lehren immer wieder kritisch gewürdigt und dienen vielen Wissenschaftlern als Basis für die Fortentwicklung des Liberalismus.
Anti-Sozialismus
Sein gesamtes Leben lang galt Hayeks Aufmerksamkeit der Auseinandersetzung mit jeder Art von Sozialismus. Schon in den 1920er-Jahren argumentierte er, dass in einer arbeitsteiligen Gesellschaft auch das Wissen aufgeteilt sei und einzelne Planer das komplizierte System der Wirtschaft nicht bis ins Detail überblicken könnten, eine Zentralverwaltungswirtschaft also prinzipiell nicht funktionsfähig oder zumindest einer Marktwirtschaft weit unterlegen sei. Diese Theorie erweiterte er später um anthropologische, kulturelle und informationstheoretische Überlegungen (s. unten).
Gegner des Keynesianismus
In den 30er Jahren war er Gegner des aufkommenden Keynesianismus. Hayeks Konjunkturtheorie zufolge war die Weltwirtschaftskrise nicht, wie Keynes behauptete, Folge von geringer Nachfrage, sondern von Fehlinvestitionen der Unternehmen und Banken, die wiederum Folge verfehlter staatlicher Geld- und Wirtschaftspolitik gewesen seien. Staatliche Interventionen auf dem freien Markt, wie Keynes sie forderte, seien also nicht die Lösung, sondern die Ursache der Wirtschaftskrise. Die Inflationspolitik vor 1929 habe den Zusammenbruch erst heraufbeschworen. Diese Lehren Hayeks fanden jedoch damals keine verbreitete Unterstützung.
„Der Weg zur Knechtschaft“ und die Mont Pèlerin Society
1944 erschien Hayeks The Road to Serfdom (dt. Der Weg zur Knechtschaft) in England. In diesem Werk legte er da, dass der Nationalsozialismus in Deutschland und der Faschismus in Italien nicht – wie es sozialistische Intellektuelle behaupteten – eine Form der kapitalistischen Reaktion waren, sondern „Weiterentwicklungen des Sozialismus“. Ziel des Buches war es laut Hayek, die damals gegen den Liberalismus tendierende Mehrheitsmeinung umzukehren und sie für die Gefahren des Sozialismus zu sensibilisieren. Hayeks Hauptargument ist, dass alle Arten von Sozialismus, Kollektivismus und Planwirtschaft zwangsläufig in Widerspruch zu liberalen Individualrechten und rechtsstaatlichen Prinzipien geraten. Die Barbarei und Gewaltherrschaft in den totalitären Staaten – damals neben Deutschland und Italien vor allem die Sowjetunion – sei also nicht Folge von besonderer Boshaftigkeit der entsprechenden Völker, sondern die Umsetzung der sozialistischen Lehre einer geplanten Wirtschaft führe notwendig zu Unterdrückung, selbst wenn dies nicht die Absicht der Sozialisten war. Später erweiterte er diese Theorie und fügte hinzu, dass selbst staatliche Interventionen, die zunächst die Marktwirtschaft nicht prinzipiell in Frage stellen, langfristig zur Abschaffung der Freiheit führen würden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sah Hayek die Chance für eine Renaissance des Liberalismus gekommen. 1947 gründete er die Mont Pèlerin Society als Plattform eines neuen Liberalismus. Teilnehmer der ersten Tagung waren neben Hayeks Freunden Mises und Karl Popper auch Ludwig Erhard, Walter Eucken und Wilhelm Röpke, die die Soziale Marktwirtschaft in Westdeutschland vorbereiteten. Die Schule des Ordoliberalismus, damals auch Neoliberalismus genannt, fußte in Vielem auf Hayeks Theorien, entwickelte sie aber weiter. Hayek unterstützte anfangs auch die auf ordoliberalen Thesen beruhende Soziale Marktwirtschaft, hielt sie aber spätestens ab Mitte der 60er Jahre für zu interventionistisch und warnte anlässlich der deutschen Ausgabe des Wegs zur Knechtschaft von 1971 vor sozialistischen Tendenzen in der deutschen Wirtschaftspolitik.
Außer mit ökonomischen Fragen befasste sich Hayek nach dem Krieg vor allem mit informationstheoretischen, kulturtheoretischen und rechtsphilosophischen Problemen.
Die „Anmaßung von Wissen“
Hayek schloss sich der Meinung der liberalen Klassiker Adam Smith und John Locke an, wonach wirtschaftliche Ordnung das unintendierte Resultat menschlichen Handelns ist (Prinzip der „unsichtbaren Hand“). Die Zentralverwaltungswirtschaft sei insbesondere wegen der „Nichtzentralisierung alles relevanten Wissens“ über die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Individuen nicht durchführbar, das heißt die planende Stelle kann niemals über die Informationen verfügen, die sie für eine vernünftige Planung benötigen würde. Nur der freie Markt bilde im Preissystem alle relevanten Informationen ab und führe zu sinnvollen Allokationen. Den „Sozialingenieuren“, die eine Gesellschaft auf dem Reißbrett planen wollen, warf er die Anmaßung von Wissen (pretense of knowledge) vor. So sollte später auch seine Rede zum Empfang des Nobelpreises heißen. Er selbst aber schrieb zum 20jährigen Bestehen des Institutes of Economic Affairs im Jahre 1977: „Ich bin stets davon überzeugt gewesen, dass wir, so wir unsere wirtschaftliche und politische Freiheit behalten wollen, unsere Bemühungen auf die Bekehrung der Intellektuellen in ihrer Eigenschaft als Meinungsmacher richten müssen.“
Theorie der kulturellen Evolution
Hayek erweiterte seine Sozialismuskritik um eine Theorie der kulturellen Evolution und des menschlichen Zusammenlebens in arbeitsteiligen Gesellschaften. Nach Hayek sind Institutionen nicht oder nur in geringem Maße Resultat menschlicher Gestaltung und Vernunft. Traditionen seien außerordentlich wirksam und würden von Sozialtheoretikern unterschätzt, während die Machbarkeit einer „idealen Gesellschaft“ überschätzt sei.
Hayek unterscheidet zwei Arten von Ordnungen:
- Eine spontane Ordnung („kosmos“), in der die Individuen ihre Ziele mit eigenen Mitteln verfolgen. Sie benötigt nach Hayek allein abstrakte Regeln, die in Form von Verboten formuliert sind und allgemeingültig sein müssen, also keinerlei Privilegien zulassen.
- Eine Organisation („taxis“) nennt Hayek dagegen das Resultat bewussten Entwurfes. Hier existieren konkrete Regeln, die in Form von Geboten formuliert sind. Die Verfolgung von individuellen Zielen mit eigenen Mitteln wird hier eingeschränkt, und oft gibt es eine vertikale Hierarchie. In einer Organisation wird Ergebnisgerechtigkeit zu Lasten der Regelgerechtigkeit durch Umverteilung erzeugt. Beispiele hierfür sind Planwirtschaften, aber auch etwa Unternehmen oder das Militär. Hayek weist darauf hin, dass in allen Gesellschaftsformen beide Arten von Ordnung und Regeln vorliegen.
Die Regeln unterliegen nun laut Hayek einer „kulturellen Evolution“. Die gewachsenen (abstrakten) Regeln seien kein Produkt der Vernunft, sondern hätten sich parallel zur Vernunft entwickelt und sich über Generationen bewährt. Diejenigen Gruppen, die abstrakte Regeln einführten, seien erfolgreicher (produktiver) als andere gewesen, insbesondere was die Produktion von Waffen angeht. Andere Gruppen seien dann verdrängt worden oder hätten die erfolgreichen Regeln übernommen. Die besten Regeln hätten sich so durch natürliche Evolution durchgesetzt.
Im Wunsch nach konkreten Geboten und Vorgaben, der dem Menschen unbewusst aus der vorneolithischen Zeit geblieben sei, sieht Hayek eine der größten Gefahren für die Freiheit. In diesem Punkt war Hayek einer Meinung mit seinem langjährigen Kollegen und Freund Karl Popper, der in seinem Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde ebenfalls die utopische Sozialwissenschaft und ihre Theorien der geplanten Gesellschaften (etwa bei Platon und den Marxisten) verwirft. Kollektivistische Utopien und Entwürfe von „geschlossenen Gesellschaften“ (Popper) müssten in modernen Großgesellschaften an der Realität scheitern oder in Barbarei enden.
Rechtsphilosophie
Eine freie Gesellschaft setzt also für Hayek die Dominanz einer Ordnung der ersten Art und abstrakter Regeln voraus. Er befürwortet demnach eine starke Einschränkung und präzise Definition staatlicher Handlungsmöglichkeiten durch die Verfassung, um die Rechte des Individuums zu schützen. Das Problem sei nicht, wer über wen herrsche, sondern wieviel Herrschaft die Herrschenden überhaupt ausüben dürfen. Reine Demokratie ohne Beschränkungen staatlichen Handelns lehnt er ab, weil diese ebenfalls zu Unterdrückung tendiere („totalitäre Demokratie“). Insofern mag man seine Vorstellung einer Verfassung der Freiheit als Nomokratie bezeichnen. Aufgabe des Staates sei dabei einzig der Schutz des Eigentums und die Durchsetzung privat geschlossener Verträge. Für die Wirtschaftsordnung sei allein ein klar definierter und logischer institutioneller Rahmen nötig, alles weitere könnten die Menschen im Markt selbst organisieren.
Wirkung
Zwar gab es nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen grundsätzlich eine Rückkehr zum Liberalismus, aber Hayek erschienen die sozialistischen Tendenzen weiterhin als große Gefahr. Insbesondere der Keynesianismus, gegen den er sich in den 30ern nicht hatte durchsetzen können, setzte sich weltweit durch. In den 60ern kam es fast überall zu weiterer Ausdehnung staatlicher Wirtschaftstätigkeit. Eine Wende brachte die Stagflation in der Krisenzeit Ende der 60er und Anfang der 70er. Dieses Phänomen konnte die keynesianische Schule nicht erklären, ihre durch Staatsausgaben künstlich erzeugte Nachfrage führte zu hoher Staatsverschuldung, ohne die gewünschten wirtschaftsbelebenden Effekte zu haben. So wuchs das Interesse an der Konjunkturtheorie Hayeks. Gleichzeitig kamen die wirtschaftsliberalen Theorien Milton Friedmans (Chicagoer Schule) auf, die sich in Teilen auf Hayek beriefen, so dass Hayek wieder zu größerer Bekanntheit gelangte. Dies gipfelte in der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 1974. Praktische Anwendung fanden Hayeks Erkenntnisse in den 80ern in der Wirtschaftspolitik Ronald Reagans („Reaganomics“) und Margaret Thatchers („Thatcherismus“). Unter den Politikern Deutschlands gehört u. a. Otto Graf Lambsdorff zu denen, die Hayeks Lehren berücksichtigen. Als deutlichste Bestätigung seines Werks erlebte Hayek den Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks 1989/90.
In jüngster Zeit berufen sich vor allem Befürworter des Technoliberalismus auf seine kritischen Analysen zum Patentsystem, das in der beschleunigten Informationstechnologie als zu starr scheint.
Kritik
Hayek wurde und wird von vielen verschiedenen Seiten mit sehr unterschiedlichen Argumenten kritisiert.
Sein Lehrer Ludwig von Mises war zwar stolz auf seinen Schüler, kritisierte aber vor allem in späteren Jahren Hayeks Abweichen vom Rationalismus. Dies betraf weniger Hayeks Ergebnisse als seine Methoden: Mises lehnte empirische Untersuchungen ab, und stritt stattdessen für eine rein logisch-deduktive Wirtschaftstheorie (Praxeologie). Dass Hayek auch irrationale Handlungsweisen berücksichtigte und praktische Bestätigung von Theorien verlangte, war Mises zuwider. Umgekehrt warf Hayek Mises bei aller Wertschätzung ein Übermaß an Dogmatismus vor.
Noch weiter gehen Libertäre und Anarchokapitalisten: Diese lehnen jede staatliche Tätigkeit ab, auch die von Hayek geforderten minimalen. Hayek habe zwar ganz recht, dass staatliche Interventionen zu Gewaltherrschaften tendieren, aber dies gelte auch für den Minimalstaat, den Hayek fordert. Er selbst sei damit zumindest ein halber Kollektivist. Ob Hayek diese Kritik ernst genommen hat, ist nicht bekannt.
Die allermeisten anderen Kritiker halten dagegen Hayek für zu dogmatisch-liberal. Karl Popper lehnte staatliche Interventionen nicht prinzipiell ab und setzte sich auch für soziale Tätigkeiten des Staates ein, die Hayek als illusionär und gefährlich ablehnte. Vor allem in den 80er Jahren kam es hier zu Differenzen; während etwa Popper die deutsche Regierung Schmidt unterstützte, sah Hayek die Bundesrepublik bereits seit 1970 auf dem Weg in den quasi-sozialistischen Wohlfahrtsstaat.
Zur generellen Kritik am Neoliberalismus siehe dort.
Speziell zu Hayeks Theorie der kulturellen Evolution wird sein Evolutionsoptimismus kritisiert. Es sei, so Kritiker, keineswegs sicher, dass sich immer die besten Regeln durchsetzen. Zudem wird Hayek vorgeworfen, mit seinem Ansatz prinzipiell konservative Regeln zu bevorzugen. Hayek antwortet auf diese Kritik in dem Aufsatz Why I am not a Conservative.
Kritisiert wird auch Hayeks negative Sicht der Demokratie. Hayek sei hier zu pessimistisch und rede mitunter antidemokratischen Vorurteilen das Wort. In seiner Behauptung, die Massen würden sich leicht für den falschen Weg entscheiden, liege selbst eine unliberale Bevormundung. Anhänger Hayeks weisen dagegen auf die Gefahren der Massendemokratie hin, wie sie etwa auch José Ortega y Gasset (Der Aufstand der Massen) beschrieben habe.
Werke
- Der Weg zur Knechtschaft. Olzog, München 2003. ISBN 3-789-28118-2
- „Mein Jahrhundertbuch“ von John R. Searle
- Rezension auf liberalismus.at
- Die Verfassung der Freiheit. Mohr Siebeck, Tübingen 1991. ISBN 3-161-45844-3
- Recht, Gesetz und Freiheit. Mohr Siebeck, Tübingen 2003. ISBN 3-16-147878-9
Literatur
- Andrew Gamble: Hayek – The Iron Cage of Liberty, 1996, ISBN 0813331250
Zitate
- Eine wirksame Verteidigung der Freiheit muss...notwendig unbeugsam, dogmatisch und doktrinär sein und darf keine Zugeständnisse an Zweckmäßigkeitserwägungen machen.
- Daß in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann, ist der entscheidende Grund, weshalb die Marktwirtschaft mehr leistet als irgendeine andere Wirtschaftsform. – (Friedrich August von Hayek, Freiburger Studien, Tübingen 1969, S. 11)
- Eine freie Gesellschaft benötigt eine bestimmte Moral, die sich letztlich auf die Erhaltung des Lebens beschränkt: nicht auf die Erhaltung allen Lebens, denn es könnte notwendig werden, das eine oder andere individuelle Leben zu opfern zugunsten der Rettung einer größeren Anzahl anderen Lebens. Die einzig gültigen moralischen Maßstäbe für die “Kalkulation des Lebens” können daher nur sein: das Privateigentum und der Vertrag. – (Interview mit von Hayek in: El Mercurio [Santiago de Chile], 19.4.1981). [1]
- Es gehen alle politischen Theorien davon aus, dass die meisten Menschen unwissend sind. Die Vertreter der Freiheit unterscheiden sich dadurch, dass sie zu den Unwissenden auch sich selbst zählen.
- Den Sozialisten in allen Parteien. – Widmung von „Der Weg zur Knechtschaft“
- Mann mit großem Intellekt, aber einer begrenzten Kenntnis von ökonomischer Theorie. – Hayek über Keynes
- Armseliger Ökonom. (Hayek über Keynes)
- Ungleichheit ist nötig...Wenn wir garantieren, dass jedermann am Leben gehalten wird, der erst einmal geboren ist, werden wir sehr bald nicht mehr in der Lage sein, dieses Versprechen zu erfüllen – Hayek in einem Interview mit der Wirtschaftswoche, 1981
- Die Theorie und Praxis der öffentlichen Finanzen ist beinahe vollkommen von dem Bestreben geformt worden, die auferlegte Last so weit wie möglich zu verschleiern und diejenigen, die sie letztlich zu tragen haben, so wenig wie möglich darauf aufmerksam zu machen. Es ist wahrscheinlich, daß die gesamte Komplexität der Steuerstruktur, die wir errichtet haben, weitgehend das Resultat der Bemühungen ist, die Bürger dazu zu überreden, der Regierung mehr zu geben, als wozu sie bei voller Faktenkenntnis bereit wären.
- Gegen die Überbevölkerung gibt es nur die eine Bremse, nämlich, dass sich nur die Völker erhalten und vermehren, die sich auch selbst ernähren können.
Siehe auch
- Neoliberalismus
- Ordoliberalismus
- Libertarismus
- Mont Pèlerin Society
- Liste von Ökonomen
- Liste der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften
- Homo oeconomicus
Weblinks
- Vorlage:PND
- Ausführliche Darstellung von Hayeks Leben und Werk auf liberalismus.at (deutsch)
- Hans D. Barbier, Tradition der Freiheit und Herrschaft des Rechts – eine „intellektuelle Biographie“ Friedrich August von Hayeks – Denkstationen des liberalen Sozialphilosophen (Buchbesprechung), Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.07.2000, S. 18)
- Bibliography of Friedrich Hayek
- Ein Nachruf (Englisch)
- zum Nobelpreis(Englisch)
- Hayek-Gesellschaft eV (Deutsch)
- Hayek-Institut in Österreich
- ausführliche Biographie und Bibliographie von mises.org (Englisch)
Personendaten | |
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NAME | Hayek, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | von Hayek, Friedrich August |
KURZBESCHREIBUNG | Ökonom, Nobelpreisträger |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1899 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 23. März 1992 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |