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Fiat 1900 und Scharfrichterhaus (Passau): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Scharfrichterhaus-01.jpg|thumb|Das ScharfrichterHaus in Passau]]
Der '''Fiat 1900''' war ein Modell des Automobilherstellers [[Fiat]], das von 1952 bis 1958 produziert wurde.
Das '''ScharfrichterHaus''' in [[Passau]] ist eine renommierte [[Kleinkunst]]- und Musikbühne mit eigenem ''KabarettJazzCaféRestaurant''.<ref>Offizielle Selbstdarstellung des ''ScharfrichterHauses'' [http://www.scharfrichter-haus.de/main.php?navi=9&inc=artikel&subnavi=11]</ref>


Seinen historischen Namen '''Scharfrichterhaus''' verdankt das Haus in der Milchgasse u.&nbsp;a. einer Legende, derzufolge dort seinerzeit der [[Scharfrichter]] von Passau gewohnt habe. Ihre Nahrung erhielt diese Geschichte dadurch, dass sich ab dem 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1443 in dem Gebäude das gefürchtete „Prislig“-Gefängnis befand. Um 1620, angetrieben durch Existenzängste wegen des [[30-jähriger Krieg|30-jährigen Kriegs]], wurden dort vom Passauer Scharfrichter Kaspar Neidhart kleine Zettel hergestellt, die unverwundbar machen sollten, was als „[[Passauer Kunst]]“ in die Geschichte einging.
{{Infobox PKW-Modell
|Marke=Fiat
|Modell=1900
|Bild= Fiat_195X.jpg
|Bild zeigt=Fiat 1900
|Hersteller=[[Fiat]]
|von=1952
|bis=1958
|Versionen=Limousine, viertürig
Coupé, zweitürig
Polizei-Cabrio, zweitürig
|Klasse=[[Oberklasse]]
|Motoren=1901 cm³
Otto
|Länge=4335
|Breite=1655
|Höhe=1590
|Radstand=2425
|Gewicht=Limousine 1240&nbsp;kg,<br/> Coupé 1230,<br/> Cabrio 1130
|Nachfolger=[[Fiat 1800]]
}}


[[Datei:Passau Scharfrichterhaus Innenhof.jpg|thumb|left|Der Innenhof des Scharfrichterhauses]]
== Fiat 1900 ==
In den 1970er Jahren stand die Stadt Passau unter starkem Einfluss durch die konservativen Kräfte der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]], des [[Bistum Passau|Bistums Passau]] und der [[Passauer Neue Presse|Passauer Neuen Presse]]. Deshalb formierte sich in Passau als [[Gegenkultur]] eine Bewegung des politischen Kabaretts, an deren Spitze die Kabarettisten [[Bruno Jonas]] und [[Siegfried Zimmerschied]] standen, und die von der konservativen Führung stark torpediert wurde. So verhängte der Chefredakteur der PNP eine Nachrichtensperre über die Kabarett-Veranstaltungen, der Generalvikar des Bistums erstattete Anzeige wegen Gotteslästerung und die Stadt Passau verhängte Aufführungsverbote. Trotz alledem wurde im März 1977 von Walter Landshuter und Edgar Liegl das ''ScharfrichterHaus'' gegründet, in dem auch [[Ottfried Fischer]] in seinen Anfangstagen auftrat.
Ende der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts verfügte Fiat bereits als einer der wenigen Hersteller Europas über ein umfangreiches [[Produktportfolio]], dass unterschiedliche Marktsegmente abdeckte. Die Oberklasse Italiens war aber den Mitbewerbern wie [[Alfa Romeo]] und [[Lancia]] vorbehalten. [[Vittorio Valetta]], seit 1939 Geschäftsführer des Herstellers, entschied, diese Lücke zu schließen. Hintergrund war seine Idee, mit einem großen Wagen neben dem heimischen auch den US-amerikanischen Markt zu bedienen. Durch die vielen dort lebenden Italiener vermutete er ein ausreichendes Absatzpotential. Dieses sollte der Fiat 1900 erschließen.<ref>Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.29 f.</ref>


Seitdem hat es sich zu einer bedeutenden [[Jazz]]- und Kabarettbühne entwickelt, auf der sich das politische Kabarett Deutschlands die Klinke in die Hand gibt. 1979 feierten die Passauer Kabaretttage, ein Festival für Kleinkunst, Theater, Musik und Kabarett, ihren Start und seit 1983 wird vom ''ScharfrichterHaus'', in Zusammenarbeit mit dem [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunk]] und der Münchener ''[[Abendzeitung]],'' das [[ScharfrichterBeil]] verliehen. Dieser Nachwuchspreis diente schon vielen Kabarettisten, so z.&nbsp;B. 1983 dem jungen [[Hape Kerkeling]], als Sprungbrett für ihre Karriere.
1952 erfolgte seine offizielle Präsentation. Letztlich war er eine Weiterentwicklung des im März 1950 erschienenen [[Fiat 1400|1400]]. Die moderne Form und das perfekte Fahrwerk des Schwestermodells brauchten wenig Überarbeitung, um Luxus-Niveau zu erreichen. Daher übernahm der 1900 weitgehend Karosserie und Technik. Optisch auffällig war nur ein modifizierter Kühlergrill mit integrierten rechteckigen Blinkern.<ref name="check1">Gloor, Roger: Nachkriegswagen - Personenautos 1945-1960, 6. Aufl., Hallwag Verlag, Bern und Stuttgart 1986, ISBN 3-444-10263-1, S. 151.</ref>


Mittlerweile sind die Differenzen zwischen der Stadt und dem Haus beigelegt. Das ''ScharfrichterHaus'' ist derzeit fest im Passauer Kulturleben integriert und ist als eine bedeutende überregionale Institution in der heutigen Kabarettszene allgemein anerkannt.
Auch der wassergekühlte 4-Zylinder-Reihenmotor wurde übernommen. Allerdings wurde er grundlegend überarbeitet und erreichte nun 1901 cm³ Hubraum mit zunächst 58 (42,5 kW), später dann 60 PS (44 kW). Im Versuchsbetrieb führte diese Leistungssteigerung jedoch zu deutlichen Vibrationen bei höheren Drehzahlen. Fiat begegnete den Problem durch den Einbau eines 5-Gang-Overdrive-Getriebes und einer hydraulischen Kupplung. Diese technische aufwendige Lösung stellte eine Art Kombination von [[Fahrzeuggetriebe|Automatik- und Schaltgetriebe]] dar, wobei die Wahl manuell per Lenkradschaltung erfolgte. Der erste Gang war nur bei starker Belastung oder am Berg nötig, der fünfte diente als Schongang. Die volle Elastizität der Übersetzung war aber im vierten Gang spürbar, der von ca. 30 bis zur Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h eingelegt bleiben konnte.<ref name="check2">Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.32 f .</ref>


== Scharfrichterkino ==
Der Innenraum des 1900 war aufwendig im Stil amerikanischer Fahrzeuge gestaltet und reichhaltig ausgestattet. War das Fahrzeug außen zweifarbig, fanden sich beide Farben auch in der Lackierung des Armaturenbretts wieder. Die Instrumenteneinheit umfasste eine Uhr, Tank- und Öldruckanzeige sowie Warnleuchten für die Wassertemperatur und Ladespannung. Der Tachometer hatte einen Tageskilometerzähler und bot die Möglichkeit, die durchschnittliche Fahrtgeschwindigkeit zu kalkulieren. Später wurde er durch eine klassische Variante ersetzt. Durch eine veränderte Rückbank war das Platzangebot wenige Zentimeter im Vergleich zum 1400 größer.<ref>Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.30 f.</ref>
Seit 1987 befindet sich in dem Gebäude zusätzlich noch das Scharfrichterkino, in dem v.&nbsp;a. alternative Filmkunst eine Plattform findet. Es wird von einem lokalen Kinobetreiber geleitet, welcher unter anderem zwei weitere Kinos in der Stadt besitzt. Das Kino hat 74 Sitzplätze und eine aufgrund der Raumkonstruktion an den oberen Ecken abgeschnittene Leinwand.


== Einzelnachweise ==
Neben der viertürigen Limousine kam mit dem Fiat 1900 Granluce gleichzeitig auch ein zweitüriges Hardtop-Coupé in den Verkauf. Außerhalb Italiens trug es die Bezeichnung Grand Vue. Es basierte auf dem Chassis des 1400 Cabriolets, hatte mit diesem aber nur die Türen gemeinsam, die mit ihrer überdurchnittlichen Länge von 1,36 m den Fontgästen ein bequemes Einsteigen ermöglichten. Gegenüber der Limousine hatten die Stylisten das Dach um 7 cm abgesenkt und mit einer dreiteiligen Panoramaheckscheibe versehen. Das Coupé besaß keine [[Fahrzeugsäule|B-Säule]]; die Heckfenster waren vollkommen versenkbar. Äußerlich fielen größere Stoßstangen, eine veränderte Heckpartie sowie ein erneut anderer Kühlergrill mit runden Nebelscheinwerfern auf. Serienmäßig verfügte der Wagen über ein Autoradio des Typs Autovox RA 15. Die Antenne konnte mittels einer kleinen Kurbel im Fußraum des Fahrers aus- und eingefahren werden.<ref>Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.33.</ref>
<references/>


== Weblinks ==
Mit 1,75 Mio. [[Lire]] für die Limousine und 2,15 Mio für das Coupé in Italien bzw. 11000 und 16000 [[Deutsche Mark|DM]] in Deutschland lagen die Preise deutlich über den anderen Fahrzeugen Fiats, aber knapp unter dem, was für vergleichbare Wagen der Wettbewerber verlangt wurde.<ref>Kuch, Joachim/Schmarbeck, Wolfgang: Typenkompaß Fiat - Personenwagen seit 1945, 1. Aufl., Motorbuch Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01906-X, S. 51 f.</ref> Da es dem 1900 im Vergleich aber an Ausstrahlung und Renommee mangelte, blieben die Verkaufszahlen gering. Als Konsequenz erfolgte die Aufgabe des Plans einer Kommerzialisierung in den USA.
{{Commonscat|Scharfrichterhaus in Passau}}

* [http://www.scharfrichter-haus.de Offizieller Web-Auftritt des ''ScharfrichterHauses'']
Speziell für die italienische Polizei produzierte Fiat eine Kleinserie, die als 1900 Torpedo Veloce bezeichnet wurde. Hierbei handelte es sich um nichts anderes, als um das 1400 Cabriolet, ausgestattet mit dem leistungsstärkeren 1900-Motor und klassischer Kraftübertragung. Aufgrund des geringeren Gewichts im Vergleich zu Limousine und Coupé lag die Spitzengeschwindigkeit des Wagens bei 135 km/h.<ref>Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.30.</ref>
* [http://asg-passau.de/archiv/facharbeiten/wachtveitl/6.html Facharbeit über das Scharfrichterhaus]

* [http://www.cineplex.de/kino/tree/node1821/city41/ Infos zum ''ScharfrichterKino'']
Bis zur Einführung des Fiat 1900 A wurden von allen drei Modellvarianten zusammen etwas mehr als 10000 Einheiten gebaut.<ref name="check1" />

== Fiat 1900 A ==
1954 wurde die Modellreihe leicht überarbeitet und hieß jetzt 1900 A Die Limousine folgte damit im Wesentlichen den schon beim 1400 vorgenommenen Änderungen. Im Innenraum erfolgten viele Detailveränderungen. Am auffälligsten war die neu gestaltete Armaturentafel. Außen war vor allem die vergrößerte Heckscheibe erwähnenswert. Die vorderen Kotflügel neu geformt und mit größeren Scheinwerfern versehen. Der Frontgrill fand wieder eine Überarbeitung, bei der nun zwei runde Nebelscheinwerfer mittig integriert wurden. Neue Radkappen und Zierleisten komplettierten die optischen Retuschen. Durch eine Verdichtungserhöhung von 6,7:1 auf 7,5:1 sowie Modifikationen am Doppelvergaser stieg die Leistung auf 70 PS (51 kW) bei 4500 Umdrehungen. Eine Vergrößerung des Tanks von 48 auf 55 l sowie eine Verbrauchsoptimierung von 11,5 auf 10,5 l/100 brachte die von den Kunden gewünschte Erhöhung der Reichweite.

Der Grandluce erhielt die gleichen Überarbeitungen, allerdings gab es hier wieder eine eigene Kühlergrillvariante. Die rechteckigen Nebelscheinwerfer waren unterhalb der Scheinwerfer integriert. Ferner wurde die Panoramascheibe vergrößert.

Eine Neuauflage des 1900 Torpedo Veloce erfolgte nicht. Insgesamt kam die zweite Serie 7.027 Fahrzeuge.<ref name="check1" />

== Fiat 1900 B ==
Die Ablösung durch den 1900 B erfolgte 1956. Für die Limousine gab es kaum Änderungen. Auch in dieser Auflage kam ein neuer Kühlergrill zu Einsatz, in dessen Mitte ein einzelner Nebelscheinwerfer saß. Für den Grandluce blieb es bei zwei Nebelleuchten, diese waren aber im unter Teil des Grills angeschlagen. Die Kotflügel wurden gegenüber der Limousine abgeändert. Ihr markantestes Merkmal waren kleine gewölbte Überhänge oberhalb der Scheinwerfer. Außerdem erhielt er ein neu gestaltete Heckansicht sowie veränderte Stoßstangen. Im Innenraum wurden viele Farbelemente hinzugefügt und es erfolgte der Einbau eines Bandtachos.

Beide Varianten profitierten von einer gesteigerten Motorleistung. Sie lag nun bei 80 PS (59 kW) bei einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h. Zur Vermeidung des Fading-Effekts war ein Bremsassistent serienmäßig.<ref name="check3">Visani, Marco: Fiat 1900 A Granluce - L'Amérique en point de mire, in: Gazonline, Heft 2/Februar 2010, 15. Jahrgang, Pixel Press Studio, Bailly, S.34.</ref>

Für die dritte Serie fanden sich gerade mal noch ca. 2500 Käufer.<ref name="check1" /> Daher endete Ende 1958 die Produktion des 1900. Insgesamt war Fiats Vorstoß in die automobile Oberklasse mit ungefähr 20000 hergestellten Fahrzeugen eher mäßig erfolgreich.<ref name="check3" />
== Fiat 1900 in Österreich ==
Kurz nach seiner Präsentation in Italien kam der 1900 in Österreich 1953 über die Firma [[Steyr Daimler Puch|Steyr]] auf den Markt, mit der eine Kooperation auf Basis eines Assemblingvertrages bestand. Einziger Unterschied neben den Fiat-Steyr-Emblemen war der Einbau eines 2-l-Steyr-Motors, der mit 65 PS bei 4000 U/min stärker und drehfreudiger war. Dementsprechend wurde das Fahrzeug auch als [[Steyr 2000]] vertrieben. Erhältlich waren sowohl die Limousine wie das Coupé Grand Vue. Planungen ein eigenes Cabrio zu realisieren versandeten in der Planungsphase.

Da keine technischen Veränderungen vorgenommen wurden, verfügte der Steyr auch über die hydraulische Kupplung des 1900, die hier nicht zwingend notwendig war, aber spürbar der Komfortsteigerung diente. Angeboten wurde aber auch als Steyr 2000 Standard eine Variante mit normaler Kupplung aus dem Fiat 1400.

== Einzelnachweise ==
<references />


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{{Navigationsleiste Fiat-Modelle}}


[[Kategorie:Pkw-Modell]]
[[Kategorie:Bauwerk in Passau]]
[[Kategorie:Fiat|#::::1900]]
[[Kategorie:Kleinkunstbühne]]
[[Kategorie:Kino in Deutschland]]
[[Kategorie:Strafrechtsgeschichte (Deutschland)]]


[[fr:Fiat 1900]]
[[en:Scharfrichterhaus]]
[[sv:Fiat 1400/1900]]

Version vom 23. Juli 2010, 18:49 Uhr

Das ScharfrichterHaus in Passau

Das ScharfrichterHaus in Passau ist eine renommierte Kleinkunst- und Musikbühne mit eigenem KabarettJazzCaféRestaurant.[1]

Seinen historischen Namen Scharfrichterhaus verdankt das Haus in der Milchgasse u. a. einer Legende, derzufolge dort seinerzeit der Scharfrichter von Passau gewohnt habe. Ihre Nahrung erhielt diese Geschichte dadurch, dass sich ab dem 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1443 in dem Gebäude das gefürchtete „Prislig“-Gefängnis befand. Um 1620, angetrieben durch Existenzängste wegen des 30-jährigen Kriegs, wurden dort vom Passauer Scharfrichter Kaspar Neidhart kleine Zettel hergestellt, die unverwundbar machen sollten, was als „Passauer Kunst“ in die Geschichte einging.

Der Innenhof des Scharfrichterhauses

In den 1970er Jahren stand die Stadt Passau unter starkem Einfluss durch die konservativen Kräfte der CSU, des Bistums Passau und der Passauer Neuen Presse. Deshalb formierte sich in Passau als Gegenkultur eine Bewegung des politischen Kabaretts, an deren Spitze die Kabarettisten Bruno Jonas und Siegfried Zimmerschied standen, und die von der konservativen Führung stark torpediert wurde. So verhängte der Chefredakteur der PNP eine Nachrichtensperre über die Kabarett-Veranstaltungen, der Generalvikar des Bistums erstattete Anzeige wegen Gotteslästerung und die Stadt Passau verhängte Aufführungsverbote. Trotz alledem wurde im März 1977 von Walter Landshuter und Edgar Liegl das ScharfrichterHaus gegründet, in dem auch Ottfried Fischer in seinen Anfangstagen auftrat.

Seitdem hat es sich zu einer bedeutenden Jazz- und Kabarettbühne entwickelt, auf der sich das politische Kabarett Deutschlands die Klinke in die Hand gibt. 1979 feierten die Passauer Kabaretttage, ein Festival für Kleinkunst, Theater, Musik und Kabarett, ihren Start und seit 1983 wird vom ScharfrichterHaus, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und der Münchener Abendzeitung, das ScharfrichterBeil verliehen. Dieser Nachwuchspreis diente schon vielen Kabarettisten, so z. B. 1983 dem jungen Hape Kerkeling, als Sprungbrett für ihre Karriere.

Mittlerweile sind die Differenzen zwischen der Stadt und dem Haus beigelegt. Das ScharfrichterHaus ist derzeit fest im Passauer Kulturleben integriert und ist als eine bedeutende überregionale Institution in der heutigen Kabarettszene allgemein anerkannt.

Scharfrichterkino

Seit 1987 befindet sich in dem Gebäude zusätzlich noch das Scharfrichterkino, in dem v. a. alternative Filmkunst eine Plattform findet. Es wird von einem lokalen Kinobetreiber geleitet, welcher unter anderem zwei weitere Kinos in der Stadt besitzt. Das Kino hat 74 Sitzplätze und eine aufgrund der Raumkonstruktion an den oberen Ecken abgeschnittene Leinwand.

Einzelnachweise

  1. Offizielle Selbstdarstellung des ScharfrichterHauses [1]
Commons: Scharfrichterhaus in Passau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 34′ 29,9″ N, 13° 28′ 9,8″ O