Neue deutsche literatur und Haftanstalt Mathildenstraße: Unterschied zwischen den Seiten
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Die '''Haftanstalt Mathildenstraße''' war eine zum [[Landgericht Dresden]] gehörende Haftanstalt (''Dresdner Gefangenenanstalt II''). Die Haftanstalt in [[Dresden]] lag in der Pillnitzer Straße, der Eingang war zur Mathildenstraße. Von 1933 bis 1945 wurden hier deutsche und tschechoslowakische [[Antifaschist]]en gefangen gehalten und gefoltert, darunter der Arbeiterfunktionär [[Arthur Weineck]]. 1933/34 war sie eine Zwischenstation für Gefangene, die von dort aus ins [[KZ Hohnstein]] deportiert wurden. Bei den [[Luftangriffe auf Dresden|Luftangriffen auf Dresden]] im Februar 1945 wurde das Gerichtsgebäude mit der Haftanstalt zerstört. |
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{{Infobox Publikation |
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|titel = neue deutsche literatur |
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|bild = [[Bild:Ndl_554.jpg|thumb|right|''ndl'' Nr. 554 (letzte im Aufbau-Verlag erschienene Ausgabe)]] |
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|beschreibung = deutsche Literaturzeitschrift |
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|fachgebiet = Germanistik |
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|sprache = deutsch |
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|verlag = |
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|land = DDR |
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|erstausgabe_tag = |
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|erstausgabe_jahr = 1952 |
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|einstellung_tag = Dezember |
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|einstellung_jahr = 2004 |
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|erscheint = monatlich |
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|auflage_zahl = |
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|chefred = [[Willi Bredel]], [[Franz Carl Weiskopf]] u. a. |
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|herausgeber = Deutscher Schriftstellerverband (DSV) |
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|geschäftsführer = |
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|weblink = |
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|issn = 0028-3150 |
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'''neue deutsche literatur''' (Abkürzung '''ndl''') ist eine [[1952]]–[[2004]] erschienene [[Literaturzeitschrift]], die zusammen mit ''[[Sinn und Form]]'' eine der wichtigsten Zeitschriften dieser Art in der [[DDR]] war. |
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Volkstümlich wurde die Haftanstalt als „Mathildenschlößchen“ oder „Mathilde“ bezeichnet. |
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== Geschichte == |
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=== 1952–1989 === |
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Gegründet wurde die ''ndl'' vom [[Deutscher Schriftstellerverband|Deutschen Schriftstellerverband]] (DSV), der sie erstmals Ende 1952 und ab Januar 1953 monatlich herausgab. Gründungschefredakteure waren die Romanciers [[Willi Bredel]] und [[Franz Carl Weiskopf|F. C. Weiskopf]]. Der Fokus lag auf DDR-Literatur, westdeutsche Texte durften nicht im krassen Widerspruch zur [[Leninismus|marxistisch-leninistischen]] Theorie stehen. Ähnlich wie ''Sinn und Form'' war auch die ''ndl'' von Auseinandersetzungen mit der Kulturpolitik der DDR gekennzeichnet: |
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Heute erinnert eine Gedenkstele von [[Johannes Peschel]] aus dem Jahr 1975 an die Gefangenenanstalt. Sie steht am ehemaligen Standort der Haftanstalt, wobei sie im August 2009 wegen Bauarbeiten von der Pillnitzer Straße, Ecke Gerichtsstaße an die Einmündung der Ritschelstraße in die Pillnitzer Straße versetzt wurde. Das Denkmal besteht aus einer dreikantigen Sandsteinstele mit Schriftbandplatten aus Beton. |
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* Im Mai 1953 veröffentlichte zum Beispiel [[Heinar Kipphardt]] das Gedicht ''Nocturno'', woraufhin ihm „[[Formalismus]]“ vorgeworfen wurde. Im Dezemberheft desselben Jahres druckte die Redaktion eine selbstkritische Stellungnahme zu ihrer Arbeit. |
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* Als der ''Deutsche Schriftstellerverband'' 1973 in ''Schriftstellerverband der DDR'' umbenannt und auch eine Umbenennung der Zeitschrift erwogen wurde, plädierte [[Anna Seghers]] für den Beibehalt des Namens „ndl“. |
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* Gegen die Ausbürgerung [[Wolf Biermann]]s 1976 protestierten viele namhafte Schriftsteller. Dies führte zu einer Spaltung der Autorenschaft, unter der auch die ''ndl'' zu leiden hatte. |
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== Literatur == |
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Die Auflagenzahl, die zwischen 8.000 und 10.000 schwankte, erreichte Ende 1989 mit 11.500 ihren Höchstwert. |
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* ''Stadtlexikon Dresden A–Z''. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-364-00300-9. |
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* ''Kunst im öffentlichen Raum''. Informationsbroschüre der Landeshauptstadt Dresden, Dezember 1996. |
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[[Kategorie:Ehemaliges Gebäude in Dresden]] |
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=== 1990–2004 === |
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Als Folge der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] löste sich der ''Schriftstellerverband der DDR'' Ende 1990 auf. Neuer Träger wurde der [[Aufbau-Verlag]], in dem die ''ndl'' bereits seit 1956 erschien. Nach dessen Privatisierung durch den Verleger [[Bernd F. Lunkewitz]] wurde die Zeitschrift zwar weitergeführt, aber die Zahl der jährlichen Ausgaben auf sechs halbiert. Im Laufe der 1990er Jahre ging auch die Auflage immer mehr zurück – zum Zeitpunkt des 50-jährigen Jubiläums im Januar 2003 lag sie bei 3.000 Exemplaren. |
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Mit einem Wechsel zum [[Verlag Schwartzkopff Buchwerke]] im Mai 2004 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der ''ndl''. Der Verlag ersetzte den bisherigen Untertitel „Zeitschrift für deutschsprachige Literatur“ durch „Zeitschrift für Literatur und Politik“ und unterstrich die inhaltliche Neuausrichtung mit einem auffälligen Layout, dem erstmaligen Abdruck von Bildern im [[Vierfarbdruck]] sowie einer Neuzählung der Ausgabennummern: Das Heft Nr. 555 präsentierte sich mit einer großen „1“ auf dem Cover. Fortan erschien die Zeitschrift wieder im monatlichen Rhythmus. Aber das veränderte Konzept hatte keinen Erfolg, und die Zahl der Abonnenten, zu denen insbesondere Bibliotheken zählten, sank auf rund 1.000. Mit dem Heft Nr. „8“ im Dezember 2004 endete die Geschichte der ''ndl'' als Literaturzeitschrift. |
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=== 2005 === |
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Im September 2005 erschien im Verlag Schwartzkopff Buchwerke eine knapp 380 Seiten umfassende [[Anthologie]] mit dem Titel ''small talk im holozän'' und dem – ausgeschriebenen – Untertitel ''neue deutsche literatur''. Herausgeber war Jürgen Engler, der die ndl-Redaktion seit 1995 leitete. Geplant war eine jährliche Erscheinungsweise. Die Anthologie wollte sich wieder dem traditionellen Konzept der Zeitschrift annähern und verzichtet „bewusst“ auf den Abdruck fremdsprachiger Texte und Bilder. |
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Die 2004 für die ndl begründete monatliche Lesebühne für neue deutsche Literatur „Literatursalon am Kollwitzplatz“ im Berliner Theater O.N. (Zinnober) existiert jedoch bis heute, Gastgeber ist der Berliner Schriftsteller [[Martin Jankowski]]. |
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[[Kategorie:Literaturzeitschrift]] |
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[[Kategorie:Zeitschrift (Berlin)]] |
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[[Kategorie:Zeitschrift (DDR)]] |
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[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:DDR-Literatur]] |
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[[Kategorie:Anthologie]] |
Version vom 21. Januar 2011, 20:03 Uhr

Die Haftanstalt Mathildenstraße war eine zum Landgericht Dresden gehörende Haftanstalt (Dresdner Gefangenenanstalt II). Die Haftanstalt in Dresden lag in der Pillnitzer Straße, der Eingang war zur Mathildenstraße. Von 1933 bis 1945 wurden hier deutsche und tschechoslowakische Antifaschisten gefangen gehalten und gefoltert, darunter der Arbeiterfunktionär Arthur Weineck. 1933/34 war sie eine Zwischenstation für Gefangene, die von dort aus ins KZ Hohnstein deportiert wurden. Bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde das Gerichtsgebäude mit der Haftanstalt zerstört.
Volkstümlich wurde die Haftanstalt als „Mathildenschlößchen“ oder „Mathilde“ bezeichnet.
Heute erinnert eine Gedenkstele von Johannes Peschel aus dem Jahr 1975 an die Gefangenenanstalt. Sie steht am ehemaligen Standort der Haftanstalt, wobei sie im August 2009 wegen Bauarbeiten von der Pillnitzer Straße, Ecke Gerichtsstaße an die Einmündung der Ritschelstraße in die Pillnitzer Straße versetzt wurde. Das Denkmal besteht aus einer dreikantigen Sandsteinstele mit Schriftbandplatten aus Beton.
Literatur
- Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-364-00300-9.
- Kunst im öffentlichen Raum. Informationsbroschüre der Landeshauptstadt Dresden, Dezember 1996.
Koordinaten: 51° 3′ 3,3″ N, 13° 45′ 6,5″ O