Hippolytus Böhlen und Violine: Unterschied zwischen den Seiten
→Leben: WP-Links |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Dieser Artikel|behandelt das Streichinstrument ''Geige''. Weiteres siehe [[Geige (Begriffsklärung)]].}} |
|||
'''Hippolytus (Johannes Bartholomäus) Böhlen''' (* [[21. August]] [[1878]] in [[Dössel]] bei [[Warburg]] / Westfalen; † [[7. August]] [[1950]]) war ein Franziskanerpater und Bühnenautor, Redakteur und Vertreter des Jugendschrifttums. |
|||
{| class="wikitable float-right" |
|||
!width="185px" bgcolor="#FFD700" | Violine<br/> |
|||
|- |
|||
| [[Italienische Sprache|ital.:]] ''violino'', [[Französische Sprache|frz.:]] ''violon'', [[Englische Sprache|engl.:]] ''violin'' |
|||
|- |
|||
| align="center" | [[Bild:Old violin.jpg|200px|]] |
|||
|- |
|||
! bgcolor="#FFEC8B" | [[Musikinstrument|Klassifikation]] |
|||
|- |
|||
| [[Chordophon]] <br/> [[Streichinstrument]] |
|||
|- |
|||
! bgcolor="#FFEC8B" | [[Tonumfang]] |
|||
|- |
|||
| bgcolor="#FFFFFF" align="center" | [[Bild:Range violin.png|120px]] |
|||
|- |
|||
! bgcolor="#FFEC8B" | Verwandte Instrumente |
|||
|- |
|||
| [[Bratsche]], [[Violoncello]] |
|||
<!-- |
|||
|- |
|||
! bgcolor="#FFEC8B" | Klangbeispiel |
|||
|- |
|||
| [[Media:Violin.ogg]]--> |
|||
|- |
|||
! bgcolor="#FFEC8B" | Musiker |
|||
|- |
|||
| [[Liste von Violinisten]] <br/> [[:Kategorie:Violinist]] |
|||
|} |
|||
Die '''Violine''' wird auch ''Geige'' genannt, obwohl dieser Begriff früher auch [[Bratsche]]n, [[Violoncello|Celli]], die Vorläufer des [[Kontrabass]] und [[Gambe]]n einschloss (siehe Namensursprung). Sie ist ein aus verschiedenen Hölzern – (oder neuerdings auch aus Verbundwerkstoffen wie [[Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff|KFK]]) – gefertigtes [[Saiteninstrument]]. Ihre vier [[Saite]]n werden mit einem [[Bogen (Streichinstrument)|Bogen]] gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von [[Geigenbauer]]n hergestellt. |
|||
== |
== Namensursprung == |
||
Hippolytus (Johannes) Böhlen war der Sohn eines Großbauern und Schmieds in der Warburger Börde. Nach der Schulausbildung in der Auslandsschule Harreveld bei [[Lichtenvoorde]] in Holland, die die Franziskaner der Provinz vom hl. Kreuz (Saxonia) seit dem Kulturkampf leiteten, trat er 1896 in das Noviziat des Ordens von der hl. Elisabeth in Fulda (Thuringia) ein. Nach der Ablegung der Einfachen Profess 1897 begann das Studium der [[Humaniora]] in [[Ottbergen (Schellerten)|Ottbergen]] bei [[Hildesheim]]. 1900 studierte Fr. Hippolytus in den Ordenshochschulen in [[Sigmaringen]] und [[Salmünster]] Philosophie. 1900 folgte die Feierliche [[Profess]] vor P. Felix Schulze-Bokum, 1902 in [[Beuron]] die [[Tonsur]] und Niedere Weihe durch den [[Rottenburg am Neckar|Rottenburger]] Bischof von [[Paul Wilhelm Keppler|Keppler]]. 1903 absolvierte Fr. Hippolytus das Theologiestudium in [[Fulda]]. 1903 wurde er zum [[Subdiakon]], 1904 zum [[Presbyter]] und 1905 zum Priester geweiht. |
|||
Die Bezeichnung '''Violine''' bedeutet eigentlich „kleine [[Viola (Begriffsklärung)|Viola]]“. Eine ursprüngliche Bezeichnung war etwa ''Viola con tre corde senza tasti'' (dreisaitige Viola ohne Bünde). Um 1523 ist im Französischen der Begriff ''Vyollon'' nachgewiesen. Das Wort ''Geige'' stammt aus dem deutschen Sprachraum und umfasste im Mittelalter alle bogengestrichenen Saiteninstrumente. Seit der Entwicklung der drei Familien ''Viola da braccio'', ''Viola da gamba'' und ''Lira'' aus der Fidel im 16. Jahrhundert engte sich der Begriff auf die Braccio-Familie ein und gilt heute nur noch für deren Diskantvariante, die Violine.<ref>Meyers Kleines Lexikon Musik; BI Mannheim 1986; ISBN 3-411-02651-0</ref>. Der italienische Begriff ''Violino'' taucht erstmals um 1535 auf. |
|||
Seine berufliche Laufbahn begann er 1906 – 16 als Lektor und Rektor in der Auslandsschule der thüringischen Franziskaner in [[Watersleyde]] bei [[Sittard]] (Holland). Er unterrichtete Geschichte, Lateinische Literatur und Geographie. Hier entwickelte P. Hippolytus sein Talent als Regisseur und Verfasser von „Stubendramen“, die bald aus dem Bereich der Ordensschule hinauswuchsen, indem sie von katholischen Vereinen aufgeführt wurden. 1911 studierte P. Hippolytus in München die Geschichte der franziskanischen Missionen in Osteuropa und Japan. 5 Schauspiele und 2 Missionsschriften wurden von verschiedenen Verlagen herausgegeben. |
|||
Hierzu schrieb [[Leopold Mozart]] in seiner Violinschule ''„Das Wort Geige, begreift in sich Instrumente verschiedener Art und Größe, welche mit Darmseyten bezogen sind. Aus diesem erhelt, daß das Wort Geige ein allgemeines Wort ist, welches alle Arten von Geiginstrumenten in sich einschließet; und daß es folglich nur von einem Mißbrauche herrühret, wenn man die Violin platterdings die Geige nennet.“'' |
|||
1916 musste der Pater aufgrund der kriegsbedingten Schließung der Auslandsschule in [[Kelkheim (Taunus)]] die Aufgabe des [[Guardian (Titel)|Guardian]]s und [[Definitor]]s übernehmen. Dort redigierte er die Zeitschriften der Mitglieder des Dritten Ordens und die Apostolatsschriften „Deinen Heiland, Deinem Lehrer“, „Dem Herrn entgegen“, die in gebundener Form 1925 und 1929 herausgegeben wurden. 1921 übernahm er die Herausgabe des St. Antonius-Kalenders, den bis zu dessen Verbot durch die Nationalsozialisten 1941 betreute. |
|||
== Aufbau und Funktion == |
|||
1921 bis 1928 arbeitete P. Hippolytus als Rektor in [[Hadamar]], wo er die Gymnasiasten, Ordensanwärter, betreute. Die Zeit nutzte er mit dem Aufbau von Vereinen zur Förderung der Jugend (Theatergruppen und Rhetorikstudien im Kreis des „Chrysologus“). Den Höhepunkt seiner Karriere als Schauspielautor und Regisseur erreichte er mit der Hadamarer Stadtgeschichte „Johann Ludwig, des Volkes und des Friedens Hort“, deren Aufführung einem Volksfest mit öffentlichen Spielszenen und Festumzügen gleichkam. Auch das große Franziskusspiel, das den Autor auf zahlreiche Bühnen des Rheinlandes und Westfalens und selbst nach Erl in Tirol führte, wurde in Hadamar auf dem Mönchsberg (vor dem ehemaligen Franziskanerkloster, dem späteren Jesuitenkloster und der heutigen Gedächtnisstätte der Vergasung Behinderter im „Dritten Reich“, aufgeführt. Zwei weitere Spielorte standen zur Verfügung für das Stadtspiel und das Spiel über die Missionierung des Lahntals „Am Kreuz von Habuch“ (Hadamar). „Der Herold des großen Königs“ wurde in mehr als 30 deutschen Städten, in Österreich, der Tschechoslowakei und in Japan (Franziskanermission) aufgeführt. |
|||
=== Die wichtigsten Bauteile === |
|||
Bekannt wurde der Autor auch durch seine Autobiografie „Eine Jugend voll Sonne“, die in drei Auflagen erschien und selbst 1946/47 nachgedruckt wurde. 1928 – 34 war P. Hippolytus Redakteur in Fulda in einer Außenstelle des Klosters Am Frauenberg. 1934 – 38 leitete er wieder die Redaktion in Kelkheim. Hier erfuhr er die Bedrängungen der Nationalsozialisten, die ihm einen Prozess machen wollten, weil er die Bezeichnung „Schriftleiter“ zu Unrecht trüge. Diese Anklage wurde 1936 eingestellt. Doch 1938, als der Pater wieder in Fulda arbeitete, folgten Drohungen wegen der Aufnahme von Anzeigen verbotener Zeitschriften in dem „St. Antonius-Kalender“. 1938 wurden seine Werke bei der Gleichschaltung des Verlags Matthias Grünewald eingestampft bzw. der Autor konnte sie zurückkaufen. |
|||
[[Bild:Violinschnitt.png|thumb|Teile der Violine im Querschnitt]] |
|||
Am 20. Dezember 1940 wurden die Franziskaner vom Frauenberg vertrieben, im Kloster Ottbergen konnte der Pater noch 7 Monate arbeiten, bis er am 11. August 1942 auch von hier vertrieben wurde. Der Inhaftierung - wegen des Verbreitens verbotener Schriften - konnte er entgehen, weil er schon einmal vertrieben worden war. Nach einem Jahr des seelsorglichen Wirkens in Incognito in der Warburger Börde wurde er 1942 vom Ulmer Konvent nach [[Weggental]] bei Rottenburg berufen. Eingesetzt war P. Hippolytus als Magister, Fr. Laic., Bibl. und Vicar. Nach der Rückkehr zum Kloster in Fulda war der Autor als Chronist und Seelsorger tätig, bis er 1950 in Fulda verstarb. |
|||
Der ''Hals'' hat eine Länge von etwa 13 cm und ist mit dem ''[[Griffbrett]]'' (ungefähr 27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das ''Griffbrett'' ist aus Ebenholz und daher schwarz, hart und verschleißfest. Der ''Korpus'' ist ein circa 35 bis 36 cm langer Hohlkörper. Über den ''[[Sattel (Saiteninstrument)|Sattel]]'' oder Obersattel am schmalen Griffbrettende führen die ''Saiten'' in den ''Wirbelkasten'' zu den ''Wirbeln''. Die Wirbel dienen zum Stimmen der Saiten. Die ''[[Schnecke (Musik)|Schnecke]]'' am Ende des Wirbelkastens ist oft durch besondere Gestaltung ein Erkennungsmerkmal des Geigenbauers. |
|||
Der ''[[Korpus (Musikinstrument)|Korpus]]'' hat folgenden Aufbau: Die ''[[Decke (Saiteninstrument)|Decke]]'' ist der mit zwei ''[[F-Loch|F-Löchern]]'' versehene, gewölbte, aus [[Fichten]]holz gefertigte obere Teil. Die Decke ist fast immer aus zwei mittig miteinander verleimten Teilen gefertigt. Idealerweise wird „feinjähriges“ Holz (die Jahresringe liegen eng und gleichmäßig) verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters, wenn sich möglichst wenig Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren Trocknung gelagert. Der ''Boden'' beziehungsweise ''Rücken'' ist meistens aus [[Ahorne|Ahorn]] gefertigt (seltener kommen auch Pappel oder Weide zur Verwendung) und ebenfalls gewölbt. Der ''Boden'' kann einteilig oder aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der [[Maserung]] des Holzes zu erkennen ist. Die ''[[Zarge (Musikinstrument)|Zargen]]'' sind die Seitenteile des Korpus und sind mit Boden und Decke nutverleimt. Sie bestehen meistens aus demselben Holz wie der Boden. |
|||
== Werke == |
|||
=== Literarische Werke === |
|||
* Kampf und Sieg. St.Ludwig von Toulouse, Bonn 1908; |
|||
* St. Johannes a Capistrano. Der zweifache Sieger. Die Befreiung Belgrads 1456. Gesch. Schauspiel in fünf Akten, München 1909; |
|||
* Des Königs Sturz. Aus Münsters trübster Zeit, Schauspiel in fünf Aufzügen, Warendorf in W. 1911; |
|||
* Thangmar, Manuskript 1911; |
|||
* Um das Erbe des großen Konstantin, München 1913; |
|||
* Eine Jugend voll Sonne, Geschichte einer Jugend, Wiesbaden 1919, 192, 1922, Mainz 1947; |
|||
* Sonntagsstimmen, Wiesbaden 1921; |
|||
* Kelkheims Rettung, 1921, maschinenschriftlich in Auszügen, PA Fulda; |
|||
* Johann Ludwig des Volkes und des Friedens Hort. Gesch. Schauspiel, im Auftrage des Festausschusses, Wiesbaden 1924, in: Aus Hadamars Vergangenheit - Festbuch zur Sechs=Jahrhundertfeier der Stadt Hadamar 1924; |
|||
* Ein Stadtjubiläum. Ein Rückblick auf Hadamars Sechsjahrhundertfeier, Wiesbaden 1925; |
|||
* Um den Liebenstein. Ein Bornhoferspiel in 3 Akten, in: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Krönung des Gnadenbilds der Schmerzhaften Mutter zu Bornhofen, 1925; |
|||
* Der Herold des großen Königs. Franziskusspiel in fünf Aufzügen und einem Nachspiel, Wiesbaden 1925; |
|||
* Sonnenwärts. Ein Mädchenbuch, Wiesbaden 1925; |
|||
* Rufe des Lebens, Ein Jungmännerbuch, Wiesbaden 1927; |
|||
* Kaspar=Onkel und ich, nach dem plattdeutschen Roman "Kaspar-Ohm un ick" von John Brinckmann, Wiesbaden 1927; |
|||
* Am Kreuz von Habuch, Ein Lubentiusspiel für die Freilichtbühne, Wiesbaden 1928 |
|||
* Die Herrin der Wartburg. Elisabethspiel zu der Heiligen 700.Todestage, Wiesbaden 1930; |
|||
* Das Kreuz im Eichloh - Spiel um den hl. Sturmius, Fulda 1931; |
|||
* St. Franziskus. Ein Legendenkranz, Fulda 1938. |
|||
Der ''[[Steg (Saiteninstrument)|Steg]]'' ist auf die Decke aufgesetzt, jedoch nicht geleimt oder anderweitig befestigt. Über ihn laufen die ''Saiten'', deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus feinjährigem Ahorn. Am ''[[Saitenhalter]]'' können für die zwei hohen, meistens aus Stahl bestehenden Saiten ''[[Feinstimmer]]'' oder ''Feinstimmräder'' angebracht sein. Sind alle Saiten aus Stahl, sind vier Feinstimmer sinnvoll. Die ''Henkelsaite'' führt über den Untersattel und hält den Saitenhalter am ''Endknopf'' in der Zarge. |
|||
=== Apostolatsschriften === |
|||
* Eucharistisches Kinderapostolat, Anregungen aus der Praxis zeitgemäßer katholischer Jugendpflege, Wiesbaden 1929; |
|||
* Deinem Heiland Deinem Lehrer. Zeitschrift des Jungmännerapostolats; |
|||
* Dem Herrn entgegen. Blatt für Kommunionkinder; |
|||
* Eucharistische Monatsblätter für die weibliche Jugend 1919; |
|||
* Der gläubige Jungmann 1919; |
|||
* St. Antonius-Kalender. Zugleich Jahrbuch für die Terziaren des heiligen Franziskus, die Mitglieder des Gebetsvereins zu Ehren des hl. Antonius sowie Kreuzfahrer=Vereins Fulda (1919); |
|||
* Sankt Antonius=Kalender. Missions= Kalender. Jahrbuch für die Terziaren des hl. Franziskus u. die Mitglieder des Gebetsvereins des hl. Antonius Fulda (1919-41); |
|||
* Sankt Antonius. Monatsschrift für den Dritten Orden und den Franziskan. Missionsverein Wiesbaden (1938); |
|||
* Allgemeine Deutsche Terziarenzeitung, Zeitschrift des Dritten Ordens; |
|||
* Der deutsche Terziar. Monatsschrift für den Dritten Orden, Wiesbaden (1926); |
|||
* Bei St. Franziskus. Missionsschriften |
|||
* Die Europäischen Franziskanermissionen, von der Gründung des Ordens bis auf unsere Tage, in: Watersleyder Jahresbericht 1910-11, 3-35; |
|||
* Die Franziskaner in Japan einst und jetzt, in: Aus allen Zonen, 13. Bd., Trier 1912. |
|||
Der ''[[Bassbalken]]'' ist eine in Faserrichtung verlaufende Fichtenholzleiste, die unter leichter Vorspannung auf die Deckeninnenseite geleimt ist. Er erhöht sowohl die [[Anisotropie]] als auch die Steifigkeit der Decke. Der Bassbalken verläuft asymmetrisch unter dem bassseitigen Stegfuß. Der ''[[Stimmstock]]'' (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst und reguliert den Klang der Violine erheblich. Es handelt sich bei ihm um einen zylindrischen Fichtenholzstab (etwa 6 mm Durchmesser), der zwischen Decke und Boden eingepasst, aber nicht verleimt wird. Seine Position ist etwa drei Millimeter unterhalb des diskantseitigen Stegfußes. |
|||
== Ehrungen == |
|||
* 1928 Ehrenbürgerwürde in Hadamar |
|||
Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen, konserviert dessen Schwingungseigenschaften und kann den Klang erheblich beeinflussen aber nicht deutlich verbessern. Ebenso kann ein unfachmännisch aufgetragener Lack den Klang eines Instruments „töten“; siehe [[Geigenlack]]. |
|||
Zur Verleimung der einzelnen Bauteile wird ein spezieller [[Knochenleim]] (Heißleim) verwendet. Er besteht aus Proteinen, die aus Tierknochen oder -haut gewonnen werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos jederzeit auseinanderzunehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen. |
|||
''Ober-'', ''Unter-'' und ''Endklötze'', sowie ''Reifchen'' im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen. Die Klötze sind aus Fichtenholz, die Reifchen aus Fichte oder Weide gefertigt. |
|||
Sogenannte ''Einlagen'' oder ''Adern'' verzieren den Rand der Decke und des Bodens. Dies sind drei nebeneinander liegende schmale, lange Holzstreifen, deren äußere schwarz gefärbt sind. Sie werden in den ''Adergraben'' eingelegt und verleimt. Sie dienen außerdem der Stabilisierung der über den Zargenkranz hinausragenden Ränder von Decke und Boden. |
|||
Der [[Kinnhalter]] erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, er ist in der Regel auf dem Instrument dauerhaft mit Verschraubungen festgeklemmt und befindet sich beim Spielen zwischen Instrument und Kinn. Dem gleichen Zweck dient die [[Schulterstütze]] zwischen Instrument und Schulter, diese wird normalerweise vor dem Spielen an der Violine festgeklemmt. |
|||
==== Größen ==== |
|||
Geigen gibt es in unterschiedlichen Größen. Die 4/4 Geige ist das Normalmaß. Für Spieler mit kleineren Händen und für Kinder gibt es kleinere Geigen mit den Größenbezeichnungen 3/4, 1/2, 1/4 1/8 und 1/16. |
|||
==== Saiten ==== |
|||
Die vier ''[[Saite]]n'' bestehen aus mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnenem Naturdarm, Kunststoff oder Stahldraht. Die höchste Saite ist die E-Seite und besteht meistens aus Stahldraht. Darmsaiten reagieren stärker auf Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede, sie werden hauptsächlich in der historischen Aufführungspraxis verwendet. Die Saiten heißen g, d, a und e, sind also im Quintenabstand gestimmt. Die Bezeichnung der Saiten lässt sich leicht durch den Spruch: "Geh du alter Esel" merken. |
|||
==== Bogen ==== |
|||
Der ''[[Bogen (Streichinstrument)|Bogen]]'' ist mit 180 bis 250 Haaren vom Hengstschweif<ref>Klaus Osse: ''Violine, Klangwerkzeug und Kunstgegenstand'', Breitkopf und Haertel 1986 </ref> bestimmter Pferderassen bespannt. Die Bogenstange ist meistens aus [[Rotholz|Pernambukholz]]. Zunehmend wird aber - auch von Berufsgeigern - mit Bögen aus Kohlefaser ([[Kohlenstofffaser|Karbonfiber]]) gespielt. Der ''Frosch'' besteht aus Ebenholz; mit dem Drehen seiner Schraube wird der Bezug des Bogens nach Benutzung entspannt. Oft befinden sich im Frosch zur Verzierung Perlmutt-Einlagen. Die Bespannung des Bogens muss wiederholt durch Streichen auf einem Geigen-Kolophon-Block mit dem natürlichen Balsamharz [[Kolophonium]] präpariert werden, da nur so eine optimale Schwingung der Saiten erreicht werden kann. |
|||
=== Funktionsweise und Spieltechniken === |
|||
[[Bild:Violin Details.jpg|thumb|Violine aus verschiedenen Blickwinkeln]] |
|||
Bedingt durch die Oberflächenstruktur des Rosshaars und verstärkt durch den Auftrag von [[Kolophonium]], verfügt der Bezug des Bogens über eine hohe Haftkraft beziehungsweise [[Haftreibung]]. Beim Anstreichen der Saite wird diese daher zunächst in Strichrichtung mit ausgelenkt, und zwar so lange, bis die Rückholkraft der Saite größer ist als die Haftreibung zwischen Bogenbezug und Saite: Die Saite schnellt entgegen der Strichrichtung zurück. Bei korrekter Wahl von Strichstelle, Strichgeschwindigkeit und Bogendruck wird die Saite am Ende dieser Bewegung wieder vom Bogen erfasst und abermals mitgenommen ([[Stick-Slip-Effekt]]), die Saite schwingt. Wie viele Male pro Sekunde sich dieser Vorgang wiederholt, hängt von der Frequenz des jeweils gespielten Tons beziehungsweise der wirksamen Saitenlänge ab. Die Ausrichtung dieser Schwingungen ist elliptisch vorwiegend in der Ebene des Striches. |
|||
Die Saite selbst hat eine sehr geringe Fläche, was auch bedeutet, dass sie nur eine geringe Luftmenge in Bewegung setzt, zu wenig, um einen für das menschliche Ohr deutlich wahrnehmbaren Ton zu erzeugen. Der Korpus wird daher quasi als [[Impedanzwandler]] hinzugezogen: Durch die Übertragung der Schwingungen von der Saite auf den Korpus wird zwar die Amplitude der Schwingungen deutlich geringer, die Abstrahlungsfläche aber so weit vergrößert, dass eine gute Ankoppelung an die Luft und ein für das Ohr wahrnehmbarer Ton entsteht. |
|||
Diese Umwandlung folgt denkbar komplexen Mustern: |
|||
Der Steg, auf dem die Saite auflagert, wird angeregt, der Saitenschwingung in der Strichebene zu folgen. Die Geigendecke wiederum, auf der der Steg ruht, ist nur zur Schwingung im rechten Winkel zur Strichebene in der Lage. Dieses zwingt den Steg zu einer Schaukelbewegung, bei der die beiden Stegfüße die beiden Deckenhälften alternierend be- und entlasten. Bei einer solchen Wippbewegung, wo die Drehachse genau in der Mitte des Steges liegt, würden jedoch beide Deckenhälften gegeneinander arbeiten, was mit Lautstärkeverlusten und Klangveränderungen einherginge. Dem begegnet man, in dem unter den rechten Stegfuß ein Stäbchen – der so genannte Stimmstock (meistens einfach Stimme genannt) – geklemmt wird, der zunächst den rechten Stegfuß behindert, wodurch die Drehachse dieser Schaukelbewegung sich nach rechts verlagert und fast die gesamte Arbeit (nämlich diejenige der tiefen Frequenzen) vom linken Stegfuß geleistet wird. Um eine verbesserte Verteilung der dort abgegebenen Schwingungen auf der Decke zu erreichen, wird zusätzlich auf der Unterseite der Decke unter den linken Stegfuß unter Spannung der Bassbalken aufgeleimt, der nun den linken Stegfuß insbesondere bei hohen Frequenzen behindert – das heißt die Drehachse verlagert sich für diese nach links. Je nach Frequenz des gespielten Tons ist nun mehr der linke (tiefe Frequenzen) oder der rechte (hohe Frequenzen) Stegfuß aktiver, wodurch die Schwingungen im einen Fall mehr von der Decke (unterstützt durch den Bassbalken), im anderen von Decke und (übertragen durch die Stimme) dem Boden abgegeben werden. Bei tiefen Frequenzen schwingen somit Boden und Decke gegeneinander, und das eingeschlossene Luft-Volumen bildet einen breitbandigen [[Hohlraumresonator]], der eine Schallabstrahlung über die F-Löcher bewirkt. |
|||
[[Bild:geigengrifftabelle.svg|thumb|Grifftabelle für alle Tonarten]] |
|||
Die Violine ist mit vier [[Saite]]n im [[Quinte|Quintabstand]] (g - d<sup>1</sup> - a<sup>1</sup> - e<sup>2</sup>) bespannt, die am unteren Ende des Korpus am Saitenhalter, am oberen Ende des Halses an [[Wirbel (Bauteil)|Wirbeln]] im Wirbelkasten befestigt sind. In der Mitte des Korpus liegen die Saiten auf dem [[Steg (Saiteninstrument)|Steg]] auf, der als Brücke zwischen der schwingenden Saite und dem Resonanzkörper dient. Durch ihn werden die [[Schwingung]]en der Saiten auf den Korpus übertragen. Die Violine ruht auf dem linken Schlüsselbein des Violinisten und wird leicht von der linken Hand gestützt; die Finger der linken Hand greifen die Saiten, die rechte Hand führt den Bogen, mit dem die Saiten zwischen Griffbrett und Steg gestrichen werden. |
|||
Auf dem Griffbrett befinden sich keine [[Bund (Saiteninstrument)|Bünde]]. Daher muss der Violinist, um den gewünschten [[Ton (Musik)|Ton]] genau zu treffen, die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken. Mit der Technik des [[Doppelgriff]]s können mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Dadurch ist es möglich, zweistimmig zu spielen - es sind eigentlich nur zwei Töne gleichzeitig spielbar, da die Saiten über den bogenförmigen Steg laufen, aber bei Akkorden werden auch drei oder vier Saiten gleichzeitig angespielt. Mit besonderer Technik ist es auch möglich, drei Töne durchgehend zur selben Zeit zu spielen, allerdings kommt das eher selten vor. |
|||
Durch leichtes Hin- und Herrollen des greifenden Fingers (Fingervibrato) durch Bewegung des Handgelenkes oder des gesamten linken Armes lässt sich ein [[Vibrato]] des Tons erzeugen. Durch den Ort des Streichens (näher am Steg oder näher am Griffbrett) kann die [[Klangfarbe]] weitreichend beeinflusst werden. Durch den Druck und die Streichgeschwindigkeit werden Lautstärke und Klang ebenfalls beeinflusst. Die Stärke der Anregung bestimmt die Lautstärke. |
|||
Auf den Steg kann ein [[Dämpfer (Musikinstrument)|Dämpfer]] (''sordino'') gesteckt werden. Der Dämpfer bewirkt durch seine [[Masse (Physik)|Masse]] eine Verringerung der Schwingungsamplitude des Steges und setzt dessen Eigenfrequenz herab. Je nach Art des Dämpfers wird dadurch die Lautstärke der Violine leicht bis sehr stark vermindert, außerdem bewirkt der Dämpfer einen „nasalen“ Klang der Violine. |
|||
Ein ''[[Flageolettton|Flageolett]]'' kann gespielt werden, indem die Finger der linken Hand an solchen Stellen leicht auf die Saite gelegt werden, wo die Schwingungsknoten höherer Schwingungsmodi liegen. Dadurch wird die Grund-Schwingungsfrequenz gedämpft und es schwingen nur die entsprechenden [[Oberwelle]]n bzw. Harmonische an (zum Beispiel doppelte oder dreifache Frequenz bei Aufsetzen bei halber beziehungsweise einem Drittel der Saitenlänge). Es entstehen flötenartige Töne. |
|||
Bei der Bogenführung gibt es zahlreiche unterschiedliche [[Strichart]]en. Beim ''[[Staccato]]'' werden die Töne mit dem Bogen hart, schnell und kurz gespielt. Das ''[[Détaché]]'' oder [[Martélé]] spielt man, indem man die Töne einzeln, durch Auf- und Abstrich kaum merkbar getrennt, streicht. Beim ''[[Legato]]'' werden mehrere Töne in einem Bogenstrich miteinander verbunden. Außerdem gibt es noch das ''[[Tenuto]]'', bei dem man die einzelnen Töne sehr kraftvoll anspielt. Die Saiten mit dem Holz des Bogens zu streichen, nennt man ''[[col legno]]''. Beim ''Spiccato'' hebt der Bogen zwischen den Tönen von der Saite ab. Neben dem Streichen gibt es das ''[[Pizzicato]]'' (Abkürzung: ''pizz.''), die Saiten werden dabei durch Zupfen mit dem Zeigefinger der rechten Hand zum Schwingen gebracht. |
|||
=== Dynamik === |
|||
Am linken Ohr des Geigers erreicht die Violine im ''ff'' Spitzenwerte von über 105 [[Bel (Einheit)|dB]]. Die Dynamikspanne des Instruments ist ziemlich ausgeglichen. In 6,5 Metern Entfernung beträgt der Schallpegel im ''pp'' etwa 43 bis 45 dB, im ''ff'' werden bei gleicher Entfernung etwa 73 bis 80 dB erreicht. |
|||
== Verwandte Instrumente == |
|||
Kleinere und handlichere Abarten der Geige sind [[Tanzmeistergeige]] (''Pochette''), [[Violino piccolo]] und [[Kurzhalsgeige]]. |
|||
Eine größere und tiefer klingende Bauform der Streichinstrumente ist die [[Bratsche]], auch Viola genannt. Zur selben Instrumentenfamilie gehört das [[Violoncello]], das aber in einer anderen Haltung gespielt wird, nämlich mit dem Hals nach oben und dem auf einem Stuhl sitzenden Spieler abgewandter Vorderseite. Der [[Kontrabass]] hat sowohl bauliche Eigenschaften der [[Gambe]]n, zu denen er einst auch gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie. Er wird stehend gespielt. |
|||
Die [[Strohgeige]] ist eine 1899 in London von Johannes Matthias Augustus Stroh entwickelte Form der Violine, die ohne Resonanzkörper auskommt. Der Schall wird stattdessen mit einer Nadel direkt am Steg abgenommen und über eine Membran aus einem Trichter aus Metall ausgegeben. Dieses Instrument wird auch als Phonogeige beziehungsweise Phonofiedel bezeichnet, da es ursprünglich zur gerichteten Schallabstrahlung für [[Phonograph]]en- und [[Grammophon]]aufnahmen entwickelt wurde, da herkömmliche Geigen für die damalige Aufnahmetechnik (noch ohne elektronische [[Verstärker (Technik)|Verstärker]]) zu leise waren. Die Strohgeige ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten [[Strohfiedel]], die kein Streichinstrument ist, sondern ein simpler Vorläufer des [[Xylophon]]s: Klanghölzer lagen zur Entkopplung lose auf einer Strohunterlage. |
|||
Heutzutage gibt es auch Geigen ohne Resonanzkörper, die lediglich Tonabnehmer besitzen und ein elektrisches Audiosignal liefern. Das Signal kann per Kabel oder mittels Funkwellen übertragen werden. Die Vorteile bestehen darin, dass sich der Geiger nicht vor einem Mikrofon aufhalten muss und keine Gefahr der [[Rückkopplung]] besteht, wenn der verstärkte Schall zurück zur Geige gelangt. |
|||
== Geschichte == |
|||
Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer ist das [[Rebec]] und die [[Fidel]] (bis ins 16. Jahrhundert gespielt) zu nennen. |
|||
[[Image:La Madonna degli aranci.jpg|thumb|right|Gaudenzio Ferrari:''La Madonna degli aranci'' 1529/30 (S. Cristoforo in Vercelli)]] |
|||
Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen „les trompettes et vyollons de Verceil“ (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Die älteste Abbildung einer Violine ist eine violinspielende Putte auf dem Altarbild in der Kirche S. Cristoforo in Vercelli. Die ersten ''Violinen'' waren lediglich mit drei Saiten ausgestattet. |
|||
[[Bild:PalacioReal Stradivarius1.jpg|thumb|Stradivari-Violine im Palacio Real in Madrid]] |
|||
Die bis heute im Wesentlichen unveränderte Form der Violine ist seit etwa 1540 gebräuchlich und stammt aus Oberitalien. Bekannte italienische Geigenbauer waren Andrea [[Amati]], [[Nicola Amati]], [[Gasparo da Salò]], [[Guarnerius del Gesu]] und [[Antonio Stradivari]]. Nördlich der Alpen lässt sich [[Jakobus Stainer]] aus Absam nennen, dessen Violinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als die besten galten. Die Familien [[Matthias Klotz (Geigenbauer)|Klotz]] aus [[Mittenwald]] und die Familien Fichtl aus Füssen sind erwähnenswert. Die damals gefertigten Instrumente werden heute als [[Barockvioline]]n bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung [[Alte Musik|Alter Musik]] eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine [[historische Aufführungspraxis]], die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näherbringt. |
|||
[[Bild:Violin Vuillaume.jpg|thumb|Violine von J. B. Vuillaume (Kopie einer Joseph Guarneri del Gesù)]] |
|||
Insbesondere Stradivari wurde später zum großen Vorbild für Aussehen und Konstruktionsprinzipien fast aller Violinen, was zu sehr starker Vereinheitlichung führte. Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken, der eine stärkere Spannung der Saiten erlaubte als die Violinen in der alten Mensur. Auch viele der berühmten alten Geigen von Stradivari, Guarneri, Stainer und anderer wurden auf diese neue Art umgebaut. Dank der längeren Saiten, der höheren Saitenspannung und des nunmehr gestreckt-[[konkav]]en Bogens erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. Kritiker bemängeln jedoch, dass die geänderte Bauform den Klang auch härter und weniger lieblich machte. In Frankreich war es vor allem [[Jean Baptiste Vuillaume]], der entscheidende Impulse gab, als er sich mit den Geheimnissen der Stradivari- und Guarneri-Violinen beschäftigte. |
|||
Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigenbauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Japan seinen Ursprung durch [[Masakichi Suzuki]] (1859–1944), dem Vater des berühmten Violinpädagogen [[Shinichi Suzuki]]. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her. |
|||
Zwar hat sich das Instrument von seinen Anfängen bis heute nicht in großem Maße verändert, doch gab es häufig Versuche gestalterischer und technischer Reformen. So wurden zum Beispiel einst reich verzierte Geigen mit anderen Ornamenten gebaut (etwa mit Menschen- oder Löwenkopf anstelle der [[Schnecke (Musik)|Schnecke]]) oder Instrumente für arme Leute aus Blech. Bekanntheit erlangte auch die [[Chanot-Geige]] von 1819, die trapezförmigen Geigen von [[Félix Savart]] oder Johann Reiter (1908) und zahllose bekannte Versuche vieler anderer namhafter Geigenbauer. Derzeit baut der belgische Geigenbau-Künstler [[Gauthier Louppe]] Streichinstrumente in Formen, die an Jugendstil erinnern und durch besondere Asymmetrien ein breiteres Klangspektrum ermöglichen sollen. |
|||
Allerdings werden jegliche anders aussehenden oder abweichende Klangideale anstrebende Violinen bis heute von vielen Musikern als „Fiedeln“ strikt gemieden, was eine ernsthafte Weiterentwicklung des Instruments behindert. Dies ist bedauerlich, da sich zum Beispiel eine für jeden bezahlbare Fabrikvioline in konstanter Qualität vermutlich auch aus Kunststoff produzieren ließe statt aus teurem Instrumentenholz, dessen natürliche Wuchsabweichungen nur durch die Handarbeit und Erfahrung eines Geigenbauers kompensierbar sind. In Serie gebaute Billiggeigen aus Holz klingen oft schrill, liefern wenig tiefe Frequenzen und verderben so den Spaß am Üben. Die Kunststoff-Violinen von Mario Maccaferri (1970er-/1980er-Jahre) waren technisch noch unausgereift bzw. gehörten zu den „anders klingenden“ Geigen, doch stehen mit heutiger, computergestützter Schwingungsanalyse und -simulation (wie sie unter anderem von Glockengießern genutzt wird) ganz andere Werkzeuge zum systematischen Design von Klangkörpern zur Verfügung, was die Massenproduktion einer angenehm klingenden und wetterfesten „Volksvioline“ aus Kunststoff nahelegt. Vielleicht wird es diese dann als exakte Klangkopien alter Meistergeigen geben, und vielleicht werden neue Materialien der Musik auch ganz andere Klangwelten erschließen, die heute noch unbekannt sind. Momentan sind holzfreie Geigen in Serienfertigung nur aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) erhältlich, die jedoch teuer sind und klanglich im Mittelfeld liegen. |
|||
== Geigen in Märchen == |
|||
In Märchen kommen Geigen relativ häufig vor, oft mit der magischen Wirkung, jeden, der sie hört, tanzen zu lassen, ob er will oder nicht: [[Grimms Märchen|KHM]] [[Der wunderliche Spielmann|8]], [[Fundevogel|51]], [[Der liebste Roland|56]], [[Der Jude im Dorn|110]], [[Vom klugen Schneiderlein|114]]. |
|||
== Pädagogik == |
|||
[[Bild:violin_case.jpg|thumb|kleine Geige im Geigenkasten]] |
|||
Das Violinspiel kann man bereits in sehr frühem Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine „Eselsbrücke“ ausgedacht: '''G'''eh '''D'''u '''A'''lter '''E'''sel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 bis 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein weit verbreitetes Beispiel zum frühen Erlernen des Geigenspiels ist die [[Suzuki-Methode]], benannt nach ihrem Entwickler [[Shinichi Suzuki]]. |
|||
=== Kleine Geigen === |
|||
Für den frühen Beginn des Geigenspiels mit kleinen Händen und kurzen Armen gibt es angepasste Instrumente, sogenannte <sup>7</sup>/<sub>8</sub>-, <sup>3</sup>/<sub>4</sub>-, <sup>1</sup>/<sub>2</sub>-, <sup>1</sup>/<sub>4</sub>- oder <sup>1</sup>/<sub>8</sub>-Geigen, ja sogar <sup>1</sup>/<sub>16</sub>- und <sup>1</sup>/<sub>32</sub>-Instrumente werden hergestellt. Hierbei darf man aber aus dem [[Bruchrechnung|Bruch]] in der Bezeichnung nicht auf die reale Größe schließen, tatsächlich ist eine <sup>3</sup>/<sub>4</sub>-Geige nur etwa 6 % kleiner als eine „ganze“ und eine <sup>1</sup>/<sub>2</sub>-Geige nur circa 12 %. |
|||
=== Geschichte der Violinpädagogik === |
|||
Als wichtiges pädagogisches Werk gilt [[Leopold Mozart]]s [[Versuch einer gründlichen Violinschule]] von 1756. Mozarts Violinschule ist heute eine der wichtigen Quellen für das Studium der [[Historische Aufführungspraxis|historischen Aufführungspraxis]]. Noch frühere Lehrwerke stammen aus Barockzeit, so haben sich [[Daniel Merck]], [[Michel Corrette]] oder [[Francesco Geminiani]] um die Violinpädagogik verdient gemacht. [[Giuseppe Tartini]] schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden ''„L'arte dell arco“'' das erste Lehrwerk über die Bogenführung. [[Georg Philipp Telemann]] schuf für seine Schüler die „Methodischen Sonaten“, in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind. |
|||
Modernere und systematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind [[Pierre Rode]], [[Pierre Baillot]], [[Rodolphe Kreutzer]], [[Charles Auguste de Bériot]], [[Carl Flesch]], [[Jacques Féréol Mazas]] und in Deutschland [[Ludwig Spohr]]. |
|||
== Verwendung in der Musik == |
|||
Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden: |
|||
=== Solistisch === |
|||
Wichtige Werke für Solovioline (ohne [[Begleitung (Musik)|Begleitung]]) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten [[Heinrich Ignaz Franz Biber]] und [[Johann Sebastian Bach]]. Hier wurde vor allem mit [[Doppelgriff]]en die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere [[Stimme (Musik)|Stimmen]] klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von [[Klavier]] oder [[Orgel]]) weniger verbreitet, wenngleich sie in den 24 Capricen von [[Niccoló Paganini]] einen weiteren Höhepunkt erreichte. Im [[20. Jahrhundert]] erlebte sie mit Kompositionen von [[Béla Bartók|Bartók]], [[Igor Stravinsky|Stravinsky]] oder [[Paul Hindemith|Hindemith]] eine neue Verbreitung. |
|||
Die ersten [[Solokonzert|Violinkonzerte]] entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des [[Konzertmeister]]s aus dem barocken [[Streichorchester]] (''Siehe auch:'' [[Concerto grosso]]). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten ''Violinkonzerte'', wie jene von [[Giuseppe Torelli|Torelli]], [[Antonio Vivaldi|Vivaldi]] oder [[Johann Sebastian Bach|Bach]]. Alle drei großen [[Wiener Klassik]]er schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister ([[Louis Spohr|Spohr]], [[Felix Mendelssohn Bartholdy|Mendelssohn Bartholdy]], [[Robert Schumann|Schumann]], [[Johannes Brahms|Brahms]] oder [[Max Bruch|Bruch]]) und auch viele spätere Komponisten wie [[Arnold Schönberg|Schönberg]], [[Alban Berg|Berg]] oder [[Igor Stravinsky|Stravinsky]]. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen ''Konzert''-Gattung abheben wollten, wie die ''„Symphonie espagnole“'' von [[Édouard Lalo|Lalo]] oder [[Maurice Ravel|Ravels]] „Zigeuner“-[[Rhapsodie]] ''„Tzigane“''. |
|||
=== Kammermusik === |
|||
Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die [[Violinsonate]], die [[Triosonate]], das [[Streichtrio]], das [[Klaviertrio]], das [[Streichquartett]], das [[Klavierquartett]], das [[Streichquintett]] oder das [[Streichsextett]]. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „Erste Geige“ spielen. |
|||
=== Orchester === |
|||
Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist ''chorisch'', also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen [[Sinfonie]] spielen im allgemeinen 16 Erste und 14 Zweite Geigen, gelegentlich auch mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren ''Stimmführer(n)'' am vorderen Notenpult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der [[Konzertmeister]], der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt. |
|||
=== Tanzmusik === |
|||
Im Zusammenhang mit der solistischen Karriere der Violine in der Hofmusik des 17. Jahrhunderts wurde sie auch zum führenden Instrument bei der Begleitung der Tänze. [[Ballettmeister]] spielten in der Regel Violine und verwendeten die [[Tanzmeistergeige]] zum Einstudieren von [[Historischer Tanz|Gesellschaftstänzen]]. Durch die Emanzipation des bürgerlichen Tanzes im 18. Jahrhundert formierten sich viele Tanzkapellen, die im Kern aus zwei Violinen (mit Bass) bestanden. Die erste spielte die Melodie, die zweite fügte Rhythmen und Akkorde in der Art einer [[Violine obligat]] hinzu. Noch auf dem Höhepunkt der Wiener Tanzmusik in der Zeit des [[Biedermeier]] mit [[Joseph Lanner]] oder [[Johann Strauß Vater]] bildeten sie den Kern der Tanzkapellen, und viele tänzerische Elemente spiegelten sich in der Konzertmusik. Auch [[Johann Strauß Sohn]] wurde noch als [[Kapellmeister]] mit seiner Violine dargestellt, obwohl er sich zunehmend auf das Dirigieren und Komponieren verlegte. |
|||
=== Traditionelle Musik === |
|||
[[Bild:Fiddler from Hungary.jpg|thumb||Fiedler aus Ungarn]] |
|||
In vielen regionalen Formen traditionellen Musizierens ([[Folk|folk-music]], [[Volksmusik]]) wird die Geige verwendet. Sie wird in diesem Zusammenhang oft auch [[Fiedel]] genannt (nicht zu verwechseln mit der historischen [[Fidel]] als einem der Vorläufer der heutigen Violine) und ist unter anderem ein typisches Instrument traditioneller Musik aus Irland, Schottland, Norwegen, Schweden, Polen, Ungarn, Frankreich, den Alpenländern, der Slowakei, aber auch aus Nordafrika. |
|||
=== Klassische südindische Musik === |
|||
[[Bild:Ganesh_and_Kumaresh.jpeg|thumb||Die südindischen Violinisten Ganesh und Kumaresh]] |
|||
In der klassischen Musik Südindiens ist die Violine neben der [[Vina]] das wichtigste Saiteninstrument. Sie wird dort beim Spiel gegen die Brust gestützt und schräg abwärts gehalten. Erste Darstellungen von Violinen in Indien finden sich im Palast [[Tipu Sultan]]s (1750-99), der mit Frankreich verbündet und auch sonst an europäischer Technik interessiert war. Wichtige südindische Violinisten sind Kunnakudi Vaidyanathan (1935 - 2008), Mysore Manjunath, Ganesh und Kumaresh und viele mehr. |
|||
=== Jazz, Crossover === |
|||
Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im [[Tango (Musikrichtung)|Tango]]-Orchester ebenso wie in „[[Zigeuner]]“-Kapellen oder in manchen [[Jazz]]-Formationen ([[Stéphane Grappelli]], [[Joe Venuti]], [[Didier Lockwood]]). Viele moderne Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte ([[Nigel Kennedy]], [[Anne-Sophie Mutter]]). Darüber hinaus kann man die Geige auch in Bands finden, die sich stilistisch in den Richtungen [[Mittelalterrock]] oder [[Folk Metal]] bzw. [[Folk-Rock]] bewegen. Hier wären [[Flogging Molly]], [[Fiddler’s Green]], [[Letzte Instanz (Band)|Letzte Instanz]], [[Volkstrott]], [[Subway To Sally]], [[Schandmaul]] und [[Skyclad]] anzuführen. Der Gebrauch der Geige leitet sich hier aus dem Hintergrund der Verwendung in der traditionellen Musik ab. In der übrigen [[U-Musik]] wird die Geige eher selten als Solo-Instrument eingesetzt. Man verwendet hier jedoch gerne elektronisch erzeugte Streicherpassagen, um eine romantische Stimmung zu erzeugen. |
|||
=== Big Band === |
|||
Selten wird eine Violine in einer [[Big Band]] gespielt. Durch Verwendung einer [[Elektronische Geige|elektronischen Violine]] kann man die Violine gut in die Big Band integrieren. Dort kann sie sogar als Soloinstrument über die Bläserstimmen hinweg spielen. Durch Verwendung eines [[Verzerrer]]s kann der Klang der Violine sehr gut variiert werden. Die Klangfarbe geht von „klassischem Klang“ bis hin zur Komplettverzerrung wie bei einer [[E-Gitarre]]. |
|||
=== Rock und Metal === |
|||
Vereinzelt wird die Violine auch in der Rock- und Metalmusik verwendet. Beispiele dafür sind die Bands [[Yellowcard]] und [[Kansas (Band)|Kansas]] aus dem Rockbereich sowie [[Turisas]], [[Dornenreich]] oder [[My Dying Bride]] aus dem Metalbereich. Durch den Einsatz einer Violine bekommt die Musik einen eigenen Charakter und wird melodischer. Erstmalig wurde Ende der sechziger Jahre durch die Rockgruppe „East of Eden“ eine Violine als herausragendes Soloinstrument bei Rockmusik eingesetzt. Komponist: David Jack, Violin-Solist: Dave Arbus. |
|||
So dominiert auch bei der Musikerin [[Emilie Autumn]] die Violine im großen Stil. Sie bezeichnet ihre Musik selbst als Violindustrial. |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Geigenbauer]] |
|||
* [[Liste von Geigenbauern]] |
|||
* [[Liste von Violinisten]] |
|||
* [[Violinkonzert]] |
|||
* [[Barockvioline]] |
|||
* [[Bogen (Streichinstrument)]] |
|||
* [[Brettgeige]] |
|||
* [[Pferdekopfgeige]] |
|||
* [[Strichart]] |
|||
* [[Streichinstrument]] |
|||
* [[Geigenzettel]] |
|||
* [[Strohgeige]] |
|||
* [[Sorbische Geige]] |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* Keiters Katholischer Literatur=Kalender Essen=Ruhr 1911, 563; |
|||
* Lothar Cremer: ''Physik der Geige'', Hirzel Verlag Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0372-4. − Beschreibung: Standardwerk. Allerdings sehr theoretisch. Gehobene mathematische Kenntnisse erforderlich. Umfassende Darstellung der Geigenphysik und des Schrifttums bis 1981, 368 Seiten. |
|||
* P. Ansgar Pöllmann: Ein Dramatiker im Gewande des hl. Franziskus in: BM 1925, 453; |
|||
* N. V. Fletcher, T. D. Rossing: ''The Physics of Musical Instruments''. Springer Verlag, New York 1991, ISBN 0-387-96947-0. − Beschreibung: Sehr gründliche Darstellung der Akustik der Musikinstrumente. Gute mathematische Einführung in die schwingenden Systeme. Einzeldarstellungen der verschiedenen Musikinstrumentengruppen. 620 Seiten, davon etwa 50 Seiten zum Thema Akustik der Geige. |
|||
* Festschrift zur Erinnerung an die feierl. Krönung des Gnadenbilds der Schmerzhaften Mutter zu Bornhofen 1925: 225, 478; |
|||
* W. Güth: ''Einführung in die Akustik der Streichinstrumente.'' Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig 1995, ISBN 3-7776-0644-8. Beschreibung: Guter Einstieg in die Thematik, Forschungsergebnisse nur bis etwa 1980 berücksichtigt. |
|||
* Festschrift zum Franziskusspiel in Erl, M. Gladbach 1926, |
|||
* E. Jansson: ''Acoustics for Violin and Guitar Makers'' − Beschreibung: Praxisnahe Einführung in die theoretischen Grundlagen und zahlreiche Anregung für die akustische Praxis der Geigenbauwerkstatt. Die rege Zusammenarbeit dieses Forschers mit Geigenbauern wird spürbar. Download unter: [http://www.speech.kth.se/music/acviguit4/index.html http://www.speech.kth.se/music/acviguit4/index.html] |
|||
* Kürschners Deutscher Literatur=Kalender Berlin 1939 79; |
|||
* Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Hadamar 16. September 1950; |
|||
* [[Heike Prange]]: ''Die Violine - Bestandteile, Bau, Geschichte, Pflege, Spiel''. Bärenreiter Verlag, Kassel 2005 (2.Auflage); ISBN 3-7618-1900-5 |
|||
* Festschrift von Kloster und Kirche Frauenberg Fulda 1963, 238; |
|||
* Paul O. Apian-Bennewitz: ''Die Geige. Der Geigenbau und die Bogenverfertigung''. Simon & Wahl, Egweil 1998, ISBN 3-923330-34-0 (Repr. d. Ausg. Weimar 1892) |
|||
* Festschrift Watersleyde: 70 Jahre Kolleg W. 35, 73, 79-81; |
|||
* [[Otto Möckel]]: ''Geigenbaukunst'', Nikol, 2005, ISBN 3-937872-09-4, 8. Aufl. |
|||
* O. Bonmann in NDB II 377 u. LThK II 558 (1958; 1986); |
|||
* Stefan Drees (Hrsg.): ''Lexikon der Violine'', Laaber-Verlag, Laaber 2004, ISBN 978-3-89007-544-0 |
|||
* Michael Werner: Das Franziskanerkloster Frauenberg im „Dritten Reich“, Rhön V. o. J., 74; |
|||
* [[Walter Kolneder]]: ''Das Buch der Violine. Bau, Geschichte, Spiel, Pädagogik, Komposition''. Atlantis Musikbuchverlag, Zürich 2002 (6. Aufl.); ISBN 3-254-00147-8 |
|||
* Das Bistum Hildesheim 1933-1945, 1971 73, 431,-434; |
|||
* [[Eduard Melkus]]: ''Die Violine. Eine Einführung in die Geschichte der Violine und des Violinspiels'', Schott, Mainz 2000 (3. Aufl.), ISBN 3-7957-2359-0 |
|||
* Karl Josef Stahl: Hadamar, Stadt und Schloß, Hadamar 1974, 185, 187, 216, 313; |
|||
* [[Yehudi Menuhin]], [[William Primrose]]: ''Violine und Viola'' (Yehudi Menuhins Musikführer), Edition Bergh im Ullstein, Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-7163-0175-2 |
|||
* 75 Jahre Kirche u. Kloster St. Franziskus, Kelkheim , Kelkheim 1984, 25-28, 52; Harald Focke: Alltag der Gleichgeschalteten, Reinbek 1985 181, 349, 352; |
|||
* [[Leopold Mozart]]: ''Versuch einer gründlichen Violinschule'', Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-1238-8 ([[Faksimile]]) |
|||
* B. Opfermann: Das Bistum Fulda im Dritten Reich, Fulda 1987, 89f; |
|||
* Hugo Pinksterboer: ''Pocket-Info Violine und Viola. Praktisch, klar und aktuell'', Schott, Mainz 2003, ISBN 3-7957-5535-2 |
|||
* Erler Heimatbuch, Oberaudorf 1988, 250, 261, 273; |
|||
* Provinzialat d. Thür. Franziskanerprovinz: 100 Jahre Wiedererrichtung der Thuringia, Fulda 1994, 157, 250, 259, 315; |
|||
* Aufsatzsammlungen zur Akustik der Geige: |
|||
* Ulrich v. Hehl: Priester unter Hitlers Terror, Reihe A: Qu. 37, Paderborn 1998, 665; |
|||
** Benchmark Papers in Acoustics / 5: „Musical Acoustics, Part I Violin Family Components“, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Dowden, Hutchinson & Ross, Inc.) 1975, ISBN 0-471-42540-0. Beschreibung: 27 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: Grundsätzliches zur Akustik der Geige; die gestrichene Saite; der Steg; der Stimmstock; Tonholz; Geigenlack. Zeitraum der Originalveröffentlichungen 1840 bis 1973, 478 Seiten. Vorwiegend englischsprachig. |
|||
* Gehle, Irmgard: Literatur im Spiegel der Katholischen Inferiorität mit besonderer Berücksichtigung des Volksschauspiels. Renaissance der katholischen Dichtung, Nordhausen 2006, Verlag Traugott Bautz |
|||
** Research Papers in Violin Acoustics 1975-1993, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Acoustical Society of America) 1997, ISBN 1-56396-609-3. Beschreibung: 121 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: „350 Jahre Geigenforschung“, Schallabstrahlung, die gestrichene Saite, der Bogen, der Steg, der Stimmstock, der Bassbalken, der Saitenhalter. Eigenschwingungen der freien Geigenplatten, Eigenschwingungen des fertigen Instrumentes, Luftresonanzen, Interaktion von Saite, Holz und Luftresonanzen. Das Tonholz, der Geigenlack, Psychoakustische Forschung, die Catgut Acoustical Society, theoretische Akustik und Forschungsmethodik, Ausblick. Jedem Themengebiet ist eine Einführung durch die Herausgeberin vorangestellt. Zwei Bände, 1299 Seiten. Ausschließlich englischsprachig. |
|||
* Gehle, Irmgard: Nationale und religiöse Poesie. Identitätssuche nach Reichsgründung, Kulturkampf und .Antimodernismus, Nordhausen 2007, Verlag Traugott Bautz GmbH.; |
|||
* Gehle, Irmgard (Hrsg.): Ein Dramatiker im Gewand des hl. Franziskus. P. Hippolytus Böhlen / Ordens- und Volksschauspiele, Neuauflage in 2 Bänden, Nordhausen 2008, Verlag Traugott Bautz |
|||
==Einzelnachweise== |
|||
<references /> |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commons|Violin|Violine}} |
|||
* {{PND|127440941}} <!--und in der Provinzialbibliothek des Klosters Frauenberg Fulda ohne Katalognachweis überflüssig--> |
|||
{{Wikiquote|Geige|Violine}} |
|||
* {{BBKL|b/boehlein_h}} |
|||
{{Wiktionary|Violine}} |
|||
* [http://www.warburg.net/doessel/expo/boehlen.htm Virtuelle Ausstellung Dössel] |
|||
* [http://www.schleske.de/klang-und-akustik-der-geige/einfuehrung-geigenakustik.html Einführung in die Geigenbaukunst und in die akustische Geigenforschung - Multimediales Handbuch „Akustik der Geige“] |
|||
* [http://www.phys.unsw.edu.au/music/violin/ Einführung in die Geigenakustik und zahlreiche Artikel - engl.] |
|||
{{Normdaten|SWD=4019791-8}} |
|||
[[Kategorie:Streichinstrument]] |
|||
{{Link GA|lt}} |
|||
{{Link FA|hu}} |
|||
{{SORTIERUNG:Bohlen, Hippolytus}} |
|||
[[Kategorie:Autor]] |
|||
[[Kategorie:Franziskaner (OFM)]] |
|||
[[Kategorie:Ehrenbürger in Hessen]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1878]] |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1950]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
[[af:Viool]] |
|||
{{Personendaten |
|||
[[an:Vriolín]] |
|||
|NAME=Böhlen, Hippolytus |
|||
[[ar:كمان]] |
|||
|ALTERNATIVNAMEN=Böhlen, Johannes Bartholomäus |
|||
[[ast:Vigulín]] |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Autor und Franziskaner |
|||
[[bat-smg:Skripītis]] |
|||
|GEBURTSDATUM=21. August 1878 |
|||
[[be:Скрыпка]] |
|||
|GEBURTSORT=[[Dössel]], Westfalen |
|||
[[bg:Цигулка]] |
|||
|STERBEDATUM=7. August 1950 |
|||
[[bn:বেহালা]] |
|||
|STERBEORT= |
|||
[[bo:ཨོག་ལེན།]] |
|||
}} |
|||
[[br:Biolin]] |
|||
[[bs:Violina]] |
|||
[[ca:Violí]] |
|||
[[ceb:Biyolin]] |
|||
[[ckb:کەمان]] |
|||
[[cs:Housle]] |
|||
[[cv:Сĕрме купăс]] |
|||
[[cy:Ffidil]] |
|||
[[da:Violin]] |
|||
[[el:Βιολί]] |
|||
[[en:Violin]] |
|||
[[eo:Violono]] |
|||
[[es:Violín]] |
|||
[[et:Viiul]] |
|||
[[eu:Biolin]] |
|||
[[fa:ویولن]] |
|||
[[fi:Viulu]] |
|||
[[fr:Violon]] |
|||
[[fur:Violin]] |
|||
[[fy:Fioele]] |
|||
[[gd:Fidheall]] |
|||
[[gl:Violín]] |
|||
[[he:כינור]] |
|||
[[hi:वायलिन]] |
|||
[[hr:Violina]] |
|||
[[hu:Hegedű]] |
|||
[[hy:Ջութակ]] |
|||
[[ia:Violino]] |
|||
[[id:Biola]] |
|||
[[is:Fiðla]] |
|||
[[it:Violino]] |
|||
[[ja:ヴァイオリン]] |
|||
[[ka:ვიოლინო]] |
|||
[[kn:ಪಿಟೀಲು]] |
|||
[[ko:바이올린]] |
|||
[[ku:Keman]] |
|||
[[la:Fidiculae]] |
|||
[[lt:Smuikas]] |
|||
[[lv:Vijole]] |
|||
[[mk:Виолина]] |
|||
[[ml:വയലിൻ]] |
|||
[[mr:व्हायोलिन]] |
|||
[[ms:Biola]] |
|||
[[nah:Violin]] |
|||
[[nds-nl:Fioul]] |
|||
[[nl:Viool]] |
|||
[[nn:Fiolin]] |
|||
[[no:Fiolin]] |
|||
[[oc:Violon]] |
|||
[[pl:Skrzypce]] |
|||
[[pt:Violino]] |
|||
[[qu:Wiyulin]] |
|||
[[ro:Vioară]] |
|||
[[ru:Скрипка]] |
|||
[[sh:Violina]] |
|||
[[simple:Violin]] |
|||
[[sk:Husle]] |
|||
[[sl:Violina]] |
|||
[[sq:Violina]] |
|||
[[sr:Виолина]] |
|||
[[sv:Fiol]] |
|||
[[ta:வயலின்]] |
|||
[[te:వయొలిన్]] |
|||
[[th:ไวโอลิน]] |
|||
[[tl:Biyulin]] |
|||
[[tr:Keman]] |
|||
[[uk:Скрипка]] |
|||
[[vi:Vĩ cầm]] |
|||
[[war:Biyolin]] |
|||
[[yi:פידל]] |
|||
[[zh:小提琴]] |
|||
[[zh-min-nan:Chhiú-khîm]] |
|||
[[zh-yue:小提琴]] |
Version vom 10. April 2010, 23:55 Uhr
Violine |
---|
ital.: violino, frz.: violon, engl.: violin |
![]() |
Klassifikation |
Chordophon Streichinstrument |
Tonumfang |
![]() |
Verwandte Instrumente |
Bratsche, Violoncello |
Musiker |
Liste von Violinisten Kategorie:Violinist |
Die Violine wird auch Geige genannt, obwohl dieser Begriff früher auch Bratschen, Celli, die Vorläufer des Kontrabass und Gamben einschloss (siehe Namensursprung). Sie ist ein aus verschiedenen Hölzern – (oder neuerdings auch aus Verbundwerkstoffen wie KFK) – gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit einem Bogen gestrichen. In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt.
Namensursprung
Die Bezeichnung Violine bedeutet eigentlich „kleine Viola“. Eine ursprüngliche Bezeichnung war etwa Viola con tre corde senza tasti (dreisaitige Viola ohne Bünde). Um 1523 ist im Französischen der Begriff Vyollon nachgewiesen. Das Wort Geige stammt aus dem deutschen Sprachraum und umfasste im Mittelalter alle bogengestrichenen Saiteninstrumente. Seit der Entwicklung der drei Familien Viola da braccio, Viola da gamba und Lira aus der Fidel im 16. Jahrhundert engte sich der Begriff auf die Braccio-Familie ein und gilt heute nur noch für deren Diskantvariante, die Violine.[1]. Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1535 auf.
Hierzu schrieb Leopold Mozart in seiner Violinschule „Das Wort Geige, begreift in sich Instrumente verschiedener Art und Größe, welche mit Darmseyten bezogen sind. Aus diesem erhelt, daß das Wort Geige ein allgemeines Wort ist, welches alle Arten von Geiginstrumenten in sich einschließet; und daß es folglich nur von einem Mißbrauche herrühret, wenn man die Violin platterdings die Geige nennet.“
Aufbau und Funktion
Die wichtigsten Bauteile

Der Hals hat eine Länge von etwa 13 cm und ist mit dem Griffbrett (ungefähr 27 cm Länge) verleimt, das etwa 14 cm über den Korpus ragt. Das Griffbrett ist aus Ebenholz und daher schwarz, hart und verschleißfest. Der Korpus ist ein circa 35 bis 36 cm langer Hohlkörper. Über den Sattel oder Obersattel am schmalen Griffbrettende führen die Saiten in den Wirbelkasten zu den Wirbeln. Die Wirbel dienen zum Stimmen der Saiten. Die Schnecke am Ende des Wirbelkastens ist oft durch besondere Gestaltung ein Erkennungsmerkmal des Geigenbauers.
Der Korpus hat folgenden Aufbau: Die Decke ist der mit zwei F-Löchern versehene, gewölbte, aus Fichtenholz gefertigte obere Teil. Die Decke ist fast immer aus zwei mittig miteinander verleimten Teilen gefertigt. Idealerweise wird „feinjähriges“ Holz (die Jahresringe liegen eng und gleichmäßig) verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters, wenn sich möglichst wenig Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren Trocknung gelagert. Der Boden beziehungsweise Rücken ist meistens aus Ahorn gefertigt (seltener kommen auch Pappel oder Weide zur Verwendung) und ebenfalls gewölbt. Der Boden kann einteilig oder aus zwei miteinander verleimten Teilen gefertigt sein, was an der Maserung des Holzes zu erkennen ist. Die Zargen sind die Seitenteile des Korpus und sind mit Boden und Decke nutverleimt. Sie bestehen meistens aus demselben Holz wie der Boden.
Der Steg ist auf die Decke aufgesetzt, jedoch nicht geleimt oder anderweitig befestigt. Über ihn laufen die Saiten, deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus feinjährigem Ahorn. Am Saitenhalter können für die zwei hohen, meistens aus Stahl bestehenden Saiten Feinstimmer oder Feinstimmräder angebracht sein. Sind alle Saiten aus Stahl, sind vier Feinstimmer sinnvoll. Die Henkelsaite führt über den Untersattel und hält den Saitenhalter am Endknopf in der Zarge.
Der Bassbalken ist eine in Faserrichtung verlaufende Fichtenholzleiste, die unter leichter Vorspannung auf die Deckeninnenseite geleimt ist. Er erhöht sowohl die Anisotropie als auch die Steifigkeit der Decke. Der Bassbalken verläuft asymmetrisch unter dem bassseitigen Stegfuß. Der Stimmstock (die Seele oder Stimme) und dessen präzise Platzierung beeinflusst und reguliert den Klang der Violine erheblich. Es handelt sich bei ihm um einen zylindrischen Fichtenholzstab (etwa 6 mm Durchmesser), der zwischen Decke und Boden eingepasst, aber nicht verleimt wird. Seine Position ist etwa drei Millimeter unterhalb des diskantseitigen Stegfußes.
Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen, konserviert dessen Schwingungseigenschaften und kann den Klang erheblich beeinflussen aber nicht deutlich verbessern. Ebenso kann ein unfachmännisch aufgetragener Lack den Klang eines Instruments „töten“; siehe Geigenlack.
Zur Verleimung der einzelnen Bauteile wird ein spezieller Knochenleim (Heißleim) verwendet. Er besteht aus Proteinen, die aus Tierknochen oder -haut gewonnen werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos jederzeit auseinanderzunehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen.
Ober-, Unter- und Endklötze, sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen. Die Klötze sind aus Fichtenholz, die Reifchen aus Fichte oder Weide gefertigt.
Sogenannte Einlagen oder Adern verzieren den Rand der Decke und des Bodens. Dies sind drei nebeneinander liegende schmale, lange Holzstreifen, deren äußere schwarz gefärbt sind. Sie werden in den Adergraben eingelegt und verleimt. Sie dienen außerdem der Stabilisierung der über den Zargenkranz hinausragenden Ränder von Decke und Boden.
Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, er ist in der Regel auf dem Instrument dauerhaft mit Verschraubungen festgeklemmt und befindet sich beim Spielen zwischen Instrument und Kinn. Dem gleichen Zweck dient die Schulterstütze zwischen Instrument und Schulter, diese wird normalerweise vor dem Spielen an der Violine festgeklemmt.
Größen
Geigen gibt es in unterschiedlichen Größen. Die 4/4 Geige ist das Normalmaß. Für Spieler mit kleineren Händen und für Kinder gibt es kleinere Geigen mit den Größenbezeichnungen 3/4, 1/2, 1/4 1/8 und 1/16.
Saiten
Die vier Saiten bestehen aus mit Silber- oder Aluminiumdraht umsponnenem Naturdarm, Kunststoff oder Stahldraht. Die höchste Saite ist die E-Seite und besteht meistens aus Stahldraht. Darmsaiten reagieren stärker auf Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede, sie werden hauptsächlich in der historischen Aufführungspraxis verwendet. Die Saiten heißen g, d, a und e, sind also im Quintenabstand gestimmt. Die Bezeichnung der Saiten lässt sich leicht durch den Spruch: "Geh du alter Esel" merken.
Bogen
Der Bogen ist mit 180 bis 250 Haaren vom Hengstschweif[2] bestimmter Pferderassen bespannt. Die Bogenstange ist meistens aus Pernambukholz. Zunehmend wird aber - auch von Berufsgeigern - mit Bögen aus Kohlefaser (Karbonfiber) gespielt. Der Frosch besteht aus Ebenholz; mit dem Drehen seiner Schraube wird der Bezug des Bogens nach Benutzung entspannt. Oft befinden sich im Frosch zur Verzierung Perlmutt-Einlagen. Die Bespannung des Bogens muss wiederholt durch Streichen auf einem Geigen-Kolophon-Block mit dem natürlichen Balsamharz Kolophonium präpariert werden, da nur so eine optimale Schwingung der Saiten erreicht werden kann.
Funktionsweise und Spieltechniken

Bedingt durch die Oberflächenstruktur des Rosshaars und verstärkt durch den Auftrag von Kolophonium, verfügt der Bezug des Bogens über eine hohe Haftkraft beziehungsweise Haftreibung. Beim Anstreichen der Saite wird diese daher zunächst in Strichrichtung mit ausgelenkt, und zwar so lange, bis die Rückholkraft der Saite größer ist als die Haftreibung zwischen Bogenbezug und Saite: Die Saite schnellt entgegen der Strichrichtung zurück. Bei korrekter Wahl von Strichstelle, Strichgeschwindigkeit und Bogendruck wird die Saite am Ende dieser Bewegung wieder vom Bogen erfasst und abermals mitgenommen (Stick-Slip-Effekt), die Saite schwingt. Wie viele Male pro Sekunde sich dieser Vorgang wiederholt, hängt von der Frequenz des jeweils gespielten Tons beziehungsweise der wirksamen Saitenlänge ab. Die Ausrichtung dieser Schwingungen ist elliptisch vorwiegend in der Ebene des Striches.
Die Saite selbst hat eine sehr geringe Fläche, was auch bedeutet, dass sie nur eine geringe Luftmenge in Bewegung setzt, zu wenig, um einen für das menschliche Ohr deutlich wahrnehmbaren Ton zu erzeugen. Der Korpus wird daher quasi als Impedanzwandler hinzugezogen: Durch die Übertragung der Schwingungen von der Saite auf den Korpus wird zwar die Amplitude der Schwingungen deutlich geringer, die Abstrahlungsfläche aber so weit vergrößert, dass eine gute Ankoppelung an die Luft und ein für das Ohr wahrnehmbarer Ton entsteht.
Diese Umwandlung folgt denkbar komplexen Mustern:
Der Steg, auf dem die Saite auflagert, wird angeregt, der Saitenschwingung in der Strichebene zu folgen. Die Geigendecke wiederum, auf der der Steg ruht, ist nur zur Schwingung im rechten Winkel zur Strichebene in der Lage. Dieses zwingt den Steg zu einer Schaukelbewegung, bei der die beiden Stegfüße die beiden Deckenhälften alternierend be- und entlasten. Bei einer solchen Wippbewegung, wo die Drehachse genau in der Mitte des Steges liegt, würden jedoch beide Deckenhälften gegeneinander arbeiten, was mit Lautstärkeverlusten und Klangveränderungen einherginge. Dem begegnet man, in dem unter den rechten Stegfuß ein Stäbchen – der so genannte Stimmstock (meistens einfach Stimme genannt) – geklemmt wird, der zunächst den rechten Stegfuß behindert, wodurch die Drehachse dieser Schaukelbewegung sich nach rechts verlagert und fast die gesamte Arbeit (nämlich diejenige der tiefen Frequenzen) vom linken Stegfuß geleistet wird. Um eine verbesserte Verteilung der dort abgegebenen Schwingungen auf der Decke zu erreichen, wird zusätzlich auf der Unterseite der Decke unter den linken Stegfuß unter Spannung der Bassbalken aufgeleimt, der nun den linken Stegfuß insbesondere bei hohen Frequenzen behindert – das heißt die Drehachse verlagert sich für diese nach links. Je nach Frequenz des gespielten Tons ist nun mehr der linke (tiefe Frequenzen) oder der rechte (hohe Frequenzen) Stegfuß aktiver, wodurch die Schwingungen im einen Fall mehr von der Decke (unterstützt durch den Bassbalken), im anderen von Decke und (übertragen durch die Stimme) dem Boden abgegeben werden. Bei tiefen Frequenzen schwingen somit Boden und Decke gegeneinander, und das eingeschlossene Luft-Volumen bildet einen breitbandigen Hohlraumresonator, der eine Schallabstrahlung über die F-Löcher bewirkt.

Die Violine ist mit vier Saiten im Quintabstand (g - d1 - a1 - e2) bespannt, die am unteren Ende des Korpus am Saitenhalter, am oberen Ende des Halses an Wirbeln im Wirbelkasten befestigt sind. In der Mitte des Korpus liegen die Saiten auf dem Steg auf, der als Brücke zwischen der schwingenden Saite und dem Resonanzkörper dient. Durch ihn werden die Schwingungen der Saiten auf den Korpus übertragen. Die Violine ruht auf dem linken Schlüsselbein des Violinisten und wird leicht von der linken Hand gestützt; die Finger der linken Hand greifen die Saiten, die rechte Hand führt den Bogen, mit dem die Saiten zwischen Griffbrett und Steg gestrichen werden.
Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde. Daher muss der Violinist, um den gewünschten Ton genau zu treffen, die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken. Mit der Technik des Doppelgriffs können mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden. Dadurch ist es möglich, zweistimmig zu spielen - es sind eigentlich nur zwei Töne gleichzeitig spielbar, da die Saiten über den bogenförmigen Steg laufen, aber bei Akkorden werden auch drei oder vier Saiten gleichzeitig angespielt. Mit besonderer Technik ist es auch möglich, drei Töne durchgehend zur selben Zeit zu spielen, allerdings kommt das eher selten vor.
Durch leichtes Hin- und Herrollen des greifenden Fingers (Fingervibrato) durch Bewegung des Handgelenkes oder des gesamten linken Armes lässt sich ein Vibrato des Tons erzeugen. Durch den Ort des Streichens (näher am Steg oder näher am Griffbrett) kann die Klangfarbe weitreichend beeinflusst werden. Durch den Druck und die Streichgeschwindigkeit werden Lautstärke und Klang ebenfalls beeinflusst. Die Stärke der Anregung bestimmt die Lautstärke.
Auf den Steg kann ein Dämpfer (sordino) gesteckt werden. Der Dämpfer bewirkt durch seine Masse eine Verringerung der Schwingungsamplitude des Steges und setzt dessen Eigenfrequenz herab. Je nach Art des Dämpfers wird dadurch die Lautstärke der Violine leicht bis sehr stark vermindert, außerdem bewirkt der Dämpfer einen „nasalen“ Klang der Violine.
Ein Flageolett kann gespielt werden, indem die Finger der linken Hand an solchen Stellen leicht auf die Saite gelegt werden, wo die Schwingungsknoten höherer Schwingungsmodi liegen. Dadurch wird die Grund-Schwingungsfrequenz gedämpft und es schwingen nur die entsprechenden Oberwellen bzw. Harmonische an (zum Beispiel doppelte oder dreifache Frequenz bei Aufsetzen bei halber beziehungsweise einem Drittel der Saitenlänge). Es entstehen flötenartige Töne.
Bei der Bogenführung gibt es zahlreiche unterschiedliche Stricharten. Beim Staccato werden die Töne mit dem Bogen hart, schnell und kurz gespielt. Das Détaché oder Martélé spielt man, indem man die Töne einzeln, durch Auf- und Abstrich kaum merkbar getrennt, streicht. Beim Legato werden mehrere Töne in einem Bogenstrich miteinander verbunden. Außerdem gibt es noch das Tenuto, bei dem man die einzelnen Töne sehr kraftvoll anspielt. Die Saiten mit dem Holz des Bogens zu streichen, nennt man col legno. Beim Spiccato hebt der Bogen zwischen den Tönen von der Saite ab. Neben dem Streichen gibt es das Pizzicato (Abkürzung: pizz.), die Saiten werden dabei durch Zupfen mit dem Zeigefinger der rechten Hand zum Schwingen gebracht.
Dynamik
Am linken Ohr des Geigers erreicht die Violine im ff Spitzenwerte von über 105 dB. Die Dynamikspanne des Instruments ist ziemlich ausgeglichen. In 6,5 Metern Entfernung beträgt der Schallpegel im pp etwa 43 bis 45 dB, im ff werden bei gleicher Entfernung etwa 73 bis 80 dB erreicht.
Verwandte Instrumente
Kleinere und handlichere Abarten der Geige sind Tanzmeistergeige (Pochette), Violino piccolo und Kurzhalsgeige.
Eine größere und tiefer klingende Bauform der Streichinstrumente ist die Bratsche, auch Viola genannt. Zur selben Instrumentenfamilie gehört das Violoncello, das aber in einer anderen Haltung gespielt wird, nämlich mit dem Hals nach oben und dem auf einem Stuhl sitzenden Spieler abgewandter Vorderseite. Der Kontrabass hat sowohl bauliche Eigenschaften der Gamben, zu denen er einst auch gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie. Er wird stehend gespielt.
Die Strohgeige ist eine 1899 in London von Johannes Matthias Augustus Stroh entwickelte Form der Violine, die ohne Resonanzkörper auskommt. Der Schall wird stattdessen mit einer Nadel direkt am Steg abgenommen und über eine Membran aus einem Trichter aus Metall ausgegeben. Dieses Instrument wird auch als Phonogeige beziehungsweise Phonofiedel bezeichnet, da es ursprünglich zur gerichteten Schallabstrahlung für Phonographen- und Grammophonaufnahmen entwickelt wurde, da herkömmliche Geigen für die damalige Aufnahmetechnik (noch ohne elektronische Verstärker) zu leise waren. Die Strohgeige ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Strohfiedel, die kein Streichinstrument ist, sondern ein simpler Vorläufer des Xylophons: Klanghölzer lagen zur Entkopplung lose auf einer Strohunterlage.
Heutzutage gibt es auch Geigen ohne Resonanzkörper, die lediglich Tonabnehmer besitzen und ein elektrisches Audiosignal liefern. Das Signal kann per Kabel oder mittels Funkwellen übertragen werden. Die Vorteile bestehen darin, dass sich der Geiger nicht vor einem Mikrofon aufhalten muss und keine Gefahr der Rückkopplung besteht, wenn der verstärkte Schall zurück zur Geige gelangt.
Geschichte
Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer ist das Rebec und die Fidel (bis ins 16. Jahrhundert gespielt) zu nennen.

Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen „les trompettes et vyollons de Verceil“ (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Die älteste Abbildung einer Violine ist eine violinspielende Putte auf dem Altarbild in der Kirche S. Cristoforo in Vercelli. Die ersten Violinen waren lediglich mit drei Saiten ausgestattet.

Die bis heute im Wesentlichen unveränderte Form der Violine ist seit etwa 1540 gebräuchlich und stammt aus Oberitalien. Bekannte italienische Geigenbauer waren Andrea Amati, Nicola Amati, Gasparo da Salò, Guarnerius del Gesu und Antonio Stradivari. Nördlich der Alpen lässt sich Jakobus Stainer aus Absam nennen, dessen Violinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als die besten galten. Die Familien Klotz aus Mittenwald und die Familien Fichtl aus Füssen sind erwähnenswert. Die damals gefertigten Instrumente werden heute als Barockviolinen bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung Alter Musik eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine historische Aufführungspraxis, die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näherbringt.

Insbesondere Stradivari wurde später zum großen Vorbild für Aussehen und Konstruktionsprinzipien fast aller Violinen, was zu sehr starker Vereinheitlichung führte. Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken, der eine stärkere Spannung der Saiten erlaubte als die Violinen in der alten Mensur. Auch viele der berühmten alten Geigen von Stradivari, Guarneri, Stainer und anderer wurden auf diese neue Art umgebaut. Dank der längeren Saiten, der höheren Saitenspannung und des nunmehr gestreckt-konkaven Bogens erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. Kritiker bemängeln jedoch, dass die geänderte Bauform den Klang auch härter und weniger lieblich machte. In Frankreich war es vor allem Jean Baptiste Vuillaume, der entscheidende Impulse gab, als er sich mit den Geheimnissen der Stradivari- und Guarneri-Violinen beschäftigte.
Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigenbauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Japan seinen Ursprung durch Masakichi Suzuki (1859–1944), dem Vater des berühmten Violinpädagogen Shinichi Suzuki. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her.
Zwar hat sich das Instrument von seinen Anfängen bis heute nicht in großem Maße verändert, doch gab es häufig Versuche gestalterischer und technischer Reformen. So wurden zum Beispiel einst reich verzierte Geigen mit anderen Ornamenten gebaut (etwa mit Menschen- oder Löwenkopf anstelle der Schnecke) oder Instrumente für arme Leute aus Blech. Bekanntheit erlangte auch die Chanot-Geige von 1819, die trapezförmigen Geigen von Félix Savart oder Johann Reiter (1908) und zahllose bekannte Versuche vieler anderer namhafter Geigenbauer. Derzeit baut der belgische Geigenbau-Künstler Gauthier Louppe Streichinstrumente in Formen, die an Jugendstil erinnern und durch besondere Asymmetrien ein breiteres Klangspektrum ermöglichen sollen.
Allerdings werden jegliche anders aussehenden oder abweichende Klangideale anstrebende Violinen bis heute von vielen Musikern als „Fiedeln“ strikt gemieden, was eine ernsthafte Weiterentwicklung des Instruments behindert. Dies ist bedauerlich, da sich zum Beispiel eine für jeden bezahlbare Fabrikvioline in konstanter Qualität vermutlich auch aus Kunststoff produzieren ließe statt aus teurem Instrumentenholz, dessen natürliche Wuchsabweichungen nur durch die Handarbeit und Erfahrung eines Geigenbauers kompensierbar sind. In Serie gebaute Billiggeigen aus Holz klingen oft schrill, liefern wenig tiefe Frequenzen und verderben so den Spaß am Üben. Die Kunststoff-Violinen von Mario Maccaferri (1970er-/1980er-Jahre) waren technisch noch unausgereift bzw. gehörten zu den „anders klingenden“ Geigen, doch stehen mit heutiger, computergestützter Schwingungsanalyse und -simulation (wie sie unter anderem von Glockengießern genutzt wird) ganz andere Werkzeuge zum systematischen Design von Klangkörpern zur Verfügung, was die Massenproduktion einer angenehm klingenden und wetterfesten „Volksvioline“ aus Kunststoff nahelegt. Vielleicht wird es diese dann als exakte Klangkopien alter Meistergeigen geben, und vielleicht werden neue Materialien der Musik auch ganz andere Klangwelten erschließen, die heute noch unbekannt sind. Momentan sind holzfreie Geigen in Serienfertigung nur aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) erhältlich, die jedoch teuer sind und klanglich im Mittelfeld liegen.
Geigen in Märchen
In Märchen kommen Geigen relativ häufig vor, oft mit der magischen Wirkung, jeden, der sie hört, tanzen zu lassen, ob er will oder nicht: KHM 8, 51, 56, 110, 114.
Pädagogik

Das Violinspiel kann man bereits in sehr frühem Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine „Eselsbrücke“ ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 bis 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb existieren zahlreiche „kindgerechte“ Violinschulen. Ein weit verbreitetes Beispiel zum frühen Erlernen des Geigenspiels ist die Suzuki-Methode, benannt nach ihrem Entwickler Shinichi Suzuki.
Kleine Geigen
Für den frühen Beginn des Geigenspiels mit kleinen Händen und kurzen Armen gibt es angepasste Instrumente, sogenannte 7/8-, 3/4-, 1/2-, 1/4- oder 1/8-Geigen, ja sogar 1/16- und 1/32-Instrumente werden hergestellt. Hierbei darf man aber aus dem Bruch in der Bezeichnung nicht auf die reale Größe schließen, tatsächlich ist eine 3/4-Geige nur etwa 6 % kleiner als eine „ganze“ und eine 1/2-Geige nur circa 12 %.
Geschichte der Violinpädagogik
Als wichtiges pädagogisches Werk gilt Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule von 1756. Mozarts Violinschule ist heute eine der wichtigen Quellen für das Studium der historischen Aufführungspraxis. Noch frühere Lehrwerke stammen aus Barockzeit, so haben sich Daniel Merck, Michel Corrette oder Francesco Geminiani um die Violinpädagogik verdient gemacht. Giuseppe Tartini schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden „L'arte dell arco“ das erste Lehrwerk über die Bogenführung. Georg Philipp Telemann schuf für seine Schüler die „Methodischen Sonaten“, in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind.
Modernere und systematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind Pierre Rode, Pierre Baillot, Rodolphe Kreutzer, Charles Auguste de Bériot, Carl Flesch, Jacques Féréol Mazas und in Deutschland Ludwig Spohr.
Verwendung in der Musik
Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden:
Solistisch
Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Sebastian Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, wenngleich sie in den 24 Capricen von Niccoló Paganini einen weiteren Höhepunkt erreichte. Im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Stravinsky oder Hindemith eine neue Verbreitung.
Die ersten Violinkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester (Siehe auch: Concerto grosso). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Torelli, Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Spohr, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruch) und auch viele spätere Komponisten wie Schönberg, Berg oder Stravinsky. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die „Symphonie espagnole“ von Lalo oder Ravels „Zigeuner“-Rhapsodie „Tzigane“.
Kammermusik
Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die Violinsonate, die Triosonate, das Streichtrio, das Klaviertrio, das Streichquartett, das Klavierquartett, das Streichquintett oder das Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „Erste Geige“ spielen.
Orchester
Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen Sinfonie spielen im allgemeinen 16 Erste und 14 Zweite Geigen, gelegentlich auch mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Notenpult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.
Tanzmusik
Im Zusammenhang mit der solistischen Karriere der Violine in der Hofmusik des 17. Jahrhunderts wurde sie auch zum führenden Instrument bei der Begleitung der Tänze. Ballettmeister spielten in der Regel Violine und verwendeten die Tanzmeistergeige zum Einstudieren von Gesellschaftstänzen. Durch die Emanzipation des bürgerlichen Tanzes im 18. Jahrhundert formierten sich viele Tanzkapellen, die im Kern aus zwei Violinen (mit Bass) bestanden. Die erste spielte die Melodie, die zweite fügte Rhythmen und Akkorde in der Art einer Violine obligat hinzu. Noch auf dem Höhepunkt der Wiener Tanzmusik in der Zeit des Biedermeier mit Joseph Lanner oder Johann Strauß Vater bildeten sie den Kern der Tanzkapellen, und viele tänzerische Elemente spiegelten sich in der Konzertmusik. Auch Johann Strauß Sohn wurde noch als Kapellmeister mit seiner Violine dargestellt, obwohl er sich zunehmend auf das Dirigieren und Komponieren verlegte.
Traditionelle Musik

In vielen regionalen Formen traditionellen Musizierens (folk-music, Volksmusik) wird die Geige verwendet. Sie wird in diesem Zusammenhang oft auch Fiedel genannt (nicht zu verwechseln mit der historischen Fidel als einem der Vorläufer der heutigen Violine) und ist unter anderem ein typisches Instrument traditioneller Musik aus Irland, Schottland, Norwegen, Schweden, Polen, Ungarn, Frankreich, den Alpenländern, der Slowakei, aber auch aus Nordafrika.
Klassische südindische Musik

In der klassischen Musik Südindiens ist die Violine neben der Vina das wichtigste Saiteninstrument. Sie wird dort beim Spiel gegen die Brust gestützt und schräg abwärts gehalten. Erste Darstellungen von Violinen in Indien finden sich im Palast Tipu Sultans (1750-99), der mit Frankreich verbündet und auch sonst an europäischer Technik interessiert war. Wichtige südindische Violinisten sind Kunnakudi Vaidyanathan (1935 - 2008), Mysore Manjunath, Ganesh und Kumaresh und viele mehr.
Jazz, Crossover
Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im Tango-Orchester ebenso wie in „Zigeuner“-Kapellen oder in manchen Jazz-Formationen (Stéphane Grappelli, Joe Venuti, Didier Lockwood). Viele moderne Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte (Nigel Kennedy, Anne-Sophie Mutter). Darüber hinaus kann man die Geige auch in Bands finden, die sich stilistisch in den Richtungen Mittelalterrock oder Folk Metal bzw. Folk-Rock bewegen. Hier wären Flogging Molly, Fiddler’s Green, Letzte Instanz, Volkstrott, Subway To Sally, Schandmaul und Skyclad anzuführen. Der Gebrauch der Geige leitet sich hier aus dem Hintergrund der Verwendung in der traditionellen Musik ab. In der übrigen U-Musik wird die Geige eher selten als Solo-Instrument eingesetzt. Man verwendet hier jedoch gerne elektronisch erzeugte Streicherpassagen, um eine romantische Stimmung zu erzeugen.
Big Band
Selten wird eine Violine in einer Big Band gespielt. Durch Verwendung einer elektronischen Violine kann man die Violine gut in die Big Band integrieren. Dort kann sie sogar als Soloinstrument über die Bläserstimmen hinweg spielen. Durch Verwendung eines Verzerrers kann der Klang der Violine sehr gut variiert werden. Die Klangfarbe geht von „klassischem Klang“ bis hin zur Komplettverzerrung wie bei einer E-Gitarre.
Rock und Metal
Vereinzelt wird die Violine auch in der Rock- und Metalmusik verwendet. Beispiele dafür sind die Bands Yellowcard und Kansas aus dem Rockbereich sowie Turisas, Dornenreich oder My Dying Bride aus dem Metalbereich. Durch den Einsatz einer Violine bekommt die Musik einen eigenen Charakter und wird melodischer. Erstmalig wurde Ende der sechziger Jahre durch die Rockgruppe „East of Eden“ eine Violine als herausragendes Soloinstrument bei Rockmusik eingesetzt. Komponist: David Jack, Violin-Solist: Dave Arbus.
So dominiert auch bei der Musikerin Emilie Autumn die Violine im großen Stil. Sie bezeichnet ihre Musik selbst als Violindustrial.
Siehe auch
- Geigenbauer
- Liste von Geigenbauern
- Liste von Violinisten
- Violinkonzert
- Barockvioline
- Bogen (Streichinstrument)
- Brettgeige
- Pferdekopfgeige
- Strichart
- Streichinstrument
- Geigenzettel
- Strohgeige
- Sorbische Geige
Literatur
- Lothar Cremer: Physik der Geige, Hirzel Verlag Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0372-4. − Beschreibung: Standardwerk. Allerdings sehr theoretisch. Gehobene mathematische Kenntnisse erforderlich. Umfassende Darstellung der Geigenphysik und des Schrifttums bis 1981, 368 Seiten.
- N. V. Fletcher, T. D. Rossing: The Physics of Musical Instruments. Springer Verlag, New York 1991, ISBN 0-387-96947-0. − Beschreibung: Sehr gründliche Darstellung der Akustik der Musikinstrumente. Gute mathematische Einführung in die schwingenden Systeme. Einzeldarstellungen der verschiedenen Musikinstrumentengruppen. 620 Seiten, davon etwa 50 Seiten zum Thema Akustik der Geige.
- W. Güth: Einführung in die Akustik der Streichinstrumente. Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig 1995, ISBN 3-7776-0644-8. Beschreibung: Guter Einstieg in die Thematik, Forschungsergebnisse nur bis etwa 1980 berücksichtigt.
- E. Jansson: Acoustics for Violin and Guitar Makers − Beschreibung: Praxisnahe Einführung in die theoretischen Grundlagen und zahlreiche Anregung für die akustische Praxis der Geigenbauwerkstatt. Die rege Zusammenarbeit dieses Forschers mit Geigenbauern wird spürbar. Download unter: http://www.speech.kth.se/music/acviguit4/index.html
- Heike Prange: Die Violine - Bestandteile, Bau, Geschichte, Pflege, Spiel. Bärenreiter Verlag, Kassel 2005 (2.Auflage); ISBN 3-7618-1900-5
- Paul O. Apian-Bennewitz: Die Geige. Der Geigenbau und die Bogenverfertigung. Simon & Wahl, Egweil 1998, ISBN 3-923330-34-0 (Repr. d. Ausg. Weimar 1892)
- Otto Möckel: Geigenbaukunst, Nikol, 2005, ISBN 3-937872-09-4, 8. Aufl.
- Stefan Drees (Hrsg.): Lexikon der Violine, Laaber-Verlag, Laaber 2004, ISBN 978-3-89007-544-0
- Walter Kolneder: Das Buch der Violine. Bau, Geschichte, Spiel, Pädagogik, Komposition. Atlantis Musikbuchverlag, Zürich 2002 (6. Aufl.); ISBN 3-254-00147-8
- Eduard Melkus: Die Violine. Eine Einführung in die Geschichte der Violine und des Violinspiels, Schott, Mainz 2000 (3. Aufl.), ISBN 3-7957-2359-0
- Yehudi Menuhin, William Primrose: Violine und Viola (Yehudi Menuhins Musikführer), Edition Bergh im Ullstein, Frankfurt/M. 1993, ISBN 3-7163-0175-2
- Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule, Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-1238-8 (Faksimile)
- Hugo Pinksterboer: Pocket-Info Violine und Viola. Praktisch, klar und aktuell, Schott, Mainz 2003, ISBN 3-7957-5535-2
- Aufsatzsammlungen zur Akustik der Geige:
- Benchmark Papers in Acoustics / 5: „Musical Acoustics, Part I Violin Family Components“, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Dowden, Hutchinson & Ross, Inc.) 1975, ISBN 0-471-42540-0. Beschreibung: 27 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: Grundsätzliches zur Akustik der Geige; die gestrichene Saite; der Steg; der Stimmstock; Tonholz; Geigenlack. Zeitraum der Originalveröffentlichungen 1840 bis 1973, 478 Seiten. Vorwiegend englischsprachig.
- Research Papers in Violin Acoustics 1975-1993, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Acoustical Society of America) 1997, ISBN 1-56396-609-3. Beschreibung: 121 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: „350 Jahre Geigenforschung“, Schallabstrahlung, die gestrichene Saite, der Bogen, der Steg, der Stimmstock, der Bassbalken, der Saitenhalter. Eigenschwingungen der freien Geigenplatten, Eigenschwingungen des fertigen Instrumentes, Luftresonanzen, Interaktion von Saite, Holz und Luftresonanzen. Das Tonholz, der Geigenlack, Psychoakustische Forschung, die Catgut Acoustical Society, theoretische Akustik und Forschungsmethodik, Ausblick. Jedem Themengebiet ist eine Einführung durch die Herausgeberin vorangestellt. Zwei Bände, 1299 Seiten. Ausschließlich englischsprachig.
Einzelnachweise
- ↑ Meyers Kleines Lexikon Musik; BI Mannheim 1986; ISBN 3-411-02651-0
- ↑ Klaus Osse: Violine, Klangwerkzeug und Kunstgegenstand, Breitkopf und Haertel 1986