WebKit und Landvolkbewegung (Schleswig-Holstein): Unterschied zwischen den Seiten
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Die '''Landvolkbewegung''' war eine politische und soziale Bewegung in [[Schleswig-Holstein]] Ende der 1920er Jahre, die dann auf weitere Teile des Deutschen Reiches übergriff. Die Bewegung organisierte Demonstrationen gegen die [[Weimarer Republik]], organisierte einen Steuerboykott, forderte mehr als einmal die Staatsmacht heraus und ging bis zum Terrorismus. Einige Akteure/Akteursgruppen aus dem Spektrum der Landvolkbewegung wie die [[Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei]] oder der „Bauerngeneral“ [[Claus Heim]] aus [[Sankt Annen (Dithmarschen)|Sankt Annen]] in [[Dithmarschen]] wurden prominent, vor allem aber bestand die Bewegung aus Einzeltaten und Spontanaktionen der Landbevölkerung. Symbol der Bewegung war eine [[Schwarze Fahne#Landvolkbewegung|schwarze Fahne mit silbernem Pflug und rotem Schwert]]. |
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{{Infobox Software |
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| Logo = |
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| Screenshot = |
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| Beschreibung = |
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| Hersteller = [[Apple]], [[Nokia]], [[Adobe Systems|Adobe]], [[Google]], andere. |
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| AktuelleVersion = |
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| AktuelleVersionFreigabeDatum = |
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| AktuelleVorabVersion = |
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| AktuelleVorabVersionFreigabeDatum = |
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| Betriebssystem = [[Plattformunabhängigkeit|Plattformunabhängig]] |
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| Programmiersprache = [[C++]], [[Objective-C]] |
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| Kategorie = [[Layout-Engine|Engine]]-[[Programmbibliothek|Bibliothek]] |
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| Lizenz = teils [[GNU Lesser General Public License|LGPL]], teils [[BSD-Lizenz]] |
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| Deutsch = nein |
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| Website = [http://webkit.org/ webkit.org] |
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== Sozialökonomische Voraussetzungen == |
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'''WebKit''' ist eine [[Freie Software|freie]] [[HTML-Rendering]]-Bibliothek, auf deren Grundlage ein [[Webbrowser]] gebaut werden kann. WebKit ist eine von der Firma [[Apple]] weiterentwickelte [[Abspaltung (Softwareentwicklung)|Abspaltung]] der HTML-Engine ''[[KHTML]]'' und der JavaScript-Implementierung ''[[KJS (KDE)|KJS]]'', welche die Grundlage für den [[Mac OS X|Mac-OS-X]]-Webbrowser ''[[Safari (Browser)|Safari]]'' bildet. Sie wird mittlerweile von Apple, [[Nokia]], [[Google]] und anderen weiter entwickelt. |
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Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] und die seit dem Hungerwinter 1917 bis 1922 andauernde [[Zwangsbewirtschaftung]] hatten für einen großen Investitionsstau in der Landwirtschaft gesorgt. Die große [[deutsche Inflation 1914 bis 1923]] entschuldete zwar zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, vernichtete aber auch die Sparguthaben der Bauern. Da sich bei einer nachhinkenden Maschinenausstattung (übrigens bis in die 1960er Jahre) die Preisschere zwischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Industrieprodukten in der Folgezeit immer weiter öffnete, waren die Landwirte gezwungen, neue Kredite aufzunehmen, denn die Investitionen, die zur Modernisierung der Infrastruktur bzw. zum Kauf von modernen Maschinen nötig waren, konnten nicht durch den Verkauf der agrarischen Produkte erwirtschaftet werden. Bei den Krediten handelte es sich zum größten Teil um US-amerikanische Wiederaufbaudarlehen, die im Gegensatz zur Krediten aus der Vorkriegszeit kurze Laufzeiten und ein relativ hohes Zinsniveau besaßen. Dieses Risiko wurde von vielen unterschätzt. |
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Ab 1925 konnte das Deutsche Reich wieder internationale Handelsverträge abschließen. Das öffnete den deutschen Markt vor allem für landwirtschaftliche Importe – zum Nachteil der heimischen Bauern. Eine steigende Steuer- und Abgabenlast sorgte für zusätzliche Belastungen. |
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Obwohl WebKit in [[Qt Development Frameworks|Trolltechs]] [[Qt (Bibliothek)|Qt]] 4.4 enthalten ist<ref>[http://labs.trolltech.com/blogs/category/labs/internet/webkit/ WebKit] (englisch) – Artikel bei den ''Qt Labs Blogs'', vom 25. August 2009</ref>, stammt die Grundlage von [[K Desktop Environment|KDE]]. Die Bibliothek besteht aus den Komponenten ''WebCore'' (der für die HTML-Darstellung zuständigen Bibliothek) und dem JavaScript-Parser ''JavaScriptCore''. Der komplette Quelltext ist [[Open Source]] und steht teils unter [[GNU Lesser General Public License|LGPL]], teils unter [[BSD-Lizenz]]. |
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Dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Existenznot gerieten, belegt die stetig ansteigende Zahl der Zwangsversteigerungen im gesamten Reich. Die hereinbrechende Agrarkrise und die [[Weltwirtschaftskrise]] ab 1929 führten zu einem allgemeinen Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte durch eine nachlassende Inlandsnachfrage. Viele Betriebe brachen unter der Schuldenlast zusammen. Weder die Regierung noch die in drei Verbände zersplitterte landwirtschaftliche Berufsvertretung waren in der Lage, wirksame Abhilfe zu leisten. |
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== Komponenten == |
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=== WebCore === |
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ist eine Layout-, [[Document Object Model|DOM]]- und Rendering-Bibliothek für [[Cascading Style Sheets|CSS]] und [[Scalable Vector Graphics|SVG]], die von KHTML abgespalten wurde. |
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Die zugespitzte Situation – gerade im durch Missernten und Überschwemmungen noch zusätzlich gebeutelten Schleswig-Holstein – führte zu einer Radikalisierung der ländlichen Bevölkerung. |
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Es besteht den [[Acid (Browsertests)|Acid2]]-Test und seit September 2008 in den Entwicklungsversionen als erste HTML-Rendering-Engine auch den Acid3-Test, mit auf den Pixel perfektem und auf Referenzhardware flüssigem Rendering.<ref>http://webkit.org/blog/280/full-pass-of-acid-3/</ref> |
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Begünstigt wurde diese Radikalisierung durch den Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft, der sich seit Ende des 19. Jahrhunderts langsam vollzogen hatte. Im Kaiserreich war das agrarische Milieu noch fest in der Gesellschaft integriert, galt es doch als eine Stütze des monarchischen Systems. Dieser schleichende Bedeutungsverlust führte zu einer Entfremdung vom demokratischen System der Weimarer Republik, mit dem sich viele Bauern nicht identifizieren konnten. |
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=== JavaScriptCore === |
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Als Abspaltung von KJS arbeitet JavaScriptCore als (Quelltext-)Interpreter. Zur Beschleunigung der Ausführungsgeschwindigkeit wurde es zunächst zu SquirrelFish weiterentwickelt, das den JavaScript-Code vor der Ausführung in [[Bytecode]] übersetzt (Bytecode-Interpreter), und weiter zu SquirrelFish Extreme (kurz SFX), welches direkt zu [[Maschinensprache]] kompiliert ([[Just-in-time-Kompilierung]]). SquirrelFish Extreme unterstützte anfangs nur [[x86]]-Architekturen und seit Ende Januar 2009 wird es auch für [[AMD64]] eingesetzt.<ref>https://trac.webkit.org/changeset/40439</ref> |
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== Die Region == |
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Die dithmarscher Bauern waren vorwiegend [[Marsch (Schwemmland)|Marsch]]<nowiki>bauern</nowiki>, die wohlhabendsten in Norddeutschland und ohne ansässigen begüterten Adel, die die Weidemast von Schlachtvieh betrieben. Ihre Höfe waren alt und wurden im Erbfall nicht [[Realteilung|geteilt]] ([[Anerbenrecht]]), es gab Großbauern und Landarbeiter, die für Lohn arbeiteten. Auch die deutlich ärmeren [[Geest]]<nowiki>bauern </nowiki>waren wie die Marschbauern stets frei, nie leibeigen gewesen. Sie hatten aber keine landwirtschaftliche Selbstverwaltung wie die Eiderstedter oder Dithmarscher, sondern waren dem Landesherren unmittelbar untertan und hatten bis zur Bauernbefreiung Dienste und Abgaben zu leisten. Das östliche Hügelland hatte eine lange feudale Tradition mit Herzögen, leibeigenen Bauern und großen Gütern. Gutsuntertänige Dörfer gab es hier bis 1918. |
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Drosera ist ein [[Debugger]] für JavaScript-Code. Er wurde nach dem lateinischen Namen für den [[Sonnentau]] (einer fleischfressenden Pflanze) benannt. |
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1918 wurde die schleswig-holsteinische Bauern- und Landarbeiterdemokratie gegründet, die zunächst angesichts der Zwangswirtschaft durch das [[Reichsernährungsamt|Kriegsernährungsamt]] und den Weiterbestand des alten Großgrundbesitzes hohe Wahlerfolge erzielte (Geest 38,4%), aber 1921 wieder zerfiel, als die revolutionäre Bewegung abgeebbt war. |
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=== SunSpider === |
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SunSpider ist eine [[Benchmark]]-Suite zum Testen der Geschwindigkeit von JavaScript-Implementierungen. |
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Von Zwangsversteigerungen besonders betroffen waren die Marschengebiete an Elbe und Westküste. In den Kreisen [[Pinneberg]] und [[Kreis Steinburg|Steinburg]] sowie in [[Süderdithmarschen]] hatten sich viele Bauern auf die kapitalintensive und marktabhängige Schweinemast spezialisiert. Die Region galt als Zentrum der deutschen Schweineproduktion. Als es 1927 durch billige Gefrierfleisch-Importe aus Polen zu einem Einbruch der Schweinepreise kam, standen viele Betriebe vor dem Aus. |
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== Geschichte == |
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WebKit entstand aus der HTML-Engine ''KHTML'' und der JavaScript-Engine ''KJS'' des [[K Desktop Environment|KDE]]-Projekts: Apple hatte eine [[Abspaltung (Softwareentwicklung)|Abspaltung]] der Engines erstellt und diese weiter entwickelt. Apple benötigte damals eine eigene HTML- und JavaScript-Engine für seine Softwareprodukte und entschied sich für KHTML und das Schwesterprojekt KJS, da der Code als übersichtlicher und strukturierter galt als der des damaligen Mozilla-Projektes. |
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Apple portierte die Quellen des KDE-Projekts auf Mac OS X und benannte diese in ''WebCore'' und ''JavaScriptCore'' um. |
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== Aktionen und Protest == |
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2003 wurde das Projekt offiziell bekannt gemacht und die Quellen gemäß der Lizenzen der KHTML- und KJS-Projekte freigegeben. Doch stieß die Art der Weitergabe und Veröffentlichung des veränderten Codes auf Kritik: Die KDE-Entwickler warfen Apple vor, Änderungen nur in großen, schwer zu überblickenden Paketen bereitzustellen; dies mache eine Übernahme von Code schwierig, wodurch sich die Projekte mehr und mehr voneinander entfernten. |
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[[Bild:Fahne der Landvolkbewegung 1929.png|thumb|Fahne der Landvolkbewegung]] |
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Zu ersten Protestkundgebungen am [[28. Januar]] [[1928]] trafen sich insgesamt 140.000 Personen an der schleswig-holsteinischen Westküste. Allein in [[Heide (Holstein)]] kamen 20.000 Bauern zu einer Kundgebung. Organisiert wurden die Kundgebungen vor allem von Otto Johannsen aus [[Westerdeichstrich]] ([[Kreis Norderdithmarschen|Norderdithmarschen]]). Gespräche mit der Regierung scheiterten aber relativ schnell, die Bewegung begann sich zu radikalisieren und Johannsen geriet zusehends ins Abseits. Die Führung übernahmen daraufhin Claus Heim aus St. Annen ([[Kreis Norderdithmarschen|Norderdithmarschen]]) und [[Wilhelm Hamkens]] aus Tetenbüll ([[Eiderstedt]]). Auch im Oldenburger Münsterland und der Region Emsland/Bentheim kam es zu zahlreichen Demonstrationen, u. a. Mitte Januar 1928 zu einer Großdemonstration in Lingen an der Ems. Politisch profitierten hier die Christlichnationale Bauern- und Landvolkpartei sowie die [[Deutsch-Hannoversche Partei]] vom Unmut der Landbevölkerung, die sich im [[Oldenburger Münsterland]] und im [[Emsland]] vom [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrum]], in der [[Grafschaft Bentheim]] von der Deutschnationalen Volkspartei abwandte. |
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Erste Maßnahmen des passiven Ungehorsams waren ein Steuerboykott und Widerstand bei Pfändungen und Zwangsversteigerungen. Die Amtsvorsteher, [[Landjäger (Polizei)|Landjäger]] und Gemeindediener, die an diesen Aktionen beteiligt waren und auch in den Dörfern lebten, wurden sozialem Druck bis hin zu Schlägereien ausgeliefert. Oft sammelte sich bei derartigen Anlässen eine größere Gruppe Bauern und versuchte das Geschehen zu behindern. Ein besonders bekannter Fall war das ''[[Beidenfleth]]er Ochsenfeuer'' am 19. November 1928. Bei der versuchten Pfändung zweier Ochsen sammelten sich rund 200 mit Stöcken bewaffnete Bauern, die zusätzlich Feuer anzündeten und so die Ochsen wild machten. Die vollziehenden Gemeindediener wurden in die Flucht getrieben und mussten erst mit der Polizei zurückkommen, um die Tiere zu beschlagnahmen. 55 der Bauern wurden später wegen der Aktion verhaftet. Bei der Versteigerung konnten die Ochsen durch Spenden nach Beidenfleth zurückgekauft werden, was sich als großer Öffentlichkeitserfolg für die Landvolkbewegung erwies. |
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Im Juni 2005 versprach [[Dave Hyatt]] von Apple, den Entwicklungsprozess zu öffnen und alle Quellen von WebKit in einem [[Concurrent Versions System|CVS]]-Baum bereitzustellen. Daraufhin kündigte Nokia einen Browser auf dieser Basis an, und [[Adobe Systems|Adobe]] gab bekannt, dass auch die [[Adobe Integrated Runtime]] WebKit integriere. |
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Am 4. März 1929 gründete sich die ''Steinburger Nothilfebewegung''. 1.200 Bauern, die sich in [[Itzehoe]] versammelt hatten, verbrannten ihre Steuerbescheide, erklärten sich nach Artikel 1 der Weimarer Verfassung zum ''Volk'' und erklärten die gegen ihre Einwilligung erlassenen Steuerbescheide für rechtswidrig. Im August 1929 fand eine Großdemonstration in [[Neumünster]] statt. Die Bauern brachten ihre neue Fahne, schwarz mit silbernem Pflug und rotem Schwert, als Fahnenstange eine [[Kriegssense|geradegeschmiedete Sense]], mit. Es kam zu mehreren Zusammenstößen mit der mit Säbeln bewaffneten Polizei. Vor allem wurde die Fahne beschlagnahmt, was dazu führte, dass die Bauern ein Jahr lang die von der Landwirtschaft abhängige Stadt boykottierten. |
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Im September 2009 haben die Entwickler damit begonnen, in WebKit [[3D-Grafik|3D]]-Funktionen zu integrieren. Diese 3D-Funktionen werden zum Teil mit der freien JavaScript-Schnittstelle ''WebGL'' realisiert, die ihrerseits auf bereits entwickelten Funktionen von [[OpenGL]] aufbaut.<ref>[http://www.heise.de/newsticker/meldung/145270 Browser-Engine WebKit mit 3D-Fähigkeiten] – Artikel bei ''[[heise online]]'', vom 14. September 2009</ref><ref>[http://www.golem.de/0909/69807.html Webkit lernt WebGL] – Artikel bei ''[[Golem.de]]'', vom 14. September 2009</ref> |
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Weiter gingen Einzelne wie Claus Heim, der bereits 1928 als erster öffentlich die Idee des Steuerboykotts aufbrachte. Sie gingen von mehr oder weniger passivem Widerstand zu aktiven Taten über - eine Idee, die auch in der Bewegung weiten Widerhall fand. So lautete ein beliebtes Lied jener Zeit: |
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Seit Google entschied, seinen neuen Webbrowser ''[[Google Chrome|Chrome]]'' auf WebKit (bzw. WebCore – es wird eine [[V8 (JavaScript-Engine)|eigene JavaScript-Implementation]] verwendet) aufzubauen, arbeitet auch Google an der Weiterentwicklung von WebKit. |
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:''Herr Landrat, keine Bange,'' |
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Auch Black Berry plant einen Webkit Browser zu verwenden <ref>[http://www.heise.de/mobil/meldung/RIM-kuendigt-BlackBerry-Torch-9800-mit-Touchscreen-und-Tastatur-an-1050067.html] – Artikel bei ''[[heise online]]'', vom 14. September 2009</ref> |
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:''Sie leben nicht mehr lange…'' |
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:''Heute nacht um Zwei,'' |
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== Verwendung == |
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:''da besuchen wir Sie,'' |
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WebKit ist seit Version 10.3 Teil des Betriebssystems Mac OS X. Hauptsächlich wird es im Browser [[Safari (Browser)|Safari]] verwendet, aber auch in der Hilfe-Funktion und in der HTML-Darstellung in [[TextEdit]] und [[Mail (Apple)|Mail]]. |
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:''Mit dem Wecker, dem Sprengstoff'' |
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:''und der Taschenbatterie!'' |
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Bereits im Winter 1928/29 war es innerhalb der Landvolkbewegung zu Differenzen über das weitere Vorgehen gekommen. Während der Flügel um [[Wilhelm Hamkens]] auf gewaltlose Aktionen setzte, schlugen andere um Heim einen radikaleren Weg ein. Unter seiner Führung organisierte eine Gruppe aus dem völkischen Milieu, die u. a. Verbindungen zu ehemaligen Freikorpsangehörigen unterhielt, mehrere Bombenanschläge. Auftakt bildete am 6. April 1929 ein Anschlag in der Dithmarscher Kleinstadt [[Wesselburen]], wo zwei Handgranaten auf Bauernhäuser geworfen wurden, deren Besitzer Gegner der Landvolkbewegung waren. Beide Handgranaten zündeten allerdings nicht. Danach organisierte er bis zum 6. September zahlreiche Anschläge auf Landrats- und Finanzämter, unter anderem in Schleswig, Niebüll und Lüneburg. Auch in den Privathäusern einzelner Regierungsbeamter wurden Bomben deponiert. Es wurde dabei niemand verletzt. Um die Landvolkbewegung und die Anschläge zu finanzieren, hatte Heim einen beträchtlichen Teil seines Hofes in St. Annen-Österfeld verkauft und sich hoch verschuldet. |
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Weiter bildet WebKit die Grundlage für die Browser [[Google Chrome]]<ref>[http://googleblog.blogspot.com/2008/09/fresh-take-on-browser.html A fresh take on the browser] (englisch) – Artikel beim ''Official Google Blog'', vom 1. September 2008</ref>, [[OmniWeb]], [[Shiira]], [[iCab]], [[Adobe AIR]] und [[Midori (Browser)|Midori]]. Mit Google Chrome, Midori, [[Arora (Browser)|Arora]], [[Dooble]] und Safari gibt es inzwischen auch Anwender von WebKit unter [[Microsoft Windows|Windows]]. Auch der Browser [[Lunascape (Browser)|Lunascape]], der auf mehrere Rendering-Engines zurückgreift, kann WebKit verwenden. Die gerade in Entwicklung befindliche dritte Version des Browsers [[Maxthon]] setzt es ebenfalls ein<ref>[https://lists.webkit.org/pipermail/webkit-dev/2009-June/008609.html How to add Maxthon's port] (englisch) – Kommentar beim ''webkit-dev'', vom 29. Juni 2009</ref>. |
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== Medien == |
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Auch bei den Browsern mobiler Endgeräte spielt WebKit eine große Rolle: So setzt ABrowse es seit Juli 2007 für das Betriebssystem [[Syllable]] als Basis anstelle des zuvor verwendeten KHTML ein. Das freie Smartphone-Betriebssystem [[Openmoko]], der [[Palm Pré]] und [[Android (Plattform)|Android]], Googles Softwareprojekt für mobile Systeme<ref>[http://code.google.com/android/what-is-android.html What is Android?] (englisch) – Artikel bei ''Android Developers''</ref>, verwenden WebKit. Hinzu kommen das [[iPhone]] von Apple und Nokias [[S60]]-Serie. |
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Wichtigstes Mediun der Bewegung war ''[[Das Landvolk (Zeitung)|Das Landvolk]]'' mit der Unterzeile ''Lewwer duad üs Slaaw!'', das 1929/1931 mit einer Auflage von bis zu 12.000 Stück erschien. Claus Heim veröffentlichte von nach seiner Haftentlassung bis zum Verbot 1933 die ''[[Dusendüwelswarf (Zeitung)|Dusendüwelswarf]]''. Beide Zeitungen argumentierten national-völkisch und bauten auf der „[[Blut und Boden]]“-Ideologie auf. |
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== Niedergang == |
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Die französische Firma ''Pleyo'' bietet mit ihrem ''Origyn Web Browser'' (OWB) einen auf WebKit basierenden Browser unter BSD- oder LGPL-Lizenz für Unterhaltungselektronik (zum Beispiel Mobilgeräte, Set-Top-Boxen) wie das [[Nokia Internet Tablet#Nokia N800|Nokia N800]] oder [[AmigaOS]] an. |
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Letztlich scheiterte aber die Landvolkbewegung daran, dass sie weder eine einheitliche Bewegung war, noch Ziele hatte, die in einer sich rasant modernisierenden und stark industriell geprägten Gesamtgesellschaft sinnvoll umsetzbar waren. |
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Mit dem Schritt zu terroristischen Aktionen war eine Grenze überschritten, die viele Anhänger auf Distanz gehen ließ. Mit der Verhaftung der Führungspersönlichkeiten und geplagt von finanziellen Nöten durch hohen Kosten für das Zeitungsunternehmen und Rechtsanwälte brach die Bewegung schließlich zusammen. |
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Die HTML-Inhalte darstellenden Programme der freien Desktop-Umgebung [[GNOME]], unter anderen der Standard-Browser [[Epiphany (Browser)|Epiphany]], sind ebenfalls seit Version 2.28 auf WebKit umgestellt.<ref>[http://library.gnome.org/misc/release-notes/2.28/ Versionshinweise GNOME 2.28]</ref> Zahlreiche GTK-basierte Programme, die teils ebenfalls zum GNOME-Projekt gehören, werden ebenfalls umgestellt.<ref>[http://trac.webkit.org/wiki/ApplicationsGtk Applications using WebKit/GTK+]</ref> |
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Mit ihrer auf antisemitischen und antikapitalistischen Motiven aufbauenden Agitation hatte sie jedoch wesentlich den Grundstein für den Durchbruch der Nationalsozialisten gelegt, die in den Hochburgen der Landvolkbewegung weit überdurchschnittliche Wahlergebnisse errangen. Bei der [[Reichstagswahl 1928]] erreichten sie in den beiden Dithmarscher Kreisen jeweils circa 17 % und in Steinburg etwa 10 %, während sie reichsweit noch bei 2,6 % lagen.<ref>[http://www.gonschior.de/weimar/php/ausgabe_wahl_gebiet.php?wahl=4&gebiet=45&typ=30 Reichstagswahl 1928 im Regierungsbezirk Schleswig.]</ref> Die Übergänge zwischen Landvolkbewegung und NSDAP waren fließend, viele Landvolk-Akteure waren bereits Mitglied der NSDAP. Der Landvolk-Führer [[Wilhelm Hamkens]] aus Tetenbüll, nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen NSDAP-Mitglied [[Wilhelm Hamkens (Regierungspräsident)|Wilhelm Hamkens]], dagegen war Gegner der NSDAP. <!-- Nachweis? --> |
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In der [[KDE Software Compilation 4]].5 Beta 1 ist es möglich, WebKit aus dem Extra-Gear-Quellen zu installieren und im Standard-Browser [[Konqueror]] als Alternative zu [[KHTML]] auszuwählen.<ref>[http://www.kde.org/announcements/announce-4.5-beta1.php KDE Software Compilation 4.5 Beta1 Release Announcement]</ref> |
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== Literarische Rezeption == |
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Seit seinem großen Interface-Update 2010 benutzt die Computerspiel-Vertriebsplattform [[Steam]] WebKit als HTML-Renderingengine.<ref>[http://store.steampowered.com/news/3501/ STEAM UPDATE ANNOUNCED — PUBLIC BETA OPEN NOW] (englisch) - Offizielle Pressemitteilung vom 23. Februar 2010</ref> |
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Die Landvolkbewegung ist der Gegenstand von [[Hans Fallada]]s Buch ''[[Bauern, Bonzen und Bomben]]'' (1931). Es handelt davon, wie [[Hermann Ehrhardt|Ehrhardt]]-Leute und [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]]-Aktivisten sich bemühen, die Aktionen der Landvolkbewegung in ihr Modell einer [[Konservative Revolution|konservativen Revolution]] umzudeuten. |
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[[Ernst von Salomon]] schildert die Geschichte der Landvolkbewegung in seinem semi-dokumentarischen Roman ''Die Stadt'' (1932). In seinem späteren Werk ''[[Der Fragebogen]]'' (1951) berichtet der Autor innerhalb mehrerer Kapitel über seine eigene Tätigkeit für ''Das Landvolk'', die Zeitung der Bewegung. |
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== Siehe auch == |
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* [[Gecko (Software)|Gecko Rendering Engine]] |
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* [[Opera#Seitendarstellung|Presto]], Rendering Engine von Opera |
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* [[Trident (Software)]], die Layout-Engine des Internet Explorer |
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[[Herbert Volck]] beschreibt die Vorgänge in seinem Buch ''Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung'' (1932) aus [[Völkische Bewegung|völkisch]]-nationalistischer Sicht. |
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== Weblinks == |
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* [http://webkit.org/ The WebKit Open Source Project] (englisch) – Offizielle Website |
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[[Bodo Uhse]] berichtet in seinem autobiografischen Roman ''Söldern und Soldat'' (1935) aus der Perspektive des Gegners, der sich immer stärker annähert. Uhse war Chefredaktuer der [[Nationalsozialismus|nationalsozialitischen]] ''[[Schleswig-Holsteinische Tageszeitung|Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung]]'' in [[Itzehoe]], die in ideologischer und journalistischer Konkurrenz zur Tageszeitung ''Das Landvolk'' (ebenfalls Itzehoe) stand. Er wurde nach seiner Entlassung für die Landvolkbewegung aktiv. |
|||
* [http://www.amiganews.de/de/news/AN-2007-12-00086-DE.html/ AmigaOS 4: Origyn Web Browser (Alpha)] – Artikel bei ''amiga-news'', vom 24. Dezember 2007 |
|||
* [http://developer.apple.com/documentation/Cocoa/Conceptual/DisplayWebContent/ Introduction to WebKit Objective-C Programming Guide] (englisch) – Artikel bei ''Mac Dev Center'', vom 28. Juli 2009 |
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== Siehe auch == |
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* [http://opensource.nokia.com/projects/S60browser/ S60WebKit] (englisch) – Artikel beim ''Nokia Research Center'' |
|||
*[[Bauernbewegung]] |
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*[[Bauernpartei]] |
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*[[Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiterdemokratie]] |
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*[[Landbund (Deutschland)]] |
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*[[Agrarpolitischer Apparat]] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references/> |
<references /> |
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== Literatur == |
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=== Zeitgenössische Literatur === |
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* ''Lebenswogen'' (unveröffentlichtes Manuskript) Claus Heim (Nachlass) |
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* ''Unter den Sprengstoffattentätern…'' (unveröffentlichtes Typoskript, Nachlass Claus Heim, Familienbesitz) Claus Heim |
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* ''Neu-Preußens Bauernkrieg: Entstehung und Kampf der Landvolkbewegung'' von Walter Luetgebrune, Hamburg u.a. 1931 |
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* ''Rebellen um Ehre: mein Kampf für die nationale Erhebung 1918-33'' von [[Herbert Volck]], Berlin 1932 |
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* ''Bauern, Bonzen, Bomben'' von [[Hans Fallada]], Berlin 1931 (Roman) |
|||
* ''Die Stadt'' von [[Ernst von Salomon]], Berlin 1932 |
|||
* ''Der Fragebogen'' von Ernst von Salomon, Hamburg 1951 (autobiographischer Roman) |
|||
* ''Söldner und Soldat'' von [[Bodo Uhse]], Paris 1935 (autobiographischer Roman). |
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=== Darstellungen === |
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{{DEFAULTSORT:Webkit}} |
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* Hans Beyer: ''Die Landvolkbewegung Schleswig-Holsteins und Niedersachsens 1928-1932'', in: Jahrbuch für Heimatgeschichte des Kreises Eckernförde, Jg. 15/1957, S. 173- 202. |
|||
* [[Gerhard Stoltenberg]]: ''Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk 1918-1933'', Düsseldorf: Droste Verlag, 1962 |
|||
* [[Rudolf Heberle]]: ''Landbevölkerung und Nationalsozialismus. Eine soziologische Untersuchung der politischen Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918-1932'', Stuttgart: Deutsche Verlagsabstalt, 1963 |
|||
* ''Le mouvement paysan dans le Schleswig-Holstein 1928-1932'' von Michelle Le Bars, Berne / Francfort s. Main / New York 1986 |
|||
* Nils Werner: ''Die Prozesse gegen die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1929/32'', Frankfurt/Main 2001 |
|||
* ''Die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1928/29 - Eine Analyse ihrer sozialökonomischen Entstehungsbedingungen und politischen Aktionsformen '' von [[Susanne Heim]], Diplomarbeit 1980, Universität Hamburg, Fachbereich Politische Wissenschaften |
|||
* ''Politische Radikalisierung in der Provinz: Lageberichte und Stärkemeldungen der Politischen Polizei und der Regierungspräsidenten für Osthannover 1922-1933'' von Dirk Stegmann, Hannover 1999 |
|||
* Lutz Fahlbusch: ''Landvolkbewegung 1928-1932'', in: Dieter Fricke u.a. (Hrsg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789-1945). Bd. 3, Köln/Leipzig 1985, S. 347-353. |
|||
* Helmut Lensing: ''Die Landvolk-in-Not-Bewegung von 1928 im Emsland'', in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Bd. 40/1994, Sögel 1993, S. 44-63. |
|||
* Autorenkollektiv: ''Bauern und Bomben: Claus Heim in der schleswigholsteinischen Landvolkbewegung'', in ''Autonomie'', Nr. 12, Sept. 1978, S. 46- 73 |
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== Weblinks == |
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[[Kategorie:Web-Entwicklung]] |
|||
* [http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=46171487&aref=image036/2006/03/06/cqsp196333036-P2P-038.pdf&thumb=false Landvolkbewegung: Der Väter Kampfnatur (SPIEGEL 33/1963 - PDF)] |
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[[Kategorie:Programmiersprache Objective-C]] |
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[[Kategorie:Javascript]] |
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[[Kategorie:Freie Software]] |
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{{Normdaten|SWD=4125734-0}} |
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[[ar:وبكت]] |
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[[Kategorie:Schleswig-Holsteinische Geschichte (20. Jahrhundert)]] |
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[[en:WebKit]] |
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[[Kategorie:Landvolkbewegung (Schleswig-Holstein)|!]] |
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[[es:WebKit]] |
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[[fr:WebKit]] |
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[[hu:WebKit]] |
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[[it:WebKit]] |
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[[ja:WebKit]] |
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[[ko:웹키트]] |
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[[nl:WebKit]] |
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[[pl:WebKit]] |
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[[pt:WebKit]] |
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[[ru:WebKit]] |
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[[simple:WebKit]] |
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[[sv:Webkit]] |
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[[th:เว็บคิต]] |
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[[uk:WebKit]] |
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[[vi:WebKit]] |
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[[zh:WebKit]] |
Version vom 6. August 2010, 10:41 Uhr
Die Landvolkbewegung war eine politische und soziale Bewegung in Schleswig-Holstein Ende der 1920er Jahre, die dann auf weitere Teile des Deutschen Reiches übergriff. Die Bewegung organisierte Demonstrationen gegen die Weimarer Republik, organisierte einen Steuerboykott, forderte mehr als einmal die Staatsmacht heraus und ging bis zum Terrorismus. Einige Akteure/Akteursgruppen aus dem Spektrum der Landvolkbewegung wie die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei oder der „Bauerngeneral“ Claus Heim aus Sankt Annen in Dithmarschen wurden prominent, vor allem aber bestand die Bewegung aus Einzeltaten und Spontanaktionen der Landbevölkerung. Symbol der Bewegung war eine schwarze Fahne mit silbernem Pflug und rotem Schwert.
Sozialökonomische Voraussetzungen
Der Erste Weltkrieg und die seit dem Hungerwinter 1917 bis 1922 andauernde Zwangsbewirtschaftung hatten für einen großen Investitionsstau in der Landwirtschaft gesorgt. Die große deutsche Inflation 1914 bis 1923 entschuldete zwar zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, vernichtete aber auch die Sparguthaben der Bauern. Da sich bei einer nachhinkenden Maschinenausstattung (übrigens bis in die 1960er Jahre) die Preisschere zwischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Industrieprodukten in der Folgezeit immer weiter öffnete, waren die Landwirte gezwungen, neue Kredite aufzunehmen, denn die Investitionen, die zur Modernisierung der Infrastruktur bzw. zum Kauf von modernen Maschinen nötig waren, konnten nicht durch den Verkauf der agrarischen Produkte erwirtschaftet werden. Bei den Krediten handelte es sich zum größten Teil um US-amerikanische Wiederaufbaudarlehen, die im Gegensatz zur Krediten aus der Vorkriegszeit kurze Laufzeiten und ein relativ hohes Zinsniveau besaßen. Dieses Risiko wurde von vielen unterschätzt.
Ab 1925 konnte das Deutsche Reich wieder internationale Handelsverträge abschließen. Das öffnete den deutschen Markt vor allem für landwirtschaftliche Importe – zum Nachteil der heimischen Bauern. Eine steigende Steuer- und Abgabenlast sorgte für zusätzliche Belastungen.
Dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Existenznot gerieten, belegt die stetig ansteigende Zahl der Zwangsversteigerungen im gesamten Reich. Die hereinbrechende Agrarkrise und die Weltwirtschaftskrise ab 1929 führten zu einem allgemeinen Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte durch eine nachlassende Inlandsnachfrage. Viele Betriebe brachen unter der Schuldenlast zusammen. Weder die Regierung noch die in drei Verbände zersplitterte landwirtschaftliche Berufsvertretung waren in der Lage, wirksame Abhilfe zu leisten.
Die zugespitzte Situation – gerade im durch Missernten und Überschwemmungen noch zusätzlich gebeutelten Schleswig-Holstein – führte zu einer Radikalisierung der ländlichen Bevölkerung.
Begünstigt wurde diese Radikalisierung durch den Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft, der sich seit Ende des 19. Jahrhunderts langsam vollzogen hatte. Im Kaiserreich war das agrarische Milieu noch fest in der Gesellschaft integriert, galt es doch als eine Stütze des monarchischen Systems. Dieser schleichende Bedeutungsverlust führte zu einer Entfremdung vom demokratischen System der Weimarer Republik, mit dem sich viele Bauern nicht identifizieren konnten.
Die Region
Die dithmarscher Bauern waren vorwiegend Marschbauern, die wohlhabendsten in Norddeutschland und ohne ansässigen begüterten Adel, die die Weidemast von Schlachtvieh betrieben. Ihre Höfe waren alt und wurden im Erbfall nicht geteilt (Anerbenrecht), es gab Großbauern und Landarbeiter, die für Lohn arbeiteten. Auch die deutlich ärmeren Geestbauern waren wie die Marschbauern stets frei, nie leibeigen gewesen. Sie hatten aber keine landwirtschaftliche Selbstverwaltung wie die Eiderstedter oder Dithmarscher, sondern waren dem Landesherren unmittelbar untertan und hatten bis zur Bauernbefreiung Dienste und Abgaben zu leisten. Das östliche Hügelland hatte eine lange feudale Tradition mit Herzögen, leibeigenen Bauern und großen Gütern. Gutsuntertänige Dörfer gab es hier bis 1918.
1918 wurde die schleswig-holsteinische Bauern- und Landarbeiterdemokratie gegründet, die zunächst angesichts der Zwangswirtschaft durch das Kriegsernährungsamt und den Weiterbestand des alten Großgrundbesitzes hohe Wahlerfolge erzielte (Geest 38,4%), aber 1921 wieder zerfiel, als die revolutionäre Bewegung abgeebbt war.
Von Zwangsversteigerungen besonders betroffen waren die Marschengebiete an Elbe und Westküste. In den Kreisen Pinneberg und Steinburg sowie in Süderdithmarschen hatten sich viele Bauern auf die kapitalintensive und marktabhängige Schweinemast spezialisiert. Die Region galt als Zentrum der deutschen Schweineproduktion. Als es 1927 durch billige Gefrierfleisch-Importe aus Polen zu einem Einbruch der Schweinepreise kam, standen viele Betriebe vor dem Aus.
Aktionen und Protest

Zu ersten Protestkundgebungen am 28. Januar 1928 trafen sich insgesamt 140.000 Personen an der schleswig-holsteinischen Westküste. Allein in Heide (Holstein) kamen 20.000 Bauern zu einer Kundgebung. Organisiert wurden die Kundgebungen vor allem von Otto Johannsen aus Westerdeichstrich (Norderdithmarschen). Gespräche mit der Regierung scheiterten aber relativ schnell, die Bewegung begann sich zu radikalisieren und Johannsen geriet zusehends ins Abseits. Die Führung übernahmen daraufhin Claus Heim aus St. Annen (Norderdithmarschen) und Wilhelm Hamkens aus Tetenbüll (Eiderstedt). Auch im Oldenburger Münsterland und der Region Emsland/Bentheim kam es zu zahlreichen Demonstrationen, u. a. Mitte Januar 1928 zu einer Großdemonstration in Lingen an der Ems. Politisch profitierten hier die Christlichnationale Bauern- und Landvolkpartei sowie die Deutsch-Hannoversche Partei vom Unmut der Landbevölkerung, die sich im Oldenburger Münsterland und im Emsland vom Zentrum, in der Grafschaft Bentheim von der Deutschnationalen Volkspartei abwandte.
Erste Maßnahmen des passiven Ungehorsams waren ein Steuerboykott und Widerstand bei Pfändungen und Zwangsversteigerungen. Die Amtsvorsteher, Landjäger und Gemeindediener, die an diesen Aktionen beteiligt waren und auch in den Dörfern lebten, wurden sozialem Druck bis hin zu Schlägereien ausgeliefert. Oft sammelte sich bei derartigen Anlässen eine größere Gruppe Bauern und versuchte das Geschehen zu behindern. Ein besonders bekannter Fall war das Beidenflether Ochsenfeuer am 19. November 1928. Bei der versuchten Pfändung zweier Ochsen sammelten sich rund 200 mit Stöcken bewaffnete Bauern, die zusätzlich Feuer anzündeten und so die Ochsen wild machten. Die vollziehenden Gemeindediener wurden in die Flucht getrieben und mussten erst mit der Polizei zurückkommen, um die Tiere zu beschlagnahmen. 55 der Bauern wurden später wegen der Aktion verhaftet. Bei der Versteigerung konnten die Ochsen durch Spenden nach Beidenfleth zurückgekauft werden, was sich als großer Öffentlichkeitserfolg für die Landvolkbewegung erwies.
Am 4. März 1929 gründete sich die Steinburger Nothilfebewegung. 1.200 Bauern, die sich in Itzehoe versammelt hatten, verbrannten ihre Steuerbescheide, erklärten sich nach Artikel 1 der Weimarer Verfassung zum Volk und erklärten die gegen ihre Einwilligung erlassenen Steuerbescheide für rechtswidrig. Im August 1929 fand eine Großdemonstration in Neumünster statt. Die Bauern brachten ihre neue Fahne, schwarz mit silbernem Pflug und rotem Schwert, als Fahnenstange eine geradegeschmiedete Sense, mit. Es kam zu mehreren Zusammenstößen mit der mit Säbeln bewaffneten Polizei. Vor allem wurde die Fahne beschlagnahmt, was dazu führte, dass die Bauern ein Jahr lang die von der Landwirtschaft abhängige Stadt boykottierten.
Weiter gingen Einzelne wie Claus Heim, der bereits 1928 als erster öffentlich die Idee des Steuerboykotts aufbrachte. Sie gingen von mehr oder weniger passivem Widerstand zu aktiven Taten über - eine Idee, die auch in der Bewegung weiten Widerhall fand. So lautete ein beliebtes Lied jener Zeit:
- Herr Landrat, keine Bange,
- Sie leben nicht mehr lange…
- Heute nacht um Zwei,
- da besuchen wir Sie,
- Mit dem Wecker, dem Sprengstoff
- und der Taschenbatterie!
Bereits im Winter 1928/29 war es innerhalb der Landvolkbewegung zu Differenzen über das weitere Vorgehen gekommen. Während der Flügel um Wilhelm Hamkens auf gewaltlose Aktionen setzte, schlugen andere um Heim einen radikaleren Weg ein. Unter seiner Führung organisierte eine Gruppe aus dem völkischen Milieu, die u. a. Verbindungen zu ehemaligen Freikorpsangehörigen unterhielt, mehrere Bombenanschläge. Auftakt bildete am 6. April 1929 ein Anschlag in der Dithmarscher Kleinstadt Wesselburen, wo zwei Handgranaten auf Bauernhäuser geworfen wurden, deren Besitzer Gegner der Landvolkbewegung waren. Beide Handgranaten zündeten allerdings nicht. Danach organisierte er bis zum 6. September zahlreiche Anschläge auf Landrats- und Finanzämter, unter anderem in Schleswig, Niebüll und Lüneburg. Auch in den Privathäusern einzelner Regierungsbeamter wurden Bomben deponiert. Es wurde dabei niemand verletzt. Um die Landvolkbewegung und die Anschläge zu finanzieren, hatte Heim einen beträchtlichen Teil seines Hofes in St. Annen-Österfeld verkauft und sich hoch verschuldet.
Medien
Wichtigstes Mediun der Bewegung war Das Landvolk mit der Unterzeile Lewwer duad üs Slaaw!, das 1929/1931 mit einer Auflage von bis zu 12.000 Stück erschien. Claus Heim veröffentlichte von nach seiner Haftentlassung bis zum Verbot 1933 die Dusendüwelswarf. Beide Zeitungen argumentierten national-völkisch und bauten auf der „Blut und Boden“-Ideologie auf.
Niedergang
Letztlich scheiterte aber die Landvolkbewegung daran, dass sie weder eine einheitliche Bewegung war, noch Ziele hatte, die in einer sich rasant modernisierenden und stark industriell geprägten Gesamtgesellschaft sinnvoll umsetzbar waren.
Mit dem Schritt zu terroristischen Aktionen war eine Grenze überschritten, die viele Anhänger auf Distanz gehen ließ. Mit der Verhaftung der Führungspersönlichkeiten und geplagt von finanziellen Nöten durch hohen Kosten für das Zeitungsunternehmen und Rechtsanwälte brach die Bewegung schließlich zusammen.
Mit ihrer auf antisemitischen und antikapitalistischen Motiven aufbauenden Agitation hatte sie jedoch wesentlich den Grundstein für den Durchbruch der Nationalsozialisten gelegt, die in den Hochburgen der Landvolkbewegung weit überdurchschnittliche Wahlergebnisse errangen. Bei der Reichstagswahl 1928 erreichten sie in den beiden Dithmarscher Kreisen jeweils circa 17 % und in Steinburg etwa 10 %, während sie reichsweit noch bei 2,6 % lagen.[1] Die Übergänge zwischen Landvolkbewegung und NSDAP waren fließend, viele Landvolk-Akteure waren bereits Mitglied der NSDAP. Der Landvolk-Führer Wilhelm Hamkens aus Tetenbüll, nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen NSDAP-Mitglied Wilhelm Hamkens, dagegen war Gegner der NSDAP.
Literarische Rezeption
Die Landvolkbewegung ist der Gegenstand von Hans Falladas Buch Bauern, Bonzen und Bomben (1931). Es handelt davon, wie Ehrhardt-Leute und Stahlhelm-Aktivisten sich bemühen, die Aktionen der Landvolkbewegung in ihr Modell einer konservativen Revolution umzudeuten.
Ernst von Salomon schildert die Geschichte der Landvolkbewegung in seinem semi-dokumentarischen Roman Die Stadt (1932). In seinem späteren Werk Der Fragebogen (1951) berichtet der Autor innerhalb mehrerer Kapitel über seine eigene Tätigkeit für Das Landvolk, die Zeitung der Bewegung.
Herbert Volck beschreibt die Vorgänge in seinem Buch Rebellen um Ehre. Mein Kampf für die nationale Erhebung (1932) aus völkisch-nationalistischer Sicht.
Bodo Uhse berichtet in seinem autobiografischen Roman Söldern und Soldat (1935) aus der Perspektive des Gegners, der sich immer stärker annähert. Uhse war Chefredaktuer der nationalsozialitischen Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung in Itzehoe, die in ideologischer und journalistischer Konkurrenz zur Tageszeitung Das Landvolk (ebenfalls Itzehoe) stand. Er wurde nach seiner Entlassung für die Landvolkbewegung aktiv.
Siehe auch
- Bauernbewegung
- Bauernpartei
- Schleswig-Holsteinische Bauern- und Landarbeiterdemokratie
- Landbund (Deutschland)
- Agrarpolitischer Apparat
Einzelnachweise
Literatur
Zeitgenössische Literatur
- Lebenswogen (unveröffentlichtes Manuskript) Claus Heim (Nachlass)
- Unter den Sprengstoffattentätern… (unveröffentlichtes Typoskript, Nachlass Claus Heim, Familienbesitz) Claus Heim
- Neu-Preußens Bauernkrieg: Entstehung und Kampf der Landvolkbewegung von Walter Luetgebrune, Hamburg u.a. 1931
- Rebellen um Ehre: mein Kampf für die nationale Erhebung 1918-33 von Herbert Volck, Berlin 1932
- Bauern, Bonzen, Bomben von Hans Fallada, Berlin 1931 (Roman)
- Die Stadt von Ernst von Salomon, Berlin 1932
- Der Fragebogen von Ernst von Salomon, Hamburg 1951 (autobiographischer Roman)
- Söldner und Soldat von Bodo Uhse, Paris 1935 (autobiographischer Roman).
Darstellungen
- Hans Beyer: Die Landvolkbewegung Schleswig-Holsteins und Niedersachsens 1928-1932, in: Jahrbuch für Heimatgeschichte des Kreises Eckernförde, Jg. 15/1957, S. 173- 202.
- Gerhard Stoltenberg: Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk 1918-1933, Düsseldorf: Droste Verlag, 1962
- Rudolf Heberle: Landbevölkerung und Nationalsozialismus. Eine soziologische Untersuchung der politischen Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918-1932, Stuttgart: Deutsche Verlagsabstalt, 1963
- Le mouvement paysan dans le Schleswig-Holstein 1928-1932 von Michelle Le Bars, Berne / Francfort s. Main / New York 1986
- Nils Werner: Die Prozesse gegen die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1929/32, Frankfurt/Main 2001
- Die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1928/29 - Eine Analyse ihrer sozialökonomischen Entstehungsbedingungen und politischen Aktionsformen von Susanne Heim, Diplomarbeit 1980, Universität Hamburg, Fachbereich Politische Wissenschaften
- Politische Radikalisierung in der Provinz: Lageberichte und Stärkemeldungen der Politischen Polizei und der Regierungspräsidenten für Osthannover 1922-1933 von Dirk Stegmann, Hannover 1999
- Lutz Fahlbusch: Landvolkbewegung 1928-1932, in: Dieter Fricke u.a. (Hrsg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789-1945). Bd. 3, Köln/Leipzig 1985, S. 347-353.
- Helmut Lensing: Die Landvolk-in-Not-Bewegung von 1928 im Emsland, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Bd. 40/1994, Sögel 1993, S. 44-63.
- Autorenkollektiv: Bauern und Bomben: Claus Heim in der schleswigholsteinischen Landvolkbewegung, in Autonomie, Nr. 12, Sept. 1978, S. 46- 73