Zum Inhalt springen

Ihor Ohirko und Otto Hartmann (Schauspieler): Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
sv also removed in the mean time as cross wiki translation promo spam
 
+ Kat
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Otto Hartmann''' (* [[22. Januar|22. Jänner]] [[1904]] in [[Wien]]; † [[14. März]] [[1994]] ebenda)<ref>[http://www.imdb.com/name/nm0367110/ The Internet Movie Data Base - Otto Hartmann]</ref> war ein [[österreich]]ischer Schauspieler und Informant der [[Geheime Staatspolizei|Geheimen Staatspolizei]] (Gestapo) während der [[Zeit des Nationalsozialismus]].
[[Datei:Ohirko.jpg|miniatur|Ihor Ohirko]]
'''Ihor Wassylowytsch Ohirko''' ({{UkS|І́гор Васи́льович Огі́рко}}; englische Transkription Igor Ogirko; * [[14. April]] [[1952]] in Oserna, [[Oblast Ternopil]], [[Ukraine]]) ist ein ukrainischer Mathematiker und Professor für elektronisches Publizieren an der Ukrainischen Akademie für Druck in [[Lemberg]].


== Leben ==
== Leben und Karriere vor der NS-Zeit ==
Otto Hartmann stammte aus einer evangelischen Wiener Familie und war gegen den Willen seiner Familie Schauspieler geworden. Er fand ein Engagement am Wiener [[Burgtheater]] und trat auch in Filmen auf. Bereits im [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] war er mit der Bespitzelung von Oppositionellen betraut gewesen. Gleichzeitig war Hartmann aber Mitglied der illegalen nationalsozialistischen Betriebszelle am Burgtheater.<ref name="DA">Jüdische Kulturzeitschrift DAVID: [http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/44-49/Main%20frame_Artikel48_Arbeitsweise.htm ''Die Arbeitsweise der Denunzianten des Nachrichtenreferates der Wiener Gestapoleitstelle am Beispiel dreier Biographien]</ref>
1974 begann er sein Studium der Angewandten Mathematik an der [[Nationale Iwan-Franko-Universität Lemberg|Iwan Franko Universität Lemberg]]. 1978 erfolgte seine Dissertation über mathematische Methoden der Optimierung und des Designs. Danach arbeitete er am Institut für Angewandte Mathematik und Mechanik der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften und der Staatlichen Universität in Lemberg. 1989 folgte die Habilitation über numerische Optimierung in der Theorie der nichtlinearen Thermoelastizitat an der [[Staatliche Universität Kasan|Staatlichen Universität Kasan]].


== Verrat am Widerstand ==
Er ist seit 1990 Präsident des internationalen Klubs „Angewandte Mathematik“. 1991 wurde er Mitglied der Akademie für Informationswissenschaft in Moskau. Seit September 2008 ist er Rektor des Osteuropa-Institutes in Lemberg. Ab 1992 war er Professor für Angewandte Mathematik an der Ukrainischen Akademie für Drucktechnik. Außerdem war er Professor für elektronisches Publizieren an der Ukrainischen Akademie für Buchdruck.
[[Datei:Hotel Metropol Vienna-MJ.jpg|miniatur|Das ehemalige Hotel Metropol am Morzinplatz, von 1938–1945 Sitz der Wiener Gestapo]]
Ohirko hält 12 Patente.
Hartmann war Mitglied der [[Großösterreichische Freiheitsbewegung|Großösterreichischen Freiheitsbewegung]], einer gewaltfreien konservativ-katholischen [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandsgruppe]], welche die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Loslösung [[Österreich zur Zeit des Nationalsozialismus|Österreichs]] vom [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] zum Ziel hatte. Er war über einen Vertrauten des Augustiner-Chorherrn [[Roman Karl Scholz]], den Burgschauspieler [[Fritz Lehmann]] in die Organisation aufgenommen worden. Beide wussten nichts non Hartmanns Spitzelfunktion für die Gestapo. Hedwig Leitner, Mitglied der Widerstandsgruppe, schilderte Hatmanns Verrat wie folgt:


{{Zitat|So ist das bei einer Widerstandsbewegung, dass man nur drei kennt, für den Fall, dass, wenn man gefangen genommen wird, nicht gleich die ganze Gruppe hoppgenommen wird. Aber da gab 's einen, diesen Schauspieler [Otto] Hartmann, der hat sonderbarerweise eine Liste aller Mitglieder gehabt. [...] Der Verräter, dieser Hartmann, war ein Gestapospitzel, und der hat alle Namen angegeben. Dadurch sind wir alle fast zur gleichen Zeit, alle im August [1940], alle auf einmal hopp, hopp, hopp verhaftet worden und auf die Gestapo gekommen, am Morzinplatz. Und dann ist es also mit Verhören losgegangen.<ref>[http://www.doew.at/frames.php?/service/archiv/eg/leitner1.html DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“]</ref>}}
Ohirko unterrichtete auch mathematische Linguistik, Computersimulation, Informatik und neuronale Netze.


Hartmann hatte am 17. Juni 1940 im Wiener Hauptgebäude der Gestapo am Morzinplatz Anzeige gegen die Freiheitsbewegung erstattet, war jedoch zunächst als Spitzel in der Gruppe belassen worden. Im August wurde sie schließlich ausgehoben. Die Gestapo verhaftete etwa 200 Mitglieder, viele von ihnen erhielten langjährigen Haftstrafen, zwölf wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter Karl Roman Scholz, Jakob Kastelic und Karl Lederer.<ref>[http://www.doew.at/frames.php?/service/archiv/eg/leitner1.html DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“]</ref> Hartmann erhielt dafür eine Belohnung von 30.000 [[Reichsmark]].<ref name="DA" />
== Schriften ==
* I. V. Ohirko, J. I. Dub, Yasinskiy: ''Spannungszustand der Photopolymer-Druckform''. Lemberg, FMI, 1987.
* R. S. Kuropas', I. V. Ohirko: ''Optimierung der Deformation der Druckform auf Basis der Schalentheorie''. Lemberg, LSU, 1987.


In der Folgezeit war Hartmann als verdeckter Informant der Gestapo in Kreisen um ehemalige [[Kommunistische Partei Österreichs|KPÖ]]-Funktionäre tätig. Er erschlich sich das Vertrauen von [[Josef Kallisch]], dem Anführer einer kommunistischen Widerstandsgruppe, woraufhin deren Treffen häufig in Hartmanns Wohnung in der [[Reichsratsstraße]] stattfanden. Im Frühjahr 1941 erfolgte schließlich auch die Zerschlagung der Kallisch-Bewegung durch die Geheime Staatspolizei. Kallisch wurde des Hochverrates für schuldig befunden und hingerichtet, andere Mitglieder erhielten hohe Haftstrafen.<ref name="DA" />
== Weblinks ==


{{Zitat|Nachdem Hartmann im Zuge seines öffentlichen Bekenntnisses zu seiner Spitzeltätigkeit von Seiten der Gestapo arretiert und von Seiten der Burgtheaterdirektion mit einem Auftritts- und Hausverbot belegt worden war, absolvierte er eine militärische Ausbildung in Hainburg an der Donau, um danach in der Disziplinarabteilung der Wehrmachtskommandantur Wien für die Ausforschung von Deserteuren und "front-scheuen" Soldaten verantwortlich zu sein.<ref name="DA" />}}
* [http://who-is-who.com.ua/bookmaket/naukped/2/20/3.html Kurzbiographie auf who-is-who.com.ua] (ukrainisch, mit Bild - 2. von oben)


== Nach Kriegsende ==
{{DEFAULTSORT:Ohirko, Ihor}}
Als Wien durch die [[Rote Armee]] erobert wurde, setzte sich Hartmann im Frühjahr 1945 mit etwa 200 Kriminalbeamten von Wien nach [[Innsbruck]] ab und war dann kurze Zeit für die Polizei in [[Schwaz]] tätig. Über Kontakte beim österreichischen Widerstand gelang es ihm in die Kriminalpolizei aufgenommen zu werden, wurde aber schließlich von der französischen Besatzungsmacht festgenommen.<ref name="DA" />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Lemberg)]]

Otto Hartmann wurde schließlich an die österreichischen Behörden nach Wien ausgeliefert und am 22. November 1947 vom [[Volksgericht (Österreich)|Volksgericht]] in Wien nach § 7 Kriegsverbrechergesetz (KVG) wegen [[Denunziation]] mit Todesfolge zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt.

== Begnadigung und weiteres Leben ==
Er versuchte in der Folgezeit wiederholt eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder eine Begnadigung zu erwirken, was aber abgelehnt wurde. Im Zuge einer [[Amnestie]] wurde er jedoch schließlich 1957 für eine Probezeit von fünf Jahren begnadigt. Hartmann war daraufhin als Verkäufer und kaufmännischer Angestellter bei verschiedenen Wiener Firmen tätig.<ref name="DA" /> Otto Hartmann starb am 14. März 1994 über 90-jährig in Wien.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Hartmann, Otto}}
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:Schauspieler]]
[[Kategorie:Person (Wien)]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Geboren 1904]]
[[Kategorie:Gestorben 1994]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Ukrainer]]
[[Kategorie:Geboren 1952]]
[[Kategorie:Mathematiker (20. Jahrhundert)]]


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Ohirko, Ihor Wassylowytsch
|NAME=Hartmann, Otto
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=Огі́рко, І́гор Васи́льович (russische Schreibweise)
|KURZBESCHREIBUNG=ukrainischer Mathematiker
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Nationalsozialist und Denunziant
|GEBURTSDATUM=14. April 1952
|GEBURTSDATUM=22. Jänner 1904
|GEBURTSORT=Oserna, [[Oblast Ternopil]], [[Ukraine]]
|GEBURTSORT=[[Silbertal]]
|STERBEDATUM=
|STERBEDATUM=14. März 1994
|STERBEORT=
|STERBEORT= [[Wien]]
}}
}}

[[be:Ігар Васільевіч Агірка]]
[[en:Igor Ogirko]]
[[hu:Ihor Vasziljovics Ohirko]]
[[pl:Ihor Ohirko]]
[[ru:Огирко, Игорь Васильевич]]
[[uk:Огірко Ігор Васильович]]

Version vom 30. Mai 2010, 18:26 Uhr

Otto Hartmann (* 22. Jänner 1904 in Wien; † 14. März 1994 ebenda)[1] war ein österreichischer Schauspieler und Informant der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) während der Zeit des Nationalsozialismus.

Leben und Karriere vor der NS-Zeit

Otto Hartmann stammte aus einer evangelischen Wiener Familie und war gegen den Willen seiner Familie Schauspieler geworden. Er fand ein Engagement am Wiener Burgtheater und trat auch in Filmen auf. Bereits im austrofaschistischen Ständestaat war er mit der Bespitzelung von Oppositionellen betraut gewesen. Gleichzeitig war Hartmann aber Mitglied der illegalen nationalsozialistischen Betriebszelle am Burgtheater.[2]

Verrat am Widerstand

Das ehemalige Hotel Metropol am Morzinplatz, von 1938–1945 Sitz der Wiener Gestapo

Hartmann war Mitglied der Großösterreichischen Freiheitsbewegung, einer gewaltfreien konservativ-katholischen Widerstandsgruppe, welche die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Loslösung Österreichs vom Deutschen Reich zum Ziel hatte. Er war über einen Vertrauten des Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz, den Burgschauspieler Fritz Lehmann in die Organisation aufgenommen worden. Beide wussten nichts non Hartmanns Spitzelfunktion für die Gestapo. Hedwig Leitner, Mitglied der Widerstandsgruppe, schilderte Hatmanns Verrat wie folgt:

„So ist das bei einer Widerstandsbewegung, dass man nur drei kennt, für den Fall, dass, wenn man gefangen genommen wird, nicht gleich die ganze Gruppe hoppgenommen wird. Aber da gab 's einen, diesen Schauspieler [Otto] Hartmann, der hat sonderbarerweise eine Liste aller Mitglieder gehabt. [...] Der Verräter, dieser Hartmann, war ein Gestapospitzel, und der hat alle Namen angegeben. Dadurch sind wir alle fast zur gleichen Zeit, alle im August [1940], alle auf einmal hopp, hopp, hopp verhaftet worden und auf die Gestapo gekommen, am Morzinplatz. Und dann ist es also mit Verhören losgegangen.[3]

Hartmann hatte am 17. Juni 1940 im Wiener Hauptgebäude der Gestapo am Morzinplatz Anzeige gegen die Freiheitsbewegung erstattet, war jedoch zunächst als Spitzel in der Gruppe belassen worden. Im August wurde sie schließlich ausgehoben. Die Gestapo verhaftete etwa 200 Mitglieder, viele von ihnen erhielten langjährigen Haftstrafen, zwölf wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter Karl Roman Scholz, Jakob Kastelic und Karl Lederer.[4] Hartmann erhielt dafür eine Belohnung von 30.000 Reichsmark.[2]

In der Folgezeit war Hartmann als verdeckter Informant der Gestapo in Kreisen um ehemalige KPÖ-Funktionäre tätig. Er erschlich sich das Vertrauen von Josef Kallisch, dem Anführer einer kommunistischen Widerstandsgruppe, woraufhin deren Treffen häufig in Hartmanns Wohnung in der Reichsratsstraße stattfanden. Im Frühjahr 1941 erfolgte schließlich auch die Zerschlagung der Kallisch-Bewegung durch die Geheime Staatspolizei. Kallisch wurde des Hochverrates für schuldig befunden und hingerichtet, andere Mitglieder erhielten hohe Haftstrafen.[2]

„Nachdem Hartmann im Zuge seines öffentlichen Bekenntnisses zu seiner Spitzeltätigkeit von Seiten der Gestapo arretiert und von Seiten der Burgtheaterdirektion mit einem Auftritts- und Hausverbot belegt worden war, absolvierte er eine militärische Ausbildung in Hainburg an der Donau, um danach in der Disziplinarabteilung der Wehrmachtskommandantur Wien für die Ausforschung von Deserteuren und "front-scheuen" Soldaten verantwortlich zu sein.[2]

Nach Kriegsende

Als Wien durch die Rote Armee erobert wurde, setzte sich Hartmann im Frühjahr 1945 mit etwa 200 Kriminalbeamten von Wien nach Innsbruck ab und war dann kurze Zeit für die Polizei in Schwaz tätig. Über Kontakte beim österreichischen Widerstand gelang es ihm in die Kriminalpolizei aufgenommen zu werden, wurde aber schließlich von der französischen Besatzungsmacht festgenommen.[2]

Otto Hartmann wurde schließlich an die österreichischen Behörden nach Wien ausgeliefert und am 22. November 1947 vom Volksgericht in Wien nach § 7 Kriegsverbrechergesetz (KVG) wegen Denunziation mit Todesfolge zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt.

Begnadigung und weiteres Leben

Er versuchte in der Folgezeit wiederholt eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder eine Begnadigung zu erwirken, was aber abgelehnt wurde. Im Zuge einer Amnestie wurde er jedoch schließlich 1957 für eine Probezeit von fünf Jahren begnadigt. Hartmann war daraufhin als Verkäufer und kaufmännischer Angestellter bei verschiedenen Wiener Firmen tätig.[2] Otto Hartmann starb am 14. März 1994 über 90-jährig in Wien.

Einzelnachweise

  1. The Internet Movie Data Base - Otto Hartmann
  2. a b c d e f Jüdische Kulturzeitschrift DAVID: Die Arbeitsweise der Denunzianten des Nachrichtenreferates der Wiener Gestapoleitstelle am Beispiel dreier Biographien
  3. DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“
  4. DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“