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Richard Otto (Mediziner) und Berlin SO 36: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Dieser Artikel|behandelt den nordöstlichen Teil des Berliner Ortsteils Kreuzberg (und ehemaligen Berliner Postbezirk) '''SO 36''', für den Club gleichen Namens siehe [[SO36]].}}
'''Richard Ernst Wilhelm Otto''' (* [[9. November]] [[1872]] in [[Zimmerhausen]], [[Landkreis Regenwalde]], [[Pommern]]; † [[12. August]] [[1952]] in [[Frankfurt am Main]]) war ein deutscher Mediziner und [[Hochschullehrer]].


[[Datei:KarteSO36.png|miniatur|hochkant=1.5|Karte vom SO 36 (aus [[OpenStreetMap]])]]
== Leben ==
[[Datei:Lage Kreuzberg SO 36 in Berlin.png|miniatur|Lage Kreuzberg SO 36 in Berlin]]
Otto wurde im Jahr 1895 in [[Berlin]] zum Dr. med. [[Promotion (Doktor)|promoviert]] und erhielt 1897 seine [[Approbationsordnung|Approbation]]. Als [[Sanitätsoffizier]] wurde er 1902 zum „[[Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité|Preußischen Institut für Infektionskrankheiten Robert Koch]]“ in Berlin kommandiert, wo er 1903 zum [[Stabsarzt]] befördert wurde. In den Jahren 1904 bis 1907 war er Mitglied des „Instituts für Experimentelle Therapie“ in Frankfurt am Main.
[[Datei:Kotti Berlin.JPG|miniatur|Straßenbild am [[Kottbusser Tor]], Neues Zentrum Kreuzberg]]
[[Datei:Berlin kreuzberg post-office so-36 20050309 p1010388.jpg|miniatur|Postamt in der Skalitzer Straße in Kreuzberg]]
'''Berlin SO 36''' (kurz '''SO 36''' oder nur '''36''', auch '''Kreuzberg 36''') ist der historische Name des [[Berliner Postbezirke (ab 1862)|Berliner Postzustellbezirks]] ''Südost 36'' (''SO'' steht also für ''Südost''), der neben dem [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberger]] Teil noch einen Teil der damaligen Bezirke [[Berlin-Mitte|Mitte]] und [[Bezirk Treptow|Treptow]] umfasste. Nach Einführung der vierstelligen [[Postleitzahl (Deutschland)|Postleitzahlen]] in der [[Bundesrepublik Deutschland]] und [[West-Berlin]] im Jahr 1961 und bis zur Einführung der [[Postleitzahl (Deutschland)#Das fünfstellige System|fünfstelligen Postleitzahlen]] im [[Deutsche Wiedervereinigung|wiedervereinigten Deutschland]] 1993 hatte SO 36 die Anschrift „1000 Berlin 36“. Der andere Teil von Kreuzberg hatte analog hierzu „1000 Berlin 61“.


SO 36 bezeichnet auch heute noch im [[Sprachgebrauch]] diesen kleineren Teil [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzbergs]], der als Ortslage im Westen vom inzwischen zugeschütteten [[Luisenstädtischer Kanal|Luisenstädtischen Kanal]] und im Süden vom [[Landwehrkanal]] begrenzt wird. Der andere, größere Teil Kreuzbergs heißt analog hierzu [[Kreuzberg 61|SW 61]].
Im Jahr 1906 wurde Otto zum Professor ernannt. 1907 wurde er [[Bataillon]]sarzt und Vorstand des [[Hygiene|hygienisch]]-[[Bakterie|bakteriologischen]] Labors beim Sanitätsamt des [[X. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|X. Armee-Korps]] in [[Hannover]]. Während dieser Zeit war er 1908 bis 1913 [[Privatdozent]] an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Technischen Hochschule Hannover]]. Mit der Beförderung zum [[Oberstabsarzt]] im Hannoverschen [[Füsilier]]-[[Regiment]] Nr.73 (''„General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen“'') wurde Otto im Jahr 1913 aus dem aktiven Dienst entlassen.


Sowohl die Bewohner von SW 61 als auch die von SO 36 (sie nennen sich meist selbst so) legen Wert auf den Unterschied. Beide Teile Kreuzbergs untergliedern sich traditionsgemäß in mehrere [[Kiez]]e. SO 36 gilt als ärmer, und man kann von einem kulturellen Unterschied zu SW 61 sprechen, das insgesamt bürgerlicher ist (Zitat: „36 brennt, 61 pennt“). Dementsprechend war seit Ende der 1980er-Jahre bei den jährlichen [[Erster Mai in Kreuzberg|Ausschreitungen am Ersten Mai]] hauptsächlich SO 36 Schauplatz der [[Straßenschlacht]]en.
Seit 1913 war Otto erneut im „Preußischen Institut für Infektionskrankheiten“ in Berlin tätig. 1918 folgte die Ernennung zum [[Geheimer Medizinalrat|Geheimen Medizinalrat]] und 1920 zum [[Generaloberarzt]] der Reserve a.D.. Im Jahr 1935 kehrte Otto an das „Institut für Experimentelle Therapie“ in Frankfurt am Main zurück und wurde noch im selben Jahr [[Honorarprofessor]] an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]], schließlich 1936 Honorarprofessor an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität|Universität Frankfurt]]. 1942 wurde er Mitglied des Wissenschaftlichen Senats des Heeressanitätswesens. Nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] (1945) gehörte Otto zum Redaktionsteam des Lehrbuchreihe ''„Grenzgebiete der Medizin“'', bis er schließlich zum 1. August 1948 in den Ruhestand verabschiedet wurde.


Von 1961 bis 1990 wurde SO 36 durch die [[Berliner Mauer]] von den damaligen Bezirken [[Berlin-Mitte|Mitte]], [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]] und [[Bezirk Treptow|Treptow]] getrennt. [[Grenzübergang]]sstelle war die [[Oberbaumbrücke]]. Durch die [[Berliner Mauer|Mauer]] entwickelte sich hier eine gewisse [[Idylle]] (die Mauer umgab SO 36 im Norden, im Osten war die Spree Grenzfluss, und im Süden lag der Landwehrkanal). Nach den [[68er-Bewegung|Studentenprotesten]] 1968 wurde SO 36 – auch aufgrund seiner grenznahen Randlage – zunehmend das Zentrum der [[Alternativbewegung|Alternativszene]] und Schauplatz von [[Hausbesetzung]]en. So kam es hier am 12. Dezember 1980 in der „[[Schlacht am Fraenkelufer]]“ zu den ersten schweren Straßenschlachten zwischen der Hausbesetzerszene und der Polizei.
Otto war seit 1892 Mitglied der [[Pépinière-Corps]] Suevo-Borussia und [[Corps Saxonia Hann. Münden|Saxonia]].<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1930, '''68''', 271; '''67''', 73</ref>


Die Zuwanderung aus dem In- und Ausland hat den Ortsteil seit Beginn der 1960er-Jahre stark verändert. Für Menschen aus den alten Bundesländern, die andere Lebensvorstellungen und alternative politische Positionen hatten, war Kreuzberg in der Zeit der Teilung ein beliebter Zufluchtsort. Die Alternativszene prägte und prägt noch heute die Kultur des Ortsteils ebenso wie die [[Migrant]]en überwiegend [[Türken in Deutschland|türkischer]] Herkunft, die hier preiswerten Wohnraum fanden, den es aufgrund der maroden Altbausubstanz und der durch den Ortsteil geplanten Autobahn auch reichlich gab. Wenn sie es sich leisten konnten, zogen viele alteingesessene Kreuzberger weg.
== Ehrungen ==
1931 erhielt Otto den Preis der „Stiftung für experimentelle Therapie“ (Aronson-Stiftung).


Heute gilt SO&nbsp;36 auf Grund seiner vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit als [[sozialer Brennpunkt]]. Zugleich zählt er dank seiner – nach wie vor vorhandenen – alternativen Szene zu den wichtigen Berliner „Ausgehbezirken“ und beheimatet viele [[Student]]en. Zu den wichtigsten Adressen im Nachtleben von Kreuzberg 36 zählen die [[Oranienstraße]] und die [[Wiener Straße (Berlin-Kreuzberg)|Wiener Straße]] sowie die Gegend um das [[Schlesisches Tor|Schlesische Tor]] (der sogenannte „[[Wrangelkiez]]“).
== Quelle ==

{{Literatur
Das ursprüngliche Postamt für den damaligen Stadtteil stand 1907 am [[Görlitzer Bahnhof]] in der Wiener Straße 33a. 1927 wurde das größere – aus [[Backstein]] erbaute – Postamt in der [[Skalitzer Straße]] an der [[U-Bahn Berlin|Hochbahn]] zwischen [[U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof]] und [[U-Bahnhof Schlesisches Tor|Schlesischem Tor]] erbaut. In dem Gebäude befindet sich heute eine Filiale der [[Deutsche Post AG|Deutschen Post&nbsp;AG]].<ref>[http://www.blocksignal.de/indexg.php?w=pan Steffen Buhr: ''Berliner Postämter'']</ref>
| Autor=Willibald Reichertz

| Titel=Ostdeutsche als Dozenten an der Technischen Hochschule Hannover (1831–1956)
== Siehe auch ==
| Sammelwerk=[[Ostdeutsche Familienkunde]]

| Band=55
* [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg]]
| Nummer=
| Jahr=2007
| Seiten=109-120
}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Hans Schlossberger]]: ''Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Richard Otto''. In: „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (DMW), Band 78, 1953


* Peter Frischmuth: ''Berlin Kreuzberg SO&nbsp;36''. [[Berlin Story Verlag]], Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-68-6.
==Einzelnachweise==
* ''…außer man tut es!'' Verein SO 36 e.V. ''Kreuzberg-abgeschrieben-aufgestanden'', Berlin 1989 ISBN 3-9800074-0-5.
<references/>
* ''…außer man tut es!'' Verein SO 36 e.V. Band 2: ''Kreuzberg im Umbruch'', Berlin 1992, ISBN 3-9800074-1-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{PND|101525974}}
*[http://stabikat.de/MAT=/NOMAT=T/MAT=/NOMAT=T/CLK?IKT=1004&TRM=Otto,Richard Literaturliste im Online-Katalog] der [[Staatsbibliothek zu Berlin]]


* Historische [http://squat.net/archiv/berlin/12.12.80/1/IniSO36.html Presseerklärung der BI SO 36] zu den [[Instandbesetzung]]en in [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]]
{{DEFAULTSORT:Otto, Richard}}
* Artikel in der [http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/1027/magazin/0002/ Berliner Zeitung]
[[Kategorie:Mann]]

[[Kategorie:Deutscher]]
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]

[[Kategorie:Sanitätsoffizier (Deutsches Reich)]]
<references />
[[Kategorie:Hochschullehrer (TH Hannover)]]

[[Kategorie:Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)]]
{{Coordinate |NS=52.500000 |EW=13.42 |region=DE-BE |type=landmark}}
[[Kategorie:Hochschullehrer (Frankfurt am Main)]]

[[Kategorie:Geboren 1872]]
[[Kategorie:Gestorben 1952]]
[[Kategorie:Ort in Berlin|SO 36]]
[[Kategorie:Corpsstudent (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Berlin-Kreuzberg]]


[[sv:SO 36]]
{{Personendaten
|NAME=Otto, Richard
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Mediziner und Hochschullehrer
|GEBURTSDATUM=9. November 1872
|GEBURTSORT=[[Zimmerhausen]], [[Landkreis Regenwalde]], [[Pommern]]
|STERBEDATUM=12. August 1952
|STERBEORT=[[Frankfurt am Main]]
}}

Version vom 28. Dezember 2010, 21:27 Uhr

Karte vom SO 36 (aus OpenStreetMap)
Lage Kreuzberg SO 36 in Berlin
Straßenbild am Kottbusser Tor, Neues Zentrum Kreuzberg
Postamt in der Skalitzer Straße in Kreuzberg

Berlin SO 36 (kurz SO 36 oder nur 36, auch Kreuzberg 36) ist der historische Name des Berliner Postzustellbezirks Südost 36 (SO steht also für Südost), der neben dem Kreuzberger Teil noch einen Teil der damaligen Bezirke Mitte und Treptow umfasste. Nach Einführung der vierstelligen Postleitzahlen in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin im Jahr 1961 und bis zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen im wiedervereinigten Deutschland 1993 hatte SO 36 die Anschrift „1000 Berlin 36“. Der andere Teil von Kreuzberg hatte analog hierzu „1000 Berlin 61“.

SO 36 bezeichnet auch heute noch im Sprachgebrauch diesen kleineren Teil Kreuzbergs, der als Ortslage im Westen vom inzwischen zugeschütteten Luisenstädtischen Kanal und im Süden vom Landwehrkanal begrenzt wird. Der andere, größere Teil Kreuzbergs heißt analog hierzu SW 61.

Sowohl die Bewohner von SW 61 als auch die von SO 36 (sie nennen sich meist selbst so) legen Wert auf den Unterschied. Beide Teile Kreuzbergs untergliedern sich traditionsgemäß in mehrere Kieze. SO 36 gilt als ärmer, und man kann von einem kulturellen Unterschied zu SW 61 sprechen, das insgesamt bürgerlicher ist (Zitat: „36 brennt, 61 pennt“). Dementsprechend war seit Ende der 1980er-Jahre bei den jährlichen Ausschreitungen am Ersten Mai hauptsächlich SO 36 Schauplatz der Straßenschlachten.

Von 1961 bis 1990 wurde SO 36 durch die Berliner Mauer von den damaligen Bezirken Mitte, Friedrichshain und Treptow getrennt. Grenzübergangsstelle war die Oberbaumbrücke. Durch die Mauer entwickelte sich hier eine gewisse Idylle (die Mauer umgab SO 36 im Norden, im Osten war die Spree Grenzfluss, und im Süden lag der Landwehrkanal). Nach den Studentenprotesten 1968 wurde SO 36 – auch aufgrund seiner grenznahen Randlage – zunehmend das Zentrum der Alternativszene und Schauplatz von Hausbesetzungen. So kam es hier am 12. Dezember 1980 in der „Schlacht am Fraenkelufer“ zu den ersten schweren Straßenschlachten zwischen der Hausbesetzerszene und der Polizei.

Die Zuwanderung aus dem In- und Ausland hat den Ortsteil seit Beginn der 1960er-Jahre stark verändert. Für Menschen aus den alten Bundesländern, die andere Lebensvorstellungen und alternative politische Positionen hatten, war Kreuzberg in der Zeit der Teilung ein beliebter Zufluchtsort. Die Alternativszene prägte und prägt noch heute die Kultur des Ortsteils ebenso wie die Migranten überwiegend türkischer Herkunft, die hier preiswerten Wohnraum fanden, den es aufgrund der maroden Altbausubstanz und der durch den Ortsteil geplanten Autobahn auch reichlich gab. Wenn sie es sich leisten konnten, zogen viele alteingesessene Kreuzberger weg.

Heute gilt SO 36 auf Grund seiner vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit als sozialer Brennpunkt. Zugleich zählt er dank seiner – nach wie vor vorhandenen – alternativen Szene zu den wichtigen Berliner „Ausgehbezirken“ und beheimatet viele Studenten. Zu den wichtigsten Adressen im Nachtleben von Kreuzberg 36 zählen die Oranienstraße und die Wiener Straße sowie die Gegend um das Schlesische Tor (der sogenannte „Wrangelkiez“).

Das ursprüngliche Postamt für den damaligen Stadtteil stand 1907 am Görlitzer Bahnhof in der Wiener Straße 33a. 1927 wurde das größere – aus Backstein erbaute – Postamt in der Skalitzer Straße an der Hochbahn zwischen U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof und Schlesischem Tor erbaut. In dem Gebäude befindet sich heute eine Filiale der Deutschen Post AG.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Steffen Buhr: Berliner Postämter

Koordinaten: 52° 30′ 0″ N, 13° 25′ 12″ O