Zum Inhalt springen

Altenkirchen (Westerwald) und Richtlinie 96/82/EG (Seveso-II-Richtlinie): Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9. Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen''', umgangssprachlich auch '''Seveso-II-Richtlinie''' genannt, ist eine [[EG-Richtlinie]] zur Verhütung schwerer Betriebsunfälle mit gefährlichen Stoffen und zur Begrenzung der Unfallfolgen.
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
|Art = Stadt
|Wappen = Wappen Altenkirchen (Westerwald).png
|Breitengrad = 50/41/14/N
|Längengrad = 07/38/44/E
|Lageplan = Altenkirchen_(Westerwald)_in_AK.svg
|Bundesland = Rheinland-Pfalz
|Landkreis = Altenkirchen (Westerwald)
|Verbandsgemeinde = Altenkirchen (Westerwald)
|Höhe = 230
|Fläche = 11.00
|PLZ = 57601–57610
|Vorwahl = 02681
|Kfz = AK
|Gemeindeschlüssel = 07132501
|Adresse-Verband = Rathausstr. 13<br />57610 Altenkirchen
|Website = [http://www.vg-altenkirchen.de/ www.vg-altenkirchen.de]
|Bürgermeister = Heinz-Joachim Höfer
|Bürgermeistertitel= Stadtbürgermeister
|Partei = SPD
}}
[[Datei:MichelbachApril2009Zwo 010.jpg|thumb|Die Privilegierte Apotheke in der Wilhelmstraße, eines der ältesten Gebäude Altenkirchens]]


Sie ist nach dem [[Italien|italienischen]] Ort [[Seveso]] benannt, wo sich 1976 ein folgenschwerer Industrieunfall ereignete, der als [[Sevesounglück]] bekannt wurde. Die Richtlinie Seveso-II trat am 3.&nbsp;Februar 1997 in Kraft und löste dadurch die ''Seveso-I-Richtlinie'' von 1982 ab.
'''Altenkirchen (Westerwald)''' ist die Kreisstadt des [[Landkreis Altenkirchen (Westerwald)|Landkreises Altenkirchen]] im vorderen [[Westerwald]] in [[Rheinland-Pfalz]]. Sie ist Verwaltungssitz der [[Verbandsgemeinde Altenkirchen (Westerwald)]]. Die Stadt ist [[Mittelzentrum]] und eine anerkannte [[Fremdenverkehrsgemeinde]].


== Geografie ==
== Entstehung ==
[[Datei:Ammoniak-Tank.jpg|thumb|Ammoniaktank im [[Chemiepark Linz]]]]
=== Stadtgliederung ===
Im Laufe der Industrialisierung Europas nahm der Gebrauch gefährlicher Stoffe immer mehr zu. In den 1970er Jahren kam es zu mehreren Großunfällen ([[Flixborough-Unglück]] 1974, Seveso 1976).<ref>[[Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft|Lebensministerium]] zur [http://aktuell.lebensministerium.at/article/articleview/27751/1/7221 Seveso-II-Richtlinie]</ref> Um das hohe Gefahrenpotential zu senken, erließ die [[Europäische Wirtschaftsgemeinschaft|EWG]] am 24.&nbsp;Juni 1982 die Richtlinie 82/501/EWG ''über die Gefahren schwerer Unfälle bei bestimmten Industrietätigkeiten ( Seveso-I-Richtlinie)''.
Altenkirchen hat folgende Stadtteile:
* Bergenhausen
* [[Dieperzen]]
* Honneroth
* Leuzbach
=== Nachbargemeinden ===
An Altenkirchen grenzen folgende Gemeinden (in Uhrzeigerrichtung, von Norden beginnend): [[Bachenberg]], [[Obererbach (Westerwald)]], [[Mammelzen]], [[Michelbach (Westerwald)|Michelbach]], [[Gieleroth]], [[Fluterschen]], [[Almersbach]], [[Schöneberg (Westerwald)|Schöneberg]], [[Neitersen]], [[Helmenzen]], [[Kettenhausen]], [[Busenhausen]].


Im Laufe der nächsten Jahre wurde eine Überarbeitung und Ausweitung dieser Richtlinie gefordert. Besonders aufgrund des [[Bhopalunglück]]s in [[Indien]] im Jahre 1984 hielt man eine strengere Umsetzung für angebracht. Schließlich wurde am 9.&nbsp;Dezember 1996 die Richtlinie 96/82/EG „zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen“ erlassen, die am 3.&nbsp;Februar 1997<ref name="bmwa-at">[http://www.bmwfj.gv.at/Unternehmen/gewerbetechnik/Seiten/SevesoII-Richtlinie.aspx Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Österreich zur Seveso-II-Richtlinie]</ref> in Kraft trat. Am 31.&nbsp;Dezember 2003 trat mit der Richtlinie 2003/105/EG eine Änderung der Seveso-II-Richtlinie in Kraft, die in erster Linie Korrekturen an der Liste an Stoffen und deren Mengenschwellen betraf.<ref name="bmwa-at"/>
== Geschichte ==


== Inhalt ==
Erstmals erwähnt wird Altenkirchen 1131 in einer Urkunde Papst [[Innozenz II.]], der dem Bonner Stift St. Cassius und Florentius die beiden Höfe zu [[Birnbach]] und Altenkirchen bestätigte.


Die Seveso-II-Richtlinie enthält eine Liste an Stoffen, die als gefährlich eingestuft werden. Für Betriebe, bei denen sich gewisse Mengen solcher Stoffe befinden, müssen besondere Auflagen gelten:
Schon in der Mitte des [[12. Jahrhundert]]s wird Altenkirchen in den Besitz der [[Grafen von Sayn]] gelangt sein, die die Vögte des [[Stift (Kirche)|Stiftes]] [[Sankt Cassius Stift|St. Cassius]] waren. Am 16. Dezember 1314 verlieh König [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig der Bayer]] Altenkirchen Stadtrechte. Kaiser [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] bestätigte am 4. Februar 1357 die Altenkirchener Stadtrechte, nur wenige Tage bevor dem wiedischen [[Almersbach]] auf dem gegenüberliegendem Ufer der [[Wied (Fluss)|Wied]] ebenfalls die Stadtrechte verliehen wurden.


* Der Betrieb muss bei der Behörde gemeldet sein.
1534 fand in Altenkirchen der erste Landtag der Sayn'schen Lande statt. 1561 kam es zur Einführung der Wittenberger [[Reformation]] durch die Grafen von Sayn. Graf [[Heinrich IV. (Sayn)|Heinrich IV.]] ließ 1586 das Altenkirchener Schloss errichten, das 1862 abgerissen wurde. Mit ihm starben 1606 die [[Sayn-Wittgenstein|Grafen von Sayn]] im Mannesstamm aus. Als am 12. September 1605 Wilhelm III. Graf von [[Sayn-Wittgenstein-Sayn]] die Regierung der Grafschaft übernahm, verfügte er den Übergang zum reformierten Bekenntnis. [[Sayn-Wittgenstein-Sayn]] starb 1636 im Mannesstamm aus. Die Erbtöchter Sayn-Wittgenstein-Sayns teilten 1670 die Grafschaft. Ernestine, verehelicht mit dem Burggrafen zu Kirchberg erbte [[Grafschaft Sayn-Hachenburg|Sayn-Hachenburg]], Johannette, verheiratet mit Herzog Johann Georg von [[Sachsen-Weimar-Eisenach]], erhielt [[Grafschaft Sayn-Altenkirchen|Sayn-Altenkirchen]]. So fiel die Stadt 1670 an das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
* Es müssen regelmäßig Sicherheitsberichte erstellt werden.
[[Daniel Eberlin]], später Schwiegervater von [[Georg Philipp Telemann]], war zwischen 1665 und 1668 Hofmusiker am Altenkirchener Schloss.
* Interne und externe Notfallpläne müssen existieren.
* Zu Wohngebieten und Naturschutzgebieten muss ein angemessener Sicherheitsabstand eingehalten werden.
1728 brannte die Stadt fast gänzlich nieder. 1741 erbten die Markgrafen von [[Brandenburg-Ansbach]] die Grafschaft [[Sayn-Altenkirchen]], 1791 traten diese die Grafschaft an [[Preußen]] ab, das [[Grafschaft Sayn-Altenkirchen|Sayn-Altenkirchen]] infolge des [[Reichsdeputationshauptschluss|Reichsdeputationshauptbeschlusses]] vom 25. Februar 1803 an das [[Herzogtum Nassau]] abgeben musste. Mit dem [[Wiener Kongress]] 1815 fiel [[Sayn-Altenkirchen]] wieder an Preußen und ging als Landkreis Altenkirchen im preußischen Regierungsbezirk Koblenz auf. Kirchspiel und Stadt Altenkirchen wurden dem Amt Altenkirchen zugeordnet.
* Die Sicherheitsmaßnahmen müssen veröffentlicht werden.
* Schwere Unfälle sind so bald wie möglich zu melden und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
* Der Betrieb muss regelmäßig inspiziert werden.


== Normen ==
Während der Revolutionskriege kam es am 4. Juni 1796 zwischen den französischen Truppen unter General [[Jean-Baptiste Kléber|Kléber]] und den kaiserlichen Habsburgern unter Befehl Herzog Ferdinand von Württemberg zur [[Schlacht bei Altenkirchen]]. Bei weiteren Kämpfen wurde im Herbst 1796 der französische General [[François Séverin Marceau|Marceau]] so schwer verwundet, dass er in Altenkirchen verstarb.
* [http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31982L0501:DE:HTML Richtlinie 82/501/EWG] (Seveso-I-Richtlinie)
* [http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31996L0082:DE:HTML Richtlinie 96/82/EG] (Seveso-II-Richtlinie)
* [http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32003L0105:DE:HTML Richtlinie 2003/105/EG] (Richtlinie zur Änderung der Richtlinie 96/82/EG)


== Literatur ==
Ein Großfeuer zerstörte am 23. April 1893 59 Wohnhäuser, 33 Nebengebäude und die evangelische Kirche, die zwischen 1822 und 1827 nach den Plänen des Berliner Baumeisters [[Karl Friedrich Schinkel]] anstelle der [[Romantik|romanischen]] Kirche errichtet worden war.
* Binter Peter R.: ''Konkrete Effekte der Implementierung der Seveso-Richtlinien in Österreich, 82/501/EWG, Seveso I, 96/82/EG, Seveso-II, '' verlegt vom Bundesmin. für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt u. Wasserwirtschaft, Wien 2008, ISBN 978-3-200-01430-5
[[Datei:Altenkirchen bebauung parkstr.jpg|180px|right|thumb|Bebauung der 1920er Jahre in der Parkstraße Altenkirchen, im Hintergrund links das neue Finanzamt]]
* Donninger Rudolf und Struckl Michael: ''Industrieunfallrecht. Kommentar und Dokumentation''. (2003), Wien . ON - Österr. Normungsinst. ISBN 3-85402-081-3

* Simon Ernst, Stangl Maria. (Red.): ''Empfehlung des Bundesländer-Arbeitskreises Seveso zur Ermittlung von angemessenen Abständen für die Zwecke der Raumordnung, des Katastrophenschutzes und der Domino-Effekte. Nach der Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9.&nbsp;Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen („Seveso II“-RL)''
1939 wurden die Orte Leuzbach und Bergenhausen nach Altenkirchen eingemeindet. Am 7. März 1945 kam es zu mehreren Luftangriffen, die die Stadt nahezu vollständig zerstörten, über 200 Menschen wurden getötet. 193 Häuser der Stadt waren total zerstört; 120 weitere Gebäude beschädigt. Beide Kirchen, die Schulen, der Bahnhof und das alte Gebäude des Amtsgerichts lagen in Trümmern. Die Wilhelmstraße war unpassierbar, so dass die einrückenden amerikanischen Panzer dem Weg nach Wissen über den Damm der Bahn nach Hachenburg erreichten. Erst 1965 war der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen.
<!--

== Weblinks ==
Mit dem Landkreis Altenkirchen kam Altenkirchen 1946 zu Rheinland-Pfalz. Am 10. Juni 1979 wurde die bislang selbständige Gemeinde [[Dieperzen]] mit dem Hofgut Honneroth eingemeindet. Auf dieser Fläche entstand in den 1980/90er Jahren der neue Stadtteil Honneroth.
-->

→ '''Siehe auch Artikel [[Jüdische Gemeinde Altenkirchen]]'''

=== Einwohnerzahlen ===
[[Datei:Altenkirchen.jpg|thumb|'''Altenkirchen''', Schlossplatz mit evangelischer Christuskirche]]
[[Datei:MichelbachApril2009Zwo 013.jpg|thumb|Der Marktplatz von Altenkirchen]]
{| border="1"
!Jahr
!Einwohner
|-
|1787||align="right" |112
|-
|1800||align="right" |450
|-
|1830||align="right" |990
|-
|1840||align="right" |1.347
|-
|1853||align="right" |1.497
|-
|1861||align="right" |1.700
|-
|1900||align="right" |2.044
|-
|1919||align="right" |2.829
|-
|1933||align="right" |3.333
|-
|1939||align="right" |3.562
|-
|1946||align="right" |3.601
|-
|1950||align="right" |4.189
|-
|1962||align="right" |4.618
|-
|1984||align="right" |4.553
|-
|1999||align="right" |6.640
|-
|}

Altenkirchen war bis zur Wiedervereinigung die kleinste deutsche Kreisstadt, dann wurde es [[Seelow]]. Heute ist [[Cochem]] die kleinste deutsche Kreisstadt.

== Politik ==
[[Datei:MichelbachApril2009Drei 003.jpg|thumb|Das neue Altenkirchen: Saynstraße mit Blick auf den Neubau der Kreissparkasse]]
=== Stadtrat ===
Das amtliche Endergebnis der [[Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz 2009|Kommunalwahl]] vom 7. Juni 2009 (mit Vergleichszahlen zur Kommunalwahl 2004) für die Kreisstadt Altenkirchen (Westerwald):
{| class="prettytable"
|- align="right" bgcolor="#ffffff"
! align="left" bgcolor=ececec| SPD
|| 27,8 % || +0,9 || 6 Sitze || 0
|- align="right" bgcolor="#ffffff"
! align="left" bgcolor=ececec| CDU
|| 40,1 % || -8,9 || 9 Sitze || -2
|- align="right" bgcolor="#ffffff"
! align="left" bgcolor=ececec| FWG
|| 15,0 % || +4,1 || 3 Sitze || +1
|- align="right" bgcolor="#ffffff"
! align="left" bgcolor=ececec| Bündnis 90/Die Grünen
|| 9,1 % || +1,7 || 2 Sitze || 0
|- align="right" bgcolor="#ffffff"
! align="left" bgcolor=ececec| FDP
|| 8,0 % || +2,3 || 2 Sitze || +1
|}
<small>Quelle: [[Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz]]</small>

=== Bürgermeister ===
[[Datei:Altenkirchen2009 006.jpg|thumb|Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen]]

Als Stadtbürgermeister wurde Heijo Höfer ([[SPD]]) am 13. Juni 2004 in Direktwahl in seinem Amt bestätigt. Er ist seit 1. März 1992 hauptamtlicher Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen und ehrenamtlicher Bürgermeister der Kreisstadt Altenkirchen. Seine Amtszeit endet am 31. Dezember 2009.

=== Stadtflagge und Wappen ===
==== Beschreibung der Flagge ====
Die Stadtflagge ist längsgestreift, rot-gold, wobei beide Streifen gleich breit sind. In der Mitte trägt die Flagge das nachstehend näher bezeichnete Wappen.

==== Beschreibung des Wappens ====
[[Blasonierung]]: In rotem Schild ein doppelgeschweifter leopardierter goldener Löwe mit vollem Antlitz; auf dem Schild eine dreitürmige sandsteinfarbige Mauerkrone.

1905 wurde seitens der Stadt die Wiedereinführung des Wappens beschlossen. Am 4. Februar 1907 wurde durch königlichen Erlass an das preußische Innenministerium die Genehmigung zur Führung des Wappens erteilt und dies dem Stadtrat am 11. März 1907 mitgeteilt.
[[Datei:Altenkirchen2009 005.jpg|thumb|Kreisverwaltung Altenkirchen]]

=== Städtepartnerschaften ===
Altenkirchen unterhält eine Partnerschaft mit dem französlischen [[Tarbes]] und dem polnischen [[Olszanka]] im [[Powiat Brzeski (Brzeg)|Powiat Brzeski]].

== Öffentliche Einrichtungen ==
Die Kreisstadt Altenkirchen ist als voll ausgestattetes Mittelzentrum Sitz zahlreicher Behörden und öffentlicher Einrichtungen:

* Kreisverwaltung Altenkirchen
* Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen
* [[Amtsgericht]] Altenkirchen
* [[Finanzamt]] Altenkirchen-Hachenburg
* [[Kreissparkasse Altenkirchen]]
* [[Allgemeine Ortskrankenkasse|AOK]] Rheinland-Pfalz, Regionaldirektion Altenkirchen
* [[Agentur für Arbeit]] Altenkirchen
* [[Forstamt]] Altenkirchen
* [[Freiwillige Feuerwehr|Verbandsgemeindefeuerwehr]] Altenkirchen
* DRK Klinikum Westerwald (Die Krankenhäuser Altenkirchen, [[Hachenburg]] und [[Kirchen (Sieg)|Kirchen]] bilden als Krankenhausverbund das "DRK Klinikum Westerwald", ein Haus der Schwerpunktversorgung)
* Fachklinik für suchtkranke Frauen der REHA Fachkliniken GmbH
* Sportzentrum Altenkirchen mit Hallenbad

== Wirtschaft und Infrastruktur ==
[[Datei:Altenkirchen2009 016.jpg|thumb|Altenkirchen: Blick in die Kölner Straße]]
=== Ansässige Unternehmen ===
In der Kreisstadt Altenkirchen hat seit 1949 die Firma WERIT Kunststoffwerke
W. Schneider GmbH & Co. KG ihren Hauptsitz. Sie ist auf die Herstellung von Lager- und Transportbehälter, Industrietanks, Heizöltanks und Zubehör für Elektroinstallationen spezialisiert.
Zwischen Altenkirchen und Almersbach findet sich im Wiedtal die Papierfabrik Ahlstrom Altenkirchen GmbH (ehemals ''Jagenberg'').

In den letzten Jahren entstanden mit dem Industrie- und [[Gewerbegebiet]] "Graf-Zeppelin-Straße" und den Gewerbegebieten "Siegener Straße", "Rudolf-Diesel-Straße" und "Auf den sechs Morgen" Flächen zur weiteren Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen.

=== Verkehr ===
[[Datei:Bahnhof Altenkirchen.jpg|thumb|'''Altenkirchen''', Bahnhof]]

Die Kreisstadt Altenkirchen liegt am Schnittpunkt der Bundesstraßen [[Bundesstraße 8|8]], [[Bundesstraße 256|256]] und [[Bundesstraße 414|414]].

Altenkirchen ist an die [[Oberwesterwaldbahn]] ([[Liste der deutschen Kursbuchstrecken#Region Nordrhein-Westfalen .28400 bis 499.29|KBS 461]]) angebunden, die von der [[vectus Verkehrsgesellschaft mbH]] betrieben wird.

Seit 1. August 2002 ist der [[Verkehrsverbund Rhein-Sieg|VRS]]-Tarif als Übergangstarif auf den Schienenstrecken im Kreis Altenkirchen anerkannt.

Der Regionalbusverkehr wird mehrheitlich von der zur [[Rhenus Veniro]]-Gruppe gehörenden Firma Martin Becker durchgeführt.

=== Bildung ===
[[Datei:Altenkirchen2009 007.jpg|thumb|Musikschule Altenkirchen]]
* Grundschulen
** Pestalozzi-Grundschule
** Erich-Kästner-Grundschule
** Freie Evangelische Bekenntnisschule (Grundschule des Vereins Freie Ev. Bekenntnisschule Altenkirchen [FEBA] e. V.)

* Staatliche [[Kooperative Gesamtschule]] Altenkirchen
** Westerwald-Gymnasium
** Realschule
** Hauptschule
* Kreismusikschule
* Evangelische Landjugendakademie

* Kindergärten und Kindertagesstätte
** "Traumland" Altenkirchen-Honneroth
** Katholischer Kindergarten Sankt Jakobus
** Evangelische Kindertagesstätte Arche

== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
=== Kultur und Brauchtum ===
[[Datei:AK2008.jpg|thumb|'''Altenkirchen''', Karnevalsumzug]]
Das soziokulturelle Zentrum "Haus Felsenkeller", das mit seinen breiten Bildungsprogrammen, Tagungen und seiner Kleinkunstbühne über die Grenzen der Kreisstadt bekannt ist, zieht Gäste aus nah und fern nach Altenkirchen.

Ein breites Spektrum an unterhaltsamen und hochwertigen Veranstaltungen bietet das Programm der zu Beginn der 1980er-Jahre neu errichteten Stadthalle der Kreisstadt.

Der Umzug der Karnevalsgesellschaft Altenkirchen 1972 e. V. am Karnevalssonntag,<ref>Der Karnevalsruf Altenkirchens heißt: „Alekerje, schepp-schepp“.</ref> die Maifete am ersten Maiwochenende, das traditionelle Schützenfest der Altenkirchener Schützengesellschaft 1845 e. V. Anfang Juli oder das Oktoberfest gehören zu den Höhepunkten des Jahres.

Aus dem alten [[Thomas (Apostel)|Thomas]]-Markt (''Dommesmarkt'') am 21. Dezember ging der Altenkirchener Weihnachtsmarkt hervor. Am Freitag um den 28. Oktober findet der [[Simon Zelotes|Simon]]-[[Judas Thaddäus|Juda]]-Markt statt. Dieser Jahrmarkt, auf dem früher nicht nur Gegenstände des täglichen Bedarf, sondern vor allem Vieh gehandelt wurde, wurde nach dem großen Brand von 1728 eingerichtet und 1816 durch die preußische Regierung bestätigt.

=== Gedenkstätten ===
An die [[Jüdische Gemeinde Altenkirchen|jüdische Gemeinde in Altenkirchen]] und den umliegenden Dörfern vor 1933 erinnern heute der [[Jüdischer Friedhof Altenkirchen|Jüdische Friedhof Altenkirchen]], das 1978 von [[Erwin Wortelkamp]] geschaffene und am 9. November 1978 errichtete Mahnmal (''„Flammenmal“'') rechts vor der Evangelischen Kirche und die am 9. November 1989 errichtete Gedenktafel am Standort der ehemaligen Synagoge in der Frankfurter Straße sowie eine 1990 installierte Erinnerungstafel an die jüdischen Mitbürger, die sich am Ehrenmal (''„Auf dem Dorn“'') befindet.

=== Sehenswürdigkeiten ===
* Siehe auch [[Liste der Kulturdenkmäler in Altenkirchen (Westerwald)]]

* Die '''Privilegierte Apotheke''' (untere Wilhelmstraße, Fußgängerzone) gehört zu den wenigen historischen Bauwerken, die die Zerstörungen Altenkirchens überlebt haben. Die Apotheke ist eine ältesten und traditionsreichsten im Westerwald; ihre Geschichte lässt sich bis ins Jahr 1699 zurückverfolgen, als sie von dem [[Hachenburg]]er Apotheker Johann Philipp Härtling als Zweigapotheke gegründet wurde. Nach zweimaligen Besitzerwechsel erhielt 1717 der Apotheker Christian Scharff das von Herzog Johann Wilhem zu Sachsen unterzeichnete „Privileg“, die Apothekenlizenz; diese garantierte ihm Gebietsschutz für Altenkirfchen und die Saynischen Lande. Nach zahlreichen Besitzerwechseln übernahm sie 1912 der [[Aachen]]er Apotheker Franz Malmedie, dessen Enkel sie heute führt. Seit 1984 steht das Gebäude unter Denkmalschutz; 1997 erfolgte eine Außenrenovierung.<ref>Informationen nach Franz-Gerd Malmedie: ''300 Jahre Privilegierte Apotheke Altenkirchen.'' In: Heimatjahrbuch des Kreises Altenkirchen 2001.</ref>

* Am '''Marktplatz''' befinden sich einige restaurierte Fachwerkhäuser bzw. Hausfassaden aus der Gründerzeit. Inmitten des Platzes wurden bei der Neuanlage der Innenstadt als Fußgängerzone in den 1970er Jahren eine Brunnenanlage und treppenförmige Sitzgelegenheiten geschaffen.

* Der '''Schlossplatz''', dessen Bezeichnung an das ehemalige [[Schloss Altenkirchen]] erinnert, ist seit seiner Neugestaltung in den 1990er Jahren geprägt durch die [[Postmoderne Architektur]] der Neubauten der Westerwaldbank und der [[Kreissparkasse Altenkirchen]]. Diese Stadtsanierung setzt sich in Neubauten in dem nahen Saynstraßen-Quartier fort.

* Der '''Park de Tarbes''' befindet sich 500&nbsp;m in Norden der Innenstadt; am Eingang ein der Partnerstadt Tarbes gewidmetes Denkmal. Er umfasst u.a. einen größeren Teich und eine [[Boule-Spiel]]anlage. Angrenzend liegen der [[Jüdischer Friedhof (Altenkirchen)|jüdische Friedhof Altenkirchen]] und ein Festplatz. Die Grünzone des Parks setzt sich nach Norden in den nahen Ortsteil Honneroth fort.

[[Datei:Bismarckturm Altenkirchen (Westerwald).jpg|thumb|Bismarckturm Altenkirchen]]
* Der '''Bismarckturm''' befindet sich einer der Erhebungen im Süden der Stadt auf 282&nbsp;m Höhe; der Turm folgt architektonisch der Tradition der um 1900 entstandenen [[Bismarckturm|Bismarcktürme]]. Zu seiner Erhaltung hat sich in den 2000er Jahren ein eigener Verein gegründet.

* Die '''Bronzebüste [[Friedrich Wilhelm Raiffeisen]]s''' steht vor dem Gebäude der Kreisverwaltung in der Parkstraße; das Original der Büste befindet sich im Innenhof der Regierung von [[Niederösterreich]] in Wien.

* Das südlich der Innenstadt gelegene '''Wiesental''' (mit dem 434&nbsp;ha großen Landschaftsschutzgebiet „Im Dorn“), das dem Lauf der [[Wied (Fluss)|Wied]] folgt, ist ein beliebtes Naherholungs- und Wandergebiet, durch den u.&nbsp;a. auch der [[Wiedwanderweg]] weiter nach [[Michelbach (Westerwald|Michelbach]] verläuft.

== Religion ==
[[Datei:Altenkirchen2009 012.jpg|thumb|Evangelische Kirche Altenkirchen]]
[[Datei:Altenkirchen2009 010.jpg|thumb|Katholische Kirche Altenkirchen]]
Die Kreisstadt Altenkirchen ist geprägt durch die aus der Reformation hervorgegangen Kirchen. Bis zur Einführung der [[Unierte Kirchen (evangelisch)|preußischen Union]] im Jahre [[1817]] gab es neben der reformierten auch eine lutherische Gemeinde, die das Kirchengebäude simultan nutzten.
Seit 1967 ist Altenkirchen Sitz des [[Superintendent]]en des [[Kirchenkreis]]es Altenkirchen, der zur [[Evangelische Kirche im Rheinland|Evangelischen Kirche im Rheinland]] gehört.

Die römisch-katholische Pfarrgemeinde zählt zum Seelsorgebezirk Westerwald des Kreisdekanats Altenkirchen im [[Erzbistum Köln]].
Ein katholisches Kirchengebäude wurde zwischen 1851 und 1853 errichtet, weil der von der Gemeinde bis dahin genutzte Münzflügel des Schlosses wegen Baufälligkeit geschlossen worden war. Das Kirchengebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. 1950 wurde der Grundstein zu einer neuen Pfarrkirche gelegt, die am 26. Juli 1952 vom Kölner Erzbischof [[Joseph Frings|Joseph Kardinal Frings]] konsekriert wurde.

=== Evangelisch ===
* Evangelische Kirchengemeinde Altenkirchen

=== Römisch-Katholisch ===
* Katholische Kirchengemeinde Sankt Jakobus major Altenkirchen

=== Freikirchen ===
* Ev. Baptistengemeinde Altenkirchen e. V.
* Ev. Gemeinschaft Altenkirchen
* Ev.-Freikirchliche Gemeinde Altenkirchen
* Freier Bibelstudienkreis Gut Honneroth
* Friends of Jesus e. V. Altenkirchen
* Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten
* Mennoniten Brüdergemeinde e. V. Altenkirchen

=== sonstige Religionsgemeinschaften ===
* Jehovas Zeugen Versammlung Altenkirchen

== Persönlichkeiten ==
[[Datei:François Séverin Desgraviers-Marceau.jpg|thumb|François Séverin Marceau]]
[[Datei:DBP Friedrich Wilhelm Raiffeisen 7 Pfennig 1958.jpg|thumb|Friedrich Wilhelm Raiffeisen]]
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
* [[Sabine Bätzing]], deutsche Politikerin (* [[13. Februar]] [[1975]])
* [[Dieter Hackler]], ehemaliger Bundesbeauftragter für den Zivildienst (* [[3. Oktober]] [[1953]])
* [[Dittmar Hahn]], Richter am Bundesverwaltungsgericht (*[[1943]])
* [[Ernst Lindemann (Offizier)|Ernst Lindemann]], Offizier der Kaiserlichen Marine und später der Kriegsmarine (* [[28. März]] [[1894]])
* [[Heinrich August Luyken]], deutscher Schriftsteller in [[Esperanto]] (* [[10. Dezember]] [[1864]])
* [[Dirk Schiefen]], deutscher Musiker (* [[4. Oktober]] [[1979]])
* [[Ralph Szepanski]], deutscher Journalist (* [[5. Oktober]] [[1967]])
* [[Hermann Heinrich Traut]], deutscher Bibliothekar (* [[1866]])
* [[Erich Wenderoth]], Jurist und Mitgründer der [[Rheinische Post|Rheinischen Post]] ( * [[1. Oktober]] [[1896]])

=== Weitere Persönlichkeiten ===
Folgende Persönlichkeiten sind keine gebürtigen Altenkirchener, haben aber in der Stadt gewirkt oder gelebt:
* [[Alfred Beth]], (* 1940) ehem. Staatsminister für Umwelt und Gesundheit des Landes [[Rheinland-Pfalz]]
* [[Wilhelm Boden]], (1890–1961) ehem. Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz
* [[Erhard Geyer]], (* 1939) ehem. Bundesvorsitzender des [[Dbb beamtenbund und tarifunion|Deutschen Beamtenbundes]]
* [[Bernhard Grzimek]], (1909–1987) Zoologe
* [[Otmar Hesse]], (* 1940) ev. Theologe und ehemaliger Oberbürgermeister von [[Goslar]]
* [[Hermine Körner]], (1878–1960) deutsche Schauspielerin und Regisseurin
* [[François Séverin Marceau]], (1769–1796) französischer General
* [[Friedrich Wilhelm Raiffeisen]], (1818–1888) Sozialreformer
* [[Bernhard Constantin von Schoenebeck]], (1760–1835) Mediziner und Autor
* [[Salamat Shiftah]], (* 1938) Lehrer und Musiker
* [[Margret Wintermantel]], (* 1947) Präsidentin der [[Hochschulrektorenkonferenz]], ehem. Präsidentin der [[Universität des Saarlandes]]
* [[Franz-Josef Wuermeling]], (1900–1986) ehem. Bundesminister für Familienfragen

== Fotos ==
<gallery>
File:Altenkirchen2009 004.jpg|Bebauung der Zwischenkriegszeit: Altenkirchen, Parkstraße
File:Altenkirchen2009 008.jpg|Kreisverwaltung Altenkirchen
File:Altenkirchen2009 014.jpg|Privilegierte Apotheke Altenkirchen
File:Altenkirchen2009 017.jpg|Kumpstraße Altenkirchen
File:Altenkirchen2009 018.jpg|Koblenzer Straße Altenkirchen: Bahnübergang
File:Altenkirchen2009 022.jpg|Angelteiche im Wiesental von Altenkirchen
File:Altenkirchen2009 023.jpg|Blick vom Wiesental auf Altenkirchen
File:Altenkirchen2009 025.jpg|Die Wied bei Altenkirchen
</gallery>

== Literatur (Auswahl) ==
* Margot Bitterauf-Remy: ''Die Kunstdenkmäler des Kreises Altenkirchen.'' Düsseldorf 1935.
* Matthias Dahlhoff: ''Geschichte der Grafschaft Sayn.'' Dillenburg 1874.
* Emil Haas: '' Die Kreisstadt Altenkirchen 1314-1964. Ein Beitrag zur Entwicklung einer kleinen Westerwälder Stadt.'' Altenkirchen 1964.
* Eckhard Hanke: ''Altenkirchen, Westerwald. Vom Wandel einer Stadt.'' Altenkirchen 1988.
* Hans Helzer: ''Altenkirchen.'' Leipzig 2002.
* Heinrich Holschbach: ''Volkskunde des Kreises Altenkirchen.'' Elberfeld 1928.
* Josef Klein: ''Die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Altenkirchen seit Anfang des 19. Jahrhunderts.'' Wissen 1926.
* Hermann Krämer (Hrsg.): ''Der Landkreis Altenkirchen.'' Oldenburg 1972.
* Jakob Rausch (Hrsg.): ''Geschichte des Kreises Altenkirchen.'' Altenkirchen 1921.
* Martin Sinemus: ''Die Geschichte der evangelischen Gemeinden des Kirchenkreises Altenkirchen (Westerwald).'' Saarbrücken 1933.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
== Weblinks ==
{{Commonscat|Altenkirchen (Westerwald)}}
* [http://www.vg-altenkirchen.de/ www.vg-altenkirchen.de]
* [http://wiki.westerwald-gymnasium.de/index.php/Hauptseite AKdia] (umfassende Stadtchronik Altenkirchens)



{{Rechtshinweis}}
{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Altenkirchen (Westerwald)}}


[[Kategorie:Altenkirchen (Westerwald)| ]]
[[Kategorie:Europäisches Sekundärrecht|Seveso-II-Richtlinie]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Altenkirchen (Westerwald)]]
[[Kategorie:Chemieunfall]]
[[Kategorie:Sayn-Wittgenstein|Altenkirchen]]
[[Kategorie:Chemiekalienrecht]]


[[en:Altenkirchen]]
[[en:Directive 96/82/EC]]
[[fr:Directive Seveso]]
[[eo:Altenkirchen (Westerwald)]]
[[es:Altenkirchen]]
[[it:Direttiva Seveso]]
[[fa:آلتنکیرشن]]
[[fr:Altenkirchen]]
[[it:Altenkirchen (Westerwald)]]
[[kk:Альтенкирхен (Вестервальд)]]
[[nl:Altenkirchen (Westerwald)]]
[[pl:Altenkirchen]]
[[pt:Altenkirchen]]
[[ro:Altenkirchen (Westerwald)]]
[[ru:Альтенкирхен (Вестервальд)]]
[[vi:Altenkirchen]]
[[vo:Altenkirchen (Westerwald)]]
[[war:Altenkirchen]]
[[zh:阿尔滕基兴]]

Version vom 2. August 2010, 15:47 Uhr

Die Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9. Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen, umgangssprachlich auch Seveso-II-Richtlinie genannt, ist eine EG-Richtlinie zur Verhütung schwerer Betriebsunfälle mit gefährlichen Stoffen und zur Begrenzung der Unfallfolgen.

Sie ist nach dem italienischen Ort Seveso benannt, wo sich 1976 ein folgenschwerer Industrieunfall ereignete, der als Sevesounglück bekannt wurde. Die Richtlinie Seveso-II trat am 3. Februar 1997 in Kraft und löste dadurch die Seveso-I-Richtlinie von 1982 ab.

Entstehung

Ammoniaktank im Chemiepark Linz

Im Laufe der Industrialisierung Europas nahm der Gebrauch gefährlicher Stoffe immer mehr zu. In den 1970er Jahren kam es zu mehreren Großunfällen (Flixborough-Unglück 1974, Seveso 1976).[1] Um das hohe Gefahrenpotential zu senken, erließ die EWG am 24. Juni 1982 die Richtlinie 82/501/EWG über die Gefahren schwerer Unfälle bei bestimmten Industrietätigkeiten ( Seveso-I-Richtlinie).

Im Laufe der nächsten Jahre wurde eine Überarbeitung und Ausweitung dieser Richtlinie gefordert. Besonders aufgrund des Bhopalunglücks in Indien im Jahre 1984 hielt man eine strengere Umsetzung für angebracht. Schließlich wurde am 9. Dezember 1996 die Richtlinie 96/82/EG „zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen“ erlassen, die am 3. Februar 1997[2] in Kraft trat. Am 31. Dezember 2003 trat mit der Richtlinie 2003/105/EG eine Änderung der Seveso-II-Richtlinie in Kraft, die in erster Linie Korrekturen an der Liste an Stoffen und deren Mengenschwellen betraf.[2]

Inhalt

Die Seveso-II-Richtlinie enthält eine Liste an Stoffen, die als gefährlich eingestuft werden. Für Betriebe, bei denen sich gewisse Mengen solcher Stoffe befinden, müssen besondere Auflagen gelten:

  • Der Betrieb muss bei der Behörde gemeldet sein.
  • Es müssen regelmäßig Sicherheitsberichte erstellt werden.
  • Interne und externe Notfallpläne müssen existieren.
  • Zu Wohngebieten und Naturschutzgebieten muss ein angemessener Sicherheitsabstand eingehalten werden.
  • Die Sicherheitsmaßnahmen müssen veröffentlicht werden.
  • Schwere Unfälle sind so bald wie möglich zu melden und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
  • Der Betrieb muss regelmäßig inspiziert werden.

Normen

Literatur

  • Binter Peter R.: Konkrete Effekte der Implementierung der Seveso-Richtlinien in Österreich, 82/501/EWG, Seveso I, 96/82/EG, Seveso-II, verlegt vom Bundesmin. für Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt u. Wasserwirtschaft, Wien 2008, ISBN 978-3-200-01430-5
  • Donninger Rudolf und Struckl Michael: Industrieunfallrecht. Kommentar und Dokumentation. (2003), Wien . ON - Österr. Normungsinst. ISBN 3-85402-081-3
  • Simon Ernst, Stangl Maria. (Red.): Empfehlung des Bundesländer-Arbeitskreises Seveso zur Ermittlung von angemessenen Abständen für die Zwecke der Raumordnung, des Katastrophenschutzes und der Domino-Effekte. Nach der Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9. Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen („Seveso II“-RL)

Einzelnachweise

  1. Lebensministerium zur Seveso-II-Richtlinie
  2. a b Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Österreich zur Seveso-II-Richtlinie