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„Visual Kei“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Cosplay.jpg|thumb|Jugendliche Visual-Kei-Fans beim Nachahmen des Stils der Gruppe [[Malice Mizer]] ([[Tokio]], 1998)]]
'''Visual Kei''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja-Hani|ヴィジュアル系}} ''vijuaru kei'' [{{IPA|biʑɯaɺɯ keː}}], in Fankreisen oft als '''VK''' abgekürzt) ist ein in [[Japan]] geprägter Sammelbegriff für optisch auffällige Musiker aus verschiedenen [[Musikrichtung]]en und die sie nachahmenden Fans.

In Japan gehören Visual-Kei-Musiker überwiegend der [[Independent]]-Musikszene an und haben innerhalb der Musikbranche eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. International hat sich Visual Kei jedoch zu einer der bekanntesten Erscheinungsformen der japanischen Populärmusik entwickelt.

== Begriffsdefinition ==
Die Bezeichnung setzt sich aus dem englischen Begriff ''visual'' (''visuell'', ''optisch'') und dem [[Kanji]]-Zeichen 系 ''kei'' (''System'', ''Herkunft'', ''Abstammung'', ''Clique'') zusammen.

Visual Kei ist gekennzeichnet durch das auffällige und ungewöhnliche Aussehen der Musiker. Die Musik kann keinem bestimmten Genre zugeordnet werden: Visual-Kei-Gruppen spielen u. a. [[Popmusik|Pop]], [[Rockmusik|Rock]] oder [[Metal]], wobei sich viele Bands nicht nur auf eine Musikrichtung beschränken.

== Ursprung und Geschichte ==
Anfang der 1980er-Jahre begannen einige japanische Rockmusiker, sich stilistisch und optisch an der westlichen Musikszene zu orientieren und sich außergewöhnlich zu kleiden und zu schminken. Einflüsse dafür stammten aus den Bereichen [[New Romantic]], [[Glam Rock]], [[Sleaze Rock]] sowie dem [[Gothic (Kultur)|Gothic]] der frühen 1980er-Jahre. Als Vorbilder dienten unter anderem Rockmusiker wie [[David Bowie]], [[Kiss (Band)|Kiss]] und [[Twisted Sister]] – die sich wiederum vom japanischen [[Kabuki]]-Theater und der [[Takarazuka Revue]] hatten inspirieren lassen –, sowie die modischen Aufmachungen von [[Visage (Band)|Visage]], [[Siouxsie and the Banshees]] und [[Alien Sex Fiend]].

Es ist unklar, welche japanischen Musiker zuerst im Visual-Kei-Stil auftraten. Als Vorläufer gilt allgemein die Band „X“ (später [[X Japan]]), auch wenn sich die Band diesem Stil nie zugehörig erklärt hat. Rasche Verbreitung fand Visual Kei dann während der 1990er-Jahre, als es Bands wie [[Luna Sea]] und [[Malice Mizer]] gelang, den Stil in Japan als eigenen Modetrend zu etablieren.

Viele Visual-Kei-Elemente wurden von jungen Fans aufgegriffen, die versuchen, ihren Idolen nachzueifern. Dies findet in Japan in der Freizeit statt, da das streng geregelte japanische Schul- und Arbeitsleben der Individualität, vor allem in Bezug auf das Aussehen (Frisur, Make-Up, Kleidung), nur wenig Spielraum lässt. Beliebte Visual-Kei-Vorbilder sind u. a. [[X Japan]], [[Malice Mizer]], [[Moi dix Mois]], [[D'espairsRay]] oder [[The Gazette]].

Seit Ende der 1990er-Jahre entstehen Visual-Kei-Bands u. a. auch in den [[USA]], [[Frankreich]] und [[Deutschland]].

Das erste Visual-Kei-Festival in Japan fand am 24. und 25. Oktober 2009 unter dem Titel „V-Rock Festival“ in der [[Makuhari Messe]] in [[Chiba]] statt. Dabei traten mehr als 50 Gruppen vor über 29.000 Fans aus 49 Ländern auf.<ref>[http://web-japan.org/trends/09_culture/pop100121.html ''"Visual" Bands Rock the World''], Web Japan, 21. Januar 2010</ref>

== Aussehen ==
Beim Visual Kei gibt es keine festen Regeln in Bezug auf Kleidung und Schminke. Die Musiker kombinieren verschiedenste modische Elemente wie Gothic und Punk, aber auch stilisierte Schuluniformen und Fantasiekostüme. Zudem wechseln die Bands ihre Stile und Outfits oft in kurzen Abständen.

In den Anfängen zeichnete sich Visual Kei vor allem durch auffällige Frisuren oder Perücken, grelles Make-Up und exotische Kleidung aus - ein Zurückgreifen auf traditionelle japanische Kunst wie das [[Kabuki]]-Theater, in dem alle Rollen von Männern gespielt werden. Heutzutage werden die Haare meist lang oder halblang getragen und verdecken einen Teil des Gesichts, nicht selten hat jedes Bandmitglied eine andere Haarfarbe. Die Augen werden schwarz umrandet, oft werden auch [[Kontaktlinsen]] verwendet, die die Augenfarbe verändern.

Populär ist das Anknüpfen an Gothic und Punk. Die schwarze Farbe dominiert, häufig wird Latex und Leder eingesetzt. Zugehörige Accessoires sind beispielsweise Korsetts, Gürtel, Schuhe mit hohen Absätzen ([[Plateauschuh]]e) und Hosenbeine, die kein integraler Teil der Hose sind. Auch [[Barock]]- und [[Rokoko]]-artige Kleider kommen vor, eines der bekanntesten Beispiele dafür war die Band [[Malice Mizer]].

Eine Weiterentwicklung von Visual Kei ist [[Oshare Kei]] (''oshare'' bedeutet ''hübsch, süß, modisch''). Vertreter dieses Stils geben sich möglichst niedlich und tragen viele bunte Accessoires wie Schleifen, Schmucksteine, Klammern und Armbänder. Bei der Kleidung (meist kurze Hosen und bauchfreie Hemden) dominieren helle Farben, auch das Make-Up ist bunt und hell.

Die [[Lolita-Mode]], die durch den Visual-Kei-Musiker [[Mana (Musiker)|Mana]] bekannt wurde, entstammt nicht dem Visual Kei und ist diesem auch nicht zugehörig, sondern stellt eine eigene Modeerscheinung dar.

== Debatten zur Zuordnung ==
=== Allgemein ===
In westlichen Ländern wird den meist männlichen, oft [[Androgynie|androgyn]] auftretenden japanischen Visual-Kei-Musikern häufig [[Homosexualität]] oder [[Transgender]]-Sein unterstellt. Der Gebrauch von Lippenstift, Haarstyling und weiblicher Kleidung erklärt sich jedoch einerseits aus fernöstlichen Schönheitsidealen und [[Kabuki]]-Traditionen und andererseits aus dem Bestreben, durch die Übersteigerung solcher Traditionen aufzufallen oder zu schockieren.

=== Visual Kei und Gothic ===
Die Übernahme von modischen Elementen der Gothic-Szene führt außerdem zu der oft geäußerten Ansicht, Visual Kei stelle eine Spezialform der [[Gothic (Kultur)|Gothic]]-Bewegung dar. Dagegen spricht jedoch vor allem der fehlende Bezug vieler Visual-Kei-Musiker zur [[Gothic Rock|Gothic-Musik]] sowie die häufige Verwendung greller Haar- und Kleiderfarben, die für das Gothic-Umfeld unüblich sind.

Bei Visual Kei handelt es sich im Gegensatz zur Gothic-Subkultur um ein rein äußerliches Erscheinungsbild, nicht um ein Musikgenre. Zudem grenzt sich die Gothic-Kultur in Japan gegenüber der Visual-Kei-Szene deutlich ab.<ref>Peter Matzke, Tobias Seeliger: ''Gothic! – Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher'', 2000, S. 143</ref>

== Visual-Kei-Szene im Westen ==
Ursprünglich in den 1990er-Jahren in Japan entstanden und im eigenen Land eine Randerscheinung, findet die Visual-Kei-Szene etwa seit dem Jahr 2000 weltweit zunehmend Anhänger. Mittlerweile wird sie auch in Musik- und Jugendzeitschriften vermarktet.

Die westliche Visual-Kei-Szene besteht zum großen Teil aus jungen Frauen, die überwiegend über [[Manga]], [[Anime]] und japanische Populärmusik ([[J-Pop]], [[J-Rock]]) mit der Szene in Kontakt kommen. Hauptmedium ist dabei das Internet. Deutschsprachige Anhänger der Szene bezeichnen sich selbst als „Visuals“ oder „Visus“.

=== Aussehen ===
Oft wird dem Outfit der jeweiligen Lieblingsband nachgeeifert. Die Kleidung ist meist selbst genäht und zusammengestellt, was sehr zeit- und kostenintensiv sein kann. Dazu kommen häufig auch Applikationen wie Sicherheitsnadeln, Aufnäher und Buttons, Haaraccessoires, Lack und Leder, bunte Kontaktlinsen, Extremfrisuren, bunte Knöpfe und Haarspangen sowie viel Schminke.

Aufgrund von teilweise ähnlichen Accessoires und Haarstylings können Visus mit [[Emo]]s verwechselt werden.

=== Treffen ===
Die wichtigste öffentliche Aktivität der Szenemitglieder ist der Besuch von Visual-Kei-Treffen („ViT“), seltener auch von [[Anime-Convention]]s. Bei solchen Gelegenheiten veranstalten sie u. a. Outfit-Wettbewerbe, Fotoshootings und gegenseitige Eintragungen in Freundesbücher ([[Con-Hon]]s).

Im Gegensatz zu Anime-Conventions, die oft überregionale, teilweise auch kommerziell organisierte Treffen von Manga- und Anime-Fans sind, sind Visual-Treffen privat organisiert und lokal begrenzt. Eines der größten Visual-Treffen im deutschsprachigen Raum ist das „Kölner Visual-Treffen“ (KöViT) mit mehr als 300 Besuchern.

== Japanische VK-Bands und -Solokünstler (Auswahl) ==
{| width="100%"
| width="34%" valign="top" |
* [[Alice Nine]]
* [[An Cafe]]
* [[Ayabie]]
* [[Blood (japanische Band)|BLOOD]]
* [[D'espairsRay]]
* [[Dir en grey]]
* [[Dio - Distraught Overlord]] (2010 aufgelöst)
* [[Due'le quartz]] (2002 aufgelöst)
* [[Gackt]]
* [[the Gazette]]
* [[Girugämesh]]
* [[Kagerou (Band)|Kagerou]] (2006 aufgelöst)
* [[Kana (Sängerin)|Kana]]
* [[Lareine]] (2006 aufgelöst)
* [[Luna Sea]] (2000 aufgelöst)
| width="34%" valign="top" |
* [[Madeth gray'll]] (2001 aufgelöst)
* [[Malice Mizer]] (2001 aufgelöst)
* [[Mana (Musiker)|Mana]]
* [[Metronome (Band)|Metronome]]
* [[Mirage (Band)|MIRAGE]] (2000 aufgelöst)
* [[Miyavi]]
* [[Moi dix Mois]]
* [[Mucc]]
* [[Nightmare (Japanische Band)|Nightmare]]
* [[Psycho le Cému]] (2006 aufgelöst)
* [[Sadie (Band)|Sadie]]
* [[Schwarz Stein]] (2003 aufgelöst)
* [[The Gazette]]
* [[X Japan]] (1997 aufgelöst, 2007/08 wiedervereinigt)
|}

== Siehe auch ==
* [[J-Pop]]
* [[J-Rock]]
* [[Oshare Kei]]

== Literatur ==
* Marco Höhn (2008): ''Visual kei: Vom Wandel einer ‚japanischen Jugendkultur‘ zu einer translokalen Medienkultur.'' In: Tanja Thomas (Hg.): ''Medienkultur und soziales Handeln.'' Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 193-207

== Weblinks ==
* [http://www.visual-shock.de.vu/ Deutscher VK-Fanclub ''Visual Shock'']
* [http://www.germanrock.de/navigation/stil/visual.htm Deutsche VK-Gruppen bei germanrock.de]
* [http://www.nipponproject.com/ Nippon Project] (Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch)
* [http://www.jmignited.com/ J-Music Ignited] (Englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Japanische Musik]]
[[Kategorie:Japanische Kultur]]
[[Kategorie:Jugendkultur]]

[[bar:Visual Kei]]
[[ca:Visual Kei]]
[[cs:Visual-kei]]
[[da:Visual kei]]
[[en:Visual kei]]
[[eo:Visual Kei]]
[[es:Visual kei]]
[[et:Visual kei]]
[[fi:Visual kei]]
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[[ko:비주얼계]]
[[lb:Visual Kei]]
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[[pl:Visual kei]]
[[pt:Visual kei]]
[[ru:Visual Kei]]
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[[sv:Visual kei]]
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[[uk:Visual Kei]]
[[zh:視覺系]]

Version vom 3. März 2010, 22:34 Uhr