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Walter Brugmann und Maria Stromberger: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Maria Stromberger''' (* [[16. März]] [[1898]] in [[Metnitz]] ([[Kärnten]]); † [[18. Mai]] [[1957]] in [[Bregenz]]) war eine österreichische [[Krankenschwester]] und [[Widerstandskämpfer]]in in der [[Zeit des Nationalsozialismus]], die sich im [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Konzentrationslager Auschwitz]] für die Häftlinge eingesetzt hat.
[[Bild:Bundesarchiv Bild 183-J14556, Walter Brugmann.jpg|thumb|Walter Brugmann, 1943]]
'''Walter Brugmann''' (* [[2. April]] [[1887]] in [[Leipzig]]; † [[26. Mai]] [[1944]]) war ein deutscher [[Architekt]], der unter anderem als [[Stadtbaurat]] in [[Nürnberg]] tätig war.


== Leben ==
Brugmann war zunächst an der Tradition des [[Neues Bauen|Neuen Bauens]] orientiert, einer Stilrichtung, die in Bayern ihre Anfänge zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte und als „die andere Tradition“ bekannt wurde. Sie wollte die historistisch verdeckende Architektur des 19. Jahrhunderts durch funktionalistische Bautechniken ablösen.<ref>http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44921</ref>
Maria Stromberger absolvierte 1912 einen Kindergärtnerinnenkurs, danach eine Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich und im Hotelfach. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre lang als Chefköchin im Gasthof ihrer Schwester. Nachdem sie ihren kranken vater pflegte bis dieser verstarb begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester in Mehrerau, die sie in Heilbronn abschloss.


Maria Stromberger kam 1937 nach [[Bregenz]], wo sie als Krankenschwester tätig war. Danach wurde sie nach [[Chorzów|Königshütte]] versetzt, wo sie ab dem 1. Juli 1942 am städtischen Infektionsspital in der Infektionsableitung arbeitete. Dort pflegte sie zwei ehemalige Auschwitzhäftlinge, die im Fieberwahn über Auschwitz berichteten. Sie ließ sich am 1. Oktober 1942 freiwillig ins KZ Auschwitz versetzen, mit der Begründung: ''Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun.''<ref>Hermann Langbein: ''Menschen in Auschwitz'', Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, S. 518</ref>
Brugmann, der vor 1933 einige beachtliche Bauten im Sinne des Neuen Bauens schuf, wandte sich ab 1933 zwar den Architekturvorstellungen des 'Dritten Reichs' zu, verblieb aber stilistisch in einer Mischung zwischen der Sachlichkeit des Neuen Bauens und der Staatsarchitektur des 'Dritten Reichs', deren übertriebenes Pathos im trotzallem fremd blieb. Seine Tätigkeit bei der Planung des Reichsparteitagsgeländes konzentrierte sich vorallem auf die stadtplanerische Konzeption und auf Fragen der technisch-organsatorischen Umsetzung, zur Planung von Hochbauten wurde er nicht herangezogen.


Als [[Pflegedienstleitung|Oberschwester]] war Stromberger ab dem 30. Oktober 1942 im SS-[[Krankenhaus|Krankenrevier]] eingesetzt. Ihr Vorgesetzter war der [[Sanitätswesen (KZ)|SS-Standortarzt]] [[Eduard Wirths]]. Im Krankenrevier besorgte sie für Häftlinge Medikamente und Nahrungsmittel, versteckte und pflegte Kranke, beförderte illegal Post und schmuggelte für die lagerinterne [[Kampfgruppe Auschwitz]] Informationen für Flugblätter aus dem Lager und wichtige Utensilien, darunter auch Waffen und Munition, in das Lager hinein. Mehrmals entging sie knapp der Entdeckung und entkam durch eine gefälschte ärztliche Diagnose Anfang Januar 1945 dem Zugriff durch die [[Politische Abteilung (KZ)|politische Abteilung des KZ (Gestapo)]] in ein Hospital nach [[Berlin]]. Von dort wurde sie auf eine neurologische Station in ein Krankenhaus nach [[Prag]] überwiesen. Nach dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt wurde sie nach Bregenz entlassen. Dort erlebte sie die [[Befreiung vom Nationalsozialismus]].
Unter Brugmann wurde unter dem Deckmantel des Denkmalschutzes die "Entschandelung" und "Arisierung" der Nürnberger Altstadt vorangetrieben. In diesem Zusammenhang wickelte Brugmann die Vorgaben des Nürnberger Gauleiters [[Julius Streicher]] zum Abbau des [[Neptunbrunnen (Nürnberg)|Neptunbrunnens]] ("Judenbrunnen") am Hauptmarkt und zum (bereits lange vor der sog. Reichsprogromnacht vollzogenen) Abbruchs der [[Synagoge (Nürnberg)|Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz]] technokratisch ab.


Nach Kriegsende wurde sie von der [[französische Besatzungszone|französischen Besatzungsbehörde]] in einem [[Internierungslager]] festgehalten, bis Aussagen ehemaliger Auschwitzhäftlinge ihre Unschuld klarstellten. In [[Warschau]] sagte sie 1947 im Prozess gegen den ehemaligen [[KZ-Kommandant]]en [[Rudolf Höß]] aus. Vom Bundeskongress des KZ-Verbandes wurde sie 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt.
Brugmann ist bis heute wegen seiner Involvierung in das NS-Regime umstritten. Nachdem er 1933 der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] beigetreten war, wurde er 1934 Bauleiter des [[Reichsparteitag]]sgeländes.<ref name="Klee84">Ernst Klee: ''Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 84–85.</ref> 1937 erhielt er den Titel Professor. 1940 erfolgte seine Ernennung zum Generalbauleiter Berlins.<ref name="Klee84"/> Wegen seiner indifferenten Architekturhaltung war Brugmann für die Architektur des 'Dritten Reichs' nicht stilbildend; Zeitgenossen nannten ihn deshalb "den Bauleiter des Führers".


Ab Februar 1949 arbeitete sie als Hilfsarbeiterin in einer Textilfabrik und lebte bis zu ihrem Tod 1957 zurückgezogen in Bregenz. Stromberger, die herzkrank und von den Erlenbnissen in Auschwitz gezeichnet war, starb im Mai 1957 an einem Herzinfarkt.
Nach [[Albert Speer]] kam Brugmann am 26. Mai 1944 durch „einen ungeklärten Flugzeugunfall“ ums Leben.<ref>Zitat bei Ernst Klee, Kulturlexikon, S. 85.</ref> Nach Speers Erinnerungen galt Brugmann als „loyaler Mitarbeiter“ und „Beamter alter Schule“.<ref>Speer, A.: ''Erinnerungen.'' Berlin: Ullstein 2005, S. 349, 567).</ref>


== Karriere im NS-Staat ==
== Ehrungen ==
In Bregenz wurde eine Straße nach ihr benannt.
* 1933 Baureferent in Nürnberg, seit 1934 zugleich oberster Planer des Zweckverbandes Reichsparteitage
* 1933 Referent und Mitarbeiter Albert Speers. Beteiligt am Film [[Triumph des Willens]] von [[Leni Riefenstahl]]. In dessen Vorspann/Nachspann als verantwortlich für die filmtechnischen Bauten erwähnt.
* 1937 Hauptabteilungsleiter „Allgemeine Bauleitung“ beim [[Generalbauinspektor|Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt]]
* 1940 Leiter der Baugruppe des [[Luftrüstungsprogramm]]s
* 1941 Chef des Baustabs von [[Albert Speer]]
* 1942 Leiter der [[Organisation Todt|OT]]-Einsatzgruppe Russland-Süd, in diesem Zusammenhang 1943/44 Verleihung des Ritterkreuzes ohne/mit Schwertern

== Werke ==
* Hochspannungsstation Schulhaus Nürnberg Fürreuthweg 95
* Hochspannungsstation Nürnberg Geiseestraße 37
* Schulhaus Nürnberg Oedenberger Straße 135
* Wassergasreinigergebäude / Koksbunker im städt. Gaswerk
Nicht mehr vorhanden:
* Straßenbahn- und Bushaltestelle Jagdstraße
* Plärrer-Automat 1928/31 (abgerissen 1977)
Der [[Plärrer (Nürnberg)|"Plärrer-Automat"]], 1931 im Stil der klassischen Moderne erbaut, war eine futuristisch wirkende Wartehalle mit einem darin installierten, großen Imbiss-Verkaufsautomaten. Sie wurde 1977 im Zuge des U-Bahn-Baues abgebrochen.<ref>[http://www.baukunst-nuernberg.de/epoche.php?epoche=&objekt=Kuenstlerverzeichnis Plärrerautomat].</ref>
* Als Baureferent war Brugmann auch in den Planungsprozess der neuen Post beteiligt. Er war der Meinung, dass das Hochhaus „noch höher geführt“ werden müsse.<ref>[http://www.soziologie.wiso.uni-erlangen.de/ws0506/sozmeth/Ringvorlesung_Kultur.pdf Nachweis Post].</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.malingesellschaft.at/texte/nationalsozialismus/harald-walser Harald Walser: ''Der Engel von Auschwitz''], in: ''Montfort''. Jg. 40, 1988. Heft 1, S. 70-78.
* Düffer, J. : ''NS-Herrschaftssystem und Stadtgestaltung: Das Gesetz zur Neugestaltung deutscher Städte vom 4. Oktober 1937''. German Studies Review, 12 (1989), 69-89. doi:10.2307/1430291
* [[Hermann Langbein]]: ''Menschen in Auschwitz'', Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-203-50414-6.
* Dietzfelbinger,E. & Liedtke, G. : ''Nürnberg - Ort der Massen. Das Reichsparteitagsgelände. Vorgeschichte und schwieriges Erbe.'' Ch. Links Verlag 2004.
* J M Georges, Susan Benedict: ''Maria Stromberger: a nurse in the resistance in Auschwitz.'' In Nurs.Hist.Rev. 2006;14:189-202. Susan ISSN 1062-8061. Medical University of South Carolina, College of Nursing, Charleston 29425, USA
* Andreas Eder: ''Maria Stromberger (1898 - 1957). Eine Biografie''. ISBN 3-902221-08-9


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Andreas Eder: [http://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/katholisches-bildungswerk-vorarlberg/links-dateien/broschuere_stromberger.pdf Maria Stromberger - Zum Gedenken an den „Engel von Auschwitz“] (PDF-Datei; 2,15&nbsp;MB)
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 6. Mai 2010, 23:14 Uhr

Maria Stromberger (* 16. März 1898 in Metnitz (Kärnten); † 18. Mai 1957 in Bregenz) war eine österreichische Krankenschwester und Widerstandskämpferin in der Zeit des Nationalsozialismus, die sich im Konzentrationslager Auschwitz für die Häftlinge eingesetzt hat.

Leben

Maria Stromberger absolvierte 1912 einen Kindergärtnerinnenkurs, danach eine Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich und im Hotelfach. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre lang als Chefköchin im Gasthof ihrer Schwester. Nachdem sie ihren kranken vater pflegte bis dieser verstarb begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester in Mehrerau, die sie in Heilbronn abschloss.

Maria Stromberger kam 1937 nach Bregenz, wo sie als Krankenschwester tätig war. Danach wurde sie nach Königshütte versetzt, wo sie ab dem 1. Juli 1942 am städtischen Infektionsspital in der Infektionsableitung arbeitete. Dort pflegte sie zwei ehemalige Auschwitzhäftlinge, die im Fieberwahn über Auschwitz berichteten. Sie ließ sich am 1. Oktober 1942 freiwillig ins KZ Auschwitz versetzen, mit der Begründung: Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun.[1]

Als Oberschwester war Stromberger ab dem 30. Oktober 1942 im SS-Krankenrevier eingesetzt. Ihr Vorgesetzter war der SS-Standortarzt Eduard Wirths. Im Krankenrevier besorgte sie für Häftlinge Medikamente und Nahrungsmittel, versteckte und pflegte Kranke, beförderte illegal Post und schmuggelte für die lagerinterne Kampfgruppe Auschwitz Informationen für Flugblätter aus dem Lager und wichtige Utensilien, darunter auch Waffen und Munition, in das Lager hinein. Mehrmals entging sie knapp der Entdeckung und entkam durch eine gefälschte ärztliche Diagnose Anfang Januar 1945 dem Zugriff durch die politische Abteilung des KZ (Gestapo) in ein Hospital nach Berlin. Von dort wurde sie auf eine neurologische Station in ein Krankenhaus nach Prag überwiesen. Nach dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt wurde sie nach Bregenz entlassen. Dort erlebte sie die Befreiung vom Nationalsozialismus.

Nach Kriegsende wurde sie von der französischen Besatzungsbehörde in einem Internierungslager festgehalten, bis Aussagen ehemaliger Auschwitzhäftlinge ihre Unschuld klarstellten. In Warschau sagte sie 1947 im Prozess gegen den ehemaligen KZ-Kommandanten Rudolf Höß aus. Vom Bundeskongress des KZ-Verbandes wurde sie 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt.

Ab Februar 1949 arbeitete sie als Hilfsarbeiterin in einer Textilfabrik und lebte bis zu ihrem Tod 1957 zurückgezogen in Bregenz. Stromberger, die herzkrank und von den Erlenbnissen in Auschwitz gezeichnet war, starb im Mai 1957 an einem Herzinfarkt.

Ehrungen

In Bregenz wurde eine Straße nach ihr benannt.

Literatur

  • Harald Walser: Der Engel von Auschwitz, in: Montfort. Jg. 40, 1988. Heft 1, S. 70-78.
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-203-50414-6.
  • J M Georges, Susan Benedict: Maria Stromberger: a nurse in the resistance in Auschwitz. In Nurs.Hist.Rev. 2006;14:189-202. Susan ISSN 1062-8061. Medical University of South Carolina, College of Nursing, Charleston 29425, USA
  • Andreas Eder: Maria Stromberger (1898 - 1957). Eine Biografie. ISBN 3-902221-08-9

Einzelnachweise

  1. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, S. 518